Kapitel 3, Die Versammlung des Ordens des Phönix

„Eins ..., zwei ... ", bei drei spürte Harry einen Ruck hinter seinem Nabel. Das Tempo der Reise, der Farbenwirbel, die Bodenlosigkeit bis seine Füße wieder hart aufschlugen, das alles war ihm vertraut. Nur nicht der dumpfe Schlag auf seinen Kopf. Er versetzte Harry kurzzeitig in Ohnmacht. Dann fühlte Harry weitere Schläge ins Gesicht. Diesmal waren es nur Ohrfeigen, die ihn wieder ins Leben holen sollten. Mad-Eye Moodys Gesicht beugte sich über Harrys.
„Du könntest auch so ein Auge gebrauchen."
Moody meinte damit sein eigenes magisches Auge, mit dem er 360° Sicht hatte und durch Wände und Türen und sogar in seinen eigenen Kopf sehen konnte.
„Nicht um diesen Preis", sagte Harry und betastete mit beiden Händen seine schmerzende Schädeldecke.
Jemand hinter ihm lachte und lachte, als könne er nicht mehr damit aufhören. Dann erstarb das Lachen in einem Geräusch, das klang, als ob dem Lachenden die Luft abgeschnürt worden wäre.
„Welchen Preis denn?" wollte Moody wissen.

„Lass ihn sofort los!" schrie Hermine.

Harry rappelte sich auf, was gar nicht so einfach war mit einem dröhnenden Kopf, und wandte sich um. Hagrid stand mit zornrotem Gesicht in der Küche von Sirius' Haus. Er hatte Kreacher, den Hauselfen, am Hals gepackt und hielt ihn hoch über den Boden. Kreacher zappelte, und eine gusseiserne Bratpfanne entglitt seinen Händen und fiel auf Hagrids Fuß.

„Aaahhhhrrrg!"

Hagrid ließ Kreacher zu Boden fallen, sein schmerzender Fuß schnellte in die Luft, traf Kreacher, als wäre er ein Fußball, und der Hauself flog quer durch die Küche und klatschte neben der Spüle auf den Boden.

Hermine stürzte sofort zu ihm hin.
„Ist dir was passiert?"
„Der Hauself hat Harry angegriffen!" schrie Hagrid Hermine an.

„Dumbledore hat gesagt, wir sollen nett zu ihm sein", Harry meinte das durchaus ernst.
Von Hermine erntete er nur einen vorwurfsvollen Blick. Kreacher wehrte ihre Hilfe ab und verkroch sich im Spülschrank, wo er eine Art Schlafnest hatte. Dabei zischelte er etwas wie Schlammblüterin.

Harry hatte sich inzwischen an den Küchentisch gesetzt. In seinem Rücken zerschlug Tonks gerade einen Gegenstand, es klang wie Porzellan. Harry drehte instinktiv den Kopf, um nachzusehen, doch ihm wurde davon so schwindelig, dass er Mühe hatte, sich auf seinem Stuhl zu halten.
Tonks entschuldigte sich und murmelte „Reparo!" Dann stellte sie einen wackeligen Turm aus sieben übereinandergestapelten Tassen auf den Tisch.
Hagrid machte sich unaufgefordert daran, Tee für alle zuzubereiten.
„Danach muss ich aber weiter", grummelte er.
„Ich auch", sagte Shacklebolt und nahm sich einen Stuhl.
„Was heißt das, du musst weiter?" wollte Harry von Hagrid wissen.
„Verreisen. Auftrag von Dumbledore", antwortete Hagrid.
Harry konnte sein Gesicht nicht sehen, aber dem Klang seiner Stimme konnte er entnehmen, dass Hagrid sich offenbar auf die bevorstehende Reise freute.
Hermine setzte sich an den Tisch.
„Ich muss unbedingt einen Brief an meine Eltern schreiben, damit sie sich keine Sorgen machen", sagte sie zu Tonks gewandt.
Moody schaltete sich dazwischen, ohne sein magisches Auge vom Spülschrank zu wenden;
„Deine Eltern werden in Ohnmacht fallen, wenn sie derzeit einen Brief von dir erhalten. Warte, bis Lupin die Sache mit deiner Post geklärt hat. Vermutlich ein indifferenter Skriptumzauber..."
„Ein Fluch, der den Inhalt aller Nachrichten, die per Eulenpost zu dir gelangen verändert", erläuterte Tonks.
Harry wollte zuhören, es interessierte ihn, was Tonks über diesen Postzauber wusste, aber sein Kopf brummte und er fühlte eine schwere Müdigkeit über sich kommen. Er legte seinen Kopf in die verschränkten Arme und dämmerte ein wenig weg. Von dem Gespräch in der Küche drangen nicht einmal mehr Fetzen an sein Ohr. Dafür hörte er ein anderes Gespräch um so deutlicher.
„Waaas!"
„Herr, er ist nicht mehr bei seiner Tante und ... und sie - dieses Schlammblut - ist auch fort..."
„Du hast sie entkommen lassen! Finde heraus wo sie sind!"
Der letzteres sagte, hatte eine kalte hohe Stimme, Voldemorts Stimme. Die andere Stimme war die einer Frau.
„Lestrange", sagte jetzt Voldemorts Stimme, „du weißt, was dich erwartet, nachdem du wiedereinmal jämmerlich versagt hast. Dass du mir diesen Jungen, seinen besten Freund" - ein kaltes hohles Lachen ertönte an dieser Stelle, „dass du mir den gebracht hast, einzig das verschafft dir ein wenig Gnade."
„Herr!" Tiefe Dankbarkeit lag in diesem Wort, wie die Frau es aussprach.
„Und außerdem", fuhr Voldemort fort, „habe ich keine Lust, dich zu strafen, wo ich doch jetzt den Jungen quälen kann."
Harry verfolgte das Gespräch bis zu diesem Punkt, ohne etwas von der Umgebung, in der es geführt wurde, wahrgenommen zu haben. Jetzt war es, als öffneten sich ihm die Augen.
„Harry Potter wird sich sicher Sorgen um dich machen", sagte Voldemort und Harry sah direkt vor sich eine Gestalt gekrümmt am Boden liegen, das Gesicht abgewandt. Er sah Rons roten Haarschopf.

„ROOOOON!"

Wieder zerbrach Porzellan. Diesmal war es nur die eine Tasse, aus der Tonks gerade ihren Tee trinken wollte. Harry war hochgeschreckt. Was war passiert? Seine Narbe schmerzte. Alle starten ihn an. In diesem Moment betrat Lupin die Küche.
„Was ist los?" wollte er wissen und ein weiteres Augenpaar richtete sich auf Harry. Der war sich nicht sicher, ob die anderen das ganze Gespräch gehört hatten oder nur seinen Schrei nach Ron. Vielleicht hatte er ja im Schlaf geredet.
Hermine antwortete schnell, bevor Harry es musste:
„Harry macht sich Sorgen um Ron. Vielleicht hat er von ihm geträumt."
„Jaah", sagte Harry - hätte Hermine doch bloß nichts von ‚träumen' gesagt - „...vom Quidditch, ähm - wie wir trainiert haben."
Er presste beide Hände auf seine brennende Stirn. Außer Lupin und Hermine fiel das wohl niemandem auf, weil jeder glaubte, Harry hielte sich den Brummschädel, den Kreacher ihm verpasst hatte. Lupin zauberte aus den Scherben am Boden wieder eine Tasse. Dann wandte er sich an Hagrid.
„Ich habe Seidenschnabel gefüttert. Er ist jetzt fertig für die Reise."
Hagrids Gesicht verriet, wie er sich freute. Gleichzeitig schien er aber auch Mitleid zu empfinden für Harry, denn er legte ihm seine riesige Hand auf die Schulter,
„Ich versprech' dir, dass ich bald wieder da bin, sobald ich meinen Auftrag erledigt habe."
„Pass bitte auf dich auf!" sagte Harry leise.
Hagrid verabschiedete sich von allen und ging mit Lupin aus der Küche. Auch Kingsley Shacklebolt verließ den Raum. Harry spürte, dass er gleich wieder einschlafen würde.
„Wäre es nicht besser, Harry könnte sich schlafen legen?"
Hermine stellte diese Frage, und Harry war ihr sehr dankbar dafür. Sie begleitete ihn auch in sein Zimmer, das selbe, das er schon bei seinen vergangenen Aufenthalten am Grimmauldplatz Nummer zwölf bewohnt hatte. Kaum stand er im Türrahmen kam Hedwig auf ihn zugeflogen und ließ sich auf seiner Schulter nieder. Vor einem der zwei Betten, die es in dem Zimmer gab, stand Harrys Koffer und darauf Hedwigs Käfig. Harry brachte keine Kraft mehr auf, sich darüber zu wundern, wie die Sachen hierher gekommen waren.

„Harry? - Harry, können wir noch reden?" fragte Hermine, als er sich schon aufs Bett gleiten ließ.
Harry spürte selbst den innigen Wunsch, mit Hermine zu sprechen. Noch konnte er sich an jedes einzelne Wort aus seinem Traum erinnern. Er wiederholte, was er gehört hatte.
„Hat V... Voldemort mich gemeint, als er Schlammblut sagte?" fragte Hermine.
„Jaah", antwortete Harry, „ich glaube schon. Wen sollte er sonst..."
„Und hast du Ron gesehen?"
„Jaah ...", Harry stockte, „ja, er lag am Boden. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Wahrscheinlich wollte er Voldemort nicht ansehen, er hatte sein Gesicht weggedreht..."
„Das heißt, du sahst ihn von Voldemorts Standpunkt... ?"
„Heißt es nicht!" schrie Harry auf.
Er empfand tiefe Scham diesen Punkt betreffend. In Träumen wie diesem fand sich Harry jedes Mal in Voldemorts Körper wieder. Und als Voldemort vor knapp einem Monat in Harrys Körper schlüpfte, benutzte er Harrys Mund und sprach dabei mit seiner eigenen kalten Stimme.
Harry sah in Hermines verstörtes Gesicht.
„Du hast recht", korrigierte er sich und senkte die Stimme wieder, „ich sehe alles, wie er es sieht. Ich sehe Voldemorts Gesicht nur, wenn er sich im Spiegel betrachtet."
„Weißt du", sagte Hermine und suchte, Harrys Blick zu begegnen, „du solltest wirklich Okklumentik lernen."
Seine erste Reaktion kam unmittelbar. Er schleuderte Hermine ein NEIN! entgegen, so laut, dass aus dem dumpfen Rumoren in seinem Kopf - der Nachklang von Kreachers Attacke - ein stechender Schmerz wurde. Wohl um den Schmerz zu übertönen setzte er noch viel lauter hinzu,
„HÖR - AUF - ZU - NERVEN!"
„Ich werde nicht damit aufhören, dir zu sagen, was ich denke", erklärte Hermine.

Harry wusste, dass sie recht hatte. Er musste lernen, seinen Geist vor Voldemort zu verschließen. Im Grunde wollte er es auch lernen. Doch auch in diesem Punkt fühlte er Scham. Sirius war gestorben, weil er, Harry, einer Vorstellung gefolgt war, die Voldemort in ihm erzeugt hatte. Hätte Harry damals schon Okklumentik beherrscht, hätte Voldemort ihm keinen seiner Gedanken einpflanzen können. Doch noch war Harry nicht bereit, seinen Fehler Hermine gegenüber einzugestehen.
„Harry? - Harry!" sagte sie sanft. Ihre Stimme drang zu ihm wie durch Nebelschleier. „Hörst du noch, Harry?"
Er hörte noch, doch er beschloss, sich schlafend zu stellen.

Harry schlief ungewöhnlich viel. Zwischendurch wachte er auf, dann brachte ihm Lupin das Mittagessen oder Tonks eine Tasse Tee - Harry fragte sich nicht, wie sie das schaffte. Er trank einen Schluck - essen konnte er nicht - und schlief sofort wieder ein. Am frühen Abend weckte ihn Lupin.
„Die Versammlung ...", sagte er.
Harry setzte sich langsam auf. Zu schnelle Bewegungen verursachten ihm Schwindel.
„Ich habe hier einen Trank, den Du einnehmen solltest", Lupin füllte den Inhalt eines grünen Fläschchens in ein Wasserglas und hielt es Harry vor die Nase.
„Was ist das?" wollte Harry wissen.
Er hielt sich dabei mit beiden Händen den Kopf und versuchte, auf dem Bett bis zur Wand zu rutschen, wo er ihn anlehnen konnte.
„So, wie du dich jetzt fühlst, kannst du unmöglich an der Versammlung teilnehmen", sagte Lupin, „das hier bringt dich wieder in Ordnung."
Harry nahm das Glas und setzte es an die Lippen. Noch einmal zögerte er. Das Brummen in seinem Schädel allerdings sagte ihm, dass es besser wäre zu trinken, was Harry schließlich tat. Die Wirkung trat augenblicklich ein. Harry spürte keinen Schmerz und keine Müdigkeit mehr. Sein Kopf fühlte sich so leicht an, als wäre er innen hohl.
„War das wirklich kein Gift?" fragte er Lupin besorgt.
„Warum bist du so misstrauisch? Geht es dir nicht besser?"
Als Harry merkte, wie Lupin seinerseits in Sorge geriet, dachte er von sich selbst, das er sich lächerlich aufführte. Darum wandte erschnell ein, dass es ihm schon besser ginge. Zum Beweis vor Lupin und sich selbst erhob er sich rasch vom Bett, und wirklich, er stand wieder schwindelfrei auf seinen Füßen.

Die Versammlung der Mitglieder des Phönixordens sollte in der Küche im Untergeschoss des Hauses stattfinden. Auf dem Weg dorthin nahm Harry jetzt Dinge wahr, denen er am Vormittag, als er die selbe Treppe zu seinem Zimmer hinaufgestiegen war, wegen der Kopfschmerzen keine Beachtung hatte schenken können. An der Wand entlang der Treppe hingen die geschrumpften Köpfe von Hauselfen Es waren Kreachers Vorfahren, die der Reihe nach der Familie Black, den verstorbenen Hausherren, hatten dienen müssen.
„Ist Kreacher jetzt nicht frei?" wollte Harry von Lupin wissen, „ich meine, kann er jetzt nicht jedes Wort verraten, was hier drinnen gesprochen wird?"
„Natürlich ist er jetzt frei. Dumbledore will ihn trotzdem nicht vor die Tür setzen, und ich denke, er hat recht. Wir müssen..."
„...freundlich zu ihm sein", unterbrach Harry.
„Himmel, JA!" sagte Lupin aufgebracht. „Hast du nichts aus der Vergangenheit gelernt?"
Verbitterung lag jetzt in seiner Stimme.
Harry schwieg.
Ja, er hatte gelernt. Dumbledore hatte ihm schließlich erzählt, dass Kreacher die Gleichgültigkeit, die Sirius ihm und seinem Schicksal gegenüber gezeigt hatte, tief verletzt haben musste. Er wurde zu einer ernsthaften Gefahr, weil Sirius, dem er nur aufgrund der Zauber, die einen Hauselfen lebenslang an eine Familie binden, den Dienst nicht zu verweigern wagte, seine Gefühle missachtet hatte. Sirius hatte seine Gründe, Kreacher zu verabscheuen, und Harry wollte viel lieber ihn verstehen als den Hauselfen, aber im Grunde hatte Dumbledore recht, das dachte Harry auch.
Das Treppengeländer endete in einem kunstvoll verzierten Schlangenkopf. Sie kamen nun durch die Eingangshalle. Mittendrin stand ein Schirmständer, der aus einem abgetrennten Trollbein gefertigt war. Von der Decke hing ein Kronleuchter. Seine Arme hatten die Form von Schlangen. Er gab nur schwaches Licht. An den Wänden hingen Portraits, deren Bewohner man lieber nicht weckte, denn dann warfen sie einem die hässlichsten Beschimpfungen hinterher. Am schlimmsten war Mrs. Black, Sirius' Mutter. Ihr Portrait verdeckte ein Vorhang aus schwerem Samt. Wenn sie einmal anfing zu kreischen, war sie schwer zu bändigen. Allein um keinen Anfall bei dem Bildnis dieser verstorbenen Hexe auszulösen, sprachen Lupin und Harry kein Wort, als sie die Eingangshalle durchquerten. Eine weitere Treppe führte ins Untergeschoss zur Küche.
Einige Ordensmitglieder saßen schon an dem langen Küchentisch, um den noch mehr Stühle gestellt worden waren. Harry blieb in der Tür stehen und blickte sich um. Dädalus Diggel, Emmeline Vance, Sturgis Podmore und Hestia Jones kannte er vom vergangenen Jahr. Sie waren im Gespräch mit Fred und George. Harry hatte richtig gesehen! Die Weasley-Zwillinge hätte er hier nicht vermutet. Diggel entdeckte Harry als erster. Ein Strahlen huschte über sein Gesicht. Er lupfte seinen Zylinder und stieß Fred an. Harry ging auf Fred und George zu. Sie kamen ihm entgegen und umarmten ihn nacheinander.
„Ihr seid im Orden?" fragte Harry.
„Na ja, wir gehen schließlich nicht mehr zur Schule", sagte George.
„Und volljährig sind wir längst", ergänzte Fred, „und schließlich geht es heute um Ron."
„Warum bist du hier? Bist du zur Versammlung zugelassen?" fragte George.
Harry wusste nicht gleich zu antworten. Natürlich konnte er sich denken, warum Dumbledore ihn von nun ab zu den Versammlungen des Phönixordens hinzuzog: weil er, Harry, als einziger in der Lage sein würde, Voldemort zu besiegen. Aber das wollte er Fred und George nicht erzählen.
„Ja, ich bin zugelassen," antwortete er nach einer Weile - im Raum war eine merkwürdige Stille eingetreten - „schließlich ist Ron mein bester Freund."
„Mum!" rief Fred aus.
Er blickte über Harrys Kopf hinweg zur Tür, in der jetzt Arthur und Molly Weasley aufgetaucht waren. Mrs Weasley ging sehr schnell auf Fred, George und Harry zu, und da sie so dicht beieinander standen, umarmte sie alle drei auf einmal. Diggel stand von seinem Platz am Küchentisch auf, gefolgt von Vance, Podmore und Jones. Alle begrüßten Arthur und Molly aufs herzlichste. Mrs Weasley sah schrecklich aus, ebenso ihr Mann Arthur. In ihren Gesichtern las Harry die Qualen, die sie seit dem vergangenen Abend um Ron ausgestanden haben mussten. Am liebsten hätte Harry Rons Eltern gesagt Hört zu, ich kann Voldemort töten, ich hole Ron da raus, er hätte Mrs Weasley Hoffnung geben können, Ron einmal wiederzusehen. Harry wusste, er würde es tun, wenn es keinen Weg mehr gab, würde er mit Voldemort kämpfen.
Weitere Ordensmitglieder betraten die Küche, und das Gemurmel, das wegen Mr und Mrs Weasleys Erscheinen erstorben war, schwoll wieder an. Nach und nach suchten sich alle Zauberer und Hexen einen Platz an dem Küchentisch, der sich auf magische Weise vergrößert hatte. Harry setzte sich an eine der Längsseiten zwischen die Weasley-Zwillinge. Von hier aus hatte er den Spülschrank im Blick. Er fragte sich, ob Kreacher sich gerade darin aufhielt. Mad-Eye Moody - schräg gegenüber am Tisch - schien Harry beobachtet zu haben. Sein magisches Auge sah jetzt in seinen Schädel bzw. durch ihn hindurch zur Spüle.
„Kreacher zählt seine Trophäen", knurrte er.
Harry wusste, dass der Hauself in seiner Schlafkammer alle möglichen Gegenstände bewahrte, die den Blacks, seinen einstigen Hausherren, gehörten, Dinge, die wie die Köpfe der Hauselfen oder die Schlangenformen am Kronleuchter die Schwarze Magie verkörperten. Die Blacks hatten den Dunklen Künsten sehr nahe gestanden. Wer ihre Vorstellungen von der Reinheit der Zaubererrasse nicht teilte, wurde von der Familie verstoßen. Wie Sirius Black, Harrys Pate. Seine Cousine Bellatrix Lestrange schloss sich Voldemort an. Kreacher besaß ein gerahmtes Foto von ihr, das er heiß und innig liebte. Sie hatte Sirius ermordet.

Durch die Küchentür traten nur noch wenige Nachzügler ein, die sich rasch auf die bereitstehenden Stühle verteilten. Zuletzt erschien Dumbledore. Mit wehendem Umhang schritt er zügig zu dem noch unbesetzten Stuhl an der Stirnseite des Tisches. Harry sah, wie der Stuhl Größe und Form veränderte, noch während Dumbledore sich darauf niederließ. Aus dem einfachen, ungepolsterten Holzstuhl wurde einer mit Armlehnen, hoher Rückenlehne und Polster sowohl auf der Sitzfläche, als auch den Lehnen.

Dumbledore ließ seinen Blick durch die Reihen der Hexen und Zauberer zu beiden Seiten des Tisches wandern. Vielleicht prüfte er, ob jemand fehlte - Harry jedenfalls konnte sich keine bessere Erklärung vorstellen. Er sah sich nun auch um und stellte fest, dass ihm mehr als die Hälfte der anwesenden Mitglieder des Phönixordens vollkommen fremd waren.
„Gestern um diese Zeit hat Voldemort einen Jungen in seine Gewalt gebracht."
Harry wandte seinen Blick von einem Zauberer, dem zwei Spitzhüte übereinandergestülpt auf dem Kopf saßen, dem sprechenden Dumbledore zu.
„Ronald Weasley ist sein Name. Seine Eltern und zwei seiner Brüder sind in unseren Reihen, zwei weitere Brüder möchten heute dem Orden beitreten. Rons Rettung hat oberste Priorität."
„Lebt der Junge noch?"
Harry konnte nicht sehen, wer gefragt hatte.
„Ja. Ich kenne seinen genauen Gesundheitszustand nicht, aber ich bin mir sicher, dass er lebt."
„Gibt es denn Lebenszeichen, ich meine, Zeichen dafür, dass der Junge lebt?" - Es war dieselbe sonore Stimme, die auch schon die erste Frage an Dumbledore gerichtet hatte.
Unweit von Harry begann jemand heftig zu schluchzen. Mrs Weasley. Sie verbarg ihr Gesicht an der Schulter ihres Mannes.
„Ich habe eine Hypothese, und wenn diese Hypothese stimmt, dann ist Ron am Leben."
„Aber Hypothesen sind fraglich, zweifelhaft..."
„Worauf wollen Sie hinaus?" schaltete sich Tonks dazwischen.
„Ich bin der Meinung, dass niemand sein Leben für einen toten Jungen aufs Spiel setzen sollte."
„Ron lebt!" flüsterte Harry, so dass nur Fred und George es hören konnten. „Ich weiß es, ich habe ihn gesehen."
„Albus, ich bitte sie, erklären Sie allen ihre Hypothese", sagte nun Professor McGonagall.
Dumbledore tauschte einen Blick mit ihr. Dann sah er zu Harry. In Dumbledores Augen lag jetzt etwas, das Harry nicht deuten konnte, das ihn aber im Innersten berührte und beunruhigte.
„Unter uns befindet sich heute ein junger Zauberer, der noch zur Schule geht und aus diesem Grund kein Mitglied in unserem Orden werden kann. Ihn und Ronald Weasley verbindet eine tiefe Freundschaft. Voldemorts Ziel ist in Wahrheit nicht Ron, sondern dessen bester Freund Harry Potter."
Unter den Versammelten wurde gezischelt und geraunt. Harry spürte viele Augen auf sich gerichtet. Er vermied es, jemanden anzusehen, stattdessen betrachtete er seine Hände. Bis jetzt kam ihm das ganze Gerede sinnlos vor. Zeit verging, Zeit, die Ron in Qualen verbringen musste.
„Warum lässt du ihn zu der Versammlung des Ordens zu?" fragte eine sehr alte Hexe mit flammendem, lockigem Haar, das über die Stuhllehne bis auf die Erde fiel. Tausend Furchen durchzogen ihr Gesicht, die Nase ähnelte einer schrumpligen Mohrrübe, aber ihre Augen waren ungetrübt. Von ihnen ging ein Glanz auf das alte Gesicht über.
Harry fragte sich, was Dumbledore ihr antworten würde.
„Ich habe meine Gründe", sagte Dumbledore - die ständigen Zwischenfragen hatten ihn nicht im mindesten aus der Ruhe gebracht. „Im Augenblick wäre es zu früh, vor dem Orden darüber zu sprechen. Nur so viel: ich habe erkannt, dass es ein Fehler war, ihn nicht in bestimmte Vorgänge, die ihn betrafen, einzuweihen."
Den Hexen und Zauberern schien diese Antwort zu genügen.
Einerseits war Harry froh darüber, dass Dumbledore nichts über den Inhalt der Prophezeiung gesagt hatte. Andererseits drückte ihn die Last, die er ohnehin tragen musste, noch schwerer, das Wissen, der einzige zu sein, der Voldemorts Herrschaft beenden konnte - er teilte es scheinbar mit niemandem außer Dumbledore.
„Wir müssen verhindern, dass Voldemort Harry in seine Finger bekommt", sagte Dumbledores Stimme.
Harry betrachtete immer noch die eigenen Hände, seine gespreizten Finger, die eigentlich nicht so aussahen, als eigneten sie sich fürs Klavierspielen - für die Dauer einer Sekunde war Harry, als sähe er vor sich die langen bleichen Finger Lord Voldemorts. War es möglich, dass Voldemort in seinen Geist gedrungen war? Konnte er jetzt der Versammlung folgen?
„Gibt es noch andere Personen um Mr. Potter, die Gefahr laufen, Lord Voldemorts Opfer zu werden?" fragte der Zauberer, der zwei Hüte trug.
Daraufhin meldete sich Lupin zu Wort.
„Ich denke zu den gefährdeten Personen um Harry gehört Hermine Granger, da sie seine engste Freundin ist. Miss Granger wurde bereits das Opfer eines Fluchs, den Inhalt von Briefen und Zeitungen verändert hat. Ein billiger und sehr ungenauer Zauber, darum glaube ich, dass Voldemort in diesem Fall nicht dahinter steckt. Sämtliche Post, die Miss Granger in den letzten zwei Wochen in ihrem Elternhaus erreichte, ist betroffen. Es scheint, man wollte Miss Granger psychisch zermürben. Ihre Ausgaben des Tagespropheten beinhalten Berichte über Katastrophen, die in Wirklichkeit nie passiert sind, ihre Briefe..."

Plötzlich langweilte sich Harry. Ihn interessierte nicht mehr, was Hermines und seine Post verändert hatte. Wer redete eigentlich noch von Ron? Wieder kam es ihm so vor, als sähen seine Finger aus wie die Lord Voldemorts. Haut wie Wachs überzog die langen, dünnen Knochen - Harry blinzelte, aber auch dann noch sah er Voldemorts Hände. Schnell zog er sie unter die Tischplatte, wo sie wieder wie seine eigenen Hände aussahen. Hatte er Halluzinationen? Wenn Voldemort wirklich in ihm anwesend war, dann musste Harry diese Versammlung schleunigst verlassen. Er wollte aufstehen, doch etwas hielt ihn auf seinem Stuhl fest. Eine magische Kraft hinderte ihn daran, Beine oder Arme zu bewegen. Äußerlich merkte niemand Harry an, dass er gerade verzweifelt gegen diese Kraft kämpfte. Er saß einfach nur auf seinem Stuhl, die Hände im Schoß gefaltet.
Harry blickte auf.
Dumbledore!
Seine Augen fixierten Harrys, und Harry spürte sich noch stärker an seinen Stuhl gefesselt. Sekunden später merkte er, dass er Dumbledore immer noch anstarrte wie ein Kaninchen die Schlange. Ich will aber nicht hier sitzen bleiben. Ich - will- aufstehen - gehen - zur Tür - ich muss hier raus!
Harry dachte ganz fest an das, was er tun wollte. Jetzt konnte er die Hände auf die Tischplatte stützen und seine Beine durchdrücken. Er spürte die Kraft, die ihn zurückhalten wollte, und fühlte seine eigene Stärke, seinen Willen, der sich allem, das ihn hindern wollte, entgegensetzte.
„Wohin will Mr. Potter?" fragte eine sonore Stimme.
Harry hatte sich schon hinter seinem Stuhl hervorgezwängt und halb zum Gehen gewendet.
„Ähm ...auf die Toilette", Harry wusste, dass seine Antwort lächerlich klingen würde.
„Er hat ein bisschen zu lange nachgedacht, als dass wir ihm diese Antwort abnehmen dürfen", krächzte eine Hexe mit einem extrem hohen Spitzhut und einer runden Brille, wie Harry selbst eine hatte.
Harry spürte nun keine Kraft mehr an ihm zerren, trotzdem blieb er stehen und rannte nicht einfach zur Tür. Dumbledore sah ihn unerwartet freundlich an.
„Setz dich bitte, Harry und erzähle uns, warum du den Raum verlassen wolltest."
Harry fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Bei dem Gedanken, vor den versammelten Mitgliedern des Ordens zu erklären, dass er Voldemorts Anwesenheit in sich gespürt hatte, würgte es ihn. Um Zeit zu gewinnen zog er seinen Stuhl umständlich vor, trat um ihn herum, ließ sich langsam nieder, ehe er näher an den Tisch rückte. Die Stuhlbeine quietschten auf dem steingefliesten Boden.
„Er denkt", krächzte die Hexe mit dem hohen Spitzhut und der Brille, „er denkt sich eine Geschichte für uns aus."
Harry fragte sich, ob diese Hexe oder ein anderer im Raum ihn durchschauen konnte. Dann nämlich hatte es wirklich keinen Sinn zu lügen.
„Er beschließt, uns die Wahrheit zu sagen", krächzte es wieder.
„Ich dachte, es wäre besser zu gehen, damit Voldemort nicht hören kann ...", Harry brach ab.
Er blickte zu Dumbledore, ob dieser ihm helfen würde, er erwartete eine Reaktion, aber Dumbledore hielt die Augenlider gesenkt, als interessiere er sich für die Risse und Flecken auf der schäbigen Tischplatte. Harry betrachtete dieselbe jetzt auch. Mit einem Mal löste sich seine Zunge und -
„Voldemort will mich glauben lassen, er wäre in mir", sprudelte es aus ihm heraus, „Voldemort hat Ron und er will auch Hermine. Ron lebt. Ich habe ihn gesehen. Voldemort sagt, er wird ihn quälen."
„Beherrscht der junge Potter keine Okklumentik?" fragte die sehr alte Hexe mit dem flammenden Haar ernsthaft.
„Ist das jetzt wichtig?" rief Harry, „Voldemort hat Lestrange auf Hermine angesetzt. Hermines Eltern sind wahrscheinlich in Gefahr!"
„Junger Mann", tönte die sonore Stimme, „Sie müssen nicht denken, die Ordensmitglieder wären mit Blindheit für das Wesentliche geschlagen. Und Sie müssen zugeben, dass es wichtig ist, Okklumentik zu beherrschen, denn wären Sie fähig, Ihren Geist vor dem Dunklen Lord zu verschließen, müssten Sie jetzt nicht vor die Tür gehen."
Harry beugte sich weit über den Tisch, um zu sehen, wer gerade sprach. Die sonore Stimme gehörte einem Zauberer in Lupins Alter mit schwarzem Lockenhaar. Er balancierte, während er sprach, seinen Zaubererhut mit der Spitze auf seinem Mittelfinger. Neben ihm saß kein anderer als Snape. Zu den Worten des schwarzgelockten Zauberers grinste er gehässig, und grinste auch noch weiter, als er merkte, dass Harry ihn dabei beobachtete. Allerdings schlug er die Augen nieder, was Harry befriedigte. Sollte Snape ruhig grinsen, aber dass er es nicht wagte, ihm dabei offen ins Gesicht zu sehen, verschaffte Harry Genugtuung.
„Lord Voldemort kann Harry nicht dazu benutzen, den Orden auszuspionieren", sagte Dumbledore leise, und sofort trat eine gespannte Stille ein, „dazu müsste er von Harry Besitz ergreifen. Bei der letzten Begegnung zwischen Harry und Voldemort im Zaubereiministerium hat sich gezeigt, dass Voldemort nicht fähig dazu ist."
Fred legte seine Hand auf Harrys Schulter. Harry atmete erleichtert auf.
„Wir müssen davon ausgehen, dass Mr Potters Darstellung der Situation zutrifft", sagte diesmal Snape, „Was können wir in diesem Fall für die Eltern von Miss Granger tun?"
„Das Haus der Familie Granger muss nur ein geheimer Ort werden", schlug eine kleine hutzelige Hexe vor.
„Allerdings führen Mr und Mrs Granger eine Zahnarztpraxis", gab Professor McGonagall zu bedenken.
Der Zauberer mit den zwei Hüten überlegte laut,
„Sie geben die Praxis vorübergehend auf, solange bis Lord Voldemort keine Bedrohung mehr darstellt, und die Zauberergemeinschaft sorgt für ihren Unterhalt. Am Ende kümmern wir uns auch um den Patientenzustrom."
„Wir sprechen von einer Variante des Fidelius-Zaubers, bei dem die fragliche Information allen entschwindet, außer natürlich Mr und Mrs Granger, Hermine und dem Geheimnisverwahrer ...", sagte die hutzelige Hexe, doch ihr Vorschlag fand nicht sofort die Zustimmung aller.
Unter den Versammelten gab es einiges Hin und Her um Alternativen, bis man sich übereinstimmend für den Fideliuszauber als den sichersten Schutz für Hermines Familie entschied.
Harry fragte sich gerade, wer Hermines Geheimnis verwahren würde, als die hutzelige Hexe es an seiner statt die Frage auch schon stellte.
„Wer wird das Geheimnis in seiner Seele verschließen?"
Ehe ein anderer etwas erwidern konnte, verkündete Dumbledore,
„Hermine Granger wird den Geheimnisverwahrer auswählen."

Bei dem Versuch, Rons Rettung zu planen, offenbarte sich die Hilflosigkeit der Zauberer und Hexen. Niemand wusste Voldemorts Aufenthaltsort zu bestimmen. Mrs Weasley rauschte tränenüberströmt aus der Küche, bevor Dumbledore die Versammlung überhaupt aufgelöst hatte. George lief ihr hinterher, gefolgt von Mr Weasley. Nur Fred bekam daher noch mit, wie Harry von verschiedenen Ordensmitgliedern eindringlich ermahnt wurde, nichts für Rons Rettung zu tun, was ihn selbst der Gefahr aussetzen könnte, in Voldemorts Fänge zu geraten. Snape schlug vor, Harry Tag und Nacht zu bewachen.
„Er besitzt auch einen Tarnumhang, den man ihm bei dieser Gelegenheit vorübergehend - bis Voldemort nicht mehr gefährlich ist - abnehmen sollte ..."
„Schluss jetzt!" forderte Dumbledore.
Er verkündete das Ende der Versammlung. Nicht wenige Hexen und Zauberer strömten durch die Küchentür nach draußen, manche verschwanden auf der Stelle. Viele aber blieben auf ihren Stühlen sitzen oder gingen jetzt im Raum auf und ab. Hermine stand, kaum dass der Eingang zur Küche wieder passierbar war, schon bei Harry - in Begleitung von Ginny. Ginny sah blass und krank aus. In ihrem Gesicht stand keine Träne, und doch konnte Harry sich im Augenblick kein traurigeres Gesicht vorstellen.
„Ginny?" sagte er, „Ginny ... ich würde gerne etwas tun ..."
Dumbledore stand plötzlich hinter Harry.
„Hermine", sprach er, „ich möchte dir einen Beschluss der heutigen Versammlung, der dich betrifft, mitteilen. Bitte komm mit mir."
Hermine folgte Dumbledore in eine Ecke der Küche nahe beim Spülschrank. Harry beobachtete beide. Bis Snape unerwartet auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches auftauchte.
„Geht es Ihnen besser, Potter?" schnarrte er. „Ich habe gehört, ein Hauself hätte Sie außer Gefecht gesetzt?"
Harry war vollkommen überrascht, er empfand nicht einmal Hass gegen Snape, als bräuchte es ein wenig Vorbereitungszeit, um Hass zu fühlen.
„Woher wollen Sie davon wissen?"
„Lupin bat mich um einen Trank, der Sie ein bisschen aufmuntern sollte."
Hier fand Harry also bestätigt, dass er recht gehabt hatte, misstrauisch zu sein, als Lupin ihn aufgefordert hatte zu trinken.
„Fühlen Sie sich jetzt vergiftet, Potter?"
„Ja ..." erwiderte Harry prompt, und dann stellte er eine Frage:
„Wissen Sie, wo Kreacher wohnt, Sir?"
Snape musste passen.
„Er sitzt in Ihrem Rücken, Sir."
Gelassen drehte Snape den Kopf, um über seine Schulter nach hinten zu sehen, während Harry zynisch fortfuhr.
„Vielleicht betrachtet er gerade ein Foto von Bellatrix Lestrange. Sie könnten Draco Malfoy bitten, ihm ein Autogramm von ihr mitzubringen."
Der Hass auf Snape war mit den Worten, die er sich quasi von der Seele redete, wieder da - Malfoy war ein Schüler in Hogwarts und Snapes Liebling, sein Vater war ein Todesser wie Lestrange. Ginny schluchzte und Harry wandte den Kopf. Sie erwiderte seinen Blick. In ihren Augen standen Tränen, Vorwurf und Zorn. Hatte er etwas falsches gesagt?
Sie rannte aus der Küche.
Snape war plötzlich verschwunden.
Dumbledore und Hermine kamen aus ihrer Ecke zwischen Wand und Spülschrank hervor und traten in die Mitte des Raumes. Die Zauberer und Hexen beobachteten Hermine aufmerksam. Harry entdeckte die Hexe mit dem extrem hohen Spitzhut und der runden Brille. Sie erwiderte seinen Blick mit einem breiten Lächeln. Lupin, Moody und Tonks und standen in Harrys Rücken, auch Professor McGonagall war ganz in seiner Nähe. Rons Eltern und Fred und George waren wieder im Raum. Snape tauchte neben dem schwarzgelockten Zauberer auf und verfolgte gespannt Hermines Augen. Sie guckte zu Dumbledore auf, der legte den Finger an seine Lippen.
„Die oder der Auserwählte wird unverzüglich eine Nachricht erhalten."
Die Hexen und Zauberer verließen, ohne säumig zu werden, den Raum, selbst Tonks und Lupin, von denen Harry vermutete, sie würden zum Abendessen bleiben. Harry sah auch Hermine hinausgehen.
Er fühlte sich viel zu aufgeregt, auch nur eine Scheibe Toast zu essen, daher ging auch er. In ihm brannte die Frage, wen Hermine sich ausgesucht hatte, ihr Geheimnis zu verwahren.