Date: 11. Dezember
Author: LyraLyrix
Category: Short Story
Characters/Pairing: Harry
Genre: General/Sad
Rating: G
A/N: Eine klitzeklitzekleine Kurzfic. Vorwarnung: Really kitschig.


Best X-Mas ever!

Es war Weihnachtszeit. Die Menschen kauften Geschenke, es wurde gebastelt, dekoriert und geschmückt. Kleine Kinder zogen durch die Straßen und sangen von fröhlichen Weihnachten und Jesuskindern. Väter nahmen sich für die Weihnachtsferien frei, um mit ihren Kindern Schlitten fahren zu können und riesige Schneemänner zu bauen. Die Mütter warteten drinnen dann schon mit frisch gebackenen Keksen und warmem Punsch.

Auch im Privet Drive 4 wurde schon eifrigst gebacken, geschmückt und Schneemänner gebaut. Alles schien perfekt, draußen bauten der Vater und der Sohn einen Schneemann, drinnen buk die Mutter mit dem Kleinsten Plätzchen. Doch wie so oft täuschte die Idylle. Der leibliche und dicke Sohnemann kommandierte seinen nicht minder dicken Vater herum, die Schneekugeln zu rollen und die Mutter drinnen keifte bei jeder Kleinigkeit den kleinen, schmächtigen Stiefsohn an.

"Die Plätzchen sind nicht schön rund." "Bemehl deine Hose nicht, für Morgen wasch ich dir keine Neue mehr." "Starr nicht nach draußen, roll den Teig aus" Und und. Mit gesenktem Kopf und tränengefüllten Augen tat der kleine 8-jährige Junge, wie ihm geheißen. Jedes Jahr hasste er es, wenn die Weihnachtszeit anrückte. Alle Leute schwärmten immer von Familie, Liebe und Eierkuchen und wollten absolut nicht verstehen, dass er Weihnachten mehr hasste als alles andere.

Doch es half nichts, Weihnachten kam immer und seine verzweifelten Briefe an den Weihnachtsmann, er möge doch bitte Weihnachten abschaffen, hatten auch nichts gebracht. So musste der kleine Harry auch dieses Jahr wieder mit ansehen, wie sein Cousin draußen im Schnee spielte, warm eingepackt. Wie sein Cousin mit seiner Mutter und seinem Vater durch die gefüllten Kaufhäuser laufen durfte, wie er den Weihnachtsbaum schmücken durfte und wie seine Eltern rührselig seufzten, wenn er schief und falsch "Holy Night, Silent Night" im Knabenchor trällerte.

Der Weihnachtsabend rückte immer näher und Harrys Tante wurde immer nervöser und gereizter, da alles nicht nach ihrem Plan lief. Und Schuld an all dem war natürlich Harry. Dass sie ihn noch nicht in den Schrank gesperrt hatte, war ein Wunder. Doch wie alle Wartezeit hatte die Wartezeit auf den Weihnachtsabend auch irgendwann ein Ende und so kam es, dass am 24. Dezember (AN: ja ok bei den Briten läuft es ein bisschen anders, ich weiß, aber ich habs jetzt mal ein bisschen Deutschland angepasst... ein kleines bisschen) die komplette Familie Dursley, fein herausgeputzt, Harry, sowie die Tante von Dudley an einem Tisch saßen und sich durch ein Festtagsmenü kämpften, wobei Harry immer als letztes schöpfen durfte. Bei drei stattlichen Essern blieb da meistens nur noch das Zäheste der Ente, die kältesten Bohnen und der etwas angebranntere Teil des Backpflaumenkuchens.

Das Gefühl des Ungerechtbehandeltseins und des Elends überkamen Harry wie jedes Jahr und seine grünen Augen füllten sich mit Tränen. Würde er jemals ein glückliches Weihnachten feiern, mit Leuten, die ihn respektierten und ihm zeigten, dass sie ihn liebten? Geschenke waren ihm egal, er wollte einfach nur einmal wissen, wie es sich anfühlte, ein richtiges Weihnachten zu feiern.

Nach dem Essen begann Dudley seine zwanzig Weihnachtsgeschenke auszupacken, während Harry sich mit seinen abgenutzten Playmobil-Figuren beschäftigte. Die Erwachsenen hatten es sich bei Rum und Sherry gemütlich gemacht und begannen gemächlich die Flaschen zu leeren. Sie seufzten alle drei, wie hübsch Dudley doch bestimmt aussehen würde in seinem neuen grellgrünen Schlitten und dem neuen Helm. Harry dagegen ignorierten sie, es war fast so, als hätten sie ihn vergessen hinter all den Geschenkpapiertürmen von Dudleys Geschenken.

Als die Tante anfing Dudley durchzuknuddeln und sentimental von "Familienweihnachten" zu reden, danach Harry einen Blick zu warf, der böser und gehässiger nicht hätte sein können, lief dieser hoch ins Bad, um sie die Zähne zu putzen. Vom Badfenster konnte er nach draußen schauen. Alles war eingeschneit, die Schneemänner standen draußen neben den hell erleuchteten Tannenbäumen und im Nachbarshaus bekamen die Nachbarkinder gerade ebenfalls die Geschenke von ihren Eltern.

Vermutlich wie fast überall hier im Viertel von Little Whinging, in dem die Dursleys lebten. Und nun da er alleine war, am dunklen Badezimmerfenster stand und nach draußen in die Idylle starrte, kamen die Tränen nun doch. Und sie flossen reichlich. Schluchzend kauerte sich Harry schließlich auf dem Fenstersimsen zusammen und wünschte, er könnte fort von hier, irgendwo hin wo er geliebt wurde und auch einmal in seinem Leben Weihnachten feiern konnte.

Hineingesteigert in die Hoffnungslosigkeit seines Elendes bekam er nicht mit, dass ins Badezimmer lautlos eine Gestalt kam und auf ihn zuging. Erst als diese Person versehentlich gegen den Mülleimer lief, schrak er hoch und dachte Dudley hätte sich ins Badezimmer geschlichen, um ihn zu hänseln. Doch es war nicht Dudley. Überhaupt nicht! Die Person, die vor ihm stand, war schmaler und dünner. Und hatte eindeutig längere Haare und größer war sie auch noch. Doch für Tante Petunia war sie zu klein. Heißer fragte Harry: "Wer sind Sie?" "Ich bin deine Mutter, Harry."

Das brachte Harry wieder zum Weinen. Jetzt war er schon so verwirrt, dass er sich einbildete seine Mutter, die tot war, würde ihn besuchen. "Weine nicht Harry, ich bin wirklich deine Mutter." "Das kann nicht sein", schluchzte Harry, "meine Eltern sind tot."

Die Frau sah ihn traurig an. "Ja, wir sind tot, aber einmal alle 100 Jahre dürfen die Geister der Toten ihre Verwandten besuchen, für eine Stunde. Zumindest die, die der Chef für würdig hält. Und da er deine Traurigkeit gesehen hat, hat er mir erlaubt dich zu uns zu holen." "Ist das wahr?" Harry wischte sie die Tränen aus den Augen und starrte die Frau ein wenig hoffnungsvoll an. "Ja, Harry, die einzige Bedingung ist, du musste glauben." Und Harry glaubte.

Auf einmal war das Badezimmer verschwunden und er befand sich an einem hell erleuchteten, warmen Ort wieder, an dem ein Weihnachtsbaum stand, unter dem Geschenke lagen. Vor dem Fenster schneite es. Und zum ersten Mal sah Harry die Frau, oder seine Mutter, besser. Sie hatte langes, dickes rotes Haar, eine herzlichen Ausstrahlung und funkelnde grüne Augen, in denen jedes Mal Wärme lag, sobald Harry sie ansah. Wenn er aber wegschaute, waren sie sofort wieder von Traurigkeit, Schmerz und Hilflosigkeit geprägt. Doch Harry bekam das nicht mit, denn auf einmal ging die Türe auf und ein Mann mit schwarzen Haaren und nicht allzu großer Gestalt trat durch die Türe. Er sah aus wie Harry selber, nur mit braunen Augen und um einiges reifer. "Dad!", stammelte Harry. "Ja." Ein breites Lächeln trat auf das Gesicht des Mannes. Sofort rannte Harry auf ihn zu und wurde in starke Arme geschlossen. Sofort kamen wieder die Tränen. "Weine nicht, Harry, dazu ist die Zeit zu kurz. Diese eine Stunde gehört dir."

"Darf ich alles mit dir und Mum machen, was ich will?" Sein Vater nickte. Auf Harrys tränengerötetem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, das seinen Eltern tief ins Herz schnitt. Wie sehr wünschten sie sich in diesem Moment lebendig zu sein und dieses Lächeln öfter sehen zu dürfen. Doch ihre Gedanken hielten nicht lange an, da Harry sie nach draußen zerrte um mit ihnen eine Schneefamilie zu basteln. Doch daraus wurde eine hitzige Schneeballschlacht, in der jeder auf jedem lag und ihn einseifte.

Nach einiger Zeit meinte die Mutter, dass es wohl nun Zeit sei, nach drinnen zu gehen um einen Punsch oder dergleichen zu trinken. Harry strahlte. So stellte er sich Weihnachten vor. Schneeballschlachten, Punsch trinken und die Eltern um sich haben. Mit geröteten Wangen saßen sie schließlich vor dem Weihnachtsbaum, sangen einige Lieder und vergaßen die Zeit. Sie redeten nicht darüber, wie es Harry ging und was sie an dem Ort machten, an dem sie nun waren. Sie saßen einfach beieinander und genossen es eine Familie zu sein. Harry hätte ewig weiter neben seinen Eltern sitzen können und ihre Stimmen lauschen, doch plötzlich sahen sich seine Eltern erschrocken und traurig an.

Harry begriff, die Stunde war vorbei. Doch Harry spürte keine Trauer, so glücklich war er immer noch. Er umarmte seine Eltern und meinte leise: "Ich werde euch nie vergessen."

Da drehte sich seine Mutter um und begann zu schluchzen. Harry sah sie an. "Alles klar, Mum?" Sein Vater meinte, nachdem er seinen gebrochenen Gesichtsausdruck schnell verschwinden lassen hatte: "Nichts Harry, sie ist nur traurig, dass die Stunde schon vorbei ist." "Das ist doch egal, ich werde sie nie vergessen", meinte Harry und tätschelte mit seinen kleinen stummeligen Finger der Mutter über den Kopf. Hinter ihm stand sein Vater, mit todtrauriger Miene und meinte sehr leise: "Doch, das wirst du, Harry, leider. Aber ich schwöre dir, wir werden es nie vergessen! Versprochen. Obliviate!"

Harry schlug die Augen auf und starrte aus dem Fenster. Er fühlte sich auf einmal gar nicht mehr so schlecht, er wusste zwar nicht warum, aber es war einfach so. Selbst Dudleys gehässige Kommentare störten ihn nicht, als er wieder zurück nach unten ging. Er meinte nur: "Frohe Weihnachten Dudley, frohe Weihnachten."