Disclaimer: Immer noch gehören alle bekannten Personen und Orte Tolkien
A/N: Nach der ganzen Vorgeschichte fängt hier jetzt die eigentliche Handlung an. Kein Geschichtsunterricht mehr...
Nacht in der Sandfeste
Es war Vollmond. Wenn sich Araym nach vorne beugte und den Kopf ein wenig zur Seite legte, konnte er die silberne Scheibe durch ein Loch im Dach erkennen. Bei dieser Bewegung schnitten die Ketten tief in seine Handgelenke ein, aber Araym beachtete den Schmerz nicht. Einmal noch den Mond sehen! Ein letztes Mal! Wenn er schon die Sonne nie mehr zu Gesicht bekommen sollte, so wollte er sich wenigstens diesen Anblick noch einmal tief ins Gedächtnis einprägen. Morgen um diese Zeit würde er blind sein, wenn er dann überhaupt noch lebte. Viele überstanden die Bestrafung nicht, oder nahmen sich selber das Leben, um der Schande zu entgehen. Araym wusste nicht, ob er den Mut dazu aufbringen würde, aber er wollte auch nicht so enden wie der alte Rukil, der, seit man ihn geblendet hatte, bei den Frauen im Lager blieb, für sie die niedersten Arbeiten verrichtete und von ihnen herumkommandiert wurde.
Jetzt, wo er wusste, dass er sein Augenlicht in wenigen Stunden verlieren würde, fielen Araym Dinge auf, die er nie zuvor beachtet hatte. Selbst das Moos, das zwischen den grob gehauenen Steinen der Hauswand wucherte, schien ihm von bezaubernder Schönheit zu sein. Das Mondlicht liess die winzigen Wassertröpfchen, die sich darauf gesammelt hatten, silberhell aufleuchten. Araym betrachtete die grob behauenen Kanten der Steine, sah die Lücken dazwischen, den herausbröckelnden Mörtel, die Moose und Flechten, die alles bedeckten. Im Grunde genommen war es eine Schande, wie schlecht der Zustand dieses Baus war. Er hatte nie darauf geachtet, ob die Wände in den anderen Räumen auch so ungepflegt und schadhaft waren, aber er nahm es an. Nun, sie waren Krieger, keine Baumeister, und Araym hatte sowieso die meiste Zeit seines Lebens in Zelten verbracht. Er hatte die Sandfeste immer nur dann betreten, wenn ihn einer der Kommandanten zu sich gerufen hatte.
Ein leises Wimmern unterbrach seine Überlegungen und Araym fragte sich, ob es von einem seiner Mitgefangenen käme. Doch er glaubte es nicht, denn selbst er, der Jüngste der Gefangenen, hätte niemals zugegeben, dass er Angst hatte. Einen Laut von sich zu geben war undenkbar. Dann fiel ihm ein, dass sich das Lazarett gleich neben der Gefangenenzelle befand. Es musste Ahlan sein, den er gehört hatte. Der Pfeil des Fremden hatte ihn in den Unterleib getroffen und ihm seine Eingeweide zerfetzt. Es war ein Wunder, dass Ahlan überhaupt noch lebte, aber die Nacht würde er wohl kaum überstehen.
In Gedanken verfluchte Araym den Mann, der ihnen entkommen war. Seinetwegen würde Ahlan sterben, der Araym alles über die Wüste gelehrt hatte, als dieser noch ein kleiner Junge war. Wegen ihm würden bei Tagesanbruch vier Männer ihr Augenlicht verlieren. Die Strafe war hart, aber notwendig. Der Fremde hätte nicht entkommen dürfen. Sie, die Südwinde, waren die letzten, die einen Reisenden aufhalten konnten, der aus den Bergen herab kam. Entkam ihnen jemand aus dem Osten, so gab es noch andere, die ihn stoppen konnten, doch für jene, die von Westen her kamen, waren die Südwinde aus der Sandfeste das letzte Hindernis. In all den Jahren, in denen Araym jetzt hier lebte, war es niemandem gelungen, ihre Sperre zu durchbrechen.
Irgendwo in der Nähe rasselten Ketten.
„Araym? Junge, bist du wach?"
Es war Ajuur, der Gefangene rechts von ihm, der die heiseren Worte geflüstert hatte.
„Ja, Ajuur, ich bin wach. Was ist los?"
„Meinst du, dass sie dich auch bestrafen werden, Junge? Ich meine, du warst es, der ihn entdeckt hat. Ohne dich wäre er ungesehen an uns vorbeigekommen."
Araym stiegen Tränen in die Augen. Warum hatte er den Fremden gesehen? Warum hatte er es den anderen gesagt? Die ganze Nacht schon quälte er sich mit dieser Frage. Wenn er einfach geschwiegen hätte, wäre der Mann erst entdeckt worden, wenn er den Grenzstreifen überquert hätte. Es hätte zwar eine Strafe gegeben, aber man hätte unmöglich sagen können, welche Patrouille ihn übersehen hatte. Sie hätten wohl kaum sämtliche Wachen geblendet, die zu dieser Zeit Dienst hatten...
Es hatte keinen Sinn mit dem Schicksal zu hadern. Araym biss sich auf die Lippen und unterdrückte ein Schluchzen. Er fürchtete sich entsetzlich, auch wenn er es sich selber nicht eingestehen wollte. Erst als er sicher war, dass er seine Stimme im Griff hatte, antwortete er dem Mann neben ihm.
„Ja, Ajuur, sie werden mich auch blenden. Du kennst die Gesetze so gut wie ich. Die Strafe gilt für alle; es gibt keine Ausnahmen. Ihn gesehen zu haben reicht nicht – ich hätte ihn treffen sollen!"
Ajuur seufzte. Er murmelte etwas, was Araym nicht ganz verstand, aber es klang wie „armer Junge".
Araym mochte Ajuur. Seit er unter seinem Kommando stand, hatte ihn der ältere Mann immer ein wenig unter seine Fittiche genommen. Er hatte ihm alle Kniffe beigebracht, die man kennen musste, wenn man ein erfolgreicher Krieger sein wollte. Von ihm hatte Araym kämpfen gelernt, aber auch sich anzuschleichen und Spuren zu lesen.
Die Zeit verging. Die Gefangenen in der Zelle schwiegen. Der Mond schwand aus Arayms Blickfeld, dafür tauchte ein heller Stern in der Lücke auf. Seiner Helligkeit nach musste es der Morgenstern sein. Wie spät es wohl sein mochte? War schon ein heller Streifen am Horizont zu sehen? Wann würden sie sie holen kommen?
Arayms Zeitgefühl liess ihn im Stich. Die Stunden schienen sich bis zur Unendlichkeit auszudehnen und trotzdem schien es ihm, als sei die Nacht im Flug vergangen, als er die ersten Vögel zwitschern hörte. „Wenn ich es überlebe, werde ich sie morgen immer noch hören können", dachte er. „Das können sie mir nicht wegnehmen."
Dann drang der Geruch eines Feuers von aussen her in den Raum. Araym überlegte verzweifelt, wann die Frauen die Kochfeuer zu entzünden pflegten. Oder war es etwa schon das Feuer, in dem sie die Schwerter erhitzen würden? Araym versuchte herauszufinden, woher der Rauch kam. War es schon die Schmiedeesse, die sie anheizten? Schritte näherten sich, und die Riegel der schweren Holztüre wurden zurückgeschoben.
„Sie kommen! Sie kommen, um uns zu holen!" Araym konnte nicht verhindern, dass er am ganzen Körper zitterte wie die Rispen der Dünenbinse im Wind. „Ich werde nie mehr Dünenbinsen sehen", sagte eine kleine Stimme in seinem Kopf und eine neue Woge von Entsetzen überrollte ihn.
Doch noch waren es nicht die Soldaten der Sandfeste, die die Türe öffneten. Mehrere Frauen betraten den Raum und gingen zu den verschiedenen Gefangenen. Es war die junge Bantila, die zu Araym hintrat und die Fessel um sein linkes Handgelenk löste. Araym wusste, dass sie in seinem Alter war, aber er hatte sich nie besonders für sie interessiert. Jetzt, wo er sie zum letzten Mal ansehen konnte, fiel ihm auf, wie schön sie eigentlich war, mit ihrer schwarzen Lockenpracht und der bronzefarbenen Haut. Ihre grünen Augen schwammen in Tränen, als sie ihm eine Schale entgegenhielt.
„Hier, trink das. Es ist ein Kräutertee, der die Schmerzen erträglicher machen wird."
Ihre Stimme zitterte und sie verschüttete den Inhalt der Schale beinahe, als sich ihre Hände streiften. Ihre Hände waren ebenso kalt wie Arayms. Er hörte wie von weit her Ajuurs Stimme, der den Tee ablehnte. Er wolle seiner Strafe mit klarem Bewusstsein gegenübertreten, sagte er, und Araym zögerte. War es unehrenhaft, wenn er den Trank annahm? Er fürchtete sich nicht eigentlich vor den Schmerzen während des Blendens, sondern mehr vor den Folgen davon. Doch ausser Ajuur schienen alle den Tee anzunehmen, und so nickte Araym Bantila dankbar zu und führte die Schale ungelenk mit der freien Hand zum Mund. Er war sowieso nicht besonders fingerfertig, aber mit der linken Hand war er ganz besonders ungeschickt, was ihm schon viel Spott eingebracht hatte.
Der Trank war warm und süss, und Araym fühlte, wie sich schon nach wenigen Schlucken ein angenehmes Gefühl von Müdigkeit in seinem Körper ausbreitete. Sein Zittern liess nach und er spürte, wie sich sein Körper entspannte. Dankbar reichte er Bantila die Schale mit dem Versuch eines Lächelns zurück. Sie lächelte auch, aber eine Träne lief ihr über die Wange und sie wandte sich rasch seinem Handgelenk zu, um ihn wieder anzuketten. Dann stolperte sie hastig und ohne ein weiteres Wort davon.
Als alle Frauen den Raum verlassen hatten, kehrte wieder Ruhe ein. Doch nur zu bald wurde die Türe wieder geöffnet und fünf Männer traten ein. Sie trugen ihre hellen Lederrüstungen und die dunkelblauen Reitumhänge der Südwinde. Alle hatten sie die Kapuzen über den Kopf gezogen und den Schleier vor dem Gesicht befestigt, so dass man nur ihre Augen sehen konnte. Araym erkannte als einzigen von ihnen Layar, den Kommandanten der Sandfeste. Er war es, der auf Ajuur deutete.
„Ihn zuerst!"
Die vier Krieger traten auf Ajuur zu und Araym hörte seine Ketten rasseln. Dann führten sie ihn nach draussen. Ajuur ging mit hocherhobenem Haupt zwischen den Männern her. Sie hielten ihn nicht fest; er würde nicht versuchen zu entkommen. Die Türe wurde wieder geschlossen, und ausser dem lauten, nervösen Atmen der Gefangenen herrschte Stille in der Zelle. Alle horchten gespannt nach draussen und vernahmen tatsächlich bald einmal Layars Stimme.
„Ajuur Ordis, du weisst, weshalb du heute hier vor mir stehst?"
„Ja, Kommandant!"
Ajuurs Stimme war klar und deutlich zu vernehmen. Nicht die geringste Spur von Furcht schwang darin mit.
„Als du vor drei Tagen mit deinen Leuten den nördlichen Hirtenpfad bewachen solltest, habt ihr einen Reisenden entdeckt, der auf dem Weg ins Tal war. Du kennst deine Befehle, Ajuur. Wie lauteten sie?"
„Jeden Reisenden zu töten, der auf diesem Weg unterwegs ist. Es sei denn..."
„Es sei denn, was?"
„Es sei denn, es handle sich dabei um einen Hirten, oder um jemanden, der das Zeichen des fünften Windes trägt, Kommandant."
Layar fuhr fort. Aus seiner Stimme war keinerlei Gefühl herauszulesen. Ajuur und er waren Freunde, es fiel ihm bestimmt schwer, ihn zu verurteilen.
„Und, Ajuur Ordis, war dieser Reisende ein Hirte?"
„Nein, Kommandant, er war zu alt dafür und er trug die Kleidung eines Kriegers. Ausserdem führte er ein Pferd neben sich her, was ein Hirte aus Amarond niemals tun würde."
Es schien, als würden zwei völlig Fremde miteinander reden. Araym wusste nicht, ob er selbst so sachlich bleiben konnte, wenn er Layar gegenüberstand. Würde er überhaupt noch sprechen können? Seine Kehle war schon jetzt wie zugeschnürt, auch wenn ihn der Kräutertee ein wenig beruhigt hatte.
„Ajuur Ordis, hatte der Reisende das Zeichen des fünften Windes auf sich?"
„Nein, Kommandant, es war kein solches Zeichen zu sehen."
„Was wäre also eure Aufgabe gewesen, Ajuur?"
„Ihn zu töten, Kommandant!"
„Und was ist statt dessen geschehen, Ajuur Ordis?"
„Der Fremde entkam ins Tal, Kommandant. Es ist ihm gelungen, den Grenzstreifen zu überqueren, und obschon wir ihn verfolgten, ist es uns nicht gelungen, ihn zu fassen."
Araym hielt es kaum mehr aus. Er wusste, dass das Verhör sich dem Ende zu neigte. Die selben Fragen hatten sie schon am Vortag beantworten müssen – heute handelte es sich nur noch um eine Formsache, um den anderen Leuten in der Sandfeste klarzumachen, was sie erwartete, wenn sie den selben Fehler begingen, wie die Verurteilten.
„Unsere Späher in der Ebene haben den Mann entdeckt und ihn verfolgt, aber auch ihnen ist es nicht gelungen, ihn einzuholen. Sein Pferd war zu schnell für ihre Kamele, und im Wald haben sie seine Spur verloren. Doch nicht sie tragen die Schuld an seinem Entkommen, Ajuur Ordis. Es ist ihre Aufgabe, die Reisenden aus dem Osten im Auge zu behalten, nicht jene aus dem Westen."
„Ja, Kommandant."
„Du kennst das Gesetz, Ajuur Ordis?"
„Ja, Kommandant!"
„Ich höre, Ajuur Ordis!"
Ajuurs Stimme klang sachlich, so als ob er über einen Unbekannten richten würde und nicht über sich selber.
„Wer einem Reisenden ermöglicht, die Berge zu überqueren und die Ebene zu erreichen, muss bestraft werden, es sei denn, dieser Reisende hätte vom fünften Wind die Erlaubnis erhalten, über den Pass zu gehen. Wer nicht gesehen hat, soll nie wieder sehen können. So soll jener, der den Reisenden nicht rechtzeitig erblickt hat, sein Augenlicht verlieren, indem er mit einer glühenden Klinge gebrandmarkt wird."
Araym hatte eine Antwort Layars erwartet, aber stattdessen hörte man plötzlich einen schrillen Schrei, der kaum mehr menschlich klang. Ein grauenvoller Geruch nach verbranntem Fleisch drang kurz darauf in Arayms Nase und liess Übelkeit in ihm aufsteigen. Ein lautes Zischen war zu hören, als man das glühende Schwert ins Wasser tauchte, um es abzukühlen. Araym wusste, dass man jeden mit seinem eigenen Schwert blendete. Es wurde bis zur Weissglut erhitzt und dem Verurteilten dann quer über das Gesicht gepresst. Die Narben von der Brandwunde blieben zurück, so dass man bis ans Lebensende als Versager gezeichnet war.
Nach dem Schrei war es still draussen. Man hörte das leise Weinen einer Frau – vermutlich Ajuurs Gefährtin Zeriva. Dann war Layar zu vernehmen. Seine Stimme war nicht mehr ganz so fest wie zuvor.
„Bringt ihn weg und behandelt seine Wunde. Das Urteil ist vollstreckt – er hat seine Strafe erhalten, und ist jetzt wieder einer von uns. Kümmert euch also um ihn, wie wir uns um unsere Krieger kümmern."
Diese Aussage war zweideutig. Araym verstand sofort, was Layar meinte. Wurde im Einsatz ein Krieger schwer verletzt, konnte er seine Gefährten um einen schnellen Tod bitten, und man durfte es ihm nicht verwehren. Araym hatte auf diese Weise auch schon töten müssen, als er nach einem gewaltigen Sturm über den schmalen Grat, der von der Sandfeste wegführte, geritten war. Der Weg war an einer Stelle so ausgewaschen worden, dass er wegbrach, als die ersten Reiter dorthin traten. Während Ajuur, der die Gruppe anführte, sich mit einem Sprung vom Kamel hatte retten können, waren Araym und ein weiterer Krieger, die dicht hinter Ajuur ritten, in die Tiefe gestürzt. Araym war in den Fluss gefallen und wie durch ein Wunder von keinem herabfallenden Stein getroffen worden. Sein Begleiter dagegen hatte weniger Glück. Er landete auf einer Felsplatte am Flussufer und sein Kamel begrub ihn unter sich. Er lebte noch, als Araym zu ihm kam, aber sein Rücken war gebrochen. Der Verletzte hatte Araym gebeten, ihn zu töten, und dieser hatte sein Schwert gezogen, und seinen Wunsch erfüllt. Es war der erste Mensch gewesen, den er getötet hatte, und noch lange danach hatten ihn Albträume gequält.
Ob Ajuur um den Tod bitten würde? Araym konnte es sich gut vorstellen. Ajuur war nicht der Mann, der blind im Dorf umhertappte und den Frauen beim Kochen und Waschen half. Vielleicht würde er auch einfach die Sandfeste verlassen und auf den Grat hinauswandern, über den der Weg aus der Sandfeste führte. Dieser Weg war schon für einen Sehenden schwierig genug zu gehen, ein Blinder musste unweigerlich in die Tiefe stürzen. Araym wusste, dass es schon Krieger gegeben hatte, die diese Art des Todes gewählt hatten. Es war eine ehrenvolle Art zu sterben und sie würde zu Ajuur passen.
Wieder wurde der Riegel der Zellentür zurückgeschoben und wieder betraten die fünf Männer den Raum. Diesmal kamen sie zu Araym und dieser fühlte sich, als hätte man ihm Eiswasser in die Adern gefüllt. Sie lösten seine Ketten und er kippte nach vorne. Seine Knie schlotterten dermassen, dass er sich nicht aus eigener Kraft aufrecht halten konnte. Zwei der Krieger fassten ihn grob an den Schultern und nahmen ihn zwischen sich.
Layars Augen verengten sich.
„Lasst dem Jungen einen Moment bevor ihr ihn herausschleppt wie einen Sack Reis. Er war die ganze Nacht angekettet – da dauert es eine Weile, bis einen die Beine wieder zu tragen vermögen."
Araym war dankbar, dass Layar seine Schwäche auf die Fesseln und nicht auf die Angst geschoben hatte. Er dachte an Ajuur, der schon immer sein Vorbild gewesen war. Ajuur hatte keine Furcht gezeigt, also würde er sich auch beherrschen, solange er es vermochte. Er würde hier auf seinen eigenen Füssen hinausmarschieren und sich nicht tragen lassen! Araym atmete tief durch und versuchte sein Gleichgewicht zu finden. Schliesslich nickte er entschieden.
„Ich bin soweit. Lasst uns gehen."
Layar neigte leicht den Kopf und Araym war überzeugt davon, dass er unter seinem Schleier anerkennend lächelte über den Mut des Jungen, der vor ihm stand. Die beiden Krieger neben ihm liessen ihn los, und Araym schwankte leicht. Doch als sie ihn wieder festhalten wollten, schüttelte er den Kopf und setzte verbissen einen Fuss vor den anderen. Nach ein paar taumelnden Schritten ging es besser. Er zitterte zwar und fühlte sich elend, aber würde wie ein Mann auf den Richtplatz treten und nicht wie ein Opfertier.
