Hallo ihr,

es freut mich, dass euch die Fortsetzung mal wieder gefallen hat. Emily taucht dann wieder im nächsten Kapitel auf, aber erst einmal konzentrieren wir uns auf Lorelai und Luke.

Viel Spaß.

Diana


Kapitel 25: Lippenbekenntnisse

Sie verließen gerade die Schnellstraße wenige Kilometer von Stars Hollow entfernt, als Lorelai langsam aufwachte. Sie streckte sich langsam und stöhnte. „Ich bin alt."

„Wie kommst du darauf?"

„Ich habe fast die ganze Fahrt über geschlafen und doch bin ich immer noch müde."

„Ihr seid ja auch nicht vor 4 ins Bett gegangen und bereits um 7 wieder aufgestanden. Da darf man schon mal müde sein."

„Normale Menschen schon. Ich nicht."

„Du gibst also zu, dass du nicht normal bist!"

Sie gab ihm einen Rippenstoß. „Ich wollte damit nur sagen, dass ich früher die ganze Nacht auf war und mit Rory Videos geschaut habe. Einmal haben wir sogar zwei Nächte hintereinander durchgemacht und alle Police Academy Filme angeschaut und am nächsten Morgen stand ich pünktlich zu Schichtbeginn im Hotel."

„Da warst du ja auch im Training."

Sie nickte traurig. „Mir fehlt Rory."

Obwohl sie beide wussten, dass das nicht der einzige Grund für ihr Stimmungstief war, nickte Luke zustimmend. „Ich weiß. Aber du siehst sie ja schon in 4 Tagen wieder."

„Mmh! Sie fehlt mir trotzdem."

„Das habe ich auch nicht anders erwartet. Okay. Etwas anderes: soll ich dich gleich nach Hause fahren oder kommst du noch mit ins Diner?"

„Diner!" kam es wie aus der Pistole geschossen.

„Aber ich dachte du bist müde..."

„Da kann ich auch schlafen. Außerdem gibt es dort Essen und bei mir nicht..."

Obwohl er das Gefühl hatte, dass sie ihm nicht die ganze Wahrheit sagte, nickte er und fuhr wie angewiesen zum Diner. Er parkte und sie stiegen aus.

„Da wären wir wieder."

Lorelai nickte. „Wir sind zurück."

„Willst du gleich mal im Hotel nach dem Rechten schauen?"

„Nein," winkte sie ab. „Die kommen auch noch einen weiteren Tag ohne mich aus. Ich will jetzt eigentlich nur noch ins Bett."

„Gut. Dann komm."

Er hielt ihr seine Hand entgegen, um ihr seine Tasche abzunehmen, die sie hinter ihrem Sitz hervorgeholt hatte, doch stattdessen trug sie sie selbst und ergriff mit ihrer anderen Hand die seine. Wie von selbst verflochten sich ihre Finger. „Okay?"

„Sicher. Aber die Tasche nehme ich trotzdem." Sie gab sie ihm, schloss ab und dann gingen sie händchenhaltend auf den Eingang zu. Lorelai, die ja noch eine freie Hand hatte, öffnete die Tür und ging als erste hindurch, dicht gefolgt von ihm.

Es war kurz vor Mittag und das Geschäft war bereits bis zum Bersten gefüllt, so dass sie wie gegen eine unsichtbare Mauer liefen und erschrocken stehen blieben.

Grinsend drehte sie sich zu ihm um. „Wow. Das nenne ich ein Begrüßungskomitee."

„Sieht so aus, als könnte Lane ein wenig Hilfe gebrauchen." Er nickte der jungen Frau kurz zu, die so beschäftigt war, dass sie nicht einmal ihren Boss begrüßen konnte. Er war sich nicht einmal sicher, ob sie seine Ankunft mitbekommen hatte. „Ich sollte mich schnell umziehen und dann ein wenig arbeiten."

„Okay. Also ab nach oben."

Sie setzen sich wieder in Bewegung und plötzlich begannen alle zu applaudieren.

Lorelai grinste glücklich, während er leicht verlegen den Kopf senkte. Aufmunternd drückte sie seine Hand und das schien zu wirken. Er schaute ihr wieder in die Augen und erkannte, dass sie ihm die Entscheidung über den nächsten Schritt überließ.

‚Na gut. Wenn sie das so will...' Für eine Sekunde zog er in Betracht einfach weiterzugehen. Doch dann entschloss er sich, die Meute nicht zu enttäuschen und ließ sich zu einem flüchtigen Kuss auf den Mundwinkel hinreißen.

„Das war für den Anfang gar nicht schlecht, Mister," flüsterte sie ihm ins Ohr und zog ihn – unter den begeisterten Rufen der Gäste – hinter sich her durch den Vorhang.

Sekunden später schloss sich die Apartmenttür hinter ihnen. Er ging sofort auf seinen Kleiderschrank zu und zog sich seine normalen Sachen an, während Lorelai ihre Jeans auszog und sich auf sein Bett legte. „Gute Nacht!"

Grinsend drehte er sich zu ihr um und sah gerade noch, wie sie die Augen schloss und sich zur Seite weg drehte. Seine Kappe aufsetzend trat er neben das Bett und küsste sie auf die Stirn. „Träum was Süßes!"

– x – o – x – o – x – o – x –

Als er zwei Stunden später zurückkehrte, saß sie schwer atmend und nass geschwitzt in seinem Bett. Die Beine hatte sie ganz eng an ihren Körper gezogen und das Gesicht versteckte sie in ihren Händen.

„Lorelai? Ist alles in Ordnung?" fragte er vorsichtig, obwohl offensichtlich war, dass dem nicht so war.

Erschrocken zuckte sie zusammen, wischte die schweißnassen Haare aus dem Gesicht, entspannte ihre Haltung und schaute dann langsam auf. „Hey, du."

„Alles okay?"

„Aber ja doch."

Er stellte das mitgebrachte Essen auf dem Nachtschrank ab und setzte sich neben sie. „Ernsthaft Lorelai. Ich mache mir Sorgen. War das schon wieder ein Alptraum?"

„Ja," gab sie geknickt zu.

„Wenn es irgendetwas gibt, dass ich tun kann, dann sag es..."

Sie rutschte ein wenig zur Seite. „Du könntest dich zu mir legen."

„Das würde ich wirklich gern. Aber ich will mir lieber nicht ausmalen, was Miss Patty und die anderen daraus machen werden, wenn ich nicht zurückkomme. Außerdem habe ich Lane versprochen, dass sie für ein Paar Stunden verschwinden kann."

„Oh!"

„Aber gegen 7 sollte ich fertig sein. Dann können wir zu dir fahren und..."

„Das müssen wir nicht. Wir können doch auch hier bleiben."

Dieses Mal nahm er es nicht kommentarlos hin. „Lorelai? Was ist hier los?"

„Nichts. Ich habe dein Bett nur vermisst."

„Mein Bett?"

Sie nickte enthusiastisch. „Ja,... Ernie."

„Du hast mein Bett Ernie getauft?"

„Ja, ich dachte, das passt so gut zu deiner Werkzeugkiste. Ernie und Bert. Das ist doch voll cool!"

Er verdrehte die Augen – mal wieder nicht wissend, worauf sie anspielte. „Voll cool."

„Und jetzt da Ernie einen Namen hat, können wir ihn nicht einfach so allein lassen."

„Aber was ist mit deinem Bett zu Hause? Hat es nicht auch einen Namen und vermisst dich gerade ganz schrecklich!" Er konnte nicht glauben, dass er das gerade gesagt hatte. Er hoffte nur, dass das nie diesen Raum verlassen würde. Allerdings wusste er auch, dass das die einzige Möglichkeit war, wie er zu ihr durchdringen konnte.

„Nein," winkte sie ab. „Das ist nicht so schlimm."

Er blieb hartnäckig. „Und was ist mit morgen Nacht?"

„Was soll damit sein?"

„Wo willst du dann schlafen?"

„Hier!"

„Am darauf folgenden Tag?"

„Hier."

„Und am Freitag? Lass mich raten: auch hier!"

„Na, da werden doch Rory und Jess da sein. Sie haben sicher nichts gegen ein wenig Privatsphäre," versuchte sie sich herauszureden, obwohl sie längst erkannt hatte, dass sie auf verlorenem Posten stand.

„Du willst also für immer in meinem Einzelbett schlafen?"

„Du könntest dir ein größeres Bett kaufen."

„Lorelai."

Sie gab noch immer nicht auf. „Wir könnten das Bett von Jess dazu stellen und den Spalt dazwischen mit einer Decke füllen."

„Lorelai!"

„Was denn? Das sind doch gute Ideen."

„Wir könnten auch einfach zu dir nach Hause fahren und dort übernachten."

„Aber... aber..."

„... du hast Angst vor den Erinnerungen, die dort auf dich warten."

Sie ließ den Kopf hängen. Warum musste er sie nur so gut kennen?

„Sieh es doch mal von der Seite: du hast in diesem Haus eine schreckliche Sache erlebt, aber auch tausend wunderschöne. Du hast einen Großteil deines Lebens mit Rory dort verbracht ... ihr habt zusammen gelacht, geweint, Unmengen an Essen zu euch genommen, Videos geschaut, über jedes Detail eures Lebens gesprochen – sei es nun wichtig oder unwichtig gewesen – und viele wilde Partys gefeiert. Immer wieder hast du Freunde in dieses Haus eingeladen. Du hast wichtige Ereignisse dort erlebt. Du hast von diesem Haus aus Jahr um Jahr auf den ersten Schnee gewartet. Du hast dort mit mir geschlafen..."

„Du denkst, dass ich das zu meinen wunderschönen Erlebnissen zähle?"

Er grinste sie verschmilzt an. „Das hoffe ich doch..."

Sich vor ihm auf der Matratze hinkniend küsste sie ihn leidenschaftlich. „Das tue ich. Ich muss sogar zugeben, dass es im obersten Bereich der Liste zu finden ist!"

„Gut zu wissen. Fahren wir also nachher zu dir?"

Sie verzog das Gesicht. „Morgen, okay?"

„Heute Abend nach der Arbeit."

„Luke!"

„Lorelai! Wir wissen doch beide, dass du morgen auch nicht bereiter bist als heute... Nein, vielmehr noch wirst du morgen noch weniger Lust darauf haben."

‚Mist! Mist! Mist! Mist! Mist! Er kennt mich wirklich gut!' Sie brummte.

„Darf ich das als Zustimmung werten?"

„Nein."

„War das ein ja?"

„Nein."

„Gut. Dann fahren wir also heute Abend zu dir!" Er gab ihr einen sanften Kuss. „Ich muss dann mal wieder nach unten. Ruh dich noch ein bisschen aus und ess etwas."

Sie nickte langsam und ließ sich wieder in die Kissen sinken, während er zur Tür ging. Dann fiel ihr noch etwas ein und sie setzte sich wieder auf. „Luke?"

Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. „Ja?"

„Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich dich liebe?"

Unsicher, ob er sie wirklich richtig verstanden hatte, legte er den Kopf schief. „Was?"

Sie stand auf und ging zu ihm. Direkt vor ihm blieb sie stehen und legte ihre Arme um seinen Nacken. Ihm tief in die Augen blickend wiederholte sie: „Ich liebe dich!"

„Ich liebe dich auch!"

Ihre Lippen verschmolzen in einem romantischen Kuss, der schnell drohte zu mehr zu werden...

... als mal wieder etwas dazwischen kam. „Luke?" Etwas namens Lane.

„Was ist, Lane?" rief er zurück und versuchte sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

„Es ist gerade niemand hier und ich wollte fragen, ob ich schon gehen kann."

„Geh nur. Ich bin in einer Sekunde wieder unten."

„Okay. Bis später!"

Lorelai ließ ihren Kopf auf seine Schulter sinken. „Ihr Timing stinkt."

„Da bin ich ganz deiner Meinung."

Er legte seine Arme um ihren Körper und zog sie näher an sich. So standen sie für einige Minuten einfach nur da.

Dann löste sich Lorelai langsam wieder von ihm. „Okay. Geh. Auf dich wartet ein Diner und auf mich mein Lunch."

„Willst du mich etwa loswerden?"

„Damit ich in Ruhe essen kann? Aber immer!"

Er gab ihr einen Kuss. „Das werde ich mir merken."

„Sehr gut."