Diese Nacht
Lan saß aufrecht in seinem Bett und starrte Gingetsu an, der nackt neben ihm lag. Gestern war Weihnachten gewesen und Lan hatte sich gefreut, Gingetsu dieses Geschenk zu machen. Gingetsu hatte sich zunächst gesträubt. Er hatte Lan nicht wehtun wollen. Aber Lan war hartnäckig geblieben und schließendlich hatten sie in dieser Nacht miteinander geschlafen. Lan beugte sich zu Gingetsu hinunter und küsste seine Stirn. Dieser wachte von dieser sanften Geste auf und schlang die Arme um das dreiblättrige Kleeblatt.
„Guten Morgen, Lan."
Lan lächelte und legte den Kopf auf Gingetsus Brust, um seinen Herzschlag zu hören. Ihm rann eine einzelne Träne über die Wangen. Gingetsu fragte nicht, warum Lan begann zu weinen. Er wusste es schon längst.
Es war nicht fair, dass es zu dieser besinnlichen Zeit sein musste, aber man konnte den Tod nicht dazu bringen, seinen Zeitplan wegen dummen Festen zu ändern. Gingetsu presste Lan fester an sich, der nach Luft schnappen musste, da der Griff so fest wurde, dass es ihm die Brust zuschnürte. Aber nicht nur deswegen hatte er Probleme zu atmen.
„Wie lange noch, Lan?"
Gingetsu bekam minutenlang keine Antwort. Er wusste, dass Lan ihm irgendwann antworten würde und wartete ab. Derweil hatte er Zeit, ihn ausgiebig zu mustern. Lan war schnell gealtert in den letzten Jahren, sah aber immer noch aus wie Anfang zwanzig. Seine Haut war noch genau so weich wie damals, als er als kleiner Junge zu ihm gekommen war.
„Bald... aber es... ist in Ordnung."
„Ja."
„Heute Nacht war es sehr schön."
Gingetsu sagte nichts. Alles, was er hätte sagen können, wäre unpassend gewesen und alles was ihm einfiel, hätte die Stimmung verdorben, die er auskosten wollte, bis alles endete. Er hoffte, das Ende würde nicht zu schnell eintreten.
„Ich bekomme keine Luft mehr, wenn du..."
Gingetsu lockerte den Griff um Lan wieder mehr Atem zu geben. Er wollte ja nicht, dass er schlussendlich daran Schuld wäre, wenn Lan... von ihm ging. Er würde mit ihm gehen, aber er wollte ihn nicht verscheuchen.
„Es ist kalt, Gingetsu."
„Gleich nicht mehr, Lan."
„Sollte ich Angst haben?"
„Hast du welche?"
„Nein."
„Dann ist es gut so."
