So kurz vor Weihnachten noch eine kleine Geschichte von meiner Seite. Vielen Dank an meine beiden beta-Leser Cyberrat & Ellen die Beiden ganz lieb in den Arm nimmt Ihr seid klasse!

Und jetzt geht's ohne viel Worte los…

Lg Lonly

Felidae

Written by LonlyAngel

Pairing: Remus Lupin & Alter Mitschüler / Severus Snape & eine Katze

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt - Erst eins…

"Seien Sie vorsichtig Mister Lupin." Besorgt musterte Molly Weasley, den ehemaligen VgddK-Lehrer ihres Sohnes. Sie machte sich schreckliche Vorwürfe, das sie den sanften Mann heute Abend noch hier allein am Grimmauld Place zurücklassen musste, immerhin war morgen der erste Advent und diese Zeit sollte man eigentlich mit Familie und Freunden verbringen. Doch Remus hatte ihren Vorschlag, die Feiertage mit ihnen im Fuchsbau zu verbringen, abgelehnt, er wollte lieber im Hause der Blacks bleiben und hier allein die Stellung bis zum Heiligen Abend halten. Den 25. Dezember wollten sie dann alle gemeinsam am Grimmauld Place feiern. Molly Weasley seufzte tief, Remus schien das untätige Herumsitzen hier in London zu deprimieren. Doch ihn weiter in den Reihen der anderen Werwölfe spionieren zu lassen, war unverantwortlich geworden. Wenn wenigstens Tonks hier gewesen wäre, aber die seltsame Freundin des Werwolfes war im Auftrag des Ordens in Korea unterwegs und es war ungewiss, wann sie heimkommen konnte. In Gedanken machte Molly sich eine Notiz, dem zierlichen Mann an Weihnachten wenigstens einen ihrer selbst gestrickten Pullover und eine Dose mit Plätzchen mitzubringen, denn der Pullover, den Remus im Moment trug, war ihm mindestens zwei Nummern zu groß. Und auch die Stiefel, die er sich gerade über die verwaschenen und ausgeleierten Socken zog, hatten ihre besten Tage schon lang hinter sich gelassen.
"Ich koche Ihnen noch eine heiße Suppe und stell sie in den Herd, damit Sie nachher etwas Warmes haben, wenn sie aus diesem Schneesturm zurückkommen." Resolut band sich das heimliche Oberhaupt der Weasley Familie die geblümte Schürze um die Hüften und zückte den Zauberstab.
Dankbar blickte Remus auf und nickte der besorgten Frau zu, während er sich seinen alten Wollschal zusätzlich noch einmal mehr um den Hals schlang. In der Tasche seines Mantels hatte er das Pergament mit den neuesten Nachrichten des Phoenix-Ordens, welches er noch heute bei Severus Snape vorbeibringen wollte, und eine kleine Dose mit Plätzchen, die Molly in ihrem Eifer für das Wohl aller Ordensmitglieder - auch für Severus - gebacken hatte. ‚Severus' Remus seufzte. Der übellaunige Tränkemeister würde wie er die Feiertage allein verbringen, jetzt nachdem er offiziell Hogwarts' Direktor umgebracht hatte, war er geächtet und vom Dienst suspendiert – leider wussten nur wenige Mitglieder des Phönix-Ordens um die wahren Hintergründe dieser Farce. Sie waren zwar keine Freunde, aber es schmerzte den Werwolf zu sehen, wie dieser Mann einmal mehr zum Sündenbock degradiert wurde.
Noch einmal blickte Remus über seine Schulter hinweg Richtung Küche und traf den besorgten Blick Molly Weasleys, müde lächelnd nickte er ihr abermals freundlich zu. "Machen Sie sich keine Sorgen, es wird mich schon niemand beobachten und in spätestens einer Stunde bin ich zurück." Vorsorglich klopfte er noch einmal seinen Mantel ab, ob er auch alles bei sich trug was er benötigte, dann verließ er das alte Haus.

Eisiger Wind schlug ihm entgegen, als er die wenigen Stufen hinaus auf den Grimmauld Place trat und ließ ihn die Schultern etwas mehr hochziehen. Es war die letzte Tage ungewöhnlich kalt gewesen und auch jetzt war der Himmel über dem winterlichen London tiefrot und Wolken verhangen. Die Bäume in den verschneiten Straßen streckten ihre toten Äste den weißen Flocken entgegen, die seit Tagen stetig auf ihre Häupter fielen. Zu dieser späten Stunde, zogen nur noch wenige Menschen durch die Straßen, und selbst sie hatten ihre Mützen und Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, um dem eisigen Wind zu entfliehen. In der Ferne konnte Remus einen Hund jaulen hören, wahrscheinlich weil sein Besitzer seinen Fernseher und der Bierdose mehr Beachtung schenkte, als den sich vor Hunger zusammenkrampfenden Magen seines treusten Freundes. Sonst vernahm man keinerlei Geräusche, wenn man vom gelegentlich protestierenden Motor eines der unzähligen Londoner Taxis, die durch den braunen Matsch auf den Straßen fuhren, absah. Die Stadt schien tot zu sein.
Fast lautlos, um diese bedrückende Stille nicht zu zerstören, lief der Werwolf durch die Straßen. Seine alten und längst abgetragenen Sachen waren bald völlig durchgeweicht, doch ungeachtet dessen blieb er hin und wieder vor einem der spärlich beleuchteten Schaufenster mit Weihnachtsdekoration stehen und starrte auf sein Spiegelbild im dreckigen Glas. Diese Weihnachten würde er wohl wieder alleine verbringen, wie so viele andere zuvor. Das eine Fest im Hause der Blacks, dass er mit Sirius hatte feiern dürfen, schien Jahre her zu sein. Doch die Einsamkeit über die Feiertage war ja eigentlich nichts neues. Traurig seufzend riss er sich gerade von dem blinkenden Baum hinter dem Schaufenster los, als ihn eine sonore Stimme aus seiner Melancholie riss.
"Remus? Remus Lupin?"
Verwundert und etwas desorientiert angesichts der groben Art und Weise wie man ihn in die Realität zurückgeholt hatte, blickte der Werwolf hinter sich. Dort stand ein blasser Mann mit rotblonden Haaren und tiefen Lachfalten um den Mund und blitzte ihn fröhlich an. Remus brauchte einen Moment, ehe er das noch recht jugendliche Gesicht einem Namen aus seiner Vergangenheit zuordnen konnte, doch er wurde schließlich fündig und streckte dem etwas größeren Mann seine Hand zum Gruß entgegen. "Corey Lawson, der stets korrekte Vertrauensschüler der Rawenclaws. Was treibt dich in dieser Nacht auf die Straße?"
"Das könnte ich dich genauso gut fragen. Ich hatte dich jetzt eher bei deiner Familie vermutet, als in dieser heruntergekommenen Gegend von London. Oder drückt sich der diplomatische Gryffindor Vertrauensschüler etwa vor der Verwandtschaft und sucht noch einen Moment Ruhe in der hektischen Weihnachtszeit?" Die blau-grünen Augen Corey's leuchteten schalkhaft als er einen gespielt verschwörerischen Blick in Remus Richtung warf.
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Brünetten. Corey war noch nie um eine Antwort verlegen gewesen und zu Schulzeiten hatten sie gern gekabbelt. Heute jedoch hatte er keine Zeit sich mit dem britisch-schwedisch-stämmigen, hellhäutigen Mann die Zeit zu vertreiben. "Corey so leid es mir auch tut, ich bin nicht auf der Flucht vor der Verwandtschaft, sondern muss noch etwas bei einem Freund vorbei bringen und es ist schon spät."
Abwehrend hob der ehemalige Rawenclaw die Hände. "Ich bin nicht hier, um dich aufzuhalten, aber was hältst du von einem kleinen Treffen in der nächsten Woche, um ein paar Erinnerungen auszutauschen und herauszufinden, ob du im Zaubererschach noch immer der ewige Verlierer bist?"
"Gerne..." Zum ersten Mal seit Tagen lachte Remus wieder bei der Erinnerung an die Vergangenheit und die glanzlos verlorenen Spiele von einst. "... und welchen Tag hast du für unseren Kampf auf dem karierten Brett anvisiert?"
"Was hältst du vom Freitagabend im kleinen Pub dort vorne an der Ecke?" Corey's Fingerzeig richtete sich auf ein kleines etwas unscheinbares Gasthaus wenige Meter weiter die Straße hinab.
Remus nickte. Ja, Freitag war keine schlechte Wahl. Eine Nacht vor Vollmond konnte er jede Abwechslung gebrauchen, die er bekommen konnte und da Tonks nicht in der Nähe war, würde er die Zeit nutzen, um mit einem seiner alten Mitschüler ihr kleines Gefecht nach all den Jahren wieder aufzunehmen. "Gut wir treffen uns dann Punkt 21 Uhr an der Ecke und lass dir nicht einfallen zu Kneifen."
"Keine Angst, ein gewonnenes Schachspiel gegen einen einstigen ‚Rivalen' wird mich aufbauen und mir für das Wochenende mit den Schwiegereltern den Rücken stärken. Ich werde pünktlich sein." Corey hob seine grazile Hand und verabschiedete sich mit festem Händedruck von dem Werwolf, nicht ohne ihm noch einmal verschwörerisch zuzuzwinkern, dann schlenderte er die Straße hinunter und verschwand hinter der nächsten Biegung.
Auch Remus verließ seinen Platz vor dem schmutzigen und matt erleuchteten Ladenfenster und verschwand in einer der dunklen Seitenstraßen. Nach einem prüfenden Blick über die Schulter apparierte er.

Viele Kilometer weiter nördlich, spazierte der suspendierte Lehrer für Zaubertränke Severus Snape, kleine Atemwölkchen vor sich her treibend, durch die Dunkelheit. Um ihn herum vernahm man nur das harsche Knirschen des Schnees, der den Landsitz seiner Familie wie ein dicker Teppich überzog. Zwar hatte es vor gut einer Stunde aufgehört zu scheinen, doch am Himmel waren bereits wieder graurote Wolken zu erkennen, die von Südengland hierauf in den Norden zogen. Allerdings hatte Severus für diese ebenso wenig einen Blick übrig, wie für die kleinen Schneekristalle, die sich in verlassenen Spinnweben zwischen den höheren noch aus dem Schnee ragenden Grashalmen verfangen hatten und nun in den schwachen Strahlen des Wintermondes glänzten. Gedankenversunken schritt er den schmalen und notdürftig von seinen Hauselfen geräumten Pfad entlang über die einsamen Ländereien und genoss die schneidend kalte Luft außerhalb des bedrückenden Herrenhauses.
Es war Ewigkeiten her, dass er Weihnachten einmal ‚daheim' verbracht hatte. Doch jetzt, vom Dienst suspendiert für einen Mord, den er nicht wirklich begangen hatte, hatte er sich doch nach Snape Manor zurückgezogen. Dass man ihn beurlaubt hatte, störte ihn nicht wirklich, er genoss vielmehr die freie - und vor allem ruhige – Zeit, um sich seinen Studien zu widmen, die er schon viel zu lang vor sich her geschobenen hatte. Es war das erste Mal, dass etwas Gutes für ihn herausgesprungen war, seit Dumbledore angefangen hatte, ihn für seine Zwecke einzuspannen. Und wenn sein Mentor seinen Tod vortäuschen musste um Voldemort in Sicherheit zu wiegen, dann war ihm das egal, zumal er durch den ‚Mord' alle Zweifel an seiner treuen Anhängerschaft des Dunklen Lords ausgeräumt hatte.
So konnte er nun ungestört für den Phoenixorden spionieren und gleichzeitig musste er nicht mehr Potters treudoofes Gesicht, Grangers Wichtigtuerei, Mrs. Weasleys Fürsorge und Lupins schmerzliche Freundlichkeit ertragen. Alle Besprechungen des Ordens wurden protokolliert und ihm schriftlich überbracht. Alles in allem konnte es gar nicht besser werden. Und wer der arme Trottel war, den man bei diesem Wetter den Weg bis hinaus in die Highlands jagte, war ihm mehr als gleichgültig.

Severus blickte kurz auf, als er die ersten Lichter des Landsitzes hinter einer aufgetürmten Schneewehe auftauchen sah. Das alte Herrenhaus war ein düster wirkender Bau aus rotem Backstein, welcher in den warmen Monaten von wildem Wein überwuchert wurde und dem Haus teilweise seine äußerliche Kälte nahm. Leider waren die Mauern jetzt im Winter völlig kahl und nur hin und wieder hielt sich etwas Schnee auf einer der hartnäckigen Efeuranken neben der schweren Eingangstür aus beschlagenem Eichenholz. Sein Blick glitt zu den wenigen erleuchteten Fenstern im Westflügel, dem einzigen Teil des Hauses, der von ihm bewohnt wurde. Es war seit jeher der ihm zugeteilte Wohnbereich gewesen und Severus verspürte keine Lust mehr Räume als nötig in diesem Grab seiner Jugend zu beziehen. So verkam der Großteil des dreistöckigen Manors nach und nach. Die zwei noch verbliebenen Hauselfen kümmerten sich auf seinen Befehl hin nur um die bewohnten Bereiche und sorgten mit Feuereifer dafür, dass es ihrem düsteren Herrn an nichts fehlte.

Er hatte fast das gusseiserne Eisentor der Snapeschen Besitztümer erreicht und konnte schon die Spuren im Schnee erkennen, die der Ordens-Kurier hinter lassen hatte, als ein klägliches Jaulen an sein Ohr drang, welches ganz eindeutig aus der Richtung eines von seinen Hauselfen aufgetürmten Schneehügels kam. Mit energischen Schritten verließ er den geräumten Weg und schritt diesem verdächtigen Geräusch entgegen. Kaum hatte er den aufgeschütteten Schneewall überquert, erblickte Severus zu seiner Verwunderung eine Katze, die sich mühsam in dem kleinen Bach, der hinter Snape Manor entlang führte, an einen Ast klammerte, um nicht in den eisigen Fluten zu versinken. Einen Moment lang beobachtete er das verzweifelte Tier, das ihn in seinem Todeskampf noch nicht bemerkt zu haben schien. Man mochte ihm zwar vieles nachsagen, doch eine Katze ersaufen zu lassen, während er mit den Händen in den warmen Manteltaschen daneben stand, gehörte bestimmt nicht zu den Dingen, die er in dieser Reihe aufgezählt haben wollte, zumal er sich Lupins vorwurfsvolles Gesicht dazu nur zu gut vorstellen konnte.
Vorsichtig rutschte er die steile Böschung hinab und trat mit einem seiner robusten Stiefel auf den lebensrettenden Ast. Gewissermaßen in Zeitlupe konnte er erkennen, wie das Tier ihn entdeckte, sich die goldbraunen Augen erschrocken weiteten und die Krallen, helle Kratzer im Holz des Astes hinterlassend, den Halt verloren. Blitzschnell schnappte er das unglückliche Tier am Kragen und hob es in die Höhe.
Das völlig fehl am Platze wirkende Wesen, welches durch das nasse Fell doppelt hilflos und zudem schrecklich mager wirkte, zitterte erbärmlich und wand sich zunehmend unter seinem skeptischen Blick und dem schraubstockartigen Griff. Kurz zögerte Severus, dann, nach einem weiteren Blick in die verängstigten Augen, war sein Entschluss gefasst – er konnte das pitschnasse Tier nicht zurück in den Schnee setzen und den herannahenden Schneefällen überlassen.
Seufzend öffnete er die schwarzen Knöpfe seines warmen Mantels und ließ den Unglücksraben darunter gleiten, nur um kurz danach nach Luft schnappend den Bauch einzuziehen, als das nasse Tier sein Hemd durchweichte und Tropfen des eiskalten Baches seine warme Haut hinab bis zum Hosenbund liefen. Nicht mehr lang und die jämmerliche Gestalt wäre in dem kleinen Bach erfroren. Zu der nassen Kälte an seiner Haut gesellten sich alsbald kleine Krallen, die sich durch den Stoff seines Hemdes bohrten begleitet von einem kläglichen Mauzen. Severus blickte auf das mit sich ringende Bündel hinab, welches augenscheinlich nicht recht wusste, ob es sich über die Wärme des unheimlichen Mannes freuen oder lieber das Weite suchen sollte.
Die gelegentlichen Kälteschauer, die über seine Arme und den Rücken rannen und das sich widerstrebende Tier unter seinem Mantel ignorierend, kletterte der Zaubertränkelehrer a.D. die kleine Böschung hinauf und war mit wenigen weit ausgreifenden Schritten an dem gusseisernen Eingangstor, dass das Familienwappen der Snape's schmückte. Vorsichtig, um seine pelzige Fracht nicht zu verletzten, ging er in die Knie und löste mit seinem Zauberstab die Schutzzauber, welcher auf einem der Steine neben dem Tor ruhten. Sofort verschwand der Schnee an dieser Stelle und der Stein klappte auf. Unter ihm lagen eine kleine Pergamentrolle mit den Nachrichten des Phoenix-Ordens und eine kleine ominöse Dose.
Schnell verstaute er die beiden Dinge zusammen mit seinem Zauberstab in seinen geräumigen Manteltaschen und schob das schwere Tor quietschend auf. Das kleine Wesen unter seinem Mantel schien sich langsam zu beruhigen. Keine seiner Krallen pikste mehr in seine Rippen und auch das jämmerliche Mauzen verstummte allmählich. Dennoch zitterte das verunglückte Raubtier weiter erbärmlich. Diese Ruhe und das weiche, sich anschmiegende und atmende Wesen an seinem Körper wirkte sich auch auf Severus aus, er ging nun ruhigeren Schrittes hinauf zur Eingangstür und nickte dem schwarzgewandeten Hauselfen, der ihm öffnete, zu.

Kaum das sie die Kälte hinter sich gelassen hatten, wühlte sich die Katze vorsichtig unter dem Mantel hervor und blickte neugierig durch einen Spalt zwischen zwei Knöpfen hinaus in die Freiheit. Doch viel konnte sie nicht erkennen, da das Foyer, das sie durchschritten im Finsteren lag. Nur das Klappern von Severus Stiefeln und das eifrige Trapsen von den kleinen Füßen des ihnen folgenden Hauselfs schien es auszufüllen. Wissensdurstig fixierte das Tier das kleine Licht am Ende der Halle das durch einen Türschlitz an seine Augen drang und auf welches der Schwarzhaarige zu hielt. Und wirklich mit erstaunlicher Leichtigkeit, die man der schweren Tür nicht angesehen hätte, schwang sie auf und gab den Blick auf Severus private Gemächer frei.
Fasziniert blinzelnd reckte die Katze den Kopf, sobald ihr Retter seinen Mantel abgelegt hatte und sie weiter mit langen schmalen Armen an den Körper gedrückt festhielt. Der Raum in dem sie sich nun befanden war in mattes Licht gehüllt das von den Kerzen und Fackeln stammte. Über all um sie verstreut, auf dem Couchtisch, Sesseln und dem kleinen Arbeitstisch in der Ecke am Fenster, lagen Pergamente und Bücher verstreut. Trotz der umher liegenden Dokumente schien hier kein Chaos zu herrschen, sondern eine strikte Ordnung, die diesem Wohnraum dezent innewohnte.
Durch eine Bewegung aufgeschreckt, bemerkte die Katze wie der schwarzhaarige blasse Mann, in dessen Armen sie lag, eine von vier, den Raum verlassenden Türen anvisierte und die Hand nach dem silbernen Türknauf ausstreckte. Neben dieser, sich jetzt lautlos öffnenden großen Tür, befand sich noch eine kleinere Unscheinbare, durch die der Hauself, der sie empfangen hatte, mit dem schweren schwarzen Wintermantel seines Herrn verschwand. Dem Tier blieb keine Zeit mehr zu verfolgen was in dem großen wohnlichen Raum vor sich ging, denn die Tür schloss sich hinter ihnen und ihr entwich ein erschrecktes Fauchen, als sie der großen Wanne gewahr wurde, die das Ziel ihrer Reise zu sein schien. Mit ihren vier Pfoten sich gegen den bestimmten Griff um ihren schmalen Leib wehrend, versuchte sie ihrem Schicksal zu entkommen, denn Wasser hatte sie an diesem Tag wahrlich genug geschluckt.

Doch Severus hatte mit diesem auf einmal recht widerspenstigen Bündel in seinem Arm kein Einsehen. Er musste das Tier aufwärmen und da half nun einmal, genau wie gegen den Dreck, der im Fell des Tieres hing, nur lauwarmes Wasser. Unnachgiebig hielt er die Katze am Nacken unter dem rustikalen Wasserhahn fest und drehte das warme Wasser auf. Ein letztes verzweifeltes Fauchen und vier tiefe Kratzer in der schraubstockartigen Hand waren das Letzte, was dem Fellbündel einfiel, um sich gegen die Wassermaßen zu wehren, die kurze Zeit später auf den unterkühlten Körper trafen.
Zufrieden beobachtete der Tränkemeister seinen Patienten, der durch das warme Wasser langsam ruhiger wurde und sich zunehmend entspannte. Die Kratzer in seiner Hand spürte er längst nicht, zu kühl und gefühllos war seine eigene Haut durch den Winterabend geworden. Vorsichtig, als ob diese Katze einer seiner Zaubertrankzutaten wäre, fuhr er durch das kurze Fell und wusch die Dreckreste aus selbigem.

Leise schnurrend ließ der Stubentiger, zu seiner eigenen Verwunderung, diese fast liebevolle Prozedur über sich ergehen und genoss die wärmenden Wassermaßen die seinen Körper einschlossen. Aber auch die schlanken Finger die über seinen schmalen Leib fuhren hatten ihren Reiz und entlockten ihm das verräterische Schnurren. Fast wieder so vorwitzig wie vor ein paar Minuten, nahm er sich die Zeit und blickte sich in dem erschreckend spartanisch eingerichteten Raum um. Außer der steril weißen Wanne mit den zwei kleinen Shampoo- und Duschbadtuben auf dem Rand, konnte er nur ein Waschbecken mit einer kleinen Konsole unter einem schmalen Spiegel ausmachen. Auf der Konsole selbst lagen nur ein Kamm und wenige Zahnputzartikel. Neben dem Waschbecken war eine kleine Ecke des Bades durch eine kleiner Mauer abgetrennt und verbarg offensichtlich das Toilettenbecken vor allzu neugierigen Blicken.
Doch sonst befand sich in diesem kleinen Bad nichts. Nur kahle graue Steinwände ohne jegliche Fenster. Nicht mal ein kleiner Vorleger vor der Wanne konnte die Füße nach einem Bad vor dem kalten Boden schützen. Das Bad wirkte, im Gegensatz zum Salon nebenan, einfach nur ungemütlich.
Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete Severus die Blicke seines kleinen Patienten. Er wusste, dass Katzen ausgesprochen neugierig waren, aber solches Interesse an seinen Räumlichkeiten hatte er nicht vermutet. Mit einem leisen quietschenden Geräusch drehte er den Wasserhahn ab und hob das Tier aus der Wanne, um es behutsam in ein dunkelgrünes Frotteehandtuch zu wickeln und mit zurück in die Stube zu nehmen. Dort setzte er es vor dem von seinen Hauselfen angeheizten Kamin ab und begann damit sein Fell trocken zu reiben. Besonders schön war es zugegebenermaßen nicht, stellte er zu dem Leidwesen der Katze fest. Die Kleine war eine einfache beige-braun getigerte Hauskatze, deren linke Vorderpfote beige und rechte Hinterpfote schwarz gefärbt war. Die noch etwas zitternde Schwanzspitze war bereits grau und deutete auf ein nicht mehr allzu junges Tier hin. Das Schönste an dem Tier war zweifelsohne das kleine runde Gesicht mit den sanften goldbraunen Augen. Der restliche Körper glich einem Flickenteppich, dem selbst ein ausgiebigeres Bad nicht wirklich zur Schönheit verhelfen würde. Besonders schlimm war es um den Zustand des Pelzes an der Bauchunterseite bestellt, dort war es nur spärlich vertreten, denn auf den vielen Narben, die den kleinen mageren Körper überzogen, wuchs kaum ein Haar mehr. Auch schien das Tier einmal in einen heftigen Kampf geraten zu sein, denn direkt auf dem rechten Schulterblatt schimmerte eine vernarbte Bisswunde durch das braune Fell hindurch.
Severus schüttelte den Kopf, da hatte er ja etwas aufgelesen. Um das Tier nicht unnötig zu verschrecken, legte er das nasse Handtuch ruhig beiseite und hob das jämmerliche Wesen am Genick langsam in die Luft. "Na, wollen wir mal sehen was wir hier aus dem Bach gefischt haben. Einen Kater oder…" Er kam nicht dazu den buschigen Schwanz mit spitzen Fingern mehr als einen Zentimeter in die Höhe zu heben, schon fauchte die Katze wieder, sträubte ihr Fell und schlug mit den kleinen Tatzen um sich.
"Du meine Güte sind wir aber empfindlich... meinetwegen verschieben wir das für heute." Behutsam wickelte der sonst so grobe Mann das Tier in eine dunkelgrüne Decke, die im Sessel am Kamin lag, so dass nur noch das kleine runde Gesicht zwischen dem Stoff hervorlugte und ihn mit großen, im Schein des Feuers, goldbraunen klaren Augen ansah.
Schweigend nahm der Tierarzt in Spe einen kleinen Flakon von dem Board über dem Kamin und näherte sich wieder seinen Patienten. "Keine Angst es ist nur ein kleiner Stärkungstrank." Mit geschickten Fingern entkorkte er das Gefäß und hielt es der Katze unter die befellte Nase. Prompt zog sich das Köpfchen weiter unter die Decke zurück. Doch wer den Tränkemeister kannte, wusste, dass bis dato jeder, dem er einen Trank gereicht hatte, diesen auch hatte trinken müssen und so schnellte seine Hand hinein in die schützende Deckenburg und ergriff die widerwillige Samtpfote. Schnell hatte er die langen Finger an beiden Seiten des schmalen Kiefers platziert und drückte das kleine Mäulchen auf. Wütend fing das Tier an, sich unter seinem Griff zu winden, doch es half nichts und der bittere Trank rann unaufhaltsam seine Kehle hinab in den rebellierenden Magen. Kaum war die Behandlung überstanden, erlaubte es der Tränkemeister dem fauchenden Tier, sich wieder zwischen den Falten der Decke zu vergraben. Kopfschüttelnd warf er den leeren Flakon in eine Kiste auf seinem Schreibtisch, die mit weiterem Leergut angefüllt war.
"Herrje ich kannte bis jetzt nur Einen, der sich so standhaft gegen Zaubertränke jeder Art gewehrt hat. Doch offenbar ist Lupin jetzt nicht mehr allein mit dieser Phobie."
Misstrauisch von den wachen Augen seines Gastes beobachtet, griff Severus nach einem weiteren Flakon mit einer klaren Flüssigkeit und mehreren kleinen unscheinbaren Säckchen, konnte das Tier ja nicht ahnen, dass es sich um einfache Kräuterbeutelchen handelte, die sich bei Kontakt mit dem klaren Trank in der Phiole erwärmten. Mit leicht geschlossenen Augen prüfte der Schwarzhaarige die Temperatur am Handgelenk, ehe er sich vor den Sessel hockte und die Beutelchen an verschiedenen Stellen unter die Decke schob, sich immer der Pfoten bewusst, die ihn davon abzuhalten versuchten. "So das war es schon. Und jetzt bleib ruhig liegen."
Das leise Klacken der kleinen Tür, neben dem Badezimmer ließ Mann und Katze aufblicken. Herein trat jener Hauself, der sich auch um den dicken Mantel seines Herren gekümmert hatte. Neugierig betrachtete die Katze den anderen Bewohner dieses riesigen Hauses. Der kleine Diener hatte große Ohren wie die meisten seiner Artgenossen, doch anders als diese hielt er sie eng an dem Kopf gepresst was ihn einen etwas blasierten Ausdruck verlieh, unterstützt von den schmalen hochgezogenen Augenbrauen und der kleinen, in die Luft gestreckten Nase. Um den schmalen Körper trug er einen schwarzen Stofffetzen ähnlich einem kleinen Mantel oder –die Katze presste die Augen zusammen- einem kleinen Frack. In den mit schwarzen fingerlosen Wollhandschuhen geschützten grauen Händen trug die Elfe ein silbernes Tablett mit einer weißen Porzellanteekanne und einer edel anmutenden Tasse. Des Weiteren befand sich auf dem Tablett nur noch ein Döschen mit Zucker und eine dazugehörige Zange, sowie das Pergament mit den Ordensnachrichten, dem Zauberstab und der kleinen befremdlichen Dose. Ganz offensichtlich hatte der Hauself die Manteltaschen seines Herrn geleert und brachte ihm nun den Inhalt mit einer abendlichen Tasse Tee.
Der kleine Hausdiener schritt mit seiner Fracht an dem Sessel der Katze vorbei und servierte den dampfenden Tee auf dem kleinen Couchtisch, welcher sich neben dem Ebenbild des Möbelstückes befand, auf dem die leicht unterkühlte Katze saß. Severus ließ sich schweigend auf dem freien Sessel nieder und nickte dem Elfen zu. "Danke Doney, ich werde dich heute Abend nicht mehr benötigen."
Mit einer übertrieben tiefen Verbeugung verabschiedete sich der Elf und verschwand wieder durch die kleine Tür aus dem Salon. Doch der Blick der Katze hing unverändert auf dem schwarzhaarigem Hausherren. Hatte dieser sich gerade bei einem Hauselfen bedankt? Das war absolut unüblich. Generell erschien ihr der Mann seltsam befremdlich. Die harten Gesichtszüge und die zugeknöpfte Robe verschwanden und ließen ein Wesen zurück das ganz und gar menschlich erschien. In der Tat saß in dem gegenüberliegenden Sessel ein Mann dessen Mimik entspannt war und dessen oberste Knöpfe der Robe jetzt offenstanden, etwas, dass die Katze niemals diesem, seit ihren Treffen recht dominanten Mann, zugetraut hätte.
Der suspendierte Professor für Zaubertränke ignorierte den forschenden Blick seines Patienten, wandte sich dem Pergament des Phönixordens zu und öffnete mit den schlanken Fingern die Verschnürung drum herum. Stumm studierte er das Schreiben eingehend und runzelte hin und wieder die Stirn, ganz offensichtlich nicht zufrieden mit den Entscheidungen und Beschlüssen seiner ehemaligen Mitstreiter.
Als er schließlich das Pergament zur Seite legte, döste sein Patient im Sessel gegenüber friedlich, die sanften Augen jedoch nicht ganz geschlossen, um immer mitzubekommen, wenn sich um ihn herum etwas tat. So schreckte er auch auf, als Severus nach der kleinen metallenen Dose griff, die neben dem Pergament unter dem Stein verborgen gewesen war. Problemlos öffnete er das Gefäß und zog schließlich über den Inhalt überrascht markanterweise eine seiner Augenbrauen in die Höhe.
"Ich fress Potters Besen, wenn die nicht von Weasley sind." Genervt schüttelte er den Kopf, diese Frau war schlimmer als Promfrey und Dumbledore im Doppelpack. Seufzend angelte er nach seinem Zauberstab und murmelte ein "Accio Teller", ehe er das Weihnachtsgebäck auf Selbigen schüttete und mit spitzen Fingern sortierte. Er war mit dieser Selektion gerade fertig, als ihn ein Niesen hinüber zu dem Unglücksraben blicken ließ, welcher fast zwischen den Falten der Decke verloren ging. Seine Augen trafen auf gierige Haselnussfarbene.
Verwirrt schob er den Teller mit den Plätzchen ein wenig näher an den Deckenberg. "Magst du welche?"
Als ob sie nur darauf gewartet hätte, sprang die Katze aus den schützenden Stofflagen und tapste über den Tisch hin zu dem Teller.
"Lass nur die Sandtaler zufrieden…" wies der Schwarzhaarige sie noch an, ehe er sich in seinem Sessel zurücklehnte. Die Wahl der noch etwas zittrigen Katze fiel tatsächlich und völlig artenuntypisch auf einen Keks mit glänzender Schokoglassur, der umgehend vernichtet wurde, jedoch nicht ohne ein Dutzend Krümel auf dem reinlichen Tisch zu verstreuen.
Versonnen beobachte Severus das krümelnde Wesen, das sich schon den nächsten Keks geschnappt hatte und ihn mit glänzenden Augen verspeiste. Vielleicht war es nicht ganz so schlecht über die Weihnachtszeit einen kleinen Besucher zu haben, auch wenn er nicht wusste, wie lange ihm das Tier Gesellschaft leisten würde, denn Katzen hatten nun einmal ihren eigenen Kopf, das wusste er, seit er sich um die alterschwache Katzendame ‚Salem' seines Großvaters hatte kümmern dürfen. Severus hatte die Gesellschaft dieses Tieres damals genossen und genauso willkommen in seinen Räumlichkeiten war ihm nun auch dieser Artgenosse. Dieses Tier vertrieb schon jetzt die Einsamkeit aus diesem Haus ohne das er krampfhaft auf seine Haltung hätte achten müssen, wie er es sonst bei den Menschen zu tun pflegte. Er gab gern zu, dass er seinen Mitmenschen gegenüber oft schroff und unnahbar erschien, doch das lag allein an ihnen. Zu oft hatte man ihn schon in seiner Jugend hintergangen und schikaniert. Tiere waren ihm da lieber, zwar hatten sie ihren eigenen Kopf, aber sie betrogen und hintergingen ihn nicht.
Einen Schluck Tee zu sich nehmend, angelte der Tränkemeister sich an der Schnauze des Tieres vorbei einen seiner beiseite gelegten Sandtaler, welche es wirklich sorgfältig gemieden hatte – generell hatte es sich nur unter äußerster Vorsicht einen neuen Keks geschnappt und ihn dann ein Stück weit entfernt von dem Teller zu sich genommen, ganz so, als wollte es nicht, dass die unweigerlich entstehenden Krümel und die Katzenhaare auf dem Geschirr landeten. Ihr eigentlicher Besitzer musste sie sehr gut erzogen haben.
Nachdenklich streckte er abermals die Hand in Richtung dieses einzigartigen Wesens aus und strich behutsam über das verlockend weiche Fell. Erschrocken wich die Katze jedoch zurück.
"Warum so schreckhaft meine Kleine?" Sanft murmelte er weitere belanglose Dinge und streckte erneut, streng von den Katzenaugen beobachtet, seine Hand aus und strich vorsichtig durch das Fell an den Wangen hinauf zum Genick. Sein kleiner Patient ließ sich das gefallen und tapste nach wenigen schweigenden Minuten näher an den Mann heran, der ihn so verwöhnte.
Als Doney, der Hauself, dann gegen 23 Uhr doch noch einmal in den Salon trat, um das schmutzige Teeservice in die Küche zu bringen, lehnte sein Herr ganz entspannt im Sessel und kraulte den Neuzugang geduldig. Kurz verneigte sich der Hauself und wünschte ihm eine geruhsame Nacht, bevor er sich nun wirklich für die letzte Stunde des Tages zurückzog.
Ungewöhnlich entspannt und im Einklang mit sich und der Welt, blickte Severus auf den beige-braunen Fellberg in seinem Schoß herab. Bis jetzt hatte er noch nie eine Katze erlebt, die ausgiebige Krauleinheiten am Bauch zugelassen, nein sogar genossen hatte. Doch dieses Tier räkelte sich hin und wieder genüsslich auf seinem Schoß. Tiere hatten eben auch so ihre Eigenheiten und vielleicht könnte er diese Schwäche ja ausnutzen…
Ein hämisches Lächeln huschte über die Gesichtszüge des Tränkemeisters, welches sein Opfer aber nicht sah, weil es gerade mal wieder damit beschäftigt war, sich vom Bauch auf den Rücken zudrehen und seine helle Bauchseite den göttlich massierenden Fingern entgegen zustrecken.
Severus tat dem Tier den Gefallen und strich sachte um das spitze Ohr herum, über die weichen Wangen und die stets beliebte Kinnpartie, dann glitt er mit seinen Fingern durch das kurze, spärliche Fell auf der Katzenbrust, langsam hinab zu dem dünnen und leicht durch das Schnurren vibrierenden Bauch und dann noch etwas tiefer…
Vorsichtig beugte er sich über den kleinen Körper und hauchte ihm ein diabolisches "Du bist also ein Kater, mein Süßer" in das pelzige Ohr. Etwas das ihm postwendend vier weitere Kratzer am Unterarm und ein entrüstetes Fauchen einbrachte. Ihm aber dennoch ein Schmunzeln, wenn man das Hochziehen der Mundwinkel so interpretieren konnte, entlockte.
Ganz offensichtlich wütend, sprang der frisch enttarnte Kater von dem Schoss seines ‚Arztes', schlich hinüber zu dem großen Kamin und legte sich, den Tränkemeister in seinem Rücken ignorierend, davor.
Severus schüttelte den Kopf, dieser Katzenmann hatte wirklich eine interessante Persönlichkeit und würde ihm bestimmt noch viel Abwechslung bieten. Kurz hockte er sich neben das Tier vor den Kamin und strich entschuldigend über das Rückenfell. "Wie soll ich dich überhaupt nennen, immerhin wirst du wohl oder übel die nächsten Tage hier verbringen…" Da er von seinem Gast keine Antwort erwarten konnte, glitt sein Blick hinüber zu seinem Arbeitstisch, wo neben einem halbvollen Pergament das Buch lag, mit dem er sich zurzeit ausgiebig beschäftigte. Es war ein alter Foliant mit vergilbten Pergamentseiten über das alte Ägypten und der dort angewendeten Tränke und Tinkturen. In den letzten Jahren hatte er eine beeindruckende Sammlung dieser Literatur zusammengestellt und sich vorgenommen die alten Rezepturen zu studieren. Doch erst jetzt, in seinem unfreiwilligen Urlaub, hatte er genug Zeit gefunden und setzte sich wie stets mit höchster Konzentration mit diesem Themenbereich auseinander. Viele der alten Rezepturen von Salben oder Tinkturen waren lückenhaft und schienen geradezu darauf gewartet zu haben, wieder entdeckt und vervollständigt zu werden.
"Ramses." Zufrieden mit dem Namen, den er diesem Kater verpasst hatte, blickte er in die fragenden Augen hinab. "Du kannst gern hier schlafen. Ich jedenfalls ziehe mich jetzt zurück."
Ramses folgte der geschmeidigen Bewegung, mit der der stattliche Mann sich erhob und eine Türe gleich links der großen Salontür ansteuerte. Dieser Mann war ihm ein Rätsel. Schien er nach außen hin kühl und verbittert zu sein, hatte er in den letzten Stunden eine völlig andere Persönlichkeit präsentiert. Verwirrt sprang der Kater zurück in den Sessel zu der warmen Wolldecke und vergrub sich noch immer leicht fröstelnd und kraftlos darin.

Die nächsten Tage erholte sich Ramses sehr schnell von der Unterkühlung. Auch wenn er sich erstaunlich zurückhalten verhielt, wenn der Tränkemeister sich ihm näherte, genoss Selbiger doch die gemeinsamen Stunden und betrachtete es hin und wieder andächtig über den Rand eines seiner umfangreichen Bücher hinweg, nur um zu sehen wie das Kaminfeuer das braune Fell sanft streichelte und der schmale Körper unter dem stetigen Schnurren leicht vibrierte.
Die Schüchternheit Ramses' verflog aber Zusehens, wenn Doney zu den Mahlzeiten den Salon betrat und die kleine schwarze Nase des Katers den verlockenden Duft von Essen auffing. Schon am ersten Tag hatte es sich der Hauself angewöhnt, neben den edlen Porzellanteller seines Herren noch eine kleine, nicht minder wertvolle Schüssel zu stellen, die das Essen des neuen pelzigen Mitbewohners enthielt. Und ein kleines Schmunzeln zauberte das Verhalten dieses Tieres auch auf die stets korrekten Züge des Hauselfen. Denn auch er war anfänglich mit misstrauischen Blicken bedacht worden. Und so wie es der Kater inzwischen schon anstandslos zuließ, dass der Hausherr ihn ausgiebige Streicheleinheiten zukommen ließ, so hatte es sich der Kater - seinen Gastgeber nicht ganz unähnlich – angewöhnt, sich für sein Essen mit einem leichten Neigen des Kopfes zu bedanken. Etwas, dass der Hauself meist mit einem kleinen Extra, wie einem Schokoladenkeks, zu honorieren wusste.

Geräuschlos klappte Severus am Freitagabend das Buch zu, das er eben noch studiert hatte und blickte hinab auf seinen Schoss, wo sein beige-braunes Findelkind lag, leise und behaglich schnurrte und sehnsüchtig zu den großen Fenstern hinaus blickte. Überrascht folgte er diesem Blick. Draußen war es bereits dunkel und keine Schneeflocke fiel vom Himmel, während die große Standuhr neben seinem Kamin gerade 18mal schlug. ‚Was ist los mein Kleiner? Willst du mich verlassen?' Nachdenklich kraulte Severus durch das wirre Fell und lenkte so den Blick aus den Katzenaugen auf sich.
"Du willst nach Hause Kleiner, hab ich Recht? Wartet da jemand auf dich?" Einsamkeit ergriff das vermeintlich kühle Herz des Slytherins, als ihm ein leises Maunzen antwortete. Was hatte er auch erwartet? Das dieses Tier ewig bei ihm bleiben würde, etwas das bis jetzt nur seine Hauselfen zu Stande gebracht hatten? Jeder würde ihn, den gefühlsarmen Mann, über kurz oder lang in diesen kühlen Mauern zurücklassen. Severus legte das leicht zerfledderte Buch auf den kleinen Couchtisch und seufzte geräuschlos. Da war sie also wieder, die alljährliche Weihnachtsdepression – etwas das er diesem zierlichen Tier nicht zumuten musste.
Vorsichtig packte er Ramses im Genick und setzte in auf dem Teppichboden ab, ehe er sich geschmeidig erhob und hinüber zu den Fenstern schritt. "Na gut… ich lass dich raus…" Mit wenigen Handgriffen waren die Fenster, welche hinaus zu einer kleinen verschneiten Terrasse führten, aufgesperrt und eisige Kälte kroch in den Salon. Sein Gesichtsausdruck verriet keinerlei Emotionen als Severus hinab auf den Kater blickte, der ihm gefolgt war. "Pass auf dich auf Kleiner." War das einzige was er seinem eigentlich recht liebgewonnen Haustier mit auf dem Weg gab, ehe er sich etwas brüsk umwandte und zurück zu dessen Sessel ging und nach den Decken griff, die Ramses sich zu einem Nest zusammengestellt hatte. Er hatte gerade ein Deckenende gefunden und wollte es anheben, als der Kater auf die Decken zurücksprang und den erstaunten Tränkemeister anfauchte.
‚Was?' Severus blickte fassungslos hinab auf den kleinen Rebellen, der den Deckenzipfel aus seinen bleichen Fingern zerrte und ihn erneut in das kleine Arrangement einfügte.
"Willst du mir etwa erzählen, dass du wiederkommst?" Mit einen tiefen Schnurren rieb Ramses sein Köpfchen gegen die hilflos in der Luft schwebenden Hand und entlockte dem einsamen Mann ein leicht nach oben zuckenden Mundwinkel und einen weicheren Blick, den, wenn es nach Severus ging, außer dem Kater niemand jemals zu Gesicht bekommen sollte ohne eines qualvollen Todes zu sterben.
Vorsichtig streichelte Severus über das samtweiche Fell des Katers und beobachtete fasziniert wie der kleine Kopf fast gänzlich unter seiner großen Hand verschwand. "In Ordnung ich werde auf dich warten."
Als hätte Ramses auf eben dieses Versprechen gewartet sprang er aus dem Sessel und trabte, dicht gefolgt von seinen Gastgeber zu dem offenen Flügelfenster und verschwand nach einem kurzen Blick zurück in den Salon in der Dunkelheit.

Severus' Blick wanderte, kaum das er das Tier nicht mehr erfassen konnte, hinauf zum Himmel. Zwischen den einzelnen Wolkenfetzen konnte er den Mond erkennen, der fast mit seiner ganzen Pracht hinab auf den Schnee strahlte. Morgen Nacht war es wieder soweit, der nächste Vollmond stand ins Haus. Wie hypnotisiert starrte Severus hinauf zu dem silbernen Erdtrabanten und seine Gedanken kehrten zu seinen früheren Kollegen zurück. Er wusste, er brauchte sich keine Gedanken um Remus zu machen, soweit er informiert war sorgte Jorge de Sica, einer seiner ehemaligen Mitstudenten, für den Wolfsbanntrank. Er war ein relativ guter Tränkemeister, dennoch würde Remus wahrscheinlich den standardisierten Trank bekommen. Severus ahnte, wie es dem Brünetten nach einer solchen Nacht gehen musste. Er würde unter erheblichen Nebenwirkungen, wie Schwindelgefühlen, Mattigkeit und Kopf- und Gliederschmerzen zu kämpfen haben. Seit er ihm damals den ersten Trank gebraut hatte wusste er, dass der Gryffindor allergisch gegen die ‚Clematis', einen Hauptbestandteil des Trankes, war. Doch die mit dieser Pflanze verbundenen Unannehmlichkeiten würden Remus nicht erspart bleiben, da Jorge de Sica sich nicht die Mühe machen würde den komplizierten Trank für einen Werwolf unter Vielen zu modifizieren. Dabei waren nur wenige Blätter der Nepeta cataria nötig um dem Gryffindor Erleichterung zu verschaffen.
Severus riss seinen Blick vom Himmel los und seufzte. Wenigstens hatte man Remus von dem Auftrag: ‚Fenrir Greyback' zurückgezogen. Dieser irre und fanatische Fußabtreter Voldemorts hatte, für seinen Geschmack, ein viel zu gutes Gespür für Verräter und Lupin in seiner Schusslinie zu wissen, hatte ihm doch einige Magenschmerzen und schlaflose Nächte bereitet.
Fast lautlos schloss der zurückgelassene Tränkemeister das große Fenster und kehrte zu seinem Sessel und dem alten Folianten über die Zeit der Ägypter zurück.

tbc.