Eine detaillierte Vorstellung von Dracos Schlafzimmer? – naja…
Ein großer, geräumiger Schlafsaal erwartete sie. Ein Himmelbett aus alten, dunklen Holz mit schweren, dunkelblauen Samtvorhängen auf der linken Seite und eine Sitzecke aus schwarzen Ledersofas und einem nierenförmigen Tisch (A.N.: chrm chrm) verliehen dem Raum Charakter. Zwischen dem Bett und den Sofas war eine freie Fläche, auf der eine Art Spielfeld dargestellt wurde, vermutlich für Schach. Auf der gegenüber liegenden Seite war zwischen Bücherregalen, die sich vom Boden bis zur Decke zogen, ein Schrank. Ein interessantes Möbelstück, und das nicht nur, weil Draco schwer damit beschäftigt war. Denn er war zum Raum hin ausfahrbar und gab eine Bar frei.
Der junge Malfoysprössling wuselte unkoordiniert durch den großen Raum. Anscheinend suchte er nach Gläsern, denn auf dem Tisch stand schon eine halbvolle Flasche Feuerwhiskey und eine angebrochene Flasche Rotwein auf einem silbernen Tablett, das seinen Glanz schon vor einer Ewigkeit verloren haben musste.
Blaise deutete Luna, sich zu setzten, und überreichte ihr das Baby, welches sofort anfing, mit einer Strähne des hellen Haares der jungen Frau zu spielen.
Blaise selbst trat hinter Draco und legte diesem eine Hand auf die Schulter. Verstört drehte sich dieser um. Blaise erkannte, wie sehr Draco mit dieser Situation überfordert war. Sanft aber bestimmt nahm sie ihn an den Schultern, lenkte ihn durch den Raum und drückte den Blonden einfach auf eine Couch.
Sie hockte sich hin, um ihn direkt in die Augen sehen zu können und nahm seine Hände in ihre eigenen.
„Draco, ein Kind lag vor deiner Haustür. Jetzt befindet es sich in deinem Schlafzimmer", erklärte Blaise sachlich.
Draco sah sie an als wäre sie ein sprechender Bonsai-Baum.
„Soo wird das nichts", sagte die schwarzhaarige Frau gedehnt, „Nele!"
„Ja, gnädiges Fräulein, Nele ist hier und hat alles was Sie wollten", sagte die kleine Hauselfe ächzend, da sie ein voll beladenes Tablett trug. Blaise deutete ihr, es auf den Tisch zu stellen.
„Kann Nele sonst noch etwas für Misses Zabini tun? Oder für das gnädige Fräulein mit den hübschen blonden Haaren?"
Blaise schüttelte abwesend den Kopf, und wandte sich den Gegenständen auf dem Tablett zu. Luna folgte ihrem Beispiel, auch wenn sie nur kurz von dem kleinen Geschöpf in ihrem Armen aufsah. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie wieder in die großen Augen des Babys blickte.
Blaise hantierte kurz herum und drehte sich dann wieder zu ihrem Schützling.
„Draco, du bist jetzt Vater."
Keine Reaktion.
„Du bist vollkommen unbrauchbar seitdem."
Er blinzelte. Nur sein Unterbewusstsein schien zu realisieren, dass er grade beleidigt worden war.
„Ich weiß, dass du weißt, wer die Mutter ist."
Draco hielt die Luft an. Er hatte es schon gewusst, als er das Baby zum ersten Mal gesehen hatte. Als er ihr in die Augen sah. Doch der Gedanke war so lächerlich, so erbärmlich, dass er ihn sofort wieder verdrängt hatte.
Er sah sich um. Alle schienen wie er den Atem an zu halten. Blaise sah ihn an, wie eine junge, erfolgreiche Frau ihren kindischen besten Freund eben ansah. Luna sah ihn einfach nur an, und wieso oft konnte er ihren Blick nicht deuten. Selbst das Baby schein ihn über den Rand des Bündels hinweg anzusehen. Wieder diese grün-blauen Augen...
„Sie ist tot", sagte er knapp, und lehnte sich zurück.
„Weißt du das sicher?", fragte Luna.
„Nein", gestand Draco nach einigem Zögern, „Aber..."
„Und was willst du jetzt mit der Kleinen machen?"
Dracos Blick wanderte von Luna zurück zu Blaise, die sich erhoben hatte.
„Ich-", seine Stimme versagte. Er schluckte trocken.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht, ich meine sie- ich kann doch nicht... sie ist- ich wusste nicht mal, dass sie eine sie ist! Wie soll das funktionieren?"
Er blickte Blaise von unten her fragend an, doch diese erwiderte seinen Blick nicht sondern drehte sich plötzlich um.
Ehe Draco wusste, was geschah lag das kleine Geschöpf, mit dem diese ganze Misere begonnen hatte in seinen Armen. Und Draco sah es zum ersten Mal richtig an.
Das runde, zarte Gesicht, gekrönt von einer Hand voll weißblonden Haaren regte sich und zwei große, über den Umschwung verwirrte Augen trafen seinen Blick.
Zwei kleine, schüchterne Ärmchen streckten sich ihm entgegen. Wie hypnotisiert streckte er dem kleinen Kind seine Hand entgegen. Sanft schlossen sich zehn winzige Finger um seinen Daumen. Fasziniert beobachtete er die leicht unkoordinierten Bewegungen des jungen Menschen.
„Sie ist so winzig", flüsterte er.
„Du hältst zum ersten Mal ein Baby, oder?", vernahm er Lunas nun sanfte Stimme aus dem Hintergrund. Draco schreckte auf.
„Wieso? Mache ich etwas falsch?"
Sein Blick wechselte fast panisch zwischen seinen ehemaligen Schulkameradinnen. Aber die beiden Frauen lächelten nur und Blaise verneinte.
„Wann warst du das letzte Mal so besorgt?", fragte sie leise, während er sanft über das Gesicht des kleinen Wesens strich.
Draco lachte tonlos auf.
„Die letzten vier Jahre, wenn ich nicht grade betrunken war."
Diese Augen... Draco schein alles um sich herum zu vergessen, seine Sorgen, Befürchtungen, nur dieses kleine zauberhafte Wesen und er...
„Wie lange kennst du ihre Mutter schon?"
„Vier Jahre. Gibt schon seltsame Zufälle, nicht war?"
„Evelyn Druther."
Luna hatte wieder ihre Beine auf die Couch hochgezogen und starrte auf die Bücherregale. Ihre Stimme klang fremd und verträumt.
Dracos Herz blieb stehen. Seit über neun Monaten hatte er diesen Namen weder gehört noch ausgesprochen. Meistens versuchte er sogar, nicht an ihn zu denken...
„Sie- woher", doch er brachte nichts weiter raus und so schwieg Draco. Versonnnen wandte er sich wieder dem kleinen Mädchen zu. Nach einer Weile sah er jedoch auf. Blaise wich seinem Blick aus.
„Was- du weißt e-es auch?"
Blaise schmunzelte trocken und fing an, im Raum langsam auf und ab zu gehen.
„Im letzten halben Jahr bist du genau siebzehnmal bei mir aufgetaucht, aber nicht immer nur um über mich herzufallen- Du hattest auch eine Menge zu erzählen."
Draco fühlte sich wie betäubt. In seinem Kopf waren so viele Gedanken, dass er keinen einzelnen für einen Moment halten konnte.
„Dann weißt du also von ihr und allem", fragte er leise.
„Ja", war die sanfte Antwort, „Und sie kennt dich besser als ich. Dieses Kind braucht dich. Bei ihr wäre dieses Kind nicht sicher. Dieses Mädchen braucht dich genauso sehr wie du sie."
Blaise trat wieder vor Draco, während dieser über ihre Worte nachdachte.
„Also dann", fuhr sie fort, lies sich wieder auf seine Höhe und reichte ihm ein gut gefülltes Cognacglas, „Auf einen Neuen Anfang."
Draco nahm ihr das Glas ab und betrachtete es einen Moment. Dann lächelte er.
„Auf einen neuen Anfang."
Draco schluckte das kühle Betränk in einem Zug runter. Dann betrachtete er wieder das Mädchen in seiner Hand.
„Wie soll sie denn heißen?", fragte Luna. Draco sah verwirrt auf und stellte fest, dass die junge Frau neben ihm auf der Couch saß.
„Tja ähm", er dachte angestrengt nach, „Keine Ahnung. Ich weiß wirklich nicht viel über, na ja, Mädchen? Ich glaube, ich sollte anfangen, Bücher darüber zu lesen", murmelte er.
Blaise und Luna fingen bei seinem verwirrten Anblick an zu lachen und das Baby auf seinem Arm gluckste. Draco sah das kleine Wesen verwundert an.
„Sie lacht mich aus", stellte er entrüstet fest, was nicht grade dazu betrug, dass die beiden Frauen um ihn herum in ihrer erheiternden Tätigkeit innehielten. Erst als das Baby herzhaft gähnte, richteten sich drei paar Augen erwartungsvoll auf Draco.
„Wo soll sie eigentlich schlafen?", sprach Blaise dann aus, was alle (weiblichen) Anwesenden dachten, „Ich meine, Malfoy Mansion gleicht einer Ruine..."
Draco blickte sah dem kleinen Mädchen zu, dass sich schläfrig die Augen rieb.
„Ich verkaufe das Haus und ziehe nach London."
Blaise blickte ihn ungläubig an. Der Blonde spürte ihren Blick auf sich und wandte sich um.
„Was ist?"
„D-Du willst Malfoy Mansion verkaufen UND nach London ziehen?"
Draco verstand die Entrüstung hinter ihren Worten nicht ganz.
„Wieso? Ich meine, sieh dich mal um; Ein altes, für zwei Personen viel zu großes Haus, das zu allem Überfluss nicht nur schwarzmagisch-verseucht ist, sondern auch noch droht auseinander zu fallen. Dann wäre da noch der Urwald vor meiner Hautüre, obwohl ich den eigentlich sowieso vernichten müsste, wenn ich für das Grundstück noch einen angemessen Preis verlangen will..." Er sprach nicht weiter, denn in seinen Gedanken ging er schon die Liste der Gegenstände und Sprüche durch, die er für die Vernichtung der magischen Pflanzen in seinem Vorgarten brauchen würde. Blaise sah ihn sprachlos an.
„Außerdem wäre da noch die Angeschiedenheit von der Außenwelt. Ich meine, ich kann ja jetzt nicht mehr einfach auf einen Sprung in die Winkelgasse, wenn mir das Kijartkraut² ausgeht!", fügte er schnell hinzu.
Hatte Luna sich bis jetzt zurückhalten können, brach sie jetzt erstrecht in ein helles, schallendes Gelächter aus, als Blaise sich mit heruntergefallener Kinnlage zu ihr umdrehte.
„Ich glaub das nicht! Da kenn ich diesen Idioten seit meinem zweiten Lebensjahr, bin maßgeblich an seiner Aufklärung beteiligt und versuche jetzt noch, wo er schon zwanzig ist, ihn zu erziehen, und dabei hätte ich ihm einfach ein Baby vor die Tür legen müssen!"
Blaise schnappte sich trotzig die Cognacflasche und setzte sie an ihren Mund. Draco, völlig aus seinen Gedanken gerissen, staunte über den schnell abnehmenden Inhalt der Flasche und Luna versuchte krampfhaft, nicht von der Couch zu rutschen.
o-o-O-o-o
² Kijartkraut Da macht man so ne Art Tee draus, mit Koffein-Wirkung, so wie Muggel-Kaffee. Schließlich sind das hier Reinblütige Zauberer. Und stellt euch doch mal Draco vor, wie er einen Latte Mac-... nein, wisst ihr was, diese Vorstellung gehört alleine mir... #harr#
