Hallo °kopfeinzieh°,

ich weiß, dass die Fortsetzung dieses Mal ungewöhnlich lang gedauert hat. Aber wie ich bereits in einigen Mails angekündigt habe, wollte dieses Kapitel einfach nicht funktionieren. Nach einigem Umschreiben bin ich noch immer nicht zufrieden, aber jetzt lasse ich es einfach so.

Sagt mir, was ihr davon haltet.

Vielen Dank noch mal an alle, die mir die ganze Zeit Reviews und Mails geschrieben habe. Ich bin euch wirklich dankbar dafür.

Diana


Kapitel 22: Nicht die Giants, nicht die Rangers, nicht die Knicks ... die Yankees

„Die New York Yankees?" fragte Rory überrascht. Lorelai nickte. „Football?"

„Baseball," korrigierte Luke sofort.

„Ich dachte, die Yankees seien ein Footballteam."

„Nein, Baseball. Die New York Giants sind ein Footballteam."

„Und was sind dann die New York Rangers?" hakte Rory verwirrt nach.

„Eishockey-Spieler."

„Und die New York Knicks?"

„Basketball."

„Sicher?"

„Absolut."

„Also Baseball?"

„Genau."

Rory wandte sich wieder ihrer Mutter zu. „War das deine Idee?"

„Wieso nicht!" wollte diese wissen. „Ich habe gehört, es gibt Tonnen ungesunden Essens bei solchen Veranstaltungen."

„Ja, schon, aber..."

„Es ist doch nur ein Nachmittag," beruhigte Lorelai sie. „Das könnte witzig werden."

„Naja, ich weiß nicht."

„Du warst doch schon bei einem Eishockey-Spiel."

„Einmal."

„Letztes Jahr war es Football."

„Und wir wissen ja, wie toll das ausgegangen ist."

„Hey, komm schon, dass könnte eine Tradition werden. Jedes Jahr schaust du dir eine neue Sportart an und vielleicht stößt du ja irgendwann auf etwas, dass du selbst machen willst." Sie grinsten beide wissend. „Ich habe gehört, das soll gesund sein."

„Seit wann leben wir gesund?"

„Amen, Schwester. Deshalb ja auch die Tonnen ungesunden Essens ... Also, wenn du nicht mitkommen willst, dann verstehe ich das auch. Ich meine..."

„Schon gut. Ein Nachmittag wird schon nicht so schlimm sein."

„Das ist die richtige Einstellung."

Währenddessen fragte Jess seinen Onkel: „Wie seid ihr an die Karten gekommen? Ich habe mein ganzes Leben fast ausschließlich in New York verbracht und ich war nicht einmal im Stadion, geschweige denn bei einem Spiel."

Er zuckte mit den Schultern. „Frag nicht mich. Lorelai hat die Karten besorgt."

„Wann?"

„Heute."

„Aber ich dachte, die sind immer schon Wochen vorher ausverkauft!"

„Das hält doch eine Gilmore nicht auf."

„Auch wieder wahr."

Nach einigen Minuten weiteren Geplänkels sagte Luke: „Und nun eine kleine Einleitung in die Geschichte der Jankees." Die anderen Drei stöhnten. „Nur kurz. Versprochen."

„Aber Luke," jammerte Lorelai. „Wir gehen doch morgen zu einem Spiel. Wozu brauchen wir da heute noch einen langweiligen Vortrag."

„Also erstens habe ich mit meinem Vortrag noch gar nicht angefangen und somit kannst du überhaupt nicht beurteilen, ob er langweilig ist oder nicht." Sie machte eine gähnende Handbewegung und er musste leicht grinsen. Trotzdem fuhr er unbeirrt fort: „Und zweitens werden wir morgen auf der Fantribüne der Yankees sitzen. Das Mindeste, das ihr dann wissen solltet, sind die Namen einiger wichtiger früherer und aktueller Spieler..."

„Von mir aus."

„Vielleicht kennt ihr ja sogar einige der Namen!"

Ihre Hand wedelnd forderte sie ihn auf loszulegen. „Bringen wir es hinter uns!"

„Lou Gehrig?" Sie schüttelte unwissend den Kopf. „Sein Leben wurde sogar verfilmt."

„Sagt mir trotzdem nichts."

„George Herman Ruth?"

„Nein."

„Von seinen Fans wurde er Babe Ruth genannt."

„Zugegebenermaßen ein cooler Spitzname. Aber er ist mir trotzdem unbekannt."

„Joe DiMaggio, der so etwas wie sein Nachfolger war?"

„Joe DiMaggio, wirklich?" mischte sich Jess ein. „Der war doch Sohn eines Fischers."

„Du kennst Joe DiMaggio?" erkundigte sich sein Onkel misstrauisch.

„Aber sicher. Ernest Hemingway hat ihn in seinem berühmten Roman ‚Der alte Mann und das Meer' erwähnt. Muss ein cooler Typ gewesen sein."

„Sein Spitzname war doch ‚Joltin' Joe', oder?" hakte Rory nach.

„‚Joltin' Joe'?" fragte Lorelai. „Der ‚Joltin' Joe'? Oder auch ‚Yankee Clipper' genannt?"

Luke hatte es die Sprache verschlagen. Wer hätte erwartet, dass seine Begleiter so viel über Sport wussten!

Auf Lorelais Frage antwortete er schließlich mit einem Nicken und sie fuhr fort: „Das ist ja so klasse. Joe DiMaggio war der zweite Ehemann von Marilyn Monroe. Erst letztens habe ich ihre Autobiographie ‚Meine Story' gelesen."

Erkennend wandte er sich an Rory: „Und woher wusstest du von ihm?"

„Da gibt es dieses Lied von Simon & Garfunkel..."

Soviel zum Thema Sport. „Seine 361 Homeruns in 1736 Spielen und die 9 World-Series-Titel, die er mit den New York Yankees erreichte, treten angesichts dieser Erfolge in der modernen Pop- und Filmkultur natürlich völlig in den Hintergrund."

– x – o – x – o – x – o – x –

Am nächsten Tag betraten Luke, Lorelai, Rory und Jess mehr oder minder begeistert und alle mit tausend Dingen beladen das Baseballstadion. Zunächst waren sie wie jeder, der zum ersten Mal ein Stadion dieser Größenordnung betrat, von den Menschenmengen wie erschlagen. Doch sie fingen sich nach einigen Sekunden wieder und konnten auf Grund der hilfreichen Platzanweiser recht schnell ihre Sitze finden und endlich die riesigen Trinkbecher, Junkfoodcontainer und Fanartikel abstellen.

Erinnert an die Rede ihrer Mutter beim letzten Footballspiel Yale-Harvard hatte Lorelai darauf bestanden, dass jeder mindestens eine Sache am Körper trug, die in als Fan der Yankees identifizierte. Und während sich Luke, Rory und Jess für ihr Essen anstellten hatte sie dem Fanshop einen Besuch abgestattet. Luke hatte natürlich eine neue Baseballkappe bekommen, für Rory hatte sie einen Button mit dem Gesicht des Star und Jess bekam ein Buch über die Geschichte der Yankees, das laut Verkäufer sehr witzig geschrieben sein sollte und das er zur Not lesen konnte, falls das Spiel an sich zu langweilig wurde. Sie selbst hatte sich für eine dieser monströsen Hände mit dem Yankees-Emblem entschieden.

Noch einmal ließen sie ihre Umgebung auf sich einwirken und hörten den witzigen Anekdoten des Stadionsprechers zu, bis sie – wie alle anderen auch – aufsprangen und begeistert jubelten, als die Spieler aufs Spielfeld liefen. Irgendwie war das ansteckend und sie konnten gar nichts dagegen tun.

Es folgten weitere Aussagen des Stadionsprechers und schon erfolgte der erste Pitch, der der Start einer langen und aufregenden Spiel werden sollte.

– x – o – x – o – x – o – x –

Es sollte eines der aufregendsten Spiele in der Vereinsgeschichte der Yankees werden. Ganze 14 Innings benötigten sie, bis sie schließlich ihre Gegener mit einer 8:6-Niederlage nach Hause schickten.

Die Zuschauer waren aus dem Häuschen.

Und auch Lorelai, Rory und Jess, die man nun wirklich nicht als Sportfans bezeichnen konnte, hatten sich gegen Ende nicht der Spannung verwehren können. Inning um Inning zitterten sie mit den Yankees-Fans, die um sie herum versammelt waren, ob ihrer Mannschaft endlich der spielentscheidende Run gelang. Und dabei sah es am Anfang nach einer vollkommen klaren Sache für das New Yorker Team aus. Erst im neunten – und damit letzten offiziellen Inning gelang es ihren Gegnern sich mit einem Grand Slam noch einmal heran zu kämpfen.

Doch all das Zittern war längst wieder vergessen, als sich die Spieler am Ende von ihren Fans feiern ließen und die gegnerische Mannschaft geschlagen vom Feld trottete.

Grinsend wandte sich Lorelai an Luke: „Und war das nun zwei Macy's- Stunden wert?"

Er nickte begeistert. „Definitiv. Also, ich muss schon sagen, mit solchen Bestechungsmethoden kannst du mich gern zum Shoppen überreden..."

„Gut zu wissen. Daraus wird sich sicher zu gegebenem Zeitpunkt Kapital schlagen lassen." In Gedanken überlegte sie bereits fieberhaft, wo wohl seine Grenze war. Irgendwie schaffte sie es immer ihn für ihre Vorschläge einzunehmen...

„Hat es dir den wenigstens auch ein wenig Spaß gemacht?" erkundigte er sich.

„Auch wenn ich das sicher noch bereuen werde, muss ich zugeben, dass Baseball gar kein schlechter Sport ist. Die Atmosphere ist so unglaublich, dass man sich gar nicht dagegen wehren kann von den anderen mitgerissen zu werden."

Er gar ihr einen kurzen Kuss. „Freut mich, dass es dir gefallen hat."

Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin wandten sich die beiden an ihre „Kinder". Rory trank gerade die letzten Reste ihre Cola, während Jess in sein neustes Buch vertieft zu sein schien.

„Wie lautet das Abschlussurteil?" wollte Lorelai wissen.

Jess brummt nichtssagend und so sprach seine Freundin: „Achtet gar nicht auf ihn. Bis eben war er noch genauso begeistert wie alle anderen auch und jetzt vergräbt er sich in seinem Buch, um das zu vertuschen und schön cool rüber zukommen."

„Hey!" protestierte er, doch Rory fuhr unbeirrt fort: „Es war toll. Viel besser als Football oder Eishockey. Aber vielleicht liegt das hier auch nur einfach daran, dass alles viel größer, viel professioneller und viel beeindruckender ist. Wenn ich den Sprecher zum Beispiel mit Kirk damals vergleiche, dann... Nein. Die beiden kann man gar nicht vergleichen. Kirk war der Witz an sich ... Kirk eben. Aber der Typ hier war wirklich originell."

Mit sarkastischem Unterton nickte Luke: „Oh ja. Der Reporter war wirklich das Faszinierendste an dem ganzen Spiel. Dabei hätte ich fast die Spieler übersehen..."

Lachend umarmte Lorelai ihn. „Tja. Du kannst eben nicht alle mit deiner Begeisterung für Sport infizieren." Sie ließ ihn wieder los und nickte in Richtung Gang. „Gehen wir?"

Nur langsam setzten sie sich in Bewegung – da sie natürlich nicht die Einzigen waren die in Richtung Ausgang wollten. Unauffällig ließ sich Lorelai ein wenig zurückfallen und sprach kurz mit einer der Anweiserinnen. Als sie zu den Anderen wieder aufschloss, meinte sie: „Kommt mit! Ich habe eine Abkürzung entdeckt."

Obwohl sie ihr – und vor allem ihrem Orientierungssinn – zunächst nicht glauben wollten, folgten die drei schließlich Lorelais Anweisungen und fanden sich tatsächlich recht schnell in wesentlich leereren Gängen im Inneren des Stadions wieder.

Unsicher fragte Luke: „Bist du sicher, dass wir hier richtig sind. Ich habe das Gefühl, dass wir immer weiter rein anstatt raus gehen."

Sie lächelte nur geheimnisvoll.

„Lorelai? Was ist hier los?"

„Nichts ist hier los. Was soll hier los sein?"

„Ich weiß auch nicht. Du benimmst dich merkwürdig."

Rory nickte. „Da muss ich ihm zustimmen. Du hast doch irgendetwas vor."

Bevor noch einer etwas sagen konnte, umrundeten sie eine weitere Ecke und fanden sich plötzlich hinter wild durcheinander schreienden Fans wieder.

Plötzlich wusste Luke, wo sie waren: „Das sind die Umkleidekabinen." Sie nickte. „Denkst du nicht, dass dein Fan-Sein jetzt ein wenig zu weit geht?"

„Das wird sicher nicht lang dauern. Aber ich habe es versprochen."

„Versprochen? Was hast du versprochen? Und vor allem wen?"

Langsam begann sie sich durch die Menge zu kämpfen und vertraute einfach darauf, dass die Anderen ihr folgten, da es unmöglich war sich umzudrehen. Schließlich erreichte sie eine metallene Absperrung hinter der einige Security-Leute standen. Einer kam auf sie zu, als sie trotzdem weiter wollte. „Sorry, Ma'am. Aber sie müssen hier warten. Weiter kommen sie nur mit Genehmigung eines Spielers." Er deutete auf die Liste in seiner Hand, auf der wahrscheinlich diese ausgewählten Personen standen.

„Lorelai Gilmore und Begleiter," antwortete sie uneingeschüchtert.

„Was?"

Nun war es an ihr mit ihrem Kopf auf eben jene Liste zu zeigen. Der Mann schaute sie noch kurz verdutzt an, bevor er nachschaute und dann zustimmend nickte: „Oh ja. Hier haben wir sie ja. 4 Personen, richtig?"

Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, wie Luke sie mit großen Augen anstarrte, während sie dem Mann erneut zunickte. Augenblicklich wurde das Gitter vor ihnen ein wenig zur Seite geschoben, so dass die vier unter den neidvollen Blicken der anderen die Sperre passieren konnten. Nachdem diese wieder an ihrem Platz war, meinte der Mann: „Folgen sie mir bitte. Ich bringe sie in den Besucherraum."

Obwohl sie nicht verstanden, was gerade passiert war, waren die anderen so überrascht, dass sie Lorelai ohne Fragen zu stellen folgten.

Kaum waren sie durch die Eingangstür getreten, kam auch schon eine Frau Anfang 30 auf sie zu und schloss Lorelai in eine herzliche Umarmung: „Hallo, Lorelai. Da bist du ja. Ich dachte schon, du hättest dich verlaufen oder uns gar vergessen..."

„Als ob ich das jemals könnte ... okay, bis auf das Verlaufen vielleicht. Aber dafür waren die Angaben der Platzanweiserin zu simple." Die beiden Frauen lachten. „Hallo, Jenny."

Sie trennten sich wieder und die attraktive Rothaarige zeigte mit einem Kopfnicken auf die Anderen: „Und? Willst du mir nicht deine Begleiter vorstellen?"

Sie tat es und endete mit einem: „... und das ist Jenny Avarage Pherson."

„Meinen Mann brauche ich sicher nicht vorzustellen?" meinte diese und fixierte dabei eine Person, die in der Zwischenzeit hinter sie getreten war.

Simultan drehten sie sich um und fanden sich nun Bobby Clark Pherson, dem Shortstop und Star der Yankees gegenüber. Nachdem dieser seiner Frau einen langen Kuss gegeben hatte – was eine alte Tradition war, wie sie bald erfahren sollten, wandte er sich ebenfalls zunächst an Lorelai und umarmte sie. „Hey, Darling."

„An mein Aussehen erinnerst du dich also, aber nicht an meinen Namen?" erkundigte sie sich scherzhaft. „Sollte mir das nun zu denken geben?"

„Aber sicher. Es bedeutet, dass du so umwerfend schön bist, dass Männer einfach alles andere vergessen..."

Lachend schüttelte sie den Kopf. „Du bist noch genauso unverbesserlich wie früher." Dann wandte sie sich Luke, Rory und Jess zu: „Darf ich euch Bobby Clark, einen alten Schulfreund und großzügigen Beschaffer unserer Eintrittskarten vorstellen?"

„Das alt möchte ich überhört habe, Darling," wies er sie mit seiner tiefen Südstaatenstimme zurecht und begrüßte dann die Anderen.

Als er sich schließlich kurz einer anderen Person zuwandte, flüsterte Luke sich leicht nach vorn beugend in Lorelais Ohr: „Was hat das alles zu bedeuten?"

Grinsend antwortete sie: „Wenn ich euch schon zu einem Baseballspiel einlade, dann aber auch mit allem was dazu gehört."