Kapitel 15: Zeit zu zweit
Ich bin's wieder, die Lily!
Weihnachten ging schneller vorbei, als ich gedacht hatte. Na ja, man muss auch sagen, dass wir uns alle den ersten Weihnachtstag über vom Ball ausruhen mussten. Am zweiten Weihnachtstag lief eigentlich nichts. Wir waren etwas draußen und veranstalteten eine Schneeballschlacht, aber eine richtig große. Die Hufflepuffs gegen die Gryffindors. Na wieso denn auch nicht? Das war am Morgen. Am Nachmittag saßen wir alle im Gemeinschaftsraum und betätigten uns individuell. Ich hörte Musik, Cam zeichnete und Sav und Sirius waren mal wieder beim Knutschen. James las einen Brief und Remus versuchte seine Hausaufgaben in Alte Runen zu lösen. Ich, die das Fach auch belegt hatte, beschwerte mich.
„Ach Mann, Remus, es ist Weihnachten und du machst Hausaufgaben!", ergriff ich das Wort.
„Ja fällt dir was Besseres ein, Lily?", fragte er.
„Lily, hör dir das mal an!", unterbrach James unser Gespräch.
„Was ist denn?"
„Meine Eltern laden mich mit Begleitung zu Silvester in unser Haus ein."
„Ja und?"
„Hast du Lust mitzukommen?" Auf meinem Gesicht erschien ein Lächeln.
„Na klar! Können die Anderen auch mit?", fragte ich.
„Ich weiß nicht. Ist das nicht etwas komisch, wenn ich mit einer Riesenbande zu Hause ankomme?", fragte er.
„Stimmt", meinte ich.
„Ach, das ist doch nicht nötig. Fahrt ihr mal!", sagte Cameron.
„Und ihr habt nichts dagegen?", fragte ich.
„Iwo", meinte Savannah. „Hier ist doch eh nicht viel los!"
„Da hast du auch wieder Recht", sagte ich.
„Also gehen wir auf die Silvesterparty?", fragte James.
„Klar! Wenn's uns nicht gefällt, können wir immer noch nach Hogsmeade apparieren, oder?", schlug ich vor.
„Oh, das wird dir sicher gefallen", sagte James.
Am nächsten Tag packten wir unsere Koffer und verließen unsere Freunde nach einem riesigen Abschied. Wir wanderten nach Hogsmeade durch den Schnee und keine fünf Minuten später nach unserer Ankunft befanden wir uns auf dem Grundstück des Potter-Hauses. Ich musste ja staunen. Die hatten ja nicht wenig Grundstück und das Haus war auch nicht gerade klein. Genannt wurde das Ding Godric's Hollow, irgendwie weil die von Godric Gryffindor abstammen. Ich hab da nicht so zugehört, das ging bei einem Ohr rein und bei anderen wieder raus.
Als wir die Tür erreichten, wurde sie von einer Frau geöffnet, die Ähnlichkeit mit der älteren Audrey Hepburn hatte.
„Guten Tag, ich bin Hélène Cathérine Potter, James Mutter." Sie streckte mir freundlich die Hand entgegen.
„Lily Marie Evans", sagte ich schüchtern und wir schüttelten unsere Hände.
„Hall, ich bin James Maurice Potter und bin dein Sohn", sagte James frech.
„Als wenn ich das nicht wüsste!", sagte seine Mutter und haute mit der Faust gegen seine Schulter. „Tretet ein!"
Ich ging ins Haus und staunte nicht schlecht. Man denkt bei diesen alten Häusern doch oft, dass sie mit Antik-Kram voll gestopft sind, aber das hier war ja ein futuristischer Palast mit modernen Möbeln.
Ein junges Paar kam die Treppe herunter. Sie schienen nicht älter als zwanzig zu sein. Sie hatten freundliche Gesichter und lächelten mich gleich an.
„Wenn ich vorstellen darf, das ist Julie, meine große Schwester." Schwester passte schon, sie hatte ähnliche Haare wie James und die gleichen Gesichtszüge.
„Hallo, ich bin Lily Evans", sagte ich und schüttelte ihre Hand.
„Und der reizende Herr neben ihr ist ihr Freund Mark."
„Hi Mark", sagte ich und schüttelte auch seine Hand.
„Was ist denn hier los?", fragte ein Herr, der in die Halle trat.
„Ah, Dad!", sagte James. „Das ist meine Freundin Lily."
„Hallo Mr. Potter", sagte ich und lächelte.
„So, da du nun meine Familie kennst, schlage ich vor, dass wir erstmal unsere Koffer auspacken gehen und dann könnt ihr euch ja noch später unterhalten."
„Okay", sagte ich und ging mit James die Treppe hoch und dann einen Flur entlang.
Dann blieben wir vor einer Tür stehen.
„Das ist das Gästezimmer", sagte er und öffnete die Tür. Also nicht schlecht, dachte ich. Es sah aus wie ein modernes Hotelzimmer, nur von der Fläche war es etwas größer und das Bett war luxuriöser.
„So, das ist dein Reich für die nächsten Tage", sagte James.
„Danke", meinte ich.
„Wofür?"
„Für alles."
Ich wollte anfangen, einige Sachen aus meinem Koffer, doch James winkte einmal mit seinem Zauberstab und schon lag alles ordentlich im Schrank. Tja, auf die Idee biste mal wieder nicht gekommen, Lily!
„Ich dachte, so geht's schneller!", meinte er.
„Angeber!", sagte ich.
„Nänänänänänänä."
Ich lachte und James nahm mich an der Hand, um mir sein Zimmer zu zeigen. Es lag direkt am anderen Ende des langen, langen Flures, doch als ich eintrat war der lange Weg vergessen. Also man stellt sich das vor wie ein Zimmer mit Galerie. Im unteren Teil standen eine riesige Couch, ein Fernseher und weitere Hi-Tech- Geräte. Eine Tür führte in seinen Kleiderschrank, doch ich wollte mal nicht reinschauen, wie unordentlich mein Freund war. Eine Wendeltreppe führte in die Galerie, die nicht so groß war wie das untere Zimmer, aber immer noch groß genug für das Designerbett. Oben in der Decke waren hunderte von kleinen Lämpchen, sodass es aussah wie ein Sternenhimmel.
Nachdem mir James noch das restliche Haus gezeigt hatte, gingen wir nach draußen und spazierten im Garten (oder soll ich Park sagen?) entlang.
„Ich liebe dich, Lily", sagte er.
„Ich dich auch."
„Vielleicht ist es doch besser, dass wir die Anderen nicht mitgenommen haben", sagte er. „So können wir die Zeit zu zweit genießen und tun was wir wollen, ohne uns jeden Tag Fragen zu unterziehen. Vielleicht lernen wir uns auch noch besser kennen, Lily."
„Du hast Recht."
„Ich habe immer Recht!" Aha! Werden wir jetzt etwa übermütig? Na warte!
Ich nahm eine Handvoll Schnee und warf sie ihm direkt ins Gesicht. Er rieb sich das aus dem Gesicht und schaute mich dann herausfordernd an. Oh nein! Ich fing an zu laufen, denn er verfolgte mich und bewarf mich mit Schneebällen. Dann kam James Familie dazu und ich kämpfte mit James Vater gegen James und seine Mutter. Seine Schwester und ihr Freund waren Schiedsrichter. So konnten wir uns auch alle besser kennen lernen und das Eis war gebrochen.
Den nächsten Tag verbrachen James und ich ganz alleine. Wir fuhren mit James Ferrari (Yeah!) in die nächstgelegene Stadt und gingen für die Silvesterparty einkaufen. Langsam wurde es dunkle, da kam James auf die Idee, Eislaufen zu gehen. Gesagt, getan. Wir liehen uns Schlittschuhe uns tanzten unter dem Mondschein über das Eis. Wir schlitterten aufeinander zu oder liefen Hand in Hand nebeneinander. Ich zeigte ihm einige Sprüng und er war ziemlich erstaunt. Habe ich es noch nicht erzählt? Bis zu meinem elften Lebensjahr machte ich Eiskunstlaufen und jeden Winter übte ich die Sprünge. Als ich fertig war, küssten wir uns, war ja klar. Ach wie romantisch!
Doch auch die schönste Zeit auf dem Eis geht mal zu Ende und wir mussten wieder zurückfahren, besser gesagt: ich saß hinterm Steuer. Hähähähä! Hui! Das war vielleicht geil! Ziemlich mutig von James mir das Auto anzuvertrauen, aber ich sollte das mal nicht so laut sagen, denn sonst darf ich nie wieder ne Spritztour mit der Karre machen.
Auch die nächsten Tage waren für uns Beide bestimmt. Wir wachten jeden Morgen gemeinsam auf. Die Gästezimmersache hatte sich nach einer Nacht erledigt. Was wollt ihr hören? Wart ihr noch nie frisch verleibt? Da kann man nun mal nicht voneinander lassen! Na ja, jedenfalls standen wir auf, aßen was und danach gingen wir entweder wieder nach oben (Ja aber nicht nur für das, was ihr hier die ganze Zeit denkt! So oft kann doch keiner!) oder wir unternahmen was.
Die Tage verliefen schnell und ich wunderte mich, dass es schon der Abend des 30. Dezembers war. Huch! Was für ein turbulentes Jahr. Die Zeit verging aber auch rapide! Was soll's!
Wenn ich das Jahr noch einmal Revue passieren lasse, dann weiß ich ganz genau, was der glücklichste Moment in meinem Leben war, das war nämlich nicht mein großer Auftritt zu Halloween, obwohl der ja auch nicht schlecht war, sondern der Abend des 24. Dezember am See. Unser erster Kuss und der Ballast, der von mir fiel. Na ratet mal was der größte Fehler dieses Jahr war: Kayne. Aber ich verschwende jetzt keinen Gedanken an den Arsch, sonst bekomme ich noch Lust, nach Hogwarts zurück zu apparieren, um ihm in die Fresse zu hauen. Tja, darauf rauchten James und ich erstmal eine. Ob wir uns das abgewöhnen sollten? Nee! Die Prüfungen kommen ja im Spätfrühjahr, da braucht man Zigaretten, um die Nerven zu beruhigen.
Doch erstmal zählte nur unsere Beziehung, die ich so lange vor uns her geschoben habe. Tja, lieber ne späte Erkenntnis als gar keine.
Aber nun freute ich mich aufs neue Jahr, denn das ist die Möglichkeit, viele Dinge neu zu gestalten.
Eine bessere Zeit konnte beginnen!
