Das letzte Weihnachten
Sasuke
schlich durch das Haus seiner Familie und kam dabei immer wieder,
fast wie durch Zufall, am Zimmer seines Bruders Itachi vorbei. Dieser
hatte ihm heute gesagt, er hätte ein ganz besonders schönes
Geschenk für ihn zu Weihnachten besorgt. Sasuke wollte nun
natürlich wissen, was das sein konnte. Er hatte zunächst
einfach nur überlegt, aber da er zu keinem guten Schluss
gekommen war, hatte er sich nun in den Kopf gesetzt, dass er es, ganz
einem Ninja entsprechend, einfach herausfinden würde und wenn er
sich dafür heimlich in Itachis Zimmer schleichen musste.
Momentan war das aber nicht möglich, da Itachi noch in seinem
Zimmer war und anscheinend auch die nächste Zeit nicht
herauskommen würde.
Er saß da und trank in aller Ruhe
seinen Tee. Immer wenn Sasuke wieder bei ihm vorbeiging, schmunzelte
er.
Sasuke fand das alles gar nicht witzig. Er mochte keine
Überraschungen, er wollte jetzt sofort wissen, was das für
ein Geschenk war. Itachi schien es aber zu lieben, zu sehen, wie er
sich abrackerte um an Informationen darüber zu kommen. Er war ja
schon immer ein Sadist gewesen, was ihm Sasuke am heutigen Tag, der
gerade mal sieben Stunden alt war, auch schon oft genug an den Kopf
geworfen hatte. Auf diese Beschuldigung hin hatte er immer nur ein
kühles Lächeln als Antwort bekommen.
Langsam fand er das
Spiel etwas zu anstrengend und ging einfach zu Itachi, setzte sich
mit verschränkten Armen vor ihn und hielt die Luft an. Itachi
schüttelte den Kopf und tippte Sasuke an die Stirn.
„Und
du glaubst, deswegen erzähle ich dir jetzt von der Überraschung,
ja?"
Sasuke nickte bestimmte und robbte näher an Itachi
heran. Er glaubte eigentlich nicht daran, aber er wollte sich auch
keine Blöße geben. Wenn er siegen wollte, musste er
bestimmt und siegessicher wirken.
„Wenn ich dir jetzt sage, was
es ist, dann ist es nachher nichts Besonderes mehr und du freust dich
nicht mehr darüber. Zumindest nicht mehr so sehr."
Sasuke
überlegte einen Moment angestrengt. Da konnte Itachi Recht
haben. Wenn er das Geschenk vielleicht so gar nicht besonders toll
finden würde, dann würde es vielleicht auch einfach dadurch
toller werden, dass es eine Überraschung war. Aber er wollte
sich nicht so schnell geschlagen geben und blieb weiter wie
versteinert sitzen. Allerdings nicht mehr mit fester sondern mit
verwirrter Miene.
„Wenn du schon vorhast hier zu bleiben,
bis Bescherung ist, möchtest du dann vielleicht auch einen
Tee?", bot Itachi seinem jüngeren Bruder an.
Sasuke sah von
seinem Bruder zur Tasse, die er ihm hinhielt und wieder zurück.
Die Anspannung die den Raum gefüllt hatte, zerplatzt wie eine
Seifenblase, als Sasuke stürmisch nach der Tasse griff und
heftig nickend meinte: „Ja, gerne!"
Itachi goss ihm von dem
Tee ein und nahm selbst einen Schluck, ehe er das Getränk an
Sasuke weitergab. Er musste ja vorher nachprüfen, ob es auch
nicht zu heiß für Sasuke sein würde. Alleine deswegen
hatte er aus seinem Becher getrunken. Redete er sich zumindest ein.
Schließlich war er sein großer Bruder und musste auf
Sasuke aufpassen, solange das noch möglich war.
Sasuke
nippte an der Tasse, darauf bedacht, dass er es an der
gegenüberliegenden Seite tat, die sein Bruder noch nicht berührt
hatte. Dieser betrachtete ihn neugierig und lächelnd beim
Trinken. Sasuke mochte es gar nicht, wenn er so genau beobachtet
wurde, doch für Itachi war das eine der liebsten
Beschäftigungen.
„Was starrst du so?", meckerte Sasuke
ihn nach einer Weile an. Itachi hatte gar nicht bemerkt gehabt, dass
Sasuke nach einiger Zeit zurückgestarrt hatte.
„Es ist
nichts. Ich sehe dich nur gern an."
Sasuke sah seinen Bruder
skeptisch an, stand auf, ging ein paar Schritte auf ihn zu und setzte
sich einfach auf seinen Schoß und lehnte sich bei ihm
an.
„Jetzt kannst du mich wenigstens nicht mehr anstarren.",
gab Sasuke trotzig von sich.
Itachi sah ihn erstaunt an,
musste dann aber ein Lachen unterdrücken und tätschelte ihm
den Kopf. Sein kleiner Bruder war niedlich. Er fragte sich, wie lange
das noch anhalten würde... und könnte.
„Noch ein paar
Minuten, dann kannst du dein Geschenk endlich sehen, Sasuke."
„Hm...
stimmt.", meinte Sasuke und sah zur Uhr, deren Zeiger sich langsam
auf die heißersehnte Uhrzeit hinbewegten. Allerdings hatte er
es jetzt auf einmal gar nicht mehr so eilig zu erfahren, was sein
Geschenk sein mochte. Er würde es ja ohnehin bald erfahren und
es war gerade so gemütlich, dass ihm das Warten nicht mehr so
schwer fiel.
Itachi lehnte seinen Kopf auf den Sasukes und schloss
die Augen für einen Moment.
„Du weißt, dass ich dich
lieb habe, oder?"
Sasuke wurde ein wenig rot und lachte
nervös.
„Klar weiß ich das... wieso?"
„Vergiss
es nur einfach nicht, ja?"
Sasuke war sich nicht sicher, was er
darauf antworten sollte und schwieg deswegen. Gerade als er den Mund
zu einer Antwort geöffnet hatte, stand Itachi auf und sagte:
„Wir ziehen die Bescherung jetzt einfach mal vor. Es sind ja nur
noch zwei Minuten."
Sasuke nickte benommen, vergaß das
Gespräch während sie Weihnachten feierten. Später
dachte er oft daran, dass er sich lieber nicht hätte ablenken
lassen sollen.
