4. Kapitel:Eine heiße Spur?

Dienstag, 13.40 Uhr

Miss Flatery ist meine Partnerin", sagte Monk zu Captain Trottelmeier. „Sie hilft mir bei der Aufklärung der mysteriösen Kriminalfälle. Ohne Sie wäre ich völlig hilflos."

„So ein Unsinn!", prustete Monk los, als er die ersten Zeilen des Drehbuches laut vorlas. „Ich und Hilfe. Das ist wirklich mal eine schlechte Story. Da sind die Fan-Fictions ja wesentlich besser geschrieben als dieser …"

„Mist", ergänzte Benjy, Sharonas 12-jähriger Sohn.

„Habe ich jemals Hilfe bei der Aufklärung nötig gehabt?"

„Erinnern Sie sich nicht mehr an die Schlangenfarm!" Sharona, die gerade den diensttäglichen Gemüsekuchen vorbereitete, kicherte leise. „Höchstens geknebelt und gefesselt hätten wir Sie dahin bringen können. Und selbst das hätte ihnen nichts genutzt. Denn die Spur führte unmittelbar ins Schlangenterrarium. Ohne meine Untersuchung hätten Sie nie den Täter entlarven können."

„Das war eine Ausnahmesituation. Die zählt nicht!", bestimmte Monk.

„Doch die zählt. Und zwar doppelt, weil es ein Doppelmord war!"

„Na gut, einigen wir uns darauf, dass ein wenig Hilfe manchmal nicht schadet. Dafür muss ich aber unzählige unrichtige Theorien über mich ergehen lassen. Die lenken einen so sehr ab, bis man sie widerlegt hat."

„Da meinen Sie aber wohl eher Randys Supermordtheorien." Sharona lachte, als sie an den zweitältesten Mann als Mörder des ältesten Mannes der Welt dachte, damit dieser in das Buch der Rekorde kommt. „Hat Randy ihn eigentlich verhört? Und dann vorgestern seine Superheldentheorie!"

„Na vielleicht sind die Superhelden nicht ganz unbeteiligt am Mord", sinnierte Monk. Dabei wendete er eine Karotte auf dem Küchentisch bis sie wagerecht zur Arbeitsplatte lag. „Die Karotte wollen Sie doch nicht etwa in den Gemüsekuchen tun! Die ist so krumm und schief. Gibt es keine geraden Möhren?"

„Nein, fragen Sie einen Biologen, ob er welche für Sie genetisch verändert. Solange dies nicht der Fall ist, gibt es meine krummen Möhren."

Demonstrativ schnitt Sharona die Möhre in ungleiche Scheiben und warf sie auf den Teig des Gemüsekuchens.

„Vielleicht sollte ich heute lieber etwas anderes essen als den Kuchen …" Monk sah angewidert zum Teig mit den ungleichförmigen Möhrenstücken. „Was mich irritiert, ist der Anruf bei Mrs. Bonelli. Warum ruft er nicht die Polizei an, wenn ein Einbrecher vor der Tür steht? Wenn es überhaupt ein Einbrecher gewesen sein sollte. Und dann seine Worte Not am Mann , so was sagt man doch nicht, wenn man in Lebensgefahr schwebt. Eigentlich sollte man meinen, dass er dann um Hilfe schreit. Aber Not …"

„Hier ist auch Not am Mann. Helfen Sie mir mal mit dem Tablett. Das muss jetzt in den Ofen für eine halbe Stunde. Vorsichtig der Backofen ist heiß!"

„Verflucht! Jetzt habe ich mich verbrannt. Konnten Sie mich nicht vorher warnen." Monk hüpfte in der Küche rum und hielt sich seinen Zeigefinger, der langsam rot wurde.

„Hier nehmen Sie diese Salbe, die hilft gegen Brandblasen, oder lecken Sie an ihrem Finger. Das kühlt auch."

Monk sah Sharona an, als ob Sie gerade etwas ganz Unmögliches von ihm verlangt hätte. Dann schaute er auf seinen Zeigefinger, der innerlich zu rösten schien.

„Stehen bleiben!" Sharona schnappte sich mit aller Gewalt Monks Hand. Als gelernte Krankenschwester wußte sie, wie sie mit widerspenstigen Patienten umzugehen hat. Ruckzuck war die Salbe auf seinem Finger.

„Tuch … Sharona, bitte ein Tuch!" flehte Monk.

„Kommt nicht in Frage. Die Salbe bleibt solange drauf, wie ihr Finger schmerzt. Und unterstehen Sie sich, die Salbe heimlich im Bad abzuwaschen. Ich behalte Sie genau im Auge."

Deprimiert setzte sich Monk wieder zu Benjy. Dieser fragte ihn: „Soll tatsächlich eine Fernsehserie über Sie gedreht werden? Komm ich auch darin vor?"

„Tja Benjy. In dem Skript von Mr. Carpenter heißt deine Mutter Mrs. Flatery und hat eine Tochter. Die ist natürlich lange nicht so nett wie du. Also ich würde deine Mutter und dich nie eintauschen wollen. Insbesondere nicht gegen irgendeine spröde Blondine mit einer zickigen Tochter."

„Aber wenn die Fernsehmacher das unbedingt wollen, kann man nichts dagegen machen. Da wird das Drehbuch solange umgeschrieben, bis es denen passt", ergänzte Sharona Monks Ausführungen. „Im Fernsehen ist alles möglich. Ob es der Realität entspricht oder nicht. Da wird man ruckzuck aus einer Fernsehserie geschrieben. Aber das ist hier nicht so wichtig. Sagen Sie lieber, ob das Drehbuch einen bisher ungeklärten Mordfall löst. Finden wir darin einen Hinweis auf den Mörder?"