Kapitel 2. Einzug in die Sunnegg

Sirius

Ich habe eine erste Gelegenheit, meinen neuen Zauberstab richtig zu testen. Dabei stelle ich rasch fest, dass das Ding eine Menge Power hat! Ich muss die Zauberformeln sehr gut dosieren, um nicht gleich zu übertreiben. Ich repariere einige kleine Sachen am Haus und fühle mich zum ersten Mal seit vierzehn Jahren wie ein richtiger Zauberer. Nie hätte ich erwartet, einen Zauberstab von jemand anderem als Ollivander zu kaufen, aber ich bin sehr glücklich über diesen hier. Schliesslich hat er ein ganz seltenes und mächtiges Herz. Ich pfeife zufrieden, während ich arbeite. Das Haus ist schon leer und ich mache magisch sauber, damit alles rein ist, wenn wir unsere eigene Einrichtung anbringen. Es ist schon ziemlich spät, als wir zu Roland zurückkehren.

Während Harry und ich vor allem Barb und Housi beim Umzug geholfen haben, ist Remus bei den Behörden unterwegs und hat einen Architekten in der Nähe aufgetrieben, um das Haus umzubauen. Im Mittelteil soll ein Klassenzimmer entstehen. Darüber werden im hohen Dach zwei Galerien gebaut, eine Treppe wird auch eingefügt werden müssen.

Ich freue mich sehr darauf, in das Bauernhaus zu ziehen. Noch bin ich ein bisschen ängstlich, wie die Zimmer verteilt werden. Es sind fünf Zimmer, wir sind sechs Personen. Ich will nicht wirklich ein eigenes Zimmer, ich möchte es lieber weiterhin mit Remus teilen. Aber heute Nacht schlafen wir zum letzten Mal hier und morgen werden wir die vorhandenen Zimmer verteilen. Alle sind sie sehr schön und die Aussicht ist unwahrscheinlich! Ich kann es kaum erwarten.

Wir haben den ganzen Tag gearbeitet, daher sind wir ziemlich müde und gehen früh zu Bett. Nach einer erfrischenden Dusche gehe ich ins Zimmer, klettere ins Bett und warte auf Remus. Der nimmt sich Zeit. Als er hereinkommt, liege ich auf dem Rücken im Bett und er kriecht auf der anderen Seite hinein. Auf einmal stelle ich amüsiert fest, dass wir, ohne es gemerkt zu haben, wieder auf derselben Seite des Bettes schlafen wie vor Azkaban! Remus zieht die Decke über sich und sagt:

„Gute Nacht, Sirius."

„Schlaf gut, Remy."

Noch eine unbehagliche Nacht. Das ist die fünfte seit wir hier angekommen sind. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Remus diese Nächte genauso empfindet, und dass er nicht mehr geschlafen hat als ich. Ich starre zur Decke hoch und versuche verzweifelt, meine Gefühle zu verbergen, während ich zur gleichen Zeit nichts mehr ersehne, als ihn wissen zu lassen, wie es um mich steht. Als ich endlich einschlafe, ist es schon kurz vor zwei.

Ich bin wieder mit der ersten Dämmerung wach. Aber dieses Mal verziehe ich mich nicht aus dem Bett. Ich glaube, wenn ich jetzt wieder nichts sage, dann sprechen wir lange nicht miteinander. Ich drehe mich zu Remus, der sich in der Nacht wieder an mich geschmiegt hat. Mit etwas Bitternis denke ich daran, dass Remus im Unterbewusstsein das tut, was natürlich wäre. Ich warte darauf, dass er erwacht. Als er erwacht, springt er beinahe in die Luft, als er bemerkt, was sein Unterbewusstsein mit ihm angestellt hat. Ganz vorsichtig versucht er, sich unbemerkt wegzuschleichen. Er zieht seine Hand langsam von meiner Brust, aber meine sticht hervor und hält ihn dort fest. Er dreht sich zu mir und schaut mich ängstlich an. Ich lege meinen Arm um seinen schlanken Körper und ziehe ihn an mich.

„Sirius..." zischt er.

„Remus, wir sollten miteinander reden..." fange ich an.

„Worüber?" fragt er.

„Über uns!" sage ich.

„Es gibt kein uns," gibt er zurück.

„Aber es sollte! Sag mir nicht, dass du das alles einfach hinter dir gelassen hast. Ich kann's nicht einfach so abhaken, ich kann dich nicht einfach hinter mir lassen, Remus, ich liebe dich!"

So. Es ist raus. Es ist draussen und er kann es nicht einfach vermeiden...

Remus

Ich glaube, mein Herz steht still. Ist es nicht das, was ich wollte? Dieses Gespräch ist es, was ich so nötig habe. Warum kann ich dann nicht antworten? Ich schlucke und bin vielleicht einen Augenblick zu lange still, denn Sirius interpretiert es falsch, löst sich von mir und will aufstehen.

„Na gut. Wie es scheint, kannst du... verzeih mir, Remus."

Er setzt sich auf, aber ich kann endlich reagieren und sage hastig:

„Nein! Warte! Geh nicht!"

Er dreht sich um und sieht, wie sich meine goldbraunen Augen mit Tränen füllen. Ich ziehe ihn schwer atmend zurück und schaffe es, zu sagen:

„Verzeih du mir, Siri, sorry, ja, ich liebe dich doch! Ich werde dich immer lieben!"

Ein Lächeln breitet sich über Sirius' Gesicht. Eins, das ihn zehn Jahre jünger macht und ihm mehr und mehr Ähnlichkeit mit dem Jungen, in den ich mich seinerzeit verliebt habe, gibt. Er kommt mir näher und unsere Lippen treffen aufeinander, ich schlinge meine Arme um Sirius, und wir küssen, als würde es morgen verboten. Tief in mir drin fühle ich, wie der Wolf erwacht. Moony nimmt teil an dem Fest, ist völlig aufgeregt darüber, dass unser Gefährte nicht nur wieder da ist, sondern wieder unser Gefährte. Dann fühle ich Sirius' Hand auf meinem Rücken, fühle, wie er der Wirbelsäule entlang fährt, bis er die Stelle erreicht, an der jede Berührung von ihm mich zum Wahnsinn treibt. Sirius grinst in den Kuss hinein, als er fühlt, wie ich scharf durch die Nase ausatme. Ein kleines Stöhnen entringt sich meiner Kehle. Sirius fühlt die leichte Erschütterung dieser Laute. Ich fange an, ihn zu streicheln und dringe rasch ins Innere seiner Pyjamahose vor. Er bricht den Kuss ab und grinst.

„Keine getrennten Schlafzimmer, oder?" fragt er.

Ich schüttle nur den Kopf. Nein, ich will es nicht vermissen, bei und mit ihm zu schlafen. Ich habe es vierzehn Jahre lang schmerzlich vermisst und das ist mehr als genug. Viel zu lange habe ich mich dafür gehasst, Sirius zu vermissen. Sirius nickt. Er kehrt zu meinem Mund zurück und presst seine Lippen fest auf meine. Er macht seine Augen ein bisschen auf und schaut in meine eigenen. Ich kann seinen Blick fühlen und meine Lider heben sich wieder. Wie ich diese grauen Augen liebe!

Sirius

Er hat immer noch diese unwahrscheinlichen langen Wimpern. Man kann sie von Weitem kaum sehen, denn sie sind ganz hell. Ich kann mich noch gut an diese wilden Tage erinnern, als er sie mit schwarzem Mascara sichtbar machte. Diesmal ist es Remus, der den Kuss unterbricht, nur um in meine grauen Augen zu starren. Ich weiss genau, was er denkt. Meine Augen sind wieder lebendig. Wahrscheinlich haben sie ihren toten-starren Ausdruck verloren. Nimmt mich wunder, wann genau das passiert ist.

„Du hast mir grade eben mein Leben zurückgegeben, Moony," sage ich, weil es so einfach ist, seine Gedanken zu lesen.

Remus lächelt etwas schüchtern. Grad in diesem Moment hören wir ein Klopfen an der Tür.

„Remus! Sirius! Seid ihr noch im Bett?" ruft Harry.

„Wir sind grade erst erwacht, Harry, wir kommen gleich!" ruft Remus zurück.

„Gut!"

Harry

Ich gehe weiter hinunter in die Küche. Roland ist schon weg zur Arbeit, also mache ich mich dran, unser Frühstück zu machen. Ich spediere alles Geschirr und das Essen auf den Tisch draussen, als ich plötzlich ein leises ‚Plopp' höre. In der Küche tauchen aus dem Nichts Albus Dumbledore und meine Freunde auf.

„Guten Morgen, Harry!" sagt Dumbledore, und seine blauen Augen hinter den halbmondförmigen Brillengläsern zwinkern wie üblich.

„Oh! Guten Morgen, Professor Dumbledore! Hallo, Ginny, Hermione, Ron!"

Ich lasse alles auf der Kombination liegen, was ich in der Hand halte und laufe zu meinen Freunden, um sie zu begrüssen. Dann schaue ich etwas ängstlich zu Professor Dumbledore, der auf den Zauberstab in meiner Hand sieht. Offensichtlicher könnte ich nicht dabei ertappt werden, wie ich in den Schulferien zaubere!

„Harry!" quietscht Hermione und umarmt mich ganz fest.

Ginny und Ron folgen ihr auf dem Fuss. Ich hole mehr Geschirr für die Neuankömmlinge hervor und entscheide, es auf die gute alte Muggelart hinauszutragen.

„Habt ihr schon gefrühstückt? Remus und Sirius sind grade erst am Aufstehen, ich wollte grade anfangen zu kochen."

„Nein, noch nicht. Wir haben grade erst Hogwarts verlassen. Wir sind mit Portschlüssel gekommen. Wir mussten noch alle unsere Bücher für das Schuljahr vorbereiten und Professor Dumbledore hat eine Kopie der gesamten Bibliothek gemacht, verkleinert auf Miniaturformat natürlich. Ist dies das Haus, in dem wir wohnen werden?" fragt Hermione.

„Nein, das Haus gehört einem Cousin von Remus. Er ist schon weg zur Arbeit. Aber wir fahren gleich nach dem Frühstück weg zu unserem. Heute wollen wir es einrichten, ihr seid also grade zur rechten Zeit gekommen. Ihr werdet es lieben! Setzt euch doch alle draussen an den Tisch, ich bringe das Frühstück gleich, okay?"

„Kann ich etwas helfen?" fragt Ginny.

„Könntet ihr den Tee und das Brot rausbringen? Der Rest ist schon draussen."

Die vier Neuankömmlinge gehen hinaus und setzen sich an den Tisch. Ich höre Remus und Sirius herunterkommen. Ich sage ihnen, dass das Frühstück fast fertig ist.

„Oh, gut!" sagt Sirius erfreut.

„Und guckt mal, wer grade angekommen ist!" sage ich mit einem Grinsen.

Die beiden Männer gehen hinaus und begrüssen die Gäste. Ich folge ihnen mit dem Essen. Ginny ist offensichtlich über Sirius' Unschuld bereits informiert, aber sie hält sich noch etwas scheu zurück, während Ron und Hermione aufspringen, um Sirius herzlich zu umarmen. Remus schaut sie an und fragt mit einem etwas traurigen Gesicht:

„Und ich bekomme keine Umarmung?"

Hermione lacht, begrüsst ihn höflicher und sagt:

„Es ist nicht so üblich, einen Professor mit einer Umarmung zu begrüssen, Professor Lupin!"

„Nun ja, ich würde es vorziehen, wenn ihr mich mit Remus oder Moony ansprecht! Schliesslich werden wir sechs wie eine Familie zusammenleben. Hoffe ich wenigstens."

„In dem Fall gibt's eine Umarmung!" sagt Hermione und lässt den Worten die Tat folgen.

Er hält sie für einen Moment fest und sagt:

„Schon besser. Es ist schön, euch alle wiederzusehen. Ich freue mich darauf, mit euch Kindern zusammenzuleben."

„Das wird bestimmt noch ein total schöner Sommer. Ich war noch nie in der Schweiz," sagt Hermione.

„Bestimmt. Mit den Behörden haben wir schon alles geklärt. Die wollten natürlich, dass ihr auf die öffentliche Schule geht, weil ihr noch nicht fünfzehn seid, aber wir haben ihnen durchgegeben, dass ihr zuhause unterrichtet werdet. Ihr seid offiziell Einwohner von Lützelflüh."

Wir essen unser Frühstück gemütlich. Danach räumen wir alles auf und starten den Geschirrspüler, dann sagt Remus:

„Unser Gepäck ist schon alles im Auto, lasst uns eures dazu tun und losfahren."

Er öffnet die Beifahrertür für Dumbledore.

„Alles einsteigen bitte! – Albus!"

Sirius, Ron und Hermione setzen sich auf die mittlere Bank, Ginny und ich hinter ihnen, dann geht's auch schon los. Auf dem Weg erkundigt Dumbledore sich:

„Sirius, hast du schon einen neuen Zauberstab?"

„Habe ich. Und sogar einen ganz tollen!"

„Gut."

„Eiche und die Feder eines Turuls. Das Ding hat irre Power. Ich liebe ihn jetzt schon."

Dumbledore ist beeindruckt.

„Der Turul? Findet man den denn nicht nur in Osteuropa?" fragt er.

„Ja, in Ungarn," erklärt Remus.

„Ich erinnere mich. Ziemlich mächtiger Vogel und von vielen als Dunkle Kreatur bezeichnet. Obwohl er nicht offiziell als solche gehandelt wird."

„Ist mir schnuppe. Der Zauberstab ist wunderbar. Bin mir nicht ganz sicher, aber hier haben sie vielleicht eine etwas andere Auffassung von Dunklen Kreaturen. Die Zauberstabmacherin hat jedenfalls erwähnt, dass sie statt Drachenherzfasern, die's hier nicht gibt, Werwolfhaar verwendet."

„Oh wirklich? Das ist faszinierend."

„Sie sah aus wie Ollivanders Zwillingsschwester. Direkt zum Fürchten!" sage ich.

Als wir das Haus erreichen, parkiert Remus den Wagen gleich neben dem Eingang. Housi und Barb kommen aus ihrem Stöckli und begrüssen uns. Remus stellt Dumbledore, Hermione, Ron und Ginny vor, dann sagt er:

„Eine unserer ersten Aufgaben morgen wird sein, den Polyglott-Trank zu brauen, damit ihr so bald wie möglich auch mit Barb und Housi sprechen könnt," und zu den Leuenbergers gewandt, erklärt er: „Sobald wir den benötigten Zaubertrank gebraut haben, werden unsere jungen Freunde hier in einer Woche so gut berndeutsch sprechen, als wären sie damit aufgewachsen."

Im Innern des Hauses setzt Dumbledore einen grossen Sack auf der Küchenkombination ab und leert ihn aus. Heraus kullern eine ganze Menge kleinster Schachteln in verschiedenen Farben.

„Remus, in diesen Schachteln ist alles, was wir mitgebracht haben. Die blauen gehören Ronald, die roten Hermione und die grünen Ginevra. Die schwarzen enthalten die Bücher der Verbotenen Abteilung. Die lila Schachtel enthält das Schulmaterial für die Kinder für das nächste Schuljahr. Der Rest ist der Inhalt der übrigen Bibliothek. Am besten macht ihr nur die Schachteln wieder gross, lasst aber die Bücher darin klein und benutzt Zaubersprüche, um die gewünschten Bücher hervorzuholen. Ich gehe mal davon aus, dass du die entsprechenden Formeln kennst."

„Ja, das wird kein Problem sein. In der Mitte des Hauses wird jetzt dann renoviert und wir machen ein schönes grosses Klassenzimmer daraus. Im ersten Stock wird die Bibliothek eingerichtet und ganz oben machen wir eine Art Gemeinschaftsraum unter dem Dach. Das wird allerdings ein paar Wochen dauern. Soll jedoch vor dem ersten September fertig sein. Ich habe gestern erst mit einem Architekten die letzte Besprechung gehabt, bei der er mir die Pläne gezeigt hat. Die Behörden haben die Bewilligung bereits erteilt, da es ein Umbau ist."

„Zeigt uns das Haus, bitte! Dann sollten wir vielleicht noch diskutieren, was ihr zu unterrichten habt."

„Machen wir, kommt mit! Ihr Kinder könnt uns sagen, welche Zimmer ihr wollt. Es gibt vier zur Auswahl. Eines habe ich mir nämlich schon für Sirius und mich ausgesucht," sagt Remus.

Die wollen schon wieder teilen? Langsam wird das auffällig!

„Wollt ihr denn nicht alleine ein Zimmer?" fragt Ron.

„Wir sind uns gewöhnt, ein Zimmer zu teilen," sagt diesmal Sirius.

Jetzt wird es endgültig verdächtig. Bestimmt ist da mehr dahinter, als sie sagen.

„Sind wir auch, wir schlafen ja im Schlafsaal mit noch drei anderen..." bemerkt Ron.

„Es ist schon okay, Ron, wir wollen teilen, keine Angst," beharrt Remus.

„Wenn ihr sicher seid..."

Sirius

Dumbledore schaut uns beide an und als Remus den Blick bemerkt, nickt er. Albus' Gesicht leuchtet auf. Er nimmt mich etwas beiseite und fragt:

„Seid ihr wieder zusammen?"

„Wir arbeiten dran," bestätige ich.

„Das werdet ihr den Kindern aber erklären müssen. Ihr könnt es nicht im Verborgenen leben, das würde Harry sehr unglücklich machen, falls er es dann doch herauskriegt."

„Ja, natürlich werden wir es ihnen sagen, aber es ist erst heute Morgen passiert. Darum waren wir etwas später."

„Haben wir euch unterbrochen?" fragt Albus zwinkernd.

„Nein, nicht wirklich. Das war schon Harry. Wir haben nur erst wieder über unsere Beziehung und dass wir sie wieder aufnehmen wollen gesprochen. Wir mussten drüber reden, ich bin fast verrückt geworden. Ich war so froh, dass Sirius damit herausgerückt ist," sagt Remus.

„Sehr schön. Ich bin froh, das zu hören, Remus, ihr zwei braucht einander."

Ja, ich denke, Albus hat recht, wir brauchen einander wirklich.

Aber jetzt zeigen wir erst einmal allen das Haus. Die Mädchen entscheiden, dass sie die Zimmer im zweiten Stock wollen, Ron und Harry bekommen die zwei Zimmer neben unserem.

Alle Zimmer sind natürlich noch immer leer. Ich habe eine kleine Schachtel mit kleinen Steinchen gefüllt, die ich mitgenommen habe. Die einzige Dekoration der Räume sind die mit Holz getäfelten Wände. Ich führe alle in das Zimmer, das Ginny sich ausgesucht hat und frage sie:

„Machen wir mit der Jüngsten den Anfang. Wie möchtest du den Boden in deinem Zimmer? Blankes Holz oder Spannteppich?"

„Teppich, wenn ich darf."

„Aber sicher darfst du. Welche Farbe soll der Teppich haben?"

„Hm. Braun?"

„Wird gemacht!"

Mit einem Schwung meines Zauberstabes stehen wir auf einem weichen Spannteppich von einem schönen dunklen Braun. Housi und Barb schnappen beide nach Luft, obwohl sie in der Zwischenzeit von uns schon einiges gewöhnt sind. Ginny schaut auch ein bisschen erstaunt.

„Farbe okay?"

„Super!" haucht sie.

„Dann machen wir doch mit den Möbeln weiter. Himmelbett wie in Hogwarts?"

„Oh ja, bitte!" sagt Ginny und strahlt.

„Dachte ich mir's. Hier, bitte!"

Ein Steinchen in meiner Hand wird in ein Himmelbett aus Eichenholz verwandelt. Bevor ich es auf die volle Grösse bringe, frage ich Ginny:

„Ich denke, dass du vielleicht ein bisschen mithelfen möchtest. Hast du deinen Zauberstab da?"

„Ist noch in meinem Gepäck..." sagt sie und zieht die kleinen Schachteln aus ihrer Tasche.

Mit einem weiteren Wink meines Zauberstabes bringe ich ihr Gepäck auf die normale Grösse. Sie macht den Koffer auf und holt ihren eigenen Zauberstab heraus, dann schaut sie mich erwartungsvoll an.

„Also, wohin möchtest du dein Bett stellen? Kannst du den Spedierzauber schon?"

„Nein, leider nicht. Aber ich kann den Vergrösserungszauber."

„Gut. Also, das Bett am besten da an die Wand?"

„Ja, scheint mir auch am besten," bestätigt Ginny.

„Dann mach es gross," schlage ich vor.

Sie vergrössert das Bett, so dass es ein Doppelbett ist, dann schiebe ich es an die Wand.

„Okay, nun machen wir die Vorhänge für dein Bett. Den Bettinhalt werden wir auf einem grossen Einkaufstrip heute Nachmittag einkaufen. Welche Farben hättest du denn gern?"

„Gryffindor?" fragt sie.

„Gryffindor!" bestätige ich zufrieden und lasse rotgoldene Vorhänge ans Bett fliegen.

Nach dem Bett mache ich für sie einen grossen Kleiderschrank, ein Bücherregal, ein Pult und zwei Stühle. Damit ist der Raum noch weit voll, aber es bleibt noch genügend Platz für eine Sitzgruppe, ein Sideboard, einen Nachttisch und für die Schultruhe, die wir vor dem Bett abstellen. An die drei Fenster kommen Gardinen und rotgoldene Vorhänge. Wir gehen dann in das nächste Zimmer und Hermione bekommt eine ähnliche Einrichtung. Sie positioniert alle ihre Möbel selber und übernimmt sogar einige der Transfigurationen selber. Das macht sie ausgezeichnet, ich lobe sie auch ausgiebig dafür.

Hermiones Teppich ist dunkelblau, die Vorhänge ein Ton heller. Sie ist glücklich darüber, aber ich sage ihr natürlich, dass sie mit den Farben herumspielen kann, wenn sie will. Dann gehen wir weiter zu den Zimmern für die Jungs. Rons mache ich auf seinen Wunsch in marineblau. Harrys ist natürlich Gryffindor rot und Gold. Beide erhalten ihr Himmelbett wie die Mädchen. Hogwarts verwöhnt unseren Geschmack!

Damit bleibt unser Schlafzimmer. Remus schaut aufmerksam zu, ich weiss, dass er sich wundert, was ich für uns plane. Nachdem ich mich eine Minute umgesehen habe, verwandle ich den Boden in Parkett aus ziemlich dunklem Holz. Die Aussenwand im hinteren Teil des Raumes fülle ich mit einer grossen Schrankwand mit vielen Tablaren und Schubladen aus hellem Ahornholz. Ein Blick zu Remus – er scheint einverstanden zu sein. Als nächstes kommt das Himmelbett, gegenüber der Schrankwand in die grosse Nische neben dem Eingang. Da unser Zimmer etwas grösser ist als die anderen, habe ich genügend Platz für zwei Nachttische und eine Leseecke für Remus bei einem der Fenster. Ich stelle einen hübschen Lehnstuhl mit dunkelblauem Polster mit einem kleinen Beistelltisch hinein. Das Himmelbett bekommt hellblaue Seidenvorhänge und die Fenster bekleide ich mit weissen Gardinen und einem dunkelblauen Samt. Auf allen drei Seiten des Bettes bedecke ich den Boden mit dunkelblauen Teppichen. Ein kleiner Schreibtisch findet an der Wand zum Badezimmer Platz. Schliesslich kommt noch ein Spiegel an die Rückseite unserer Tür.

„Voilà, mein Schatz..." sage ich nur.

„Du hast definitiv grosse Begabung als Innendekorateur, Sirius; wenn ich einmal einen brauchen sollte, werde ich mich vertrauensvoll an dich wenden," sagt Albus.

„Ein wahres Wort gelassen ausgesprochen," murmelt Remus und schaut sich um.

Remus

Mir ist sofort klar, an wen Sirius gedacht hat, als er den Lehnstuhl in die Ecke gestellt hat. Ich schaue meinen Gefährten an und strahle. Sirius ist ganz klar in seinem Element. Housi und Barb haben schon vor einer Weile aufgehört zu staunen. Wir kehren alle in die Küche zurück. Nur die Kombination und die Küchengeräte sind in dem langen Raum verblieben. Jetzt sieht man erst, wie gross die Küche wirklich ist, überhaupt sind die Räume sehr gross für ein Bauernhaus. Offensichtlich hat hier keine arme Familie gebaut.

„Eckbank," sagt Sirius und verwandelt einen seiner Steine in eine Eckbank, die von der Eingangstür bis in die Nähe der Treppe reicht. Dort wird die bisher noch ziemlich kleine Tür zu einer grossen Durchgangstür vergrössert werden. Dann kommt ein Tisch dazu, gross genug, um auf der offenen Seite sechs schöne Stühle hinzustellen. Sirius macht einen, ist nicht ganz zufrieden und bastelt daran herum, bis er ihn so hat, wie er ihn möchte. Dann kopiert er ihn, bis schliesslich sechs Stühle mit Polstersitzen an der Längsseite und noch einer am Ende des Tisches stehen. Kaum ist er fertig, zitiere ich Papier und Feder herbei und fange an aufzulisten, was wir nachher einzukaufen haben werden.

Die Küche ist weiss getüncht, die ganze Kombination ist blassgrün mit schwarzen Granitabdeckungen. Es gibt eine lange Reihe Unter- und Oberschränke, ein grosses Doppelwaschbecken, einen Herd und einen Backofen in einem Schrank auf Sichthöhe. Zwischen der Abdeckung und den Oberschränken ist die Wand mit kleinen, weissen Fliesen bedeckt, verstreut mit Küchenkräutern bemalt. Ausserdem sind noch ein paar Schränke da, welche vom Boden bis zur Decke reichen. An der Wand zum Bad sind zwei Kühlschränke.

Sirius stellt eine Insel in die Mitte der Küche, die er mit dem selben Granit abdeckt wie die Kombination. Der Unterbau der Insel ist massives Buchenholz. Wie er das bloss macht! Dazu kommen ein paar niedrige Barhocker.

Die Treppe an der Wand führt hinauf zu den Schlafzimmern und hinunter in den Keller. Wir gehen daran vorbei ins Badezimmer. Sirius stellt einige Schränke an die Wand zur Küche und hängt ein paar Regale an die Wand. Das erstaunlich geräumige Bad hat eine Eckbadewanne und eine grosse Duschkabine, ein Doppelwaschbecken und ein modernes Klo. Die Aussenwand, die früher bestimmt auch eine Tür hatte, ist jetzt geschlossen, dafür gibt es ein schönes grosses Fenster. Der gesamte Raum ist gefliest.

Wir wenden uns nach links, durch die Tür ins Zimmer, welches Barb und Housi als Schlafzimmer benutzt haben, und das jetzt unser Büro werden soll. Sirius fängt hier drin an, den Wohnbereich zu gestalten. Er fragt mich:

„Soll ich wieder Ahorn verwenden?"

„Ja, das gefällt mir auch."

„Gut. Passt auf!"

Zunächst wird der Boden zu einem eleganten Parkett wie in unserem Schlafzimmer. Dann kommen hübsche Orientteppiche in Beige drauf. Die Aussenwand und die Wand zum Bad wird vollständig von Bücherregalen bedeckt, die vom Boden bis zur Decke reichen. In einige der Regale baut Sirius Schubladenreihen ein. Die Wand zum mittleren Zimmer wird ebenfalls so bedeckt. An die Aussenwand zur Frontseite des Hauses kommen ebenfalls noch drei Regale. Vor das eine Fenster stellt Sirius einen schmalen Tisch. Vor das andere kommen unsere beiden Schreibtische. Alle Möbel macht Sirius wieder aus dem lichten Ahornholz wie schon in unserem Zimmer. Neben die Schreibtische kommt noch ein weiterer Schreibtisch, den er quer zu den beiden anderen stellt. Zwei elegante Bürostühle beenden unser künftiges Büro. In den offenen Teil des Raums stellt Sirius einen niedrigen runden Tisch, drei bequeme Sessel werden darum gruppiert. An die Fenster kommen hübsche Vorhänge und Gardinen.

Schliesslich bleiben die beiden Zimmer, die wir als Wohnzimmer einrichten wollen. Im mittleren gibt es ein grosses bequemes Ecksofa mit einem Couchtisch und drei Sesseln dazu. An die Wand zur Küche kommt eine Wohnwand und Wohnzimmerschränke mit Schubladenstöcken und Glasvitrinen werden an der Wand zum Büro aufgestellt. Beide Fenster erhalten die selben Vorhänge wie das Büro. Auf den Boden legt Sirius einen hellblauen Spannteppich.

Dann wandern wir noch in den letzten Raum. Derselbe Spannteppich wie im mittleren Wohnzimmer bedeckt den Boden hier. Eine Sitzgarnitur kommt an die Wand zum mittleren Raum und der Aussenwand. Eine weitere Wohnwand bedeckt die Wand zwischen den beiden Türen, mit genügend Platz für einen Fernseher. Ein niedriges Sideboard füllt den Raum zwischen den beiden Fenstern, die wieder mit den gleichen Vorhängen bestückt werden. In die Ecke gegenüber der Eingangstür von der Küche her setzt Sirius einen grossen Eckschreibtisch mit zwei Stühlen. Daneben finden ein Schrank und ein Eckschrank Platz. Zwei Bücherregale vervollständigen die Einrichtung dieses Zimmers.

Kaum ist Sirius damit fertig, lässt er sich auf eines der Sofas sinken. Ich befürchte schon, dass er ohnmächtig wird, aber er holt nur ein paar Mal tief Luft. Ich bin fast so sprachlos wie die anderen, denn so habe ich ihn selber auch noch nie erlebt. Transfiguration ist seine grosse Stärke, aber mit der gesamten Einrichtung dieses Hauses hat er seine nicht geringe magische Kraft ausgeschöpft.

„Das war echt umwerfend, Siri! Ich hab dich noch nie so wirbeln sehen wie heute!" sage ich und setze mich neben ihn um zu checken, dass es ihm wirklich noch gut geht. Sirius atmet eine Weile schwer, aber er beruhigt mich.

„Mir geht's gut, bin nur völlig ausgelaugt. Ich glaube, ich bleibe hier, während du einkaufst..."

„Ist sowieso nicht dein Hobby. Wir müssen all das langweilige Zeug für die Betten, die Küche und die Badezimmer einkaufen. Und die Unterhaltungselektronik," sage ich und frage dann die Kinder: „Und wer von euch mag mitkommen und mir dabei helfen?"

Beide Mädchen haben grosse Lust dazu und auch Harry will mitkommen. Ron erkundigt sich:

„Soll ich hier bei Sirius bleiben?"

„Ja, bleib hier, Ron, wir können ein bisschen Schach spielen..." schlägt Sirius vor.

„Sehr gut. Albus? Wann musst du uns verlassen?" frage ich unseren Schulleiter.

„Ich denke, ich muss nach Hogwarts zurückkehren. Kann ich noch disapparieren?"

„Ja, natürlich, die Schutzzauber sind morgen an der Reihe."

„Gut, dann wünsche ich euch allen einen erholsamen Abend und verabschiede mich. – Oh, beinahe hätte ich es vergessen: da ihr Kinder hier ausser Reichweite des englischen Ministeriums seid, könnt ihr natürlich ungestört zaubern. Die Verantwortung liegt bei Sirius und Remus, in wieweit sie es euch erlauben wollen."

„Yay!" freuen sich alle vier.

Dann schütteln wir die Hände und Dumbledore appariert zurück nach England. Barb und Housi starren an die Stelle, auf der er eben noch gestanden ist. Ich erkläre es ihnen:

„Das nennen wir Apparieren und diese Reisemethode erlaubt es uns an einem Punkt zu verschwinden und im nächsten Augenblick an einem anderen Punkt wieder aufzutauchen. Albus ist bereits an der Anti-Apparierungsgrenze von Hogwarts eingetroffen. Das geht ungefähr so!"

Ich verschwinde von meinem Standpunkt und tauche zwei Meter weit weg wieder auf.

„Wie praktisch," sagt Barb und schluckt.

„Das ist es. – Also, Kinderlein, dann lasst uns gehen. Wir haben eine Menge einzukaufen. Wir müssen auch die Vorräte anbringen."

Ich zitiere meine Autoschlüssel und die Einkaufsliste her und wir gehen hinaus zum Wagen. Wir fahren zum nächsten grossen Einkaufszentrum, wo wir zunächst mal die Unterhaltungselektronik einkaufen. Ein grosser Fernseher, eine Stereo-Anlage, Weckradios für die Zimmer. Als wir das alles zum Auto bringen, verkleinere ich alles und stelle es hinten in den Wagen, mit einer Decke versteckt. Dann kommt mir in den Sinn, dass wir grosse Kühlschränke brauchen werden und ich bestelle drei davon, deren Lieferung uns für drei Tage später zugesagt wird.

Wir gehen weiter und kaufen fünf gute Matratzen, Duvets und Kissen für alle, jede Menge Leintücher und Bezüge und ein paar hübsche Tagesdecken. In der selben Abteilung kaufe ich auch noch ein paar Tischtücher und einen Haufen Servietten. Weiter geht es zu den Badezimmersachen, viele bunte grosse und kleine Frottiertücher und Waschlappen kommen zu dem grossen Haufen an Sachen, die wir schon haben. Als wir diese Dinge zum Auto geschafft haben, schauen wir uns vorsichtig um, dann werden auch die Matratzen verkleinert und unter die Decke versteckt. Wir kehren wieder in die Läden zurück, um beim Elektroladen alle Kleingeräte zu kaufen, vom Bügeleisen bis zur Espresso-Maschine, die eine Überraschung für Sirius sein wird. Dann geht es weiter zum Porzellangeschäft, wo wir ein hübsches Service und Besteck, sowie eine grosse Zahl an Gläsern einkaufen. Der letzte Grosseinkauf betrifft alle übrigen Sachen für die Küche: Töpfe, Pfannen, Kochbesteck, Küchengeräte, Putzmaterial und -Geräte. Hermione und Ginny suchen sich verschiedene Kleinigkeiten zum Backen aus. Einige Backformen kommen zur Auswahl. Nach vier Stunden intensiven Einkaufens haben wir die meisten Notwendigkeiten zusammen, alles runter bis zur Besenkammer. Natürlich werden wir mit Sicherheit noch Sachen finden, die uns noch fehlen, aber wir werden ja des öfteren unterwegs sein, um Essen einzukaufen, da können wir die Lücken dann problemlos füllen. Für einmal habe ich nicht die geringsten Skrupel, viel Geld auszugeben. Zum Glück sind Sirius' Konten ziemlich prall gefüllt und für einmal nutze ich das ziemlich aus.

Nun müssen wir nur noch die Vorratskammer füllen. Auch das ist ein ziemlicher Grosseinkauf, denn am Schluss haben wir ungefähr zwanzig grosse Tragetaschen voll mit Esswaren.

„Phu! Das war's endlich..."

Wir fahren zur Sunnegg zurück und entladen das Auto. Für eine Weile sind wir beschäftigt, alles hereinzubringen und auf die Bestimmungsorte zu verteilen. Ginny und Hermione kümmern sich um die Matratzen, die sie auf die Grösse der Betten anpassen, dann beziehen sie alle Betten. Die übrige neue Bettwäsche kommt in einen Schrank, den Sirius im Gang im ersten Stock aufgestellt hat. Dann gehen sie weiter zu den Badezimmern.

Ich beschäftige mich in der Zwischenzeit in der Küche. Zunächst geht mal das ganze neue Geschirr und Besteck in die Abwaschmaschine, während die läuft, reinige ich die neuen Kochgeschirre gründlich. Ich verteile alles in die Schränke und organisiere die Vorratsschränke und verfrachte das gekühlte Essen in den Kühlschrank.

Ron hilft Harry dabei, den Fernseher und die Stereoanlage in die Wohnzimmer zu schaffen. Sirius hilft ihnen dann, das Gerät anzuschliessen. Wir haben das Glück, dass es eine Satellitenempfangsantenne am Haus hat, dadurch können sie gleich eine Menge Sender programmieren. Ron sieht aus, als könne er es kaum erwarten, dieses Muggel Dingsda auszuprobieren.

Sirius

Ron und ich sind dann doch nicht ganz untätig, während die anderen einkaufen. Wir bringen erst mal alles Gepäck in die Zimmer und Ron räumt seine Sachen in den Schrank und macht es sich in seinem Zimmer gemütlich. Ich tue dasselbe in unserem Zimmer. Ich organisiere den vorhandenen Platz in den Schränken und hänge Remus' Roben hinein. Aus den Schachteln von Remus' Estrich entnehme ich meine eigenen Kleider, die zwar zum Teil etwas aus der Mode sind, die aber immer noch gut sind, daher verteile ich die erst mal in meinen Schrank und hänge meine Roben neben Remus'. Ich platziere noch ein paar Haken an die Wand neben dem Bett und bastle rasch einen Wäschekorb. Unsere Bademäntel finden an den Haken Platz. Das erinnert mich daran, dass ich in der Küche noch irgendwo eine grosse Garderobe anbringen muss.

Lampen werden noch angebracht werden müssen. Im Moment können wir uns mit schwebenden Kerzen behelfen, aber das Haus schreit nach hübschen Lampen. Vielleicht hat Remus ja schon welche eingekauft.

Dann packe ich die Schachteln aus Remus' Wohnzimmer aus. Er hat alle seine Fotos mitgenommen und so hänge ich einige davon in unserem Schlafzimmer und im Wohnzimmer wieder auf. Ron hilft mir mit den unzähligen Büchern, die wir auf einige der Regalbretter im Büro verteilen. Dazu kommen die schwarzen Schachteln mit den Büchern aus der Verbotenen Abteilung der Hogwarts-Bibliothek. Ich lasse die Bücher verkleinert da drin und wir füllen einige der Schubladen mit dem Zeug. Die werden dann von mir auch gleich versiegelt und zwar mit einem Schliesszauber, der auf meine magische Signatur reagiert. Den bekommt auch eine clevere fünfzehnjährige wie Hermione nicht auf.

Eine ganze Schachtel ist voll von Spielen. Remus und ich hatten immer gern Besuch und dann wurden bei uns oft ganze Abende lang Gesellschaftsspiele gespielt, die hat Moony jetzt alle mitgenommen. Ron grinst und freut sich darüber. Der kleine Stratege, der in ihm sitzt, freut sich sicher auch, denn er liebt alle Spiele.

Als die Einkäufer zurückkehren, richten sich auch Harry, Hermione und Ginny erst mal in ihren Zimmern ein. Als es draussen dunkel zu werden beginnt, ist das Haus schon richtig wohnlich, wenn auch immer noch ohne Lampen, und wir sind alle so richtig k.o., aber allen knurrt der Magen. Remus fragt müde:

„Wer hat Hunger?"

Alle heben die Hände.

„Und wer kocht?" fragt er weiter.

Alle Hände verschwinden gleich wieder. Remus seufzt. Dann sagt er:

„Wenn niemand kocht, gibt's auch nichts zu essen!"

Harry gibt schliesslich auf und offeriert:

„Okay, ich mach's. Spaghetti in Ordnung?"

Gute Idee! Geht rasch und schmeckt gut.

„Was ist Spaghetti?" fragen Ron und Ginny wie aus einem Mund.

„Muggel-Essen aus Italien. Schmeckt sehr gut, ihr werdet sehen."

Harry macht sich in der Küche an die Arbeit. Hermione geht und hilft ihm, indem sie den Salat macht. Nach einer Weile bittet sie Ron, den Tisch zu decken. Er gehorcht und legt Geschirr, Besteck und Gläser auf den Tisch.

„Leg noch Suppenlöffel dazu, bitte, Ron..."

Remus hat den Tisch mit einer hübschen Tischdecke belegt und sie auf die Grösse des Tisches vergrössert. Während Harry letzte Hand an sein Essen legt, macht Remus eine Flasche Rotwein für uns auf und Hermione holt Mineralwasser aus dem Kasten, den sie neben den Kühlschrank abgestellt haben. Sie kühlt das Wasser und stellt die Flasche auf den Tisch. Harry hat nicht mehr als eine halbe Stunde gebraucht, um seine Spaghetti zu kochen. Er giesst sie durch das Nudelsieb und lässt sie in eine grosse Schüssel fallen. Dann fügt er eine Carbonara-Sauce dazu und rührt alles kräftig um. Hermione hat mittlerweile schon ihren Salat umgerührt und beide bringen ihre grossen Schüsseln zum Tisch.

„Essen fassen!" ruft Harry.

Wir setzen uns alle, Harry, Hermione und Ron auf die Bank, Ginny, Remus und ich gegenüber auf die Stühle. Es duftet herrlich. Ron und Ginny schauen sich die langen Nudeln immer noch etwas verwirrt an. Harry übernimmt auch gleich die Verteilung und füllt die Teller.

„Wie isst man denn das Zeug, Harry?" fragt Ron.

Remus, Hermione, Harry und ich demonstrieren, wie es am einfachsten geht. Wir probieren den ersten Bissen und Remus macht Harry sofort ein Kompliment:

„Mmm, das schmeckt herrlich! Du bist ja ein richtig guter Koch, Harry!"

„Finde ich auch! Für mich kannst du jederzeit kochen, Harry!" füge ich bei.

Ginny und Ron probieren nun ihrerseits die Spaghetti und selbst Ron, der offenbar Neuem eher abgeneigt ist, findet die Nudeln lecker. Hermione schaut Harry begeistert an und lobt ihn ebenfalls. Ihr Salat ist auch nicht zu verachten. Wir sprechen wenig während des Essens, ich glaube, wir sind alle einfach zu müde.

Nach dem Essen holt Remus eine Schachtel hervor, die er auf der Küchenkombination abstellt und dann packt er doch tatsächlich eine top-moderne Espressomaschine aus, die er sofort an einem der Stecker in der Küche anschliesst. Ich strahle, denn ich liebe Espresso! Kaum eine Minute später erfreue ich mich am ersten Tässchen Espresso seit nahezu vierzehn Jahren! Es schmeckt himmlisch.

Wir spedieren das Geschirr in die Abwaschbecken und waschen sie mit einem Zauber ab. Die Pfannen werden danach noch rasch gereinigt und versorgt und dann halten wir uns nicht mehr auf, sondern gehen zu Bett. Mir bleibt nur noch, die Türen zum Haus magisch zu verschliessen. Dann folge ich Remus ins Badezimmer. Wir haben festgelegt, dass die Mädchen das Bad im ersten Stock bekommen und wir Männer ausschliesslich das untere Badezimmer benutzen. Wir gehen rasch unter die Dusche, putzen die Zähne und schlüpfen in unsere Bademäntel, dann gehen wir hinauf in unser neues Schlafzimmer. Kaum haben wir die Türe geschlossen, fallen die Bademäntel und werden an die Haken spediert. Wir küssen uns und Remus flüstert:

„Was für ein wunderschönes Heim du uns heute gemacht hast, Liebster. Du hast sensationelle Arbeit geleistet, Siri!"

„Danke, Liebster. Ich bin aber ganz schön auf den Felgen, lass uns gleich schlafen gehen. Oh, und ihr habt hübsche Bettwäsche ausgesucht."

„Finde ich auch. Aber es war nicht leicht, es gibt so viele hübsche Sachen. Ginny und Hermione haben das meiste ausgesucht. Sie haben auch das ausgewählt, was jetzt in den Betten gelandet ist..."

„Lass uns schlafen, okay?"

„Ja, ich bin auch müde. Morgen haben wir noch einen harten Tag. Ich werde die erste Lage Schutzzauber hinlegen. Ach ja, ich habe noch Wolfsbanntrank für eine Weile, aber dann werden wir ihn brauen müssen, Sirius, ich weiss nicht, ob ich ihn noch weiter von Snape bekommen kann. Ich habe zwar das Rezept, aber ich kann den auf keinen Fall selber brauen, vielleicht kannst du mit Hermione...?"

„Ich werde mir die Anleitung ansehen, Moony, ich nehme an, dass ich es packen werde."

„Gut. Dann werden wir einen der Kellerräume so herrichten müssen, dass ich mich dort für die Vollmondnacht einschliessen kann und er nicht allzu unbequem ist. Und dann müssen wir Ordnung in die ganzen Schulmaterialien bringen, die Albus mitgebracht hat. Und dann müssen wir den Kindern sagen, dass wir ein Paar sind..."

„Moony, wenn du den Wolfsbanntrank hast, wirst du dich bestimmt nicht in den Keller einsperren! Du wirst schön hier im Zimmer transformieren. Wir können den Raum versiegeln."

„Und wo wirst du schlafen?"

„Hier bei dir natürlich. Ich kann mich ja jederzeit in Padfoot verwandeln."

„Oh. Okay."

Wir schlüpfen ins Bett und kuscheln uns aneinander. Dann fragt Remus:

„Nimmt Harry immer noch den Traumlos-Trank?"

„Keine Ahnung. Ich werde ihn morgen fragen, Remus. Er darf nicht davon abhängig werden..."

„Nein, das wäre schlimm. Wir haben in der letzten Woche nie etwas von ihm gehört, also nehme ich an, dass er immer noch etwas Zaubertrank hatte."

„Wir werden ihn fragen. Mehr als zehn aufeinanderfolgende Nächte wäre schlecht."

„Wir können dann immer noch sehen, ob nicht auch schon Schlafzauber auf dem Kissen und Aufmunterungszauber wirken können. Die sind auf alle Fälle weit weniger schädlich als der Traumlos-Trank. Und den Aufmunterungszauber kann er schon."

Harry

Die erste Nacht in meinem neuen, eigenen Zimmer! Ich schlucke noch einmal eine kleine Dosis vom Traumlos-Trank. Da ich weiss, dass der Trank abhängig macht, habe ich jeden Abend die Dosis etwas verringert, sie hält dann weniger lang an, aber ich bekomme so wenigstens einige Stunden ungestörten Schlaf und brülle meine Lieben nicht dauernd wach.

Ich schaue mich noch einmal im Zimmer um, bevor ich die Kerzen lösche. Es ist hell und warm in den rot und Gold-Tönen, die vorherrschen. Das Himmelbett ist so gross und breit wie ein Doppelbett. Die neue Matratze ist super. Und die neuen Decken sind kuschelig weich und warm. Hermione hat mein Bett mit einem roten Leintuch bezogen, die Bezüge sind in mehreren Rot-Tönen. Ich seufze zufrieden, trinke meinen Zaubertrank und bin gleich weg.

Ron

Ich bin immer noch ganz weg über dieses Zimmer. Es ist mehr als zweimal so gross wie das im Fuchsbau und bietet Platz genug, dass sogar ein Schreibtisch noch ans Fenster und eine Sitzgruppe in die Ecke passt und das, obwohl ein Himmelbett drin steht. Zuerst wollte ich ja gern alles in Orange, aber Hermione hatte recht, das marineblaue Interieur ist schon viel eleganter. Sirius hat meine Bettvorhänge mit orangefarbenen Streifen versehen, das passt ganz gut dazu und sieht witzig aus. Der Baldachin oben drüber ist allerdings ganz blau. Zum Spass zaubere ich ein paar funkelnde Sterne darauf.

Wenn schon Exil, dann so! Sirius war unglaublich, wie der mit dem Zauberstab gewirbelt hat... zauberhaft im wahrsten Sinn des Wortes.

Ginny

Wie es scheint, bin ich morgens die erste, die aufsteht. Ich tapse aus meinem Zimmer hinunter in die Küche und gebe mir dabei Mühe, die anderen nicht zu wecken. Meinen Zauberstab habe ich in meiner Hand und benutze den Zauber, den Sirius uns angegeben hat, um die Haustür zu öffnen. Ich gehe hinaus in den sonnenwarmen Garten und strecke mich genüsslich. Der Garten ist wunderschön! Überhaupt ist das Haus und alles wunderbar! Nach dem Horror des Überfalls auf den Fuchsbau, dem wir alle nur deshalb knapp entronnen sind, weil Dumbledore überall im Haus Portschlüssel deponiert hatte, ist dies ein Paradies! Es war fürchterlich, die Todesser immer näher kommen zu hören. Wir mussten noch die nötigsten Sachen zusammensuchen, bevor wir die Portschlüssel benutzen konnten. Ich habe keine Ahnung, ob das Haus noch steht. Ich kann nur hoffen, dass Mum und Daddy, George und Fred okay sind. In Hogwarts hat Dumbledore mir zwar alles erklärt, aber es ist immer noch ein leicht mulmiges Gefühl, dass ich mich hier unter der Aufsicht eines entflohenen Sträflings und eines Werwolfs befinde. Ich glaube, Mum war nicht so glücklich darüber. Aber beide sind sehr nett, ich werde mich bald daran gewöhnen. Professor Lupin war ja eh schon unser liebster Lehrer. Was mich erstaunt, ist dass Ron überhaupt keine Mühe mit der Situation hat. Er ist sonst derjenige von uns, der mit Vorurteilen zu kämpfen hat.

Ich schaue mich um, als ich ein Geräusch höre. Die nette alte Frau von gegenüber, Barb, kommt aus ihrem Haus. Offenbar geht sie zum Hühnerhof, um frische Eier zu holen. Ich winke vergnügt.

„Guten Morgen!"

„Guten Morgen! – Ginny?"

Was sie genau sagt, verstehe ich nicht, aber ich höre meinen Namen heraus, also sage ich:

„Ja, richtig. Es tut mir leid, aber ich verstehe Ihr berndeutsch noch nicht."

Sie versteht mich natürlich auch nicht, aber sie lächelt, winkt und geht ihres Weges.

Sirius

Mein wichtigstes Vorhaben heute ist das Brauen des Polyglott-Tranks. Remus hat jetzt die Bücher draussen und so können wir das Rezept nachsehen und die Zutaten checken. Wir haben alles, was wir brauchen. Hermione und Ginny wollen mir helfen.

„Oh, das sieht ziemlich lecker komplex aus," bemerkt Ginny.

„Ja, der verlangt schon was ab, aber wir sollten kein Problem damit haben. So schwierig wie der Vielsafttrank ist er sicher nicht," sagt Hermione gelassen.

Ich sehe sie geschockt an. Was weiss denn Hermione über den Vielsafttrank, ausser dass Crouch junior den benutzt hat, um Mad-Eye Moody darzustellen.

„Was, bitte, weisst du über den Vielsafttrank?" frage ich streng.

„Nicht mehr als dass ich ihn in unserem zweiten Jahr gebraut habe," gibt sie mit einem zufriedenen Grinsen zurück.

Mein Mund steht offen! Dann frage ich in noch strengerem Ton:

„Und wozu zum Teufel hast du den gebraucht? Das war illegal! Zufälligerweise weiss ich genau in welchem Buch die Anleitung zu finden ist und dass sich dieses Buch in der Verbotenen Abteilung befindet."

„Ich weiss. Ich hatte aber einen Erlaubnisschein, um das Buch auszuleihen. Wir haben ihn in einem Toilettenabteil in dem Waschraum, in dem sich Moaning Myrtle herumtreibt, gebraut. Und gebraucht haben wir ihn, weil wir Malfoy verdächtigten, der Erbe von Slytherin zu sein und weil wir einige seiner Slytherin-Freunde ersetzen wollten, um Informationen von ihm zu bekommen. Er war es dann aber natürlich nicht."

„Oh Mann! Lieber ihr als ich! – Aber jetzt lasst uns aufpassen, dass wir dies hier richtig machen. Habt ihr die Schlangenzungen da? Die gehen zuerst rein, dann das Wasser und die Gürteltiergalle. – Und du hast ihn richtig hingekriegt?"

„Klar."

„Wow! Dann ist dies hier für dich ja wirklich kein Problem."

Wir konzentrieren uns jetzt alle drei auf unsere Arbeit. Der Zaubertrank ist komplex, aber er ist in etwa vier Stunden fertig. Ich passe gut auf, dass wir keinen Fehler machen, aber am Ende mache ich beiden Mädchen ein Kompliment. Man kann von Snapes Unterrichtsmethoden halten, was man will, aber sie kennen ihre Brautechniken. Beide Mädchen scheinen für Zaubertränke sehr begabt zu sein.

„Sehr gut gemacht. Das wären zehn Punkte für Gryffindor, wenn die Schule schon wieder angefangen hätte. – Ihr scheint beide gut in Zaubertränke zu sein."

„Ich finde es spannend, was man mit Zaubertränken alles machen kann," sagt Hermione.

Remus

Mein heutiger Job wird für mich wohl so anstrengend sein wie Sirius' gestriger für ihn. Ich lege die erste Lage Schutzzauber rund um unser Haus. Das bedeutet, dass ich mich eine Viertelstunde weit vom Haus entferne und auf dem Umkreis die Pfeiler für mein Netz aus Schutzzaubern lege. Das wird mich den ganzen Tag zumindest beschäftigen. Housi begleitet mich eine Weile lang und erkundigt sich, was ich mache.

„Ich setze die Schutzzauber um die Siedlung. Wir sind alle sechs auf der Abschussliste eines ziemlich unsympathischen Zeitgenossen, weshalb wir aus England überhaupt hierher gekommen sind. Das ist ein ekelhafter Typ, der es darauf abgesehen hat, die magische Welt zu terrorisieren und die Macht darin zu übernehmen. Sein Hauptziel ist die Ausrottung aller Muggel und Muggel-geborenen Zauberern. Hermione ist so eine Hexe. Ihre Eltern sind Zahnärzte, also Muggel, wie du. Deshalb setze ich hier die Schutzzauber. Zunächst muss ich den Umkreis festlegen, auf dem ich dann alle paar Zentimeter eine Reihe von Zauberformeln deponiere. Die erste Schicht ist ein Anti-Apparierungszauber. Wenn man hierher apparieren will, kann man das dann nur noch ausserhalb dieser Grenze, es kann uns also keiner einfach ins Haus rein- oder raus apparieren wie es Albus gestern getan hat. Dann lege ich einen Erkennungszauber darüber, der mir sagt, wenn ein Todesser sich nähert. Das wird bei uns im Haus einen akustischen Alarm auslösen. Ich habe das Glück, dass wir einen der Todesser in unserem Lager haben, der für uns spioniert. Alle Todesser haben eine Tätowierung am Unterarm und die hat eine Menge magischer Signaturen. Die konnte ich kopieren und in meinen Schutzzauber einarbeiten. Hier kommt keiner rein, der diese Tätowierung trägt, es sei denn, wir senken den Schutzzauber. Dann kommen noch mal etwa sechs verschiedene weitere Schichten mit anderen Zaubern. Ich werde die Formeln also einige Male sprechen müssen, bis ich rund herum gegangen bin. Das Ganze werde ich dann eine Weile lang immer wieder ‚übermalen' und so verstärken. Euer Haus ist natürlich auch mit eingeschlossen, denn ihr wärt auch in Gefahr, falls die Typen uns tatsächlich finden."

„Und das funktioniert?"

„Das funktioniert. Es wird für die ziemlich schwierig werden, durch meine Schutzzauber zu kommen, die sind nämlich eine meiner Spezialitäten."

„Das ist beruhigend..."

Ich lächle. Bis zum Nachmittag habe ich die meisten Zauber aufgesetzt. Sirius ist grade dabei, seinen Zaubertrank zu servieren, als ich ins Haus zurückkehre. Ich schaue ihnen zu, wie sie ihre Gläser leeren und sage:

„Ab sofort spreche ich nur noch berndeutsch. Das wird ein bisschen lästig für euch für die ersten zwei Tage, aber dann werdet ihr merken, dass alles durchkommt... ausserdem sollt ihr viel mit Housi und Barb sprechen. In etwa zwei Tagen versteht ihr sie problemlos und in einer Woche denkt und sprecht ihr perfekt berndeutsch."

Barb ist natürlich sehr vergnügt, dass sie jetzt mit uns allen sprechen kann. Sie zeigt ihnen den Garten und die Kinder sind sofort bereit, ihr dabei zu helfen. Sie jäten und wässern ihn wann immer es nötig ist. Barb lehrt sie, auf althergebrachte Weise Brot zu backen. Überhaupt macht sie viel mit den Kindern in der Küche. Alle vier lernen sehr viel dabei, nicht nur die Sprache, aber auch viele alte Techniken. Ich denke, Barb ist Gold wert, vor allem für Ron und Ginny, die ja keine Ahnung davon haben, wie die Muggel sich durchs Leben schlagen. Jeden Morgen holt eines der Kinder die Eier aus den Nestern im Hühnerhaus.

Unsere Nachbarn verbringen jetzt viel Zeit mit uns, um den fünfen zu helfen, die Sprache möglichst schnell zu lernen. Es geht auch nur wenige Tage, bis sie das schaffen. Sirius ist schneller so weit, denn er hat die Sprache schon einmal auf diese Weise gelernt, nur hat er sie so lange nicht verwendet, dass das meiste wieder weg war. Jetzt verstehen die Kinder auch schon die Fernsehprogramme, die sie sehen, was ihnen hilft, gleichzeitig auch deutsch zu lernen, nicht nur berndeutsch. Sie sind etwas verwirrt, weil ich den städtischen Dialekt spreche, während die Sprache der Leuenbergers natürlich etwas anders klingt, doch der Unterschied ist nicht gross. Nach einer Woche gebe ich ihnen bereits meine deutschen Bücher zu lesen, damit sie auch die Schrift lernen.

Regelmässig machen wir unsere Trips zum Einkaufen. Meistens fahre ich, aber auch Sirius übernimmt ab und zu das Steuer, immer hoffend, dass wir nie in eine Lage kommen, in der er einen Führerschein zeigen müsste. Dabei kaufen wir fast immer auch für Housi und Barb mit ein.

Sirius und ich haben wieder zusammengefunden. Jede Nacht, sobald wir die Tür hinter uns schliessen, sprechen wir einen Silenziumzauber aus und geniessen Zusammensein wie wir es gekannt haben, bevor wir so brutal auseinandergerissen wurden. Wir bauen nach und nach wieder eine sehr intensive sexuelle Beziehung auf und es gibt eigentlich nur einen Unterschied zu unserer Jugend: wir sind viel ruhiger, gelassener, gehen mehr aufeinander ein.

Wir geniessen das Ecksofa. Ich sitze in der Ecke, die Beine auf eine Seite ausgestreckt, Sirius liegt in der anderen Richtung, den Kopf auf meinem Schoss. Er studiert die Transfigurationstheorie, ich spiele etwas gedankenverloren mit seinen langen Haaren, während ich lese. Mein Buch halte ich auf der Sofalehne, während Sirius' Buch auf seiner Brust ruht. Sirius schnurrt beinahe unter meinen Streicheleinheiten. Er lässt sein Buch auf seine Brust fallen und schaut zu mir auf. Ich bemerke den Blick, lasse mein eigenes Buch sinken und lächle meinen Liebsten an. Sirius' Hand kommt hoch und streichelt mein Gesicht.

„Fast wie damals im Gryffindor-Turm, Liebster," flüstert er.

„Nur das Sofa ist noch bequemer," bestätige ich.

Und damit fällt uns ein, wo wir uns befinden. Wir schauen uns beide gleichzeitig nach den Kindern um, die sich alle im Zimmer befinden. Und uns ziemlich anstarren.

„Oops," macht Sirius.

Dann wird er doch tatsächlich ein bisschen rot und auch ich spüre die Wärme in meinen Wangen aufsteigen. Die Mädchen halten sich die Hände vor den Mund, offensichtlich um ihr Kichern zu unterdrücken. Harry sitzt auf dem Teppich und sieht eigentlich gar nicht so sehr überrascht aus, aber Ron wird fast noch röter als Sirius und ich.

Sirius holt tief Luft. Wie auf Befehl setzen wir uns beide wieder gerade hin.

„Ihr zwei seid vom anderen Ufer?" fragt Ron uns plötzlich.

„Also, deshalb war's euch so egal, das Zimmer zu teilen. Ich dachte mir schon so was," sagt Harry und ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus.

Und dann löst Hermione die Spannung, indem sie zu uns herüber kommt und uns beide umarmt.

„Dachte ich mir's doch, dass da mehr in eurer Umarmung in der Heulenden Hütte steckte! Ich finde es toll, dass ihr zusammen seid, ihr passt nämlich auch gut zusammen!"

„Du dachtest...?" fragt Sirius, fast sprachlos, und dann: „Hermione! Du warst erst dreizehn!"

„Na und? Ich komme aus einem vorurteilsfreien Elternhaus und meine Eltern hatten zwei schwule Freunde... wir haben uns über alles unterhalten," sagt sie lässig.

„Danke für deine netten Worte, Hermione! – Ja, Remus und ich sind ein Paar. Wir wollten es euch in den nächsten Tagen auch sagen, aber ihr müsst wissen, dass wir erst seit ein paar Tagen wieder richtig zusammen sind, daher hoffen wir, dass ihr es uns verzeihen könnt, dass wir nicht gleich damit über euch hergefallen sind. Wir brauchten erst mal eine Weile, unsere Beziehung wieder zu festigen."

„Wieder... zusammen?" fragt Ron.

„Also, dann seid ihr nicht erst seit ein paar Tagen zusammen, ihr wart es früher schon?" fragt Harry neugierig.

„Ja, Harry, wir sind schon seit sehr langer Zeit zusammen. Schon seit unserer Schulzeit. Aber nach dieser langen erzwungenen Trennung haben wir uns jetzt ein bisschen schwer getan, wieder zusammenzufinden," erklärt Sirius.

„Aber wir lieben uns. Und werden uns wohl immer lieben," füge ich hinzu.

„Finde ich schön," sagt Harry ohne zu zögern.

„Ich hoffe, es bereitet euch kein Unbehagen... unsere Beziehung ist uns schon ziemlich wichtig und wir brauchen einander wirklich sehr..." sagt Sirius leise und schaut auf seine leicht zitternden Hände nieder.

„Wir werden uns bestimmt dran gewöhnen, denke ich, und mich stört's nicht im geringsten," versichert Harry.

„Du weisst gar nicht, wie mich das erleichtert, Harry. Wir haben diesen Moment schon ziemlich gefürchtet, wie die meisten schwulen Paare ist es auch für uns nicht immer leicht, uns zu outen. Es gibt immer noch genügend Homophobie. Wärst du mit deinen Eltern aufgewachsen, dann hättest du uns gar nie anders wahrgenommen denn als ein Paar, Harry."

„Bestimmt wäre es dann für mich einfach eine andere Form von Zusammenleben gewesen," bestätigt Harry und sagt weiter: „Onkel Vernon hat natürlich auch über die Schwulen hergezogen, hat sie ungefähr auf die selbe Stufe gesetzt wie die Kommunisten, und ihr könnt euch in etwa denken, wie er über die redete..."

„Wissen wir, Harry," winke ich ab, „sie waren an der Verlobung deiner Eltern. An die Hochzeit sind sie dann zum Glück gar nicht erst gekommen."

„Ich kann jedenfalls gut damit leben," sagt Ron, sehr zu meinem Erstaunen, „aber wenn es euch nichts ausmacht, möchte ich jetzt gerne die Sendung am Fernsehen weiter gucken..."

„Was ist denn das überhaupt?" frage ich.

„Das versuche ich auch rauszubekommen," gibt Ron zu.

„Eine Seifenoper, du Tropf," erklärt Ginny, „und es ist wirklich Mist! Aber gleich danach gibt's einen Film über Wölfe, den ich gebucht habe, also werden wir uns den ansehen!"

Wir haben mit den Kids abgemacht, dass sie das Fernsehprogramm studieren und sich ihre gewünschten Filme ankreuzen müssen und alle können sich höchstens eine Sendung pro Tag aussuchen, ansonsten wird der Kasten abgeschaltet.

„Oh..." sage ich etwas dünn.

Das erinnert mich nur daran, dass der Mond in zwei Tagen voll ist. Ich nehme aber zuverlässig meinen Wolfsbanntrank ein. Wir haben den Keller vorbereitet, aber Sirius ist überzeugt, dass wir ohne ihn auskommen können. Er will mich nicht da unten transformieren lassen und ich versuche, darauf zu bestehen, aber Sirius hat einen anderen Vorschlag:

„Nein, Moony! Wir machen einen Mondschutzzauber drüben im Tenn, dann hast du wenigstens etwas Platz, um herumzulaufen. Du würdest dich beinahe umbringen in dem kleinen Keller!"

„Nicht mit dem Zaubertrank!"

„Weil du dich mit dem Zaubertrank eigentlich überhaupt nicht wegsperren brauchst, Moony! Ich lasse dich da nicht rein!"

„Ich kann mich grade so gut dran gewöhnen..."

„Und was soll das heissen, bitte?"

„Du hast den Wolfsbanntrank noch nie gebraut, Padfoot! Was ist, wenn er nicht wirklich gelingt? Bis wir sicher sein können, muss ich mich einschliessen!"

„Ah ja, und dich dann wieder in Stücke zerreissen? Wir werden das Tenn benutzen und damit basta. Die Kinder, Housi und Barb werden Bescheid wissen, dass sie zur Sicherheit drinnen bleiben müssen."

Ich kann mir nicht helfen, er rührt mich zu Tränen. Ich umarme und küsse ihn und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsgrube. Sirius hält mich ganz fest.

Sirius

Ha! Ein Argument, das gestochen hat. Diese Diskussion habe ich für mich entschieden. Wir verbringen die Vollmondnacht mit fröhlichem Spiel im grossen Tenn, das schon völlig leer steht und auf den baldigen Umbau wartet. Nach einigen Stunden fallen wir in einen letzten Heuhaufen, der oben noch vorhanden ist und schlafen nebeneinander ein. Schon zwei Stunden später bin ich wieder wach, als gerade langsam der Morgen zu grauen beginnt. Ich verwandle mich zurück. Sofort spüre ich eine feuchte Schnauze schnüffeln und gleich darauf eine sehr warme und sehr nasse rosa Zunge über meine Wangen lecken. Ich streichle den Kopf und die Schnauze zärtlich. Moony hebt seinen Kopf hoch und schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an, aber er greift mich nicht an. Ich lächle und ziehe den Wolf ganz nahe an mich heran.

„Ich liebe dich, Moony! Ich werde nie aufhören, dich zu lieben, egal ob ich dich in deiner menschlichen Gestalt in den Armen halte oder als Wolf. Du bist so schön! Und da du grade auch so nett bist, wie wär's, wenn wir hinüber ins Haus gehen, damit du noch auf deinen eigenen vier Beinen in dein Bett kommst?"

Er scheint einverstanden zu sein und wir verlassen das Tenn und gehen aussen herum zur Küchentür. Über den Platz weg kann ich Barb sehen, die grade aus ihrem Haus kommt. Sie erstarrt, als sie den Wolf sieht. Moony bleibt auch stehen, schnuffelt, bleibt aber ruhig bei mir.

„Du bleibst nett, Remus, ja? Schön an meiner Seite bleiben," sage ich zu ihm.

Als Remus zu mir aufschaut und nickt, bin ich gleich beruhigt. Ich winke Barb zu und wünsche ihr einen guten Morgen.

„Keine Angst, Barb, er ist ein guter Junge. Und ja, es ist ein Wolf, aber einen, den du nur einmal im Monat hier sehen wirst. Er jagt höchstens Hasen und bisher habe ich ihn erst einmal einen erwischen sehen."

Barb, die einen hübschen Berner Sennenhund hat, kommt näher, um sich das eindrückliche Tier näher anzusehen, während Remus mir einen tödlich beleidigten Blick zuwirft. Barb ist wirklich an allem interessiert, was wir sind und tun. Sie fragt neugierig:

„Hast du diesen Wolf eben Remus genannt?"

„Habe ich. Weil er Remus ist."

„Oh! So, wie du dich in einen Hund verwandeln kannst?"

„Leider nicht ganz so freiwillig. Er ist ein Werwolf. Wenn der Mond voll ist, muss er sich verwandeln, und es geht leider nicht so schnell wie bei mir. Das ist auch der Grund, warum wir ganz schnell weiter müssen, denn der Mond geht bald unter und ich möchte ihn in seinem Bett haben, wenn das der Fall ist. – Also, bis später!"

„Oh, sicher! Bis später dann. Und dir wünsche ich, dass es möglichst bald vorbei ist, Remus!"

Remus rast jetzt zur Küchentür, ich zaubere sie auf und er hopst hinein. Ich habe allerdings nicht mit der Frühaufsteherin Ginny gerechnet, die in der Küche steht und sich Tee macht. Sie erstarrt, als sie sieht, wie der Wolf hereingerast kommt. Und Remus schlittert auf dem gefliesten Boden, bis er still steht. Ich grinse.

Ginny

„Morgen, Ginny! Brauchst die Tasse nicht fallen zu lassen, Remus beisst nicht. Er ist nur müde und will schleunigst ins Bett," sagt Sirius beruhigend.

„Phu!" mache ich erleichtert. Wenn Sirius in seiner menschlichen Gestalt unverletzt da steht, wird Remus mir wohl auch nichts machen. Er schleicht sich an mir vorbei zur Treppe, aber ich umarme ihn kurz und fest. Er ist wirklich eindrücklich, wahrscheinlich ein bisschen grösser als ein natürlicher Wolf. Das Fell ist fast ganz grau, mit einigen hellbraunen Stellen. Seine goldenen Augen sind jetzt richtige Wolfsaugen. Die lange Schnauze zeigt gefährliche, blitzend weisse Reisszähne, die mir schon ein bisschen Angst machen. Aber ich weiss, er hat seinen Zaubertrank intus und der macht ihn harmlos, daher fühle ich mich sicher.

Er beweist es mir ganz kurz, indem er eines meiner Handgelenke zwischen die Zähne nimmt, aber ganz vorsichtig.

„Schlaf gut, Remus!" sage ich, ziehe die Hand langsam wieder weg und streichle ihn.

Während die beiden nach oben gehen, summe ich ein bisschen.

‚Wow, ich hab' einen Werwolf gestreichelt und kann auch noch unverletzt davon erzählen,' denke ich, immer noch beeindruckt.

Remus

Zehn Minuten später verwandle ich mich zurück und trotz meiner Schmerzen finde ich Gelegenheit, Sirius wütend anzustarren. Leider bleibe ich nicht lange genug wach, um meiner Wut verbal Ausdruck zu verleihen. Sirius steckt mich ins Bett und küsst mich auf die Nase:

„Ich liebe dich auch, Schätzchen, und jetzt schlaf dich aus!"

Als ich am Nachmittag wieder erwache, ist die Wut verraucht und ich habe mich so weit in der Hand, dass wir unsere zukünftigen Aufgaben durchsprechen können. Wir setzen uns im Büro zusammen und erarbeiten einen Entwurf für die Unterrichtsstunden. Hermione ist bereits eifrig dabei, Ginny in allem zu unterrichten, was sie vom vierten Jahr wissen muss. Da Ginny eine gute Schülerin ist, kapiert sie den Schnellkurs ziemlich gut und hat schon viel drin. Da bin ich mir ziemlich sicher und bin auch froh darum. Gerade in Zaubertränke gibt es viele Techniken, die im vierten Jahr gelehrt werden, die wichtig sind. Deshalb arbeitet Hermione auch am meisten mit Ginny in diesem Fach. Zauberkunst und Transfiguration sind die anderen beiden Fächer, auf die wir am meisten Wert legen müssen. Ginny hat mehr Mühe in Transfiguration, aber Sirius wird ihr da sicher weiterhelfen können, wo Hermione allenfalls versagt.

„Also, du übernimmst Transfiguration, Zaubertränke und Arithmantik? Könntest du auch die Kräuterkunde-Theorie mit übernehmen? Ich bin ein hoffnungsloser Fall in dem Fach..." schlage ich vor.

„Die drei erstgenannten Fächer sind wohl gegeben, aber Kräuterkunde kann ich nur probieren, du weisst, dass ich auch keine Leuchte war, aber vor allem deshalb, weil Professor Sprout wohl nicht allzu viel von mir gesehen hat. Ich werde mich sicher auf Transfiguration, Zaubertränke und Arithmantik konzentrieren. Wenn ich das richtig deute, haben weder Ron noch Harry damit etwas am Hut, aber sie werden nachbüffeln müssen, denn ich werde mich hüten, so etwas wie Wahrsagen zu unterrichten."

„Na, ich werde mich ebenso dumm stellen, was das angeht! Ich übernehme Verteidigung, Zauberkunst, Geschichte und Alte Runen. Da werden Harry und Ron ebenso wenig herumkommen wie um die Arithmantik. Und ich denke, wir finden Platz für Muggelkunde, aber das schöne ist, dass wir da nicht nach einem Buch vorgehen müssen. Das gibt ihnen ein Fach mehr in dem sie einen OWL holen können."

„Bleibt Pflege Magischer Geschöpfe, da können wir auch nur nach den Büchern vorgehen, ich glaube nicht, dass wir uns hier irgendwelche Viecher auftun können..."

„Aber das reicht auch."

„Na gut. Unser Tisch ist reichlich gedeckt, Moony! Zum Glück sind sie nur zu viert."

„Ja, ich bin auch froh darum. Wir können es unkompliziert machen. Ich mache Montag und Dienstag für meine Fächer, du übernimmst Donnerstag und Freitag und der Mittwoch bleibt für den Kleinkram."

Ich notiere mir auf einem grossen Blatt einen Stundenplan auf: Montag und Dienstag die gleiche Verteilung, morgens zunächst zwei Stunden Verteidigung, dann eine Stunde Geschichte und eine Alte Runen, nach der Mittagspause zwei Stunden Zauberkunst. Dann am Mittwoch alle die Sachen wie Astronomie und Muggelkunde. Schliesslich am Donnerstag und Freitag eine Doppelstunde Transfiguration, Kräuterkunde und Arithmantik, Mittagspause, und zum Abschluss eine Doppelstunde Zaubertränke.

„Kurz und schmerzlos," sagt Sirius grinsend.

„Du sagst es. Und sie werden trotzdem noch eine Menge Zeit zum lernen und spielen haben. Wenn wir das Abendessen als Hauptmahlzeit deklarieren, dann werden wir nicht mehr als eine Stunde oder etwas mehr fürs Mittagessen benötigen, dann sind sie schon um halb vier durch die Lektionen. Genügend Freizeit."

Sirius

Harrys Geburtstag steht an. Die Mädchen sind gerne bereit, mit mir auf Einkaufstour zu gehen, um ein paar hübsche Geschenke für ihn zu finden. Ron und Ginny haben für ein gemeinsames Geschenk zusammengelegt. Wir haben die Gelegenheit, eine glücklicherweise Malfoy-freie Chatzegass zu durchforsten und gehen dann auch hinaus in den Muggel-Teil der Stadt, um ein paar CDs für unsere Stereo-Anlage zu kaufen. Ich bin aus dem Häuschen, weil fast alle meine alten Lieblings-Sachen auch noch auf CD zu haben sind. Daher greife ich etwas tief in die Tasche, um viele Rock-Klassiker heimzubringen. Und ein paar klassische CDs extra für Remus. Ausserdem hat Hermione mich überredet, dass wir einen Computer kaufen sollten. Da wir einen Telefonanschluss haben, sorgt sie dafür, dass wir auch an ein Ding, das sie Internet nennt, angeschlossen werden.

Ginny und Ron machen kugelrunde Augen über das Ding, als Hermione es lässig in unserem vorderen Wohnzimmer auf dem Schreibtisch aufbaut. Alles, was gebraucht wird, ist bereits im Laden darauf installiert worden, aber Hermione hat einige CDs gekauft, die zu meinem Erstaunen genauso aussehen wie die Musik-CDs, die aber, wie sie sagt, Daten enthalten. Sobald alles eingeschaltet ist und Hermione ungefähr ein halbes Dutzend Geräte angehängt hat, demonstriert sie für uns, wie man den Computer benutzt. Sie schreibt einen kurzen Text und druckt ihn auf ein Blatt Papier.

„Wow, das sieht ja richtig chic aus," meint Remus und wendet sich an Harry und Ron: „Wenn ihr mir eure Aufsätze so abliefert, kann ich sie sogar ohne Probleme lesen. Besser als das Gekrakel, das ihr Handschrift zu schimpfen wagt!"

Er grinst, die Jungs zucken zusammen.

Es ist erstaunlich, wie sehr die Kinder bereits nach wenigen Tagen eine Mixtur aus Muggel- und Zauberer-Leben leben. Es fällt bald auf, dass sie vor allem dann zum Zauberstab greifen, wenn etwas in Arbeit ausartet, auf die sie wenig Lust haben. Sie helfen Barb gerne von Hand im Garten, aber wenn's ums Rüsten von Gemüse in der Küche geht, ist der Zauberstab schnell zur Stelle, selbst bei Hermione. Gekocht wird dann oft wieder auf herkömmliche nicht-magische Weise. Das können Harry und Hermione, aber Ginny und Ron haben einige Küchenzauber von Molly aufgenommen und demonstrieren die nun. Sie lesen aber alles, was ihnen unter die Finger kommt, auch Muggelliteratur. Sie hören die Musik der Muggel, sie spielen ihre Spiele ebenso wie die magischen, sie spielen auf dem Computer. Abgewaschen wird ohne mit der Wimper zu zucken magisch. Wer wäscht schon gerne ab? Draussen fliegen sie auf ihren Besen und spielen Quidditch.

Wir feiern Harrys Geburtstag mit einer Party, zu der wir Housi und Barb, Roland und Klara, sowie einige Überraschungsgäste einladen. Roland und Klara haben bereits das Haus bewundert, wie es sich jetzt präsentiert.

Ginny und Hermione gehen hinüber zu Barb, um Harrys Geburtstagskuchen zu backen. Remus und ich kochen das Abendessen. Ron hat Harry aus dem Haus gescheucht, damit er den Sitzplatz vor dem Haus hübsch dekorieren kann. Housi hat seine Angeln und Harry mitgenommen und die beiden kommen erst gegen Abend wieder zurück. Harry weiss natürlich, dass wir eine Party vorbereiten, aber er hat keine Ahnung, dass noch ein paar Gäste herkommen. Aber als er vom Angeln heimkommt, findet er Albus und Minerva, Arthur und Molly Weasley, Helen und George Granger und die Weasley-Zwillinge vor. Ron hat draussen den langen Tisch gedeckt und geschmückt. Wir laden alle zum Sitzen ein und bringen dann das Essen, das uns ziemlich gut gelungen ist. Da Molly auch noch einen Kuchen mitgebracht hat, kommen wir zu einem ziemlich üppigen Dessert.

Die Zwillinge haben Feuerwerk mitgebracht, das natürlich aus ihrer eigenen Fabrikation stammt. Dass sie in Roland und Klara zwei neue, unverbrauchte Opfer finden, freut sie natürlich enorm. Zum Glück haben die beiden eine gesunde Portion Humor und lachen über die gelungenen Spässe. Remus und ich haben ihnen strikte verboten, allzu derbe Streiche zu spielen, schon gar nicht mit unseren Nachbarn.

Inzwischen haben wir schon einige Geschichten über die Zwillinge gehört. Die wissen aber noch nicht, wer wir beiden sind und als sie hören, dass ich Remus Moony nenne, stottert der eine von ihnen:

„Moony? Habe ich Moony gehört?"

„Ja, Fred, Moony. Das bin ich," bestätigt Remus, der natürlich genau weiss, was jetzt kommen wird, amüsiert.

„Wie auf der Karte der Rumtreiber Moony?" fragt George.

Remus grinst.

„Was weisst du denn von der Karte der Rumtreiber, George?" fragt er süffisant.

„Oh... äh..."

„Ich hab sie doch von Fred und George bekommen, Moony," sagt Harry.

„Ja, äh, wir haben sie in unserem ersten Jahr von Filch gefilzt..." gibt George schliesslich zu.

Ich grinse Remus an und der grinst mich an.

„Nun, dann weisst du jetzt, wer an der Karte mitgebastelt hat..." sagt er.

„Echt? Wow! Und Sie sind ein Lehrer, Mensch, das hätten wir voriges Jahr wissen sollen!" sagt Fred.

„Darf ich fragen, wer dann die drei anderen sind? Wormtail, Prongs und Padfoot?" fragt George.

„Padfoot sitzt gleich neben mir," verrät Remus.

George und Fred starren mich mit grossen Augen an.

„Na, dann ist uns gleich klar, dass Sie kein Verbrecher sein können! Wie kann jemand, der so genial ist, und so was wie die Karte der Rumtreiber verzaubert hat, schlecht sein!" ruft Fred aus.

„Leider ist einer der vier so schlecht, Fred. Wormtail. Das war Peter Pettigrew," sage ich traurig.

„Stimmt es, dass der noch lebt? Ich dachte, der wäre damals umgekommen..."

„Der ist leider noch immer sehr lebendig. Hat fast zwölf Jahre lang bei euch gelebt, Fred. Als eine Ratte. Lass dir die Geschichte gelegentlich genauer erzählen, heute möchte ich nicht darüber reden."

„Okay. Und wer war Prongs?"

„Das war James Potter, Harrys Dad."

„Wieso eigentlich diese Übernamen? Prongs macht zwar Sinn, jedenfalls dann, wenn Harrys Dad ähnliche Haare wie Harry hatte..."

„Die hatte er, aber wir nannten ihn auch so, weil seine Animagusform ein Hirsch war. Die Zacken seines Geweihs..." erkläre ich.

„Oh, das ist genial! Wormtail ist klar, da Sie sagen, dass Pettigrew sich als Ratte verbirgt. Aber Padfoot? Klingt wie ein Hund..."

„Stimmt. Das bin ich."

Nach dem Essen ist Zeit für Harry, seine Geschenke auszupacken. Er tut es mit leicht feuchten Augen und bedankt sich herzlich bei allen. Die Rührung, die er kaum verbergen kann, ist verständlich, denn dies ist schliesslich erst seine zweite Geburtstagsparty und an die erste kann er sich sicher nicht mehr erinnern.

Um halb neun verabschieden sich zuerst Roland und Klara, dann gehen Housi und Barb heim und wir sind unter uns. Die Kinder verschwinden in der Umgebung. Wir haben Zeit, unseren Gästen das Haus zu zeigen. Molly gefällt die Küche sofort.

„Oh, habt ihr eine schöne, grosse Küche! Sind das Muggel-Geräte?"

„Ja. Wir lieben sie schon. Sie ist erst vor drei Jahren neu renoviert worden..." erklärt Remus.

Arthur bewundert die Geräte und zeigt auf die Espressomaschine.

„Was ist denn das da?" fragt er.

Ich mache ihm ein Tässchen Espresso und erkläre:

„Das ist für die Kaffeeliebhaber in diesem Haushalt. Das bin bisher nur ich. Hermione mag auch ab und an einen Espresso."

Dann geht's weiter in die beiden Wohnzimmer, die auch gebührend bewundert werden und ins Büro. Albus schaut sich um und meint:

„Ja, mit den leeren Regalen hat das noch nicht sehr gewirkt, aber jetzt mit all den Büchern darin sieht es sehr anheimelnd aus.

„Finden wir auch. Es wird angenehm sein, hier zu arbeiten."

„Ist der Schreibtisch da drüben der einzige, an dem die Kinder Hausaufgaben machen können?" fragt Molly etwas besorgt.

„Nur, bis der mittlere Teil des Hauses fertig wird. Kommt mit, wir zeigen es euch!" sagt Remus und wir folgen ihm aus dem Haus und hinüber in den noch offenen Mittelteil.

„Die fangen in ein paar Tagen mit dem Umbau an und das Ganze wird etwa zwei bis drei Wochen dauern. Die Seitenwände werden an beiden Seiten voll verglast, mit Holzrahmen. Beide Seiten bekommen eine Tür. Dann gibt's da an der Wand eine Treppe in die geplanten beiden oberen Stockwerke. Der erste Stock wird etwa zwei Drittel so gross wie das Erdgeschoss, mit Säulen abgestützt, und wird die Bibliothek enthalten. Dort planen wir auch Arbeitstische. Noch eine Etage höher kommt ein Aufenthaltsraum hin, gleiche Grundfläche wie die Bibliothek, aber natürlich wird die Decke Dachschräge haben. Aber der Raum wird sicher trotzdem schön gross. Und wenn das noch nicht reicht, werden sie immer noch das Klassenzimmer benutzen können."

„Das wird sicher sehr schön," gibt Molly zu.

„Und wo habt ihr eure Schlafzimmer?" fragt Helen Granger.

„Alles wieder hinüber," befiehlt Remus.

Wir zeigen auch noch die oberen Zimmer und ich erkläre:

„Harry und Ron haben je ein Zimmer hier drin, unseres ist da drüben neben dem Badezimmer, aber das Bad ist das der Mädchen. Hier, ihr könnt reinschauen."

Ich mache die Tür zu Rons Zimmer auf und alle schauen es sich an.

„Das ist ganz hübsch gross. Es ist fantastisch, dass ihr das alles so rasch eingerichtet habt..." sagt George.

„Die reinste Zauberei," sagt Remus grinsend.

George macht grosse Augen. „Echt gezaubert?" fragt er.

„Echt gezaubert. Alles aus ein paar Kieselsteinen," erkläre ich.

„Und das hält?" fragt Helen etwas zweifelnd.

„Das hält. Ich habe selbstverständlich über alle transfigurierten Möbel einen Permanenzzauber gelegt, wir wollen ja nicht aus Versehen mit einem Finite Incantatem wieder Kieselsteine im Zimmer haben. Den Gegenzauber eines Permanenzzaubers braucht man so gut wie nie, daher sind die Sachen sicher."

„Das macht Sinn. Wie kommt es, dass ich Sie so problemlos verstehe, aber wenn meine Tochter mir etwas aus ihrer magischen Welt zu erklären versucht, habe ich das Gefühl, dass sie eine vollkommen andere Sprache spricht?" fragt Helen weiter.

„Wahrscheinlich, weil sie deine Tochter ist. Vielleicht hat sie Angst, dass ihr sie dann nicht mehr in ihre Welt zurückkehren lassen wollt, wenn ihr sie zu genau versteht..." offeriere ich.

„Gut möglich. Das nächste Mal, wenn ich was wissen will, schicke ich Ihnen 'ne Eule," meint sie grinsend.

„Sehr gute Arbeit, Sirius! Du hast es offenbar immer noch drin," lobt mich McGonagall.

„Danke, Minerva. Ich bin auch ganz zufrieden mit mir. Hier geht's lang, hinauf zu den Mädchen, ich bin sicher, ihr werdet auch gern sehen wollen, wo Ginny und Hermione zuhause sind."

„Wenn nur die Mädchen dieses Bad hier benutzen, wo ist dann eures?" fragt Helen.

„Unten, hinter der Küche. Schien uns eine faire Verteilung. Hier, das ist Hermiones Zimmer und Ginny ist nebenan."

Alle Zimmer der Kinder haben auch Platz für einen Schreibtisch, die Eltern sehen sehr zufrieden mit den Räumen aus. Arthur findet:

„Das ist ja richtig luxuriös! Kein Wunder, scheinen die beiden so zufrieden zu sein. Die werden nach dem hier wohl gar nicht mehr in den Fuchsbau zurückkommen wollen."

„Ginny und Ron geht's jedenfalls prächtig und es gefällt ihnen. Sie haben schon viel gelernt, seit sie hier sind, vom Brotbacken bis zum Gartenbau," erklärt Remus, während wir alle wieder hinunter gehen.

„Ja, mir scheint, dass ihr schon so richtig Muggel- und Zauberer-Lebensstil verbunden habt," bemerkt auch Minerva.

„Das kam ganz natürlich, denn dies ist ja schliesslich ein Haus von Muggeln. Housi und Barb tun unseren Teenies sehr gut. Sie lehren die Kinder eine Menge über die Muggel, ohne dass die Kinder das merken."

Harry

Das ist der beste Geburtstag meines Lebens! Alle Leute, an denen mir viel liegt, sind da und feiern ihn mit mir, was für ein Unterschied zu all den Jahren vorher. Es geht wirklich nicht schöner. Während Remus und Sirius den Erwachsenen das Haus vorführen, haben wir Kinder Zeit, um im nahe gelegenen Wald herumzustromern. Die Zwillinge finden die Gegend echt Klasse und sind traurig, dass sie nicht gleich ein paar Tage da bleiben können. Es ist beinahe Mitternacht, als wir endlich wieder beim Haus auftauchen. Aber keiner hat es sehr eilig, nach Hause zu kommen, also setzen wir uns einfach an den langen Tisch, über dem Remus nun bunte, schwebende Lichter angebracht hat.

„Seid ihr eigentlich schon ein bisschen herumgekommen?" fragt George.

„Nicht viel, aber wir sind ja erst seit zehn Tagen hier, wir haben erst mal die Sprache gelernt, was ganz spassig ist," erklärt Ron.

„Remus hat uns aber versprochen, dass wir noch Ausflüge machen werden. Wir wissen schon, wie der Stundenplan für das Schuljahr aussehen wird. Ich bin sicher, dass es total cool sein wird, beide sind total nett!" sagt Ginny begeistert.

„Das stimmt. Ginny und ich haben Sirius beim Brauen des Polyglott-Trankes geholfen und jetzt arbeiten wir alle drei dran, Remus' Wolfsbanntrank zu meistern. Bis jetzt hat er ihn immer noch von Snape, aber ich nehme an, dass er ganz froh wäre, nicht mehr auf Snape angewiesen zu sein," sagt Hermione.

„Das klingt grossartig," sagt Fred.

„Ja, ich bin geneigt, euch alle zu beneiden. Ich würde wahrscheinlich Quidditch vermissen. Und wir werden in Hogwarts unseren Spitzen-Sucher vermissen," meint George.

„Wer weiss, vielleicht lassen sie mich ja zu den Spielen kommen. Ich brauche ja nicht speziell mit dem Team zu trainieren und die ganzen Strategien gehen an mir auch zumeist vorbei..." bemerke ich.

„Wir können ja auf alle Fälle Professor McGonagall fragen," meint Fred.

„Mich was fragen, Weasley?" erklingt die zackige Stimme unserer Hausleiterin von der anderen Seite des langen Tisches. Ihr entgeht einfach nichts.

„Oh, Sie haben das gehört? – Wir werden dieses Jahr ohne unseren Sucher auskommen müssen, Professor."

„Ja, leider," seufzt McGonagall.

„Wir haben uns gefragt, ob Harry nicht einfach zu den Spielen nach Hogwarts kommen könnte..."

„Ich weiss nicht, ob das zu empfehlen ist, Weasley, denn erstens kann er nicht mit dem Team trainieren und zweitens sollte er sein Gesicht zur Zeit in England besser nicht zeigen."

„Aber wenn er zu den Spielen auftauchen würde, dann würden die Todesser doch glauben, dass er noch in England ist und nur dort nach ihm suchen," meint George.

„Die Todesser würden sich davon nicht lange täuschen lassen, Weasley, wenn Harry nur bei den Spielen auftaucht und sonst nie zu sehen ist. Da sind bestimmt genügend Kinder von Todessern in Hogwarts, die das bald einmal nach Hause melden würden. Und Harrys Sicherheit ist dann doch wichtiger als der Quidditch-Cup."

„Da hat sie recht, Fred, weisst du..." sagt Ron.

„Ja, ich denke, das hat sie. Das bedeutet, dass wir nicht nur einen neuen Keeper brauchen, sondern auch noch einen neuen Sucher... Angelina wird wohl Captain werden."

Die Party wird schliesslich einige Zeit nach Mitternacht beendet, als unsere Gäste aus England wieder dahin zurückkehren. Sie benutzen Portschlüssel dazu. Remus, Sirius und wir Kinder räumen noch auf, dann verziehen wir uns in unsere Betten und schlafen am nächsten Tag lange aus.