8.3. Muggelkunde im Ligusterweg

Viel Zeit auf Godrics-Hollow zu sein hatten sie nicht. Die Ausbildung der Magier sowie der beiden Jungen, welche die erlernbare Magie kennen lernen wollten war wichtig. So trafen sie sich nach dem Frühstück in der geräumigen Küche von Godrics-Hollow, ein ganze Woche lang täglich in der großen Halle von Hogwarts. Ginny war froh, dass die Freunde mit ihr auf Godrics-Hollow wohnten. Harry hatte sich zwar im Griff, aber manchmal brach doch die große Traurigkeit bei ihm aus. Diese Stunden waren, dann auch für sie schwer.

Nach einer Woche Unterricht sollten nun ein paar Tage Ferien folgen. Bei Severus Snape und Remus Lupin hatten sie Verteidigung gegen die dunklen Künste gehabt. Albus Dumbledore und George Ollivander unterrichteten erlernbarer Magie.

Die Klassenzimmer wirkten unheimlich groß, wenn nur sechs Schüler darin waren. Der Unterricht war natürlich intensiver, bei zwei Lehrern und sechs Schülern konnte man unbeobachtet nichts, rein gar nichts machen.

„Potter", fuhr Snape Harry in der letzten Unterrichtstunde an, als dieser ganz verträumt Ginny bei der Lösung ihrer Aufgabe beobachtete. Hoch konzentriert brach sie einen Fluch nach dem Anderen um an den Inhalt einer Schachtel zukommen.

„Potter", wiederholte sich Snape: " Selbst ich kann es verstehen, dass man vom Können Ginnys ins Schwärmen kommen kann, aber im Unterricht tun sie das entweder für mich oder wenigstens für den Unterrichtsstoff."

Ginny konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ohne die Slytherins hatte Severus Snape auch nette Seiten. Bei den Schutzzaubern um ihre Schachtel hatte er sich besonderst angestrengt. Die Anderen hatten auch ihre Mühe gehabt, die Aufgabe zu lösen. Aber bei ihr war wohl Professor Flitwick mit eingebunden. Bei jedem gelungenen Versuch passierte etwas anderes, einmal sprühten Funken, ein anderes Mal knallte es furchtbar laut oder ein Heulen erfüllte den Raum.

Ihr war das richtig unangenehm, warum bei ihr dieser Aufwand. Bei der Aufnahme von Snape in den Inneren Kreis der Uhr war es ihr richtig peinlich gewesen, dass Snape sie vor allen Lily genannt hatte. Eine gewisse Ähnlichkeit musste sie haben, den selbst Godric Gryffindor hatte sie mit Harrys Mutter verglichen.

Snapes Verhältnis zu Hermine und Ron hatte sich gebessert, dass in Hermines Schachtel, wie auch in der von Nathalie eine Rose verborgen war sprach von seinem sehr versteckten Charme.

Von dem Lärm angezogen tauchten die restlichen Lehrer im Raum auf. Auch Petunia Dursley und Hermines Mutter kamen mit herein. Die beiden hatten McGonagall zu Nachhilfeunterricht überreden können.

Ginny wurde immer aufgeregter, während Severus Snape in aller Ruhe seine Sachen aufräumte. „Nun Ginny, willst du uns nicht in die Ferien entlassen?", fragte er auf seine freundlichste Art.

Bei ihrem nächsten Versuch erklang ein altes englisches Geburtstagslied und eine Schachtel, eingeschlagen in schwarzen Samt sprang auf. „Nein", entfuhr es Ginny. Der Mann war verrückt. In der Schachtel war eine silberne Haarspange mit einem wunderschönen keltischen Muster. Sie hatte solche Spangen schon einmal gesehen. In Lilys Potters Arbeitszimmer lagen sechs ähnliche Spangen in einer Glasvitrine. Aufbewahrt wie die Schmuckstücke welche sie von James bekommen hatte nur, dass bei den Spangen kein Hinweis auf den Geber vermerkt war.

„Doch",wiedersprach Severus Snape der nun vor ihr stand energisch: „Alles Gute zum Geburtstag Ginevra Weasley-Potter. Doch, diese Spange ist jetzt für dich, leider konnte ich Lily die siebte Spange nicht mehr schenken. Bitte trage sie wie die anderen sechs, denn ich bin mir sicher, dass Lily sie dir gern vererbt hätte, jetzt wo du an ihre Stelle, als Guter Geist in der Zauberwelt getreten bist." Er nahm sie kurz in die Arme und verschwand mit Tränen in den Augen.

Fassungslos starrte sie die Spange an, von den überraschten Äußerungen der Anderen bekam sie nichts mehr mit. Auf einmal spürte sie wie Harry ihr, unbeholfen und aber zärtlich, die Spange in ihr Haar steckte. Sie sah in seine grünen Augen und verlor sich darin: „Warum mir", fragte sie ihn und bekam einen langen zärtlichen Kuss. „Du scheinst nicht nur mich zu beeindrucken", antwortete Harry.

Auf der anschließenden Geburtstagsparty in Godrics-Hollow wurde das Schmuckstück auch von ihrer Mutter sehr bewundert.

Hermine flüsterte ihr ins Ohr. „Du bist doch nicht so unscheinbar wie du am Anfang der Ferien gedacht hast. Harry bekommt es sehr gut und ihr seid glücklich. Aber selbst mit Severus Snape wirst du fertig. Du bist zu bewundern." Ginny strahlte: "Und du Hermine bist du mit der Entwicklung auch glücklich?" Hermine antwortete nicht, aber das Strahlen in ihren Augen sprach Bände.

Ginny suchte Harry, den sie hatte eine Idee. „Harry wir werden morgen mit angewandte Muggelkunde anfangen, ich habe schon mit Petunia, Victoria und Brenda gesprochen. Bist du einverstanden, wenn wir morgen mit einem Stadtbummel in London beginnen?"
Harry grinste „Ginny und wann gehen wir mit deinen Eltern in die Stadt?"

„Das hat Ginny uns schon für die nächsten Tage versprochen, sobald ihr euch etwas mehr auskennt", antwortete ihm Molly zufrieden.

Ron winkte seine Schwester zu sich, er schaute sich unsicher um ob sie nicht beobachtet wurden. Als es Ginny zuviel wurde nahm sie ihn einfach mit in ihr Refugium.

Ron staunte, er war das erste Mal hier. „Nun Ron was bedrückt dich?", fragte sie ihren Bruder. Ron rieb sich verlegen die Hände: „Das Geld was du mir durch Mary geschickt hast ist das wirklich für mich allein, soviel?"

Sie merkte wie schwierig dies für Ron war von anderen etwas anzunehmen. „He Bruder nur du und ich wissen davon, nicht einmal Harry geht es etwas an klar. Ich verspreche dir, dass wir beide zukünftig die finanzielle Seite regeln, klar, und mit Mutter werde ich schon noch fertig. Und kein Wort zu Nathalie, wir Weasleys halten zusammen." Ron nahm sie zögernd in den Arm und gab ihr auf beide Wangen einen Kuss.

In Godrics-Hollow waren die beiden gar nicht vermisst worden. „Harry, der ist sicherlich von dir?" George und Fred bewunderten Ginnys neuen Rennbesen.

Das Fest ging noch bis in die frühen Morgenstunden. Molly hatte es aufgegeben ihre Kinder in das Bett zu schicken. Hier in Godrics-Hollow war sie Gast und das genoss sie.

Im Ligusterweg war alles wie immer, als Harry aus dem Fenster des kleinen Gästezimmers auf die Straße schaute. Der automatische Fensterschließer sowie die Katzenklappe waren verschwunden. Eine zusätzliche Matratze lag neben seinem Bett auf dem Boden. Auf seinem Schreibtisch stand ein Blumenstrauß.

‚Herzlich Willkommen Ginny' mit der korrekten Handschrift seiner Tante war „und Harry" ergänzt worden. Die Karte musste aus Dudleys Computer stammen. Ginny hatte schon ihren Zauberstab auf die Karte gerichtet, als Harry sie abhielt. Sie wirkte traurig, er fragte sich ob es gut war für ein paar Tage in den Ligusterweg zurückzukehren.

Nun sah er die Tränen in ihren Augen. Vorsichtig nahm er sie in seine Arme. „Harry, das ist ganz bestimmt nicht meine Absicht mich in den Vordergrund zu stellen. Ich will das nicht, erst Severus und nun auch die Dursleys." Er drückte sie ganz zärtlich an sich und erklärte ihr, dass er nichts anderes erwartet hatte. Er sei überaus glücklich ist, dass sie bei den Anderen so anerkannt war. Er wollte es nicht anders. „Ginny lebe dein Leben, komm aus dir heraus. Lebe mit mir und nicht für mich!"

Der Wecker auf dem Nachttisch klingelte und wie automatisch ging Harry die Treppen hinunter, gewaschen hatten sie schon in Godrics-Hollow. Hier kam ihm alles so eng vor, obwohl der Lingusterweg 4 ein verhältnismäßig großes Haus war. „Warum so früh, es ist doch noch soviel Zeit bis Onkel Vernon mit der Arbeit beginnt.", fragte in Ginny leise während er auf herkömmliche Weise das Frühstück vorbereitete. „Ginny, Muggel können nicht apparieren oder kennen gar nicht den Abscedere Zauber. Onkel Vernon wird bis zu Grunnings mindestens 40 Minuten Fahrzeit brauchen. Davor liest er noch die Zeitung"

Ordentlich wie seine Tante war stand der Speiseplan am Kühlschrank, die Diät für Dudley war wohl beendet worden, keine Grapefruit war im Kühlschrank.

„Guten Morgen Ginny", flötete Petunia und nahm ihre Schwiegertochter in die Arme. „Harry ist das Frühstück fertig?" Ginny musste sich mit der Tante an den Tisch setzen, während Harry das Frühstück auftrug. Dudley tauchte verschlafen auf und verschwand schlagartig wieder, ihm war wohl bewusst geworden, dass er noch im Schlafanzug war.

Onkel Vernon erschien, er begrüßte Ginny freundlich und fragte Harry nach dem Frühstücksspeck. Als Harry ihm den Frühstücksspeck und die Zeitung brachte, bedankte er sich zum ersten Mal bei ihm.

„Du Dudley warst du schon einmal alleine einkaufen", fragte Ginny den überraschten Cousin Harrys. Verständnislose Blicke trafen Ginny.

Sie erklärte ihnen, wie das Leben bei ihnen abgelaufen ist. Sie war nie alleine irgendwo, immer waren Mutter oder Vater dabei. Und sie war nie alleine in der Zauberwelt und erst recht nie in der Muggelwelt außer neulich mit Harry.

Dudley schluckte: „Dann ist die magische Welt für dich wie ein Käfig gewesen, ich weis Harry hat auch nicht zuviel mitbekommen. Wenn ihr mich mitnehmt, werden wir das ändern. Du warst wirklich noch nie im Kino oder bei McDonalds, noch nie bei C&A noch nie im Freibad?"Ginny schüttelte betrübt den Kopf.

Hier im Ligusterweg hatte sich auch einiges geändert, dies wurde Harry bewusst als das Geschirr sich alleine in die Spülmaschine verzog. „Tante Petunia, so was wie dich braucht die Zauberwelt um aufzuwachen", entfuhr es ihm. Seine Tante lächelte, sie erklärte ihm wie schwierig es war die Muggelwelt und die Zauberwelt zusammen zubekommen ohne, dass man auffällt.

An der Haustür klingelte es. Wie gewohnt ging Harry öffnen, während Ginny neugierig durch die Küchentür in den Flur schaute.

„Ja was macht ihr den hier?", begrüßte Arthur Weasley überrascht seine Tochter und Harry. „Heute will ich Vernon zu seiner Arbeit begleiten". Er war tatsächlich wie ein Muggel angezogen. Der Anzug war etwas zu groß, etwas unbeholfen zupfte er an den Ärmeln. Ginny sah in konzentriert an und nun passte alles wie angegossen. Auch Vernon war zufrieden, wie sollte er bei Grunnings erklären, dass sein Besucher keinen passenden Anzug trug. Petunia hatte diesen Anzug für Arthur besorgt, mit ihm in ein Bekleidungshaus zu gehen hatte sie keine Nerven gehabt, nach dem er sich schon auf der Straße über die Mülleimer gewundert hatte.

Nun fuhren sie zu viert los. Harry bewunderte die Nerven von seinem Onkel, während die Jugendlichen im Fond des Wagen saßen und Ginny alles mit großen Augen ansah, fragte Arthur ununterbrochen.

„Dad, würdest du bitte Onkel Vernon sich konzentrieren lassen, wegen dir fährt er nicht weiter", riet Ginny ihrem Vater. Harry wies Ginny auf die rote Ampel hin und erklärte ihr, dass es Regeln im Straßenverkehr gab die besagten, dass bei Rot nicht gefahren oder gelaufen werden durfte. Neben ihnen kam ein Bus zum Stehen. Als die Personen ausgestiegen waren, sahen sie wie der Busfahrer mit einer Fernbedienung hantierte. Kurz darauf schaltete die Ampel um und der Bus fuhr weiter.

„So eine Fernbedienung müsste man haben, dann könnte man toll durch den Verkehr kommen", stöhnte Vernon. Bei der nächsten Kreuzung, beinahe das gleiche Bild. Der Bus kam, lud die Leute ein und aus, der Busfahrer suchte nach der Fernbedienung die nun Ginny in ihrer zarten Hand hielt. Ihre logische Denkweise beeindruckte Harry sehr, denn sie hatte schon den roten Knopf betätigt. Die Ampel für den Bus blieb auf rot und der Wagen von Onkel Vernon konnte weiter fahren.

Im Büro von Grunnings angekommen besichtigten sie das Bürohaus. Zu Vernons Glück war kaum noch jemand da, der die Gruppe beobachten konnte. Ginny entschied ihren Vater wieder mitzunehmen. Es war Onkel Vernon einfach unzumutbar, alle seine Fragen zu beantworten. Arthur war zwar enttäuscht, aber nachdem sich Harry und Ginny zu einem Stadtbummel mit ihm bereit erklärt hatten war er einverstanden. Zum Abschied drückte Ginny Vernon die Fernbedienung des Busfahrers in die Hand: „Damit du heute Abend pünktlich bist". Onkel Vernon schüttelte nur den Kopf: „Mädchen du schaffst mich".

Sie machten eine kurze Rast im nahen Pub, überforderte die Kellnerin Ginny in dem sie drei Butterbiere bestellte, als Harry nicht aufpasste.

Er bestellte schnell 3 Cola und er klärte Vater und Tochter, dass es bei den Muggel kein Butterbier gab, und das Bier welches sie hatten vielmehr Alkohol besaß als ihr Butterbier. Außerdem war der Ausschank von Alkohol an Jungendliche verboten.

Als Arthur trotzdem ein Bier wollte erklärte ihm Harry: „Wegen dem hohen Alkoholgehalt trinkt man in der Muggelwelt Morgens um neun nicht unbedingt Bier."

Das konnte ja heiter werden. Aber er wollte ihnen ihren Ausflug in das normale England nicht verderben. Mit der Bahn schafften sie es nach London. Während der Fahrt erklärte er ihnen das Bahnsystem, so gut er konnte. Arthur schwärmte von Dampflokomotiven wie beim Hogwarts-Express. Hier in der Londoner Innenstadt gab es so was nicht, hier verkehrte die U-Bahn.

Ginny wollte endlich einkaufen gehen, und so sparten sie sich den Tower und White Hall für später auf. Arthur staunte über alles, über die Rolltreppen, die automatischen Türen und vor allem die Größe der Kaufhäuser. In der Herrenabteilung blieb er erstaunt vor einem Anzug stehen. „Dieser Anzug aus Tweed gefällt mir sehr gut", er schaute sich um aber niemand kam und half ihm, wie bei Madame Malkins. Harry ging mit Arthur zur Umkleidekabine und nahm gleich drei verschiedene Größen mit. Der Anzug stand ihm tatsächlich, als Arthur aber den Preis sah und diesen in Galeonen umrechnete meinte er: „Ich glaube der ist wohl zu teuer für mich". Er wollte ihn nicht mehr.

Harry übernahm Aufgabe ihn wieder aufzuräumen, aber nur scheinbar mit einem passenden Hemd und ener Krawatte ließ er alles zusammen einpacken. Ginny hatte ihren Vater unterdessen zu einem Paar Schuhe überredet, die er mit dem Muggelgeld in seinem Geldbeutel bezahlen konnte.

„Wo habe ich nur soviele Pfund her", wunderte sich Arthur. Ginny grinste und Harry wusste, dass beide das Gleiche geplant und durch geführt hatten. Während der Anprobe hatte Arthur jedem, der beiden seinen Mantel mit dem Geldbeutel in die Arme gedrückt.

So konnte er, seiner Molly ein Kleid kaufen. Nur die Kleidergröße hatte er natürlich nicht, aber ein kurzer Kontakt zwischen Ginny und Molly, die das zu ihrer Überraschung wusste, sich aber wunderte warum sich ihre Tochter nach der Kleidergröße der Mutter erkundigte, klärte diese Frage. Ginny konnte allen Verdacht mit dem Hinweis auf Muggelkunde aus der Welt räumen.

Tante Petunia hatte so früh mit ihren drei Gästen nicht gerechnet. Für Harry war der Anblick ungewohnt. Tante Petunia saß am Esszimmertisch und lass den Tagespropheten. Während Dudley auf der Terrasse mit seinem Laptop spielte. Arthur lies sich den Computer gleich ausführlich erklären. Ginny hörte den beiden aufmerksam zu, als Dudley zum Thema Internet war sie ganz begeistert.