Vielen Dank für die wunderbaren Reviews! Bitte unbedingt weitermachen!

Zyra: Keine Sorge, es geht gleich weiter -g-

suffer: Ich bin auch froh, dass ich mich dazu entschlossen habe, auch wenn mir so ein Mehrteiler schon ein wenig Sorgen macht!

Nerak-23: Danke für die Review – und da ist es schon, das neue Kapitel – Tataaaa!- ;)

Sevena: Tausend Dank für das riesen Lob! Und dein Geschreibsel ist kein Geschreibsel! Ich fand deine FF großartig (hab ja erst eine gelesen – wegen Zeitmangel) und nein, ich bin keine Bestseller Autorin (Hmm, der Gedanke gefällt mir aber schon! -g-) Du musst nichts zahlen für die nächsten Kapitel – alle umsonst ;) brauchst nur etwas Geduld!

Kira Gmork: Danke! Ich freue mich, dass dir der Anfang gefallen hat! Über die „gute Laune" von Professor Snape schreibe ich doch am liebsten! Und noch einmal danke, dass du mir von erzählt hast, sonst würden alle meine Ideen noch gelangweilt im Denkarium schwimmen! Warum das böse „R"-Wort (You-know-which) böse ist? Na, weil ich Angst habe, dass das dessen Name nicht genannt werden darf nie fertig wird!

Anna2509: ;) mit dem Trank hast du absolut recht! Und hier kommt die Auflösung!

Katyes: Tja, genau das hatte ich beabsichtig: dich neugierig machen -g- Hurra, es hat funktioniert! Na ja, auf die Lösung einiger Fragen musst du wohl noch ein paar Kapitel warten!

AngeloSlytherin: Danke für das Lob! Hier dafür gleich das neue Kapitel!

Chromoxid: Nein, nein, so schnell wird das nicht verraten aber: Mist, Deine Ideen, was ihm passiert sein könnte, sind alle viel besser als meine ;))

Jetzt geht es aber los! Ach ja, der Review-bottom ist unten links -g-


2. Zwei allein

Hermine fuhr erschrocken aus dem Schlaf hoch. Krummbein verlor das Gleichgewicht als seine Besitzerin plötzlich die Beine ausstreckte und konnte sich gerade noch an der Bettdecke festkrallen. Der Kater machte einen Buckel, gab ein vorwurfsvolles Knurren von sich und sprang beleidigt vom Bett.

Hermine saß aufrecht da und starrte angestrengt in das dämmrige Licht.

Doch da war nichts. Verwirrt versuchte sie zu verstehen und sich zu erinnern, wovon sie aufgewacht war. Ein Traum? Ein Geräusch?

Hermine lauschte aufmerksam.

Leise knisterten die kleinen Flammen im Kamin.

Krummbein hatte sich auf den Schreibtischstuhl gerettet und putzte geräuschvoll seine Hinterpfoten.

Zwischen diesen Geräuschen war nur Stille.

Hermine zitterte vor Kälte – und auch vor Schreck, obwohl sie noch immer nicht wusste, warum. Sie zog sich die Decke über die Schultern, beugte sich vor, zum Fußende des Bettes und griff in ihren Umhang, den sie über den Koffer gelegt hatte. Schnell fand sie ihren Zauberstab und zog ihn heraus.

Snape hielt den Atem an. Hermine hielt den Zauberstab direkt auf ihn gerichtet.

War es möglich?

Sie murmelte einen Zauberspruch. Sofort hüpften im Kamin neue Flammen empor.

Snape seufzte. Das hätte er sich denken können.

„Was für eine Eiseskälte hier!" murmelte Hermine, rutschte ein Stück zurück, lehnte sich an das Kopfende des Bettes und winkelte die Beine an.

„Ich habe sie nicht eingeladen, Miss Granger!" Er stand noch immer da, mit verschränkten Armen. Ihr Zauberspruch war einfach durch ihn hindurch gegangen. Es wunderte ihn kaum. Sie sah ihn also auch nicht. Warum sollte das Wunder auch ausgerechnet bei dieser Gryffindorgöre geschehen.

Er konnte noch immer nicht glauben, was er Dumbledore hatte sagen hören. Ausgerechnet sie sollte die neue Professorin für Zaubertränke werden? Ihr Abschluss an dieser Schule war doch gerade einmal drei Jahre her! Wohl kaum genug Zeit, um sich eine solche Position zu verdienen – nicht einmal für die nervigste Besserwisserin, die er je unterrichtet hatte.

Snape schnaubte erbost. „Wir brauchen keine neue Professorin für Zaubertränke, Miss Granger! Ich bin hier!" Er fuhr sich mit den Händen durch das strähnige schwarze Haar, „Hören Sie? Ich bin hier!" Panik schwang in seiner Stimme. Er atmete tief ein und zwang sich, wie schon so oft zuvor, Ruhe zu bewahren. Unzählige Male hatte er schon versucht, mit Menschen oder Hauselfen in Kontakt zu treten.

Erfolglos –

sie sahen ihn nicht, sie hörten ihn nicht, sie spürten ihn nicht.

Snape hielt in seinen Überlegungen inne – bei der letzten Feststellung war er sich seit heute Abend nicht mehr ganz sicher. Als diese Göre ihn in seinen eigenen Räumen als arrogant und gemein beschimpft hatte, war er so wütend gewesen, dass er es durch seine Wut irgendwie geschafft hatte die Tür zuzuknallen, und als Dumbledore wenig später erwähnt hatte, dass sie seine Stelle übernehmen würde, war er aufgebracht aus seiner Nische gesprungen und dicht vor ihr stehen geblieben. Sie hatte seine Nähe eindeutig als Kälte wahrgenommen.

Wut ließ seine Bewegungen also schneller werden und vielleicht konnte er sich sogar endlich bemerkbar machen.

Vielleicht war es aber doch nur der Wind gewesen.

Er schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und sah sich um. Jetzt war auch noch der Schreibtischstuhl von diesem Vieh besetzt. Er konnte sich nicht einmal setzen. Natürlich hätte er sich einfach auf den Kater setzen können, weder das Tier noch er hätten es bemerkt.

Snape seufzte. Er versuchte seit Wochen, einen letzten Rest Normalität zu bewahren. Oft saß er stundenlang an seinem Schreibtisch – wenn er es denn endlich geschafft hatte, sich mit aller Kraft auf diesen Stuhl zu denken – und starrte auf die Bücher und den Stapel unkorrigierter Papierrollen. Oft hatte er mit den Händen nach den Gegenständen auf seinem Schreibtisch gegriffen – doch sie waren einfach hindurch geglitten.

Er fixierte noch immer Hermine, die keine Anstalten machte, sich wieder richtig hinzulegen, um zu schlafen. Gedankenversunken starrte sie ins Feuer.

Sie sah erschöpft aus, das war auch ihm aufgefallen, als sie vor ein paar Stunden auf, wie er fand, recht amüsante Art und Weise Bekanntschaft mit seinem Spiegel gemacht hatte. Ansonsten hatte sie sich kaum verändert seit sie vor drei Jahren Hogwarts verlassen hatte. Die gleichen unbändigen Locken, die blasse Haut, die intelligenten und, wenn sie es darauf anlegte, ein wenig überheblichen Gesichtszüge. Er sah sie noch immer vor sich, wie sie ihm schon in einer der ersten Stunden die gesamte Unterrichtsplanung vermasselt hatte, indem sie in einem einzigen Beitrag alles an Wissen preisgegeben hatte, was er innerhalb von zwei Schulstunden hatte vermitteln wollen.

Snape schüttelte den Kopf bei dieser Erinnerung. Kein böser Blick, keine Herabsetzung, keine Drohung hatte diese Schülerin jemals davon abhalten können, sich in und außerhalb seiner Stunden mit Wissen voll zu saugen.

Hermine trommelte unterdessen ungeduldig mit den Fingen auf die Bettdecke. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Und doch war sie so müde. Aber der Knoten in ihrem Magen baute sich langsam wieder auf. Sie rieb sich die Augen, beugte sich vor und rutschte erneut zum Fußende des Bettes.

Snape folgte ihren Bewegungen. Was hatte sie nun wieder vor? Konnte sie nicht einfach weiterschlafen?

Hermine holte die kleine verkorkte Phiole aus der Umhangtasche und hielt sie fest umschlossen. Snape beobachtete die junge Frau. Sie schien unentschlossen. Er fragte sich, was die Phiole enthalten mochte. Die Flüssigkeit war blassblau, er konnte sie jedoch nicht identifizieren, ohne an ihr zu riechen oder ihre Wirkung zu sehen.

Hermine sah, genau wie Snape in diesem Augenblick, auf die Phiole in ihrer Hand. Sie brauchte unbedingt noch ein wenig Schlaf oder sie würde den morgigen Tag nicht überstehen. Andererseits wusste sie, dass dieser Trank sie früher oder später abhängig machen würde.

Aber das war schon längst geschehen. Sie atmete tief ein.

Snape überlegte. Vielleicht ein einfacher Schlaftrank? Aber warum sollte sie zögern, einen solchen zu nehmen? Sie wirkte angespannt und schien einen Kampf in ihrem Innern auszufechten.

Widerwillig öffnete Hermine schließlich die Phiole und nahm einen Schluck daraus. Sie setzte den Korken wieder ein, ließ sich langsam nach hinten auf das Kissen gleiten und schloss die Augen.

Beneidenswert! Was hätte er für einen Schluck aus dieser Phiole gegeben!

Snape bemerkte, wie sie sich innerhalb weniger Augenblicke entspannte und ihre Atmung ruhig und gleichmäßig wurde. Die Phiole hielt sich lose zwischen ihren Fingern und der Bettdecke. Er wandte seinen Blick von Hermine ab, als er sich bei dem Gedanken ertappte, dass es vielleicht doch ein wenig indiskret sei, wenn er sie die ganze Nacht anstarrte, auch wenn sie nichts davon ahnte.

Er drehte sich dem Feuer zu und bedauerte kurz, dass er die Wärme, die davon ausging nicht spüren konnte. Ein Blick in Richtung des Schreibtischstuhls zeigte ihm, dass der Kater noch immer dort saß. Also beschloss er, den Rest der Nacht in der kleinen Nische am Fenster zu verbringen und hinauf in den dunklen Himmel zu starren, bis dieser im Morgengrauen langsam die Farbe wechselte. Er war sicher, dass sich keine Menschenseele jemals die Zeit genommen hatte, zu mit anzusehen, wie viele Facetten das Morgenlicht Stunde um Stunde mit sich brachte.

Er konzentrierte sich und erreichte sein Ziel.

ooo

Neidisch blickte Snape Hermine am nächsten Morgen nach, als diese durch die Tür in den nächsten Raum ging, sicher um sich auf den Weg in die große Halle zu machen.

Nicht dass er die große Halle oder die lärmenden Schüler vermisste, aber er litt darunter, diesen Raum seit Monaten nicht verlassen zu können. So sehr er sich auch anstrengte, er gelangte höchstens bis zur Türschwelle.

Zornig blickte er sich um. Sie hatte ein gewaltiges Chaos hinterlassen. Das Bett war ungemacht geblieben, ihre Kleidung lag überall verstreut und der Kater lag mitten auf dem Schreibtisch.

Dieser letzte Anblick gab ihm den Rest. „Verdammt! Mach dass du da wegkommst!" donnerte er und schwang beide Arme in die Höhe.

Die Papierrollen flogen mit einem Mal zur Seite, Krummbein fauchte erschrocken, sprang vom Tisch und riss dabei einige Rollen mit auf den Boden. Knurrend verkroch er sich unter dem Bett.

„Na bitte, habe ich mich also doch nicht getäuscht!" rief Snape triumphierend. Er konzentrierte sich und erreichte erstaunlich einfach den Schreibtischstuhl. Er setzte sich, den Blick, wie immer auf den Stapel restlicher Papierrollen gerichtet, dachte nach und wartete.

ooo

Erschöpft betrat Hermine am frühen Nachmittag wieder den Schlaf- und Arbeitsraum ihres ehemaligen Lehrers für Zaubertränke. Sie hatte das Frühstück und die öffentliche Begrüßung durch Professor Dumbledore überstanden. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, als alle Schüleraugen plötzlich auf sie gerichtet waren. Professor McGonagall hatte Hermines Anspannung bemerkt und beruhigend eine Hand auf ihren Arm gelegt. Ob Dumbledore ihr etwas gesagt hatte? Hermine hoffte inständig, dass er sich an ihre Abmachung hielt und es niemandem sagte.

Die freundlichen und ermutigenden Worte ihrer ehemaligen Hauslehrerin vor der ersten eigenen Unterrichtsstunde hatten jedoch in jedem Fall gut getan.

Und trotzdem.

Hermine stöhnte bei der Erinnerung an die aufgeregten, wuselnden Erstklässler, die sie vor wenigen Minuten frühzeitig in die Nachmittagspause geschickt hatte. Fünf beinahe explodierte Kessel, eine blutige Nase, zwei verschluckte Spinnenbeine, die zu Panikattacken von fünf Hufflepuffmädchen geführt hatten, obwohl diese die Beine gar nicht verschluckt hatten, und schließlich ein unglücklicher kleiner Ravenclawjunge, der seinen einfachen Schrumpftrank statt mit der Kelle plötzlich mir dem Zeigefinger umgerührt hatte, weil er wissen wollte, wie sich die samtig aussehende lila Flüssigkeit anfühlte. Als Resultat hatte sein Zeigefinger schließlich nur noch die Größe eines Fliegenbeins gehabt, was zu erneuten beinahe Nervenzusammenbrüchen der fünf Hufflepuffmädchen geführt hatte.

Hermine setzte sich auf das Bett und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Sie war eindeutig nicht dazu geschaffen, Kinder zu unterrichten. In einer Stunde begann der Unterricht der Fünftklässler. Wie sollte sie das nur durchstehen. In ihr krampfte sich alles zusammen. Sie sah hoch, ihr Blick fiel auf die kleine Phiole auf dem Tisch neben dem Bett.

Snape hatte ihr Verhalten beobachtet. „Nicht sehr erfolgreich, ihr erster Tag als Professorin der Zaubertränke, Miss Granger?" Warf er ihr spöttisch entgegen als er den gequälten Ausdruck auf ihrem Gesicht sah.

Jetzt bemerkte er, wie sie die kleine Phiole fixierte und zog die Stirn kraus. Er bezweifelte langsam, dass es sich um einen harmlosen Schlaftrank handelte. Sie griff nun nach dem Gefäß und nippte daran. Mit einer schnellen Bewegung stellte sie die Phiole zurück auf den Nachttisch und schloss für einen Moment die Augen.

Er sah, wie sie, kaum wahrnehmbar, vor und zurück wippte und dabei tief ein und aus atmete. Sie schien sich langsam zu entspannen. Snape kramte angestrengt in seinem Gedächtnis, die Farbe des Tranks - blassblau, die Wirkung, je nach Dosis entweder einschläfernd oder entspannend und entkrampfend.

Als Hermine die Augen wieder öffnete, nahm er die leicht geweiteten Pupillen und die Spur eines violetten Rings um die Iris herum wahr. Nur jemand, der wusste oder ahnte, was für einen Trank sie einnahm, konnte diese Annzeichen ausmachen.

Die Samen der Schattenmondkapsel waren hochgiftig. Der Trank daraus war kompliziert und nur wenige vermochten ihn zu brauen. Snape konnte es – und schaudernd erinnerte er sich an die wenigen Male, in denen er das Gift zubereitet hatte.

Er fragte sich, wer Hermine den Trank gegeben hatte und ob sie wusste, dass sie sich langsam vergiftete und dass ein Tropfen zuviel sie das Leben kosten würde.

Aber worüber machte er sich überhaupt Gedanken – sie war nicht mehr seine Schülerin, sollte sie sich doch zugrunde richten. Desto schneller würde sie hier verschwinden. Bis dahin würde er versuchen, ihr das Leben zur Hölle zu machen, um endlich auf sich aufmerksam zu machen. Was ihm in der letzen Nacht und heute Morgen mit dem Kater gelungen war, ließ sich sicher noch erweitern.

ooo

Hermine hatte sich schließlich sitzend nach hinten fallen lassen und starrte an die Decke. Sie versuchte sich die Schritte der folgenden Unterrichtsstunde noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Fünftklässler – sie wagte kaum, daran zu denken, hatte sie doch gerade sogar bei den Erstklässlern versagt. Sie setzte sich auf und beschloss, die Unterrichtsmaterialien im benachbarten Klassenraum noch einmal zu überprüfen.

Als sie aufstand und in Richtung Tür ging, folgte ihr Snape. Vielleicht, wenn er ganz dicht bei ihr blieb, vielleicht konnte er dann mit ihr hindurchschlüpfen. Er drängte sich, so dicht es ging an sie heran und konzentrierte sich. Er musste hier endlich raus! Sie musste ihn mitnehmen, sie musste einfach! Sonst…, sonst…"

Hermine verließ den Raum. Sie spürte einen kühlen Windstoß im Nacken und blickte fröstelnd über ihre Schulter zurück ins Zimmer.

Er sah direkt in ihre Augen, die prüfend zurück zum Fenster wanderten. Snape lächelte, es war eindeutig, dass sie seine Anwesenheit fühlen konnte. Sie hatte Angst, wusste nur nicht, wovor – noch nicht!

Das Fenster war geschlossen. Ein Zittern durchfuhr ihren Körper – an die kühlen, zügigen Gemäuer musste sie sich noch gewöhnen.

Sie durchschritt mit wenigen Schritten den kleinen Vorraum und ging durch die nächste Tür in den hohen, düsteren Klassenraum. Fröstelnd und mit einem flauen Gefühl im Magen zündete sie mit dem Zauberstab die Kerzen an den dunklen Mauerbögen der Kerkerwände wieder an. Sie musste sie nach der katastrophalen ersten Stunde heute Mittag unbewusst ausgemacht haben.

Sie ging zum Lehrerpult und betrachtet die Gefäße und Phiolen, die sie schon heute Morgen aus dem kleinen Büro neben dem Klassenraum heraussortiert hatte.

Die Kerzen flackerten unruhig.

Hermine sah sich um. Kein Fenster, doch die Tür zum Klassenraum war noch geöffnet. Sie verspürte wenig Lust, sie zu schließen und sich in diesem finsteren Raum gefangen zu fühlen. Ihr Blick fiel auf den Kamin am anderen Ende des Raumes.

Professor Snape hatte nie mehr Wärme in den Raum dringen lassen, als nötig war, damit niemand erfror. Hermine war dankbar, dass ein mitdenkender Hauself trotz dieser alten Tradition einen Haufen Holz in den Kamin gestapelt hatte. Sie entzündete ihn und stellte sich neben die aufhüpfenden Flammen. Wenn jetzt die Kerzen ausgehen sollten, hatte sie wenigstens das Licht des Kaminfeuers.

„Ein Feuer im Kamin, Miss Granger? Sie waren doch früher so gut in der Lage, sich warm zu denken!"

Snape hatte ihr tatsächlich folgen können. Es war ihm nun klar, dass ihm die ganzen Monate nur ein Mensch gefehlt hatte, der länger als nur ein paar Minuten in seinen Räumen blieb. Seine Wut über ihre Anwesenheit und das Chaos, das sie in seinem Reich anrichtete, hatten dazu geführt, dass er ungeahnte Kräfte mobilisieren konnte.

Jetzt stand er mit verschränkten Armen vor seinem Lehrertisch – fast wie früher – und betrachtete seine Nachfolgerin mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen. Seine Augen wanderten weiter durch die noch leeren Tischreihen. Sie hatte alles akkurat vorbereitet. Die Kessel und Kellen standen bereit, die Messer zum zerkleinern der Wurzeln lagen ordentlich auf den Brettern und sogar die nötigen Zutaten für die heutige Zaubertrankstunde der Fünftklässler hatte sie auf jedem Tisch bereitgestellt.

„Perfekt, wie immer, Miss Granger!" hauchte er ironisch." Sie glauben also, meine Schüler unterrichten zu können? Das wage ich zu bezweifeln!" Snape kniff die Augen zusammen und dachte sich durch den Raum, auf die Tischreihen zu. Er fühlte sich plötzlich viel stärker.

Hermine hielt die Hände so nah es ging an das wärmende Feuer. Sie murmelte leise die Abfolge des bevorstehenden Unterrichts vor sich hin: „Erst das schon vorhandene Wissen über Kniggelwurzeln abfragen, dann erzählen lassen, welche Tränke man damit – nein, erst noch über die Gefahren der Wurzel, wenn man… oder das doch lieber erst kurz vor Brauen des Tranks?"

Es schepperte – ein Kessel landete auf dem Boden.

Hermine fuhr erschrocken zusammen und blickte sich um. Der Kessel rollte geräuschvoll hin und her.

„Peeves!" Hermine blickte sich zornig um! Es war nichts von dem nervigen Poltergeist zu sehen.

Sie ging zu dem hinuntergefallenen Kessel und stellte ihn zurück. Kaum hatte sie sich einige Schritte entfernt, knallte der Kessel wieder zu Boden und mit ihm drei weitere.

„Peeves! Verdammt – das ist nicht komisch!" spätestens jetzt müsste doch das höhnische Kichern des Poltergeists ertönen.

Kein Kichern. Nichts.

Hermine erstarrte. Sie erinnerte sich plötzlich, dass Peeves sich während ihrer Schulzeit nie in die Kerkerräume getraut hatte. Er hatte zuviel Angst vor dem Blutigen Baron – und vor Professor Snape – führte sie ihren Gedanken zu Ende.

Ein Windstoß, die Kerzen flackerten, wirbelten – und erloschen.

Hermine griff nach ihrem Zauberstab. Der Kamin spendete bei weitem nicht so viel Licht wie die vielen Kerzen an den Wänden.

„Das reicht!" rief sie, die Stimme so fest es ging. Neben ihr flog ein weiterer Kessel zu Boden. Sie fuhr herum und stieß gegen den Tisch. Sie fluchte und sprach einen Zauberspruch, um die Kerzen wieder anzuzünden.

Nichts geschah.

„Lumos!" Hermine richtete ihren Zauberstab in einen der dunklen Winkel des Kerkers, in dem sie einen Kandelaber an der Wand wusste.

Ihr stockte der Atem. Es waren keine Kerzen mehr in diesem Kandelaber – sie schluckte und führte den Zauberstab in einen anderen Winkel. Auch der Kandelaber dort war kerzenlos.

Sie senkte den Zauberstab. Die Kerzen lagen zerbrochen auf dem Boden.

„Was ist das für ein dummer Scherz?" rief sie zitternd.

„Kein Scherz, Miss Granger. Ich wollte ihnen nur zeigen, wer hier der Meister der Zaubertränke und dieses Kerkers ist!" zischte Snape, der dicht hinter ihr stand. Er war begeistert von seiner neuen Kraft und fest entschlossen, sie zu nutzen.

Hermine fuhr herum. Sie hörte Schritte. Völlig verwirrt und ängstlich richtete sie den Zauberstab in die Richtung aus der die Schritte kamen. Oder waren es keine Schritte?

Ein Klirren – fünf Bretter samt Messern rasselten zu Boden.

Hermine keuchte.

Die Schritte näherten sich und etwas stieß gegen die Tür.

Hermine schrie entsetzt auf. „Sofort aufhören!"

Ein weiterer Schrei erfüllte den Raum " Professor Granger!"

„Was soll der Unsinn?" Hermine richtete ihren Zauberstab zitternd auf die Tür.

Dort stand – Hermine blinzelte – eine völlig verschreckte Gryffindor-Fünftklässlerin, die abwehrend die Arme in die Luft streckte.

„Professor Granger, ich – wollte –"

„Was?" fauchte Hermine und merkte nicht, dass sie den Zauberstab noch immer auf das Mädchen hielt.

„Eine – Unterrichtsverlegung – Professor!" brachte die Fünftklässlerin schließlich heraus. „Professor Vector zieht ihre Stunden vor."

Die Gryffindor starrte die neue Lehrerin für Zaubertränke an, wie sie da vor ihr stand, die Haare fielen ihr in wild-gelockten Strähnen ins Gesicht, ihre Augen waren, wir der Zauberstab in ihrer Hand, fest auf sie gerichtet und wirkten doch seltsam entrückt.

Das Mädchen schluckte und murmelte fast unverständlich: „Morgen – Doppelstunde Zaubertränke. – Verzeihen sie, Professor." fügte sie noch schnell hinzu, drehte sich um und lief so schnell sie konnte aus dem Kerker.

Hermine stand unverändert da. Den Zauberstab nun auf die Tür gerichtet atmete sie schwer und begriff nur langsam, was gerade geschehen war.

Snape klatschte in die Hände „Bravo, Professor! Ein gelungener Auftritt, das hätte ich kaum besser hinkriegen können!"

Hermine ließ den Zauberstab langsam sinken und warf stöhnend ihren Kopf in den Nacken.

Was hatte sie nur angerichtet? Sie hatte eine Schülerin mit dem Zauberstab bedroht. Nicht einmal Professor Snape hätte das getan.

Was würde das Mädchen Dumbledore erzählen?

Was würde es den anderen Schülern erzählen?

Hermine presste die die Faust vor den Mund und biss in ihre Finger – der Schmerz durchfuhr ihren Körper. Er konnte die aufkommende Verzweiflung und Panik jedoch nicht aufhalten. Es war schlimmer geworden als sie es sich jemals hätte ausmalen können. Wie hatte sie so überreagieren können – wegen ein wenig Herumgespuke in einem Kerkergewölbe. Bei Merlin, dies war Hogwarts!

„Es geht nicht!" keuchte sie

„Ganz sicher nicht!" Snape stand nun wieder vor dem Lehrertisch.

„Ich muss hier weg –"

„Exzellente Idee!"

„ – Ich kann nicht mehr – halte das nicht aus. Nicht noch mehr…" Hermine rannte aus dem Kerker, durch den Vorraum und in die Privaträume.

Snape sah ihr nach. Das war viel schneller gegangen, als er sich vorgestellt hatte.

Und es hatte viel weniger Spaß gemacht, als er sich erhofft hatte.

Warum hatte sie so schnell aufgegeben? Und das hatte sie, soviel stand fest. Sie war am Ende ihrer Kräfte.

Er grübelte. Er hatte diese Gryffindorgöre sieben Jahre lang als unerträgliche Besserwisserin und Kämpferin erdulden müssen. Nie im Leben hätte sie aufgegeben. Zusammen mit ihren ach so glorreichen Freunden Potter und Weasley hatte sie, noch vor Ende ihrer Schulzeit, dem Orden geholfen, Voldemort auszulöschen. Nein, Hermine Granger war zu Recht in das Haus Gryffindor eingeteilt worden und dieser Auftritt passte ganz und gar nicht zu ihr, so ungern er sich dies auch eingestand.

Sein Blick streifte durch den verwüsteten Raum. Er seufzte und konzentrierte sich.

ooo

Es war nicht so einfach, wieder in seine Räume zurückzugelangen.

So viele Türschwellen! Außer Atem platzierte er sich vor seinem Kleiderschrank.

Da war sie. Sie saß schluchzend auf seinem Bett. Snape stöhnte genervt.

„Miss Granger, machen sie es doch nicht schlimmer als es ist!"

Er betrachtete sie und bemerkte plötzlich, was sie in den zitternden Händen hielt.

Die Phiole.

Sie hatte bereits letzte Nacht und heute Mittag von dem Trank genommen und sollte dies auf keinen Fall so schnell wieder tun. Snape versuchte, ein Stück näher an sie heranzugelangen.

Sie hatte doch nicht etwa vor,…

Hermine schluchzte und umklammerte mit einer Hand die Phiole, die sie bereits entkorkt hatte. Die andere Hand krallte sie in die Bettdecke.

„Miss Granger, ich warne sie! Das sollten sie wirklich nicht tun!" Er schnaubte erbost.

Nun, wenn sie unbedingt meinte… aber, doch nicht vor seinen Augen!

Er stand nun neben ihr. Etwas kroch in ihm hoch.

Es wäre seine Schuld.

Hermine zitterte am ganzen Körper. Ihre Augen fixierten entrückt einen unsichtbaren Punkt an der Wand. Sie führte langsam die Phiole an ihre Lippen.

Er beugte sich, so schnell es ging, zu ihr herunter und versuchte, nach der Phiole zu greifen.

Zwecklos. Panik ergriff ihn.

„Miss Granger, verdammt! Jetzt reißen sie sich zusammen!"

Snapes vibrierende Stimme schallte durch den Raum, ließ Krummbein aus seinem Traum aufschrecken und riss Hermine aus ihrer Trance.

Sie schrie auf.

Die Phiole löste sich aus ihrer zitternden Hand und der Inhalt ergoss sich auf ihrem Schoß.

Sie fühlte plötzlich, dass jemand mit ihr im Raum war,und es war nicht Krummbein.

Langsam hob Hermine den Kopf.

Sie blickten sich in die Augen.

TBC