Danke für eure reviews! Und da behaupten manche Leute doch tatsächlich, Erpressung lohnt sich nich lol

little-Brianna danke für das review bei meiner andren FF!

so und an euch andre auch noch mal: thanks für eure reviews! Dafür werdet ihr jetzt mit einem neuen chap belohnt! g

Der Tag ging vorüber, ohne dass Draco es sonderlich merkte.
Auch die nächsten Tage vergingen recht schnell, ohne dass etwas passierte.
Erst am ersten Freitag dieses Schuljahres geschah etwas, das Draco seine Sorgen kurzweilig vergessen ließ – auch wenn sie danach noch stärker auf ihn einstürmten.
Aber von dem, was passieren würde, hatte Draco am Morgen noch keine Ahnung.
Er war ziemlich früh aufgewacht; diesmal waren es jedoch nicht die alltäglichen Alpträume, die ihn aus dem Schlaf schrecken ließen.
Diesmal war es seine Eule, Nadeschda.
Sie landete auf dem kleinen Schränkchen neben Dracos Bett und schuhute leise.
„Wer? Wie? Was? Wo?" murmelte Draco erschrocken, als er aufwachte. Dann erblickte er Nadeschda.
„Ach du bist es" gähnte er.
Nadeschda sah ihn aus ihren großen Augen an. Sie ließ einen kleinen Zettel fallen, bevor sie wieder davon flog.
Draco wusste, was drin stand, noch ehe er es gelesen hatte.
Es war die Antwort von Mandy.
Er hatte ihr am Vortag mit seiner Eule eine Nachricht geschickt, in der er gefragt hatte, wann sie sich wegen der Mistel-Sache treffen würden und dass sie die Antwort bitte mit Nadeschda schicken sollte.
Er wollte nicht mit ihr sprechen, bevor er es musste.
Sie hatte so irgendwas an sich, das ihn irgendwie zwang, Sachen zu verraten, die er keinem erzählen wollte - oder durfte.
In ihrer Gegenwart würde ihm früher oder später so was in der Art rausrutschen, da war Draco sich sicher.
Und wenn es schon so sein musste, dann lieber später.
Aber egal, jetzt würde er erst mal ihre Antwort lesen.
Sie war in kleiner, enger Schrift auf die Rückseite seiner Nachricht gekritzelt.

Hi Draco
Klar schick ich dir die Antwort mit Nadeschda. (Was ist das überhaupt für ein Name?)
Ich hätte am Freitag, 18.00 Uhr Zeit. Treffen wir uns da in der Bibliothek? Ich bring das ganze Zeug mit.
Geht das bei dir klar?
Bis bald
Bye
Mandy

Heute, 18.00 Uhr in der Bibliothek. Geht klar. Sie würde alles mitbringen. Schön.
Er las den ersten Teil der Nachricht noch mal.
Ja, was war Nadeschda eigentlich für ein Name?
Das war eine längere Geschichte.

Am Tag nachdem er seinen Auftrag erhalten hatte, fühlte Draco sich immer noch geschwächt und krank. Als Ablenkung kaufte seine Mutter ihm eine neue Eule.
Er hatte keine Ahnung, wie er sie nennen könnte, bis ein paar Bekannte von ihnen überraschenderweise zu Besuch kamen. Es handelte sich um eine kleine Familie aus Russland.
Während der Vater und die Mutter sich mit Narcissa im Salon unterhielten, blieb Draco keine andere Wahl, als sich um die lebhafte, aufgeweckte 5-Jährige zu kümmern. Die Kleine hieß Nadine.
Sie redete ohne Punkt und Komma und schien sich gar nicht dafür zu interessieren, dass Draco ihr gar nicht zuhörte. Erst als sich ihr Gespräch dem Dunklen Lord zuwandte, wurde er aufmerksamer.
„Ich mein ja, ich komm aus Russland, und da hat der Typ nicht besonders viel Sagen, klar, seine Macht breitet sich langsam über ganz Europa aus, aber momentan ist Russland noch nicht so betroffen, aber hier herrscht Voldemort ja wirklich ziemlich stark ..."
Draco zuckte zusammen, als sie diesen Namen aussprach, doch Nadine bemerkte es nicht und quasselte weiter: „... wegen ihm heiß ich ja auch so ..."
„Wie bitte?" Zum ersten Mal wurde Draco hellhörig.
„Ja, meine Mum ist doch Engländerin und sie hat damals die ganze erste Schreckensherrschaft mitgekriegt ..."
„Wie heißt sie?" fragte Draco rasch.
„Häh?" Nadine sah ihn fragend an.
„Deine Mutter. Wie hieß sie, bevor sie deinen Vater heiratete?"
„Irgendwas mit P" Nadine legte ihre kleine Stirn in Falten, „Pre ... Pre ... Prenett? Nein, das war´s nicht … Premett?" Auch nicht ... aber warte ... ich hab´s!" Sie schnipste mit ihren Fingern, „Sie hieß Prewett! Na ja, jedenfalls wurden ihre zwei Cousins von ein paar von Voldemorts Anhängern"
Erneut zuckte Draco zusammen.
„von paar von Voldemorts Anhängern ... wie hießen die gleich noch mal?"
„Todesser" sagte Draco langsam.
„Häh?" Schon wieder dieser verwirrte Gesichtsausdruck.
„Todesser. Die Anhänger des Dunklen Lords heißen Todesser" wiederholte Draco.
„Ah ja, sehr schlau, aber auch egal, jedenfalls wurden die zwei von denen getötet und sie war geschockt und als sie paar Jahre später mich bekommen hat, hat sie mich halt Nadine genannt, denn Mum wusste, dass Voldemort eines Tages zurück kommen würde, tja, jetzt ist es passiert, und jetzt brauchen wir das, was mein Name bedeutet, nämlich Hoffnung, aber auch egal, in dem Dorf, in dem ich lebe, da gibt es eine geniale ..."
Draco erfuhr nicht, was es da so geniales gab, denn er unterbrach sie: „Nadine heißt Hoffnung?"
„Ja, der Name ist von dem russischen Wort „Nadeschda" abgeleitet, was in eurer Sprache soviel wie „Hoffnung" heißt, aber auch egal, ich wollte dir doch gerade erzählen, dass es in meinem Dorf ..."
Draco hatte schon wieder abgeschaltet und ließ die Kleine plappern.
„Nadeschda" hieß also Hoffnung?
Seine neue Eule schuhute leise.
Und in dem Moment wusste Draco, wie sie heißen würde.
Nadeschda.
Hoffnung.
Immerhin würde sie den Brief überbringen, der Dracos letzte Hoffnung war.
Und wie hieß es doch so schön in einem Sprichwort, das sowohl in der Muggel- als auch in der Zaubererwelt bekannt war?
Die Hoffnung stirbt zuletzt ...

Doch diese Hoffnung besaß Draco wenige Stunden später nicht mehr.
Die Schulstunden waren schon lange vorüber, doch das kümmerte ihn nicht.
Gleich nach der letzten Stunde, Verteidigung gegen die Dunklen Künste, hatte Snape ihn beiseite genommen, nachdem die anderen Schüler den Raum verlassen hatten.
Er hatte ihn gefragt, wie es denn mit dem Auftrag vorwärts ging.
Dracos Antwort war, dass er nur einen ungenauen Plan gefasst hatte, mehr noch nicht.
Bevor er Snape diesen Plan erklären konnte, hatte dieser ihn grob unterbrochen: „Das erzählst du am besten dem Dunklen Lord selbst."
Gemeinsam waren sie durch das Verschwindekabinett in die Nokturngasse gereist, wo er auf sie gewartet hatte.
Draco wollte sich nicht daran erinnern.
Er zitterte immer noch.
Er wollte einfach nur allein sein.
Aber nirgendwo war ein Platz, an dem er allein sein konnte.
Nirgendwo – bis ihm die Jungentoilette einfiel.
Da war meistens keiner drin.
Und so war es auch diesmal.
Die Toilette war leer und Draco setzte sich in eine Ecke.
Er vergrub sein Gesicht in den Händen und versuchte, nicht daran zu denken.
Aber es ging nicht.
Keiner konnte erleben, was Draco erlebt hatte, ohne danach daran zu denken.
Wieso ausgerechnet er?
Wieso musste er das tun?
Wieso musste er etwas tun, das nicht einmal der Dunkle Lord selber schaffte?
Draco wollte nicht zum Mörder werden.
Aber er wollte auch nicht, dass seine Eltern wegen ihm starben.
Wieso er?
Was hatte er denn getan, dass er ein solches Schicksal verdient hatte?
Warum denn?
Er hatte nie jemanden etwas getan, nie in seinem Leben.
Gut, er hatte keine Gelegenheit ausgelassen, Potter und seine Freunde zu verhexen, aber er hatte nie jemanden getötet! Nie!
Und das würde er auch niemals tun können!
Sein Vater war sicher in Askaban, überlegte Draco, seine Mutter könnte fliehen, wenn er es nicht tun könnte. Nur er selber würde sterben.
Aber für was lohnte es sich denn, noch hier zu bleiben?
Was lohnte es sich denn, am Leben zu bleiben, wenn man niemand hatte, der einen liebte?
Diese Gedanken, gemischt mit Erinnerungen von gar nicht lange her, schossen durch seinen Kopf.
Draco hob seinen Kopf hoch.
Niemand war hier.

Niemand hatte ihn vermisst, hatte ihn gesucht.
Sie hatten ihn einfach vergessen.
Eine Träne rollte über seine Wange.
Sie hatten ihn vergessen.
Eine weitere Träne tropfte auf seinen Umhang.
Vergessen, weil sie ihn nicht liebten.
Es kümmerte keinen, wie es ihm ging.
Er war doch allen egal.
Tränen rollten über seine Wangen, ohne dass er es bemerkte.
Wieder hörte er Mandys Worte: „Wenn du auch nur etwas schlauer wärst, würdest du mit jemanden über alles reden."
Sie hatte Recht.
Er hielt es so nicht länger aus.
Er hatte Angst, wusste nicht, was richtig und was falsch war, wusste nicht, was er tun sollte.
Und er hatte niemanden zum Reden.
Die Tränen liefen über seine Wangen und fielen auf seinen Umhang.
Es war ihm egal.
Es war ihm egal, ob jetzt jemand hereinkam, und ihn so sah.
Sollten sie doch alle herausfinden, wie es ihm ging!
Sollten sie doch alle merken, das auch er Gefühle hatte und dass er Angst hatte!
Sollten sie es doch!
Draco, der gerade eben noch verzweifelt gegen die Tränen gekämpft hatte, ließ ihnen jetzt freien Lauf.
Lautlos weinte er sich aus.
Wenn es doch ganz einfach anders gekommen wäre!
Wenn er niemals ein Todesser geworden wäre, wenn er niemals diesen Auftrag bekommen hätte ...
Draco sah die Geschehnisse immer noch vor sich, als wären sie erst gestern gewesen.
Er würde diese Erinnerungen nie wieder los werden.

Es war in der zweiten Ferienwoche gewesen.
Eigentlich hätte es ein gar nicht so schlechter Tag werden können. Seine Mutter hatte ihm versprochen, am Nachmittag mit ihm in die Nokturngasse zu gehen.
Draco hatte sich schon seit Tagen darauf gefreut.
Aber dann war seine Mutter gegen Mittag in sein Zimmer gekommen und ihm mitgeteilt, dass sie heute Nachmittag nun leider doch nicht in die Nokturngasse gehen könnten.
„WAS?" hatte Draco erstaunt gerufen, doch seine Mutter hatte ihn unterbrochen: „Wir gehen aus diesem Grund nicht in die Nokturngasse, weil der Dunkle Lord dich sehen will!"
Schlagartig wurde er still.
„Er ... mich? Woher weißt du das? Stehst du mit ihm in Verbindung?" fragte er neugierig.
„Nein, aber deine Tante Bellatrix hat es mir gesagt. Und hör auf, solche neugierigen Fragen zu stellen! Der Dunkle Lord wartet nicht gern! Komm jetzt!"
Draco war erstaunt gewesen, erstaunt, geschockt – doch auch ein wenig stolz.
Bevor er etwas anderes sagen konnte, hatte seine Mutter ihn schon am Arm gepackt und aus dem Zimmer geschleift.
„Warte hier!" befahl sie ihm, verschwand in ihrem Zimmer und kehrte kurz darauf mit zwei langen schwarzen Roben mit.
„Hier nimm deinen!" Sie überreichte ihn Draco „und setz ja die Kapuze auf!"
Sie selber schien zu wissen, wie man damit umgeht und hatte ihren schnell angezogen.
Etwas ungeduldig hatte sie Draco dann geholfen.
„Und jetzt komm!"
„Ähm ... Mutter, wie kommen wir zum Dunklen Lord?" fragte Draco etwas unbeholfen.
„Wir apparieren" hatte sie geantwortet.
„Ich kann aber noch gar nicht apparieren!"
„Du hältst dich an meinem Arm fest und jetzt sei ruhig! Es ist alle gut geplant! Bist du bereit?"
Etwas zögerlich nickte er.
„Draco ..." Auf einmal war seine Mutter besorgt „Ich bitte dich, mach bitte alles, was der Dunkle Lord zu dir sagt, klar? Und rede nur, wenn du gefragt wirst, okay? Und du machst mir alles nach, ja?"
„Auch wenn du getötet wirst?" fragte Draco so leise, dass sie es nicht verstand.
„Was?"
„Ach nichts. Also gut, ich mach alles, was der Dunkle Lord zu mir sagt, rede nur, wenn ich gefragt werde und ich mach dir alles nach. Okay so?"
„Ja. Und jetzt halt dich an meinem Arm fest. Wir machen los!"
Kurze Zeit später befanden sie sich in einem Wald.
Draco sah sich aufmerksam um.
Es war ziemlich dunkel hier, selbst wenn es noch Nachmittag war.
„Komm jetzt endlich!" zischte Narcissa ihm ins Ohr und zerrte ihn mit sich.
Sie betraten eine Lichtung, auf der die ganzen Todesser versammelt waren.
Die Todesser bildeten einen Halbkreis um einen großen, dürren Mann mit einem langen schwarzen Umhang.
Der Dunkle Lord.
Er entdeckte Narcissa und Draco und lächelte leicht.
„Ah ... Narcissa ... welch Ehre ... du hast deinen Sohn Draco mitgebracht, wie ich es deiner Schwester gesagt habe ..." Er schwieg.
Narcissa schritt auf ihn zu, murmelte: „Ja, Eure Lordschaft!" und küsste den unteren Rand seines Umhangs.
„Hallo Draco" meinte der Dunkle Lord leise „es freut mich, dass du erschienen bist." Er machte eine Pause. „Draco, ich wollte, dass du hier her kommst, weil ich fühlen kann, dass du ein wahrer Todesser bist. Du bist zwar noch recht jung, aber ein wahrer Todesser.
Und jetzt" fuhr er fort, „da dein Vater in Askaban ist, brauche ich jemanden, der seinen Platz einnimmt. Und dieser jemand" seine Stimme wurde kälter „wirst du sein, Draco."
Er selbst und auch die anderen Todesser schwiegen.
Niemand merkte, wie Narcissa leicht den Kopf schüttelte, genauso, wie niemand merkte, dass Draco unter seinem Umhang blass wurde.
„Deshalb, Draco" sprach der Dunkle Lord weiter „werde ich dich heute zu einem meiner Todesser machen!"
Narcissa schnappte leicht nach Luft, was dem Dunklen Lord nicht entging.
„Narcissa, meine Liebe, hast du irgendein Problem damit?"
„Nein, eure Lordschaft, es ist nur" sie zögerte „Draco ist noch sehr jung, ich bezweifle, dass er die Aufgaben eines Todessers richtig erfüllen kann ..."
„Lügnerin!" Die Stimme des Dunklen Lords kam hart aus dem Tiefen seiner Kapuze, „du willst nicht, dass er einer wird! Du hast Angst um ihn! Du willst nicht, dass ihm etwas zustößt! Draco ist alt genug, er wird mir ein wahrer Todesser sein! Aber du willst es nicht, und dafür, Narcissa" er zückte seinen Zauberstab „muss ich dich bestrafen!" Locker richtete er ihn auf sie.
Crucio!"
Die Worte kamen lässig über seine schmalen Lippen.
Während Narcissa schrie und sich auf dem Boden wand, lachten die anderen Todesser schallend.
Draco schwieg, aber er starrte mit Entsetzen in den Augen auf seine Mutter.
Endlich hörte der Dunkle Lord auf.
Schwankend stand Narcissa auf.
„Du hast deine Lektion gelernt, nicht wahr, Narcissa?" fragte der Dunkle Lord mit schmeichelnder Stimme.
„Ja, mein Lord!" keuchte sie.
„Draco wird ein Todesser, ist das klar?"
„Ja, mein Lord!" brachte sie noch heraus.
„Schön." Der Dunkle Lord wandte sich nun Draco zu. „Nun, Draco, ich vergaß, wir haben dich ja noch gar nicht gefragt. Willst du ein Todesser werden oder willst du es nicht?"
Jeder nahm den drohenden Unterton in seiner Stimme wahr.
„Ich ... ich" stotterte Draco „ich kann doch gar kein Todesser werden!"
„Du kannst nicht?" Der Dunkle Lord klang amüsiert.
„Ja, Vater hat mir mal erzählt, dass jeder, der ein Todesser werden will, davor einen Menschen töten muss! Und ich habe nie jemanden getötet!"
„Nicht jeder, Draco, nicht jeder" flüsterte der Dunkle Lord.
Seine kalte Stimme jagte Draco eine Gänsehaut über den Rücken.
„Es gibt einige Todesser – zwar wenige nur, aber es gibt welche – die müssen zuvor niemanden töten ... weil ich sie brauche, und zwar schnell. Da gibt es keine Zeit, davor noch jemanden zu ermorden."
„Heißt das ... heißt das, Ihr braucht mich?" brachte Draco heraus.
Er war erstaunt, aber auch sehr, sehr geschockt, das der Dunkle Lord seine Mutter einfach so gefoltert hatte.
Und er hatte Angst.
„Ja, Draco, ich brauche dich. Was du tun wirst, werde ich dir erst sagen, wenn du schon länger als nur eine Stunde" der Dunkle Lord lachte trocken auf „in meinen Diensten stehst. Wirst du nun ein Todesser werden?"
Draco sah hilfesuchend zu seiner Mutter, die aber seinen Blick mied.
Er wusste, dass alle Versammelten ihn ansahen.
Er wusste auch, wenn er jetzt „nein" sagen würde, hätte er sein eigenes Todesurteil gefällt.
Was blieb ihm anderes übrig?
„Ja" flüsterte er „ja, ich werde ein Todesser."
Der Dunkle Lord lächelte ein hartes, falsches und grausames Lächeln.
Draco wusste nicht, dass er mit diesen Worten einen – oder mehrere – Menschen in den Tod geschickt hatte.

Draco weinte weiter.
Wie hatte er nur so dumm sein können? Wieso war er darauf hereingefallen? Warum hatte er nicht einfach da „nein" gesagt?
Er wäre gestorben, klar, aber entweder würde er jetzt zum Mörder werden oder er und seine Eltern würde sterben.
Tränen rollten über sein Gesicht und er hatte nicht die Kraft, sie zu stoppen.
Warum?
Warum er?

Eine Woche später: Narcissa kam erneut ins Zimmer ihres Sohnes.
„Draco" sagte sie langsam „komm jetzt. Wir müssen – du musst – zum Dunklen Lord."
Draco zuckte zusammen.
Nein!
Bitte nicht!
Er wollte nicht wieder zum Dunklen Lord!
Er hatte Angst, riesige Angst.
Er wollte es nicht.
„Los, Draco" meinte Narcissa „wir dürfen den Dunklen Lord nicht warten lassen."
Ohne ein weiteres Wort zu sagen hielt er sich an ihrem Arm fest und Narcissa apparierte mit ihm in den selben Wald, in dem der Dunkle Lord ihn zum Todesser gemacht hatte.
Es waren Schmerzen gewesen, höllische Schmerzen, als er Draco das Dunkle Mal eingebrannt hatte.
Es hatte so weh getan ...
Schmerzen, das war es, was er mit dem Dunklen Lord verband.
Schmerzen, Folter.
Seine Mutter packte ihn hart am Arm und schleifte ihn mit sich.
Seit jenem Tag, an dem Draco ein Todesser geworden war, war sie viel kühler zu ihm.
Als wäre es seine Schuld, dass sie gefoltert worden war!
Der Dunkle Lord wartete auf der selben Lichtung auf sie, auf der er schon letztes Mal war.
Diesmal war er allein.
Er trug immer noch seinen Umhang, doch die Kapuze war heruntergeschoben.
Äußerlich schien Draco das gefasst aufzunehmen, doch im Inneren schrie er vor Angst.
Das Gesicht ...
Rote Augen, Schlitze statt Pupillen, eine platte Nase, Schlitze als Nüstern, schmale, harte Lippen ...
„Guten Abend, Draco" meinte der Dunkle Lord leise, als sei nichts geschehen.
„Ich habe dich und deine Mutter heute zu mir kommen lassen, weil ich dir jetzt deinen Auftrag erteile, jetzt den Grund verrate, warum ich dich zu einem Todesser gemacht habe."
Und dann sagte er es ihm.
Einfach so.
Als wäre es das nebensächlichste der Welt, jemanden zu töten.
Als er geendet hatte, sah er Draco tief in die Augen: „Und? Wirst du den Auftrag erfüllen?"
„Ich ... ich kann das nicht" flüsterte Draco ängstlich.
„Wie war das?" Seine Stimme war kälter geworden.
„Ich kann das nicht" wiederholte Draco genauso leise „ich kann keinen Menschen töten."
„Ach?"
Ehe Draco reagieren konnte, hatte der Dunkle Lord schon seinen Zauberstab auf ihn gerichtet und meinte kalt: „Crucio!"
Draco wurde von der Wucht des Fluches auf den Boden geworfen.
Er schrie und wand sich, als suche er einen Ausweg.
Es war ein Schmerz, wie er noch nie erlebt hatte.
Sein Kopf fühlte sich an, als würde er demnächst zerspringen, und er dachte, seine Knochen ständen in Flammen.
Endlich hörte der Dunkle Lord auf.
„Das hat dir wehgetan, oder?"
Draco machte eine Kopfbewegung, die ein Nicken darstellen sollte.
Er war noch zu geschwächt
„Nun, wenn du nicht willst, dass ich es noch mal mache, dann wirst du diesen Auftrag erledigen! Haben wir uns da verstanden, Draco?"
Wieder nickte er.
Er konnte nicht aufstehen, sonst wäre er schon längst wieder auf den Beinen.
„Und noch etwas" Es war ein Flüstern, das sich aber mehr nach einem Zischen anhörte „wenn du nicht machst, was ich dir sage, dann werde ich dich und deine Eltern töten!"

Die ganzen Erinnerungen strömten auf Draco ein, und er begann noch heftiger zu weinen.
Der Dunkle Lord würde seine Mutter umbringen, die einzige, die ihn wenigstens nicht ärgerte oder verfluchte.
Und er, Draco, konnte es nur verhindern, wenn er selber zum Mörder würde.
Draco wusste nicht, wie lange er einfach nur da saß und weinte.
Schließlich fiel sein Blick auf die Uhr, die im Jungsklo war.
Zehn Minuten nach sechs.
Er kam bereits zu spät.
Hastig wischte Draco sich die Tränen ab.
Dann lief er zur Bibliothek.