Wisst ihr, ich hätte nie gedacht, dass diese Geschichte so elendig lang werden würde!
Kapitel 9:
Er hatte sich verzogen und machte nun dick eingepackt einen Spaziergang am Ufer des zugefrorenen Sees entlang.
„Ron?"Genervt schloss er die Augen. Natürlich hatte er diese Stimme erkannt, aber er wollte jetzt nicht mit ihr reden. Er hatte keine Lust, ihr zuhören zu müssen, wie sie ihm sagte, dass sie nicht mit ihm zum Ball gehen würde, dass sie ihn nicht liebte, dass sie ihn dafür hasste, sie geküsst zu haben und dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.
Doch er wusste, dass er es irgendwie hinter sich bringen musste. Also drehte er sich zu ihr um und sah sie an.
Auch sie war dick eingepackt und hatte leicht rote Wangen. So standen die beiden sich in der Kälte gegenüber, sahen sich an und merkten gar nicht, wie sie beim Anblick des anderen zu schmelzen begannen.
Plötzlich begann es zu schneien. „Ron, ich wollte..." – „Ist schon gut, Hermine." schnitt Ron ihr das Wort ab. „Ich weiß genau, was du sagen willst und ich will es nicht hören. Lass mich besser wieder allein..." Hermines Augen füllten sich mit Tränen. Sie sah in verzweifelt an.
Na gut, vielleicht wollte sie ihn als besten Freund nicht verlieren. Aber er wollte mehr sein, als das und er würde es nicht aushalten, noch länger nur mit ihr befreundet zu sein.
„Ich denke nicht, dass du weißt, was ich zu sagen habe..." sagte Hermine etwas brüchig. Ron schwieg. Sie atmete tief ein und fuhr dann fort: „Ich will dir sagen, dass es mir sehr Leid tut, dich geschlagen zu haben. Das war... dumm von mir."
Ron war ein wenig überrascht von dieser ehrlichen Entschuldigung. Sie schien irgendwie gar nicht mehr wütend über den Kuss zu sein!
„Ich weiß, dass du gehört hast, was ich im Gemeinschaftsraum zu Harry gesagt habe." meinte sie und wurde rot. „Und ich will auch, dass du weißt, dass ich das absolut ernst gemeint habe."
Das hatte sie viel Überwindung gekostet. Aber jetzt war es raus und das fühlte sich gut an. Sie hatte Ron ihre Gefühle offenbart. Unwillkürlich musste sie lächeln. In Rons Augen stand etwas Unlesbares. Einerseits schien da große Freude zu sein, doch andererseits auch Zweifel. Vielleicht musste sie es noch mal klarer sagen.
„Ron, ich bin in dich verliebt. Schon seit Jahren! Ich... wäre gerne deine Freundin...also... deine feste..." – „Ist das wirklich dein Ernst?" fragte Ron zweifelnd. Irgendwas in Rons Gesicht machte ihr Angst. Empfand er nicht so für sie, wie sie für ihn? Warum guckte er sie so... entsetzt an?
„Weißt du, da habe ich jetzt ehrlich nicht mit gerechnet." Sagte Ron und dann bahnte sich ein Grinsen über sein Gesicht, dass von einem Ohr zum anderen reichte. „Also du... magst mich, hm?" grinste Ron.
Sie konnte ihm nicht mehr ins Gesicht sehen, aber sie lächelte. „Ja, sehr sogar." – „Warum hast du mich dann gestern geschlagen, als ich dich geküsst habe? War ich so schlecht?" Dieser Gedanke war ihm ja gerade erst gekommen! Entsetzt machte sich in ihm der Gedanke breit, er wäre ein schlechter Küsser...
„Nein... Der Kuss war... na ja... der Wahnsinn. Ich habe mich noch nie so gut gefühlt... aber du hast es so ganz ohne Vorwarnung gemacht und ich wusste einfach nicht, ob es echt war und es war eben... mein erster Kuss." Ihr Lächeln war verschwunden und sie starrte ihre Schuhe an.
Die Sonne ging langsam unter und tauchte alles in goldenes und rotes Licht.
„Der war so was von echt, dass sage ich dir!" sagte Ron. Er lächelte sie an. „Ich mag dich schon seit dem zweiten Schuljahr. Und im ersten habe ich es wahrscheinlich bloß noch nicht bemerkt... Und du weißt gar nicht, wie ich mich gefreut habe, als du gesagt hast, dass du mit mir zum Ball gehst. Ich habe diese komische Ausrede bloß erfunden, weil ich zu feige war, dich einfach so zu fragen. Von wegen eine andere! Für mich gibt es doch bloß eine..."
Hermine schmolz bei seinen Worten praktisch dahin. Er konnte ja tatsächlich herrlich kitschig sein... Wahnsinn... „Du machst einfach immer alles falsch!" rief sie, halb weinend, halb glücklich. Erschrocken schwieg Ron. „Du hättest mich ohne diese doofe Ausrede zum Ball bitten sollen und du hättest mir früher sagen sollen, dass du mich magst und... ach, das macht dich ja gerade so süß!"
Dann machte sie einen Schritt auf ihn zu. Und er machte einen in ihre Richtung. Sie standen nur eine Hand breit von einander entfernt.
„Dieses Mal ohne Ohrfeige?" fragte Ron und grinste. „Na klar..." flüsterte Hermine und schloss dann die Augen, um sich von Ron in die Arme schließen zu lassen. So standen sie da, in inniger Umarmung und sich küssend. Ihre Gefühle wirbelten wie Stürme in ihren Köpfen und alles in ihnen kribbelte...
Das war definitiv das Beste, was ihnen passieren konnte. Und sie würden auch noch zusammen zum Ball gehen...
Langsam wurde es dunkel. Hermine löste sich von Ron. „Wir sollten langsam zurück zum Schloss gehen." Ron, wie aus einer langen Trance erwacht, murrte. „Es ist doch gerade so schön hier..." Hermine musste lachen. „Ja, aber wir gehen trotzdem zurück."
Sie begannen zum Schloss zu gehen, allerdings nicht ohne die Hand des anderen fest umklammert zu halten und sich immer wieder verstohlene Seitenblicke zuzuwerfen.
Jetzt galt es wohl die nächste Hürde zu meistern. Es Harry erzählen? Es irgendjemandem erzählen? Es geheim halten? Oder es gar offensichtlich machen...?
„Und... ähm... erzählen wir wem, dass wir zusammen sind?" fragte Hermine, die sich als erstes traute, das Thema anzuschneiden. „Ich weiß nicht..." meinte Ron schlicht. „Wir könnten es Harry erzählen." sagte Hermine dann. Doch von dieser Idee schien Ron irgendwie nicht begeistert. „Du hast gut reden, du bist ja nicht im gleichen Schlafsaal wie er! Er würde mich die ganze Zeit mit Fragen löchern und dann würden die anderen Jungs es auch mitbekommen und es rumschreien und uns in Verlegenheit bringen und so weiter..." meinte er als Ausrede. Obwohl Hermine fand, dass dies eigentlich gar nicht Harrys Art war, sagte sie nichts dazu. „Du willst es Harry also nicht erzählen?" fragte sie schließlich. Ron drückte ihre Hand noch fester. „Ich würde es erst mal gerne... geheim halten." – „Na gut." sagte Hermine. „Das ist mir sehr Recht, dann kann ich mir albernes Gekicher und Mädchengespräche mit Parvati und Lavender ersparen..."
Sie lächelten sich noch einmal an, betraten dann die Eingangshalle des großen Schlosses und ließen ihre Hände los. Zwar fühlte es sich für beide so an, als verlören sie etwas, doch obwohl nicht viel auf den Gängen los war, kam hin und wieder der ein oder andere Schüler vorbei, der Ron zuzwinkerte oder Hermine angrinste, denn die ganze Schule wusste ja, dass sie gemeinsam zum Ball gingen. Ron und Hermine fühlten sich irgendwie merkwürdig ertappt...
Sie betraten den Gemeinschaftsraum, setzten sich zu Harry ans Feuer und verhielten sich so wie immer. Zumindest versuchten sie das, auch wenn es ihnen überhaupt nicht gelang. Zu oft sah Harry, wie sie sich merkwürdig stumpf und wie in Trance anstarrten. Und er bemerkte, wie übernatürlich nett sie zueinander waren. Auch fragte er, ob sie sich wieder vertragen hätten, worauf Hermine kichern musste und Ron verlegen zu Boden sah. Höchst misstrauisch ging Harry an diesem Abend ins Bett und irgendwann waren Ron und Hermine allein im Gemeinschaftsraum.
„Ich bin mir sicher, er hat was gemerkt." Seufzte Ron, der in einem besonders gemütlichen Sessel saß und sich durchs Haar fuhr. Hermine liebte es, wenn er das tat, seine Haare verstrubbeln... Sie ging zu ihm hinüber und – etwas zaghaft – setzte sich auf seinen Schoß. Beide wurden rot, genossen es aber dennoch. Hermine strich über Rons Haar.
„Von mir aus kann es ruhig die ganze Welt wissen, dass ich glücklich bin..." flüsterte Hermine in Rons Ohr. „Mhm..." murmelte Ron unter dem süßen Kuss, den Hermine ihm anschließend aufdrückte. Der Abend wurde noch spät...
Denkt nichts Falsches, die sind völlig unschuldig. Das war es aber mal wieder. Bis zum nächsten Mal! Reviewn ist immer gut! Macht's gut, Virsing,
saule-pleureur
