Tür 12

„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du mich überredet hast mit zu kommen." grummelte Montague, während er hinter Angelina und den Kindern lief. Angelina antwortete ihm nicht einmal, sie warf bloß einen Blick auf die Liste um zu sehen, was sie noch für die Plätzchen brauchte.

Sie hatte ihren Eltern eine Eule geschickt, um sie zu fragen, ob sie am nächsten Tag dort die Plätzchen machen konnten. Natürlich hatten sie sofort zugestimmt. Sie waren froh ihre Tochter wieder zu sehen, nachdem sie ihnen lediglich geschrieben hatte, seit sie bei Montague wohnte.

Emily sah sich in der Straße um. Sie beobachtete die Leute, die vorbeigingen, die Schaufenster und letztendlich erregte ein kleiner grauer Fellball auf der anderen Straßenseite ihre Aufmerksamkeit.

Sie nutzte die Gelegenheit aus, als Angelina ihre Hand einen Moment nicht fest genug hielt und rannte quer über die Straße in Richtung des Kätzchens. Sie hörte nicht einmal, wie Angelina hinter ihr herrief. Sie sah auch nicht den Karren der auf sie zukam.

Zu ihrem Glück sah es Montague. Er rannte über die Straße und schubste sie aus dem Weg, gerade als der Karren sie erreichte.

Angelina spürte Samuels Hand, die ihre fest hielt und als sie es endlich schaffte ihre Augen von der Szene auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu lösen und nach unten in Samuels Gesicht zu blicken, sah sie nur Angst in seinen Augen.

„Komm", sagte sie und räusperte sich als sie hörte, wie ihre Stimme zitternd. Sie schaute in beide Richtungen, bevor sie sicher ging, dass kein weiterer Karren oder etwas anderes auf sie zukam und eilte zu der Stelle an der Montague mit Emily auf dem Boden kniete.

„Emily, bist du in Ordnung?" fragte Angelina besorgt sobald sie sie erreichten. Emily lächelte ihr zu, als wäre nichts passiert.

„Ist sie nicht süß?" fragte sie und hielt das kleine Kätzchen hoch, damit Angelina es sehen konnte. Samuel starrte seine Schwester immer noch mit aufgerissenen Augen an.

„Emmy…"

„Hat dir noch nie jemand gesagt, dass du nicht einfach über die Straße rennen darfst?" Fragte Montague sie aber er sah dabei nicht sauer aus, bemerkte Angelina. Er hörte sich eher…erleichtert an, dass nichts passiert war.


„Emily, Sam, bleibt einen Moment hier." Sagte Angelina den Geschwistern und ging zum Verkäufer um ihn nach Zimt zu fragen. Gerade als sie im Begriff war wieder zu den Kindern zu gehen, drehte sich eine Frau zu ihr.

„Sie haben eine wirklich süße Tochter."

Angelina schaute auf Emily und lächelte leicht.

„Ja sie ist süß, aber sie ist nicht meine Tochter."

„Oh entschuldigen sie, ich dachte sie und der junge Mann wären verheiratet. Ich wusste nicht…" Sagte die Frau und schaute wieder auf Emily. Währendessen versuchte Angelina nicht zu erschüttert über den Kommentar der Frau zu sein, über sie und Montague verheiratet.

„Nein sie sind auch nicht seine Kinder. Sam und Emily sind Waisenkinder. Sie bleiben mit uns bis Weihnachten und dann werden sie in das Weisenhaus zurückkehren.

„Das ist traurig, so ein süßes Mädchen sollte ein Zuhause haben."


Als Virginia Summer an diesem Nachmittag nach Hause kam war das Erste, was sie tat, ihre zwei Lieblinge zu füttern: Sweetie und Cutie, zwei Yorkshireterrier die nur an der Farbe der Schleifchen in ihrem Fell zu unterscheiden waren. Sweetie trug eine rosa und Cutie eine orangefarbene Schleife.

Als die Hunde gefüttert waren, ging Virginia ins Wohnzimmer. Sie stellte sicher, dass die Kleider an den Porzellanpuppen die sie sammelte keine Falten hatten, bevor sie sich neben ihren Mann auf die Couch setzte und sich ihrem neuesten Hobby zuwandte: dekorativer Näherei.