Ihr Lieben:
Mit ein paar Stunden Verspätung: das letzte Update dieser Story. Entschuldigt die Verspätung, Klein-Wölfchen hat gestern Abend beschlossen, die Grippe zu kriegen…
Hier kommt er aber, der rauschende Abschluss eines turbulenten Weihnachtsfestes in Nr. 12. Heute definitiv die letzte Folge (Weihnachten ist dann ja auch rum).
Bei mir geht es jetzt weiter im Oktobermond, der fertig werden soll, bevor es wieder Oktober ist… und falls nicht wieder mein Timing zusammen bricht, könnt ihr mit einem Update vor Mitte Januar rechnen.
Aufgemerkt: nach ein paar hundert Seiten Potterfiction nun also mein erster Harry, der mehr hat als ein Cameo. Hat Spaß gemacht, ich glaube fast, ich könnte mit der Figur warm werden.
Der Spruch auf dem Zettel ist übrigens von Henry Wadsworth Longfellow, amerikanischer Dichter, 19. Jh.
Es ist die Frage aufgetaucht, warum ich die Gruppe von Vertrauten um den Wolf als PACK bezeichne, nicht als RUDEL. Ich weiß, die aktuelle offizielle Bezeichnung für eine zusammengehörige Gruppe von Wölfen ist Rudel, aber Pack ist die alte, noch vor einigen hundert Jahren übliche Bezeichnung, die sich im Englischen, nicht aber im Deutschen erhalten hat. Im Deutschen ging die Bezeichnung auf eine Zusammenrottung zwielichtiger Menschen über („So ein Pack!" „Packt euch!" svw. „macht euch davon!"), und diese inhaltliche Beimischung von Düsterheit, Gefahr und moralischer Grenzwertigkeit hat mir enorm gefallen und erschien mir passend.
Und O MERLIN, nachdem ich gestern sträflicher Weise die Runde an alle vergessen habe, hole ich sie hiermit offiziell nach:
Eine Runde Safrannudeln, Sirupkuchen und Skelettelche für alle :o) und los geht es.
Disclaimer: Siehe Kapitel Eins.
SECHS: VOM HIMMEL HOCH
Sonntag, fünfundzwanzigster Dezember, abends.
Die Party erschüttert die Grundfesten von Nummer Zwölf.
Das größte Wohnzimmer, das Nummer Zwölf zu bieten hat, ist frei geräumt. Am Fenster steht ein deckenhoher Weihnachtsbaum, um den herum die Illusion von Schnee lautlos zu Boden sinkt (lautlos ist allerdings ein relativer Begriff: Verglichen mit dem Lautstärkepegel der Musik wäre die Zerschlagung des gesamten Black'schen Tafelporzellans eine lautlose Angelegenheit). Sie haben stundenlang daran herum dekoriert, und er sieht aus, als hätten sie sich schlussendlich doch nicht einigen können: ein bisschen rot-gold, ein bisschen silber-grün, ein paar Sachen, die einfach nur scheußlich sind (der blau gepunktete Glaselch zum Beispiel, das immer noch grinst und gerne ein Rentier wäre). Unter der Decke dreht sich eine verspiegelte Discokugel, etwas, das ich seit den Partys der Achtziger nicht mehr zu sehen bekommen (und auch nicht vermisst) habe. Die Reste vom Mittagessen und diverse andere Essbarkeiten sind auf einem Tisch an der Seite angerichtet, und die vereinzelten Fruchtstückchen, die im Punsch schwimmen, sind weniger Geschmacksträger als eine Entschuldigung dafür, Feuerwhiskey vergleichsweise unverdünnt zu konsumieren. Zumindest wurde die Schüssel mit einer Alterssperre versehen. Die unbeaufsichtigt herumstehenden gefüllten Gläser allerdings nicht, und es braucht nur Sekundenbruchteile, bis Fred und George diese Lücke im Sicherheitsnetz entdeckt haben.
Dumbledore lässt sich kurz blicken, bevor er wieder seinen Verpflichtungen in Hogwarts nachkommt, und verteilt Partyhütchen und Weihnachtskracher.
„Nein, danke, Professor" sage ich. „Weder das eine noch das andere."
Mundungus bleibt und macht es sich neben der Schüssel bequem, und Daedalus Diggle erscheint mit Emmeline Vance, sie haben sich offenbar auf einer anderen Party bereits aufgewärmt („Nein" sage ich. „Kein Hütchen für mich. Das alberne Mützchen reicht mir."). Tonks wirbelt durch mein Blickfeld, sie ist weißblond-langhaarig heute und trägt ein kompromittierend kurzes rotes Röckchen mit weißem Pelzrand zu ihren Springerstiefeln. Sirius ist ihr auf den Fersen mit seinem Jägerblick, aber sie ist offenbar schwerer zu kriegen als die üblichen Hasen und lässt ihm nicht mehr als den schmalen Triumph eines flüchtigen Kusses hinter dem Weihnachtsbaum. Dann erscheint Moody, dessen Image gefestigt genug ist, dass niemand ihm ein Hütchen anbietet, und ich geselle mich zu ihm, um herauszufinden, ob er wegen meines Rosier-Engagements immer noch eingeschnappt ist. Er ist, aber das wird in dem Augenblick bedeutungslos, als Emilia zu mir kommt und ihre Arme um mich legt. Sie hat den Punsch probiert, entnehme ich dem Glanz ihrer Augen und dem feuchten Kuss, der irgendwo zwischen Oberlippe und Nase landet.
„Du siehst toll aus" flüstert sie. „Wenn du nicht schon meiner wärest, würd' ich dich sofort angraben."
„Oh" sage ich. „Danke. Ich hoffe, nicht nur wegen der Robe."
„Aber klar" sagt sie. „Ich würde denken, du wärest ein reicher Reinblüter, und eine gute Partie."
„Ein Blick auf meine Schuhe würde dich eines Besseren belehren" mache ich sie aufmerksam, und sie lacht.
„Natürlich nicht wegen der Robe" sagt sie. „Du hattest deine Kameljacke an, als ich mich in dich verliebt habe. Das ist wohl Beweis genug, dass es mir auf die Verpackung nicht so ankommt."
„Was hast du gegen die Kameljacke" sage ich, und sie sagt „Nichts Wirksames" und lacht.
Wir küssen uns verstohlen, und Moody schnaubt und geht, um den Punsch auf eventuelle Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften zu überprüfen.
Der Nachwuchs hat sich eine Tanzfläche in der Mitte des Raumes eingerichtet, und in der Betrachtung fühle ich mich schrecklich alt. Sie haben eine Menge Spaß mit einer Hardrock-Version von Jingle Bells. Sirius, der seine Versuche mit Tonks hinter dem Weihnachtsbaum aufgegeben hat, ist mittendrin, den Generationsgraben locker überspringend und offensichtlich dabei, seinen verstaubten Ruf als Weltklasse-Luftgitarrenspieler wieder zu beleben. Ich sehe nach Harry: er hält sich am Rand und lächelt müde.
„Hast du Mollys Birnenkuchen probiert?" fragt mich Emilia. „Er ist toll."
„Gleich" sage ich und küsse ihre erhitzte Stirn. „Ich will nur zuerst ein Wort mit Harry wechseln."
„Gut" sagt sie und wiegt sich leicht im Takt von Jingle Bells.
Harry ist auf dem Weg zur Tür. Die Geräuschkulisse macht es sinnlos, ihn zu rufen, also folge ich ihm – und hole ihn schneller als erwartet ein, als die Tür vor ihm unvermutet auffliegt. Eine hohe, dunkle Gestalt erscheint im Türrahmen. Harry weicht zurück.
Ich sehe, wie dünne Lippen ein abfälliges „Potter" formen.
Die Raumtemperatur sinkt auf südlicher Polarkreis, Schneesturm.
Jingle Bells erstirbt.
Ich bin hinter Harry und lege ihm die Hände auf die Schulter. Er ist fast so groß wie ich mittlerweile, deshalb schiebe ich ihn ein wenig zur Seite.
„Severus" sage ich. „Was für eine Überraschung! Komm doch rein."
„He!" sagt George empört in die Stille. „Was ist mit der Musik…oh."
„Huh" höre ich Sirius. „Da wurden wir doch glatt bei einer nicht genehmigten Party erwischt. Ich schätze, das gibt hundertfünfzig Punkte von Gryffindor und sechs Wochen Nachsitzen."
„Für dich lebenslänglich, Black" sagt Severus, und Ewiges Eis liegt in seiner Stimme, zu kalt, um noch zu klirren.
„Mach die Musik wieder an" sage ich.
„Ach" sagt er. „Musik sollte das gewesen sein?"
„Ja" sage ich. „Bitte. Sie wird mehrheitlich gewünscht."
Ein Wink mit dem Zauberstab, den er gut verborgen im Ärmel hat, und die Weird Sisters nehmen ihr Geschäft wieder auf.
„Komm doch rein" sage ich zu ihm. „Oder mach zumindest die Tür frei."
„Der Schulleiter versicherte mir, Nummer Zwölf sei ruhig und verlassen bis auf die beiden Dauerbewohner und Mundungus Fletcher, mit dem ich etwas abzuwickeln habe" sagt Severus, und es liegt eine versteckte Tötungsabsicht in seinen Worten.
„Wann hat er das gesagt?" frage ich.
„Soeben" sagt Severus. „Ich traf ihn in der Großen Halle. Er stieg gerade aus dem Kamin."
„Tja" sage ich und kann einfach nicht, ich kann mir das Grinsen einfach nicht verkneifen. „Da hat er dich wohl ins Messer laufen lassen."
Wir verstopfen immer noch die Tür: Harry will raus, Severus will nicht rein, und ich will nicht länger auf der Schwelle stehen. Ich ziehe Severus am Ärmel in den Raum, obwohl ich weiß, wie sehr er es hasst, berührt zu werden, und gebe Harry einen sanften Schubs. Er ist durch die Tür verschwunden, ehe ich ihm sagen kann, dass ich ihn später… egal.
Severus reißt seinen Ärmel aus meiner Hand und verwendet eine konzentrierte Minute darauf, seine schneeweißen Manschetten und samtschwarzen Gewandfalten zu sortieren, die ich nicht näherungsweise in Unordnung gebracht habe.
„Erkläre mir den tieferen Sinn der Veranstaltung" sagt er.
„Na ja" sage ich. „Es ist Weihnachten. Nicht mal dir kann das entgangen sein, oder?"
„Partys wie diese sind ein sinnfreier und unnötiger Muggelbrauch" sagt er.
„Sinn- und zweckfreie Vergnügungen sind eine kulturschaffende menschliche Eigenart" sage ich. „Wenn ich auch nicht alles, was in diesem Raum statt findet, als Kultur bezeichnen würde."
Er sieht von seinen Manschetten auf und fixiert mich.
„Du weißt, dass dieses Mützchen dir den letzten Rest Würde raubt, der dir möglicherweise noch anhaftet" sagt er.
„Es ist das Erkennungszeichen des Packs" sage ich grinsend. „Würde hat rein gar nichts damit zu tun. Auch eines?"
„Wage es" zischt er.
„Punsch?" sage ich. „Keks? Ein Tänzchen?"
„Severus!" rettet mich Emilia vor dem unglücklichen Schicksal, an Ort und Stelle eingedampft zu werden. „Na, das ist mal eine Überraschung! Wie schön! Kommen Sie doch rein!" Sie nimmt ihn bei den Schultern, zieht ihn zu sich herunter und drückt ihm ein Küsschen auf die blasse Wange. Er steht versteinert.
„Ich bin weiter drin, als ich je sein wollte" sagt er.
Sie sehen sich an.
„Fröhliche Weihnachten" sagt sie und strahlt. „Ich hab' auch ein Geschenk für Sie."
Ich versetze der Tür einen Stoß, dass sie hinter ihm ins Schloss fällt, während Emilia von der anderen Seite des Raumes ein glitzerndes Päckchen herbei zaubert. Ein Blick über die Schulter sagt mir, dass mein Einschreiten in Sachen Punsch nötig wäre, der von Sirius gerade großzügig an Ginny und Ron verteilt wird, aber dann andererseits bin ich nicht der einzige verantwortungsvolle Erwachsene in diesem Raum und gerade sehr damit beschäftigt, mein Revier gegen wandernde packlose Einzelwölfe zu verteidigen.
Ich baue mich hinter Emilia auf, diskret, wie ich hoffe, aber unmissverständlich.
„Ich stehe solchen Weihnachtspraktiken sehr reserviert gegenüber" sagt Severus und schaut auf das Päckchen in seiner Hand hinunter, als erwarte er jeden Augenblick dessen Verwandlung in eine Kröte. Ich registriere, dass er weder minutenlang seine Robe in Ordnung bringen musste, nachdem Emilia ihn angefasst hatte, noch er offenbar die Notwendigkeit sah, Worte wie „lächerlich", „abstoßend" oder „entwürdigend" in seiner Konversation mit ihr unterzubringen.
„Dann betrachten Sie's als ein Jahresende-Freundschaftsgeschenk" schlägt sie vor. „Jetzt machen Sie's schon auf."
„Ich habe kein Geschenk für Sie" sagt er und wirkt ein wenig verunsichert.
„Damit war auch nicht zu rechnen" sagt sie. „Immerhin haben Sie meine schöne Weihnachtsdeko im Büro abgebrannt."
„Ich hielt sie für einen Schülerstreich" sagt er.
„Das macht's nicht besser" sagt sie und grinst.
„War nicht ohnehin der Zweck des Arrangements, Flammen zu emittieren?" fragt er.
„Man brennt üblicherweise nur die Kerzen ab, nicht den ganzen Adventskranz" sagt sie.
„Ich entschuldige mich" sagt er steif. „Es war nicht meine Absicht, etwas zu zerstören, das sich explizit in Ihrem Besitz befindet."
„Hör auf zu flirten" sage ich zu ihm, „oder ich verpasse dir ein Mützchen."
Er bedenkt mich mit einem vernichtenden Blick. Ich sage „Rrrr" und zeige die Zähne.
„Sie sind sicher, dass ich nicht mit tätlichen Angriffen rechnen muss, wenn ich das hier auspacke?" sagt er zu Emilia.
„Im Zweifelsfall werde ich mich heldinnenenhaft dazwischen werfen" verspricht sie.
Er reißt das Papier auf, öffnet die Schachtel und holt die Glaskugel heraus. Durch die Bewegung ist der Nebel bereits frei gesetzt und wirbelt durch den Hohlraum.
„Erklären Sie den Verwendungszweck" sagt er und dreht die Kugel in seinen Händen.
„Entspannung" sagt sie. „Auslösen positiver Empfindungen. Stressabbau."
„Wie Sie zu der Einschätzung gelangen, ich könnte eine Infusion positiver Empfindungen benötigen, ist mir ein Rätsel" sagt er. „Trotzdem danke."
„Gern geschehen" sagt sie und strahlt wieder. „Und jetzt kommen Sie. Trinken wir einen Punsch zusammen."
„Ich plane nicht, meinen Aufenthalt über ein kurzes Treffen mit Fletcher hinaus auszudehnen" sagt er reserviert.
„Das trifft sich" sagt sie. „Wo der Punsch ist, ist auch Fletcher. Kommen Sie."
oooOOOooo
Die Küche ist dunkel und still. Ich lege mein Stablicht neben mir auf die Spüle. Meine Hand brennt wie Feuer, und ich beeile mich, den durchtränkten Verband abzuwickeln. Desinfizierende Wirkung hin oder her, der vollflächige Kontakt mit dem Punsch wird die Heilung nicht gerade beschleunigen. Ich fluche zwischen zusammen gebissenen Zähnen. Die unterste Lage des Verbandsstoffes klebt an der Wunde und an den Resten der Haut. Ich überlege, ob mir ein passender Zauber zu dem Thema einfällt, als jemand hinter mir sich räuspert. Ich zucke so heftig zusammen, dass ein Teil des Problems sich von selbst löst (leider zusammen mit einigen angrenzenden Hautpartien. Aua.)
„Harry" sage ich und versuche, meine Stimme gerade zu halten. „Was sitzt du hier im Dunkeln?"
„Nur so" sagt er und taucht neben mir im Kegel meines Stablichtes auf. „Mir war nicht nach Party." Er hat die Hände in den Hosentaschen, die Schultern hoch gezogen und erinnert mich sehr an seinen Vater.
„Halten Sie's unter Wasser" sagt er und dreht mir den Kaltwasserhahn auf. „Was ist denn passiert?"
„Daedalus hat den Punsch umgeworfen" sage ich, „und ich war nicht schnell genug."
„Oh" sagt er.
Ich halte die Hand unters Wasser, und der stechende Schmerz dort, wo die Wunde neu aufgerissen ist, verwandelt sich in ein flächiges Pulsieren. Mir ist ein bisschen schlecht. Langsam lösen sich die Reste des Verbandes.
„Du könntest Licht machen" sage ich, „wenn es dich nicht stört."
„Nein" sagt er. „Stört mich nicht."
Die altmodischen Gaslampen fauchen und flackern. Harrys Gesicht ist blass im gelblichen Licht. Er stellt sich neben mich an die Spüle und starrt ins Leere, während ich die Reste meines Verbandes beseitige, das Wasser zudrehe und in der Schublade nach einem sauberen Tuch suche.
„Es tut mir leid" sagt er und deutet vage auf meine Hand.
„Aber du kannst doch nichts dafür" sage ich.
„Ich weiß nicht" sagt er und seufzt. Ich spüre, wie er kämpft.
„Gibst du mir mal den Verbandskasten?" sage ich. „Hinter dir, im Schrank."
Harry tut, wie ihm geheißen, und kramt das Gewünschte hervor. Seine Bewegungen sind linkisch, wie die eines Jungen, der in zu kurzer Zeit zu viel gewachsen ist. Er hat sich verändert seit meinem einzelnen, glorreichen Jahr in Hogwarts, er hat das Kind abgestreift, aber findet sich im Mann noch nicht zurecht, und eine Last liegt auf seinen Schultern, die dort nicht sein sollte. Er sieht mir zu, wie ich einen neuen Verband anlege, und klebt mir ein Pflaster über das Ende der Bandage.
„Schade, dass Sie nicht mehr in Hogwarts sind" sagt er. „Wir vermissen Sie alle."
„Das freut mich zu hören" sage ich. „Auch wenn's natürlich traurig ist."
„Tränke ist jetzt ein richtig cooles Fach" sagt er. „Aber Verteidigung ist der Horror. Letzte Woche hat er eine Schattenschlange auf Parvati los gelassen. Hermione hat sie gebannt, weil sie so geschrieen hat – Parvati, nicht Hermione – und wir haben zwanzig Punkte Abzug gekriegt, weil sie sich eingemischt hat."
„Ich bin sicher, er hat niemanden ernsthaft gefährdet" sage ich vorsichtig. Mit (wenn auch ehemaligen) Schülern über (wenn auch ehemalige) Kollegen zu sprechen ist immer eine unangenehme Sache. „Professor Snape ist sehr pflichtbewusst… und… gewissenhaft."
„Ist er noch oben?" fragt Harry.
„Ja" sage ich. „Emilia… Professor Liguster… ist gerade zum zwölften Mal dabei, ihm Punsch aufzunötigen."
„So lange sie ihm kein Weihnachtsmützchen aufnötigt" sagt Harry, und wir sehen uns an und arbeiten beide gegen ein verräterisches Grinsen.
„Trinken wir einen Tee zusammen?" frage ich.
„Sie müssen nicht hier bleiben" sagt er. „Nur weil ich lieber hier unten herum hänge. Sie können gerne wieder rauf zur Party."
„Es ist umgekehrt" sage ich. „Ich würde gern ein bisschen hier… herum hängen, wenn es dich nicht stört."
„Mögen Sie die Party nicht?"
„Es ist eine Siriusparty" sage ich. „Ich bin da nur sehr bedingt kompatibel."
„Er hat bestimmt gedacht, er tut mir einen Gefallen" sagt Harry und seufzt. „Er war so begeistert. Ich konnte ihn irgendwie nicht stoppen."
„Das ist eine seiner anstrengenden Eigenarten" sage ich. „Er ist nicht zu stoppen, wenn er einmal beschlossen hat, was gut für einen anderen ist."
Ich setze Teewasser auf, und er hilft mir bei einigen ungeschickt-einhändigen Handgriffen.
„Er weiß es aber nicht" sagt er und sieht mich nicht an. Er nimmt Teebeutel aus der Schachtel und wickelt sich den Faden um den Finger. „Was gut für mich ist. Woher denn auch. Er kennt mich doch gar nicht."
„Und er leidet darunter" sage ich. „Er sagte kürzlich zu mir, er könnte es sich nicht verzeihen, praktisch dein gesamtes Leben verpasst zu haben."
„Das ist doch Quatsch" sagt Harry. „Ich sage doch nicht, dass er etwas dafür kann."
„Eine weitere anstrengende Eigenart" sage ich. „Er funktioniert zumeist nicht nach den Regeln der Vernunft."
„Komisch" sagt Harry. „Irgendwie setze ich das aber voraus, bei einem Erwachsenen."
Die Loyalität verbietet mir, ihm zu sagen, dass ich für meinen Teil längst aufgehört habe, Sirius als einen Erwachsenen zu betrachten (zumindest nicht unter meiner Definition, die tatsächlich etwas mit Vernunft und Selbstkontrolle zu tun hat).
„Er liebt dich" sage ich statt dessen. „Sehr. Er würde alles für dich tun. Am liebsten natürlich, auf einen Schlag alles ausgleichen, was in deinem Leben bisher schief gelaufen ist."
„Aber warum?" sagt er. „Warum liebt er mich, wo er mich doch gar nicht kennt? Er überschüttet mich, und ich weiß gar nicht so genau, warum. Manchmal denke ich, es geht gar nicht um mich, sondern nur um meinen Vater."
„Es ist nur natürlich, dass wir deinen Vater in dir sehen" sage ich und bemerke, dass das Eis unter meinen Füßen dünner wird. Ich bin nicht sonderlich gut darin, Gespräche zu führen. Ich kann so diplomatisch sein, aus nichts als Angst vor Verletzungen, dass danach niemand mehr weiß, was ich eigentlich gesagt habe, nicht mal ich selbst.
„Es wäre einfacher, wenn du ihm nicht so ähnlich sehen würdest" füge ich hinzu und ringe mir ein Lächeln ab.
„Ja" sagt er. „Nur dass ich den gar nicht kenne, mit dem ich da verglichen werde."
„Niemand vergleicht dich" leugne ich das Offensichtliche, aber er fällt nicht drauf rein.
„Doch" sagt er. „Er tut es. Manchmal schaut er mich an, und so durch mich hindurch, und nickt und denkt sich was, und dann merke ich, dass es in dem Augenblick nichts mit mir zu tun hat."
„Vielleicht…" sage ich. „Versteh mich nicht falsch – ich will mich keinesfalls entziehen oder etwas, aber du solltest dieses Gespräch mit ihm führen, nicht mit mir."
„Mit Ihnen fällt es mir aber leichter" sagt er, und entgegen meinem erklärten Willen sehe ich den sturen Willen seines Vaters in seinen Augen.
„Ich denke, Sie können gut verstehen, was ich meine" sagt er. „Wie man sich fühlt, wenn man danach beurteilt wird, was man ist. Nicht, wer man ist."
„Ja" sage ich. „Wenngleich sich diese Beurteilung bei mir überwiegend negativ auswirkt."
„Negativ oder positiv, das macht doch keinen Unterschied" sagt er ungeduldig, und ich verzichte auf die Bemerkung, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, ob sich Der Junge Der Es Überlebt Hat oder ein alternder Werwolf auf einen Job bewirbt. Ich glaube zu verstehen, worum es ihm geht.
„Du befürchtest, Sirius könnte dich nur lieben, so lange er in dir eine Art von wieder auferstandenem James sieht" wage ich den Vorstoß.
„So ähnlich" sagt Harry. Das Wasser kocht, und er nimmt den Kessel vom Herd und gießt den Tee auf.
„Ich nehme an, es ist schwierig, die Rolle von jemandem zu übernehmen, den man nicht mal gekannt hat" sage ich.
„Ich hab' da gar keine Lust drauf" sagt Harry. „Mein Vater war sicher toll, aber ich bin nicht mein Vater. Ich wäre gern – einfach mal Harry. Nicht der verdammte Junge, der es verdammt noch mal überlebt hat. Und auch nicht der Sohn von James und Lilly. Verstehen Sie?"
„Ja" sage ich. „Nur zu gut."
„Ich hab' mir das echt nicht ausgesucht" sagt er.
„Falls es dich tröstet" sage ich, „du bist diesbezüglich so vollständig normal wie jeder andere Fünfzehnjährige. Jeder kommt mal an den Punkt, an dem er sich mit Rollenerwartungen auseinander setzen muss. Der einzige Unterschied ist, dass deine Rollen ein wenig – origineller – sind, als die des üblichen Fünfzehnjährigen. Aber die Mechanismen sind die gleichen. Ich hatte mal eine Phase in der sechsten Klasse, in der ich absichtlich schlechte Noten geschrieben habe. Ich hatte es einfach unendlich satt, immer der Streber und Alleswisser zu sein."
„Tatsächlich?" sagt Harry erstaunt.
„Es war eine kurze Phase" sage ich. „Sie dauerte nur über zwei oder drei Klassenarbeiten. Ich musste dann feststellen, dass eine Fünf in Arithmantik mich mehr frustriert als die spitzen Bemerkungen von ein paar Mitschülern. Aber für meine Verhältnisse war das eine Revolution. Und die Erkenntnis daraus war sehr wichtig für mich."
„Hm" sagt Harry.
„Holst du bitte Tassen aus dem Schrank? Hier oben. Mir bitte die blaue."
„Zucker?"
„Ja, bitte."
„Sie meinen also, ich soll einfach zu ihm gehen und ihm sagen, dass er mich nicht für meinen Vater halten soll?"
„Ich habe nicht gesagt, dass es einfach ist" sage ich. „Aber wenn die Idee dir gut erscheint, dann mach es. Sirius verkraftet schon ein paar Wahrheiten."
Ich fummele mit links die Teebeutel aus der Kanne, während Harry sichtbar angestrengt nachdenkt.
„Okay" sagt er schließlich. „Mal sehen. Darf ich Sie noch was fragen?"
„Nur zu" sage ich.
„Haben Sie schon mal jemanden gebissen?"
Die Teebeutel rutschen zwischen meinen Fingern durch und fallen platschend in die Kanne zurück.
„Nein" sage ich. „Ich glaube nicht."
„Aber ganz sicher sind Sie nicht?"
„Du weißt, dass ich keine Erinnerung an den Wolf habe, ohne den Wolfsbann" sage ich und zwinge meine Stimme zur Normalität. „Ich habe immer getan, was ich konnte, aber es gibt einige wenige Nächte, in denen es mir vielleicht nicht vollständig gelungen ist, alle Gefahrenquellen auszuschalten."
„Sie können also nicht hundertprozentig sicher sein, dass da draußen nicht irgendwo jemand herumläuft, der von Ihnen gebissen wurde?"
„Es besteht eine statistische Wahrscheinlichkeit" sage ich. „Wenn auch eine sehr geringe."
„Ja" sagt er. „Und wie kommen Sie damit klar?"
„Warum fragst du?"
Er zuckt die Schultern und schaut mich an.
„Ehrlich gesagt, gar nicht" sage ich. „Ich verdränge den Gedanken. Ich kann nichts mehr tun, um den Sachverhalt zu klären, und es würde mich wahnsinnig machen, immer wieder darüber nachzudenken."
„Ich habe vielleicht Mr. Weasley gebissen" sagt er und vergräbt die Hände in den Taschen seiner Jeans.
Mir fehlt plötzlich die Stimme.
„Was" sage ich heiser. „Wie kommst du denn darauf?"
„Mein Traum" sagt er. „Oder was immer es war. Ich habe nicht nur gesehen, wie es passiert ist. Ich war die Schlange. Ich wollte eigentlich nur vorbei an ihm, aber dann war er wach – es war so eine Art – Notwehr – und ich habe das Blut geschmeckt und alles."
„Du meine Güte" sage ich. „Weiß jemand davon? Sirius?"
„Nein" sagt Harry. „Ich hab' versucht, es ihm zu erklären. Hat irgendwie nicht funktioniert. Und vorher hab' ich nichts gesagt, weil – was soll ich sagen? He, Ron, ich glaube, ich habe deinen Dad gebissen?"
„Völlig verständlich" sage ich und verstecke meine Ratlosigkeit.
„Was, wenn ich's gewesen bin?" sagt er.
„Du warst es nicht" sage ich. „Du warst in deinem Bett in Hogwarts. Du kannst nicht an zwei Orten gleichzeitig sein."
„Aber ich habe es geträumt, und gleichzeitig ist es passiert" sagt er. „Vielleicht war ja nur mein Körper in Hogwarts, und mein Geist war in der Schlange – oder so ähnlich."
„Selbst wenn" sage ich. „Du darfst dir keinesfalls die Schuld geben. Du kannst nichts dafür. Bestimmt nicht."
„So wenig wie Sie, wenn Sie jemanden beißen?" sagt er.
„Wenn ich jemanden beiße, habe ich es zuvor an der Sicherheit fehlen lassen" sage ich. „Und das wäre mir in dem Fall vorzuwerfen. Wenn jemand dich – telepathisch – entführt, deinen Geist manipuliert, oder sonst etwas, ist dir nichts vorzuwerfen, denn du konntest nicht damit rechnen und dich auch nicht angemessen wehren."
Er sieht mich an.
„Noch nicht" sage ich, denn mir ist gerade ein Gedanke gekommen.
„Was meinen Sie?" sagt er.
„Ich habe da so eine Idee, wie wir solche Zwischenfälle künftig vermeiden können" sage ich. „Dir ein Instrument geben, wie du dich zur Wehr setzen kannst. Eine Art Schutzwall."
„Wie denn?" fragt er neugierig.
„Lass mich mal ein bisschen brüten" sage ich. „Ich muss mit ein paar Leuten darüber sprechen. Ich bin selber kein Fachmann auf diesem Gebiet."
Ich sage ihm nicht, dass die Lösung, wenn es denn eine ist, ihm nicht schmecken wird. Ebenso wenig wie dem anderen Beteiligten. Es werden ein paar Schatten zu überspringen sein.
„Stückchen Schokolade?" sage ich.
oooOOOooo
Der letzte Erbe des noblen und altehrwürdigen Hauses der Black drückt sich frierend auf dem Balkon rum und raucht eine Zigarette. Ich nehme gleich eine Decke vom Sofa und zu ihm hinaus, als ich ihn durch die von der Partyhitze beschlagene Scheibe sehe.
Die Luft ist kalt und so klar, wie die Großstadt und mein rauchender Freund es zulassen. Es ist still, sobald ich die Tür hinter mir schließe. Das Haus ist umgeben mit Silenciozaubern: die Mauern sind regelrecht damit durchzogen, und sie schlucken sogar den Lärm einer Siriusparty.
„Na" sagt er und grinst mich an, von einem Fuß auf den anderen tretend. „Partykneifer. Ich dachte, du wolltest nur schnell den Verband wechseln."
„Ich hatte noch einen Tee" sage ich und lege ihm die Decke um die Schultern. „Jedem sein Suchtverhalten."
„Ja" sagt er grinsend und schnippt Asche über das Geländer. „Ganz blöde Angewohnheit. Solltest mal damit aufhören, bei Gelegenheit."
„Ich überleg's mir" sage ich, und er rückt näher und legt mir die Hälfte der Decke um die Schultern. Er riecht nach Rauch und nach süßem Rasierwasser, und seine Hände sind ganz weiß vor Kälte.
„Harry gesehen?" fragt er. „Er ist vor einer ganzen Weile verschwunden."
„Ja" sage ich. „Ich habe meine Suchtgewohnheiten auf ihn übertragen."
„Was?"
„Er hat mir beim Tee Gesellschaft geleistet."
„Ach so." Er schüttelt den Kopf. „Es ist eine der besten Partys, die Nummer Zwölf je gesehen hat, und er verpasst sie. Was ist los mit ihm?"
„Vielleicht ist er ein Partykneifer" sage ich.
„Quatsch" sagt Sirius. „Harry doch nicht. Das wär' ja ganz was neues."
„Harry" sage ich vorsichtig. „Harry. Nicht James."
Es ist eine Art Versuchsballon, wie weit ich das Thema verfolgen kann, denn Harrys Botschaft ist mir dringend: Sirius bricht ein, und ich kann nichts verfolgen.
„James" sagt er, legt den Kopf in den Nacken und lässt Rauch ausströmen. Seine Augen glänzen, aber nicht vor Freude. „Der gute alte Jamesie. Weißt du, als ich über die Party nachdachte, war ich mir gar nicht sicher, ob ich ohne ihn überhaupt eine anständige Party schmeißen kann."
„Frag deine Gäste" sage ich und bringe vorsichtig meine Schulter gegen seine. „Ich nehme an, aus ihrer Sicht ist dir das prima gelungen."
Es tröstet ihn nicht. „Es ist so unfair" sagt er. „Dass er alles verpassen muss. Harry ist ein großartiger Junge. Klug, und anständig, und so tapfer mit allem, was er mitmachen muss. Und James hat nicht einmal erlebt, wie er laufen lernt. Weißt du noch? Er hatte gerade begonnen, sich in meinem Fell hoch zu ziehen. Er war kurz davor, alleine stehen zu können."
„Ich erinnere mich" sage ich, obwohl ich es nicht tue. Es waren die Zeiten – kurz davor – in denen ich nicht mehr gern gesehen war im idyllischen Godric's Hollow.
„Er hat ihm nicht mal Fahrradfahren beibringen können" sagt Sirius, und eine dünne glitzernde Spur läuft über seine Wange. „Und fliegen auch nicht. Teufel! Harry ist ein begnadeter Flieger, und er weiß nichts davon."
Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll. Ich bin ein bisschen aufgebraucht in Sachen Trost. James ist ein wiederkehrender Gast in Nummer Zwölf. Er fehlt mir auch, und Lilly fehlt mir, und auch Peter fehlt mir, der alte Peter, der von früher, mit seiner bedächtigen Art und dem versteckten Humor und seiner Bereitschaft, für James den Kopf hin zu halten aus reiner Loyalität und im Zweifelsfall ohne zu wissen, worum es überhaupt geht. Aber ich wünschte, wir könnten die Toten in Ruhe lassen, oder sie uns. Sirius zu trösten ermüdet mich auf eine Art, die ich unschön finde und kleingeistig. Ich tröste ihn mit dem bitteren Beigeschmack der Gewissheit, dass er tauschen würde, wenn er könnte: James zurück unter die Lebenden und mich unter sechs Fuß Erde und eine Steinplatte. Mit Bedauern, sicher, aber ohne zu zögern: „Das siehst du doch ein, Moony, oder? Harry braucht schließlich seinen Vater." Was mich am meisten erschreckt ist der Gedanke, dass ich es vielleicht sogar einsehen würde. Ich sehe alles ein, wenn man es mir nur lange genug erklärt.
Es gibt ein Foto von uns vieren. Alle sehen zu James, nur ich sehe zu Sirius.
„Ich glaube, ich werde nie darüber weg kommen" sagt er, und es klingt wie ein finsterer Entschluss.
„Es fühlt sich gelegentlich so an" sage ich. „Das ist völlig in Ordnung."
Er seufzt und wischt sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Die brennende Zigarette, die er dabei in der Hand hält, geht so nah an meinem Gesicht vorbei, dass ich meine, versengtes Haar zu riechen. Ich nehme sie ihm aus der Hand, sie ist ohnehin herunter gebrannt, und werfe sie übers Geländer. Sie zieht einen Bogen wie eine winzige, rötliche Sternschnuppe und verglüht wie eine solche irgendwo unten auf dem Asphalt.
„He" sagt er. „Meine Kippe!"
„Sie war zu Ende" sage ich.
„Das ist Ansichtssache" sagt er und schaut übers Geländer nach unten, als könnte er sie dort irgendwo leuchten sehen.
„Ich hab' außerdem was besseres" sage ich, denn mir ist das silbrige Päckchen in meiner Hosentasche wieder eingefallen. Ich ziehe es heraus und halte es ihm unter die Nase. Ich würde alles tun, um Sirius aufzuheitern, auch wenn es die Verabreichung bewusstseinsverändernder Substanzen beinhaltet.
„Moony" sagt er und strahlt, „du bist der Beste."
„Aha" sage ich.
Er nimmt mir das Päckchen aus der Hand und wickelt das silbrige Papier ab. Darin ist eine transparente Tüte, und darin…
Er öffnet die Tüte, riecht am Inhalt und verzieht das Gesicht.
„Teufel" sagt er, „wenn das Gras sein soll, ist es das schlechteste, das ich jemals in Händen hatte."
Ich rieche ebenfalls. Der Wolf heult, obwohl er eigentlich schon fest geschlafen hat.
„Schafskraut" sage ich angewidert. „Wenn ich du wäre, ich würd's nicht rauchen."
„Was ist das für ein Zeug?"
„Bestandteil des Wolfsbann. Ich nehme an, es war das, was Mundungus für Severus besorgt hat."
„Das heißt…" sagt Sirius und macht große Augen.
„Ja, Sir" sage ich. „Severus hat dein Gras."
„Ist er noch da?" sagt Sirius und reckt den Hals, um durch die beschlagene Scheibe ins Innere zu sehen. „Mein schönes Gras! Es gehört mir! Ich habe dafür bezahlt!"
„Und wie viel, will ich gar nicht wissen" sage ich. „Aber ein Glück, vor allem für Severus, dass wir den Tausch bemerkt haben. Es gibt da ein Netz aus Alarmzaubern, die heftig anschlagen, wenn jemand versucht, verbotene Substanzen aufs Schulgelände zu bringen."
„Tatsächlich?" sagt Sirius interessiert.
„Wurde vor einigen Jahren nachgerüstet" sage ich. „Es gab da wohl eine hässliche Affäre mit einem Schulhof-Dealer."
„Und was… meinst du… passiert, wenn es anschlägt?"
„Alarm" sage ich sanft. „Petrificus, und automatische Benachrichtigung des Schulleiters und des Hausmeisters. Langwierige und unangenehme Untersuchung, bestimmt."
„Hm" sagt Sirius.
„Vor allem, stell dir vor, ausgerechnet ein Hauslehrer wird damit erwischt" sage ich.
„Teuflisch, teuflisch" sagt Sirius.
„Und so genial" sage ich.
Sirius zieht die Decke enger um uns, während ich die Tüte ungeschickt mit einer Hand verschließe und in der Tasche meiner viel zu guten Robe verstaue.
„Kann ja mal passieren, dass man was vergisst" sagt er und grinst sehr vergnügt.
„Genau" sage ich. „In all dem Stress."
„Wird das Zeug eigentlich einbehalten, oder was passiert damit?"
„Rechne mal nicht damit, dass man es dir zurück gibt."
„Auch egal" sagt er und legt den Arm unter der Decke um meine Schulter. „Das ist es mir wert. Mundungus kann mir ein andermal wieder was besorgen."
„Aber nicht für den Dorian Grey."
„Versprochen."
„Auch nicht für die Shakespeare-Gesamtausgabe. Und nicht die rote Ausgabe des Herrn der Ringe."
„Ist ja gut."
„Und nicht Dr. Jekyll und Mr. Hyde."
„Ja. Mach mir eine Liste."
„Und bloß, um Himmels Willen, nicht die Utopia von Thomas Morus. Die ist aus dem achtzehnten Jahrhundert und vermutlich noch mehr wert als der Dorian Grey."
„Geh mir nicht auf die Nerven, Moony."
„Zeig mir einfach jedes Buch, bevor du es Mundungus überlässt."
„Von mir aus" sagt er und verdreht die Augen, und ich grinse.
„Du machst das nur, um mich zu ärgern" sagt er.
„Würde ich nie" sage ich. „Mir geht's rein um die Bücher."
„Biest" sagt er. „Aber ich liebe dich trotzdem."
„Wie schön" sage ich.
„Glückliches neues Jahr, Moony" sagt er und verpasst mir einen schmatzenden Kuss auf die Wange. Ich kann nicht ausweichen: die gemeinsame Decke erweist sich als Falle.
„Wir sind erst bei Weihnachten" sage ich und wische mir demonstrativ mit dem Deckenzipfel über die Wange. „Silvester kommt erst noch."
„Weiß ich doch" sagt er. „Ich wollte aber der erste sein, der dir das wünscht."
„Gratulation" sage ich. „Du bist der erste. Danke, und gleichfalls."
„Es wird ein großartiges Jahr" sagt er, und seine Augen leuchten. „Wir werden den Krieg gewinnen. Ich werde irgendeine großartige Tat vollbringen, und sie werden mich als Kriegsheld feiern. Mein Ruf wird wiederhergestellt. Gringott's rückt endlich mein Vermögen raus, und dann sprengen wir diese fürchterliche Hütte und bauen ein tolles neues Haus. Hell, mit Fenstern, die bis zum Boden gehen, und einem riesigen Garten. Wir machen hohe Mauern drum herum, dann müssen wir uns nie wieder Gedanken um den Mond machen. Wie klingt das?"
„Bisschen bescheiden" sage ich. „Sonst hast du nichts vor dieses Jahr?"
„Nein" sagt er. „Und du? Ich meine, außer mich bei meinen großartigen Plänen zu unterstützen?"
„Heiraten" sage ich.
Ich hätte ihn vielleicht vorbereiten sollen, aber dann andererseits war nicht damit zu rechnen, dass es ihn dermaßen überrascht.
„Oh" sagt er, und das Leuchten auf seinem Gesicht verlischt. „Das ist… toll. Warum hast du nichts erzählt?"
„Hab ich doch" sage ich. „Du weißt es hiermit, bevor sie es weiß."
„Das ist ein schwacher Trost" sagt er, sieht mich nicht an und kramt unter der Decke herum, bis er die zerknautschte Zigarettenschachtel in der Hand hält. Ich nehme sie ihm ab und stecke sie weg.
„Ich habe vor, zu heiraten" sage ich. „Nicht zu sterben."
„Nach der letzten Hochzeit war alles anders" sagt er düster. „Und nichts besser. Sie hatten dann dieses Haus, und dann war Harry unterwegs, und er ging arbeiten im Ministerium…"
„Erstens" sage ich. „Du bist derjenige, der ein Haus bauen will, nicht ich. Zweitens: zwischen der Hochzeit und Harry vergingen ein paar Jahre, in denen sich faktisch nicht viel geändert hat. Drittens: sollte Heiraten tatsächlich einen Nebeneffekt haben, der in einer gesteigerten allgemeinen Ernsthaftigkeit besteht, wird dir das an mir wohl kaum in dem Maß auffallen wie an James. Ich meine, wie ernst soll ich denn noch werden."
Sirius seufzt und starrt ins Leere.
„Ich würde mich gerne für dich freuen" sagt er. „Ein guter Freund würde das tun, richtig? Aber ich krieg's gerade nicht hin. Es fühlt sich an, als wolltest du mich alleine lassen in diesem scheußlichen Haus."
„Das will ich doch gar nicht" sage ich. „Keine Sorge."
„Wo sind meine Kippen?" sagt er. „Ich brauch'ne Kippe."
„Brauchst du nicht" sage ich.
„Dich brauche ich" sagt er, und seine Verzweiflung hängt zwischen uns wie der dicke Zigarettenrauch von vorhin. „Ohne dich werd' ich wahnsinnig."
„Ich geh' nicht weg" sage ich.
Er seufzt tief und zitternd, und ich spüre, wie seine Hand sich unter der Decke in meine Schulter krampft, als hätte er Angst, ich würde mich an Ort und Stelle in Luft auflösen.
„Versuch, es positiv zu sehen" sage ich. „Das Pack kriegt einen Neuzugang."
„Ich war ganz zufrieden mit unserem Doppelpack" sagt er und macht etwas mit seinem Gesicht, ich nehme an, es soll ein Lächeln sein. Ich versuche, eine diplomatische Antwort zu finden.
„Du aber nicht" sagt er, noch ehe ich erfolgreich bin.
„Doch" sage ich. „Eigentlich schon. Ich war nicht auf der Suche nach einer Frau. Aber was will ich machen, wenn sie mir aus dem Kamin direkt vor die Füße fällt."
„Schicksal" sagt er.
„Du weißt, ich bin nicht schicksalsgläubig" sage ich. „Zufall. Aber Zufälle dieser Qualität sind selten, zumindest in meinem Leben. Seit dem letzten sind fast zwanzig Jahre vergangen. Wenn ich noch mal so lange warten muss, bin ich abgerundet sechzig, und dann ist es wirklich zu spät für alles."
„Ja" seufzt er.
„Was ist mit Tonks?" frage ich vorsichtig. „Sie könnte ja vielleicht mit einziehen in dieses schöne, große Haus."
„Tonks wäre dumm, wenn sie sich mit einem Verlierer wie mir ernsthaft einließe" sagt er. „Sie ist jung und erfolgreich und sexy, und ich bin alt und… nicht ganz so erfolgreich… und… nicht ganz so… obwohl… in diesem einen Punkt habe ich mich ganz gut gehalten, oder?"
„Um diesbezüglich ein qualifiziertes Urteil abgeben zu können, fehlen mir die Grundlagen" sage ich.
„Ja" sagt er. „Es wäre alles viel einfacher, wenn wir schwul wären."
„Da bin ich mir nicht sicher" sage ich. „Vielleicht würdest du auf Kingsley abfahren, und ich könnte mich eingraben mit meiner unerwiderten Liebe."
„Quatsch" sagt er. „Wenn ich jemals schwul werde, dann für dich."
„Oh" sage ich. „Um Himmels Willen, bemühe dich nicht. Ich verzichte dankend."
„Du weißt nicht, was dir entgeht" sagt er grinsend und schlingt den Arm enger um mich. (Er ist mir schon wieder viel zu nah unter dieser Decke, aber dann ist es vielleicht wieder nur meine seltsam verklemmte Grundeinstellung. Seit Emilia mir gesagt hat, es sei albern, sich bei öffentlichem Küssen unwohl zu fühlen, habe ich begonnen, darüber nachzudenken.)
„Ich weiß auch nicht, was mir entgeht, wenn ich mich in flüssiges Silber tauchen lasse, und ich möchte es trotzdem nicht ausprobieren" sage ich.
„Cool" sagt er. „Es gibt da diesen Film, da versuchen sie ein Monster umzubringen, indem sie es in einen Tank voll flüssigem Metall schmeißen. Aber natürlich ist es nicht tot, und natürlich merken sie's nicht, und es kommt dann wieder und ist komplett von diesem Metall überzogen. Gruselig."
„Wann warst du im Kino?"
„Gar nicht. Bei Tonks zu Hause. Sie hat einen Muggel-Fernseher."
„Ich glaube nicht, dass der Plan mit mir und flüssigem Silber funktionieren würde."
„Nein. Wohl kaum. Du bist schließlich kein Monster."
„Danke."
„Ich meine, du hast keinen Panzer, und du kannst auch nicht an der Decke laufen, oder?"
„An welchem Punkt hat unser Gespräch eigentlich diese skurrile Wendung genommen?"
„Ich weiß nicht, was du hast. Es ist ein völlig normales Padfoot-Moony-Gespräch."
„Das macht's nicht besser" sage ich, und er grinst.
Etwas berührt mein Gesicht. Ich strecke die Hand unter der Decke hervor.
„Schnee" sage ich.
„Moony" sagt er. „Wirklich nicht. Ein bisschen Gras ist ja okay, aber von den harten Sachen sollten wir die Finger lassen."
„Blödmann" sage ich. „Es schneit. Schau mal."
Er streckt den Arm aus und beobachtet, wie winzige, feine Flocken sich auf der dunklen Decke nieder lassen.
„Merlin" sagt er. „Schnee zu Weihnachten. Das gibt's doch nur, wenn man Kind ist."
Ich schaue zu ihm hinauf und streiche ihm eine schief abgeschnittene Haarsträhne aus der Stirn. Ja, denke ich. Genau.
„Oder in Geschichten" sage ich. „Geschichten mit Happy End, versteht sich."
„Ja" sagt er und staunt immer noch. „Meinst du, wir haben eines? Ein Happy End?"
„Kein Weg dran vorbei" sage ich. „Wo du das neue Jahr doch so konsequent durchgeplant hast."
„Okay" sagt er.
Ich ziehe ihn zu mir und küsse ihn auf die kalte Wange. Er riecht ein wenig nach Rauch und sehr nach Sirius.
„Versprochen" sage ich.
oooOOOooo
Ich komme gerade rechtzeitig, um mein eigenes Happy End auf den Weg zu bringen. Emilia steht am Fenster und lächelt, einen langen, schmalen Papierstreifen in den Händen. Ich gehe zu ihr und lege meine Arme um sie.
„Du bist ja ganz kalt" sagt sie und küsst meinen Mundwinkel. „Warst du draußen?"
„Nur kurz" sage ich und warte darauf, dass sie meine Frage beantwortet.
„Danke" sagt sie statt dessen. „Für den Ring. Er war wunderschön. Ich werde nie vergessen, dass ich ihn hatte."
„Und?" sage ich und stoße sie ein wenig mit der Nase an. Ich bin an sich ein geduldiger Mensch, aber im Augenblick vertrage ich keinen Umweg mehr.
„Und?" sagt sie. „Der Spruch? Er ist schön. Ich mag die Idee, dass etwas bleibt, obwohl der Ring weg ist."
„Das ist schön und freut mich" sage ich. „Und?"
„Was und?" sagt sie irritiert.
„Mach's bitte nicht unnötig spannend" sage ich.
„Äh" sagt sie, offensichtlich verwirrt.
Mir wird kalt. Gibt es Schnee an Weihnachten vielleicht doch nur im Märchen? Mache ich mich gerade zum Idioten? Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, was passiert, wenn sie nein sagt. (Aufgemerkt. Ich. Nicht nachgedacht. Über etwas Wichtiges.)
„Wenn du noch Zeit brauchst…" sage ich, um Fassung bemüht. „Ich weiß – wir hatten ein paar Bedingungen, die jetzt noch nicht erfüllt sind – aber ich wollte nicht mehr warten, und ich dachte… aber wenn du noch Zeit brauchst, ist das in Ordnung für mich."
„Zeit wofür?" sagt sie. „Wovon sprichst du?"
„Um… die Frage zu beantworten" sage ich und mache eine hilflose Geste.
Sie sieht mich an. Die Erkenntnis dämmert langsam. Ihre, und meine.
„Du hast die Rückseite nicht gelesen" sage ich.
„Welche Rückseite?" sagt sie.
„Oh, Merlin" sage ich.
Sie dreht den Zettel um, liest, wird ganz still.
„Nein" sagt sie schließlich. Ihre Stimme zittert, aber Irrtum ist ausgeschlossen.
Ich atme aus. Ich fühle mich… dumpf, irgendwie. Als hätte jemand mir eine schwere Decke über den Kopf geworfen.
„Wie bitte" sage ich mit fremder Stimme.
Sie sieht von ihrem Zettel zu mir hoch.
„Nein" sagt sie und schlägt die Hand vor den Mund. „Ich meine: Ja! Aber nein, ich habe die Rückseite nicht gelesen, die ist mir gar nicht aufgefallen, oh, Merlin, es tut mir leid, ich wollte nicht – ich meine, o je, du hast es missverstanden, das wollte ich nicht – ich hab's vermasselt, oder? Was mach ich denn jetzt, ich bin ein bisschen durcheinander, fürchte ich…"
Ich erhole mich langsam. Sie hat nein gesagt, aber nicht nein gemeint – oder so ähnlich – und das beinhaltet weiterhin die Chance auf ein Ja.
„Langsam" sage ich. „Gehen wir's noch mal von Anfang an durch."
„Okay" sagt sie.
„Lies die Rückseite, bitte."
„Muss ich nicht" sagt sie atemlos. „Es ist nur ein kurzer Satz. Ich hab' ihn mir gemerkt."
„Gut" sage ich. „Dann gib mir doch bitte, wenn der Zeitpunkt für dich richtig ist, eine ebenso kurze Antwort. Ja oder Nein würde völlig genügen."
„Ja" sagt sie.
„Ist das jetzt ein Bestätigungs-Ja oder ein Antwort-Ja?" frage ich, der Verzweiflung nahe.
„Ein Antwort-Ja" sagt sie sanft. „Ein Ja, ich will, obwohl ich nicht weiß, wie wir eine Hochzeit organisiert kriegen sollen, wenn wir schon am Antrag scheitern."
„Ich schätze, wir werden an unseren Aufgaben wachsen" sage ich, und dann küsse ich die zukünftige Mrs. Lupin, und etwas in mir öffnet sich und schickt ein Leuchten hinauf zu den Sternen.
Der Zettel muss uns runter gefallen sein, denn als ich ihn wieder sehe, hat Sirius ihn und ihn gelesen, denn er lacht und weint gleichzeitig und küsst uns abwechselnd und schlingt seine Arme um uns und überschüttet uns mit Glückwünschen, die mindestens so ernst gemeint sind wie seine Tränen. Und da Sirius' Ausbrüche selten unbemerkt bleiben, ist binnen weniger Augenblicke die gesamte Party in Kenntnis gesetzt, und alles applaudiert und vergießt Ströme von Punsch auf unser Wohl. Kein Gedanke daran, dass Privatheit uns in diesem Augenblick vielleicht lieber wäre. Harry kommt und schüttelt erst mir, dann, linkisch, seiner Tränkelehrerin die Hand. Mundungus, schwer schlagseitig, lässt uns dreimal oder öfter hochleben. Minerva schüttelt unsere Hände, lächelt und nickt. Die Zwillinge intonieren unter Zuhilfenahme von rasch beschworenen Tröten etwas, das entfernt dem Hochzeitsmarsch aus Lohengrin ähnelt. Ginny ist so gerührt (oder geschüttelt vom Punsch), dass sie erst mich, dann Emilia, dann wieder mich umarmt und dann Harry schluchzend um den Hals fällt, der spontan ein bisschen überfordert wirkt. Molly umarmt uns, sagt zu mir: „Wurde auch Zeit, dass jemand dich von der Straße holt" und wischt sich verstohlen ein Tränchen aus dem Augenwinkel, bevor sie ihre angeheiterte Tochter aufsammeln geht. Moody kommt, legt uns schwere Hände auf die Schultern, nickt gewichtig, will etwas sagen, sagt dann doch nichts, wendet sich wieder ab und nimmt sein magisches Auge raus, um es zu polieren.
Wir halten durch und uns an den Händen, bis der Tumult sich langsam legt. Jemand lässt wieder Musik laufen („Meeeerry Christmas, everyone…"), leiser jetzt, die Tanzstimmung macht zusammen mit den Weird Sisters Pause.
„Und die Nacht wird von Musik erfüllt sein" sagt eine Stimme, die so weich und dunkel ist, dass ich sie kaum erkenne. „Und die Sorgen, die meine Tage vergällen, werden ihre Zelte abbrechen wie Araber, und sich genauso leise davonstehlen."
Eine schöne, schlanke Hand, gekrönt durch schneeweiße Manschetten, greift an mir vorbei und reicht Emilia den Zettel, der durch seine wiederholte Reise auf den Fußboden mittlerweile recht zerknittert ist. Sie nimmt den Zettel aus seiner Hand und sieht ihn an.
„Danke" sagt sie.
„Alles Gute" sagt der Tränkemeister.
Aus der geöffneten Balkontür dringt von irgendwo Glockengeläut, und die Nacht leuchtet.
oooOOOooo
Statistik:
Gesprächsbedarf von Emilias Seite: hoch, offenbar.
„Wieso eigentlich Mrs. Lupin? Was ist mit Mr. Liguster?"
Gesprächsbedarf von meiner Seite: sehr niedrig.
„Lass uns schlafen gehen, Liebes."
„Ich bin aber gar nicht müde."
„Umso besser."
Weihnachtswunder: noch ein zweites.
„He" sagt Sirius. „Sn… Snape. Warte mal."
„Was" sagt der Tränkemeister.
„Du hast da was, das mir gehört" sagt Sirius.
„Bewahre" sagt der Tränkemeister und macht sein ultimativ angeekeltes Gesicht.
„Reg dich ab" sagt Sirius. „Ich hab' dafür deines." Er hält das silbrig umwickelte Päckchen hoch.
Severus greift in die unerschöpflichen Falten seiner Robe und holt sein Päckchen heraus. Er öffnet es und fächelt sich Geruch zu.
„Marihuana" sagt er.
„Yep" sagt Sirius. „Mundungus muss sie verwechselt haben. Es sei denn, er war der Ansicht, dass du ein bisschen gute Laune dringender nötig hast als ich. Kann ich's wieder haben?"
„Der Gebrauch von Rauschmitteln schädigt die Gehirnzellen und beeinträchtigt auf Dauer die Intelligenzleistung" sagt der Tränkemeister. „Allerdings nur bei intelligenten Lebensformen. In so fern sehe ich bei dir keine Bedenken, Black."
Er verschließt das Päckchen und reicht es Sirius hinüber, der „Willkommen daheim, Baby" sagt und dem Päckchen einen Kuss aufdrückt.
„Das Schafskraut" sagt der Tränkemeister auffordernd. Er nimmt das Päckchen entgegen und prüft den Inhalt.
„Keine Sorge" sagt Sirius. „Ich hab' keine Mistbombe drunter gemischt. Immerhin ist es das Zeug, das mein Moony in ein paar Wochen schlucken wird. Ich bin nicht blöd, auch wenn du mich vielleicht dafür hältst."
„Erstaunlich" sagt der Tränkemeister.
„Frohe Weihnachten, Sniv" sagt Sirius.
Der Tränkemeister nickt, wendet sich ab und ist mit einem Rauschen dunkler Roben verschwunden.
ENDE
