Tür 21
Die Bücher waren in Weihnachtspapier eingepackt, auf jedem lag ein kleiner dekorierter Zweig; sie lagen auf dem Tisch in Angelinas Zimmer und warteten darauf zu Samuel und Emily gegeben zu werden.
Genau diese beiden saßen in dem Moment am Esstisch zusammen mit Angelina und Montague und aßen zu Abend. Zum ersten Mal sprach Angelina kein Wort und die Geschwister hatten nie weniger gegessen als an diesem Tag.
"Wir haben etwas für euch. Geschenke." Sagte Samuel als sie ihr Essen beendet hatten. Er erhob sich von seinem Platz und ging um den Tisch um ein Packet zu Angelina, und das andere zu Montague auszuhändigen.
"Aber ihr dürft sie nicht vor dem Weihnachtsmorgen aufmachen!" erinnerte Emily sie und lächelte schwach. Sie wollte schon aufstehen als Angelina sie zurück hielt.
"Wartet einen Moment. Wir haben auch etwas für euch." Sie verlies den Raum und eilte zu ihrem Zimmer um Emilys und Samuels Geschenke zu holen.
"Öffnet sie nicht vor Weihnachten." Sagte sie als sie zurück kam und den Kindern die Geschenke aushändigte.
Für einen Moment saßen sie still am Tisch bevor Angelina entschied, dass es für die Geschwister war Zeit ins Bett zu gehen. Sie wünschten Montague eine gute Nacht und verließen den Raum mit Angelina.
Angelina schloss die Tür zu ihrem Zimmer hinter ihr und seufzte schwer. Sie hatte nicht gedacht dass es so schwer sein würde sie ein letztes Mal zu Bett zu bringen. Sie hatte ihnen eine letzte Geschichte erzählt, diesmal wollte Samuel nicht selber lesen sondern hörte genau wie Emily zu.
Emily hatte um die längste Geschichte, die Angelina in einem der Bücher, die sie die ganze Zeit gelesen hatten, finden konnte, gebeten und so hatte Angelina für dreißig Minuten am Rand des Bettes gesessen und sie ihnen vorgelesen, bevor sie das Licht ausgemacht hatte und ihnen einen gute Nacht gewünscht hatte.
Nun, in ihrem Raum, ließ sie sich selber aufs Bett fallen. Morgen würde alles anders werden.
"Oder eher wird morgen alles wieder normal werden." Sagte sie in die Dunkelheit.
"Sam und Emmy werden wieder im Waisenhaus sein, ich werde zurück zu meinen Eltern gehen und Montague... er wird wieder derselbe nur an sich selbst denkende, arrogante, übellaunige Slytherin-Bastard sein.
„Keine Weihnachtseinkaufs-Trips mehr, kein Kekse backen, kein Engel für den Baum kaufen," ein trauriges Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
"Keinen Mistelzweig mehr…" flüsterte sie und drehte ihren Kopf zum Fenster. Der Mond beschien den Schnee draußen und Angelina erinnerte sich an den Tag an dem sie den Weihnachtsbaum gesucht hatten.
'Ich fang besser an meine Koffer zu packen.' Dachte sie und schluckte den Klumpen in ihrem Hals herunter. Sie stand von ihrem Bett auf und öffnete den Kleiderschrank um ihre Kleidung zurück in die Tasche zu stopfen in dem sie gewesen war als sie sie von zuhause gebracht hatte.
Im oberen Stockwerk stand Montague in seinem Schlafzimmer vor dem Fenster und schaute hinaus in die Nacht. Morgen würde er das Haus wieder für sich allein haben – bis seine Eltern im Januar zurückkamen. Er sollte glücklich sein.
Aber warum war er es dann nicht? Warum konnte er dann nicht aufhören über diese junge, dunkelhäutige Frau mit den dunkelbraunen Augen und den Lippen die nach Schokoladen-Keksen schmeckten, nachzudenken?
Diese Nacht vor Heiligabend konnte Alexander Tybalt Montague kein Auge schließen. Zum ersten Mal seit Jahren wollte er die nächste Nacht nicht allein sein. Aber daran er war ja schon gewöhnt.
Seine Eltern hatten die meisten Weihnachten als er noch ein Kind war weit weg von zu Hause verbracht und der Weihnachtsmann, an den er geglaubt hatte, hatte ihn auch enttäuscht. Er hatte Jahre an unerfüllten Wünschen und war daran gewöhnt. Er bekam nie was er sich wünschte.
Warum sollte es dieses Jahr also anders sein?
