Kapitel 16: The same procedure as every year
Es war der 31. Dezember und in der kommenden Nacht würden wir alle ein neues Jahr beginnen.
Der Morgen verlief ganz gut. James Mutter, die darauf bestand, dass ich sie Hélène nannte und nicht Mrs. Potter, fragte mich, ob ich nicht mit ihr das Haus schmücken wollte und ich sagte natürlich ja. Wir hingen Girlanden und Luftballons auf und verteilten Papierschlangen wo es nur ging. Der Höhepunkt war aber das Konfetti, das wir auf dem Fußboden verteilten. Das Haus war nicht wieder zu erkennen. Wir befanden uns nicht mehr in einem futuristischen Palast, sondern in einer Party-Höhle.
„He Lily, kann ich dich in was einweihen?", fragte Hélène.
„Klar", sagte ich. Was konnte das denn nur sein?
„Also: jedes Jahr gehen wir zu Silvester ins Theater und lassen uns berieseln. James kommt nie mit, denn er steht nicht so auf Schauspiel. Bitte frag ihn nicht, sonst rastet er aus!"
„Okay Hélène, ich merk's mir!"
„Gut. Sophie ist auch nicht so begeistert vom Theater, wir nehmen Mark deswegen immer alleine mit."
„Alles klar."
James und Theaterfeind? Ich konnte es nicht glauben, er liebte doch den großen Auftritt, na ja vielleicht ist ihm mal was ganz Peinliches bei einem Auftritt passiert, wer weiß? Seine Schwester kennt vielleicht ähnliche Ereignisse. Ich beschloss, darüber nicht mehr weiter nachzudenken und schmückte mit Hélène weiter.
Am Nachmittag machten wir uns fertig für den Theaterbesuch, nur James und Sophie blieben zu Hause und hockten vor dem Fernseher. Denen entgeht was, denn ich bin voll der Theater-Fan. Wenn Cammy das alles mitkriegen würde! Sie ist auch so für die Bühne zu haben und wäre ganz schön glücklich hier. Na ja, sie verbringt Silvester ja mit den Anderen, also mal ganz locker bleiben, Lily!
Um 17 Uhr fuhren wir los. James Eltern apparierten und Mark und ich fuhren in James Auto (Hähähä!) zum Theater. Besser gesagt, ich fuhr und Mark zerbrach sich den Kopf darüber, wie er mir den Weg zum Theater am besten beschreiben konnte. Mit viel Mühe und Not und einigen Rutschpartien mit der Karre kamen wir endlich vor dem Theater an und sahen James Eltern, die uns zuwinkten.
„Na? Schön gefahren?", fragte James Vater Benjamin.
„Klar!", freute ich mich.
„Wollen wir dann?", fragte Mark.
„Ähm, was sehen wir eigentlich?", fragte ich.
„Überraschung!", meinten die drei. Gut! So genau wollte ich es nicht wissen! Weg mit dem Sarkasmus, Lily! Das sind schließlich ganz nette Leute.
Wir nahmen Platz und ich setzte mich zwischen James Mutter und Mark. Dann ging das Licht aus und der Vorhang öffnete sich. Man konnte ein großes Zimmer erkennen. In der Mitte stand ein Tisch mit fünf Stühlen, zur rechten Seite befand sich eine Treppe. An der linken Seite des Tisches konnte man eine Bar erkennen und zwischen Bar und Tisch lag ein Eisbärenfell. Na? Erkannt? Sie spielten doch tatsächlich ‚Dinner for one', den absoluten Silvesterklassiker. Schade, dass James und Sophie nicht da waren.
Plötzlich kam ein junger Mann in die Szene. Er hatte ein Butlerkostüm an und…nein! Das konnte doch nicht sein. Ich hatte James vor mir auf der Bühne als James, der Butler! Moment mal, dann war Sophie ja Miss Sophie, die da gerade die Treppe runter schritt. Oh mein Gott, was für eine Überraschung!
Hélène wandte sich mir zu: „Na? Überrascht?"
„Ja, verdammt doll."
„Ich dachte ein kleiner Schock an Silvester tut gut!", meinte Benjamin.
„Ist ja auch ein toller Zufall, dass James und Sophie die Namen der Figuren haben", sagte ich.
„Na was meinst du, wonach ich die Namen ausgesucht habe, Schätzchen?", meinte Hélène.
„Psst, sie fangen an", sagte Mark.
„Good evening Miss Sophie. The same procedure this year?"
„The same procedure as every year, James!" Sophie ging zu ihrem Platz, sagte ein bisschen was und wir waren in der Szene, wo sie anfingen zu saufen und Miss Sophie jedem zuprostete.
„Sir Toby!" James nahm den Becher und trank ihn aus.
„Admiral von Schneider!" James soff wieder.
„Mister Pommeroy!" Er tat das gleiche, jedoch schon etwas angesäuselt.
„Mister Winterbottom!" Ja, er fing an, besoffen zu werden.
Das gleiche folgte dann wenig später noch einmal. Jetzt waren sie beim Champagner angelangt.
„Sir Toby!" James torkelte rum und vergoss ne Menge aus der Flasche. Dann setzte er den Becher an.
„Admiral von Schneider!" James wollte rüber gehen, aber torkelte weiter, stolperte über das Bärenfell und schaukelte dann wieder zurück. Er goss sich was ein und kleckerte sich an.
„Mister Pommeroy!" James schüttete den Champagner in den Becher und vergoss die Hälfte.
„Mister Winterbottom!" James schaukelte zum Fell, hopste einmal drüber, drehte sich um und lachte das Fell aus, kehrte dann wieder zum Tisch zurück und goss den Rest der Flasche in den Becher. Er wollte trinken, verwechselte den Becher jedoch mit der Blumenvase und trank das Wasser daraus.
Nach einer weiteren Zeit ging das Stück zu Ende und Miss Sophie verzog sich mit dem betrunkenen James in Begleitung nach oben. (A/N: Ich weiß nicht, ob das chronologisch richtig so abläuft und ich habe es bei weitem nicht so lustig beschrieben, wie es ist. Am besten, ihr guckt Silvester einfach mal rein!)
Der Vorhang der Bühne schloss sich und wir alle standen auf und klatschten. Die beiden Darsteller kamen noch mal hinaus und verbeugten sich, dann machten sich alle auf den Weg zu der nächstbesten Party. Wir waren unterwegs zurück nach Godric's Hollow.
Als wir dort ankamen, nachdem ich zurückgefahren war (Hähähä!), standen schon einige Verwandte von James vor der Tür und – nein, das war nicht wahr! An der anderen Ecke standen Sav, Cam, Sirius und Remus! Das sollte echt das beste Silvester aller Zeiten werden.
Ich lif zu meinen Freundinnen und drückte sie ganz fest.
„Was macht ihr denn hier?", fragte ich.
„Och, Hogwarts war uns zu langweilig", sagte Sirius.
„Und da dachten wir, wir schauen mal bei euch vorbei", meinte Remus.
„Ist nicht wahr!", rutschte es aus mir raus.
„Also wir können auch wieder gehen, wenn du nicht willst…", sagte Sav.
„Nein! Auf keinen Fall!", schrie ich und alle schauten mich an.
„Nur ein paar neue Gerüchte", sagte James gelassen zu seinen Verwandten und diese wendeten sich wieder deren Gesprächen zu.
„Oh Mann, das nächste Jahr kann ja nur noch spitze werden!", freute ich mich und wir betraten das Haus oder besser gesagt: die Party-Höhle. Obwohl das natürlich total blöd klingt.
Den restlichen Abend verbrachten wir mit Gesprächen. Ich wurde von sämtlichen Potters auseinander genommen. Na ja, nicht so wie ihr denkt mit dem Küchenmesser. Nein, sie fragten mich alles inklusive der Frage, ob Jamesie mir schon einen Heiratsantrag gemacht hätte. Hä? Was ging denn jetzt ab? Ich hab noch keine Anzeichen davon bemerkt und zudem waren wir doch erst ein paar Tage zusammen. Das bereitete mir jetzt Angst! Heiraten? Ich? Jetzt doch noch nicht!
Ich musste der Sache auf den Grund gehen und schlich mich hoch in James Zimmer. Dort durchwühlte ich alle Schubladen und fand ein kleines Kästchen mit Ring drin. Oh Gott, der Kerl war verrückt und kam in diesem Moment gerade zur Tür herein. Scheiße! Wohin jetzt mit dem Ring? Ich versteckte das Kästchen hinter meinem Rücken.
„Hallo Lily, was machst du denn hier?", fragte er.
„Ja also, ich habe meine…meine…meine CD gesucht!", war meine Ausrede. Doof nur, dass ich keine CD mitgenommen hatte.
„Deine CD?" Er schaute ungläubig. Fuck! Er wusste, dass es eine Lüge war.
„Ähm…ja, meine CD!" Oh Gott, das kauft er mir nie ab.
„Entschuldige, dass ich störe, aber ich suche was Bestimmtes. Du hast nicht zufällig ein Kästchen gesehen?"
„Kästchen? Hm, na ja…"
„Was nun? Hast du eins gesehen oder nicht?"
„James, wir müssen reden."
„Jetzt?"
„Na wann denn sonst? Wenn wir tot sind vielleicht!"
„Fang an!"
„Stimmen die Gerüchte, die unten verbreitet werden?"
„Welche Gerüchte? Gibt viele."
„Die mit dem Heiratsantrag."
„Ach die, ja die stimmen."
„Oh mein Gott!"
„Also dass du dich dafür begeisterst, das hätte ich nicht gedacht. Aber ich bin positiv überrascht."
„James, wieso sollte ich jetzt heiraten wollen?"
„Du? Heiraten? Jetzt doch noch nicht."
„Aber du hast eben gesagt, dass die Gerüchte stimmen!"
„Sie stimmen ja auch."
„Also wirst du mir einen Heiratsantrag machen!" Oh Mann, ich hab fast geheult, aber nicht aus Freude, sondern aus Ärgerlichkeit.
„Ich dir Heiratsantrag machen? Ist es dafür nicht zu früh?"
„Ja, aber der Ring…"
Plötzlich bekam James einen riesigen Lachanfall. Ich verstand jetzt gar nichts mehr. Was sollte das denn jetzt?
„Lily, du hast da was in den falschen Hals bekommen. Nicht ich mache dir einen Heiratsantrag, sondern Mark Sophie!"
„Aber deine Tante hat gefragt, ob du mir schon einen Antrag gemacht hast!"
„Tante Meredith?"
„Ja, ich glaube das war sie."
„Die verarscht einfach jeden. Auch damals hat sie Mark total auf die Schippe genommen. Ich lag nur noch in der Ecke und lachte. Aber zurück zu Mark. Ich sollte den Ring für ihn verstecken, also hast du ihn?"
Ich gab ihm das kleine Kästchen und alles war wieder in Ordnung.
Um 23.59 Uhr versammelten wir uns alle im Garten und schauten auf unsere Uhren. Die Clique stand natürlich zusammen und gemeinsam zählten alle Gäste der Feier den Countdown. Als es zwölf schlug und wir uns alle in den Armen lagen, fragte Mark Sophie, ob sie seine Frau werden wollte. Sie sagte natürlich ja und ach es war so romantisch. Mit ihrem Kuss begann ein riesiges Feuerwerk am Himmel und wir standen gebannt da. So ein Jahresanfang war einfach toll! James Eltern kamen auf uns zu und machten ein schönes Foto. Dann umarmte mich Sophie und dankte mir für alles. (Obwohl ich gar nichts für sie getan hatte.) Mark umarmte mich und sagte zu mir, dass wir die Fahrt in James Auto noch mal wiederholen mussten.
Nach dem Feuerwerk ging die Party natürlich weiter und James Mutter lud zum großen Tanz. Wir hüpften nur so durch die Gegend und durften erst aufhören, wenn wir mit allen Gästen mindestens ein Mal getanzt hatten. Danach waren wir alle müde, räumten noch etwas auf und sanken dann gemütlich in die Betten.
James und ich lagen noch eine Weile wach und wir betrachteten den Sternenhimmel aus Lämpchen.
„Ach James, das ist unser allerletztes Jahr auf Hogwarts", meinte ich.
„Aber ich bin schon gespannt auf das Leben danach", sagte er.
„Ja, ich auch", meinte ich.
„Weißt du, ich denke, dass alles irgendwie laufen wird dieses Jahr. Die Abschlussprüfungen, die Beziehung zu einer wirklich wunderbaren Frau und natürlich der Einstieg ins Berufsleben."
„Ich hoffe, dass du deinen Traum verwirklichst. Wenn du entschuldigst, ich möchte jetzt etwas träumen."
Er löschte das Licht und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich hörte noch eine Weile das Atmen meines Geliebten, dann umgaben mich Wolken und ich schlief ein.
