Heute etwas früher, weil ich noch auf einen Weihnachtsmarkt fahre, und nicht weiß, wie spät ich zurückkomme.
Tür 3
Als Angelina erwachte, hörte sie das nervtötende Geräusch von etwas, das an ihr Fenster klopfte. Sie hob ihren Kopf vom Kissen und versuchte durch den Vorhang ihrer schwarzen Haare zu sehen, doch alles, was sie dahinter erkennen konnte, war weiß. Ihr Fenster war von Schnee und Eisblumen bedeckt.
Mit einem Stöhnen erhob sie sich von ihrem Bett und ging zum Fenster. Sie öffnete es und eine schneeweiße Eule flog in ihr Zimmer und landete auf der Rückenlehne eines Stuhles. Die Eule stieß einen Ruf aus und reckte Angelina ihr Bein entgegen, zeigte ihr somit einen Brief der daran befestigt war. Gerade als Angelina ihr den Brief abgenommen und dem Tier einige Krumen eines Plätzchens gegeben hatte flog eine andere Eule, dieses mal eine dunkelbraune, durch ihr Fenster und Angelina konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken, bevor sie ihr gegen den Kopf fliegen konnte.
"Hey." Sagte sie zu der Eule die nun stolz auf ihrem Kleiderschrank thronte und auf sie herab sah. Die weiße Heule stieß noch einmal ihren Ruf aus und schien ihr fast zuzunicken bevor sie wieder wegflog. Nun kam die dunkle Eule von ihrem Schrank herunter und setzte sich auf den Platz, den ihr weißes Gegenstück gerade verlassen hatte. Sobald Angelina ihr den Brief vom Bein genommen hatte flog sie davon.
"Das nenne ich gute Manieren." Murmelte Angelina ironisch als sie das Fenster schloss. Sie setzte sich auf den Stuhl und zog sich eine Decke über die Beine bevor sie den ersten Brief öffnete.
Liebe Angelina,
Beigefügt findest du die Adresse des Waisenhauses, in dem du und Alexander Samuel und Emily heute um 10 treffen werdet. Nun müsst ihr beide euch nur noch einigen wo ihr bis Weihnachten bleiben werdet.
Mit freundlichen Grüßen
Der Weihnachtsmann
P. S. Bitte, versucht nicht so oft zu streiten. Besonders vor den Kindern..
"Warum habe ich bei dir ein schlechtes Gefühl?" meinte Angelina und sah den zweiten Brief an.
"Natürlich, wieso nur bin ich nicht überrascht…" fragte sie sich, als sie die kurze Nachricht las.
Johnson,
Ich werde auf keinen Fall die nächsten Wochen in deinem Haus verbringen. In meinem Haus gibt es wenigstens genügend Räume, so dass ich mich in einen zurückziehen kann, wenn ich es will.
Also pack deine Sachen – das kann nicht lange dauern – und triff mich um viertel vor Zehn im Tropfenden Kessel.
A. T. Montague
"Tja, das erklärt, wieso die Eule so gut erzogen war."
Etwa dreißig Minuten später betrat Angelina den Tropfenden Kessel und sah sich suchend nach Montague um. Sie sah ihn schließlich an einem Tisch sitzend, ein Glas Feuerwhisky vor sich. Er hatte nicht aufgeblickt, als sie den Raum betreten hatte, und auch als sie jetzt auf ihn zuging sah er sie nicht an.
"Glaubst du nicht, dass es etwas früh ist um Alkohol zu trinken?" fragte Angelina ihn sobald sie vor seinem Tisch stand. Montague sah sie immer noch nicht an; stattdessen leerte er das Glas in einem Zug und erhob sich von seinem Platz.
"Ich muss Wochen mit dir und zwei Kindern verbringen. Ich kann jeden Tropfen Alkohol gebrauchen, den ich finden kann." Erwiderte er schließlich und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Können wir endlich gehen?" Fragte er und wartete gar nicht erst auf eine Antwort sondern ließ einige Münzen auf dem Tisch zurück und verließ den Tropfenden Kessel.
"Ich muss zugeben, ich war sehr überrascht als ich die Eule ihres Chefs gestern erhalten habe. Ich hatte nicht gedacht, dass jemand ganz gezielt nach den beiden fragen würde." Die kalten grauen Augen von Eugenie Robert betrachteten das Paar vor sich.
Sie sahen gar nicht wie die üblichen Leute aus, die um diese Zeit des Jahres Wohltätigkeitsarbeit für die großen Zauberfirmen des Vereinten Königreiches bestritten. Nun, die junge Frau könnte vielleicht noch zu diesen Wohltätern gehören, aber sicherlich nicht der Mann. Der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte deutlich, dass er so schnell wie möglich hier weg wollte – und Eugenie Robert verstand ihn nur zu gut.
"Ich muss Sie vor ihnen warnen." Fuhr sie fort als sie die beiden durch das alte Gebäude führte.
"Der Junge hat eine sehr lebhafte Fantasie. Man muss ihn wieder und wieder zurück in die Realität holen und seine kleine Schwester… nun, es scheint als habe der Tod ihrer Eltern ihrem Verstand geschadet. Sie hat nie wirklich Reden gelernt und ist schon fast vier Jahre alt." Eugenie Robert seufzte und öffnete eine Tür.
"Samuel, Emily, kommt her, Mr. Montague und Ms. Johnson sind hier."
Die zwei Kinder erhoben sich von ihren Stühlen und kamen auf die drei Erwachsenen zu. Samuel hielt Emilys Hand in seiner; die braunen Mädchenaugen waren fest auf den Boden gerichtet als sie durch den Raum geführt wurde.
"Hallo." Sagte Samuel und versuchte nicht so schüchtern zu klingen, wie er sich fühlte als er Angelina seine Hand entgegenstreckte.
"Mein Name ist Samuel Adams."
Angelina lächelte den Jungen an und kniete sich vor ihn hin um auf einer Augenhöhe mit ihm und seiner Schwester zu sein.
"Ich bin Angelina." Sagte sie und nahm seine Hand in ihre.
"Und wie heißt du?" fragte sie Emily, die ihren Blick vom Boden hob und sich nervös auf die Lippen biss.
"Ihr Name ist Emily." Antwortete Samuel für seine Schwester.
"Ihr werdet euch benehmen während ihr bei Ms. Johnson und Mr. Montague seid, habt ihr mich verstanden?"
"Ja Miss Robert." Antwortete Samuel.
"Und ihr tut was man euch sagt."
"Ja Miss Robert."
Miss Robert nickte und wandte sich wieder zu Angelina und Montague.
"Sie werden die Kinder am Morgen des 24. zurückbringen, nicht wahr? Nun, dann sehen wir uns in ein paar Wochen wieder." Sie schüttelte ihre Hände und verabschiedete sich von ihnen als sie sie mit den Kindern und deren Gepäck nach draußen begleitete.
