Tür 4
Als sie das Tor erreichten fragte sich Montague zum ersten Mal in seinem Leben wieso sein Ur-ur-ur-großvater einen riesigen Garten vor dem Haus haben wollte, wo es doch den Park dahinter gab. Hätte er nur das Haus direkt hinter dem Eingangstor bauen lassen, dann wäre Montague jetzt seine drei Gäste los, so aber musste er sie noch für – scheinbar endlose – Minuten ertragen.
Und am schlimmsten von allem war, dass Johnson keine fünf Minuten die Klappe halten konnte. Sie hatte die beiden Kinder alles Mögliche gefragt seit sie das Waisenhaus hinter sich gelassen hatten – natürlich erst nachdem sie ihn dazu verdonnert hatte, das Gepäck der Kinder zu tragen. Sobald sie außer Sichtweite irgendeines Muggels waren hatte er es klein gezaubert, dass es in seine Tasche passte.
Die ersten beiden Fragen hatte der Junge mit einem hinzugefügten 'Ms. Johnson' beantwortet. Und natürlich konnte die typische Gryffindor es nicht dabei belassen und sagte ihm, er solle sie Angelina nennen und dieses 'Ms. Johnson' vergessen. Montague nahm an sie hatte erwartet, dass er es ihr nachtat, aber er hatte ja schließlich nicht vor der neue beste Freund dieser zwei zu werden und so hatte er auch keine Probleme damit von ihnen Mr. Montague genannt zu werden.
Angelina sah zu dem dunklen steinernen Haus vor sich. Es sah aus als wäre es geradewegs aus einem der Thriller oder Horrorbücher entsprungen, die ihr Vater in kalten Herbstnächten zu lesen pflegte: uneinladend – Furcht einflößend sogar und sie fand sich selbst ihr Kinn recken und ihre Schultern straffen als wolle sie dem Haus zeigen, dass sie keine Angst vor ihm hatte – oder vor seinem Besitzer.
Das Innere sah sogar noch düsterer aus – wenn das überhaupt möglich war. Die Einrichtung bestand hauptsächlich aus dunklem Holz und auch die Farben an der Wand waren durchgängig dunkel. Die wenigen Portraits die in der Eingangshalle hingen sahen alle hochnäsig auf die drei Besucher herab. Es sah genauso aus, wie man sich das Haus eines – ehemaligen – Slytherin vorstellte. Und doch, nichts davon schien den größten Unterschied zwischen Montagues zu Hause und ihrem eigenen oder dem ihrer Freunde auszumachen. Es war vielmehr das Fehlen jeglicher Weihnachtsdekorationen die sie ihre Stirn runzeln ließen.
"Du weißt schon, dass bald Weihnachten ist, oder?" fragte ihn Angelina und sah sich in dem kalten Raum um. Montague antwortete ihr nicht sondern sah sie nur böse an.
"Eure Zimmer sind hier." Sagte er und führte sie zu einem langen Gang. Er hielt vor der dritten Tür an und öffnete sie.
"Johnson." Sagte er nur und nickte in das Zimmer hinein. Angelina ging an ihm vorbei und betrat den Raum. Sie musste zugeben, das Zimmer war wundervoll.
Aber natürlich, wie auch der Rest des Hauses, war es dunkel. Angefangen bei der dunkelbraunen Wandtäfelung und dem dunklen Holzboden, der von 3 Vorlegern um das riesige Himmelbett herum bedeckt wurde und einem Teppich vor dem Kamin, über die dunklen Möbel, zu dem das Bett, ein Tisch, zwei Stühle, eine großer Kleiderschrank, ein Bücherregal und eine kleine Couch vor dem Kamin gehörten, bis hin zur Bettwäsche. Überraschenderweise war diese nicht dunkelgrün, aber dafür dunkelrot.
"Ihr beide könnt die Zimmer nebenan haben, oder euch eins teilen, ganz wie ihr wollt!"
Angelina drehte sich um, als Montague sich zum ersten Mal direkt an die Kinder wandte.
„Kommt, ich helfe euch beim Auspacken.", sagte sie lächelnd, als sie mit den Kindern das Zimmer verließ. Montague ließ sie allein, sobald sie geendet hatte und murmelte etwas darüber, ihnen die Räume zu zeigen, in denen sie sich nach dem Mittagessen aufhalten konnten. Ein Hauself würde sie zum Esszimmer bringen.
Wie er gesagt hatte, zeigte Montague ihnen das Erdgeschoss des Hauses und den Park dahinter durch ein Fenster. Er betonte ebenfalls, dass keiner nach oben gehen durfte – niemals. Angelina wartete praktisch auf ein Schild, auf dem stand: „Geh nach oben und stirb!"
Der Rest des Tages war voller Stille. Angelina spielte mit Samuel und Emily, während Montague allein blieb und seine ‚Gäste' mied. Nach dem Abendessen brachte Angelina die Geschwister ins Bett.
"Was haltet ihr davon, wenn wir morgen dieses Haus für Weihnachten schmücken?", fragte Angelina, während sie Emily gut zudeckte.
"Das wäre toll!", strahlte Samuel sie an und Emily lächelte glücklich über diesen Vorschlag.
"Gut, dann ist es beschlossene Sache. Wir gehen morgen einkaufen!" Angelina lächelte und wünschte ihnen eine gute Nacht, bevor sie das Licht löschte und die Tür hinter sich schloss.
"Montague, komm mal runter!", schrie Angelina vom unteren Ende der Treppe aus, hoffte, dass Montague sie hören würde, wo immer er auch war. Und gerade als sie erneut rufen wollte, erschien er am oberen Ende, blickte ärgerlich auf sie runter.
"Ich schwöre dir, Johnson, du hast hoffentlich einen guten Grund so herumzuschreien. Wenn also nicht mindestens das Haus explodiert, werde ich..."
"Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, aber dein Haus wird nicht explodieren. Ich wollte dir nur sagen, dass wir morgen einkaufen gehen."
"WIR? Du meinst, 'WIR' wie in du und die nervigen Gören, stimmts?"
"Nein, ich meine 'wir' wie in du, ich, Samuel und Emily."
Montague lachte trocken und wandte sich ab.
"Vergiss es, Johnson. Ich habe einen Ruf zu verlieren. Ich lasse mich nicht mit dir und einem Haufen Kinder in aller Öffentlichkeit sehen!"
"Na ja, da es sowohl dein Auftrag ist als auch meiner, wirst du mit uns in die Winkelgasse kommen, damit wir Dekoration kaufen und danach dein Haus schmücken können."
Montague stoppte und fuhr herum, funkelte sie wütend an. Langsam kam er die Treppen herab, als wollte er sich selbst beruhigen, bevor er sie erreichte. Und als er sie erreichte, sprach er mit einer scheinbar gefährlich ruhigen Stimme.
"Hör zu, Johnson, und hör genau zu, denn ich sage das nur ein einziges Mal: Ich mag Weihnachten nicht; ich mag Kinder nicht und am wenigstens mag ich dich! Also mit dir und einem Haufen Kinder loszugehen um Weihnachtsdekoration zu kaufen, ist das LETZTE, was ich tun werde!" Er drehte sich um und wollte gehen, doch dann bemerkte er eine schneeweiße Eule auf dem Treppengeländer, die ihn anblickte und zuhute.
"Was?", fragte Montague laut und nahm den Brief vom Bein der Eule.
Hört auf zu streiten!
Und Alexander, du WIRST Angelina und die Kinder begleiten! Und sei nett zu ihnen!
Mit freundlichen Grüßen
Der Weihnachtsmann
Montague musste sich nicht umdrehen um zu wissen, dass Angelina triumphierend grinste.
