Hallo ihr,

zuerst einmal möchte ich mich für die zahlreichen Antworten auf meinen letzten Part von "Stay, Little Boy" bedanken. Es freut mich wirklich, dass euch die Geschichte so gefallen hat und ich verspreche, dass es nicht meine letzte Trory gewesen sein wird.

Nun aber zu dieser Story: ich bedanke mich für dein Feedback, lizzielovetrory. Wie jeder Autor liebe ich Feedback und gerade das erste ist immer entscheidend. Also danke dafür. Was deine Rory-Anfrage betrifft: wie bereits im ersten Kapitel erwähnt, wird sich die Geschichte hauptsächlich um Lorelai und Luke drehen. Natürlich wird Rory von Zeit zu Zeit auftauchen - und vielleicht auch eine weitere Person, da bin ich mir noch nicht sicher - aber das wird eher eine Ausnahme sein.

Und nun viel Spaß mit Part 2.

Diana


Kapitel 2: (Un-)Erwünschte Gäste

Es klingelte.

Was klingelte da nur?

War das das Telefon?

Wer rief denn mitten in der Nacht an?

Einen Blick auf den Wecker werfend, nahm er ab. „Es ist 2 Uhr nachts!"

„Ich weiß."

Die bekannte weibliche Stimme sorgte dafür, dass er plötzlich hellwach war. „Lorelai?"

„Hey Luke. Ähm... da du gerade sowieso munter bist, würde es dir etwas ausmachen, mir die Tür zu öffnen!"

Er war verwirrt. Selbst im normalen Zustand konnte er ihr nur selten folgen, doch jetzt war er müde und noch etwas desorientiert. „Wie bitte?"

„Ich stehe vor der Tür des Diners."

„Ich komme sofort."

Er stand auf, zog sich ein T-Shirt und eine Jeans über und ging nach unten.

Er schloss auf und augenblicklich stürmte Lorelai an ihm vorbei.

„Lorelai?"

„Entschuldige, dass ich so eindringe, aber da draußen ist es furchtbar kalt. Ich meine, es ist Sommeranfang. Niemand erwartet, dass man da noch eine Jacke benötigt." Sie rieb sich über die Arme. „Hey."

„Hey." Er schloss die Tür.

„Ähm... ich..."

„Willst du kurz mit hoch kommen?"

„Bekomme ich auch einen Kaffee?"

„Sicher."

„Okay."

Sie stiegen nacheinander die Stufen zur Wohnung hinauf und während Luke weiter zur Küchenzeile ging, blieb Lorelai unschlüssig bei der Tür stehen.

„Seit wann bist du zurück?"

„Ich... äh... bin gerade erst angekommen."

„Warum bist du hier? Ich meine, um diese Uhrzeit... Nicht dass ich mich nicht freuen würde. Ich denke nur, dass wir was immer du mir auch sagen willst, sicher auch hätten morgen klären können, oder?"

„Sobald die anderen erfahren, dass ich zurück bin, werde ich wieder von morgens bis abends im Hotel eingespannt sein." Sie senkte ihren Blick zu Boden und fügte flüsternd hinzu: „Das hier war mir einfach zu wichtig, als das ich es auf die lange Bank schieben wollte."

Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Ja?"

„Luke... äh..." Sie biss sich nervös auf die Lippe und ging langsam auf ihn zu. „Ich muss dringend mit jemand reden."

„Du kannst mit mir reden. Das weißt du doch..."

„Schon aber..."

Mit der fertigen Tasse Kaffee in der Hand drehte er sich um und machte erschrocken einen Schritt zurück, als er bemerkte, dass sie direkt vor ihm stand. „Aber?"

Sie schloss den Abstand zwischen ihnen und so langsam wurde er ebenfalls nervös. Schnell stellte er die Tasse ab, bevor er noch alles verschütten konnte.

„Was hast du vor?"

Lächelnd erwiderte sie: „Würdest du bitte still stehen!"

Und dann küsste sie ihn – etwas wovon sie die letzten zwei Tage ununterbrochen geträumt hatte. Es war ein gutes Gefühl dem Wunsch endlich wieder nachgehen zu können. Einige Sekunden später machte sie einen Schritt zurück und schaute ihn unsicher an. Wie würde er reagieren? Bereute er es schon?

Ich meine, sie hatten sich geküsst und dann war sie weggelaufen – zwar nicht wegen ihm, aber das wusste er ja nicht mit hundertprozentiger Sicherheit und die Erfahrung zeigte, dass Männer seiner Familie sehr irrational handeln, wenn Frauen ihrer Familie nach dem ersten Kuss verschwinden.

Doch was immer sie befürchtet hatte, ein Blick in seine Augen ließ sie erkennen, dass er sie noch genauso ansah, wie Tage zuvor auch ... ohne jeden Groll.

„Hey."

„Setzen wir uns."

Er übergab ihr die Tasse und dann gingen sie zur Couch.

„Was ist los?"

Sie klammerte sich an ihren Kaffee, als wäre es ihr Rettungsring. Mit leiser Stimme fragte sie: „Du hast also nichts gehört? Es gibt keine Gerüchte?"

„Du weißt, dass ich normalerweise nicht auf Gerüchte höre, doch ich habe extra darauf geachtet. Nichts. Was auch immer geschehen ist, du hattest wahrscheinlich Glück. Die meisten Einwohner von Stars Hollow waren im Hotel und dementsprechend haben sie nichts mitbekommen." Er schaute sie fragend an. „Was ist passiert?"

„Rory hat mit Dean geschlafen."

„Was?"

„Rory hat mit Dean geschlafen!" Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann es mittlerweile aussprechen, aber glauben kann ich es noch immer nicht!"

„Wo ist sie jetzt?"

„Ich habe sie vor einer Stunde zum Flughafen gebracht. Sie wird die nächsten Wochen mit meiner Mutter in Paris bei deren Schwester verbringen. Es wird ihnen gut tun."

„Und du wolltest nicht mit?"

„Ich habe ein Hotel zu eröffnen."

„Lorelai! Es hätte sicher auch eine andere Lösung gegeben."

„Ich weiß. Aber ich wollte es so. Außerdem habe ich Streit mit meiner Mutter." Sie stellte die Tasse ab und schaute ihn erstmals richtig an. „Ich fühle mich so hilflos!"

Er breitete die Arme aus. „Komm her."

Nur zu gern leistete sie dieser Aufforderung Folge. „Danke."

„Kein Problem."

Für einige Minuten sagte keiner was.

Dann:

„Du schuldest mir übrigens auch noch eine Erklärung."

„Wofür?"

„Warum Kirk nachts nackt durch die Stadt läuft und du hinterherrennst..."

„Was?"

„Naja. Das klingt nach einer witzigen Geschichte und ich könnte eine gute Ablenkung gebrauchen."

Lächelnd nickte er und begann zu erzählen. Er hatte noch nicht einmal die Stelle erreicht, wo Kirk ihm von seinen nächtlichen Angstzuständen berichtete, als sie bereits eingeschlafen war.

– x – o – x – o – x – o – x –

„Guten Morgen!"

Den Stuhl, den er gerade nach unten stellen wollte, mitten in der Luft anhaltend drehte Luke sich zu Lorelai um, die eben gähnend durch den Vorhang trat. Die Augen waren nur halb geöffnet und ihre Haare standen wirr vom Kopf weg und doch er war sich sicher, dass sie nie schöner ausgesehen hatte. Nur schwer konnte er sich von diesem Anblick losreißen, um einen klaren Gedanken formulieren zu können.

„Guten Morgen," brachte er schließlich mit leicht belegter Stimme hervor.

„Kaffee?"

„Nimm dir einen. Die erste Kanne ist gerade fertig geworden."

Er ging zurück an seine Arbeit und Lorelai beobachtete ihn für einige Sekunden genauestens. Dann fragte sie schelmisch grinsend: „Ich darf hinter den Tresen?"

„Ja."

„Wenn ich gewusst hätte, dass es so leicht ist, einen Passierschein für die unsichtbare Du-darfst-hier-nicht-durch-Tresen-Linie zu bekommen, hätte ich sicher..."

„Lorelai!" unterbrach er sie brummend.

„Oho! Das war das Ich-bin-leicht-gereizt-und-ziehe-mein-Angebot-gleich-wieder-zurück-Grollen! Damit sollte man sich lieber nicht anlegen. Also werde ich jetzt einfach ruhig sein und mir meinen Kaffee holen... schweigend..."

„Danke."

Er schenkte ihr ein Lächeln, das sie nur zu bereitwillig erwiderte.

Und während er noch die letzten Stühle an ihren ordnungsgemäßen Platz stellte, ging sie hinter den Tresen und holte sich ihre erste Tasse Kaffee – der noch viele im Laufe des Tages folgen würden. Kaum schoss der erste Tropfen Koffein durch ihre Adern, fing sie wieder an zu plappern und Luke ließ es zunächst schweigend über sich ergehen. „Ich habe, glaube ich, noch nie erlebt, dass du so viel redest..."

„Du hast mich eben noch nie nach meiner ersten Tasse Kaffee erlebt."

Wahrscheinlich sollte ihn der Gedanke, dass das in Zukunft noch oft der Fall sein würde, schocken oder zumindest leicht beunruhigen, aber das tat er nicht. Stattdessen freute er sich schon darauf, Lorelai noch öfter als normal zu sehen.

Ihre Blicke trafen sich und sie grinsten um die Wette.

Er kehrte hinter den Tresen zurück, um auch hier alles für den Tag fertig zu machen, als Lorelai ihm ihren Autoschlüssel entgegenhielt. „Könntest du mir bitte meine Reisetasche aus dem Kofferraum holen? Ich will nur ungern so auf die Straße..."

Nickend tat er wie ihm aufgetragen und als er zurückkehrte, goss sich Lorelai bereits die zweite – wenn nicht gar dritte – Tasse Kaffee ein. Sie trank schnell aus, hauchte ihm einen Dankes-Kuss auf die Wange, während sie ihm die Tasche abnahm und verschwand dann wieder durch den Vorhang.

Glücklich schaute er ihr hinterher und seine Hand wanderte automatisch zu der Stelle, wo ihn kurz zuvor noch ihre Lippen berührt hatten. Da erschien noch einmal ihr Kopf und er legte augenblicklich den verträumten Blick ab und schaute sie fragend an.

„Wenn ich in 10 Minuten wiederkomme, hätte ich gern eine große Portion Pancakes."

Ohne auf seine Antwort zu warten, war sie wieder verschwunden und kurz darauf hörte er, wie oben die Tür geschlossen wurde.

Oh ja, das könnte er problemlos jeden Tag haben!

– x – o – x – o – x – o – x –

Eine Viertelstunde später stand sie wieder vor ihm. Ihre Haare waren in Ordnung gebracht, ihre Schlafkleidung durch einen Rock mit Bluse ersetzt und ihre Schlafmangel-Augenringe unter einer Schicht Make-up versteckt worden.

„Sagtest du nicht 10 Minuten?" erkundigte Luke sich scherzhaft.

„5 Minuten sind keine Verspätung," klärte sie ihn auf, „sondern eine optimale Ausnutzung der Toleranzgrenze meiner Definition von Genauigkeit..."

Kopfschüttelnd stellte er zwei Teller auf einem Tisch ab und wollte gerade noch mal hinter den Tresen gehen, um die Getränke zu holen, als sie bereits mit zwei dampfenden Tassen vor ihm stand. Lächelnd gab sie ihm seinen Tee und setzte sich zu dem Teller mit den Pancakes. Er nahm ebenfalls Platz und sie begannen zu essen.

„Und was hast du heute noch vor?" erkundigte sich Lorelai.

„Nichts aufregendes. Die Bestellung für den Großmarkt muss raus. Das Übliche. Du?"

Schulterzuckend antwortete sie. „Keine Ahnung? Ich habe seit meiner Abreise mit niemand aus dem Hotel gesprochen, aber ich bin sicher, dass einige Arbeit liegen geblieben ist. Mit etwas Glück hat Sookie nicht die Küche abgebrannt und Michel nicht gestreikt, weil ich nicht da war. Die Eröffnungsfeier ist in 10 Tagen und es muss noch einiges dafür vorbereitet werden."

„Wenn ich irgendwie helfen kann, musst du es nur sagen!"

„Du hast schon so viel für uns getan."

„Und ich würde auch gern noch mehr tun!"

Sie nickte. „Ich weiß. Aber zur Zeit ist da wirklich nichts..."

Während sie weiter Small Talk betrieben, beendeten sie ihr Frühstück. Und dann musste Lorelai auch schon los, während Luke das Diner auch für andere Gäste öffnete.

Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss und schon war sie verschwunden.

Wenige Minuten später parkte sie ihren Wagen auf dem Angestelltenparkplatz. Noch bevor sie das Hotel betreten konnte, wurde sie schon von Sookie abgefangen: „Lorelai! Gut, dass du wieder da bist. Ich werde hier noch verrückt."

Sie umarmte sie kurz und fragte gleichzeitig: „Was ist denn los, Süße?"

„Weißt du noch, wie ich mich über die fehlende widerspenstige Jugend beschwert habe!" Lorelai nickte. „Ich habe sie wiedergefunden."

„Du hast noch kein neues Küchenpersonal gefunden?"

Sookie schüttelte den Kopf. „Nein... also, das heißt, zwei neue habe ich schon, aber ich brauche ja noch zwei andere. In meiner Verzweiflung habe ich auch noch mal die sechs angerufen, die wegen Michel gekündigt haben, aber sie wollen nicht zurück..."

„Ganz ruhig," unterbrach Lorelai sie, bevor sie völlig durchdrehte. „Jetzt bin ja wieder da. Mir wird schon etwas einfallen..."

„Heute sind auch noch fünf Vorstellungstermine," gab Sookie etwas leiser bekannt.

„Na siehst du. Gehen wir doch erst einmal rein."

In der Küche ging der Feueralarm los und Sookie erschrak. „Oh nein! Meine Pfannkuchen! Die habe ich ja ganz vergessen, als ich dich kommen sah..."

Und schon rannte sie davon und Lorelai folgte ihr etwas langsamer.

Entschlossen stieß sie die Tür auf und ihr Blick fiel auf ... „Jason!"

Wie an dem Abend des Probewochenendes saß er in dem Sessel in der Lobby. Als er ihre Stimme hörte, schaute er auf und schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln.

Von der anderen Seite kam Michel angerannt. „Da sind sie ja endlich wieder. Was denken sie sich eigentlich dabei, einfach so hier zu verschwinden! Denken sie etwa, dass sich so ein Hotel von ganz alleine eröffnet? Ja? Dann habe ich hier eine Neuigkeit für sie: nein, das tut es nicht! Ich habe hier eine Liste aller Anrufe für sie. Irgendwann habe ich dann angefangen einfach nur noch Striche hinter die Namen zu machen, die mehrmals angerufen haben. Spitzenreiter ist dieser Verrückte... dieser Kirk... er hat 34 Mal angerufen für 4 verschiedene Firmen. Total verrückt dieser Kerl. Und dann..."

„Michel," stoppte sie seine Rede. „Was macht Jason hier?"

Verwundert starrte er sie an. „Wer?"

„Jason!" Sie zeigte unauffällig auf ihn.

„Oh der!" Der Franzose verzog verächtlich das Gesicht. „Der hat die ganze Zeit auf sie gewartet. Er ließ sich einfach nicht vertreiben, auch nicht, als wir ihm sagten, dass sie kurzfristig verreist wären. Also haben wir einfach angefangen ihn zu ignorieren." Er schnaubte. „Schrecklicher Mensch. Er ist sogar noch nervender als sie!"

Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Okay. Ich kümmere mich kurz um ihn und komme dann zu ihnen."

Michel warf den beiden noch einen abwertenden Blick zu und verschwand.

Sie ging zu ihrem Ex-Freund, der sich sofort erhob, als er es sah. „Jason?"

„Hallo Lorelai. Es stört dich doch hoffentlich nicht, dass ich auf dich gewartet habe..."

„Und ob mich das stört," fuhr sie ihn an. „Ich muss arbeiten. Wenn ich etwas jetzt gar nicht gebrauchen kann, dann ist es deine Anwesenheit. Ich habe dir gesagt, dass es für uns keine Chance mehr gibt und daran hat sich nichts geändert und jetzt möchte ich, dass du gehst..."

„Lorelai..."

„Geh!" Ein Blick in ihre Augen, brachte ihn dazu zu kooperieren.

Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, wandte sich Lorelai an ihren Mitarbeiter. „Und nun zu ihnen. Geben sie mir die Telefonliste. Ich werde mich sofort darum kümmern. Schauen sie in der Küche nach, ob alles okay ist und melden sie sich dann wieder bei mir!"