Tür 11
Angelina beobachtete lächelnd wie Samuel Emily erzählte wie es sich anfühlte
zu fliegen. Er hatte in den letzten paar Tagen nicht aufgehört darüber zu
reden. Und seine Schwester war eine gute Zuhörerin. Und nun war sie auch eine gute Erzählerin. Es machte sie so glücklich, sie endlich reden zu hören und
sie wollte die Leiterin des Waisenhauses am liebsten erwürgen, dafür dass
sie der Grund für Emilys Schweigen gewesen war.
Emily unterbrach ihre Gedanken als sie in ihren Schoß kletterte und sie
erwartungsvoll anblickte.
"Wir haben keine Plätzchen", sagte Emily. Angelina verstand nicht wirklich
was sie damit sagen wollte, also erklärte Emily es ihr.
"Bald ist es Weihnachten und wir haben keine Plätzchen. Wir brauchen
Weihnachtsplätzchen. Mami hat sie immer gemacht."
Angelina lächelte leicht und nickte.
"Du hast Recht. Wir brauchen Weihnachtsplätzchen."
"Vergiss es!"
"Warum nicht?"
"Ich werde es dir nicht erlauben die Küche in ein Schlachtfeld zu
verwandeln! Du willst Plätzchen? Erzähl das den Hauselfen, dafür sind sie
hier!"
"Aber das ist nicht dasselbe! Man muss Weihnachtsplätzchen selber machen!
Hat deine Mutter nie gebacken?"
Montague hob seine Augenbraue fragend und Angelina seufzte.
"Du bist unmöglich, weißt du das?"
"Johnson, das ist ein Teil meines Charmes." Er grinste sie an und drehte
sich um, für ihn war die Diskussion zu ende.
"Gut, dann machen wir sie also bei meinen Eltern."
"Viel Spaß."
"Montague…"
"Nein, auf keinen Fall! Dazu bringst du mich nicht auch noch! Ich bin mit dir
einkaufen gegangen, ich werde sicherlich nicht mit dir backen!"
"Also warten wir darauf, dass die Eule zurückkommt?"
Montague drehte sich um und starrte sie an, versuchte sie einzuschüchtern – nein, das klappte nicht.
"Ich sag ja gar nicht, dass du mit uns backen musst. Aber du musst mitkommen.
Und du weißt genau, dass er dir genau das selbe erzählen wird, falls du
nicht aufhörst so viel zu streiten!"
Angelina konnte sehen wie Montague seinen Kiefer mahlte und wusste genau
dass sie gewonnen hatte.
"Wir müssen morgen die Zutaten einkaufen gehen. Also versuch nett zu sein."
Als sie schließlich den Raum verließ, ließ Montague sich in einen Stuhl
fallen. Er konnte sich schon vorstellen was für schreckliche Zeiten ihn
erwarteten. Angelina war recht groß für ein Mädchen, also musste wenigstens
einer der beiden Eltern wohl auch groß sein. Wahrscheinlich der Vater. Er
sah wahrscheinlich aus wie ein Holzfäller. Montague konnte sich den Mann
genau vorstellen. Und neben ihm eine kleine, mollige Frau, beide in eher
altmodischer Kleidung – Angelina musste diesen Stil von jemandem geerbt
haben.
Wahrscheinlich würde er sich gezwungen sehen den Tag in einer kleinen
Hütte irgendwo im Nirgendwo zu verbringen. Verdammt, nach dem was er wusste
konnten ihre Eltern Muggel sein! 'Dieser Tag wird mein Tod sein', dachte er
und malte sich die schlimmstmöglichen Szenarien aus.
