Date: 18. Dezember
Author: Amy
Category: Short Story
Characters/Pairing: Top secret.
Genre: Tragedy
Rating: PG
Disclaimer: Nichts gehört mir. Bloß die Geschichte...


Ein diffuses, unwirklich wirkendes Licht beherrschte den Ort, bedrückte mehr als das es ein Leuchten auf die Welt warf. Auch der Regen, der eintönig fiel, zeitweise von aufkommenden Wind gepeitscht wurde, trug nicht dazu bei, die Stimmung aller Anwesenden aufzuhellen. Schweigend, mit gesenkten Köpfen, lauschte die versammelte Menge dem Priester, dessen eindrucksvolle Rede von dem Schluchzen der Anwesenden und dem Prasseln des Regens begleitet wurde.

„.. er war ein wunderbarer Junge, der sich durch großen Mut auszeichnete, einen Mut, der immer wieder auf die Probe gestellt wurde und den er uns allen ein ums andere Mal wieder bewies. Er, der uns alle in den finstersten Stunden noch an Hoffnung glauben ließ. Er..."

Ein großer, schlankgewachsener Junge stand etwas abseits der Menge vor dem Grab, seine Augen starr auf den Grabstein gerichtet, und doch wirkte es so, als würde er ihn nicht wahrnehmen. Ihn nicht wahrnehmen wollen. In seinen Kopf hörte er immer wieder die eine Frage, warum er? Warum hätte es nicht ihn selbst treffen können? Warum musste er ihn überleben, mit dem Wissen, was er ihm auf seine Frage geantwortet hatte..

Als er das mitfühlend klingende Nein aus dem Mund dieses jungen Mannes gehört hatte, war ihm, als hätte er ihm damit sein Herz herausgerissen, jenes Herz, das er ihm hinzugeben bereit gewesen war. Seit dem ersten Tag ihrer Freundschaft war er etwas besonderes für ihn gewesen, aber erst jetzt, in diesen Tagen, wo niemand genau wusste wie lange er noch unter den Lebenden weilen würde, hatte er sich aufgerafft und ihm seine Gefühle gestanden. Er hatte gehofft mit dem Wissen, dass seine Liebe erwidert wurde, sterben zu können – falls es denn soweit kommen musste. Mit einem Nein, einer Ablehnung, hatte er nicht gerechnet. Weder damit, noch mit dem Grund dafür. Harry, sein Harry, dem Jungen, dem sein Herz gehört hatte, erklärte ihm, dass er seinen anderen besten Freund liebte.

Und nicht ihn!

So stand er vor seinem Grab, wusste, dass er ihn verloren hatte, zweimal, und das für immer. Nie wieder würde er hoffen können, von einer gemeinsamen Zukunft träumen. Nie wieder...

Die Tränen auf seinem Gesicht mischten sich mit dem Regen und ein Schluchzen schüttelte ihn, wann genau er zu weinen begonnen hatte wusste er nicht, aber es war das letzte, was ihn in diesem Moment interessierte. Wohl war er nach der Zeit in Hogwarts um einiges ernster geworden, auch schweigsamer und nicht mehr so fröhlich wie früher, und doch war er immer noch der sensible Junge, der Harry Potters bester Freund gewesen war.

Mit ihm trauerte die gesamte Zaubererwelt, diese sonst so feierliche Zeit war in diesem Jahr völlig untergegangen und nur vereinzelt sah man die ansonsten so prächtige Beleuchtung strahlen. Es war Weihnachtszeit, heute war der Tag, an dessen Abend normalerweise alle Kerzen brannten, aber auch das war ihm egal. Mit wem sollte er sich über die Geschenke freuen, wenn nicht mit ihm?

Mit wem feiern, dass es das erste Fest war, nach dem Sieg über Voldemort? Oh ja, er war besiegt worden, Harry hatte vollendet, was er seit Jahren versuchte und endgültig die Oberhand gewonnen. Doch zu welchen Preis...

Nicht nur sein Feind hatte mit dem Leben zahlen müssen, nein, er hatte auch ihn mit in den Tod gerissen.

Die Gemeinschaft konnte aufatmen und die Angst war gebrochen, die Freude war aber gedämpft. Jeder fühlte den schalen Geschmack im Mund, darüber dass Du-weißt-schon-wer zwar besiegt wurde, sie damit aber auch ihren Helden verloren hatten.

Das war er gewesen, ein wahrer Held, der Junge, der lebte. Der Junge, der überlebte. Und schließlich doch starb...

Wieder schluchzte er auf, sah nicht einmal auf, als sich ihm eine Hand auf die Schultern legte.

„Hör auf zu heulen, Wiesel." hörte er eine Stimme sagen, hob jetzt doch den Kopf und sah in die Augen von Draco Malfoy. Er war groß, allerdings nicht so groß wie er selbst und trug einen schwarzen, edlen Umhang.

Auch er war gekommen... natürlich war er das, hatte doch auch er seinen Geliebten heute beerdigen müssen, gemeinsam mit ihm, Ron, und Millionen von anderen Hexen und Zauberern.

„Klappe Frettchen." konterte er sofort, obwohl sie schon lange Freunde waren, fielen scherzhaft noch oft die alten Beleidigungen.

„Er ist tot..." flüsterte er dann, wusste das auch dem Blonden das Herz schwer war.

„Wir haben ihn beide schon einmal verloren... es tut dennoch weh..."

„Wer hätte auch gedacht, dass sich Neville einmal so mausern würde und uns Harry wegschnappt?"

Ron seufzte und dann umarmte er Draco, sein trauriger Blick noch immer auf das Grab seines besten Freundes und Geliebten gerichtet.

„Niemand..."