Kapitel zehn: Shopping mit James

Der nächste Morgen war reine Nervensache. Als ich aufwachte, standen schon Savannah und Cameron um mein Bett herum. Oh nein, ich bin doch gerade erst aufgewacht. Wieso muss ich mich jetzt den Fragen des Gerichts stellen?

„Guten Morgen, Lily", sagten Sav und Cam.

„Morgen", brummte ich.

Die Beiden sahen mich fragwürdig an.

„Was?", fragte ich.

„Nun ja, wie kannst du beweisen, dass James und du, ihr euch nur einer Kissenschlacht hingegeben habt? Denk dran, Sirius Black hat eine Aussage gegen dich", sprach Cam.

„Hohes Gericht, fragt James Potter selber. Der wird die Kissenschlacht bestätigen."

„Seid Ihr sicher, Angeklagte, dass Ihr ihn nicht zum Lügen bezahlt habt?"

„Nein! Gott, er würde doch nie Geld von mir annehmen und tja, gute Freunde haben keinen Sex miteinander."

„Gute Freunde? Du und James seid gute Freunde?", fragte Sav.

„Was dagegen?", stellte ich die Gegenfrage.

„Nein, ich freue mich und bin erstaunt, schließlich hast du sechs Jahre an ihm gemeckert und auf einmal versteht ihr euch so super", meinte Cam.

„Ob da nicht was folgt?", fragte Sav.

„Nein", sagte ich konsequent.

„Sicher?"

„Klappe!", meinte ich und drehte mich auf die andere Seite. Die Beiden zogen meine Decke weg und Kälte strömte auf mich ein. Na wartet! Ich stürmte zu Savannahs Bett, klaute ihr Kissen und fand darunter einen Brief.

„Ein Brief?", fragte ich Sav, welche gleich rot anlief.

„Von wem der wohl ist?", fragte Cam.

„Der ist von meinem Schatz", sagte Sav.

„Darf ich?", fragte ich.

„Sicher", antwortete Sav, war aber nicht so zufrieden damit, dass ich ihn gefunden hatte.

Ich faltete das Papier auseinander.

Liebste Savannah,

die letzte Zeit mit dir war die schönste Zeit meines Lebens.

Jeden Morgen, wenn ich die Augen aufmache, denke ich an dich

und weiß, dass der bevorstehende Tag ein guter sein wird, weil ich dich,

das kostbarste Juwel meines Herzens sehen kann. Wenn ich dann endlich in deine

Augen sehen kann, dann sehe ich in eine Seele, die so wunderbar ist, dass ich sie eigentlich nicht verdient habe. Doch wenn nicht ich wer denn dann? Wenn ich mit dir zusammen bin und deinen Erzählungen zuhöre, dann höre ich deine wunderschöne Stimme und all die intelligenten Worte, die du mit ihr bildest. Wenn uns ein Kuss verbindet, dann ist es so, als ob ich in den Himmel steigen würde, da ich an der Seite eines wahren Engels bin. Eigentlich will ich dir damit nur einen Satz sagen: Savannah, ich liebe dich über alles. Für dich gab ich meine Vergangenheit auf und mit dir möchte ich die Zukunft teilen. Ich liebe dich und das wird immer so bleiben.

Dein Sirius

Ich konnte es nicht fassen. Black schreibt einen Liebesbrief. Nicht, dass ich es ihm nicht zugetraut hätte, aber so romantisch. Das Beste war, dass er seiner wilden Vergangenheit den Rücken zugekehrt hatte. Er ist endlich erwachsen geworden. Vielleicht auch ein Neuanfang für die Beziehung zu den besten Freundinnen seiner großen Liebe. Ich war überzeugt, dass wir uns nun, da ich meine Denkweise über ihn geändert hatte, besser verstehen würden.

Ich konnte es kaum erwarten, es ihm zu sagen und lief direkt in Slip und Top in den Gemeinschaftsraum. Da saß er mit James Potter und hatte einen irritierten Blick drauf, als ich zu ihm stürmte und ihn umarmte.

„Woah Lily, was ist denn mit dir los?", fragte er.

„Ach weißt du, es tut mir alles Leid. Ich habe deine Beziehung zu Savannah nie als ernst angesehen und nun merke ich erst, dass du total nett bist und ich will dir sagen, dass Sav und du, ihr meinen Segen habt." Ich lächelte.

„Dass ich das mal richtig verstehe: Du rennst halbnackt in den Gemeinschaftsraum, um mir zu sagen, dass du Sav und mir den Segen gibst?"

„Jawohl."

„Okay, das freut mich. Aber wie kam es zur Sinneswandlung? Du hattest immer was gegen mich und auf einmal fällst du mir um den Hals!"

„Der Brief", sagte ich leise.

„Der Brief?"

„Yup, ich hab ihn bei Sav gefunden und im Endeffekt ist es doch gut, denn nun kenn ich dein wahres Ich und weiß, dass Sav nicht nur ein Spielball für dich ist."

„Gut, dass wir das geklärt haben", meinte Sirius und ging irritiert in seinen Schlafsaal.

„Wird dir nicht kalt?", fragte James Potter.

„Langsam schon, ich gehe dann mal wieder hoch", sagte ich und verschwand. Oh Gott, was für ein peinlicher Auftritt. Etwa ein Achtel der Schülerschaft von Gryffindor hat mich an diesem Morgen nur in Unterwäsche gesehen. Doch es hat sich gelohnt, denn wieder war ein Problem aus der Welt geschafft und das sollte doch etwas bedeuten. Zum Glück verkniffen sich meine Mitschüler irgendwelche Kommentare, doch ich wurde trotzdem rot wie eine Tomate.

Die folgende Zeit verging und die Verabredung mit Potter…äh James rückte näher. Savannah und Cameron interpretierten in das neue Benehmen natürlich wieder jede Menge rein, aber das war mir egal, denn James war nett und basta! Ich kann mich doch mit ihm unterhalten, schließlich gehe ich mit ihm zum Ball!

Am Samstag unserer Verabredung stand er pünktlich im Gemeinschaftsraum und wir gingen zusammen nach Hogsmeade. Ich hakte mich bei ihm unter und die Leute um uns herum tuschelten schon. Leute, wenn ihr einen Hund und ne Katzer nebeneinander gehen seht, heißt das doch nicht, dass der Hund die Katze besteigt! Lasst doch mal die doofen Blicke und das Gebrabbel! Ist doch eh alles Humbug, was ihr euch da einbildet!

Dann kamen wir endlich an und ich zog James (Ja, ich hab's gelernt!) an der Hand in einen Zigarettenladen, um Tabak zu kaufen. Schließlich stand die Ferienzeit vor der Tür und da raucht man bekanntlich mehr. (A/N: Ich zumindest.)

In einem nächsten Laden an der Ecke fand ich einen wunderschönen Traumfänger und kaufte ihn Savannah. Die stand auf solchen Quatsch, während ich mir nur an die Stirn fasste. Aber was tut man nicht für seine Lieben?

Dann zog mich James zu einem Trendladen und kaufte für seine Freunde und seine Familie Geschenke ein. Seine Eltern bekamen so eine Art Bilderrahmen, der die Widmung ‚Die besten Eltern der Welt' enthielt und ein Lied abspielen konnte. Zudem kaufte James ihnen noch eine neue Ausgabe der Dan-Brown- Reihe, die nicht nur bei Muggeln sehr beleibt war.

Für Sirius besorgte er irgend so einen Fanartikel und Remus bekam von ihm ein Buch. Leseratten muss an Weihnachten schließlich etwas geboten werden.

Ich lag jetzt im Rückstand und kaufte für Cameron eine moderne Vase, die sie sich schon immer gewünscht hatte. Sie steht auf die moderne Kunst und schwärmt ständig von irgendwelchen Künstlern, deren Namen ich noch nie gehört hatte.

In einem Antik-Laden kaufte ich eine tolle Schale, die bestimmt schon über 50 Jahre alt war. Meine Eltern würden sich bestimmt freuen, denn sie sammelten Gegenstände aus allen Epochen der Geschichte.

Meine Schwester wurde mit duftender Seife abgefertigt. Diese Zicke konnte mich eigentlich mal, aber es würde blöd wirken, wenn ich ihr nichts schenken würde. Zumindest war das nicht teuer.

Dann trennten James und ich uns für eine halbe Stunde, um uns gegenseitig ein Geschenk zu kaufen. Das hatten wir so abgemacht. Mal sehen, was da rauskommen würde. Ich brauchte etwas passendes, egal wie teuer.

Ich überlegte und überlegte, hatte schon ein Buch in den Händen. Doch das war nichts Besonderes. Quidditch? Nee, hat er ja schon alles. Vielleicht was mit Rauchen? Nein! Gott, das war ja schwieriger als gedacht.

Plötzlich entdeckte ich das perfekte Geschenk in der Auslage eines Schmuckgeschäftes. Sie musste es einfach sein. Sie war so sportlich, so sexy und so perfekt. Ich kaufte sie und gab dafür ne Menge Geld aus. Aber es musste einfach diese Uhr von Tommy Hilfiger für James sein. Sie war silbern und sehr, sehr elegant. Das würde sein Outfit auf dem Weihnachtsball noch einen zusätzlichen Touch geben.

Ich war nun fertig mit den Geschenken und schlenderte gemütlich zum Treffpunkt. Dort paffte ich eine und dann kam auch James.

„Das ist das erste Mal, dass du auf mich wartest", stellte er fest.

„So viel Schnelligkeit hast du mir wohl nicht zugetraut!" Ich lächelte.

„Nein, Frauen brauchen doch bekanntlich stundenlang, bis sie sich entschieden haben, das Paar Schuhe doch nicht zu kaufen."

„Dass du dich solcher Klischees bedienst!" Ich baute mich vor ihm auf und unterdrückte das Lachen.

„Na ja, Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel", sagte er.

Wir lachten und betraten dann gemeinsam den Klamottenladen, der vor unseren Nasen lag. Als wir eintraten, war ich baff. Die Klamotten erinnerten an teure Designerware. Ich wusste, dass ich gleich albern werden würde, aber James war auch nicht besser. Ich schaute zu ihm, wir zählten von eins bis drei und drehten dann durch. James probierte einen roten Anzug an und legte eine bescheuerte Tanzchoreografie hin, etwa wie John Travolta in Grease. Ich marschierte im Marilyn Monroe-Dress aus der Kabine und sang „Diamonds are a girl's best friend". Dann ging James zurück in die Kabine und kam als Will Smith wieder raus. Er sang „Men in Black" und tanzte auch so. Ich zog daraufhin ein Kleid an, das aussah wie eines von Madonna, und sang „Like a virgin". Wir hatten so einen riesigen Spaß, ach wenn alle anderen Leute in dem Laden dachten, dass wir frisch aus der Klapse ausgebrochen sind und nun eine bahnbrechende Flucht vor uns hatten.

Dann trat James erneut aus der Kabine und mir blieb der Atem stocken. Er sah einfach wundervoll aus in seinem schwarzen Anzug mit weißem Hemd ohne Schlips und ohne Fliege, die oberen beiden Knöpfe geöffnet. Wow! Bitte kneift mich, sonst kippe ich gleich um. Die Klamotten unterstützten seine besondere Aura.

„Du siehst toll aus", sagte ich zu ihm.

„Du auch", meinte er zu mir. Ich sollte mal meine Kleidung beschreiben. Ich trug ein rotes langes Kleid, das unten ausgestellt war. Dazu hatte ich schwarze Handschuhe an.

Wir sahen insgesamt aus wie zwei Hollywoodstars auf dem Weg zur Oscar-Verleihung, sagte die Verkäuferin zu uns und ich konnte den Blick nicht von James lassen.

„Ich glaube der Titel vom Ballkönig ist dir sicher", sagte ich.

„Und du bist die perfekte Ballkönigin", sagte James.

„Was sagen sie nun?", fragte die Verkäuferin.

„Gekauft!", rief James durch den ganzen Laden.

Ich musste wieder lachen und wir gingen zurück in die Umkleiden, um die Klamotten zu wechseln. Wir suchten uns noch schnell die passenden Schuhe aus und bezahlten. Dann war es Zeit, mit unseren ganzen Tüten zurück zum Schloss zu gehen.

„Du wirst die schönste Königin sein, die Hogwarts je erlebt hat", sagte James.

„Und du bist wohl der attraktivste Ballkönig", meinte ich.

„Lily, ich möchte dir noch was sagen."

„Warte, ich möchte zuerst. Also die letzte Zeit mit dir war einfach wunderbar und ich genieße echt jede Minute, die wir miteinander verbringen. Ich finde es super, dass wir nun beste Freunde sind und uns nicht mehr angiften. Und wir werden immer beste Freunde bleiben, oder?"

„Sicher", sagte James.

„Was wolltest du mir sagen?"

„Hab ich vergessen."

Wir betraten das Schloss. Als ich ins Zimmer kam, fischten die Mädels mein Ballkleid aus der Tüte und betrachteten es entzückt. Sie bequasselten mich eine halbe Stunde dazu und ich schaltete mal auf Durchzug. Irgendwann wurde mir das zu viel. Ich scheuchte sie kurz nach draußen, um die Weihnachtsgeschenke zu verstecken und als wir wieder zusammen waren, besprachen wir noch weitere wichtige Dinge wie Weihnachtskarten, die wir an unsere Eltern schicken mussten. Doch von dem Thema wichen wir wieder ab und kamen bald wieder zu unserem Lieblingsthema: Der Weihnachtsball und die Begleitungen.