Tür 2

Die Menschen, die auf der Straße an ihnen vorbeiliefen schüttelten nur den Kopf oder versuchten sie nicht zu beachten. Streiten war nichts, woran sie jetzt denken wollten. Es gab schließlich noch so viele Dinge, die man vorbereiten musste, bevor die heilige Zeit da war.

Ein kleines Wesen – ein Elf um genau zu sein – tat genau das Gegenteil und ging auf die beiden zu. Die beiden waren a junger, großer Mann, in einer sehr teuren Winterrobe gekleidet, die nur seine ebenso teuren schwarzen Stiefel freiließen und eine junge, schwarze Frau, deren Kleider zwar nicht so teuer waren, wie die des Mannes, aber dafür viel bequemer, denn sie hatte die Robe, wie auch die Wollmütze und den Schal, bereits die letzten beiden Winter getragen.

"…was könnte man auch anderes erwarten von einem…"

Was genau der junge Mann war, erfuhr niemals jemand, denn genau diesen Augenblick wählte der Elf um sich zu räuspern und den Streit zu unterbrechen. Die beiden Streithähne sahen hinab zu dem Elf zu ihren Füßen und waren offensichtlich überrascht.

Ihr werdet euch wahrscheinlich fragen wieso sie überrascht waren, denn Elfen haben schließlich eine lange Tradition in der Zaubererwelt, da sie den Menschen dienen und natürlich hatten auch beide schon Hauselfen gesehen. Aber seht ihr, dieser Elf sah überhaupt nicht wie eine gewöhnliche Hauselfe aus und er würde auch niemals einem gewöhnlichen Zauberer oder Hexe dienen.

Das erste was einem bei ihm auffallen musste, war seine Haut, denn im Gegensatz zu der graubraunen Hautfarbe der anderen Elfen, war seine Haut blass grün. Er trug auch keine Lumpen wie es die Hauselfen für gewöhnlich taten, sondern einen wundervollen roten Samtmantel mit einem kleinen schwarzen Ledergürtel. An seinen kleinen Beinen trug er grüne Strumpfhosen, die in dunkelgrünen Schuhen mit kleinen goldenen Glöckchen an der Spitze endeten. Er trug sogar einen grünen spitzen Hut und grüne Handschuhe an seinen kleinen Händen.

"Er will sofort mit euch sprechen." Sagte er mit schriller Stimme und sah zu den beiden Menschen auf.

"Wer ist er?" verlangte der Mann zu wissen und obwohl er so klein war schien es, als würde der Elf auf die beiden Menschen vor ihm hinab sehen.

"Der Weihnachtsmann natürlich. Wer sonst?" fragte er als wäre es doch das selbstverständlichste auf der Welt.

"Der Weihnachtsmann? Ja, natürlich. Johnson, wir haben den perfekten Mann für dich gefunden!" meinte der Mann zu der jungen Frau und drehte sich um und wollte gehen. Aber da bemerkte er, dass die Menschen auf der Straße alle viel langsamer gingen. Jede Bewegung von ihnen wirkte unnatürlich langsam.

"Was…?" Aber bevor er den Satz beenden konnte, fand er sich selbst nicht länger in einer belebten Straße der Winkelgasse in London, England, dem Vereinten Königreich, sondern an einem völlig anderen Ort. Schnee bedeckte alles, was man sehen konnte und ein See in der Nähe war zugefroren.

"Wo sind wir?" fragte Angelina, denn das war der Name der jungen Frau, den Elf. Aber der Elf erwiderte nichts und ging nur schweigend auf das einzige Haus zu, das man sehen konnte. Angelina entschied ihm zu folgen, denn das schien es ja, was der Elf von ihnen erwartete. Der Mann folgte den beiden, auch wenn er es nur tat, so versicherte er sich selbst, um nach Hause zurückzukommen. Denn allein mit ihr und diesem komischen Elf zu sein war kein Bestandteil seiner Tagesplanung gewesen.

"Ah, danke, dass du sie hergebracht hast, Birger."

Der Elf neigte seinen Kopf leicht, denn er war natürlich Birger, was übrigens ein skandinavischer Name ist und einfach 'helfen' bedeutet, was ein sehr treffender Name für einen Elf des Weihnachtsmannes ist, denn genau das war er ja, und der Ranghöchste noch dazu. Nachdem der Weihnachtsmann genickt hatte, ließ der Elf sie allein, die kleinen Glöckchen an seinen Füßen klingelten mit jedem seiner Schritte.

Der Weihnachtsmann wandte nun den beiden Menschen seine Aufmerksamkeit zu. Er schüttelte seinen Kopf als er näher auf sie zukam.

"Also treffe ich euch beide endlich mal persönlich. Man sollte doch meinen, dass zwei Erwachsene wir ihr es besser wisst als euch jedes Mal zu streiten wenn ihr euch begegnet. Und dann auch noch so kurz vor Weihnachten."

Der junge Mann sah auf den Weihnachtsmann hinab und zog seine Augenbrauen hoch.

"Und warum sollte es mich kümmern, was Sie von meinem Verhalten denken?"

Der Weihnachtsmann schüttelte traurig seinen Kopf.

"Lass dir gesagt sein, Alexander Tybalt Montague, das nur, weil ich dir diesen Besen, den du dir an einem Weihnachten gewünscht hast nicht gebracht habe, nicht heißt, dass du weniger an mich glauben solltest."

"Tybalt?" fragte Angelina und versuchte ihr Grinsen zu verstecken als Montague sie böse ansah.

"Ihr beide habt den Frieden von Weihnachten gestört," begann der Weihnachtsmann erneut. "Und deshalb, und um die Energie, von der ihr zu viel zu haben scheint für etwas sinnvolles einzusetzen, werdet ihr mir helfen den Wunsch eines Kindes zu erfüllen."

"Oh, klar. Und was tun Sie, wenn ich mich dagegen entscheide? Krieg ich dann kein Geschenk? Oh, Moment, das hatten wir ja schon mal…" sagte Montague und ging zur Tür.

"Ich fürchte du hast in dieser Sache keine Wahl, Alexander." Sagte der Weihnachtsmann und als Montag die Tür öffnete und hindurch ging, kam er nicht in die Winterlandschaft, in der sie zuerst aufgetaucht waren, sondern er betrat wieder den selben Raum, aus dem er versucht hatte herauszukommen.

"Was zum…" meinte er wütend und Angelina sah ebenso verwirrt aus wie er. Montague war gerade aus der Tür gegangen, nur um zur gleichen Zeit durch selbige hereinzukommen.

"Ich habe doch gesagt ihr habt hierbei keine Wahl." Sagte ihnen der Weihnachtsmann.

"Und nun hört mir bitte zu. Ihr seid dafür verantwortlich, dass das Kind seinen Wunsch erfüllt bekommt. Und ihr habt bis zum 24. Zeit dafür."

"Und was müssen wir tun?" fragte Angelina und seufzte. Nachdem es keinen Weg aus der Sache gab hielt sie es für besser so schnell wie möglich anzufangen und diesen Wunsch schnell zu erfüllen um nicht mehr Zeit mit Montag zu verbringen, als unbedingt nötig war.

"Da ist ein Junge namens Samuel Adams, der mit seiner Schwester in einem Waisenhaus in London lebt. Ihr beide sollt eine Familie finden, die die beiden adoptiert."

"Das ist alles?"

"Oh, glaub nicht, das sei eine einfache Aufgabe junger Mann."

"Das würde natürlich erklären, warum sie es nicht selbst tun, wenn Sie ja noch nicht einmal etwas so einfaches schaffen, wie einem Jungen einen Besen bringen, den er sich gewünscht hat." Erwiderte Montag ärgerlich.

"Du solltest wirklich lernen, dich zu beherrschen. Ihr beide habt einen unerfüllten Weihnachtswunsch. Aber ich höre nicht, dass sich Angelina darüber beschwert. Und jetzt geht ihr besser nach Hause, denn morgen trefft ihr die beiden Kinder."

"Was? Moment! Warum müssen wir sie denn treffen?"

"Weil ihr den Rest der Adventszeit mit ihnen verbringen werdet. Das Waisenhaus hat ein Winterprogramm für die Kinder, bei dem sie einige Tage oder Wochen vor Weihnachten an einem anderen Ort verbringen. Und deshalb werdet ihr beide den Rest der Zeit bis Weihnachten mit den Kindern verbringen. Ihr müsst euch nur einigen, in wessen Haus ihr diese Zeit über wohnt. Und nun, auf Wiedersehen und findet nette Eltern für die beiden." Und bevor Montag noch ein weiteres Wort sagen konnte – was er gerade tun wollte – fanden sich beide an genau der Stelle in Diagon Alley wieder von der aus sie Birger vorher zum Weihnachtsmann gebracht hatte.