Gesucht und gefunden
„Hey du! Du da! Suchst du etwas?"
Seishirous Blick schweifte nach rechts und nach links, doch er entdeckte niemanden. Er vernahm ein leises Kichern und kurz darauf stand ein junges Mädchen vor ihm. Er wich einen Schritt zurück, um sich vor ihr zu verneigen zu können und lächelte höflich.
„Ja, da hast du Recht. Aber ich glaube nicht, dass du mir in dieser Sache helfen kannst."
Das Mädchen winkte ab, packte den jungen Mann grob und zerrte ihn quer durch die kleine Stadt, bis tief in einen Wald hinein, ließ ihn dort dann auf einer Lichtung stehen und verschwand zwischen den Bäumen.
Verwirrt blieb er an Ort und Stelle stehen und wartete ab, ob noch irgendetwas passieren würde. Es wurde dunkler und bald brach die Nacht ein – noch immer war nichts geschehen – als er ein Rascheln hörte.
„Meine Schwester meinte, du suchst etwas und ich könne dir helfen?"
Ein Junge trat aus dem Gebüsch. Er sah dem Mädchen zum Verwechseln ähnlich, nur dass er nicht so schrill gekleidet war. Seine Kleidung war aus Leder und tiefschwarz. Sie lag eng an und gab ihm ein weibliches Aussehen. Ebenfalls sehr niedlich und unschuldig, was nicht ganz zu der Lederkluft passen wollte.
„Ja.", meinte Seishirou leise, wieder sein Lächeln aufgelegt.
„Was suchst du denn? Oh, Moment mal! Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Subaru, und du?"
Seishirous Lächeln wich einem vor Erstaunen weit geöffnetem Mund. Subaru trat näher an ihn heran und tippte an sein Kinn, damit er den Mund wieder schloss.
„Und du bist Seishirou, ein Vampirjäger, richtig?"
Subarus Stimme klang süßlich, verführerisch. Warum vor Seishirous innerem Auge eine tiefrote Kirsche auftauchte, wusste er nicht.
„Bist du ein Vampir?"
„Was ist denn, wenn ich einer bin?"
Subaru kam ihm noch näher und schmiegte sich an die Priesterrobe, die im nächsten Moment schon zu Boden fiel.
„Na ja, wenn du einer bist, dann hab ich dich schon sehr, sehr lange gesucht..."
Subaru lächelte, wie es kleine Kinder taten, die eine Süßigkeit geschenkt bekommen hatten. Er legte den Kopf auf die Schultern Seishirous und leckte mit der Zunge über dessen Hals.
„Hast du einen speziellen Wunsch, Seishirou? Ich kann ihn dir sicher erfüllen. Heute ist schließlich Weihnachten."
Seishirou spürte spitze Zähne an seinem Hals, die sich langsam in sein Fleisch bohrten, und Blut, das unter sein Hemd rann. Es war kein unangenehmes Gefühl.
Er legte die Hände um den Körper des Vampirs, den er so lange gesucht hatte und presste ihn an sich.
„Ich habe einen speziellen Wunsch."
Seishirou setzte sich und da er Subaru so fest umschlungen hatte, folgte der dem Vampirjäger ohne jeglichen Widerstand. Die Zähne und Klauen saugten das Blut aus dem Körper und füllten ihn zeitgleich mit einer neuen Form von Leben.
„Du bist... ein guter Weihnachtsmann. Das geht ja richtig flott."
Der frischgebackene Vampir bedankte sich mit einem Wangenkuss.
„Jetzt musst du mir auch was schenken!"
Subaru strahlte über das ganze Gesicht, klatschte in die Hände und sah Seishirou erwartungsfroh an.
„Wie wär's mit einer kostenlosen Deflorierung?"
In diesem Moment traf Seishirou ein riesiges Päckchen, das vom Himmel gefallen kam.
„Oh, das tut mir aber Leid!", schrie die Schwester, der er vorhin begegnet war, vom Himmel herab, „War echt keine Absicht! Ich heiße übrigens Hokuto und bin auch so ein Vampirteil!"
Und da sie alle unsterblich sind, leben sie auch heute noch – das Geschenk Seishirous für Subaru konnte im Übrigen noch in der selben Nacht nachgeholt werden. Aber das ist eine andere Geschichte...
