Zu dem kapitel sei gesagt: ich hab es selbst übersetzt und nich die deutsche version genommen –g-
PS: Guten Rutsch ins neue Jahr!
In der
darauffolgenden Woche war Draco zum ersten Mal in seinem Leben
glücklich. Er genoss dieses Gefühl, denn er wusste, dass es
nicht lange anhalten würde. Nicht bei dem, was er
vorhatte.
Allerdings wurde durch Mandy auch einiges
komplizierter.
Sollte jemals jemand herausbekommen, was Mandy ihm
eigentlich bedeutete, wäre sie ebenfalls tot.
Sie beruhigte
Draco jedoch; keiner hatte sie je zusammen gesehen.
Wie sehr sie
sich irrte ...
Die Zeit wurde langsam knapp.
Das Schuljahr
neigte sich dem Ende zu und Draco hatte seinen Auftrag immer noch
nicht erledigt.
Würde das Schuljahr um sein, bevor er ihn
ausgeführt hätte, würde er sterben.
Und er konnte
es einfach nicht.
Draco sagte davon allerdings kein Wort zu Mandy;
es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, dass er sie bald nie wieder
sehen würde.
Und genauso wenig, wie er sich anmerken ließ,
dass er bald sterben würde, ließ sie sich anmerken, was
sie im Klo gehört hatte.
Und sie hatte doch tatsächlich
gedacht, dass er ein Mörder war!
Trotzdem ... irgendetwas
verbarg er noch vor ihr ...
Mandy und Draco hatten ihre
Geheimnisse voreinander, doch sie waren glücklich.
Viele,
viele Jahre später fragte sich einer der beiden allerdings,
warum er es dem anderen nicht erzählt hatte ... vielleicht wäre
so alles noch glimpflich ausgegangen ...
Der letzte
Prüfungstag neigte sich dem Ende zu.
Die letzten
Sonnenstrahlen erhellten alles in und um Hogwarts.
Das Licht fiel
auch in den Gang der einäugigen Hexe und auf zwei Personen, die
dort standen und sich umarmten. Eine, mit kurzen silberblonden Haaren
und eine, mit langen braunen Haaren ...
Draco schob Mandy sanft
von sich.
Sie fragte gar nicht erst, was war, denn sie kannte die
Antwort schon davor.
„Hier kann uns jeder sehen, Mandy" sagte
er kurz.
Auf diese Erklärung hatte sie gewartet.
Aber
diesmal fuhr Draco fort: „und außerdem ... ich muss mit dir
reden."
Er sah sie mit einem komischen Gesichtsausdruck an.
War
es Trauer? War es Angst? War es Hoffnungslosigkeit? Oder war es alles
zusammen?
„Was gibt´s?" fragte Mandy.
„Also ich ...
ich geh heute Nacht fort von hier und ich ..."
Mandy fiel ihm
ins Wort: „Was heißt, das du gehst fort von hier? Du gehst
fort von Hogwarts?"
Draco nickte und wollte weiterreden, doch
sie unterbrach ihn abermals: „Aber da draußen sind
Du-weißt-schon-wer und die Todesser! Nur hier bist du sicher!"
„Hör mir erst mal zu!" meinte Draco rau „ich wollte
sagen, ich gehe fort und komme nie mehr zurück. Du wirst mich
nie wiedersehen, aber lass mich ausreden! Heute Nacht, egal was
passier, versteckst du dich irgendwo! Egal wo, wichtig ist nur, dass
dich keiner findet! Sag das von mir aus auch deinen Freundinnen, aber
bitte, lass nicht zu, dass sie dich kriegen!"
„Wer?" fragte
Mandy verdutzt „und warum? Draco, was ist heute Nacht?"
„Das
kann ich dir nicht sagen und selbst wenn ich es könnte, würde
ich es nicht! Ich bitte dich nur um eins, Mandy: Wenn du mir und dir
einen Gefallen tun willst, dann versteck dich irgendwo! Und noch was:
Was immer ich auch nach dieser Nacht getan habe, was immer du auch
von mir denken wirst, hass mich nicht! Ich habe es nie gewollt! Nie!
Dazu war das Gefühl, geliebt zu werden, zu schön! Hätte
ich eine andere Wahl gehabt, hätte ich das nie getan! Doch das
hatte ich nicht! Vergiss das bitte niemals, Mandy! Ich wollte es
nicht!"
Er drehte sich um und ging langsam davon.
„Draco!"
rief Mandy ihm hinterher.
Er wandte sich wieder ihr zu.
„Ich
wollte es nicht, Mandy. Es tut mir Leid."
Ohne sie zu beachten,
drehte er sich erneut um und ging weiter.
„Draco! Warte!" rief
sie.
Er reagierte nicht.
„Bleib stehen!" Ihre Stimme
zitterte.
Draco lief weiter.
„Ich liebe dich." Es war kaum
mehr als ein Flüstern.
Und endlich drehte er sich ein letztes
Mal um.
„Leb wohl."
Dann verschwand er langsam in der
Ferne.
In dem Moment wusste Mandy, dass sie ihn verloren
hatte.
Obwohl sie sich zusammenriss, konnte sie nicht verhindern,
das ihr eine Träne über die Wange lief.
Eine einzige
nur.
Eine einzige, in dem warmen Abendlicht schimmernde Träne,
obwohl sie tausend Tränen hätte weinen können.
Aber
dazu hatte sie keine Kraft mehr.
Draco würde in dieser Nacht
Hogwarts verlassen, würde sie verlassen.
Und die Sonne schien
trotzdem.
Je näher die Nacht rückte, desto mehr
wurde das unangenehme Gefühl in Dracos Magen.
Seine Angst
wuchs; die heutige Nacht würde zwischen Leben oder Tod, Mörder
oder Opfer entscheiden.
Er selbst hatte sich dafür
entschieden, es zu versuchen – und zu versagen.
Er könnte
den Todesfluch aussprechen, so oft er wollte, Dumbledore würde
nicht sterben, denn tief in seinem Herzen wollte Draco niemanden
umbringen.
Leben oder Tod – Draco hatte sich für den Tod
entschieden.
Mörder oder Opfer – er hatte Opfer
gewählt.
Vielleicht – vielleicht würde der Dunkle Lord
Gnade erweisen.
Immerhin war Draco ein Malfoy und – wenn er es
versuchte, würde der Dunkle Lord ihm vielleicht doch
verzeihen.
Schließlich war Draco erst sechszehn – gewiss
würde der Dunkle Lord verstehen, dass man in dem Alter den
Todesfluch noch nicht perfekt draufhatte.
Es gab doch noch eine
Chance.
Dracos eben gestiegene Hoffnung sank sofort, als er an
Mandy dachte.
Wie er ese auch drehte, er würde sie nie wieder
sehen.
Nie wieder.
Heute hatte er sie wahrscheinlich zum
letzten Mal in seinem Leben gesehen.
Sie hatte gesagt, dass sie
ihn liebte und sie hatte geweint.
Jetzt war es also dazu
gekommen.
Mandy war traurig, verletzt und bestimmt hasste sie ihn
– und dennoch, sie lebte.
Besser das, als das sie tot war.
Dabei
hätten sie so glücklich sein können.
Ohne den
Dunklen Lord, ohne den Krieg, ohne seine Familie, ohne Reinblüter,
Halbblüter oder Schlammblüter ... ohne all das, was Dracos
Leben bestimmte und das es schon immer bestimmt hat.
Natürlich,
es gab Leute, die sich gegen all das stellen konnten.
Es gab
Leute, die sich gegen ihre Familie stellten, ihrer Freunde oder Liebe
wegen.
Doch so jemand war Draco nicht.
Er war zu schwach, um
sich gegen seine Familie, seinen Vater, zu stellen.
Für wen
hätte das denn auch Sinn gehabt?
Er hatte keine Freunde und
Mandy hatte er verloren.
Er war so in sie verliebt gewesen, doch
jetzt waren sie verkracht.
Und es gab auch keine Möglichkeiten
mehr, sich zu vertragen.
Dafür war es zu spät.
Draco
blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass sie wenigstens
das tat, was er ihr gesagt hatte.
Hoffentlich versteckte sie sich
und hoffentlich würde sie nie vergessen, das er es nicht gewollt
hatte.
Draco sah auf die Uhr.
Schon um zehn!
Jetzt musste er
aber schnell die Todesser reinlassen, sonst würden sie ihn
umbringen!
So unauffällig es ging, lief Draco aus dem
Slytherin-Gemeinschaftsraum.
Seine Schritte hallten im Schulhaus
nieder.
Es war so leer und ruhig.
Bald nicht mehr, dachte Draco
und sein Gesicht verzog sich zu einem schmerzhaften Grinsen.
Warum
denn er?
Weil mein Vater einen Fehler gemacht hat, antwortete
eine fiese Stimme in seinem Kopf.
Warum wurde er überhaupt in
so eine Familie reingeboren?
Womit hatte er es verdient?
Was
hatte er falsch gemacht, dass er jetzt hier stehen, Todesser in die
Schule lassen und Dumbledore umbringen musste, alles um sich selbst
und seine Eltern zu retten?
Warum?
Und warum durfte er die
einzige Person, die ihn liebte, nicht auch lieben?
Oh Mandy,
seufzte er innerlich.
Immer wieder sah er, wie der Wind mit ihren
langen braunen Haaren spielte, wie ihre dunklen Augen ihn so
glücklich anstrahlten und wie sie ihn fröhlich angelächelt
hatte.
Aber dieses schöne Bild wurde verdrängt von einer
Mandy, die allein im letzten Sonnenlicht dastand, ihm traurig
hinterher sah und der eine Träne über die Wange lief.
Und
das war alles seine Schuld.
Er hätte sie nie lieben
dürfen.
Er hätte sie zurückweisen sollen, als er es
noch konnte.
Jetzt war es zu spät
Er hatte sie
verloren.
Für immer verloren.
In dieser Nacht würde
er aber noch viel mehr verlieren.
Seine Freiheit oder sein Leben,
seine Familie oder die Gewissheit, kein Mörder zu sein.
Alles,
aber auch wirklich alles.
Draco ging weiter.
Wie erstarrt
hatte Mandy in diesem Gang gestanden, bis Padma und Lisa aufgetaucht
waren und sie mit in den Gemeinschaftsraum genommen hatten.
Sie
hatten ihr warmen Tee besorgt und sie gefragt, was denn eigentlich
los wäre.
Doch Mandy hatte geschwiegen.
Weshalb genau,
wusste sie zwar nicht, aber Draco hatte ihr oft genug eingeschärft,
dass sie sein und ihr Leben aufs Spiel setzte, wenn sie jemanden
etwas davon erzählte.
Und jetzt saßen Padma, Lisa und
Mandy gemütlich am Kamin und spielten Zauberschnippschnapp, als
plötzlich ein so gewaltiger Knall ertönte, den man bis hier
spüren konnte.
Padma, Lisa und Mandy sahen sich erschrocken
an.
Einige Erstklässlerinnen kreischten panisch, andere
Ravenclaws waren erstaunt aufgesprungen, wieder andere lachten nur,
doch die meisten hatten kurz aufgeguckt, um dann wieder ihrer
Beschäftigung nachzugehen.
Plötzlich wurde Mandy
kreideweiß.
„Mandy, was ist?" fragte Lisa, die es
gesehen hatte.
„Er hat gesagt, heute Nacht passiert etwas!"
rief sie „heute Nacht passiert etwas grauenvolles und ich soll
danach nicht zu schlecht von ihm denken! Er hat gesagt, ich soll mich
verstecken, ich soll aufpassen, dass mir nichts passiert!"
„Beruhige
dich, Mandy" meinte Padma, „wer ist er denn? Und was genau hat er
gesagt?"
Mandy sprang auf und haute mit ihrer Faust auf den
Tisch.
„Heute Nacht passiert etwas! Jetzt, in diesem Augenblick!
Wir müssen dort hin! Wir müssen ihn aufhalten, zu fliehen!
Nur hier ist er sicher! Da draußen sind die Todesser!"
Sie
schwankte.
„Natürlich" flüsterte sie noch blasser
als zuvor „die Todesser ... deshalb ..."
„Was ist los?"
fragte Lisa erneut.
„Kommt!" rief Mandy nur und rannte
los.
Eben war ihr etwas klar geworden.
Draco Malfoy war ein
Todesser.
Deshalb hatte er sie nie seinen linken Unterarm sehen
lassen, deshalb war er das ganze Jahr so drauf gewesen ...
Er
musste einen Auftrag erfüllen, jemanden töten, aber das
konnte er nicht.
Und so hatte er Angst um sein Leben, das seiner
Eltern und das ihre gehabt.
Deshalb alles ...
Mandy musste mit
ihm reden, ihn fragen, warum er ein Todesser geworden war, warum er
es ihr nie erzählt hatte und das alles, bevor ihm jemand anderes
– jemand gefährlicheres – über den Weg lief.
„Todesser
sind in Hogwarts!" kreischte auf einmal eine Drittklässlerin
nahe Mandy.
Das Mädchen hatte Recht; in der Ferne konnte
Mandy eine schemenhafte Gestalt in einem Umhang erkennen, die nur ein
Todesser sein konnte.
Es gab einen Knall, einen Lichtblitz und das
Mädchen verstummte augenblicklich.
Ohne sich um die Gefahr
zu kümmern, lief Mandy auf sie zu und suchte ihren Puls.
Gott
sei Dank, sie lebte noch!
Mandy zerrte das Mädchen ein wenig
aus der Gefahrenzone, als irgendwo in der Nähe ein weiteres
Mädchen schrie.
In der Dunkelheit konnte man kaum etwas
ausmachen, doch sie erkannte einen weiteren Todesser, der den
Zauberstab auf das Mädchen hielt.
Jemand anders brüllte:
„Stupor!" und der Todesser kippte um.
Das Chaos brach aus; die
Schüler, die aus den Gemeinschaftsräumen gekommen waren, um
nachzusehen, woher der Knall kam, rannten nun völlig panisch
durch die Gegend auf der Suche nach einem Versteck.
Schreie
übertönten die Rufe derjenigen, die gegen die Todesser
kämpften.
Nur die Lehrer, einige wenige Schüler und
einige andere Leute (Mandy erkannte ihre ehemaligen Lehrer Remus
Lupin und Alastor Moody), von denen sie keine Ahnung hatte, wo sie
herkamen, lieferten sich tapfer Duelle mit den Todessern.
Das
Gelächter der Todesser, die den Anblick dieses Chaos´
genossen, hallte in der ganzen Schule nieder.
Die Verteidiger der
Schule wurden immer weniger.
Fackeln erhellten diese Szenen des
Grauens.
Während die anderen um sie ängstlich nach
Schutz suchten, blieb Mandy ruhig stehen.
Sie musste Draco finden,
bevor die Todesser ihn mit sich nehmen konnten.
Scheinbar gelassen
kämpfte Mandy sich durch das Meer von Menschen und
Todessern.
Sie hielt ihren Zauberstab hoch, damit sie sich
jederzeit verteidigen konnte.
Aber wo war Draco?
Endlich, nach
einer halben Ewigkeit, so schien es ihr, sah ihn.
Er wirkte
ängstlich, mutig, traurig, stolz und zugleich voller
Selbsthass.
Er schien ein festes Ziel zu haben, denn er ging mit
zielstrebigen Schritten auf den Astronomieturm zu.
Mandy folgte
ihm.
Als sie nahe genug war, damit er sie hören konnte,
schrie sie: „DRACO MALFOY, WARUM? WARUM DAS ALLES?"
Draco
drehte sich überrascht um.
„Mandy, ich habe dich gebeten,
dich zu verstecken!" brüllte er zurück.
Mandy, die
inzwischen kaum zwei Meter vor Draco stand, beachtete seine Worte
nicht, sondern rief: „Warum, Draco Malfoy?"
„Du hast es
herausgefunden, was."
Es war keine Frage, es war eine
Feststellung.
„Warum?" wiederholte Mandy.
„Bitte,
versteck dich irgendwo! Wenn du nicht willst, dass du und ich
sterben, dann geh weg von hier und versteck dich!"
„Nein"
sagte sie schlicht.
Draco schien einen Moment mit sich selbst zu
kämpfen, dann meinte er langsam: „Mandy, das tut mir jetzt
sehr, sehr Leid, aber du lässt mir keine andere Wahl. Ich tu das
nur, damit du überlebst. Imperio."
Nichts passierte.
Mandy
fing an, humorlos zu lachen.
„Du musst es wirklich wollen, hast
du das vergessen?"
„Mann Mandy, ich mein´s ernst!
Verschwinde von hier! Und bitte, versteck dich!"
„Nein"
weigerte sie sich.
Draco riss der Geduldsfaden und er rief:
„Stupor!"
Ein roter Lichtblitz schoss auf Mandy zu, traf sie
in der Brust und ließ sie nach hinten fallen.
Wie sie da so
am Boden lag, erinnerte sie Draco an jemanden, den er schon einmal
gesehen hatte und wenn es nur in einem Traum war.
Er löste
sich vom Anblick ihres bewusstlosen Körpers und stieg langsam
die Treppe zum Astronomieturm hoch.
Es kam ihm vor, wie der Weg
zu seiner eigenen Hinrichtung.
Mit jedem Schritt, den er tat,
wurde der Knoten in seiner Brust fester; er schnürte ihm die
Luft ab.
Sein Herz hämmerte wie wild gegen seine Rippen und
seine Beine wackelten so sehr, dass es ein Wunder war, dass er nicht
hinfiel.
Noch nie zuvor hatte Draco solche Angst gehabt.
Jetzt
war der Zeitpunkt gekommen, vor dem er sich fast ein Jahr lang
gefürchtet hatte, jetzt würde er sich zwischen Leben und
Tod entscheiden müssen.
Endlich war er oben angelangt.
Die
Geräusche, die von unten hier oben zu hören waren,
erreichten Draco nicht.
Er hatte ein einziges leises Sirren in
seinem Kopf.
Das Sirren des Todes.
Am ganzen Körper
zitternd richtete er seinen Zauberstab in den Himmel und rief:
„Morsmordre!"
Ein grüner Totenkopf schoss aus der Spitze
von Dracos Zauberstab und schwebte hoch in die Luft.
Bald würde
Dumbledore kommen, bald musste Dumbledore kommen.
Und so lange
hieß es warten.
Immer noch zitternd hielt Draco seinen
Zauberstab, bereit, gegen jeden zu kämpfen, der hier rein
kam.
Und dann kam Dumbledore.
Bevor er überhaupt reagieren
konnte, rief Draco: „Expelliarmus!"
Der Zauberstab flog aus
Dumbledores Hand.
„Guten Abend, Draco" sagte dieser höflich,
wie Draco es einst geträumt hatte.
Zuerst reagierte Draco gar
nicht.
Jetzt war es soweit, jetzt hieß es, zu töten
oder zu sterben.
Aber das würde er vor Dumbledore niemals
zugeben!
Nie würde er Dumbledore wissen lassen, dass er,
Draco Malfoy, nicht der war, der er immer vorgab zu sein!
Draco
gewann seine Arroganz zurück und sagte: „Wer ist noch
hier?"
„Eine Frage, die ich dich fragen müsste. Oder hast
du das alles allein gemacht?"
„Nein" erwiderte Draco, „nicht
allein. Heute Nacht sind Todesser in Ihrer Schule."
„Ja, ja"
erwiderte Dumbledore. „Sehr gut gemacht. Du hast einen Weg
gefunden, sie hereinzulassen, nicht wahr?
„Ja. Direkt unter
Ihrer Nase und Sie haben es nie mitgekriegt!"
Draco hörte
sich mutiger an, als er tatsächlich war. Niemals sollte
Dumbledore herauskriegen, dass sich hinter der Fassade ein ganz
anderer Mensch verbarg, der niemanden töten konnte.
Niemals.
„Ich – ich habe einen Auftrag zu erledigen" sagte
Draco.
„Ja, dann, musst du ihn auch erledigen, mein lieber
Junge" sagte Dumbledore sanft.
Beide schwiegen einen Moment
lang.
Dann meinte Dumbledore: „Draco, Draco, du bist kein
Mörder."
„Woher wollen Sie das wissen? Sie wissen nicht,
was ich getan habe!"
„Doch, das weiß ich. Du hättest
fast Katie Bell und Ronald Weasley getötet. Du hast das ganze
Jahr versucht, mich zu töten. Vergib mir Draco, aber das waren
schwache Versuche ... so schwache Versuche, um ehrlich zu sein, dass
ich mich wundern würde, wenn du es wirklich gewollt hast
..."
Damit traf er einen wunden Punkt bei Draco.
Er
antwortete: „Ich habe es gewollt! Ich habe das ganze Jahr daran
gearbeitet und heute Nacht..."
Dumbledore fragte Draco, wie
genau er es eigentlich geschafft hatte, die Todesser herein zu lassen
und Draco erzählte es ihm, um Zeit zu schinden, Zeit, in der er
noch am Leben sein konnte. Denn bald würde er es nicht mehr
sein.
Als er geendet hatte, sagte Dumbledore: „Also lass uns
über deine Möglichkeiten reden, Draco."
„Meine
Möglichkeiten" erwiderte Draco „ich stehe hier mit einem
Zauberstab – ich werde Sie töten –´´
„Mein
lieber Junge, lass uns nicht mehr darüber diskutieren. Wenn du
mich töten würdest, dann hättest du es schon längst
getan, dann hättest du es nicht herausgezögert mit diesem
Gespräch über Wege und Meinungen."
Obwohl er das mit
all seiner Kraft verhindern wollte, rutschte es Draco jetzt heraus:
„Ich hab keine Möglichkeiten! Ich muss es tun! Er wird mich
töten! Er wird meine ganze Familie töten!"
Dumbledore
schlug ihm doch tatsächlich vor, auf seine Seite zu
kommen.
Draco dachte über dieses Angebot nach.
Er würde
bei Mandy sein können, er würde sie lieben können, und
bei dem Weg, den Dumbledore vorgeschlagen hatte, würden auch
seine Eltern überleben.
Eher unbewusst ließ Draco den
Zauberstab sinken.
Doch in dem Moment kamen die anderen
Todesser.
Sie riefen Draco zu, dass er es jetzt endlich machen
sollte, doch er konnte es nicht.
Er konnte Dumbledore nicht
töten.
Selbst wenn es ein eigener Tod wäre, er konnte
Dumbledore nicht töten.
„Draco, mach es jetzt!" rief ihm
eine Todesserin zu.
In diesem Moment tauchte Snape auf.
Seinen
Zauberstab hielt er fest in der Hand und mit seinen schwarzen Augen
erfasste er die Situation mit einem Blick.
„Wir haben ein
Problem, Snape" sagte ein Todesser „der Junge scheint es nicht zu
können ..."
Draco zitterte vor Angst so sehr, dass es ein
Wunder war, das er sich noch auf den Beinen halten konnte.
Vor ihm
stand Dumbledore, den er eigentlich hätte töten sollen, und
den Fluchtweg verbarrikadierten Todesser, darunter Snape.
Er
hatte eigentlich alles hinter sich; nichts, was ihm jetzt einer der
Todesser androhte, würde die Tatsache ändern können,
dass Draco Dumbledore nicht töten würde.
Er wusste, es
war sein eigener Untergang, doch er konnte es nicht.
Snape ging
langsam näher zu Dumbledore, wobei er Draco grob aus dem Weg
stieß.
Einen Moment lang sah er Dumbledore an. Hass stand in
seinem Gesicht geschrieben.
„Severus ... bitte ..."
Snape
beachtete diese Worte nicht, sondern richtete seinen Zauberstab
direkt auf Dumbledore.
„Avada Kedavra!"
