… und dann liegt Remus neben Dir

I

Nachdenklich blickte Severus Snape zu den großen Salonfenstern auf die Ländereien hinaus, draußen war es bereits dunkel geworden und der Mond schob sich langsam über den verschneiten Horizont. Der rote Himmel kündigte schon wieder weitere Schneefälle an und der Tränkemeister war versucht Doneys Kollegin herein zurufen, die im Moment unermüdlich damit beschäftigt war, die Wege rund um das Haus von den weißen Eiskristallen zu befreien. Über den Eifer seiner Hauselfen hatte er sich noch nie beschweren können, aber Schnee schippen angesichts der schon herannahenden neuen Niederschläge schien ihn unsinnig, gab es doch im Haus sicher genug zu tun. Doney, zum Beispiel, war in der kleinen Küche im Keller verschwunden und zweifelsohne damit beschäftigt, das Abendbrot zuzubereiten - er hätte doch gewiss Hilfe gebrauchen können. Aber er hatte schon längst aufgegeben seine Hauselfen verstehen zu wollen. Er ließ Doney freie Hand die kleinen Entscheidungen, den Haushalt betreffend, selbstständig zu treffen und kümmerte sich nur um die großen auftretenden Probleme. Aber im Moment lief alles erstaunlich reibungslos. Fast alles, denn während sich der Tag unaufhaltsam dem Abend zu neigte, saß auf seinem Schoss das derzeit einzige Problem, das er noch nicht hatte bewältigen können - Ramses. Der kleine Kater lag friedlich schnurrend auf seinem Oberschenkel und genoss die Zärtlichkeiten, die ihm zuteil wurden. Den vermeintlichen Stubentiger genau beobachtend, strich er durch das gebeutelte Fell über den Kopf und den Nacken, zwischen den Schulterblättern hindurch bis hin zum Schwanzansatz. Die eigentliche Wut über dieses Spiel, das der Werwolf mit ihm spielte, war verraucht und hatte Schmerz platz gemacht. Schmerz darüber, dass dieser Mann ein derartiges Spiel mit ihm spielte. Und jeder der kleinen, der genüsslichen und sehnsuchtsvollen Laute, die Remus auf seinem Schoss liegend von sich gab, schienen wie Glockenschläge in seinem Inneren wiederzuhallen.
Das dumpfe Schlagen seiner Standuhr ließ ihn einen Blick auf das leicht vergilbte Zifferblatt werfen und verriet, das sie sich bereits in der 18 Stunde des Tages bewegten. Und das an Heiligabend. Noch einmal glitt seine Hand, beinahe andächtig, über das weiche Fell des Katers. Er hatte eine Entscheidung getroffen. Die gemeinsamen Treffen in dieser Form mussten ein Ende haben. Er wollte dem freundlichen Mann mit den haselnussbraunen Augen entweder von Angesicht zu Angesicht gegenüber sitzen können oder gar nicht. Innerlich straffte er die Schultern und blickte dann ernst auf das schnurrende Bündel auf seinen Schoß hinab.
"Lupin, müssen Sie nicht langsam los? Man wartet bestimmt schon auf Sie..."
Der schmale Körper verkrampfte sich. Severus konnte das kleine Herz schneller unter seinen Fingerspitzen schlagen spüren, ehe ihn verwirrte Katzenaugen trafen, in den Seinen nach einer Erklärung suchten und sie nicht fanden. Er würde nicht nachgeben - nicht mehr, ernst blickte er auf den Kater hinab, der sich schließlich erhob und mit einem Satz auf den kleinen Teppich vor den Kamin sprang. Dort jedoch blieb er nicht lange stehen, sondern wurde größer, die Ohren verschwanden ebenso wie das Fell und machten Baumwolle und brauner Haut platz. Ramses verwandelte sich zurück in die Person, die er eigentlich war: Remus John Lupin.
Abschätzend ließ Severus seinen Blick über den Mann gleiten, der es sich nicht wagte zu ihm aufzusehen. Remus stand vor ihm in abgetragenen Cordhosen, die vor viel zu langer Zeit wahrscheinlich einmal braun gewesen waren und ihm jetzt weit über die abgewetzten Stiefel hingen. Auch der ausgeleierte, dunkelblaue Pullover, mit einigen Fäden, die nicht gerade kunstvoll verstickt wurden, konnte nicht verdecken, dass die Hose den Blick auf eine knochige, vernarbte Hüfte freigab. Und zwischen diesen Schichten schlapprigen alten Stoffes hing ein äußerst gepflegter Mann mit schüchternen Blick und haselnussfarbenem Haar, welches durch die eben noch genossenen Krauleinheiten zerzaust vom Kopf abstand.
So leise, dass er es beinahe überhört hätte, richtete der Werwolf das Wort nach einigen Minuten unangenehmen Schweigens an ihn. "Seit wann weißt du es?"
"Ich glaube nicht, dass das eine Rolle spielt." Zurückhaltend erhob sich der Tränkemeister und trat neben den Gryffindor vor den Kamin, die bleichen Hände den nur äußerlich wärmenden Flammen entgegenstreckend. Ein leises verzweifeltes Lachen seitens Remus ließ ihn wieder aufblicken und den Anderen einen emotionslosen Blick zuwerfen.
"Für dich vielleicht nicht, aber ich hab mich wohl ganz schön blamiert." Remus Augen mieden noch immer den Mann neben sich und huschten hinaus in die Dunkelheit hinter den Fenstern.
Severus taxierte den Brünetten mit einem schwer zu deutenden Blick. "Also hätten Sie mir nicht stets und ständig während der Krauleinheiten in die Weichteile getreten, hätten Sie gewusst, dass ich weiß, wer unter dem Pelz steckt?"
Remus lief hochrot an, das hätte er auch ohne dieses Wissen nicht absichtlich getan, doch wenn Severus ihn so verwöhnt hatte, hatte er seine Körperbeherrschung stets fahren lassen und eigentlich war es verwunderlich, dass er nie vom Schoss des Slytherins gerollt war. Er räusperte sich kurz, bevor er den Blickkontakt aufnahm. "Ich glaube, da hätte ich lebensmüde sein müssen..." 'Doch warum hast du... du hast es gewusst und trotzdem... Warum?' "Warum hast..."
Das Klappern einer Dienstbotentür ließ die Männer aufblicken und einen etwas verwunderten Blick auf den treuen Hauselfen werfen, der mit einem kleinen schneeweißen Tuch über den Arm in den Salon trat und eine Verneigung andeutete. "Master Snape, speist der Herr heute Abend mit Ihnen, Sir?"
Äußerlich noch immer die Ruhe in Person, auch wenn in ihm seine Gefühle tobten und er nicht so recht wusste, ob er Remus nicht einfach wortlos vor Tür setzen sollte oder er sich eher wünschte, der Gryffindor würde ihm noch Gesellschaft leisten, drehte er sich zu eben jenen um.

Doch Remus schwieg und hatte seine Augen wieder schuldbewusst auf die Dunkelheit des Winterabends draußen auf den snapischen Länderein gerichtet. Sein Herz schlug viel zu schnell, er wollte jetzt nicht weggeschickt werden. Nicht wegen der späten Stunde oder dem Wetter draußen, sondern weil er nicht von dem Mann wegwollte, der ihm die letzten Wochen so überraschend die Geborgenheit geschenkt hatte, die er schon Jahre vermisst hatte. Er mochte zwar ein Werwolf sein, Furcht einflößend und stark in den Vollmondnächten, doch die restlichen 28 Tage war er... ja was? Verschmust? Einsam? In London wartete ein verlassenes dunkles Haus auf ihn und hier ein Mann und sein herzensguter Hauself. Warum hatte er diese Scharade nicht sofort, nach dem Severus ihn aus den kalten Wasser gefischt hatte, aufgelöst? Sicher hätte er sich bei dem Slytherin aufwärmen dürfen und wäre mit ihm ins Gespräch gekommen... Remus schüttelte innerlich den Kopf - nein, Severus hätte ihn mit einem Schwenk des Zauberstabes getrocknet und dann zurück nach London geschickt und nie sein wahres Wesen offenbart. Dem Animagus jagte eine Gänsehaut über den Rücken, wenn er daran dachte, dass Severus ihn ab jetzt wieder die kalte Schulter und seine eisige Fassade zuwenden würde und er für ewig aus diesem Räumen hier im schottischen Hochland verbannt wäre. Ein bitteres Lachen hallte durch seine düsteren Gedanken. Selbst der Hauself hatte seine Maskerade durchschaut. Wie leichtgläubig war er gewesen, als er dachte nicht aufzufliegen?

Der Hausherr, der von des Werwolfs innerem Disput nichts mitbekam, außer den hängenden Schultern, seufzte innerlich, ehe er sich seinem Hauselfen, der ihn besänftigend anblickte, zuwandte.
"Ja Doney, deck den Tisch für zwei."
Severus blickte seinem Elfen hinterher, der durch die kleine Türe aus dem Raum verschwand. Wenige Augenblicke später legte sich ein weißes Tischtuch über den Esstisch an der Wand hinter der Couch und zwei komplette Besteckgedecke glitzerten im Schein zweier schlanker Kerzen. Als die Speisen nach und nach ihren Platz auf dem Tisch fanden, fasste der Schwarzhaarige wieder den enttarnten Kater ins Auge. Er konnte Remus nicht vor die Tür setzen, nicht jetzt, wo er schon längst gewusst hatte, wen das braune Fell die ganze Zeit über verborgen hatte. Es war viel zu spät. Remus hatte bereits hinter seine Fassade geblickt und nichts würde das ändern, wenn man gewisse Tränke und Zaubersprüche außen vor ließ. Es würde nichts bringen den anderen Mann mit Schimpf und Schade davonzujagen und vor sich selbst rechtfertigen zu müssen, dass man diese Scharade durch Stillschweigen sogar noch unterstützt hatte. Doch Remus schien einen Rausschmiss zu erwarten, so zusammengesunken und bewegungslos wie er, den Rücken zum Kamin gewandt und die Augen in der Dunkelheit nach einer Lösung für ihr Problem suchend, in seinem Salon stand.

"Lupin" Die ungewohnt sanfte Stimme des Hausherren ließ Remus seinen Blick von dem Fenster lösen und zu Severus umdrehen. Sein Blick fiel auf den vollständig gedeckten Tisch und somit auch auf das zweite Gedeck. Severus wollte ihn nicht rausschmeißen? Verwirrt huschten die Augen zu dem Tränkemeister, der ihn mit einer einladende Geste Platz zunehmen hieß. Das gequälte Lächeln auf den blassen Gesichtszügen täuschte aber keineswegs über die wahren Gefühle hinweg, die in Severus tobten. War es Angst, die er in den schwarzen Augen lesen konnte? Angst, weil er hinter die Maske des kalten Mannes gesehen hatte? Angst, dass er ihn verraten könnte und das Wissen um seine sanfte Seite ausnutzen könnte, wie Sirius es zweifelsohne getan hätte?
"Kommen Sie schon, oder ist Ihnen der kleine Teller vor dem Kamin lieber?" Ungeduldig nahm Severus nun selbst Platz und sah ihn mit einem auffordernden Blick entgegen, den sich Remus nicht zu widersetzen getraute. Mit weichen Knien stakte er hinüber zu dem Esstisch und zog den freien Stuhl zurück, seinen Blick über das reichhaltige Mahl gleiten lassend. Doney hatte sich wieder einmal selbst übertroffen. Kaum, dass seine zittrigen Beine entlastet waren und der Werwolf dem Hausherren gegenüber saß, öffnete sich die kleine Dienstbotentür erneut und der Hauself trug zwei frisch gestärkte Stoffservietten herein. Demütig reichte er eine an seinen Herren weiter und tapste dann zu dem neuen Gast hinüber. Remus' bebende Hände berührten kurz die des Hauselfen, als er nach der gereichten Serviette griff, um sie sich auf den Schoß zu legen. Die warmen Augen und die kleine Hand, die ihn zuversichtlich über die kalten Finger strich, gaben ihn Mut. Der Hauself stand also hinter ihm und stärkte ihm moralisch den Rücken.

Das Essen verlief schweigsam. Keiner der beiden Männer wollte ein Gespräch beginnen, das zum Einen gezwungen gewesen und zum Anderen unweigerlich auf die zweifelsohne anstehende Aussprache zugelaufen wäre. Still schob sich Remus das letzte Kartoffelstückchen, mit dem er die letzten 5 Minuten die Soßenreste auf seinen Teller aufgewischt hatte in den Mund, als Severus sich erhob. Aus den Augenwinkeln verfolgte der Brünette die Bewegungen des Hausherren, der sich zu der kleinen verborgenen Bar neben dem Kamin begab, in welcher Remus den Whisky wusste. Seine Gabel schwebte einen Moment lang über den leeren Teller. Einen Moment, den der Werwolf noch brauchte um sich zu sammeln, dann berührte der glänzende Zinken des Besteckstückes das Porzellan und nach und nach verschwanden die übriggebliebenen Speisen und benutzten Geschirrstücke von dem Tisch. Remus schob seinen Stuhl etwas rückwärts und erhob sich nun ebenfalls. Sein Blick erfasste den Tränkemeister, welcher mit der Whiskyflasche und einem schweren Kristallglas in der einen Hand balancierend die Bar schloss und sich auf die Couch zurückzog. Was nun? Hier mitten im Raum stehen bleiben konnte er doch nicht, oder? Verloren sah er sich um, wäre seine Tarnung noch intakt gewesen, dann hatte er sich an Severus' Seite oder besser noch auf seinen Schoss niederlassen und sich kraulen lassen können. Kurz erlaubte er es sich seine Gedanken schweifen zu lassen und sich die Erinnerungen an die kraulenden, liebkosenden Finger auf seine Haut zurückzuholen. Finger, die ihn stets mit sanftem Druck den Kopf, Rücken und den empfindlichen Bauch und besonders die Region unter seinen Nabel verwöhnt hatten. Remus unterdrückte ein Seufzen, als er das altbekannte Kribbeln in seinen Lenden spürte, das diese Berührungen stets bei ihm ausgelöst hatten und ein sanfter Rotschimmer legte sich über seine Wangen.
"Setzen Sie sich endlich, Lupin..."
Erschrocken blickte der Braunhaarige auf und nickte abgehackt. Sein Magen schien rebellieren zu wollen, die nervliche Anspannung fand auch in den zittrigen Fingern keine Möglichkeit mehr, sich zu entladen. Ungelenk trat er auf den Hausherren zu und entwendete ihm unter dessen verwunderten Blick das volle Whiskyglas, um es an die eigenen Lippen zu setzen und mit einem größeren Schluck die flatternden Nerven zu beruhigen. Auf das warme brennende Gefühl des Whiskys in seiner Speiseröhre lauschend, gab er das halbvolle Glas an den eigentlichen Besitzer zurück und lächelte entschuldigend. Zufrieden registrierte Remus das warme Gefühl ob der hohen Prozente des Getreide-Malz-Destillats, das sich in seinem Magen sammelte und ihn beruhigend? zu streicheln schien. Zufrieden sank er neben Severus in die weichen Polster und schloss die Augen.
"Lupin..." eine ruckartig gehobene Hand unterbrach den Tränkemeister.
"Severus, bitte nenn mich endlich bei meinem Vornamen... ich denke ich hab in den letzten Wochen genug über dich erfahren, dass wir diese Floskel getrost weglassen können. Meinst du nicht?"
"Wie Sie meinen Lupin... Remus... wieso haben Sie..." Severus verdrehte die Augen. Wie sollte er jemanden rügen, mit dem man eben auf das vertrauliche 'Du' gewechselt war? Kurz räusperte er sich. "In Ordnung wieso hast du dich an der Animagusform versucht? Es galt doch als wahrscheinlich, dass ein Werwolf in seiner Animagusform ebenso ein Wolf wäre."
Remus fühlte noch immer zufrieden, dem warmen Alkoholgefühl in seinem Magen nach und nickte innerlich. Severus schien sich ganz offenbar auf sicherem Gesprächsterrain bewegen zu wollen. Doch ihm war klar, dass die Gefühle des Slytherins in seinem Inneren brodeln mussten, auch wenn von dieser Anspannung nichts nach außen drang. Die Tatsache, die auf jeden Anderen wohl beruhigend gewirkt hätte, verfehlte bei Remus gänzlich ihre Wirkung, ihm wäre ein Donnerwetter über sein Versteckspiel lieber gewesen, als diese stille unterdrückte Wut. Langsam drehte er seinen Kopf so, dass er mit halboffenen Augen den Mann neben sich erfassen konnte, der kerzengerade aufgerichtet auf das schwere Whiskyglas in seinen Händen blickte.
"Nun, Albus war der Meinung, dass man versuchen sollte, ob das alte Gerücht der Wahrheit entspricht. Er bat mich vor seinem 'Tod' es auszuprobieren, allerdings unter der strengen Bewachung von Shackebolt. Der sollte im Notfall einschreiten und mich außer Gefecht setzen, sollte ich zur Gefahr werden. Albus war der Meinung, das wir, um gegen Voldemort bestehen zu können, einige Tricks auf Lager haben müssen und sei es nur ein weiterer Animagus, der ihn unterwandern kann. Niemals würde man auf die Idee kommen das ich, der Werwolf, unter diesem Katzenpelz stecke. Na ja... und da ich im Moment nichts zu dem Krieg beitragen konnte, nach dem Rückzug aus den Kreisen der anderen Wölfe, hab ich mich so weitergebildet."
Kurz schluckte Remus, ehe er gleich noch zur Sprache brachte, was ihn schon das ganze Abendessen hinüber auf der Seele gebrannt hatte. "Woran hast du es eigentlich gemerkt?"
Der Blick aus den schwarzen Augen löste sich von dem noch immer halbvollen Whiskyglas und erfasste den Braunhaarigen. "Nun ja, für einen Kater benimmst du Dich reichlich seltsam... außerdem waren da deine Augen..." Nachdenklich hob Severus das Kristallglas und nahm einen Schluck.
'Meine Augen...?' Hätte Remus Herz Füße gehabt, so wäre es augenblicklich gestolpert. So jedoch schlug es nur, einer Abrissbirne gleich, gegen seine Rippen.
Mit einem leichten Schwung aus dem Handgelenk ließ Severus den Whisky in dem Glas kreisen und beobachtete die goldenen Lichter, die aus der Flüssigkeit hervorbrachen, wenn das Licht des Kamins durchschien. "Jedenfalls habe ich noch nie eine Katze mit braunen Augen gesehen."
Remus fühlte, wie seine Wangen warm wurden. Severus' letzten Satz ignorierte er. Ein Gedanke jagte durch seinen Kopf und hinterließ ein Chaos - Severus hatte seine Augen erkannt! Fast hätte er aufgejauchzt, einem liebestollen Teenager nicht ganz unähnlich. Liebestoll? Vorsichtig wagte er einen Blick hinüber zu Severus, der seinen Blick an ihm vorbei hinaus in die Nacht gerichtet hatte.
"Wenn man dich noch erwartet, dann solltest du dich beeilen, ehe der Schneefall stärker wird."
Fragend folgte Remus den Blick des ehemaligen Slytherin-Hauslehrers und wurde der großen weißen Flocken gewahr, die aus dem blutroten Himmel auf den Altschnee der Terrasse fiel. "Es gibt niemanden, der auf mich wartet..." Sein Herz wurde schwer, wenn er an das einsame Bett im ersten Stock des Hauptquartiers dachte.
Severus nickte und leerte sein Glas mit einem Zug. "Gut, dann wird Doney dir ein Kissen und Decken bringen." Galant erhob er sich und blickte hinab zu dem ruhigen Mann, der noch nachdenklich aus dem Fenster blickte. "Du wirst erlauben, dass ich mich zurückziehe."
"Ich kann hier schlafen?" Überrascht stand auch Remus wenige Augenblicke später neben der Couch, doch nur ein Brummen antwortete ihm und ließ ihn dann allein im Salon zurück, als die Tür zu Severus' Schlafzimmer bis auf einen Spalt zugezogen wurde.
"Sir?"
Kurz huschte Remus' Blick orientierungslos durch den Raum, ehe er auf dem Hauselfen neben sich fiel, der ihn offenbar angesprochen hatte. "Doney?"
Der kleine Hauself nickte sachte und fing an, die Decke, welche er, in seinen kleinen dünnen Armen in die Wohnstube getragen hatte, auf dem Sofa abzulegen und bereitzuziehen. Kaum war er fertig, erschien auf ein Schnippen mit den rauen Fingern ein kleines Kissen und fiel auf die Sitzfläche. "Sir, nehmen Sie es Master Snape nicht übel, dass er sich zurückgezogen hat. Aber er ist nicht sonderlich geübt darin, anderen Menschen gegenüber seine Gefühle zu zeigen."
Der Blick des Werwolfes heftete sich an den Türspalt der zu Severus Schlafgemach führte. "So war er schon immer..." Sachte kniete er sich neben dem Hauselfen nieder und legte seine Hand auf die kleine Schulter, die ganz darunter verschwand. "Doney, meinst du wirklich das er mich... na ja... wenigstens ein klein wenig..." Er stockte.
Der kleine Diener erlaubte sich ein wissendes Lächeln bevor er sich zum dem Gast des Hauses hinüberbeugte. "Master Snape ist manchmal ein sturer Esel, aber auch er hat ein Herz."

Nachdenklich hielt Severus beim Schreiben inne und massierte mit Daumen und Zeigefinger seine Nasenwurzel. Die Ägypter mochten fähige Tränkemeister und Sekretäre gehabt haben, aber der, der dieses Buch verfasst hatte, war einfach lausig gewesen. Verzweifelt blätterte er noch einmal eine Seite zurück und begann den Abschnitt von neuem zu Lesen, als ihn das Geräusch von nackten Füßen auf steinernen Fußboden aufblicken ließ. Der Besitzer dieser nackten Füße stand im Türrahmen, bekleidet mit einem Paar alter Boxershorts und dem ausgeleierten Pullover. Severus' Blick huschte zu dem Kissen, das hilflos von braunen Fingern umklammert wurde, ehe er sich wieder auf die betretene Miene seines Gastes richtete.

"Was?" Kam es kühler, als er wollte über seine Lippen und er konnte Remus hart schlucken sehen.

"Dein gestörtes Verhältnis zu Temperaturen..." Murmelte Remus und musterte den Hausherren. Severus lag mit nacktem Oberkörper in mitten von Büchern, die Decke nur über den Unterleib gezogen, der Finger seiner rechten Hand ruhte noch immer auf der Zeile, die er eben gelesen hatte, während ihn der andere Arm stützte und gleichzeitig seine Schreibfeder hielt. Gott, er liebte diesen Mann. Kurz hielt sein Herz inne, als ihn die Erkenntnis mit der Wucht eines Klatschers traf. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Es war nicht Freundschaft oder Sympathie, was er von Severus wollte, sondern Liebe. Er war verrückt nach diesem Mann, nach seiner Intelligenz, seinem Körper, seiner ganzen Art, wie er sie hatte in den letzten Wochen kennen lernen dürfen, auch nach der abweisenden Art. Er liebte es, wenn Severus ihn augenscheinlich ignorierte und er sich die Aufmerksamkeit erarbeiten musste. Der drängende Wunsch in diesen bleichen, aber nichtsdestotrotz kräftigen Armen zu schlafen und sich geborgen zu fühlen über kam ihn, aber auch das Verlangen diesen Mann in seine Schranken zu verweisen und ihn unter sich zum Beben zu bringen, etwas das nicht nur sein innerer Wolf forderte, sondern auch der Kater.

Severus verwirrtes "Aber der Kamin im Salon ist doch noch immer an, oder..." holte ihn zurück ins Hier und Jetzt und er riss seinen Blick vom entblößten Oberkörper des Slytherins, ehe er widersprach.

"Doney hat ihn gelöscht, als du zu Bett bist." Innerlich schmunzelte Remus über den Einfallsreichtum des Hauselfen.

Fassungslos musterte Severus den Mann im Türrahmen, wie er da so mit seinem Kissen stand, die Beine überzogen mit einer kontinuierlichen Gänsehaut. Ergeben schloss er die Augen und angelte seufzend nach seinen Zauberstab. Was lud er sich hier nur auf? Er ließ den Mann zu sich ins Bett, der ihn seit Jahrzehnten im wachen als auch im schlafenden Zustand verfolgte. Mit einem Schwung seines Zauberstabes räumte er die von ihm zusammen getragenen Bücher von der zweiten Betthälfte und ließ sie fein säuberlich neben dem schlafzimmereigenen Kamin zu Boden schweben und blickte dann auffordernd zu dem Gryffindor. Das Lächeln, das auf dem Gesicht des Werwolfes erschien, entschädigte ihn fast für dieses 'Opfer'.

Er beobachtete Remus noch einen Moment, wie er sich den ausgeleierten Pullover über den Kopf zog und dann mit großen Schritten, um so wenig wie möglich Kontakt zu dem Steinfußboden zu bekommen zum Bett sprang, dann widmete er sich wieder seinem Buch und dem unverständlichen Absatz. Hinter ihm rutsche Remus mit wild schlagendem Herzen unter die warme Bettdecke und vergrub sich in dem herrlichen Duft, der von ihr ausging, so dass nur noch ein wirrer Haarschopf und eine glücklich gekräuselte Nase hervor lugten.

Keine fünf Minuten später streckte Severus die Waffen. Dieser Abschnitt musste von einem vollkommenen Idioten verfasst worden sein - er war ganz und gar unverständlich. Unzufrieden mit dem Fortschritt seiner Arbeit, legte er den Wälzer neben das Bett und warf dann einen Blick hinter sich. Remus lag wie ein Kater zusammengerollt auf seiner Betthälfte und schlief mit einen sanften Lächeln auf den Lippen, ein Anblick, an den er sich eigentlich gewöhnen könnte. Nachsichtig mit der Temperaturempfindlichkeit des anderen Mannes, rückte er ihrer beider Decke so zurecht, dass dem Gryffindor das größere Stück zuteil wurde, dann schürte er den Kamin und hüllte den Raum in ein sanftes, einschläferndes Licht. Den Zauberstab legte er, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, ausnahmsweise mal auf den Nachttisch anstatt auf das Kissen neben sich, sank dann in die Kissen zurück und schloss müde seine Augen.

Am Morgen des 25 Dezembers lag in dem kleinen, düsteren Schlafzimmer von Snape Manor ein Mann, der seit einer halben Stunde abwechselnd auf dem Baldachin über sich und auf den braunen Haarschopf auf sich blickte. Remus musste irgendwann in der letzten Nacht seine eigene Betthälfte verlassen und zu ihm gerutscht sein. Zu allem Übel schien der Werwolf einen ausgewachsenen Mann mit einem Teddybären zu verwechseln, Severus seufzte lautlos. Vor wenigen Minuten hatte er es aufgegeben, zu versuchen, seinen Körper unter den des Gryffindors hervorzuwinden, ohne diesen dabei zu wecken. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten bis Remus aufwachte und ihn freigab, bis dahin würde er zur Unbeweglichkeit verdammt liegen bleiben und den warmen Körper an seiner Seite und den angenehm schweren Kopf auf seiner Brust genießen. Wenn er richtig lag, dann würde es nicht mehr lang dauern, denn langsam schien der Brünette munter zu werden.

Unglaublich langsam driftete Remus zurück in die Welt, allmählich registrierend, dass er teilweise auf und neben einem warmen Körper lag. Wärme, die ihn nicht wie sonst die Luft zu nehmen schien, sondern ihm ein Gefühl von Geborgenheit vermittelte, das er seit seiner Kindheit so nicht mehr gespürt hatte. Unter seinem Ohr vernahm er einen stockenden Herzschlag und ein Schmunzeln huschte über sein, von den wirren Haaren verborgenes, Gesicht. Wer auch immer sein Kissen war, seine Anwesenheit und Nähe schien es zu irritieren.

Vorsichtig öffnete er die Augen und versuchte sich zu orientieren. Schnell erkannte er, welche Brust er hier vor Augen hatte. Diese kühlen Schlafzimmerwände konnten nur Severus gehören. Zaghaft, sich nicht getrauend zu bewegen, da der Herzschlag verriet, dass sein lebendiger Teddy in seinen Armen munter war, versuchte er sich alles ganz genau einzuprägen, ehe Severus merkte, dass er ausgeschlafen hatte und ihn galant aus dem Bett beförderte.

Vorsichtig tastend, wanderte sein Blick zwischen den gesenkten Augenlidern hindurch über die bleiche Brust vor ihm, hin zu den dunklen Höfen um die Brustwarzen, die ihn leicht aufgerichtet durch die Kälte im Raum geradezu magisch anzuziehen schienen. Er genoss die seichte Gänsehaut, die sich über den Körper ausgebreitet hatte, da sich der Slytherin mal wieder nur bis zur Hüfte zugedeckt hatte und das Feuer im Kamin bereits heruntergebrannt war, nur noch keine Aschereste glühten still vor sich hin. Remus war froh, dass Severus ihm den Großteil der Decke gelassen hatte und erfreute sich an dem zarten, warmen Stoff über seinen Schultern.

„Warum hast du das Ganze eigentlich gemacht?"

Erschrocken versteifte sich der Werwolf. Severus musste trotz seiner Vorsicht mitbekommen haben, dass er nicht mehr schlief. Doch was wollte er jetzt wissen? Seine Gedanken huschten durcheinander, versuchten sich zu sortieren und die Frage zu analysieren.

„Was meinst du?" Remus unterbrach sich, als ihm ein Gedanke kam. „Willst du wissen, warum ich mich bei dir eingeschmuggelt habe?" Vorsichtig hob er seinen Oberkörper und schaute in die schwarzen Augen, die ihn undefinierbar musterten. Als ein Nicken ihn schließlich aufforderte fortzufahren, ließ er seinen Kopf wieder auf das bleiche, lebendige Kopfkissen sinken. Mit gedämpfter Stimme versuchte er sich zu erklären.

„Es war so nicht geplant… ich wollte nur die Nachrichten vom Orden vorbeibringen, als ich plötzlich Schritte hörte. Um nicht erwischt zu werden, sprang ich hinter einen der aufgeschichteten Schneewälle und beobachtete den Weg. Als ich schließlich erkannte, dass du es warst, beschloss ich nach London zurück zu kehren. Doch ich übersah die kleine Senke im Schnee und durchbrach die dünne Schnee- und Eisdecke, die sich über diesen Bach gebildet hatte. Ich war zu überrascht, um mich sofort zurückzuverwandeln und zudem noch etwas ungeübt diesbezüglich. Tja und den Rest kennst du ja. Du hast mich am Schlawitchen gepackt und aus dem Wasser gezogen… Ich war noch völlig verwirrt und sprachlos, als ich mich schließlich an deiner Brust unter dem warmen Mantel wieder fand. Ich hab mich zwar gewehrt, wie du dich erinnern kannst, doch muss ich gestehen, dass ich deine Führsorge genossen habe und sie nicht gegen die verlassenen und kalten Wände des Hauptquartiers eintauschen wollte. Ich war einsam… darum bin ich geblieben." Remus zog seine Beine unter der Decke etwas mehr an und unterdrückte das Bedürfnis, sich gänzlich zusammen rollen zu wollen.

„Einsam? Wenn ich mich nicht irre hast du Tonks und auch wenn…"

Ein leises hilfloses Lachen unterbrach den Tränkemeister. „Ja, ich habe Tonks, oder besser: Sie hat mich. Sie ist wahrlich eine nette und auch attraktive Frau, aber ich brauche etwas anderes… Ich brauche jemanden, der mir in den Vollmondnächten gewachsen ist und auch sonst ebenbürtig, damit ich mich auch mal gehen lassen und anlehnen kann - dass ich verschmust bin, hast du ja peinlicherweise schon feststellen können." Remus spürte, wie seine Wangen rot wurden und zog gedankenverloren Linien und Kreise mit seinen kühler werdenden Fingern auf Severus' Brust, welche aber von dem Schwarzhaarigen eingefangen und an weiteren Streicheleinheiten gehindert wurden. Er wollte seine Finger schon freiwinden, als ihn siedendheiß einfiel, wie Severus zu schlafen pflegte. Ein wohliger Schauer durchrieselte ihn und endete in seiner Lendengegend. Er konnte es nicht leugnen, er wollte diesen Mann und er hatte sich gestern morgen, nach der mehr oder weniger befriedigenden Nacht mit Tonks vorgenommen, endlich Klarheit zu schaffen und das würde er jetzt. Es gab nur einen Weg herauszufinden, ob Severus ihn akzeptieren oder rausschmeißen würde... Tief Luft holend schob er sein oben liegendes Bein über die des Tränkemeisters, dessen ungeschützten Schritt mit seinem Oberschenkel streifend. Sofort wurde ihm das krampfhafte trockene Schlucken, sowie der beschleunigte Herzschlag unter seinem Ohr gewahr.

„Remus, für derartige Dinge hast du nun wirklich Tonks…" Der Körper unter Remus rutschte merklich weiter von ihm ab und schien ihn abschütteln zu wollen. Knurrend erwachte sein inneres Raubtier, wie fast immer, wenn er im Bett aktiv zu werden gedachte. Normalerweise fürchtete er sich davor seine Kontrolle an den Wolf abzugeben, aber dass sich Severus jetzt zurückzog, wollten weder er noch der Wolf zulassen. Nicht nach den qualvollen Tagen unter diesen göttlichen Händen, die ihn so geschickt liebkost hatten. Noch ehe der Schwarzhaarige erfolgreich seiner Reichweite entkommen war, schnellte seine Hand hervor, packte den Mann an der Hüfte und hielt ihn mit einem eisernen Griff bestimmt in Position. Geschmeidig drückte der Werwolf den Anderen tiefer in die Matratze indem er sich auf ihn abstützend aufrappelte.

Severus verfolgte die Wendung ihres Gespräches besorgt und hielt den Atem an, als sich Remus tiefer über ihn beugte und die weichen Haare seine Schulter kitzelten. Sein Herz schien in seinem Magen ein neues Zuhause gefunden zu haben und schlug dort heftigst. Es schien noch tiefer sinken zu wollen, als er die raue Stimme des Gryffindors an seinem Ohr wispern hörte.

„Ich sehne mich aber nach etwas anderem. Severus, erinnerst du dich an das Versprechen, das du mir gegeben hast? Du hast mir geschworen das, wenn ich kein Tier, sondern ein Mann wäre, du mich damals hättest weiter gehen lassen..."

„Lupin wollen Sie mich auf ein Versprechen, das ich einer Katze gegeben hab, festnageln?" Severus fühlte sich wie ein Tier in der Falle und wechselte sofort von dem vertrauten 'Du' zu den Abstand haltenden 'Sie'.

Wieder erntete er ein Knurren und wurde ein Stückchen tiefer gepresst. „Kater mein Lieber. Kater. Und ja nageln trifft es irgendwie…"

Der glühend heiße Körper seines ehemaligen Haustieres schob sich weiter über seinen und setzte ihn endgültig Schach matt. Sein Körper übernahm die Kontrolle und überdeutlich spürte er durch die weichen Boxershorts seines angriffslustigen Bettgenossen dessen angehende Erektion. An sich liebte er dieses Gefühl, es war das Beste, das er kannte, zu spüren wie man einen anderen Mann erregte, doch das ausgerechnet dieser sanfte Mann in seinen Armen derartig auf ihn reagierte, verwirrte ihn. Er konnte sich nicht erklären, warum ausgerechnet er diese Reaktion auslösen sollte... doch zum Teufel mit seinen Bedenken, wer wusste schon ob Voldemort ihn nicht schon bei dem nächsten Todesser Treffen aus einer Laune heraus grillen würde? Wenn der Werwolf jemanden brauchte, bei dem er seine Hormone ablassen musste, warum sollte er sich verweigern, war es doch sein Wunsch, den Werwolf zu spüren.

„Solche Worte aus Ihrem Mund? Sie überraschen mich. Doch wenn Sie auf Männer stehen, warum sind Sie dann mit Tonks zusammen?" Mal ganz abgesehen davon, dass sein Körper sich schon längst gegen ihn verschworen hatte, blieb ihn dennoch ein Rest Anstand oder wie manche behaupten würden Dummheit, als er versuchte, Remus nochmals zur Besinnung zu bringen. Er erreichte aber eher das Gegenteil und ein unterschwellig knurrender Gryffindor blickte auf ihn herab.

„Herrgott Severus! Du würdest auch 'Ja' und 'Amen' sagen, wenn dich jemand nach einer Vollmondnacht zutextet und dir dabei eine angenehme Massage verpasst - und jetzt erwähne diesen pinken Haarschopf nicht noch einmal oder du darfst das hier..." Eine warme Hand strich über seinen schon mehr oder weniger bereiten Schritt. „...alleine regeln."

Bei Merlin, wenn er gewusst hätte, dass Remus morgens so angriffslustig sein konnte, dann wäre er niemals nackt ins Bett gegangen. Überrumpelt schwieg er und zog zischend die Luft ein, als Remus' Finger den Griff um seine Schwachstelle festigten. Er hatte ihn wortwörtlich in der Hand.

tbc.