2. KAPITEL:


1. September.

Der Bahnsteig summte vor lauter Menschen. Nervöse Erstklässer verabschiedeten sich von ihren Eltern, einige Fünftklässler versuchten ein magisches Feuerwerk in Gang zu setzten. Nach ein paar erfolglosen Versuchen, kam eine rothaarige Hexe auf sie zu; Highheels, Minirock, eine weiße Bluse und ein Umhang. Lily Evans stolzierte durch die sich teilende Menge und machte sich für ihren Auftritt bereit. „Euer Feuerwerk ist hiermit konfisziert."

Die Jungen sahen sie erstaunt an. „Das kannst du nicht machen. Das ist unsers."

Lily schlug ihren Umhang zur Seite und die Umstehenden hatten freie Sicht auf das Schulsprecherabzeichen auf ihrer Bluse. „Natürlich kann ich das. Accio Feuerwerk." Sie drehte sich um und stolzierte wieder an den Anfang des Zuges, wo sich das Schulsprecherabteil befand. Sobald sie außer Hörweite war, ereiferten sich Schüler aus fast allen Jahrgängen über die Entscheidung des Direktors. „Eine Slytherin, wie kann er nur!"

„Und dann auch noch sie...!"

„Wen hat er dann wohl als Schulsprecher ausgewählt, Snape!"
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Im Abteil gesellte sich Mercedes zu ihr. „Kann ich dich tatsächlich alleine lassen?"

„Keine Sorge, James kommt ja noch. Ich werd dann einfach ihn ärgern."

„So so. Na ja. Ich muss wohl leider erst mal in ein normales Abteil. Eine Schande, wirklich."

Lily lachte. „Ich hol dich, so früh es geht."

„Ich hoffe, du beeilst dich, ich weiß nicht, wie lange ich diese Gesellschaft ertragen kann."

„Du kannst dich ja mit Sirius trösten."

„Könnte ich in der Tat. Außerdem würde es diese ‚Tash'-Kuh ärgern."

„Ich weiß, dass du das nicht nur machst, um sie zu ärgern."

„Tatsächlich?"

„Ja, du findest Black besser als du zugibst."

„Vielleicht. Aber bevor ich so eine Äußerung machen sollte, musst du zugeben dass, ..." Sie wurde unterbrochen, als die Tür aufging.

„Hallo allerseits. Seid ihr unbeschadet bis hierher durchgekommen?"

„Siehst du doch Jimmy."

„Zumindest hast du keine äußeren Verletzungen."

„Wie soll ich das denn deuten, Jim?"

„Du weißt schon, dass sich die ganze Schule gegen dich verschworen hat, oder?"

„Die sind doch alle nur neidisch. Ich bin reich, seh fantastisch aus, alle sind sie neidisch."

„Wir sind heute aber mal wieder sehr von uns überzeigt, wie?"

„Ach, du auch? Trifft sich gut." Sie schlug kokett die Augen auf und nieder.

Sirius drängelte sich an James vorbei und warf sich in einen der großen Sitze. „So, dann macht ihr zwei mal, dass ihr loskommt, nicht. Der Zug ist gerade abgefahren."

James sah seinen besten Freund schief an. „Danke Siri, wo wären wir nur ohne dich." Sirius grinste frech.

„Können wir sie überhaupt hier drinnen lassen?"

„Ja, ja. Das wird schon gehen. Drück eine Auge zu."

Lily sah ihn skeptisch an. „Ist Sirius überhaupt stubenrein?"

„Also bitte!" empörte sich Sirius.

James lachte und zwinkerte ihr zu. „Natürlich, das hab ich ihm schon letzten Sommer beigebracht."

„James!"

„Ooh, Siri. Hab dich doch nicht so."

„Nenn mich nicht Siri!"

„Bis nachher, Merce!"

„Viel Spaß, Lils!"

Lily warf ihr einen Blick zu und schloss die Tür.
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Im Vertrauensschülerabteil ging es hoch her. Die nicht-Slytherins waren sich einig, keinerlei Anweisungen der Schulsprecherin zu befolgen. Die Slytherins hingegen standen mit gezogen Zauberstäben da, in eine Ecke gedrängt und drohten mit Zaubersprüchen. Zuerst bemerkte niemand, dass sich die Tür geöffnet hatte.

„RUHE!" schrie James. Entsetzt drehte sich der Mob um und starrte ihn an. James schrie selten, nicht einmal beim Quidditchtraining. „Was soll das!" seine Stimme war eisig. Ein Gryffindor-Vetrauensschüler wagte sich vor und öffnete den Mund zu einer Erklärung. „Schweig!" James sah sich um. „Ich will keine Erklärung hören. Dafür habe ich genug gesehen."
Noch nie hatte jemand der Anwesenden ihn so wütend und außer sich gesehen.
„Wenn ihr ein Problem mit eurer neuen Schulsprecherin habt, dann behaltet es für euch. Dumbledore hat sie ausgewählt, weil er seine Gründe dafür hat. Ihr solltet euch alle schämen. Ich bin zutiefst enttäuscht von euch." Er holte Luft und sah alle mit einem eisernen Blick an. „50 Punkte von Gryffindor, 50 Punkte von Hufflepuff und 50 Punkte von Ravenclaw."

„Das kannst du doch nicht machen James! Dein eigenes Haus..."

„Und weitere 10 Punkte von Gryffindor. Ich werde es nicht dulden, dass ihr meinen Anweisungen Widerworte gebt. Das wird für euch alle noch ein Nachspiel haben."

Lily, immer noch ein bisschen überrascht von James, stellte sich neben ihn. „Ihr werdet jetzt die Korridore patroullieren. Wir wollen von keinem weiteren Zwischenfall hören. Hiermit entziehe ich euch die Erlaubnis, Punkte zu vergeben und Nachsitzen anzuordnen." Sie schwang ihren Zauberstab, um ihre Anordnung magisch zu besiegeln. Grüne Funken sprühten heraus. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließen sie das Abteil wieder.
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Im Gang vor ihrem Abteil lehnte James sich gegen ein Fenster. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm wird."

„Denkst du ich?"

„Ich habe gerade 160 Punkte abgezogen."

„Danke."

Er sah sie von der Seite an und ging auf sie zu. Lily war auf einiges gefasst gewesen, aber nicht darauf, dass sich seine Arme um sie schlossen. Instinktiv erwiderte sie seine Umarmung.

Sie holte tief Luft und sie lösten sich voneinander.

„Bereit, darein zu gehen?"

Sie lächelte schwach. „Ich schätze schon."

„Du schätzt? Lillian, seit wann verlässt du dich aufs Schätzen?"

„Intuition Jimmy, das haben Jungs nicht."

Er nickte und öffnete die Tür.

„Was zur Hölle... SIRIUS!"

„Oo oh. Hi James."

Hi James?! Du hast unser Abteil unter Wasser gesetzt!"

„Es war nur ein Experiment James und also weißt du die Sitze ließen sich nicht so leicht in Plastiksessel verwandeln und da hab ich einen Zwischenschritt eingelegt und..."


Ein paar Wochen waren vergangen und der Ball rückte immer näher. McGonagall war immer noch extrem sauer auf ihre Vertrauensschüler und ließ sie bei den Vorbereitungen extra schuften. Es war schon ein ganz schöner Schock für die Hauslehrer gewesen, als sie den Punkteverlust entdeckt hatten. Noch immer fanden es die Schüler schwer, ein anderes Gesprächsthema als das neue Schulsprecherpaar zu finden. Auch die Slytherins konnten sich nur schwer daran gewöhnen, dass James ab und zu während des Essens störte, um mit Lily einige Details für den Ball durch zu gehen.

Eines Abends, nach dem Essen war es wieder so weit. „Fertig, Lillian?"

„Merlin, Potter! Hast du keine Freunde mit denen du dich unterhalten kannst?"

„Severus, ich bitte dich, kein Grund so feindselig zu sein. Außerdem will Jimmy nicht mit dir reden, sondern mit mir."

„Du scheinst ja sehr genau zu wissen, was ‚Jimmy' will." Ereiferte sich Severus Snape.

„Severus", flötete Lily, „sei still und iss weiter."

James grinste. „Hast du deine Slytherins nicht im Griff, Lillian?"

„Jimmy, Klappe."

„Bist du jetzt so weit, oder nicht?"

„Ja, ich bin so weit. Du bist heute richtig ungeduldig Jimmy."

Mercedes bemerkte, wie sie aufstehen wollte. „Moment mal, du lässt mich hier mit dieser lüsternen Herde (sie meinte die Siebtklässler) alleine?"

James lächelte beschwichtigend. „Keine Sorge Mercedes, ich hab dir Sirius mit gebracht."

„Mmh."

Sirius setzte sich an Lilys Platz. „Ich wünsche allen einen guten Abend. Hat euch das Essen gemundet?"

„Hör auf zu schwallen, Black!"

„Oh Severus, wie schön dich zu sehen."

James fing an zu kichern. Normalerweise beleidigte Sirius seinen Erzfeind schon, wenn er noch nicht einmal in Hörweite war. Lily flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Mercy hat mit ihm gearbeitet. Sie meint, man kann ihn jetzt auf die Öffentlichkeit loslassen." Sie hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Lachen zu ersticken.

„Was willst du eigentlich hier, Black?" Snape war verstimmt.

„Ich leiste dieser bezaubernden Lady zu meiner Linken Gesellschaft. Man darf eine Dame schließlich nicht alleine lassen." Mercedes kämpfte mit einem Lächeln.

„Sie ist nicht alleine, Black. Der ganze Tisch ist voll."

„Das ist es ja, was mir Sorgen bereitet. Vor allem du genießt eher den Ruf als Haudegen, als ein Gentleman."

„Clever Black, wirklich clever. Du hältst dich wohl für den Größten, wie?"

„Mein lieber Severus..."

„Uuagh, Black, bitte nicht. Ich muss gleich kotzen!"

„Bitte, deine Ausdrucksweise Severus, in Gegenwart einer Dame! Wie kannst du nur!"

Snape warf ihm nur noch einen äußerst giftigen Blick zu und wandte sich dann an seinen Nebensitzer .

„Mercedes meine Liebe, darf ich bitten? Dieser Gesellschaft kann man ja keine Dame aussetzen. Skandalös."

Mercedes hakte sich mit einem versteckten Lächeln unter. James klopfte Sirius lachend auf die Schulter. „Wir sind alle so stolz auf dich."

Sirius sah skeptisch aus.

„Oh doch, Siri. Du hast dich beherrschen können. Das ist ein großer Fortschritt." Mercedes tätschelte ihm zustimmend den Arm.

Sirius grinste und beugte sich verschwörerisch vor, dann sagte er mit gesenkter Stimme: „Ich hab seine Schuhe veilchenblau gefärbt."

James lachte vergnügt. „Geschieht ihm Recht. Komm Prinzessin, wir gehen."

„Bis später, Merce."

„Treib's nicht zu wild, Lils!" rief Mercedes ihr gut hörbar nach.

„Du kennst mich doch!" erwiderte sie lachend.

„Das macht mir ja gerade Sorgen."

Mittlerweile hatten es auch die Gryffindor-Mädchen gehört. Sofort hagelte es böse Blicke. Lily ging mit schwingenden Hüften voran aus der Großen Halle, sie machte sich keine Sorgen darüber. James beeilte sich, mit ihr Schritt zu halten.
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Einer der vielen Vorteile des Schulsprecherdaseins waren die eigenen Zimmer, die durch einen Gemeinschaftsraum und ein Bad miteinander verbunden waren. James hatte schon mehrmals versucht ‚aus Versehen' ins Badezimmer zu laufen, wann immer Lily sich duschte, doch leider verriegelte sie die Tür immer noch magisch. („Um vor hormongesteuerten Jungen wie dir ausreichend geschützt zu sein, Jimmy.")
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Im Moment wurde der Gemeinschaftsraum als Krisensitzungsraum verwendet.

„Was soll das heißen, ein paar Leute planen einen Anschlag während meines Balls?"

„Beruhig dich Prinzessin, ich hab alles unter Kontrolle. Außerdem ist es nicht dein Ball."

„Es waren meine Ideen! Ich werde nicht zu lassen, dass jemand meine Arbeit sabotiert!"

„Wird auch niemand. Merlin, ich hätte es dir gar nicht erst sagen sollen, du veranstaltest ja ein furchtbares Drama."

„Drama? Drama! Ich veranstalte kein Drama!" Lily lief auf und ab, wie ein eingesperrter Tiger.

„Lillian!" Keine Reaktion. „Lillian, hör mir zu."

„WAS?"

„Himmel. Also, hör mir zu. Ich habe mit Remus und Sirius bereits einen Plan ausgearbeitet. Natasha wird uns helfen, indem sie die ‚Saboteure' ablenkt, während wir zuschlagen und ihre Sachen beschlagnahmen."

Sie HILFT euch auch noch? Und mir sagst du nicht einmal, wer es ist!" Sie blieb vor James stehen. „Und wie habt ihr das überhaupt rausgefunden? Das war bestimmt nicht legal!"

„Würdest du dich endlich mal beruhigen? Ich sag's dir deshalb nicht, weil du sofort Gegenmaßnahmen einleiten würdest. Wir haben alles unter Kontrolle."

„Und Natasha hilft euch! Wie will sie denn eine Ablenkung provozieren? Die ist doch vollkommen UNFÄHIG!" sie kreischte das letzte Wort.

„Sie mag nicht so ein Profi sein wie du, aber es reicht."

„Es reicht! Du bist dir im Klaren darüber, dass das unsere Zusammenarbeit ernsthaft gefährdet, oder!"

„Warum sollte das unsere Zusammenarbeit gefährden?"

„Weil du mir nicht vertraust."

„Lils,..."

„Nix Lils. Ich bin nicht einfach so in Slytherin gelandet!"

„Ich weiß und das hast du auch schon oft genug unter Beweis gestellt."

„Warum vertraust du mir dann nicht? Ich bin sicher, dass ich euren Plan verbessern könnte."

„Lillian! Lass es gut sein, okay. Wir werden das machen ohne Aufsehen zu erregen und nichts und niemand wird deinen schönen Ball gefährden." Langsam wurde James ungeduldig. Warum musste sie immer nur so kompliziert sein?

„Gut. In Ordnung. Ich werde mich nicht einmischen. Ich lass euch das ganz alleine machen." Sie lachte humorlos auf.

Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Sie eilte durch Hogwarts Gänge, in den 7. Stock. ‚Ich suche einen Raum, in dem ich meine Ruhe habe.' Vor ihr erschien eine Tür. Lily sah sich misstrauisch um und verschwand hinter der Tür.

„Aaarggh!" schrie sie die Wand frustriert an. Augenblicklich verwandelte sich ihre Schulkleidung in einen Trainingsanzug und vor ihr tauchte ein Boxsack auf. Lily ballte ihre Fäuste und attackierte ihn gewalttätig.
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James raufte sich die Haare. Warum trieb sie ihn jedes Mal in den Wahnsinn und warum fühlte er sich schuldig? Wäre es tatsächlich besser gewesen, sie einzuweihen? Er raufte sich ein weiteres Mal die Haare. Warum mussten Mädchen immer alles kompliziert machen? Er schüttelte den Kopf und machte sich auf den weg zum Gryffindor'schen Gemeinschaftsraum.

Nach ein paar Minuten steckte er den Kopf in den Siebener-Jungenschlafsaal. „Remus?"

„Ja?" Oh Merlin, dachte James, bitte nicht noch jemand, der sich durch ein selbsterfundenes Trauma quält. Er trat ein und schloss die Tür hinter sich.

„Hi Remus, wie geht's?"

„Mmhh", brummte es aus einer Ecke, „Morgen ist Vollmond, wie soll's mir denn gehen?"

„Ach komm, verarschen kann ich mich auch alleine." Er durchquerte den Raum und fand Remus in der hintersten Ecke an seinem Schreibtisch, der nur von einem schwachen Licht erhellt wurde.

„Viel Spaß dabei. Vielleicht gelingt es dir ja sogar."

„Remus..."

„Blöde Kuh."

„Natasha?"

„Mmhh..." brummte er verdrießlich in sich hinein.

James seufzte und zog sich einen Stuhl zum Schreibtisch hin. „Hast du sie gefragt und sie hat nein gesagt?"

„Nein."

„Was dann."

„Ich will nicht darüber reden."

„Ein guter Freund hat mir mal gesagt, dass es hilft, wenn man sich seinen Ärger von der Seele redet."

Remus schaute ihn zum ersten Mal direkt an. „War ich das?"

„Ja. Wer sonst?"

„Na dann hab ich eben Mist von mir gegeben. Es hilft nichts."

„Hast du es ausprobiert?"

„Ich weiß, dass es nichts hilft. Und jetzt lass mich in Ruhe meine schlechte Laune genießen. Sie ist so selten da, also muss ich ihr meine volle Aufmerksamkeit geben."

„Remus." Seufzte James. „Warum machst du es denn so kompliziert."

„Sie ist in Sirius verliebt. Sie sieht mich überhaupt nicht."

„Und woher weißt du das?"

„Du merkst doch, was für schmachtende Blicke sie ihm zu wirft, oder? Und dann lacht sie über alle seine Witze. Und ich meine alle. Auch die schlechten."

„Blöde Kuh."

„Mmmhh..."

„Und was willst du jetzt dagegen unternehmen?"

„Wie meinst 'n das schon wieder?"

„Sirius will nichts von ihr. Er ist schon lange in Mercedes verschossen. Du kannst sie dir also ‚greifen'."

„Oh bitte James. Sie steht auf Typen wie Sirius; schwarze, lange Harre, groß, muskulös, mysteriös... die Liste ist wahrscheinlich noch länger."

„Remus, komm schon. Du hast schließlich auch ein Geheimnis."

„Pah, tolles Geheimnis! Ich werde einmal pro Monat zum Monster!"

„Du hast eine sehr pessimistische Einstellung, weißt du das?"

„Ach nee,... Warum bist du überhaupt hier?"

„Ich brauch die Karte."

„Kannst sie haben. Warum denn?"

„Ich muss Lillian finden."

„Hat sie dich versetzt?"

„Nein."

„Was dann?"

„Ich hab ihr erzählt, dass jemand den Ball sabotieren möchte."

„Und? Wie hat sie reagiert?"

„Na wie wohl. Ich hab ihr nicht gesagt wer's macht und erwähnt, dass Natasha uns helfen wird."

„Und!"

„Sie ist ausgeflippt. Ich glaub, sie muss mal wieder zu ihrem Therapeuten."

„Dann sag's ihr halt. Wenn sie darauf besteht."

„Oh ich wette, dass sie im Moment schlecht auf mich zu sprechen ist. Noch schlechter als sonst."

„Du hast es also verschissen."

„Jep."

„Shit."

James nahm die Karte und suchte nach Lily. Nach einer Minute schüttelte er den Kopf. „Das gibt's nicht. Sie ist nicht da."

„Wie? Kann nicht sein", Remus konzentrierte sich, „also wenn sie nicht auf der Karte ist, dann ist sie auch nicht in Hogwarts."

„Shit." James sah Remus hilfesuchend an. „Was soll ich dann machen?"

„Ihr das nächste Mal ihren Willen lassen."

„Das hilft mir jetzt gar nicht."

„Ich weiß. Ich glaube, das beste, was du tun kannst, ist warten. Nimm die Karte mit."

„Okay, kommst du mit?"

„Nee, ich bleib noch n bisschen hier und lass meine Gedanken schweifen."

James stand auf und ging zur Tür, dort drehte er sich noch einmal um. „Remus, wenn sie nicht sieht, was für ein toller Kerl du bist, dann ist sie's nicht wert."

Remus lächelte leicht. „Danke James."
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James wartete die ganze Nacht auf dem Sofa in ihrem Gemeinschaftsraum. Er hatte alle seine anstehenden Hausaufgaben erledigt und für fast alle Fächer vorgelernt.

Um drei Uhr dann öffnete sich das Portrait („Reichlich spät junge Dame!") und Lily betrat den Raum. Leise schlich sie sich zu ihrem Zimmer und stolperte über eine Schnur, weswegen ein lautes, polterndes Geräusch ausgelöst wurde. James hatte vermutet, dass er einschlafen würde und hatte deshalb sicher gestellt, dass er sie auch hören würde.

„Wie spät ist es?" fragte er ein wenig verschlafen.

„Spät."

„Wo warst du?"

„Geht dich nichts an."

„Tut es sehr wohl."

„Ach ja? Wer hat dir das Recht dazu gegeben?" Lily ging im flackernden Kerzenlicht auf ihn zu. „Warum hast du mir nachspioniert?"

„Weil du einfach abgehauen bist."

„Ich hatte auch allen Grund dazu."

„So? Warst du wieder in Paris?"

„Nein und es geht dich nichts an."

„Du hast das Schulgelände verlassen, nicht wahr?"

„Woher willst du das denn wissen?"

„Weil du nicht auf der Karte warst."

Lily lachte, „eure Karte des Rumtreibers. Natürlich, wie konnte ich sie nur vergessen."

„Wo warst du?" James packte sie am Arm. Lily drehte sich zu ihm um und versuchte sich loszureißen, doch sein Griff war zu stark für sie.

„Weißt du, eure kleine Karte kennt nicht alle Räume in Hogwarts."

„Tatsächlich? Wir sind immer davon ausgegangen."

„Dann war eure Annahme eben falsch. Ihr habt euch geirrt." Sie sah ihm direkt in die Augen. James erkannte, dass sie nichts sagen würde, er lockerte seinen Griff und sie riss sich frei.

James drehte sich zum Kamin „Warum vertraust du mir nicht?"

„Aus sehrwahrscheinlich dem selben Grund weswegen du mir nicht vertraust." Sie wandte sich ab.

„Kate Schwartz und Regina Williams, beides Fünftklässerinnen aus Gryffindor."

Lily schüttelte den Kopf. „Das ist mir jetzt auch egal." Sie schloss die Tür hinter sich.

James stand noch eine Weile vor dem ausgehenden Kaminfeuer und dachte nach.
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TBC...