Date: 20. Dezember
Author: Yamato
Category: Short Story
Characters/Pairings: Harry/Draco (zusätzlich ein bisschen Cho/Cedric)
Genre: gemischt, wie alle meine Fics. Ein Tässchen Dark, ein Löffelchen Humor, ein Hauch Romantik und eine Prise Shônen Ai
Rating: PG13
Disclaimer: Die Charaktere gehören JKR.
A/N: Der Titel stammt aus Oscar Wilde's Märchen The Nightingale and the Rose. Alle Fanfic Autoren sollten Wilde und Hesse lesen, (und am besten noch Thomas Mann gleich dazu). Die Jungs haben uns vorgemacht, wie man anständigen Slash schreibt. (natürlich nur die subtile Variante ggg)
Die Geschichte kann für sich allein stehen, sie ist aber auch eine Szene aus dem 15. Kapitel von Amicus Draconis (wo sie natürlich erst nach dem Adventskalender erscheinen wird.)
No Red Rose in all my Garden
For Harry – because saying goodbye is the worst part.
Hogwarts, School of Witchcraft and Wizardry, December 25th, 1994
"Hast du das gewusst?" Weasley verzog sein Gesicht zu diesem dümmlichen Ausdruck, den er immer dann mit sich herumtrug, wenn ihn etwas verwirrte. "Dass Hagrid ein Halbriese ist, mein ich?"
"Nein." Potter zuckte die Achseln. Wieder einmal schien er nicht die geringste Ahnung zu haben, (so wie eigentlich immer, wenn es um die magische Welt ging). "Na und?"
Selbst Weasley schien schockiert über diese öffentliche Zurschaustellung von Ignoranz. "Ich erklär's dir drinnen," murmelte er und zupfte dabei verlegen am Ärmel des Verbrechens, welches sich Festumhang schimpfte. "Komm mit..."
Los jetzt!
Potter und Weasley sprangen erschrocken zur Seite, als plötzlich die Rosenbüsche knackten und zwei moosgrüne Ungetüme auf sie zugestürmt kamen. Respekt, Vince schaffte es doch tatsächlich, Weasley den Hut vom Kopf zu reißen ohne dabei sein halbes Gesicht mitzunehmen. Nicht, dass irgendjemand den Unterschied bemerkt hätte, aber immerhin.
"Komm!" Die beiden Gryffindoofs fackelten nicht lange, sondern stürmten ihren Angreifern hinterher. Sie wetzten zwischen den Rosenbüschen hindurch, und hätten dabei ums Haar Cedric Diggory umgerannt, welcher mit Cho Chang im Arm auf der nächsten Lichtung stand. "Wo sind sie hingelaufen?" schrie Weasley.
"Sie sind dort rüber gelaufen und haben sich dann getrennt." Diggory deutete auf die nächste Reihe Büsche und Weasley rannte in Richtung seines ausgestreckten Fingers davon. Potter dagegen blieb wie angewurzelt stehen und starrte mit offenem Mund Cho und Diggory an, als habe er noch nie in seinem Leben ein Liebespaar gesehen. Vielleicht versuchte sein unterbelichtetes Hirn gerade herauszufinden, was die beiden da taten.
Aber natürlich, der Narbenkopf war ja selbst in die Kleine verschossen. Wahrscheinlich hatte ihm dieser Anblick gerade das Herz gebrochen und er würde sich jetzt heulend und jammernd ins nächste Eck verkriechen und Kullertränchen vergießen.
Im Gegensatz zu Diggory schien Cho den entsetzten Gesichtsausdruck richtig zu deuten. Ein zutiefst mitleidiger Blick trat in ihre Augen. Das schien dem armen liebeskranken Trottel wohl den Rest gegeben zu haben, denn er rannte in heilloser Flucht davon. Cho stieß einen Seufzer aus und zuckte bedauernd mit den Schultern, als wolle sie sagen: "Tut mir leid, Kleiner, ich kann dir nicht helfen."
Sie wandte sich um, als sie ein Rascheln im Gebüsch hörte. Einen Moment lang schien es ihm sogar, als träfen sich ihre Augen, doch er glaubte nicht, dass sie in der Dunkelheit etwas erkennen konnte. Sie war wirklich ein bildhübsches Mädchen, er konnte verstehen was der Gryffintrottel in ihr sah, und seine Lippen verzogen sich zu einem hämischen Lächeln. Alles, was Potter Schmerz bereitete, war gut.
Als die Wischmoppvisage an seinem Busch vorüber lief, brauchte er nur mehr einen Fuß auszustrecken und sein Erzfeind schlug der Länge nach hin.
"Malfoy!" Potter sprang auf die Füße und wühlte in der Innentasche seines Festumhangs nach seinem Zauberstab. Doch Draco hielt seinen eigenen bereits in der Hand und außerdem zielstrebig auf den Kopf seines Gegners gerichtet. "Nicht hier, Potter. Versteh mich nicht falsch, ich hege jede Absicht mich mit dir zu schlagen, aber ich hab kein Interesse daran, mir meine Festrobe zu ruinieren. Sie war ein ganzes Stück teurer als deine."
"Verschwinde, Malfoy." Potter wich nicht zurück, als Draco ihm den Zauberstab unters Kinn hielt. Es lag keine Furcht in seinen Gesichtszügen, nur Abscheu, bebende Entrüstung und sich immer weiter steigernde Wut. Seine Augen verengten sich, als sie Draco's von Hass durchdrungenem Blick standhielten. Im feurigen Widerschein der fernen Lichter schien ein leidenschaftliches Funkeln ihr tiefes Grün von innen heraus zu erhellen.
"Nicht, bevor ich gesagt habe, was ich zu sagen habe," zischte Draco. Sein Zauberstab stieß das Kinn seines Rivalen nach oben, so dass dessen Kehle jetzt frei lag. "Ich hab's satt, Potter. Unsere lächerlichen Scharmützel, die albernen Plänkeleien. Ich will gegen dich kämpfen, ich will es endlich zu Ende bringen. Ein für allemal!"
"Und deshalb schickst du deine beiden Idioten los, um Ron's Hut zu stehlen?" Kurz und höhnisch lachte Potter auf. "Wirklich toller Plan, Malfoy, aus dir wird noch mal ein richtiger Puppenspieler ... verdammt, lass das!" Er zuckte zusammen, als die Spitze von Draco's Zauberstab langsam seinen Hals hinunter wanderte und dabei mit hauchzarten Berührungen über seine Kehle strich.
Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Hinter ihm raschelten die Blätter eines Rosenbusches, als er stolpernd dagegen stieß. Zweige knackten. Eine Blüte brach. Ein einzelnes schneeweißes Blütenblatt fiel hinunter und verfing sich in seinem Haar.
"Du weißt ganz genau, was ich will," zischte Draco. Voller Genugtuung sah er, dass er seinen Feind in die Enge gedrängt hatte. Die mit Dornen besetzten Ranken griffen nach dessen weiten Ärmeln, verhakten sich im fließenden Stoff seiner langen Robe ... oh, wie er es genoss, ihn so gefangen und hilflos zu sehen. "Ich will den Schlussakt. Das große Finale. Den letzten, alles entscheidenden Kampf zwischen dir und mir."
"Soweit war'n wir schon in der ersten Klasse, Malfoy." Potter versuchte sich aus den stacheligen Rosenzweigen freizukämpfen, ohne dabei seine Robe zu zerreißen. "Was ist, fällt dir nichts Neues mehr ein? Oder hältst du mich etwa für so blöd, dass du glaubst, ich würde zweimal auf denselben Trick reinfallen?"
"Es ist kein Trick, es ist mein voller Ernst und das weißt du. Vom Tag unserer ersten Begegnung an lief alles auf diesen einen Moment hinaus. Es ist unsere Bestimmung."
Er ging auf seinen Rivalen zu, und da war es wieder, dieses rasende Gefühl als ob er von innen heraus verbrennen würde, dieses stechende Bedürfnis sich auf Harry Potter zu stürzen, ihn unter sich zu Boden zu reißen und einfach nur auf ihn einzuprügeln, ihn zu quetschen und zu würgen bis er schrie und wimmerte und keinen Atem mehr fand. Es war wie ein Wirbelsturm, der sich um seinen Geist legte, ein gleißender Blitz, der seinen Verstand blendete. Eine lodernde Feuersbrunst, die ihn wie ein Fieber schüttelte, sein Blut kochend seinen Körper hinunter jagte, seinen Atem und sein Herz zum Rasen brachte. Selbst die kalte Winternacht um sie beide herum schien von ihrer flammenden Hitze durchdrungen.
Er lehnte sich nach vorne. Nur wenige Zoll trennten sein Gesicht jetzt noch von dem seines Erzfeindes, fast berührten sich ihre Nasenspitzen. Wie erstarrt hing Harry im Klammergriff der Dornenranken und starrte Draco aus fassungslosen Augen an. "Kämpf nicht dagegen an, Harry, wir werden uns im Duell gegenüberstehen. Es ist unsere Bestimmung, es führt kein Weg dran vorbei. Wir beide wissen, dass es eines Tages geschehen muss."
Ein Zittern lief durch Harry's Körper und er neigte langsam den Kopf zur Seite. Ein Dorn war in die Neigung seines Halses eingedrungen und hatte einen einzelnen Tropfen Blut zurückgelassen, ein Tropfen, welcher unter Draco's Atem erbebte und langsam hinunterperlte. Draco griff nach einer abgeknickten Rose, brach sie vollends ab, und fing den Blutstropfen damit auf. Wie elektrisiert zuckte Harry zusammen, als die sanfte Blüte seine Haut berührte.
Ihre Blicke trafen sich über den schneeweißen Blütenblättern, auf denen jetzt eine schillernde rubinrote Perle ruhte.
Im nächsten Moment fühlte Draco einen so heftigen Stoß gegen seine Brust, dass er nach hinten kippte und hart auf dem Rücken aufschlug. Einen Augenblick lang blieb ihm die Luft weg, sein ganzer Körper war wie gelähmt.
"Vergiss es, Malfoy." Hoch über ihm tauchte Potter's Gesicht auf. "Ich muss ein Turnier bestehen, mich mit einem durchgedrehten Ex-Lord und seinen nicht minder durchgedrehten Anhängern herumschlagen und so ganz nebenbei auch noch das Schuljahr schaffen. Ich hab' keine Zeit für 'lächerliche Scharmützel', wie du es so treffend nennst, und ich hab' keinen Bock, mich mit einem eingebildeten kleinen Fatzke herumzuärgern, der sich für den großen Bösewicht hält. Also verzieh dich einfach und fall jemand anderem auf den Wecker."
Mit einem Blick tiefster Verachtung sah er auf Draco hinunter. "Du bist's echt nicht wert."
Dann drehte er sich auf dem Absatz herum, ohne sich noch ein einziges Mal umzublicken. "Das wird dir noch leid tun," schrie Draco ihm hinterher. "Ich mach' dich fertig! Ich krieg' dich, du wirst schon sehen!"
Mühsam rappelte er sich hoch und rieb sich die schmerzenden Schultern. Von Potter war nichts mehr zu sehen, die Dunkelheit hatte ihn verschluckt. Er klopfte den Schnee von seiner Festrobe, und verstaute seinen Zauberstab wieder in seiner Innentasche.
Die Rose zertrat er unter dem Absatz seines Schuhs.
