Hallo Avallyn, Trory, Gelegenheitsfeedbacker und andere - die ihr zwar fleißig meine Geschichte anklickt (was mich ebenfalls sehr freut), aber kein Feedback hinterlasst (was mich nicht erfreut),

irgendwie bin ich heute in besonders guter Laune und schiebe deshalb gleich noch eine Fortsetzung hinterher. Euer Feedback hat mich dabei natürlich besonders angespornt. Es ist wirklich überwältigend wie schnell das immer kommt. Eure Reaktionen auf das letzte Kapitel kann ich natürlich nachempfinden. Die letzten offenen Fragen in Bezug auf Lorelais - und damit natürlich auch Rorys -Vergangenheit werden in dieser Fortsetzung gelöst. Aber keine Angst. Die Geschichte ist damit noch lange nicht vorbei.

Avallyn: Vielen Dank fürs nachdrückliche Daumendrücken. Das hat mit Sicherheit auch schon vorher mitgewirkt. Bei der Prüfung handelt es sich um mein Vordiplom, dass ich endlich in der Tasche habe °jippiejeijehhochza°. Deshalb gab es in den letzten Wochen auch so selten Fortsetzungen. Doch das wird sich jetzt wieder ändern.

Viel Spaß mit Kapitel 17. Ich hoffe, ich habe eure Erwartungen erfüllt.

Diana


Kapitel 17: Jetzt bin ich ja da!

„Sie hat Nein gesagt!"

Lukes Worte waren noch nicht ganz verklungen, als er sich auch schon über Arthur McMorton beugte und ihn von ihr herunterriss.

Dieser begann zu protestieren. „Hey! Was fällt ihnen ein sich..."

Weiter kam er nicht, bevor ihn Lukes Faust mitten ins Gesicht traf und ihn erst einmal zu Boden warf.

Lorelai hatte in der Zwischenzeit ihren Bademantel zusammengerafft und wieder verknotet und saß nun mit angezogenen Beinen in der entferntesten Ecke des Sofas.

Arthur McMorton war wieder aufgestanden und wollte nun zum Gegenangriff übergehen. Doch Lukes Faust war schneller und traf ihn mitten in die Bauchgrube. Doch dieses Mal ließ er ihn nicht umfallen, sondern hielt ihn an seinem Kragen auf den Beinen und schleifte ihn zur Tür, die ja noch immer offen stand. Er gab ihm mit beiden Händen einen kräftigen Stoß, dass er nach draußen stolperte und dort zu Boden fiel.

„Lassen sie sich ja nie wieder hier blicken!"

Und dann knallte er so stark die Tür zu, dass sie sofort wieder aufsprang. Doch davon bekam er gar nichts mit.

Einige Sekunden stand er einfach nur da und atmete langsam ein und aus. Nachdem er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, ging er zurück ins Wohnzimmer, wo Lorelai noch immer am ganzen Körper zitternd dasaß.

Stets auf ihre Reaktion achtend, nahm er am anderen Ende der Couch Platz – und falls sie nur das kleinste Zeichen von Unbehagen zeigte, würde er sofort wieder aufstehen. Doch das tat sie nicht. Also blieb er schweigend sitzen. Er wusste nicht, was er jetzt sagen sollte. Gab es überhaupt Etwas, das in einer solchen Situation angemessen war! Er entschied sich, ihr den ersten Schritt zu überlassen.

Mit leiser Stimme begann Lorelai zu erzählen: „Christopher und ich waren Nachbarn. Und weil wir in unseren Häusern nie vor Aufpassern sicher waren, trafen wir uns immer im Poolhaus meiner Eltern, wo wir unsere Ruhe hatten, weil es von den Häusern aus nicht einzusehen war. Alles ging gut. Doch eines Nachmittags... meine Eltern waren zu einer Firmeneröffnung eingeladen, so dass wir uns sicher fühlten... stand plötzlich Arthur McMorton in der Tür, als Christopher gerade meine Bluse geöffnet hatte und..." Sie schluchzte. „Ich sagte Chris, dass er verschwinden solle und dass ich das schon allein regeln würde, was er nach kurzem Zögern auch tat. Und tatsächlich hatte er einen Vorschlag, was ich tun könnte, damit er schwieg..."

Nun konnte sie die Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Aus Angst ihr in dieser Situation zu nahe zu treten, blieb Luke auf Abstand und ließ sie einfach weinen. Seine Gedanken blieben allerdings nicht so ruhig. Plötzlich ergab die ganze Vaterfrage auch einen Sinn. Dieser alte Kerl hatte Sex mit ihr erpresst und sie dabei geschwängert. Luke wollte sich gar nicht vorstellen, wie sehr sie damals gelitten haben musste ... wie sehr sie noch heute darunter litt. Als Lorelai sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, gab er ihr ein Taschentuch. Gleichzeitig versuchte er sich klar zu werden, ob er Fragen stellen durfte – und vor allem die eine, die ihn gerade am meisten beschäftigte. Er hasste es, ihr noch mehr Kummer zu bereiten, doch er sprach es trotzdem an. „War es... ich meine... warst du noch..."

„Jungfrau?" sprach sie leise aus, was er nicht sagen konnte. Kaum merkbar nickte er und sie schüttelte den Kopf. „Nein, war ich nicht."

„Und... ähm... wieso bist du dann so sicher, dass er der Vater ist?"

„Christopher kam als Vater nie in Frage. Wir hatten uns seit Wochen nicht mehr gesehen, da er mit seinen Eltern zum Skifahren in Vermont war. Und nach der Sache ging ich erst einmal auf Distanz zu ihm. Er dachte, es lag daran, dass ich Angst hatte, dass uns meine Eltern doch noch auf die Schliche kommen würden. Als ich ihm schließlich die Wahrheit sagte, brach eine Welt für ihn zusammen."

Luke ballte seine Hände zu Fäusten. ‚Lorelai hatte alles für ihn getan und er...'

Vorsichtig legte sie ihre Hände auf seine. „Versteh mich bitte nicht falsch. Christopher hat mir beigestanden, wo er nur konnte. Er hielt die ganze Zeit zu mir. Und als herauskam, dass ich schwanger war, hat er ohne zu zögern behauptet, dass es sein Kind ist. Er wollte mich immer nur beschützen. Was ihn wirklich fertig gemacht hat, war die Tatsache, dass er es weder verhindern noch ihm heimzahlen konnte, da er bereits wieder die Stadt verlassen hatte. Keiner zweifelte daran, dass Christopher der Vater war und als meine Eltern sagten, dass wir heiraten müssten, stimmte er zu. Doch ich konnte es einfach nicht. Ich wusste, dass das nur seine Schuldgefühle waren, die aus ihm sprachen. Unsere Liebe war an diesem schicksalshaften Tag im Poolhaus gestorben. Also sagte ich nein und bat ihn die Stadt zu verlassen. Ich wollte einfach alles nur noch vergessen und das konnte ich nicht, wenn mich sein trauriger Blick immer wieder aufs Neue daran erinnerte. Schweren Herzens erfüllte er mir diesen Wunsch. Ich erzählte meinen Eltern von seiner Abreise und dass ich plante, das Kind allein aufzuziehen und sie machten mir nur noch mehr Vorwürfe. Für sie war ich eine einzige Enttäuschung ... und das war gut so. Denn auf diese Art und Weise musste ich mich nicht genauer mit ihnen auseinander setzen. Von Tag zu Tag ging es mir besser, da ich anfing mir selbst einzureden, dass die Geschichte, die meine Eltern für die Wahrheit hielten, wirklich der Realität entsprach. Immer mehr wurde Christopher zu Rorys Vater und die Erlebnisse verschwanden in meinem Hinterkopf. Ich fing sogar an mir einzureden, dass die Träume, die mich jede Nacht quälten, einfache Alpträume wären. Und dann – Rory war glaube ich gerade 3 Jahre alt geworden – hörte ich ganz auf davon zu träumen. Ich fing wieder an ein ganz normales Leben zu führen. Langsam wagte ich mich aus dem Schneckenhaus heraus, in das ich mich verzogen hatte, seit ich von zu Hause weggelaufen war und erkannte, dass Stars Hollow meine Chance war ... meine Chance ein neues Leben anzufangen ... mit einer Vergangenheit, die minimal abgewandelt war und doch so viel erleichterte!"

Nun nahm er sie doch vorsichtig in seine Arme, immer darum bemüht ihr genug Freiraum zu lassen, damit sie sich nicht eingeengt fühlte.

Doch den Freiraum brauchte Lorelai gar nicht. Noch nie hatte sie einen Ort kennen gelernt, an dem sie sich sicherer und geborgener fühlte als in Lukes Armen. Seine Arme schienen wie ein Schutzschild zu sein, das den Rest der Welt von ihr abschirmte. Ganz eng kuschelte sie sich in diese Arme und begann wie ein Kätzchen zu schnurren, als er sie mit dem einen Arm näher an seine Brust zog und mit dem anderen sanft über ihren Rücken streichelte, während er beruhigend auf sie einredete: „Es tut mir leid, dass ich so heftig reagiert habe. Ich hatte ja keine Ahnung. Aber jetzt verstehe ich dich... ich verstehe dich nur zu gut. Shh. Ganz ruhig. Jetzt ist ja alles vorbei. Er wird dir nichts mehr tun. Dafür sorge ich schon..."

Einige Minuten saßen sie einfach nur da. Dann wurden sie von einer schrillen Stimme unterbrochen: „Lorelai? Süße? Ich kam gerade vorbei und da habe ich gesehen, dass deine Tür aufsteht! Alles in Ordnung bei..." Babette hatte in der Zwischenzeit das Haus betreten, stand nun direkt vor ihnen und brach erschrocken ab, als sie Lorelais verweintes und Lukes besorgtes Gesicht sah. Mit einem Kopfnicken forderte Luke sie auf sie allein zu lassen und sie gehorchte augenblicklich. Ein leises Klacken zeigte an, dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.

„Denkst du, sie wird es herumerzählen?" fragte Lorelai mit unsicherer Stimme.

Luke nickte. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit: ja."

„Denkst du, sie werden Vermutungen aufstellen, was das zu bedeuten hat?"

„Auf jeden Fall!"

Mit leiser Stimme hakte sie nach: „Denkst du, sie werden die Wahrheit erfahren?"

„Nein."

„Sicher?"

„Sicher. Und selbst wenn dieser absolut unwahrscheinliche Fall eintreten sollte – wovon ich absolut nicht ausgehe, da in dieser Stadt sich niemand wirklich für die Wahrheit interessiert und alle viel lieber ihre eigenen kleinen Interpretationen verbreiten – brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Dich trifft keine Schuld!"

Sie schluchzte. „Da bin ich mir gar nicht so sicher..."

„Aber ich," stellte er mit fester Stimme klar. „Du konntest nichts dafür. Du warst jung und verletzlich und dieser Mistkerl hat die Situation kalt und berechnend ausgenutzt. Der einzige, der sich Vorwürfe machen muss, ist er, nicht du!"

Unsicher zuckte Lorelai mit den Schultern. „Mein Verstand sagt mir das ja auch, aber dann ist da ja auch noch diese kleine Stimme..."

Er unterbrach sie. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber das ist ein Moment, wo du wirklich mal auf deinen Verstand hören solltest!"

Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln – das erste seit Wochen – für den Versuch sie etwas aufzumuntern. „Sehr schmeichelhaft! Wirklich!"

„Ich tu mein Bestes!"

Für einige weitere Minuten genoss sie seine Umarmung. Dann setzte sie sich langsam auf. „Du, Luke..."

„Ja?"

„Hast du was dagegen, wenn ich noch mal schnell unter die Dusche gehe?"

Er schüttelte verstehend den Kopf. „Keineswegs. Und lass dir ruhig Zeit. Ich müsste sowieso noch mal ins Diner ... nachschauen, ob alles seinen geregelten Gang geht."

Erschrocken riss sie die Augen auf. „Aber du kommst doch wieder!"

„Natürlich. Ich sollte zwar die Spätschicht übernehmen, aber ich denke, Lane hat nichts gegen ein Sonderschicht einzuwenden und zur Not ist ja auch noch Caesar da. Also mach dir da mal keine Gedanken. Ich werde mich beeilen und auf dem Rückweg kann ich uns dann auch gleich noch etwas zu essen mitbringen."

„Du bist genial!"

Er grinste sie verspielt an. „Ich weiß."

„Wir könnten einen Videoabend machen."

„Gern."

„Irgendeinen Wunsch?"

„Ich glaube, wir haben bereits festgestellt, dass ich über keinerlei Vorkenntnisse auf diesem Gebiet verfüge..."

Sie dachte an den letzten Videoabend zurück und nickte. „Oh ja. Ich erinnere mich..."

Sie standen auf und gingen zur Tür.

Vorsichtig öffnete er sie und schaute sich suchend um. Doch von irgendwelchen Besuchern – weder wohlgesinnten, noch anderen – war nichts zu sehen. Langsam drehte er sich wieder zu ihr um. „Schließ hinter mir ab. Ich bin gleich wieder da!"

Sie nickte langsam.

Er trat nach draußen, doch sie zog ihn noch einmal zurück.

Ihn erneut umarmend murmelte sie: „Danke, Luke. Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn du nicht aufgetaucht wärst!"

„Denk nicht darüber nach. Ich bin aufgetaucht! Das ist alles, das zählt."

„Danke auch, dass du mir zugehört hast."

„Das war doch selbstverständlich!" Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und löste sich dann wieder von ihr. „Keine Angst. Jetzt kann dir nichts mehr geschehen. Wir können aber auch gern Babette rüberrufen, damit du nicht allein bleiben musst!"

„Schon gut. Wenn du nur den Schlüssel aus der Schildkröte entfernen könntest..."

„Natürlich." Er griff nach der Porzellanfigur, holte den Ersatzschlüssel hervor und hielt ihn ihr entgegen.

Doch sie schüttelte den Kopf. „Behalt ihn. Für den Notfall!"

Wenn das kein Vertrauensbeweis war, dann wusste er auch nicht...

„Du kannst ihn, wenn du nachher zurückkommst, gleich mal ausprobieren und einfach hereinkommen, okay?"

Er verstand, dass sie nicht an die Tür gehen wollte, wenn es klingelte, da sie nicht sicher sein konnte, wer davor stand und nickte erneut bestätigend. „Bis gleich."

„Beeil dich!"

„Versprochen!"