LIBERTY WARS I) Die Rebellion

„Krieg ist ewig zwischen List und Argwohn, nur zwischen Glauben und Vertrauen ist Friede." (Schiller, Wallensteins Tod)

4) Rettungsaktion

Hermine und Ron sahen in fragende Gesichter, als sie den Versammlungsraum betraten. Sämtliche „Cheffe" saßen um den Tisch herum und schienen sich zu fragen, warum Harry um diese späte Uhrzeit eine außerplanmäßige Zusammenkunft einberufen hatte. Sofort sahen Hermine und Ron, dass der Verursacher der ganzen Veranstaltung noch gar nicht anwesend war.

„War ja klar", gähnte Ron und ließ sich auf seinem angestammten Stuhl nieder. „Erst ruft er zu so einer gottlosen Zeit eine Sitzung ein und dann kommt er zu spät!"

„Wisst ihr, worum es geht?" wandte sich Anthony an Hermine, die inzwischen ebenfalls am Tisch saß.

Hermine schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung! Er hat nur gesagt, dass wir uns sofort hier treffen sollen und schon war er wieder verschwunden!"

Anthony gähnte. „Vielleicht will er einführen, dass wir nachts unterrichten, dann muss unser Nachtmensch nicht mehr schlafen!" Den meisten Schülern war es schon aufgefallen, dass Harry auch häufig nachts im Schloss unterwegs war.

Hermine schüttelte den Kopf. „Es muss irgendetwas Ernstes sein", entgegnete sie. „Sonst würde er uns nicht mitten in der Nacht aus dem Bett holen!"

„Vor allem, weil er weiß, wie viel Ärger er dadurch mit mir bekommen würde", fügte Ron schlapp hinzu.

Die meisten, die Rons Langschlafangewohnheit kannten, lächelten.

Krachend flog die schwere Tür des Versammlungsraumes auf und Harry stürmte herein. Er hatte eine Tasche dabei, die er auf den Tisch warf, stellte sich an den Kopf der Runde und stützte die Arme auf den Tisch.

„Ich will keine Zeit verlieren", begann er entschlossen. „Weil wir die nämlich nicht haben! Es gab einen Angriff auf Hogwarts. Da Voldemort jedoch vorher Bescheid wusste, ist der Aufstand niedergeschlagen worden. Ich weiß nichts über eventuelle Opfer, allerdings weiß ich, dass Professor Dumbledore und ein paar Lehrer gefangen genommen wurden. Und ich will, dass wir sie befreien!"

Die Cheffe sahen sich an. Erschrocken, überrascht, fragend und zweifelnd.

„Woher weißt du das alles?" fragte Terry.

„Ich hab einen Brief von Professor Lupin erhalten", erklärte Harry schnell. „Am Treffpunkt von Dumbledore und mir!"

„Bist du sicher, dass der Brief von Lupin ist?", fragte Hermine zweifelnd.

Der Schwarzhaarige nickte. „Absolut!"

„Das ist doch absoluter Unsinn", mischte sich Oliver Moon ein und sprang auf. „Wir können Dumbledore nicht befreien! Ich meine, wir reden hier nicht von irgendeinem x-beliebigen Zauberer, wir reden hier von Voldemort!"

Einige nickten.

„Da hat er Recht", meinte Ron leise. „Wie stellst du dir das eigentlich vor?"

Harry seufzte. „Okay, Leute, ich sag euch, was Sache ist! Wir haben genau" Er warf einen kurzen Blick auf seine Uhr. „52 Stunden Zeit, bevor die beiden hingerichtet werden sollen, bis dahin befinden sie sich in einem Kerker in Hogwarts. Wir wissen, dass Voldemort, morgen Nachmittag nicht in Hogwarts ist und wir kennen die Anzahl der Wachen. Außerdem haben wir noch einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Todessern."

„Und der wäre?" fragte Hermine mit gerunzelter Stirn.

„Die Karte des Rumtreibers!"

Stille trat ein. Ron und Hermine dachten nach, der Rest sah sich fragend an.

„Ähm", meldete sich Mandy zu Wort. „Wir haben was?"

Harry sah seine Freunde an und merkte, dass er die Wahrheit erzählen musste. „Ich habe eine Karte, die sämtliche Räume, Gänge und auch einige Geheimwege in Hogwarts darstellt. Außerdem ist darauf jede Person zu sehen, die sich im Schloss aufhält. Man sieht, wer es ist, wo die Person ist und wo sie hingeht."

Die anderen Cheffe sahen ihn teils erstaunt, teils beeindruckt an.

„Wo hast du diese Karte her?" fragte Justin offensichtlich beeindruckt.

Harry tauschte einen kurzen Blick mit Ron und Hermine, bevor er antwortete. „Mein Vater hat sie mit ein paar Freunden entwickelt, als er in Hogwarts war!"

„Und sie funktioniert wirklich so, wie du gesagt hast?" wollte Padma zögernd wissen.

Harry nickte. „Sie zeigt jedes Detail. Was denkt ihr, wie oft ich damit schon Filch und Snape entwischt bin?"

„Diese Karte könnte wirklich ein ungeheurer Vorteil sein", spekulierte Anthony.

„Ja", nickte Hermine. „Nur, dass es ein Problem gibt!"

Alle Augenpaare am Tisch wandten sich interessiert der Gryffindor zu.

„Und das wäre?" fragte Harry mit gerunzelter Stirn.

„Wurmschwanz weiß, dass wir die Karte haben! Und er war dabei, als sie gemacht wurde! Das heißt, dass er alle Geheimwege kennt, die auf der Karte abgebildet sind!"

Harry schüttelte den Kopf. „Die meisten Geheimwege haben nur mein Dad und Sirius zusammen entdeckt und regelmäßig benutzt. Manchmal war auch Lupin dabei, aber Wurmschwanz hat sich nie für Wege aus Hogwarts raus interessiert."

„Woher weißt du das?" wollte Hermine wissen, während Susan gleichzeitig „Was hat Lupin mit der Sache zu tun?" fragte.

„Er war ein Freund meines Vaters", antwortete Harry hastig und wandte sich wieder seiner besten Freundin zu. „Und ich weiß das alles, weil Sirius mir mal davon erzählt hat. In den Weihnachtsferien in unserem fünften Jahr hab ich ihn ein bisschen ausgefragt!"

Hermine nickte und schien etwas gelassener.

„Sirius?" meinte Mandy langsam. „Sirius Black?"

Harry sah seine Freunde an, die ihn alle erwartungsvoll anstarrten. Sie alle kannten die Geschichte von Sirius Black und es war öffentlich bekannt, dass er unschuldig am Tod der Potters war, seit Wurmschwanz im letzten Jahr öfters gesehen worden war. Auch wussten sie, dass Sirius Harrys Pate gewesen war und in dessen fünften Schuljahr gestorben war.

Der Gryffindor nickte. „Genau der!"

Seine Mitschüler schwiegen.

Harry seufzte. „Hört mal, ich kann verstehen, dass ihr beunruhigt seid. Oder Angst habt. Oder beides. Aber wenn nichts unternommen wird, dann wird Dumbledore hingerichtet. Und wir sind nun mal die einzigen, die das verhindern können!"

Noch immer sagte niemand etwas.

„Gut", meinte Harry und wirkte dabei ziemlich aufgebracht. „Wenn's sein muss, marschier ich da auch alleine rein." Er lief zur Tür und öffnete sie.

„Ich komme mit!" Ron sprang auf und auch Hermine eilte zu ihrem besten Freund. Susan stand ebenfalls auf und stellte sich zu Harry, der im Eingang stehen geblieben war. Dean und Lavender sahen sich kurz an, taten jedoch das selbe. Harry sah Hannah an und schüttelte kaum merklich den Kopf, doch sie stand trotzdem auf und trat zu Harry. Innerhalb kurzer Zeit hatten sich alle erhoben.

Terry war der Erste, der wieder sprach. „Ich schätze, wir sind alle dabei!"

„Wir werden Hilfe brauchen", meinte Hermine vorsichtig.

„Wir können ja alle anderen aus der Siebten fragen", schlug Terry vor.

Anthony nickte. „Wir sollten sonst niemandem erzählen, was wir vorhaben. Sonst würde hier vielleicht Panik ausbrechen!"

„Außerdem würden auch viele der Jüngeren mitwollen", ergänzte Ron und es war klar, dass er dabei in erster Linie an seine Schwester dachte.

Harry lächelte. „Beeilen wir uns, wie haben nicht viel Zeit!"

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Drei Stunden später saß Harry noch immer im Versammlungsraum auf seinem Stuhl, jedoch war er inzwischen alleine. Alle anderen hatten sich nach der Sitzung noch einmal schlafen gelegt und Harry hatte ihnen recht gegeben, dass sie den Schlaf sicher brauchen würden. Er selbst hatte sich allerdings nicht hingelegt, sondern angefangen, sich einen Plan für Dumbledores Befreiung zu überlegen.

„Wenn du dich nicht ausruhst, wirst du zusammenbrechen, bevor wir Dumbledore befreien können!" Hermine stand zusammen mit Ron in der Tür und sah Harry streng an.

„Ich geh schlafen, wenn wir Dumbledores Hinrichtung verhindert haben", antwortete dieser kühl ohne von seinem Pergament aufzublicken.

„Harry, wir müssen reden!" Rons Stimme klang ungewöhnlich ernst, so dass der Schwarzhaarige fragend den Blick hob.

„Was gibt's?"

Ron und Hermine warfen sich einen Blick zu und setzten sich links und rechts von Harry an die Längsseite des Tisches.

„Nun die Sache ist die", begann Hermine zögerlich. „Wir glauben nicht, dass du diesen Brief von Professor Lupin hast!"

„Was?" Harry sah sie erschrocken an.

„Du hast uns verstanden", antwortete Ron und versuchte offensichtlich, seine Wut zu unterdrücken.

„Wieso sollte ich denn keinen Brief von Lupin bekommen haben?" Harry sah seine besten Freunde erstaunt an.

Hermine sah ihn scharf an. „Weil letzte Nacht Vollmond war!"

Stille breitete sich aus, in der Harry sich gedanklich ohrfeigte. ‚Verdammt!' Warum hatte er daran nicht gedacht?

„Harry?" Ron klang ungeduldig.

Harry seufzte. „Okay, der Brief ist nicht von Lupin!" Wieder breitete sich Stille aus, doch es war klar, dass Ron und seine Freundin noch mehr erwarteten.

„Und?" fragte Hermine etwas genervt.

„Und was?" wollte Harry unschuldig wissen.

„Harry Potter!" Hermine sprang wütend von ihrem Stuhl auf und funkelte den Gryffindor an. „Hör auf mit diesem Unsinn und erzähl uns endlich, woher du diese Informationen über Voldemort hast!"

Harry seufzte ergeben. „Ihr werdet das niemandem erzählen, ist das klar?"

Ron und Hermine nickten gespannt.

„In Voldemorts Reihen gibt es einen Spion", erklärte Harry vorsichtig.

„Und wie heißt er?"

Harry schwieg. „Vertraut ihr mir?" fragte er schließlich.

Ron sah verblüfft aus. „Das tut doch jetzt gar nichts zur Sache!"

„Beantwortet die Frage", entgegnete Harry ernst. „Vertraut ihr mir?"

„Das tu ich", meinte Ron und auch Hermine, die sich inzwischen wieder gesetzt hatte, nickte.

„Gut", meinte Harry und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Dann müsst ihr verstehen, dass ich es euch nicht sagen kann?"

„Was?" fragten Ron und Hermine gleichzeitig.

Harry seufzte auf. „Ich kann euch nicht erzählen, von wem der Brief stammt, aber ich kann euch zu 100 Prozent garantieren, dass alles der Wahrheit entspricht!"

Hermine sah ihn zweifelnd an. „Dafür, dass wir alle unser Leben riskieren, ist das ziemlich wenig, findest du nicht auch?"

Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Es geht hier nicht darum, von wem diese Informationen stammen, sondern darum, unseren Lehrern das Leben zu retten!"

„Was wir aber nicht können, wenn wir selbst sterben", warf Ron ein.

„Ihr werdet nicht sterben!"

„Wenn doch, würde ich aber gerne wissen, wem ich es zu verdanken habe!" Ron war wie üblich aufgebracht.

„Ich vertraue...dieser Person", erwiderte Harry ernst.

„Dürfen wir auch erfahren, warum?" Hermines gefasste Stimme ließ auch Ron ruhiger werden.

Harry sah ihr in die Augen. „Weil mir...diese Person einmal das Leben gerettet hat! Und weil...diese Person Voldemort genauso hasst, wie wir!"

Ron und Hermine schwiegen.

„Ihr wisst genau", fuhr Harry leise fort. „Dass ich nie euer Leben oder das von anderen Menschen riskieren würde."

Und endlich nickte Ron langsam. Hermine sah immer noch unsicher aus, doch auch sie versuchte schließlich, zu lächeln und nickte Harry zu.

Auch der Gryffindor musste lächeln. „Danke", flüsterte er und blieb noch einige Minuten still bei seinen Freunden sitzen, bevor er aufstand und zum Frühstück verschwand.

Ron und Hermine sahen sich schweigen an und waren offensichtlich überhaupt nicht von Harrys Antwort überzeugt. Es gab einfach zu viele offenen Fragen. Die geplante Befreiungsaktion war für sie soeben um eine Spur riskanter geworden. Doch letztendlich würde es nichts bringen, jetzt darüber nachzudenken. Sie würden Harry einfach vertrauen müssen.

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Als Harry die Halle betrat sah er sofort, dass kaum ein Siebtklässler beim Frühstück saß. Tatsächlich bemerkte er, als er sich umschaute, nur Hannah, die etwas abseits am Hufflepufftisch saß und nachdenklich an einem Brötchen kaute.

„Morgen!" Harry setzte sich ihr gegenüber, obwohl er normalerweise immer bei seinen Freunden am Gryffindortisch saß.

„Morgen", erwiderte Hannah und lächelte ihn an.

„Ich dachte, ihr wolltet schlafen?"

Hannah nickte. „Haben wir auch getan. Im Moment jedoch werden alle Siebtklässler in deine Pläne eingeweiht!"

„Und warum bist du hier?"

Die Hufflepuff zuckte mit den Schultern. „Ich mache mir so meine Gedanken!"

„Worüber?"

„Über deinen Plan! Halt mich jetzt nicht für egoistisch, aber es könnte ziemlich gefährlich für mich werden!"

Harry schüttelte den Kopf. „Das wird es sicher nicht, weil du nämlich nicht mitkommst!"

„Was?" Hannah sah ihren Gegenüber erstaunt an.

„Wie du selbst gesagt hast", entgegnete der Schwarzhaarige ruhig. „Es wäre viel zu gefährlich für dich...für euch zwei! Außerdem brauchen wir hier auch Leute, die sich um die Jüngeren kümmern, während wir weg sind! Es würde wohl auffallen, wenn wir plötzlich alle verschwunden wären!"

„Du willst es also wirklich niemandem sonst erzählen?" wollte Hannah wissen.

„Genau", meinte Harry. „Das können wir hier einfach nicht brauchen!"

Die Hufflepuff nickte. „Wie viele von uns willst du hier lassen?"

Harry zuckte etwas verlegen mit den Schultern. „Das kommt auf den Plan an, der leider noch nicht fertig ist. Je weniger Leute gebraucht werden, desto besser!"

„Und wonach willst du die, die mitkommen, aussuchen?"

„Nach ihren Kenntnissen in Verteidigung gegen die dunklen Künste", erklärte Harry und sah Hannah nicht an. Diese wusste ebenfalls sofort, dass Justin, der in diesem Fach schon immer gut gewesen war, damit in die engere Auswahl gekommen war.

„Wir werden wohl nicht auf ihn verzichten können", bestätigte Harry in dem Moment ihre Gedanken.

Die Hufflepuff nickte. „Ich weiß!"

„Wirst du vorher mit ihm reden?" wollte Harry leise wissen.

„Ich weiß es nicht", flüsterte Hannah besorgt zurück. „Ich weiß es einfach nicht!"

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Energisch riss Harry die Tür zum Versammlungsraum auf und wurde sofort von allen Anwesenden angestarrt. Da sich heute alle Siebtklässler hier aufhielten, waren also ziemlich viele Augen auf Harry gerichtet.

„Ihr wisst, worum es geht?" fragte er ohne Umschweife in die Runde. Als er von allen nur Nicken bekam, fuhr er fort. „Gut! Ich hab mir in den letzten vier Stunden überlegt, wie wir es anstellen, in die Schule zu gehen, die Lehrer zu finden und mit ihnen wieder zu verschwinden! Hier ist der Plan!" Harry trat zu seinem Stuhl, setzte sich und zog Alijahs Brief hervor.

„Ist das der Brief von Lupin?" fragte Anthony neugierig.

Harry nickte abwesend und starrte auf den Zettel. „Der beste Tag für die Aktion ist morgen! Es stehen zwar 6 Todesser am Eingang von Hogwarts, allerdings werden die Lehrer nur von Zwei bewacht. Außerdem ist Voldemort morgen ab 12 Uhr nicht mehr in Hogwarts!"

„Und das weißt du alles von Lupin?" wollte Susan wissen.

Wieder nickte Harry. „Die 6 Todesser am Eingang können wir nicht überwältigen, da sind wir uns wohl einig!"

„Aber...", begann Anthony.

Harry unterbrach ihn. „Ich weiß, dass wir es vielleicht schaffen könnten, aber es muss nur einer Alarm schlagen und wir können die ganze Aktion vergessen!"

Anthony nickte.

„Gut", sprach der Gryffindor weiter. „Also den Haupteingang können wir vergessen! Glücklicherweise gibt es eine Menge Möglichkeiten, in das Schloss zu gelangen!" Er zog die Karte des Rumtreibers aus der Tasche, richtete seinen Zauberstab darauf und murmelte leise, so dass kaum einer ihn verstehen konnte, den nötigen Satz. Sofort erschienen der typischen Text und Harry musste lächeln, als er die Zeilen las:

DIE HOCHWOHLGEBORENEN HERREN MOONY,

WURMSCHWANZ, TATZE UND KRONE

HILFSMITTEL FÜR DEN MAGISCHEN TUNICHTGUT GMBH

PRÄSENTIEREN STOLZ

DIE KARTE DES RUMTREIBERS

Harry seufzte innerlich. Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone. Sein Vater und Sirius waren tot, Pettigrew arbeitete für Voldemort und Lupin war höchstwahrscheinlich gefangen genommen worden. Aber er würde sicher nicht zulassen, dass der letzte der Rumtreiber sterben würde.

„Harry?" Hermine riss den Gryffindor aus seinen Gedanken.

„Okay", meinte Harry. „Wir haben sieben Geheimgänge von Hogsmeade nach Hogwarts. Fred und George haben damals gesagt, dass Filch vier davon kennt, darum hab ich sie nie benutzt. Von den anderen drei ist einer verschüttet, einer endet unter der Peitschenden Weide und der dritte führt zum Keller des Honigtopf. Den Weg durch die Peitschende Weide können wir vergessen, den kennt Wurmschwanz sicher, den verschütteten lassen wir lieber auch, da durch zu kommen würde wohl zu viel Lärm machen und da Voldemort sicher auch Spitzel im Honigtopf hat, ist das auch nicht geeignet. Allerdings denke ich, wir können es riskieren, einen von denen zu benutzen, die Filch kennt. Immerhin ist der Kerl jetzt ja egal."

„Welcher wäre der Beste?" fragte Ron.

„Der hier, denke ich", erwiderte Harry. „Er führt von einem kleinen privaten Gebäude in Hogsmeade direkt in eine Nische im zweiten Stock. Von da aus müssten wir gut in die Kerker kommen."

Hermine nickte. „Hört sich gut an! Wie viele Leute brauchen wir deiner Meinung nach!"

Harry dachte kurz nach. „Wir brauchen mindestens zwei Leute, die uns den Rückzug in dem Privatgebäude sichern, dann brauchen wir jeweils zwei am Ausgang des Weges in Hogwarts und am Eingang zu den Kerkern. Ansonsten würde ich sagen, sollten wir noch drei Leute haben, die sich den großen Kerker vornehmen."

„Also neun Leute", fasste Hermine zusammen. „Denkst du, das reicht?"

Harry nickte. „Das wird reichen! Und wenn wir zu viele sind, fällt es leichter auf! Neun Leute reichen absolut!"

„Gut", meinte Terry. „Und wer soll mitkommen?"

Der Gryffindor sah kurz Hannah an und erklärte dann: „Die mit den besten Kenntnissen in Verteidigung gegen die Künste! Ich dachte in erster Linie an die ehemaligen DA- Mitglieder!" Obwohl viele seiner Freunde ihn bedrängt hatten, weiter zu machen , hatte Harry den Verteidigungsclub in seinem sechsten Hogwartsjahr aufgelöst. „Außerdem", fuhr Harry fort. „Werden natürlich nur Freiwillige mitkommen! Wir können das von niemandem als selbstverständlich erwarten!"

Einige nickten.

„Denkt gut darüber nach", meinte Harry schließlich. „Ich weiß, wer bei den DA-Treffen am besten war, aber ich will, dass ihr euch alle überlegt, ob ihr mitkommen würdet oder nicht! Wir treffen uns hier in einer Stunde wieder!" Damit stand er auf und verließ schnellstens den Raum, bevor irgendjemand ihn aufhalten konnte.

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Schweigend hockten sie nebeneinander in dem dunklen Gang. Sie waren in das Privathaus in Hogsmeade eingebrochen, hatten jedoch keine Spuren hinterlassen und waren durch den finsteren und feuchten Geheimweg gelaufen. Jetzt saßen sie vor dem Ausgang, der sie in das ehemalige Schulgebäude führte.

Harry sah sich langsam um. Seine Freunde waren äußerst angespannt. Sie hatten Angst, soviel war klar, dennoch hatten sie sich alle freiwillig für die Aktion gemeldet. Es war ein gefühlvoller Abschied geworden, obwohl Harry gehofft hatte, sich ohne große Verabschiedung aufmachen zu können. Jedoch hatten seine Freunde ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Obwohl nur die Siebtklässler im Versammlungsraum anwesend gewesen waren, hatte es mehr den Anschein gehabt, als würden die Familien ihre Angehörigen, die in den Krieg ziehen, verabschieden.

Hannah hatte geheult, wohl vor allem wegen Justin, der einer der Freiwilligen war. Diejenigen, die zurückgeblieben waren, hatten beinahe jeden einzelnen der neun umarmt und ihm viel Glück gewünscht. Harry hatte sich dezent herausgehalten und sich gleich am Ausgang abseits von dieser Szene platziert, dennoch war er um eine Umarmung von Lavender und Parvati nicht herumgekommen.

Für Harry schien es, als hätten die Zurückgebliebenen mehr Angst, als diejenigen, die wirklich nach Hogwarts gehen würden. Harry fragte sich, ob das im ersten Krieg mit Voldemort genauso gewesen war, ob Lily Potter auch so viel Angst um ihren Mann gehabt hatte, wie man bei Hannah gesehen hatte.

„Harry!"

Harry schrak hoch, als Hermine an seinem Ärmel zog. „Was?" fragte er leise.

Hermine deutete auf ihre Armbanduhr und Harry musste sich anstrengen, um in der Finsternis die Uhrzeit zu erkennen. „Es ist soweit", flüsterte Hermine, als sie Harrys Schwierigkeiten bemerkte.

Harry nickte. Sie hatten abgemacht, um punkt 14.00 Uhr loszulegen. „Also, es geht los!"

Er sah sie der Reihe nach noch einmal an. Ron und Hermine, seine besten Freunde, Justin, der Vater werden würde, Neville, der in Verteidigung inzwischen wirklich super war sowie Dean und Parvati, die seit einem halben Jahr zusammen waren. Anthony, der mit Lisa zusammen war und Terry, der seit ein paar Tagen mit Mandy ging, warteten in dem Privathaus auf die Rückkehr ihrer Freunde und sicherten ihnen somit den Rückweg.

Einen Augenblick lang, fragte sich Harry, ob es richtig gewesen war, sie alle mitzunehmen. Sie alle hatten etwas oder jemanden zu verlieren. Außer ihm selbst. Doch schließlich riss er sich zusammen. „Gehen wir!"

Entschlossen packte er den Zauberstab fester und warf einen schnellen Blick auf die Karte des Rumtreibers in der anderen Hand. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass niemand in der Nähe war, tippte er mit dem Zauberstab gegen das Ende des Tunnels, das offensichtlich aus Holz war. Sofort klappte die Holzwand weg und gab den Weg ins Schloss frei.

Ohne ein Geräusch zu machen, krabbelte Harry aus dem Geheimgang, dessen Ausgang nur einen halben Meter hoch war, und wartete, bis vier seiner Mitschüler neben ihm standen. Neville und Parvati würden hier am Ausgang des Geheimweges warten.

Harry warf noch einen kurzen Blick auf seine Karte und schlich dann in Richtung Kerker davon, ohne auf seine Freunde zu achten. Er wusste, dass sie ihm folgen würden. Ohne Probleme gelangten sie hinunter zu den Kerkern. An deren Eingang blieben Dean und Ron zurück, während Harry, Justin und Hermine weiterschlichen. All dies geschah, ohne dass nur ein Wort gewechselt wurde. Dafür waren sie den Plan auch mindestens zehn Mal durchgegangen.

Die Karte des Rumtreiber zeigte Dumbledore und Professor McGonagall in einer der Zellen und eben auf diese liefen die drei jetzt zu. Bevor sie um die letzte Ecke bogen, die sie von der Zelle trennte, blieb Harry plötzlich stehen. Er erinnerte sich plötzlich wieder an den Brief den er erhalten hatte.

„Was ist los?", wollte Justin flüsternd wissen.

„Irgendetwas stimmt nicht", gab Harry genauso leise zurück und sah sich vorsichtig um.

„Sind Todesser in der Nähe?" fragte Hermine besorgt.

Harry schüttelte den Kopf. „Nein und genau das finde ich sehr merkwürdig. Die würden Dumbledore nie unbeaufsichtigt lassen!" Im selben Moment durchzuckte ein durchdringender Schmerz Harrys Narbe und ließ ihn keuchend auf die Knie sinken.

„Da hast du völlig recht!" Voldemorts kalte Stimme hallte in den Kerkern wider und als Harrys Benommenheit nachließ, war der Gang plötzlich erfüllt von Fußgetrampel und Stimmen.

Harry spürte, wie ihm sein Zauberstab weggenommen wurde und zwei Männer, vermutlich Todesser, ihn packten und auf die Beine zogen. Als er sich umsah, erkannte er sofort die Ausweglosigkeit dieser Situation. Jeweils zwei Todesser hatten ihre Zauberstäbe auf Justin und Hermine gerichtet, ebenso wie er selbst von zwei dunklen Zauberern bedroht wurde.

Voldemort schritt schon wieder davon nach oben und seine Todesser folgten ihm sofort, wobei sie die Gefangenen mitführten. Es dauerte nicht lange, bis sie den Eingang zur Großen Halle erreichten, doch Harry hoffte die ganze Zeit über, dass wenigstens die anderen entkommen waren. Doch kaum öffneten sich die Türe zum ehemaligen Speiseraum Hogwarts', wurden auch diese Hoffnungen zerschlagen.

Mitten im Raum standen mit ängstlichem Gesicht Ron, Dean, Neville, Parvati und sogar Anthony und Terry und wurden von mindestens einem Dutzend Todessern in Schach gehalten.

Harry seufzte leise und wurde zusammen mit Justin und Hermine zu seinen restlichen Freunden geführt. Er warf ihnen kurze, wie er hoffte beruhigende Blicke zu, und wandte seinen Blick dann hoch zu dem ehemaligen Lehrertisch. Was er sah, ließ ihn die Luft anhalten. In der Mitte stand Voldemort, an seiner rechten Seite saß Alijah und zu seiner Linken saß Oliver Moon, der als Hufflepuff mit in das Versteck geflüchtet war, und grinste gehässig.

Voldemort sah die neun Jugendlichen an. „Nun, willkommen in Hogwarts! Ihr kennt sicherlich alle Oliver", er deutete neben sich. „der sich freundlicherweise dazu bereit erklärt hat, mir euren Plan zu verraten. Ich muss sagen, ich hätte euch für schlauer gehalten." Er sah Harry an. „Zumindest von dir hätte ich gedacht, dass du nicht mehr blind jedem vertraust."

Harry schwieg. Plötzlich erhob sich Alijah und trat mit gehässigem Blick auf den Gryffindor zu.

Voldemort lachte kurz gehässig auf. „Nun Harry, du erinnerst dich sicher noch an meine Tochter, oder?"

Harry antwortete nicht und plötzlich war es völlig ruhig im Raum, so dass jeder die Worte hören konnte, die Alijah aussprach, als sie genau vor dem Schwarzhaarigen stand. „Willkommen zurück, Harry!"

Harry hielt den Blick auf sie gerichtet und sah so nicht, dass plötzlich drei Zauberstäbe gleichzeitig auf ihn gerichtet wurden. Er realisierte erst, was passierte, als ein dreifaches „CRUCIO" durch den Raum hallte.

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A/N: Also ehrlich das hier war eindeutig das schwierigste Kapitel, das ich je geschrieben hab! Ich hab es nur einmal nachgelesen, weil ich so unendlich froh war, als das Kapitel endlich fertig war, dass ich es einfach nicht mehr sehen wollte! Also verzeiht bitte eventuelle Fehler, ich bin einfach nur froh, dass ich überhaupt damit fertig geworden bin!

Und wieder ein riesiges Thanx an alle, die mir irgendwelche Reviews geschrieben haben!!

Soror Lucis: Tut mir leid, dass Hagrid sterben musste, aber für den weiteren Verlauf der Geschichte musste es eben mal passieren!

Elena: Danke, danke! Über Harrys Gefangenschaft und Flucht wird man in den nächsten 2-3 Kapiteln alles erfahren! Wer der Verräter war, kommt natürlich auch noch ans Licht (kann aber noch nicht genau sagen, wann!), also noch mal danke dir vielmals, hoffentlich noch viel Spaß mit LW!

RavenMM: Du hast genau erfasst, was los ist! Aber da ich ehrlich noch nicht weiß, ob ich das auch weiterführe, behalten wir das lieber erst mal für uns, ja?

Zutzi: Jap, Harry hat in der Zeit zwischen 5. Schuljahr und dem Beginn der Geschichte einiges erlebt und du kannst dir sicher sein, dass man alles erfährt, was passiert ist. Wie Harry Alijah (kannst entweder ganz wie man's schreibt Alijah oder auch [Äleischa] aussprechen (auch wenn sich letzteres eher nach Elijah Wood anhört!)) kennen gelernt hat, kommt auch bald raus (in den nächsten ähm 2-3 Kapiteln).  Ihre Beziehung ist im Moment vermutlich recht freundschaftlich, aber das wird sich möglicherweise (in welche Richtung auch immer) ändern. Okay, das mit dem Alkohol ist vielleicht etwas übertrieben, aber ich wollte einfach zeigen, dass Harry total fertig ist. Und er braucht eben irgendwas, das ihm hilft, zu vergessen. Und dass das der Alkohol tut, da sind wir uns ja wohl einig. Allerdings hast du natürlich recht, der Alkohol schiebt sämtliche Probleme nur auf und löst sie nicht, aber das lassen wir unseren lieben Harry einfach mal selbst rausfinden. Den Hinweis auf Dumbledore find ich echt gut, da lässt sich vielleicht noch was draus machen, ist mir gar nicht aufgefallen. Jedenfalls vielen danke und ich hoffe, dass dich dieses Geschwafel hier nicht allzu sehr irritiert hat.