3. Kapitel:Die Fernsehserie
Montag, 15.40 Uhr
„Sie sitzen jetzt zehn Minuten hier und haben noch nichts erzählt. Über was machen Sie sich denn Gedanken?"
Wie jeden Montag saß Monk bei Dr. Kroger in der Praxis. Hier erzählte er von all seinem Kummer und all seinen Sorgen, wenn Sie nicht gerade zu persönlich waren. Alles musste auch der Dr. Kroger nicht erfahren. So, wie in den Sitzungen bei Dr. Kroger, stellte sich Monk ein Gespräch unter guten, alten Freunden vor, wenn er denn jemals gute, alte Freunde gehabt hätte. Aber so hätte es sein können. Wenn er Dr. Kroger nicht bezahlte, könnte er fast an dieser Vorstellung Gefallen finden. „Mein guter, alter Freund, Dr. Kroger", dachte er und lächelte dabei verschmitzt vor sich hin. Auch Sharona könnte eine gute, alte Freundin sein, auch wenn sie noch nicht so alt war wie er. Doch dann dachte er an ihre Gehaltsschecks, die sie nie schnell genug bekommen konnte und sein Blick verfinsterte sich wieder.
„Warum muss ich alle für ihre Anwesenheit bezahlen, Doktor? Bin ich wirklich so fürchterlich?"
„Aber nein, Adrian … was belastet Sie denn heute so sehr?"
„Die wollen eine Serie über mich im Fernsehen zeigen."
„Wäre das denn so schlimm für Sie?"
„Für mich? Ich weiß nicht. Vielleicht … vielleicht aber auch für die Zuschauer."
„Haben Sie Angst, dass dort ihr Leben ausgebreitet wird?"
„Die zeigen mich vielleicht so, wie ich tatsächlich bin. Mit all meinen … mmh sagen wir mal besonderen Eigenschaften. Vielleicht erwähnen sie auch Trudy und die Autobombe."
„Aber wird es nicht überwiegend um ihre Erfolge als Detektiv gehen? Keiner löst die Kriminalfälle so geschickt wie Sie. Das wird allen doch gehörigen Respekt abverlangen."
„Und die Angst vor Milch auch?"
„Denken Sie doch positiv. Kennen Sie denn schon ein Drehbuch? Wäre es nicht interessant eines zu lesen, bevor Sie ihre Zustimmung für die Verfilmung geben."
„Ja, es existiert erst eins. Das Drehbuch hat noch der ermordete Autor Carpenter geschrieben. Seine Skripte für die Serie Mrs. Dexter und die unlösbaren Mordfälle hat er oft an reale Mordfälle angeknüpft. So hat mir zumindest Sharona das erzählt. Ich selber sehe selten fern. Es sei denn mal ein Konzert mit Willi Nelson. Aber da gibt es oft Stromausfälle, so dass ich davon wieder nicht sehr viel sehen konnte … Und ab und zu schaue ich auch mal ein Video zusammen mit dem Captain an."
Monk schüttelte sich, als würde er an etwas sehr Grausiges zurückdenken.
„Reale Mordfälle! Denken Sie in dem Drehbuch der Monk-Serie ist ein realer Mord und seine Auflösung enthalten?"
„Seine Auflösung!", wiederholte Monk bedächtig. „Glauben Sie, Mr. Carpenter kannte einen Mordfall und den Mörder? Denken Sie vielleicht, er hat in seinem Drehbuch den wahren Mörder preisgegeben?"
„Das wäre doch ein Motiv", frohlockte Dr. Kroger.
„Ein Motiv haben wir bereits – nur die Umsetzung der Tat ist ein Rätsel."
„Zwei Motive sind aber besser als keins." Dr. Kroger ließ nicht locker. „Sie müssen unbedingt das Skript lesen. Vielleicht bringt es Sie auf die Spur des Mörders. Und wenn Sie wissen, warum Carpenter umgebracht worden ist, wird sich auch die Möglichkeit für die Tat ergeben. Also suchen Sie das Motiv im Drehbuch, Adrian!"
