Ihr Lieben,

ich hoffe, Ihr habt gut gefeiert gestern, und habt Euch schön beschenken lassen.

Vielen, vielen Dank wieder an dieser Stelle für Eure tollen Reviews!

Weil die Frage auftauchte: Ja. Diese Story ist sozusagen ein Blick in die Zukunft von „Oktobermond", es ist Weihnachten des gleichen Jahres (der Emiliaplot bewegt sich ja immer entlang Band 5).

Und Ja, den letzten Teil gibt es erst morgen.

Hermiones Buch, das Remus sich in der Küche ausleiht, gibt es übrigens als Online-Version hier bei zu lesen. Für die unter Euch, die's noch nicht kennen: Es sind die „Tage des Raben" der unvergleichlichen Slytherene. Liebste Grüße!

Kochen wie Emilia: Übrigens kein Problem. Zu allen in meinen Texten erwähnten Kochereien gibt es Rezepte, die ich gerne bei Interesse zuschicke.

Disclaimer: Siehe Kapitel eins.

FÜNF: DREAMING OF A QUIET CHRISMAS

Sonntag, fünfundzwanzigster Dezember.

Gefühlte Uhrzeit: Vier Uhr dreißig. Höchstens.

Ich blinzele. Dämmeriges Tageslicht kommt zum Fenster rein.

Kombiniere, Mister Watson: Gefühlte und tatsächliche Uhrzeit stimmen nicht überein.

Eine Hand streicht mir Haare aus dem Gesicht, dann berühren warme Lippen die frei gelegte Wange (unrasiert. Wollte ich zu Weihnachten einen Santa-Claus-Rauschebart haben, es würde genügen, mich ab dem zwanzigsten nicht mehr zu rasieren.)

„Guten Morgen" flüstert sie. „Fröhliche Weihnachten."

„Will schlafen" murmele ich. Sie beugt sich über mich, und ich spüre ihre wunderbaren, weichen, runden… Oh. Mmmh. Wenn es nur nicht viel zu früh dafür wäre.

„Es ist schon halb neun" sagt sie an meinem Hals.

Ich murmele und mache mir nicht die Mühe, klar zu artikulieren. Die wenigen bereits aktiven Teile meines Gehirns konzentrieren sich vollständig auf das weiche Runde in meinem Rücken. Ich rücke ein wenig näher, aber dann setzt sie sich auf. Hm.

„Zeit für die Geschenke" sagt sie und klingt wie ein glückliches Kind.

„Ich habe hier alles, was ich brauche" sage ich matt.

„Komm schon" sagt sie. „Sei kein Spielverderber. Es war schwer genug für mich, bis heute morgen zu warten. Bei mir daheim hätte es die Geschenke gestern abend schon gegeben."

Sie klettert über mich drüber aus dem Bett, und ich habe ein ausgeprägtes, aber kurzes Vergnügen mit hmmm… vielleicht doch noch nicht zu früh dafür. Sie geht durchs Zimmer und macht Licht (definitiv nicht zu früh dafür.) Dann nimmt sie ihren Badematel vom Stuhl und wickelt sich ein. Heh. Wer ist hier der Spielverderber.

Aus ihrem Rucksack zieht sie ein rot und golden verpacktes eckiges Ding und setzt es vor mir aufs Kissen.

„Mach's auf" sagt sie erwartungsvoll.

Ich setze mich. Mir wäre lieber, sie hätte drauf verzichtet. Geschenke zu bekommen hat einen blöden Beigeschmack, wenn alle Welt weiß, dass man nicht mal das Geld für ein Brötchen aufbringen könnte.

Sie setzt sich neben mich auf die Matratze und strahlt mich an. Ich löse vorsichtig das Papier. Sie ist ungeduldig, aber sie sagt nichts und lässt mich werkeln.

Es ist ein Kistchen drin, und in dem Kistchen sind helle und dunkle Schokoladentrüffel.

„Selbst gemacht" sagt sie stolz.

Ich habe eine Frau, die Schokoladentrüffel machen kann. Ich bin ein glücklicher Mann.

Ich versuche einen. Er ist perfekt: rund und weich und süß und herb, und er löst sich auf der Zunge wie eine Liebkosung. Ich brauche eine Minute, bis ich mich erholt habe.

„Und?" sagt sie erwartungsvoll. „Wie sind sie?"

„Mmmmh" sage ich.

„Wie schön" strahlt sie. „Hast du den Umschlag schon gesehen?"

Ich schüttle den Kopf, und sie fischt ein weißes Papier aus der Verpackung und gibt es mir.

„Ich wollte dir ein Buch schenken" sagt sie. „Aber dann dachte ich, warum sollte ich, wenn ich dir eine Bibliothek schenken kann."

Sie hat meinen Leseausweis für die öffentlichen Londoner Bibliotheken um ein Jahr verlängert.

„Womit habe ich dich nur verdient" sage ich. „Du bist viel zu gut für mich."

„Freust du dich?" sagt sie glücklich, und ich zeige ihr, wie sehr.

Wir haben uns gerade auf sehr intime Art ein paar von den Schokoladentrüffeln geteilt, als es von draußen ziemlich indiskret an unsere Tür rumpelt.

„Guten Morgen, ihr Süßen!" trompetet Sirius. „Fröhliche Weihnachten! Aufstehen, wir brauchen die Köchin!"

„Verschwinde!" ruft Emilia. „Wir kommen in fünf Minuten."

„Mach zehn draus, damit ich eine Chance habe" murmele ich.

„Zehn" sagt sie laut, aber Sirius ist schon weiter gezogen, um anderswo Weihnachtschaos zu stiften.

Ich winde mich unter ihrem Arm hervor und klettere aus dem Bett.

„Wohin willst du?" fragte sie erstaunt.

„Da fehlt noch was" sage ich und ziehe mir meine Robe über den Kopf.

„Was denn?" fragt sie. „Ich dachte, du wolltest eine Chance…"

„Dir dein Geschenk zu geben" sage ich und unterdrücke ein Grinsen. Wie du mir, so ich dir, Schätzchen.

Ich gebe ihr eine kleine Schachtel mit dem, woran ich die vergangene Nacht über gearbeitet habe. Sie ist ziemlich still, als sie die Schleife löst und den Deckel hebt. Sie schaut hinein, schaut mich an, schaut wieder hinein.

„Er ist transfiguriert" sage ich. „Du solltest ihn heute tragen, denn er wird sich irgendwann heute abend wieder auflösen."

Sie nimmt den Ring aus seinem samtenen Bettchen und dreht ihn zwischen den Fingern. Er sieht tatsächlich völlig echt aus: weiches gelbes Gold, ein dicker runder Reif, in dem ein dunkelroter Rubin sitzt wie ein Blutstropfen.

„Ich dachte, man kann Gold nicht transfigurieren, dass es richtig echt aussieht" sagt sie, und ich höre, wie sie ein Zittern in ihrer Stimme unterdrückt.

„Man muss ein paar Formeln umschreiben" sage ich. „Und ein bisschen tricksen. Arithmantik ist eine wirklich nützliche Wissenschaft."

Ich nehme den Ring und ihre Hand und stecke ihn an ihren Finger. Sie sieht mich an, atemlos, rote Flecken sind plötzlich auf ihren Wangen erschienen. Sie wartet, dass ich etwas sage.

Ich küsse ihre Handfläche.

„Frohe Weihnachten, Liebes" sage ich.

oooOOOooo

Jetzt, da Weihnachten mich unentrinnbar eingeholt hat, ist es gar nicht so schlimm wie befürchtet. Ich bin in der Lage, Kopfschmerzen zu ignorieren, Müdigkeit und diverse andere Langzeit-Nachwirkungen meiner ausschweifenden vollmondlichen Lebensweise. Ich verwende dieselben Mechanismen, um das Christmas-Carol-Gedudel im Radio zu ignorieren, die dicken roten Kugeln, die in der Küche herum zoomen wie Miniatur-Heißluftballons und das gläserne Rentiermonster, das in meiner Tasse sitzt, als ich sie aus dem Schrank nehme. Jemand hat es bezaubert, dass es grinst und mit dünnem Stimmchen „Merry Christmas!" quiekt. Ich entferne es mit spitzen Fingern und lege unauffällig einen Silencio drüber. Ich will meine Toleranzschwelle nicht schon am frühen Morgen erreichen.

Die Küche ist voller Weasleys, Tonks, Hermione und (missmutigem) Harry, und Sirius ist glücklich und nimmt ein Bad in der Menge.

„Morgen" sagt Hermione, die einen Platz auf der Eckbank hat, und steckt die Nase gleich wieder in ihr Buch. Kluges Mädchen, hätte ich auch selbst drauf kommen können. Ich stecke in Ermangelung einer Lektüre die Nase in Emilias Haare, unterlasse aber weitere Schritte, als ich Rons peinlich berührten Blick auffange. Ich war auch mal Schüler, und ich hätte auch nicht sehen wollen, wie mein ehemaliger Verteidigungs-Lehrer seine Nase in meine Tränkelehrerin steckt. Gerade für Fünfzehnjährige ist die Vorstellung, dass Lehrer etwas wie Privatleben haben, bestenfalls merkwürdig, meist aber extrem abschreckend. Ich koche mir einen Tee. Das gläserne Rentier grinst und bewegt lautlos die Lippen.

Dann zieht Sirius mich am Ärmel und drückt mir ein dickes, weiches Paket gegen die Brust.

„Fröhliche Weihnachten, allerliebster Moony" strahlt er und erwartet ganz klar, dass ich mich freue.

„Ähm" sage ich. „War da nicht diese Abmachung zwischen uns? Dass wir uns nichts schenken wollten?"

„Das war ja noch zu der Zeit, als wir gar nicht feiern wollten" strahlt er. „Aber jetzt feiern wir ja doch, und deshalb ist die Abmachung hinfällig."

„Also, ich hab mich dran gehalten" sage ich und beginne schon, mich schlecht zu fühlen.

„Egal" sagt er. „Mach's auf."

Es ist eine Robe, und sie ist perfekt. Lange, schmale Ärmel (ich finde Schleppenärmel störend), Kapuze (ich friere ständig am Hals), nicht zu lang, nicht zu weit (ich bin miserabel in dem, was ich bei mir das Snape-Manöver nenne: das eindrucksvolle Wirbeln und Bauschen von überlangen Kleidungsstücken), aus einem wunderschönen, weichen Stoff. Er ist dunkel waldgrün, und an den Säumen läuft eine braune Borte, in die dezente Silberfäden eingewirkt sind.

Ich fühle mich furchtbar. Mir ist völlig klar, dass dies das teuerste Kleidungsstück ist, das ich je in der Hand gehalten habe. Mir ist weiterhin klar, dass dieser Umstand jedem klar sein muss, der mich in dieser Robe sieht. Mir ist außerdem klar, dass jeder, der mich in dieser Robe sieht, etwas denken muss, das ungefähr so geht: „Sieh mal einer an. Lupin trägt etwas, das weder zerrissen noch geflickt ist. Hat er einen reichen Gönner oder endlich die Bank von Schottland überfallen?" Denn eines ist dieses unglaublich schöne Kleidungsstück leider nicht: subtil.

Ebenso wenig wie der, von dem es kommt.

„Gefällt sie dir?" sagt er, und seine Augen leuchten. „Magst du sie? Sie ist toll, oder? Ich habe sie extra anfertigen lassen. Sie passt perfekt, übrigens. Ich hatte Polyjuice, und ein paar Haare aus deinem Kamm…"

Ich sehe zu Emilia, die Rühreier brät. Sie lächelt unschuldig und schlägt die Augen auf.

„Du magst sie?" sagt Sirius und rückt näher. „Oder? Komm schon. Sag schon."

„Ja" sage ich schweren Herzens. „Natürlich. Sie ist wunderschön."

„Ja!" sagt Sirius. „Ich wusste es. Du bist nur so still, weil du dich so freust."

„Sie ist viel zu gut für mich" sage ich ein bisschen verzweifelt. „Ich… es ist lieb gemeint, Pads, wirklich, aber hätte es eine einfachere nicht auch getan?"

„Quatsch" sagt er. „Für meinen Moony ist das Beste gerade gut genug."

„O weh" sage ich, aber niemand hört es, denn Sirius zieht mich in eine stürmische Umarmung, und mein Mund landet irgendwo an seiner Schulter. Ich seufze, denn mir ist neben allen anderen Klarheiten außerdem klar, dass einer von uns sich jedenfalls schlecht fühlen wird: er, wenn ich die Robe nicht trage, oder ich, wenn ich sie trage.

Und ich weiß auch schon ganz genau, wer das sein wird.

oooOOOooo

Gegen Mittag bin ich fast wieder versöhnt mit dem Verlauf dieses Tages. Die Robe habe ich in ihre Verpackung zurück getan: dass ich sie für später aufheben will, wurde akzeptiert. Die Küche hat sich geleert, die Kinder sind abgezogen, um ihre Geschenke auszuprobieren und zu vergleichen. Tonks und Sirius sind auf mysteriös-unauffällige Art ziemlich gleichzeitig verschwunden und wurden seither nicht mehr gesehen. Molly ist bei Arthur im Krankenhaus, und Emilia kocht.

Schokolade ist nur die Spitze des Eisbergs. Man könnte ohne Übertreibung sagen, dass ich ein sehr hingebungsvolles Verhältnis zum Essen habe. Meine Mutter war eine hervorragende Köchin, sie hat die Traditionen der französischen Küche von meiner Großmutter übernommen. Ich bin aufgewachsen mit dem Geruch von Thymian und Estragon, mit Pasteten und geschmortem Kaninchen und Auberginen in Olivenöl und getrockneten Tomaten. Unser Haushalt war eine Insel der subtilen Kochkunst inmitten einer Esskultur, die fettes Hammelfleisch in Minzsauce für eine Delikatesse hält. Was für ein Kulturschock, als ich nach Hogwarts kam. Ich ernährte mich die ersten Monate von Weißbrot und Nachtisch, bis ich mich gewöhnt hatte (und ich wurde jahrelang aufgezogen mit der Art, wie ich Essen auf meinem Teller herum schiebe und mir die genießbaren Teile heraus picke). Dann kam Mensa-Essen und Junggesellen-Wohngemeinschaft, und ein paar fruchtlose Versuche, das, was mir fehlte, selbst herzustellen. Ich nehme an, die Teile des Gehirns, die für das Tränkebrauen zuständig sind, bedienen auch die Fähigkeit zu kochen, was eine schlüssige Erklärung für mein peinliches Totalversagen auf beiden Gebieten abgibt. Dann kamen die Jahre, in denen ich verlernte, gut zu leben.

Dann kam Emilia.

„Truthahn" hat sie gesagt und Sirius passender Weise den Vogel gezeigt. „Ein altes, zähes, blödes Vieh mit matschiger Füllung, das stundenlang vor sich hin brät und doch nicht gut wird. Vergiss es. Ich weiß was Besseres."

Es waren mehrere ermüdende Diskussionen nötig, derer ich nur bruchstückhaft Zeuge wurde („Moony! Sag ihr, dass es einen Truthahn geben muss!" „Ähm. Gerade fällt mir ein, dass ich an einem anderen Ort dringend gebraucht werde. Einem weit entfernten Ort."), aber schließlich hat Sirius es nicht vergessen, aber zumindest nachgegeben. Vielleicht wurde er auch schlicht erpresst. („Willst du selber kochen? Dann nur zu.")

Und jetzt kocht Emilia. Sie rührt Sahne und pürierte Avocado und eine Anzahl von Gewürzen in eine Suppe und wärmt kleine rosa Garnelen darin. Sie knetet Nudelteig und formt kleine Klößchen aus weicher Kalbfleischmasse und Frischkäse. Sie kocht Nudeln in einem goldenen Safransud und schwenkt winzige Tomaten in heißem Olivenöl, und für den Nachtisch kocht sie einen dicken Sirup aus Sahne, Schokolade und Zucker und gibt ihn über kleine braune Kuchen, die duftend aus dem Ofen kommen. Ich könnte mir kaum vorstellen, glücklicher zu sein als hier bei ihr in der Küche, umgeben von zärtlichen Gerüchen und das Buch auf den Knien, das Hermione vorhin liegen gelassen hat: ein Muggelroman über etwas wie einen Raben-Animagus im Kampf gegen einen Dunklen Herrscher. Erstaunlich, manchmal, wie nahe sich die Muggel an der Realität bewegen, ohne es zu ahnen. Der Mann auf dem Titelbild erinnert mich an eine optisch ansprechende Version des Tränkemeisters. Es gibt wenig, was mich von der angemessenen Würdigung eines Stückes Literatur abhalten könnte: ein Löffel, mit glänzenden Augen und der Aufforderung „Probier mal" vor meinen Mund gebracht, ist eines davon.

Weihnachten ist doch besser als sein Ruf.

oooOOOooo

Ich revidiere diese Einstellung, als ich am späten Nachmittag aus einem Nickerchen erwache und fest stellen muss, dass man mir ein Weihnachtsmützchen auf den Kopf gehext hat, obwohl ich wirklich versucht habe, meine zynischen Weihnachtskommentare auf ein Minimum zu beschränken. Es lässt sich ohne weiteres nicht entfernen: es ist passwortgeschützt. Ich denke eine Weile darüber nach, ob ich tatsächlich mit einem mächtigen Magiebann oder Fluchbruch dagegen vorgehen soll. Ich entscheide mich dagegen. Ich will nicht mit Kanonen auf Spatzen, Verzeihung: Animagi, schießen.

Ich trage also mein Mützchen und meine neue, viel zu gute Robe mit Würde und tröste mich mit der Erinnerung an eines der hervorragendsten Mittagessen meines Lebens, während nach und nach der halbe Orden eintrifft. Mundungus hat sich ungeniert selbst eingeladen.

„Wie sieht's aus?" sagt er zu Sirius, ein in Silberpapier gewickeltes Päckchen in der Hand. „Ich kann mehr besorgen, wenn die Party größer ist als geplant."

„Gar nicht nötig" sagt Sirius und schnappt ihm das Päckchen weg. „Das ist völlig ausreichend. Wir heben es auf, für… für eine andere Gelegenheit."

„Was ist da drin?" fragt Fred, und George grinst.

„Nichts für euch" sagt Sirius und presst das Päckchen an sich.

„Ich mach' dir einen Freundschaftspreis" sagt Mundungus. „Du gibst mir die Erstausgabe von Dorian Grey aus deiner Bibliothek, und ich besorg' dir innerhalb einer Stunde noch mal so viel."

„Du bist ein Verbrecher" sage ich zu Mundungus. „Für den Gegenwert des Dorian Grey könnte er eine ganze Plantage kaufen, wenn er wollte."

„Tatsächlich?" sagt Sirius und sieht aus, als gefiele ihm der Gedanke.

„Na so was, Professor" sagt George zu mir, und Fred grinst. „Sie beteiligen sich am Handel mit verbotenen Substanzen? Wer hätte das gedacht."

„Wie schön, wenn man keinen Ruf mehr zu verlieren hat" sagte ich. „Pads! Nein. Denk nicht mal drüber nach. Das Buch ist eine Wertanlage. Wir könnten ein Vierteljahr vom Erlös leben, wenn wir es gut verkaufen würden. Außerdem, du weißt, dass ich es liebe." Ich fixiere Mundungus. Ich weiß, warum er so gerne in Nummer Zwölf ist. Niemand lässt sich in Sachen Geld so mühelos über den Tisch ziehen wie Sirius. Das Kind-reicher-Leute-Syndrom, nehme ich an. Immerhin besitzt Mundungus genug Ehre, um den Blick angelegentlich auf seine Stiefelspitzen zu richten.

„Seit wann verstehst du was von Antiquitäten" sagt Sirius erstaunt.

„Tu ich nicht" sage ich. „Aber von Antiquarien. Ein bisschen was zumindest."

„Und was haben jetzt Fische damit zu tun?" will Sirius wissen. Ich setze an, dann sehe ich, wie er grinst.

„Blödmann" sage ich.

„Was ist jetzt?" fragt Mundungus und hält die Hand auf.

„Vorsicht" drückt George zwischen den Zähnen heraus, und ein Wirbel von Schottenkaro gerät in meinen Blickwinkel.

Es funktioniert zuverlässig: erstaunlich, nach all den Jahren. Ich schiebe mich vor Sirius, er taucht in meinen Schatten und verstaut das Päckchen, während ich Minerva begrüße und ihr fröhliche Weihnachten wünsche. Sie mustert uns mit diesem Ich-weiß-ihr-habt-was-ausgefressen-Blick, und ich nehme sie mit in die Küche für einen Tee, damit die Herren ihre Geschäfte zu Ende bringen können. (Was hat mich verraten? Ein anerkannter Weihnachts-Agnostiker verteilt keine Festtagswünsche.)

Natürlich ist das Päckchen in meiner Tasche gelandet, nicht in seiner. Auch das erinnert fatal an früher.

(Ich bin wahrscheinlich der traurige Rekordhalter im Absitzen von Strafstunden wegen Mitführens verbotener Substanzen und Gegenstände, die mir nicht mal gehören: „Ich musste es dir geben. Schulsprecher werden nicht auf dem Gang durchsucht." Ach nein?" Hundeaugen. Seufzen. Ende der Diskussion.)

Zwischen-Statistik am frühen Nachmittag:

Bestechungsversuche, um an das Passwort zu gelangen: Drei. Erfolglos. Hab nicht viel zu bieten, und meine Schokoladentrüffel geb ich nicht her. Lieber Mützchen bis Ostern.

Selbstgebastelte Passwortversuche: ziemlich viele. Sirius war kreativ. Es ist nicht Quidditch, nicht Motorrad, nicht Gassi, nicht Rentier, nicht Rauschebart und nicht Stille Nacht. Auch „Ich schwöre in aller Ernsthaftigkeit, dass ich nichts gutes im Schilde führe, sobald ich euch erwische" war nicht zielführend.

Mützchen-Zwischenfälle: Einer (unbedeutend). Zusammengebundene Zipfel unserer Mützchen stellten kein Problem dar, da Emilias Mützchen ja frei abnehmbar ist.

Versuche, mein Praxispensum stabloser Magie trotz vollem Haus und Weihnachtstrubel irgendwie unterzubringen: Einer. Der Glaselch, der eigentlich ein Rentier sein will, ist jetzt blau mit weißen Punkten, hoppelt auf dem Tisch herum und röhrt. Musste mich als Tierquäler beschimpfen lassen.

Oh, Leute. Stille Nacht? Keine Chance.