Kapitel 8 – Weihnachtsferien und der Prozess

James

Was für ein wunderbares Weihnachtsfest. Schon den ganzen Tag fühle ich ein Kribbeln im Bauch, weil es so wohl tut, diesen Tag mit dieser grossen Familie zu verbringen. Das letzte Mal, als ich einen grossen Tannenbaum geschmückt habe, war, als Harry noch ein Baby war. Damals noch mit Moony, Padfoot und Wormtail, was für einen Heidenspass wir dabei hatten. Padfoot hat mindestens zwei Kugeln zerdeppert.

Jetzt nehme ich neben Lily auf einem der grossen Sessel Platz, die wir um den Baum herum aufgestellt haben. Sie schmiegt sich an mich und schaut hinüber zu Harry, der auf einem der Sofas sitzt und Hermione auf seinen Schoss zieht. Ich folge ihrem Blick. Die beiden sind wirklich niedlich. Normalerweise sollten die ja jetzt eigentlich im Gryffindor-Turm auf einem der kuscheligen Sofas sitzen und knutschen. Doch sie sind sicher nicht unglücklich darüber, dass sie es hier in unserer Familie tun dürfen. Remus, Sirius, Kingsley und Tonks verteilen weiter die Geschenke. Die Päckchen fliegen im ganzen Raum herum, bevor sie sanft vor den Empfängern landen.

„Hanna ist zu niedlich. Sie sieht aus wie Idefix in der Geschichte, in der Miraculix die ganzen Bäume in Sekundenschnelle wachsen lässt..." sagt Lily.

Wo war das nur? Ach ja, Asterix, diese Muggel-Comics...

Ich schaue wieder zu Harry hinüber. Er hat lange überlegt, was er Hermione schenken könnte. Was er ausgesucht hat, weiss ich nicht, aber ich sehe, dass sie ziemlich gerührt ist, als sie ein kleines Päckchen aufmacht.

Harry

Das ist der Moment! Gleich macht sie's auf, sie hat's grade von ihrem Stapel Geschenke genommen. Ich habe einen einfachen Platinring ausgewählt, mit einem Saphir in der Mitte, von winzigen Brillanten umkreist. Ich schaue ihr etwas verstohlen dabei zu, wie sie die Verpackung entfernt. Jetzt macht sie die Schachtel auf und – UPS! Als nächstes sitzt sie auf meinem Schoss und küsst mich, dass mir Hören und Sehen vergeht.

„Oh Harry! Danke! Danke! Er ist wunderschön!"

„Gern geschehen, meine Süsse, ich bin froh, dass er dir gefällt..."

„Lass mal sehen, wo er passt..."

„An deinem rechten Ringfinger. Ich habe den einen Ring, den du dort trägst gemessen," verrate ich ihr.

„Wow! Da hast du ja richtig toll überlegt. Warum am rechten und nicht am linken Ringfinger?"

„Na ja, ich dachte, an der linken Hand sieht's ein bisschen zu sehr aus wie ein Verlobungsring und... na ja, dafür sind wir vielleicht doch noch ein bisschen jung..."

„Ich weiss nicht – ich würde dich gleich morgen heiraten, Harry."

„Echt? Ich brauch dich bloss fragen?" erkundige ich mich und staune über meine forsche Art.

„Du brauchst bloss fragen," gibt sie zurück.

„Hermione, willst du mich heiraten?"

Stille rund um uns her. Selbst Hermione schweigt für einen Moment. Ich laufe Scharlachrot an. Ich bin mir über die Farbe nicht ganz sicher, es fühlt sich aber wie Scharlachrot an. Dann schaut Hermione mich an, gibt mir den Ring zurück und sagt:

„Dann solltest du mir den Ring vielleicht doch an den linken Finger stecken, Harry. Ja, ich will dich heiraten."

Ich kann nicht glauben, was ich da getan habe. Ich bin noch nicht mal volljährig, sie ist sogar noch zwei Monate jünger als ich und doch sagt sie, dass sie mich heiraten will. Ginny, die neben uns auf Ernies Schoss sitzt, grinst und ruft:

„HALLO, HALLO, HALLO! Hermione will Harry heiraten! Die wollen Hochzeitsglocken klingen lassen!"

Ernie fängt auch an zu lachen, aber Hermione und ich kümmern uns schon nicht mehr darum, was um uns herum vorgeht, wir sind grade dabei, uns gegenseitig die Zungen fast bis zum Halszäpfchen in den Mund zu schieben. Ich glaube, es müssen so zehn Minuten vergangen sein, als Neville unser Knutschen stört und uns die Hand entgegenstreckt. Remus und Sirius sind immer noch sprachlos. Sie brauchen sogar noch weitere zehn Minuten, bis sie wieder etwas sagen können. Mum und Dad schauen völlig konsterniert herüber.

„Euch ist wirklich ernst damit, nicht wahr?" fragt Sirius.

Hermione hält nur ihre Hand hoch und zeigt ihm den Ring. Sirius prustet los und kommt herüber, um mir auf die Schulter zu klopfen:

„Du hast sie mitten in diesem Haufen Leute um ihre Hand gebeten? Harry! Wow! Damit hast du deinen Dad ziemlich in den Schatten gestellt. Der hat sich kaum getraut, die Frage anzubringen."

„Hey, das ist nicht wahr!" protestiert Dad.

Remus grinst auch und fügt hinzu:

„Oh ja, ist es wahr, nicht wahr, Lily? Aber bedenke, Sirius, James war mit Lily sechs Jahre lang wie Katz und Maus, Harry hat's leichter gehabt, Hermione ist mit ihm schon jahrelang befreundet. Euch beiden ist aber klar, dass ihr noch zwei Jahre warten müsst, oder?"

„Ja, natürlich, Remus."

„Gut! Gratuliere euch beiden!"

James

Ich höre Ginny schreien und als mir klar wird, was sie da sagt, glaube ich es kaum. Unser fünfzehnjähriger Sohn hat soeben um die Hand seiner Freundin angehalten? Ich glaube, Lily und ich brauchen noch länger als Remus und Sirius, um unsere Sprache wiederzufinden.

„Ich glaube, unser Sohn hat soeben seine Absicht kundgetan, Hermione zu heiraten," flüstert Lily. „Bitte sag mir, dass ich mich verhört habe, James..."

Ich hole tief Luft.

„Ich fürchte, dass ich das nicht kann, Liebste."

„Er ist fünfzehn, James! Nicht, dass ich nicht Hermione mit offenen Armen willkommen heissen werde, aber sie sind einfach noch viel zu jung, um an so etwas auch nur zu denken, Liebster, oder etwa nicht?"

„Natürlich sind sie das, Liebste, aber ich glaube, die sind sich sicher. Ausserdem haben sie sich ja nur verlobt, die werden wohl kaum erwarten, dass sie gleich morgen heiraten können," beruhige ich meine Frau.

Sie seufzt.

„Du hast recht. Lass uns sie umarmen."

Und das tun wir auch gleich.

Harry

Ich bin so erleichtert, dass weder Mum noch Dad versuchen, es uns auszureden. Ich weiss, es ist mir – uns – herausgerutscht, und war sicher nicht eben durchdacht, aber ich weiss, dass ich mit Hermione zusammen bleiben will und wenn sie ihre Meinung nicht ändert, dann will ich sie wirklich heiraten. Natürlich werden wir bis nach der Schule warten müssen. Aber bis dahin brauchen wir ja keine Heiratsurkunde, um zusammen zu sein. Wir werden von Remus, Sirius, Mum und Dad grosszügig unterstützt.

Eine Stunde später sind wir im Auto zusammengepfercht und fahren hinunter nach Lützelflüh, wo wir gemeinsam den Weihnachtsgottesdienst besuchen. Hermione und ich sitzen nebeneinander und halten uns die ganze Zeit bei der Hand. Es ist ein schöner Gottesdienst, wir singen alle Weihnachtslieder und bestaunen die grosse, mit weissen Kerzen geschmückte Tanne im Altarraum. Als die Predigt vorbei ist, gehen wir alle schweigend zum Auto zurück. Aber als wir heimkommen, zitiert Remus uns wieder in das Klassenzimmer und bringt ein paar Flaschen Champagner hervor.

„Ich hatte mir gedacht, die für den Silvester mitzunehmen, aber wir können uns ja wieder eindecken. Ich denke, die Verlobung von Harry und Hermione ist Grund genug, ein paar dieser Flaschen zu killen."

„Gute Idee – warum haben wir die nicht gehabt, James?" fragt Mum.

Da sind wir natürlich alle sehr einverstanden. Siri sorgt für Musik, wir trinken Champagner, tanzen und unterhalten uns alle glänzend. Keiner der Erwachsenen schickt uns zu Bett bevor wir von selber gehen wollen. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich das wirklich getan habe. Ungefähr um drei Uhr morgens steige ich mit Hermione die Treppe hinauf bis zu ihrem Zimmer. Sie sieht ungefähr so müde aus wie ich mich fühle. Ginny wird wahrscheinlich bei Ernie landen, daher sind wir höchst wahrscheinlich hier oben ganz alleine. Wir fallen ins Bett und sind sofort weg.

Hermione

Weihnachtsmorgen. Normalerweise würden wir uns jetzt an das Öffnen unserer Geschenke machen, aber das haben wir jetzt gestern schon hinter uns gebracht. Es ist alles ganz ruhig im Haus, draussen hat's frisch gefallenen Schnee, der die Geräusche noch zusätzlich dämpft. Harry schläft immer noch neben mir. Ich kann gar nicht glauben, dass wir das abgezogen haben. Wir sind verlobt! Du liebe Güte, das muss ich noch meinen Eltern beibringen und zwar bald. Ich habe keine Ahnung, wie sie reagieren werden, aber ich kann mir vorstellen, dass sie wohl nicht allzu beeindruckt sein werden. Aber meine Situation ärgert sie wahrscheinlich sowieso, ein bisschen mehr macht da auch nichts mehr. Immerhin haben wir den Segen von Harrys Eltern.

Ja, ich will dich heiraten, Harry. Du entwickelst dich in den nächsten Jahren bestimmt zu einem ansehnlichen Mann, weisst du das? Du bist intelligent, mächtig, aber ganz zuerst hast du eine wundervolle Seele, bist du ein wunderbarer Mensch, der nie jemanden absichtlich quälen würde. Du bist warmherzig, freundlich und witzig. Du bist loyal bis zum Letzten und würdest für deine Lieben dein Leben geben. Und du weisst es noch nicht, aber in einer Stunde oder so, wenn du erwachst, lasse ich dich bei mir ein! Ich will es ausprobieren und ich spüre, dass du jetzt dazu bereit bist.

Wie glücklich ich jetzt bin! Harry gehört mir alleine, seine Eltern sind damit einverstanden, die Schule ist einfach cool, wir sind gut versteckt und ziemlich ausser Gefahr, das Leben ist wirklich schön! Ich vermisse nur meine Eltern. Ich werde sie allerdings über verschiedene Dinge in Kenntnis setzen müssen. Sie wissen zwar, dass Harry mein Freund ist, aber sie haben noch keine Ahnung, wie weit unsere Beziehung bereits geraten ist.

James und Lily sind einfach wunderbar! Ich werde die besten Schwiegereltern der Welt bekommen. Mit Lily bin ich schon richtig gut befreundet und über James' Spässe und Streiche, vor allem die, welche er Sirius spielt und die Sirius natürlich immer retourniert, bringen uns alle immer zum Lachen. Weil die beiden aber inzwischen sogar erwachsen genug geworden sind, ausser ihnen selber niemanden mit hineinzuziehen, sind Remus und Lily wohl auch nicht dazwischen getreten. Noch nicht.

Parvati

Der Tag der Abreise ist endlich gekommen. Remus und Sirius haben das Gepäck sorgfältig verkleinert und ins Auto verstaut, die Skis sind oben in den dafür vorgesehenen Trägern, und wir stapeln uns in den Mercedes. Es ist eine etwas enge Angelegenheit, aber dank der magischen Erweiterung des Autos funktioniert es. Selbst wenn wir alle mitten unter den Muggeln aussteigen, würde niemand etwas auffälliges daran entdecken, denn ausser der magischen Erweiterung hat es auch noch einen ‚Bemerk-mich-nicht' Zauber drauf. Remus hat gesagt, dass die Fahrt nicht sehr lang wird, aber das letzte Stück ist auf schneebedeckten Strassen. Sirius bemerkt, dass der Vierradantrieb uns da sicher hinaufbringen wird, was immer das auch ist.

Ich sitze auf Dracos Schoss. Als wir eingestiegen sind, hat er mich einfach auf seinen Schoss gezogen. Um Platz zu sparen, behauptet er. Als ob der bei irgendwas sparen will, der Hund! Aber er hat sich gut benommen, seit er und Neville zu uns gestossen sind. Sein Sarkasmus beisst jetzt nicht mehr so übel. Er bringt uns sogar ziemlich oft zum Lachen. Ich lege meinen Arm um seinen Hals. Er streicht ganz zart mit den Lippen drüber. Am Heilig Abend haben wir ziemlich viel miteinander getanzt. Was mach ich nur, wenn ich mich in ihn verliebe? Ich stamme von einer Familie ab, die ihre magischen Wurzeln nicht tiefer als etwa vier Generationen hat. Wird er mir weh tun?

Als Remus hält, befinden wir uns auf einem Parkplatz vor einem Ding, das so aussieht wie eine Seilbahn. Remus informiert uns, dass es genau so ein Ding ist und dass wir damit hochfahren werden. Das Ende der Bahn können wir von hier aus nicht sehen, aber es geht offenbar noch ein paar hundert Meter weiter hoch. Ehrlich gesagt, wäre mir sehr viel wohler, die Strecke auf meinem Besen als in diesem Muggelgerät zurückzulegen. Wenn ich mich umschaue, würde ich sagen, dass dieses Gefühl von einigen meiner Klassenkameraden geteilt wird. Doch Remus schickt zunächst Sirius hoch mit einer Ladung aller Skis und etwas Gepäck, das die Erwachsenen diskret wieder vergrössert haben. Dann geht James mit dem Rest des Gepäcks. Als die nächste Kabine kommt, schickt er die ersten von uns hoch. Ich steige mit Draco, Neville, Mandy und Morag ein. Zu meiner grossen Erleichterung ist die Fahrt ganz angenehm. Der Himmel ist dunkelblau, die Sonne strahlt und die Aussicht ist schlicht atemberaubend. Wir können über das breite Tal sehen, in die schneebedeckten Berge auf der anderen Seite. Es scheint, als ob wir direkt in den Himmel führen. Schliesslich erreicht die Kabine ihr Ziel und hält mit einem letzten leichten Ruck an. Sirius, James und ein Angestellter der Bahn machen die Tür auf und helfen uns heraus. Wir warten auf Koffern und Bänken auf die nächste Gruppe.

Das sind Lily, Hermione, Harry, Ginny, Ernie und Ron. Damit bleiben noch Remus, Padma, Blaise und Justin, die als letzte kommen. Wir müssen uns also mit etwas Geduld wappnen, bis alle zusammen sind. Das Gepäck wird auf einen Karren geladen. Remus erklärt uns, dass der Karren, der Kufen wie ein Schlitten hat, mit einem Elektromotor fährt. Der Karren tuckert im Schritttempo vor uns her. Wir müssen zu Fuss die letzten paar hundert Meter zum Hotel zurücklegen. Dafür brauchen wir fast eine halbe Stunde. Der Weg ist schneebedeckt, aber der ist festgestampft und ziemlich griffig.

Das Hotel sieht ziemlich alt aus. Remus führt uns zunächst daran vorbei zum Rand eines Abgrunds. Wir schauen über den Zaun und halten alle den Atem an. Was wir in der nicht allzu weit entfernten Ferne sehen, ist ein gigantisches Tal mit einer gigantischen Eisfläche, die aussieht wie ein Gletscher.

„Das hier ist der Aletschgletscher. Er ist mit über 20 Kilometer Länge der längste Gletscher Europas, obwohl er in den letzten fünfzig Jahren einiges an Länge verloren hat. Ziemlich eindrücklich, nicht wahr?"

Wir können ihm alle nur beipflichten. Das Weiss blendet! Der Gletscher beginnt nur wenige Kilometer von hier entfernt und windet sich in langen weiten Kurven hinauf bis in die Berge. Ich habe noch nie etwas derartiges gesehen, auch meine Klassenkameraden nicht, von denen jetzt ein paar ihre Kameras hervorholen, um diese unglaubliche Aussicht im Bild festzuhalten. Der Gletscher selber ist nicht einfach überall weiss, überall sieht man dunklere Flächen. Remus erzählt, dass Gletscher sich bewegen und dabei einiges an Zeug mit sich tragen.

„Ein Gletscher besteht nicht nur aus solidem Eis. Er wandert. Nur wenige Zentimeter im Jahr, aber dabei trägt er alles mit, was im Laufe der Jahre so oben drauf oder in seine Spalten fällt, manchmal auch Leichen von Menschen, die verunfallt sind. Heute kann man sie meistens aus den Spalten holen, aber früher gab es meist keine Rettung. In den Ötztaler Alpen hat man die perfekt konservierte Leiche eines fünftausend Jahre alten Mannes gefunden. Praktisch unverletzt, obwohl der Körper die ganzen Tausende von Jahren tief im Innern des Gletschers mitgetragen wurde. Das war erstaunlich, denn normalerweise wird alles, was so im Innern des Gletschers mitgetragen wird, im Lauf der Zeit zu Staub zerrieben. Der Mann hatte nur einen eingedrückten Hüftknochen."

Also wirklich, gibt es eigentlich irgendwas, das Remus nicht weiss? Der Mann ist ein Lexikon auf zwei, na ja, manchmal auch vier Beinen! Er führt uns jetzt zum Eingang des Hotels, das von aussen ziemlich schäbig aussieht, aber drinnen einen sehr gemütlichen Eindruck macht. Das Innere sieht nämlich aus, als ob es kürzlich renoviert worden wäre. Es ist einfach, aber hübsch und einladend. Wir checken ein und werden dann zu unseren Zimmern geführt,. Ich teile meines natürlich mit Padma. Morag und Mandy haben eines, Ginny und Hermione, Blaise und Draco, Justin und Ernie und Harry, Ron und Neville teilen sich eines zu dritt. Die Zimmer sind alle nicht sehr gross, aber gross genug, um zwei ziemlich breiten Betten Platz zu bieten. Klo und Dusche gibt's nur jeweilen zwei auf der Etage, die sind aber modern und sehen schön aus. Wir packen aus und richten uns ein. Derweilen sorgen sich Remus und Sirius um unsere Skis. Im Zimmer haben wir nur die Skischuhe, die Ski selber sind in einer Kammer unten im Hotel. Diese Skischuhe sind riesige Dinger, in denen man geht, als ob man durch tiefes Wasser watet.

Wir treffen uns alle in einem grossen, gemütlichen Aufenthaltsraum, wo sich die Gäste ausserhalb ihrer Zimmer unterhalten können. Es gibt eine Fernsehecke, gemütliche Sitzgruppen und ein paar Tische, an denen man spielen kann. Remus hat Anana mitgenommen, die jetzt auf einer Stange in einer Ecke des Aufenthaltsraumes sitzt. Die anderen Gäste, die sie für eine Krähe halten, fangen schon bald an, sich mit ihr anzufreunden. Jemand bemerkt, dass Krähen sehr intelligent seien. Duh! Das sind Eulen auch!

Da es erst früher Nachmittag ist, gehen wir nach draussen und ein Stück aufwärts, um eine kleine Schneeballschlacht zu veranstalten. Wir wissen, dass wir ausserhalb unserer Zimmer nicht zaubern dürfen, daher geht alles zu und her wie bei den Muggeln. Schon nach einer Stunde sind wir alle nass und durchgefroren. Darauf gehen wir alle wieder hinein und unter die Dusche. Wir Mädchen drängeln uns in der einen, die Jungs in der anderen. Bis wir alle wieder schön durchgewärmt sind, ist es schon fast Zeit fürs Abendessen. Wir ziehen uns alle bequem an und versammeln uns im Restaurant. Remus hat entschieden, dass wir natürlich an diesem ersten Abend eine schweizerische Spezialität ausprobieren sollen, nämlich Käsefondue. Er erlaubt uns sogar, etwas von dem lokalen Weisswein dazu zu trinken. Moment mal, lokaler Wein? Ich kann mir kaum vorstellen, dass auf dieser Höhe hier noch Trauben wachsen, aber Remus versichert mir, dass nur bis etwas weiter unten alle Hänge in diesem Tal mit Reben vollgestopft sind.

„Du darfst nicht vergessen, dass wir uns hier am südlichen Ende des Landes befinden. Gleich auf der Krete dieser Berge auf der anderen Seite des Tales fängt Italien an. Daher ist dieses im Sommer eine sehr warme Gegend und die Trauben bekommen sehr viel Sonne."

„Wow."

Mein Vater ist ein magischer Önologe. Er ist ausserdem der grösste magische Weinhändler von Grossbritannien. Padma und ich wissen daher schon eine ganze Menge über den Wein und versuchen neugierig die hiesige Variante. Der Weisswein ist frisch, herb und prickelnd. Ich mag ihn, wenn er auch hart an der Grenze zu fast ein bisschen sauer ist.

„Fendant," sagt Remus.

Er kennt ja meinen Vater, daher kennt er natürlich auch dessen Beruf. Er wartet auf unser Urteil. Ich sage ihm, dass ich den Wein mag.

Das Fondue ist eine ziemlich fremde Angelegenheit. Es ist allerdings wirklich gut. Wir sind alle etwas beschwipst, bis wir zum Ende der Mahlzeit kommen. Nicht nur haben wir Wein getrunken, da war auch ganz schön viel davon im Fondue. Das Brot dazu ist sehr gut und sehr knusprig.

Sirius

Wir verbringen den Abend mit Brett- und Kartenspielen. Einige der Kinder gehen ziemlich früh zu Bett. Sie fühlen natürlich den ungewohnten Alkohol und Remus fragt sich schon besorgt, ob er ihnen zu viel erlaubt hat.

„Die werden auf jeden Fall heute Nacht gut schlafen," beruhige ich ihn.

„Da wir uns hier auf über 2000 Metern über Meer befinden, ist das klar. Das macht noch zusätzlich müde. Morgen treffen wir dann zum ersten Mal den Skilehrer und dann geht's auf die Piste, Liebster."

„Das wird spassig. Jede Menge Gelegenheit, uns über uns selber zu amüsieren, was?" frage ich.

„Du vielleicht," zieht er mich auf.

Ach ja, ich vergass, er hat das ja schon mal alles gelernt.

Am nächsten Morgen erscheinen die Kinder eins nach dem anderen zum Frühstück. Der Skilehrer soll uns kurz vor zehn abholen, daher haben wir genügend Zeit für ein ausgedehntes Frühstück. Es gibt frisches Brot, vor allem Weissbrot, aber auch ein fast schwarzes, ziemlich hartes Brot, das hervorragend schmeckt. Es ist zu ganz dünnen Scheiben geschnitten und fast flach. Der Geschmack ist leicht sauer. Ah, Sauerteig! Ich bestreiche die Scheiben mit Butter und Konfitüre und esse Käse dazu. Wie ich den Käse in diesem Land liebe! Natürlich ist die Schweiz ein Land mit hervorragenden Milchprodukten, und dann gibt's hier auch ein paar der besten Käsesorten der Welt. Vor allem mag ich Emmentaler, aber dann gibt's auch herrlichen Gruyère, fast genauso stark im Aroma und der Konsistenz. Hier im Wallis gibt's auch zwei lokale Käsesorten. Sie sind etwas weicher und eignen sich hervorragend für Raclette und Fondue.

Einige der Schüler essen Cornflakes, da es hier keine Eier mit Speck gibt. Dann machen sie sich an die Brotkörbchen. Hermione entdeckt das dunkle Brot auch gleich für sich.

„Mm, das schmeckt gut!"

„Das ist Walliser Roggenbrot, Hermione. Es ist ein Sauerteigbrot. Wir können's in unserer Gegend auch in den Läden kaufen..." erklärt Remus uns sogleich.

„Oh, gut! Das wäre lecker! So zur Abwechslung."

Alle tauchen schon in den Skianzügen auf. Remus ist zufrieden damit, denn damit sind wir fast schon bereit zum Abmarsch, wir brauchen nur noch die Skischuhe anzuziehen.

Der Skilehrer stellt sich als eine sympathische Skilehrerin namens Camille Collombin heraus. Sie stellt sich vor und verspricht uns ein paar nette Tage auf den Skiern. Wir gehen alle, um unsere Skischuhe anzuziehen und die Jacken und was wir sonst noch brauchen zu holen. Remus befiehlt uns, die Gesichter gut mit Sonnenschutzmitteln einzuschmieren.

Draussen gibt's erst mal eine kleine Vorstellrunde.

„Also, mein Name ist Camille Collombin, ihr könnt mich alle Camille nennen, wir sind hier nicht förmlich."

Wir folgen ihr zu dem Ort, an dem sich die Skischulklassen treffen, und sie erklärt uns, dass wir uns hier jeden Morgen treffen sollen. Wir werden vier Tage in dieser und dann noch einmal vier Tage in der nächsten Woche mit ihr zusammen sein. Dann beginnt sie den Unterricht erst mal, indem sie uns verschiedene Übungen zum Aufwärmen beibringt.

„Man ist für Unfälle viel anfälliger, wenn man auf die Piste geht, ohne sich ein bisschen angewärmt zu haben. Die Muskeln sollten locker sein und wir sollten nicht frieren. Das ist erst mal genug, jetzt wird's Zeit, die Ski anzuziehen. Dann habe ich noch mal ein paar Übungen."

Wir alle haben noch ein bisschen Mühe, die langen Dinger anzubringen, aber wir schaffen es doch bald. Remus ist neben mir und sieht locker und lässig aus. Er hat seine Skistöcke eingesteckt und die Handschuhe über die Griffe gestülpt und beobachtet die Skilehrerin. Sie zeigt uns noch zwei Übungen und danach ist sie zufrieden.

„Sehr gut. Nun – wärt ihr so freundlich, mir alle eure Namen zu nennen, ich habe hier kleine Sticker vorbereitet, die klebe ich euch an die Skijacken. Das macht es mir etwas leichter, euch rasch kennen zu lernen. Ich habe hier nur die Vornamen notiert... Blaise?"

Blaise hebt seine Hand und sie klebt einen kleinen Sticker an seine Jacke.

„Keine Angst, das kommt ganz leicht wieder runter."

„Ah, gut..."

„Draco? – Ihr werdet mir helfen müssen, eure Namen richtig auszusprechen, ihr habt eine Reihe ziemlich ungewöhnlicher Namen..."

Das bringt uns alle zum lachen und wir versprechen, zu helfen. Sie fährt weiter.

„Spricht sich Drayco aus," sagt Draco.

„Okay, Draco, gebongt. Harry? – Hermione?"

„Hermione," korrigiert Hermione und lässt sich bekleben.

„Hübscher Name, denke ich," murmelt Camille und wiederholt: „Hermione. So richtig?"

„Perfekt," sagt Hermione lächelnd.

„James? – Justin?"

Sie spricht den Namen französisch aus. Justin korrigiert sie und sie wiederholt es, dann fährt sie mit den übrigen von uns weiter. Mit Morag hat sie etwas Mühe. Nach ein paar Versuchen hat sie den Namen raus.

„Padma – Parvati...ihr seht aus als ob ihr aus Indien kämt... hübsche Namen!"

„Unsere Familie stammt ursprünglich aus Indien. Mein Name hat die erste Silbe betont, Paarvati."

„Danke, ich versuche, es mir zu merken. Hm, dann kommt Remus, das sind Sie, wenn ich mich nicht irre... noch ein ungewöhnlicher Name."

„Das ist er. Wenn Sie dann meinen Nachnamen Lupin noch dazu setzen, ergibt das eine ziemlich wolfige Angelegenheit," witzelt Remus.

Vom Werwolf ganz zu schweigen, denke ich.

„Ah, ich verstehe. Remus wurde von einer Wölfin aufgezogen..."

„Richtig."

„Witzig! Dann kommt Sirius – das ist ein Stern!"

„Stimmt. Der sitzt im Grossen Hund. Und ist der hellste Stern im Firmament nach der Sonne." Ich versprühe meinen Charme.

„Ist das so? Interessieren Sie sich für Astronomie?"

„So ein bisschen."

„Faszinierend. Nun, da ihr alle benannt seid, lasst uns anfangen. Die ersten zwei oder drei Tage werden wir uns ausschliesslich an diesem kleinen Hang betätigen, erst dann gehen wir weiter hinauf, um auf den Abfahrten weiter zu üben. Sie brauchen zunächst einmal die Grundbegriffe. Remus, Sie sind früher schon Ski gefahren, nicht wahr?"

„Lange her allerdings..."

„Darf ich Sie dann bitten, den Schluss zu machen?"

„Aber gerne."

„Danke. Kommt alle mit!"

In den nächsten zwei Stunden lernen wir, uns auf den Skiern zu bewegen und seitlich den Hang abzurutschen. Es kommen auch viele Kleinigkeiten dazu, die alle bedacht sein wollen. Dann geht's in eine Mittagspause und danach fahren wir gleich weiter mit den Übungen. Sie bringt uns jetzt bei, wie man eigentliche Kurven fährt und den halben Nachmittag fahren wir in langen Zickzackbahnen hinter ihr her.

Ich staune, wie mich das erschöpft, als ich im Hotel wieder ankomme. Remus und ich gehen gemeinsam unter die Dusche und ziehen danach etwas Warmes und Bequemes an. Molly hat uns beiden je einen Strickpulli geschenkt, oliv für Remus, wasserblau für mich. Ich liebe diesen Pulli schon, er ist weich und warm und riecht nach der Liebe, mit der er gearbeitet worden ist. Wir treffen unsere Schüler im Aufenthaltsraum, aber wir sind alle ziemlich müde.

„Das ist die Höhe hier. Und natürlich die Bewegung draussen an der frischen Luft. Beides zusammen nimmt einen in den ersten Tagen ziemlich mit. Viele Athleten gehen in die Höhe, um besser zu trainieren. In der Höhe bildet das Blut mehr rote Blutkörperchen, denn es gibt hier weniger Sauerstoff. Wenn man sich anstrengt, passt sich der Körper, vielmehr das Blut, so an, dass es mehr Sauerstoff aufnehmen kann. Das potenziert sich dann im Tiefland, so dass Athleten bessere Leistungen erbringen können. Unsereiner wird davon allerdings kaum profitieren," erklärt Remus.

Wo bewahrt der bloss all dieses Wissen auf? Manchmal kann ich nur noch den Kopf schütteln. Aber jetzt bin ich viel zu müde, um ihn damit aufzuziehen. Ich freue mich aufs Abendessen, das sehr lecker ist. Es gibt eine lokale Art Ragout aus Lammfleisch, dazu Kartoffeln und Salat.

Die nächsten beiden Tage verbringen wir damit, die Grundlagen des Skilaufens zu lernen. Alle, auch Remus, fallen immer mal wieder in den Schnee. Aber Camille bringt uns auch bei, wie man richtig fällt.

Am Freitag bekommen wir dann die erste Gelegenheit, am grossen Skilift weiter den Berg hochzufahren und eine Abfahrt zu machen. Natürlich geht das noch ziemlich langsam vonstatten, aber ich merke schon bald, dass dies hier etwas ist, was mir Spass macht. Ungefähr so viel wie fliegen auf meinem Motorrad oder einem Besen. Ich folge den Anweisungen von Camille genau. Sie ist eine gute Lehrerin, muss sie auch sein, denn sogar Neville hat Freude dran und der ist von Natur aus eigentlich eher ein Tolpatsch. Aber sie achtet strikte auf ein nicht zu schnelles Tempo, bei dem wir immer noch eine Menge lernen können. Wir automatisieren unsere Bewegungen. Gegen Ende des Nachmittags zu habe ich es so ziemlich raus. James und Lily scheinen sich auch sehr gut zu amüsieren. Lily ist eindeutig die elegantere Fahrerin, aber James liebt natürlich alles, was schnell geht; es erstaunt mich gar nicht, dass er, zusammen mit Justin und Draco, zu denen unter uns gehört, die's am raschesten kapieren.

Am Samstag und Sonntag machen wir uns also auf eigene Faust auf. Wir fahren die selbe Abfahrt mehrere Male ab, so dass wir darauf immer sicherer werden. Die Schüler werden so langsam schneller. Vor allem Justin und Draco haben es sofort heraus. Die beiden kommen mit dem Lift hoch und dampfen mit einem Jauchzer ab in die Tiefe. Remus und ich nehmen es etwas gemütlicher. James hält sich etwas zurück, um bei Lily zu bleiben, die wegen Ihrer Schwangerschaft sehr viel vorsichtiger fährt als sie es wahrscheinlich ohne ein Baby im Bauch tun würde. Wir beobachten, wie unsere Schüler diese Muggelsportart für sich entdecken und Spass dran finden. Remus bemerkt:

„Es tut ihnen so gut! Sie bewegen sich hier an der frischen Luft, in der Sonne und haben Spass dran."

„Und das tut nicht nur den Teenagern gut, Remus! Ich fühle mich grossartig, so als ob ich nie tot gewesen wäre," wirft Lily ein.

„Weisst du eigentlich, wie vollkommen irre das klingt? So was zu sagen..." bemerkt James.

„Na ja, wie soll ich es denn sonst sagen? Es ist ja nun mal so, dass wir während fast vierzehn Jahren tot waren, oder etwa nicht? Selbst wenn wir natürlich nie einen Muggel wissen lassen, was mit uns passiert ist, so müssen wir doch damit klar kommen, dass es so war und dass wir wieder ins Leben zurückgekehrt sind."

„Frage mich schon, wie wir das dem Kleinen da drin eines Tages erklären werden," zieht James seine Frau auf. „Aufklärung wird ein Kinderspiel dagegen!"

Sie langt ihm eine. Er grinst, lehnt sich vor um sie zu küssen, aber dabei verliert er das Gleichgewicht und landet stattdessen auf seinem Hintern im Schnee. Seine Frau steht nun da und hält sich die Seite, weil sie so lachen muss. Ich biete ihm die Hand, damit er aufstehen kann.

„Wie undamenhaft von dir, Evans!" schmollt James.

Lily grinst. Wenn er sauer auf sie ist, nennt er sie immer noch Evans. Das bringt sie selten auf die Palme. Sie schiesst gleich zurück:

„Dich hab ich aber immer noch um meinen kleinen Finger gewickelt, Potter!"

Als wir das nächste Mal den Skilift unten wieder erreichen, steht Albus da. Er spricht mit Harry. Ron und Hermione stehen auch da.

„Ah, hier kommen James, Lily, Remus und Sirius ja. Ich sehe, ihr unterhaltet euch mit etwas, das nur die Muggel tun."

„Hallo Albus! Checkst du uns aus?" frage ich lässig.

„So ähnlich. Ich möchte mit euch über eure Aussagen sprechen. James und Lily, Amelia wird euch beiden in den nächsten Tagen ebenfalls eine Vorladung senden."

„Aber gerne. Es ist noch zu früh, hier ganz aufzuhören, aber wir können uns gerne zusammen beim Restaurant auf die Sonnenterrasse setzen und ein Glas Wein trinken," schlägt Remus vor. „So können die Kinder noch auf der Piste bleiben."

„Sehr gern, Remus. Seid ihr sicher, dass ihr vier auch genug habt? Ich kann sonst einfach dort auf euch warten."

„Nein, das ist schon okay. Wir können gut mal früher Schluss machen. Die Kinder geniessen es alleine. Sie kennen den Treffpunkt mittlerweile schon," sagt Lily.

„Gut. Ich sehe hier auch keine unmittelbare Gefahr..."

„Auch keine mittelbare. Wer von den Todessern begibt sich schon gerne in den Schnee?" sagt Remus.

James schnaubt. „Also wirklich, Direktorchen, erwartest du echt, dass irgend einer von diesen Idioten sich hier oben in den Bergen zeigt? In ihren Zaubererklamotten wären die hier schon allein deshalb aufgeschmissen. Vermutlich gäben die für uns eher eine Lachnummer ab, oder was meinst du, Padfoot?"

„Möglich," antworte ich etwas vorsichtiger.

Remus und ich lösen die Skibindungen, klappern die Ski ein bisschen zusammen, so dass der Schnee runterfällt und schultern sie. Wir gehen hinüber zum Restaurant, das eine grosse Sonnenterrasse hat. Dort stellen wir unsere Ski in die speziellen Halter, hängen die Stöcke dran und lösen die obersten Schnallen unserer Skischuhe. Wir finden rasch einen leeren Tisch.

„Ich hole den Wein. Möchtest du etwas zu essen, Albus?" fragt Remus.

„Nein, danke, ich bin ganz zufrieden. Nur etwas Flüssiges."

„Bin gleich wieder da."

Es dauert ein paar Minuten, bis Remus und James mit je einem Tablett wiederkommen. Sie bringen zwei Flaschen Rotwein, fünf Gläser, ein paar belegte Brote und einen Teller voller Chips. Die stellen sie auf den Tisch, Remus macht die Flasche auf und füllt die Gläser, dann setzt er sich neben mich. Während wir uns mit Albus unterhalten, picken wir die Pommes vom Teller.

„Das ist eine wunderschöne Gegend hier, Remus! Hier war ich noch nie," sagt Albus.

„Ja, es ist sehr schön hier. Sonnenschein von morgens bis abends, da wir uns auf der Nordseite des Tales befinden. Im Gegensatz zur anderen Talseite gibt's hier wirklich Sonne satt. Ich habe grade zu Sirius gesagt, dass es unseren Schülern so gut tut, sich hier oben und draussen zu bewegen. Sie sind daheim fast den ganzen Tag drinnen und bekommen im Winter viel zu wenig Licht und frische Luft. Ich glaube, wir werden sie mittags öfters rausschmeissen, Siri..."

„Bei der vielen Sonne auf der Sunnegg können wir bald mal einiges draussen unterrichten..." gebe ich zu bedenken.

„Gute Idee."

Albus atmet tief ein und erklärt, dass er die Luft hier unwahrscheinlich gut findet.

„Wir sind hier über 2000 Meter, Albus. Das sind die Hochalpen," sagt Remus mit einem Lächeln.

Er hebt sein Glas, ich tue es ihm nach und wir stossen klingelnd an, dann wiederholen wir dasselbe mit Albus, James und Lily.

„Santé!" sagt Remus.

„Nun, dann sollten wir uns so langsam dem Thema widmen, weswegen ich gekommen bin," fängt Albus an, dann nimmt er seinen ersten Schluck von dem Wein. Sein Gesicht verzieht sich zu einem Lächeln.

„Das ist ein sehr guter Wein, Remus."

„Dôle. Ist hier ein ziemlich gängiger Wein aus der Gegend. Ich mag ihn sehr. – Weisst du, wer dem Gericht vorsitzen wird?"

„Amelia Bones höchstpersönlich."

„Ah, das ist gut. Sie hat die Vorladungen unterschrieben. Ich habe auch eine erhalten," erzähle ich.

„Ach ja? Sehr gut. Ich habe ihr nicht direkt gesagt, wo du bist, nur, dass du dich wahrscheinlich da befindest, wo Remus ist. Und ich habe sie gebeten, euer Domizil nicht preiszugeben, weil es ein geschütztes Haus ist. Das hat sie versprochen. Natürlich kannst du es jetzt jederzeit verlassen, wenn du es wünschst, Sirius."

„Ich weiss. Ich will aber dableiben, Albus." Ich zeige ihm unsere neuen Ringe.

Er lächelt.

„Gut. Dann werde ich dafür sorgen, dass du offiziell auf die Hogwarts Personalliste gesetzt wirst. Dem Minister wird es zwar nicht sonderlich gefallen, aber so viel ich bisher erkennen konnte, leistest du gute Arbeit. Das wird den Schulbeiräten reichen. Selbst Severus hat das gesagt."

„Wow, ich fühle mich geschmeichelt," sage ich sarkastisch.

„Nicht, dass er sich so nett ausgedrückt hat. Eher wie: Zabini und MacDougal meinen, dass er seinen Job gut macht. Er scheint damit klarzukommen."

„Das klingt schon eher wie Severus."

„Gefällt dir das Unterrichten?" fragt Albus direkt.

Für einmal eine direkte Frage. Nicht grade typisch für Albus, aber dafür bekommt er auch eine direkte Antwort.

„Ich habe mir natürlich schon ein paar Gedanken gemacht und ja, ich würde sagen, es gefällt mir. Aber mir ist natürlich klar, dass ich nur eine Klasse habe und dass wir an einem besonders schönen Ort unter wirklich perfekten Bedingungen arbeiten können. Aber mir macht Spass, was ich gerade mache."

Er nickt, offenbar zufrieden mit meiner Antwort.

„Ich finde, dass Sirius seine Sache nicht nur gut macht, Albus, er macht sie ausgezeichnet. Neville hat mir vor ein paar Tagen erzählt, dass er in seinen beiden schwächsten Fächern Zaubertränke und Transfiguration schon in so kurzer Zeit so viel besser geworden ist. Und er ist fest davon überzeugt, dass es Sirius' Tun ist," sagt Remus.

Jetzt ist Albus' Lächeln richtig breit.

„Bestens, bestens! Ich bin froh, dass du dich hier wohlfühlst, Sirius, denn obwohl du in diesem Prozess nur als Zeuge auftrittst, wird es nicht einfach für dich werden. Dolores Umbridge wird als Staatsanwältin agieren, und sie ist bekannt für ihre Unfairness. Ausserdem steht sie Fudge sehr nahe. Und die beiden versuchen immer noch zu vertuschen, dass Voldemort wieder da ist."

„Ich erinnere mich an die..." sagt Remus und klingt sehr bitter dabei.

„Ja, das würde ich annehmen," gibt Albus zu.

Lily, James und ich sehen beide fragend an.

„Sie hat das blöde Gesetz geschaffen, das es Werwölfen verbietet, Arbeit zu suchen und möglichen Arbeitgebern verbietet, Werwölfe zu beschäftigen. Und sehr wahrscheinlich hat sie's mit Fudge zusammen durchgebracht, nachdem ich in Hogwarts gearbeitet habe. Albus könnte genaugenommen gerichtlich belangt werden," erklärt Remus.

Ich nehme mich zusammen, um nicht zu schreien! Ich werde diese Frau so was von hassen! Und ich habe das ungute Gefühl, dass diese Befragung entsetzlich wird.

„Amelia hat mir versichert, dass der Fall glasklar ist. Es ist fast eine pure Formalität, es wird mit Sicherheit nichts Überraschendes dabei herauskommen. Sie haben offenbar doch etwas aus dem ersten Krieg gelernt und wollen sicher gehen, dass jeder einen Prozess erhält. Pettigrew ist aber schon seit der Befragung in Azkaban. Zum Prozess bringen sie ihn ins Ministerium und sie haben auch nur zwei Tage eingerechnet. Wahrscheinlich wird es nicht einmal so lange dauern. Ihr seid zum Wochenende zurück," versichert Albus.

„Gut."

„Das wird Dolores aber wohl kaum daran hindern, ihre Fragen zehnmal zu stellen. Ich schlage vor, dass du dich darauf vorbereitest, Sirius, und so ruhig wie möglich bleibst. Selbst wenn du ein Zeuge der Anklage bist, würde sie mit Vergnügen etwas finden, womit sie dich zurück nach Azkaban bringen kann, denn sie ist überzeugt davon, dass du ein Todesser bist."

„Oh, vielen Dank! Ein Blick auf mein Handgelenk dürfte Beweis genug sein, dass ich nicht zu diesem Dreckhaufen gehöre!" rufe ich empört.

„Genau. Leider muss ich aber sagen, dass es offenbar immer noch nicht überall bekannt ist, dass das Dunkle Mal am Handgelenk ein deutlich sichtbares Zeichen für Toms Anhänger ist."

„Ich weiss. Aber hoffentlich wird es nach diesem Prozess allgemein bekannt sein."

„Hoffentlich. Aber das wichtigste wird sein, dass du nicht über solche Fragen stolperst, die es ihr ermöglichen würden, ein Verfahren gegen dich zu eröffnen. Du darfst die Antwort verweigern, wenn nötig. Du musst keinesfalls auf eine Frage eingehen, die dich selber belasten könnte. Vor allem dann, wenn sie die alte Geschichte mit Severus Snape und der Peitschenden Weide aufbringen sollte. Ich weiss nicht, in welcher Reihenfolge die Zeugen aufgerufen werden, aber ich vermute, dass du der erste sein wirst, Sirius. Ich werde da sein und dir zur Seite stehen."

Ich gebe zu, dass mich das erleichtert. Jemanden wie Dumbledore an meiner Seite zu wissen, ist beruhigend. Ich esse noch ein paar Pommes Frites. Der Teller ist schon fast leer, Remus und ich haben ihn ziemlich im Nu leergefuttert, selbst Albus hat ein paar genommen. Ich trinke langsam meinen Wein und schaue hinaus auf die wunderbar friedvolle Umgebung.

„Danke, Albus."

„Das ist selbstverständlich, Sirius. Ich werde euch allen zur Seite stehen."

„Und was, glaubst du, werden sie von Lily und mir wollen? Nur, dass Pettigrew unser Geheimniswahrer war?" fragt James.

„Das nehme ich an. Und vielleicht sollt ihr eure Einschätzungen zu Sirius und Peter abgeben," bestätigt Albus.

„Gut. Viel mehr könnten wir ihnen eh nicht sagen, wir waren ja schliesslich damals ziemlich tot. Wir werden nur deutlich machen können, dass wir Peter auf keinen Fall jemals mehr vertrauen würden."

Einige der Kinder tauchen auf. Sie haben ihr eigenes Taschengeld, daher gehen sie ins Restaurant und holen sich etwas zu trinken oder einen kleinen Snack. Justin und Ron kommen zu uns und fragen, ob sie sich bei uns niederlassen dürfen.

„Klar, setzt euch schon hin," fordere ich sie auf.

Sie ziehen ihre Sonnenbrillen aus und attackieren einen weiteren grossen Teller voll Pommes. Justin hat eine Ketchup-Flasche mitgenommen und gibt immer wieder frischen auf den Tellerrand. Ron sieht ziemlich zufrieden aus und haut rein. Ihre Wangen sind von der Bewegung und der Sonne gerötet. Ich wende mich Remus wieder zu. Auch seine Wangen haben eine gesunde Farbe angenommen. Das allein gibt ihm schon ein völlig anderes Aussehen. Albus hat es auch bemerkt, denn er macht Remus ein Kompliment:

„Du siehst sehr gesund aus, Remus. Dabei sind es erst ein paar Tage seit dem letzten Vollmond..."

„Mir geht's auch gut, Albus. Hermione hat übrigens einen Weg gefunden, um den Wolfsbanntrank erträglicher zu machen. Sie hat Aspartam, ein künstlicher Süssstoff der Muggel beigefügt und nun schmeckt er viel weniger übel. Viel angenehmer zum Einnehmen. Die Wirkung ist die gleiche, daher nehme ich an, dass wir das weiterhin so brauen werden."

„Sie hat den letzten Wolfsbanntrank praktisch alleine gebraut. Ich habe nur noch zugesehen. Sie hat eine grossartige Arbeit geleistet. Das ist weit über NEWTS Niveau," füge ich hinzu.

„Ich habe gesehen, dass du ihr eine Menge extra Punkte für Gryffindor gegeben hast. Ich werde sie loben!" sagt Albus.

„Ja, ich dachte, sie verdient diese Punkte auch."

„Ich glaube nicht, dass manche fünfzehnjährige einen so komplexen Trank brauen können," sagt Albus.

„Hermione behauptet, dass Zauberkunst und Transfiguration ihre besten Fächer sind, aber ich würde sagen, in Zaubertränke ist sie noch besser, obwohl sie in beiden anderen Fächern sehr stark ist."

„Sie hat nie die Spitzennoten bekommen, die sie eigentlich verdient hat, aber da Severus konstant alle Schüler tief benotet, habe ich mich nie eingemischt," erklärt Albus.

„Das scheint mir richtig, zumindest wenn er es konsequent durchzieht, ich meine nur, dass es das Gesamtbild ihrer Leistungen verzerrt," gebe ich zu bedenken.

„Kann sein. Allerdings werden die massgeblichen Examen von unabhängigen Experten bewertet, daher gleicht es sich am Ende wieder aus," erinnert Albus.

„Stimmt auch wieder."

Nach und nach tauchen alle Schüler auf. Sie sind alle vom vielen Skilaufen und der Sonne erschöpft. Albus fragt sie, wie ihnen der Wintersport gefällt.

„Es ist grossartig!" sagt Draco und vergisst glatt seine übliche Blasiertheit.

Er sieht beinahe glücklich aus, was mich erstaunt. Aber wenn man auf diese Art erkennen muss, wie wenig einen die Eltern wirklich lieben, dann ist das sehr hart, selbst, wenn man so aufgezogen worden ist wie Draco. Man hat ihm beigebracht, dass nur Schwache Gefühle haben. Ich glaube nicht, dass er schon wirklich über den Verlust seiner Eltern geweint hat, aber es ist jetzt wirklich das erste Mal, das er völlig gelöst unter uns sitzt und zufrieden aussieht. Sein Gesicht ist weit weniger blass als sonst immer. Wie wir anderen hat auch er rosige Wangen und seine grauen Augen glänzen.

„Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Spass machen könnte! Ich kann es kaum erwarten, dass wir weiter hinaufgehen," fügt er hinzu.

„Nächste Woche, Camille hat's versprochen," erinnere ich ihn.

„Ja, aber sie wird uns langsam fahren lassen," meint er.

„Wahrscheinlich, aber sie schlägt ein Tempo ein, bei dem wir viel lernen können. Und wir können nach den Winterferien an manchen Wochenenden zum Skilaufen fahren. Es wird kein Problem sein, das Material bis zum Ende der Saison zu mieten," verspricht Remus.

„Oh, gut! Ich bin's nicht gewohnt, so viel draussen zu sein, aber es gefällt mir," sagt Draco.

Ernie und Ginny geben auch einen Kommentar ab.

„Es ist wirklich super. Wir wissen schon kaum mehr wie oft wir wieder hochgefahren sind. Ich bin auch froh, geht's am Montag weiter hinauf. Ich kann's kaum erwarten, Mum und Dad davon zu berichten," sagt Ginny.

Nach einer weiteren Stunde sinkt die Sonne langsam tiefer und wir machen uns auf den Weg zum Hotel. Dort muss Albus sich natürlich noch den Aletschgletscher ansehen, der jetzt in der Abendsonne noch viel eindrücklicher aussieht.

„Da kann man eigentlich nur noch ganz still werden. Das ist wahre Majestät, nicht wahr?" bemerkt Albus.

„Das denke ich manchmal auch. Vor allem, wenn's hier absolut still ist," meint Remus.

Albus kommt und isst mit uns zu Abend, danach nehmen wir ihn mit hinauf in unser Zimmer, von wo aus er nach England disappariert.

Wir gehen alle früh zu Bett. Am nächsten Tag ist Silvester und es wird eine grosse Party im Aufenthaltsraum des Hotels geben. Wir gesellen uns nach dem Abendessen zu den anderen Gästen und geniessen einen fröhlichen, unbeschwerten Abend. Alle vermischen sich fröhlich und es wird getanzt, während wir auf den Beginn des neuen Jahres warten.

Die meisten anderen Gäste sind Familien mit Kindern oder junge Leute. Es ist alles ziemlich leger. Nach Mitternacht stossen alle miteinander an und wünschen sich ein gutes neues Jahr. Wir finden erst etwa um zwei ins Bett und sind alle ziemlich beschwipst. Kaum spüre ich das Kissen unter meinem Kopf bin ich auch schon weg.

Remus

Am Neujahrstag kehren wir zum Skiunterricht zurück. Es macht jetzt erst richtig Spass, denn so langsam geht's weiter rauf für längere Abfahrten. Wir lernen die schwierigeren Bewegungsabläufe. Die Kids lernen, ihre Route schon von weitem zu sehen und ihr zu folgen. Es gibt einige Stellen, an denen Camille uns erlaubt, grade hinunter und schneller zu fahren. Das gefällt fast allen, sogar Neville, der sich ausgezeichnet zu unterhalten scheint. Ich bin froh, ihn so locker zu sehen. Er kann immer noch eine Menge Aufmunterung brauchen und dies hier wird sein Selbstvertrauen ziemlich stärken.

Auch wenn ich die sonst weniger auffälligen Schüler beobachte, merke ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, die Winterferien so auszunutzen. Mandy und Padma sind die stillsten in der Runde, aber die beiden Mädchen haben genauso viel Spass wie die ausgelasseneren drei, Ginny, Parvati und Morag. Hermione ist allen fünfen eine ganze Klasse voraus. Sie hat Spass, aber sie hört man jetzt nie begeistert aufkreischen. Sie hält sich sowieso mehr und mehr an Lily, deren ruhiges Temperament sie teilt. Harry ist irgendwo mittendrin. Er hat offensichtlich auch Freude am Sport. Da er ein Quidditch-Spieler ist, vermisst er den Sport natürlich auf der Sunnegg, wo sie nur untereinander ein bisschen spielen können. Das Messen mit den anderen Teams geht ihm dabei völlig ab. Er steht schon sehr sicher auf den Skis.

Skilaufen ist eines der Dinge, die wie geschaffen sind für Sirius Black. Er hat eine Schwäche für alles, was schnell und gefährlich ist. Schon bald ist er wirklich schnell unterwegs, vor allem zusammen mit Draco und Justin. Harry und Ron sind ihnen nicht weit hintendran und von den Mädchen sausen Ginny, Morag und Parvati am mutigsten hinter den Jungs her. Oder um die Jungs herum.

Bis wir nach Hause zurückkehren, haben wir wirklich viel gelernt und ich habe meine alte Sicherheit komplett wiedergefunden. Nur mit Bedauern verlassen wir das Hotel. Aber wir kehren zur Sunnegg zurück und machen uns für das nächste Quartal bereit.

Allerdings können wir noch nicht da bleiben. Wir packen alle eine kleine Tasche zum Übernachten und sind bereit, per Portschlüssel nach Hogwarts zurückzukehren. Alle Schüler kommen auf Albus' Wunsch mit. Morag, Blaise und Draco werden in Gästezimmern im Lehrerflügel untergebracht, weit weg von ihrem angestammten Haus.

Am Mittwoch reisen wir per Floo ins Ministerium. Albus geht voraus, die Schüler folgen, dann gehe ich und Sirius, Lily und James kommen zuletzt. Ich kann das heftige Pochen seines Herzens hören, als Sirius sich aufrichtet und von der Asche befreit. Ich nehme ihn bei der Hand, während wir zum Gerichtssaal gehen.

Blaise, Parvati, Padma, Draco, Morag, Justin, Ernie, Mandy, Neville und Ginny werden zu den Zuschauertribünen gewiesen, wo Arthur und Molly Weasley für sie Platz freigehalten haben. Wir anderen werden zu einem Zimmer gleich neben dem Gerichtssaal begleitet.

Ginny

Nachdem der Prozess eröffnet worden ist, wird als erster der Angeklagte verhört. Pettigrew sieht ziemlich mitgenommen aus. Ich wende mich Daddy zu:

„Das ist Scabbers, Daddy, wir haben den jahrelang in unserem Haus beherbergt! Mir kommt's immer noch hoch, wenn ich nur daran denke, dass keiner von uns auch nur das Geringste bemerkt hat."

„Ja, mir auch. Mir wird ganz schlecht dabei. Ich denke, wenn wir nur ein wenig aufmerksamer gewesen wären, ein bisschen misstrauischer, dass diese gewöhnliche Ratte sich gleich so zahm zeigte, dann hätte Sirius seine Freiheit schon vor Jahren wiedergefunden. Das liegt mir wirklich auf dem Magen," sagt Daddy.

Wir folgen der Befragung. Ich schaue mich im Gerichtssaal um, der proppenvoll ist mit Neugierigen. Rita Skeeter vom Tagespropheten sitzt natürlich auch da. Sie schreibt trotz Hermiones Drohung weiter, aber wahrscheinlich hat sie bisher noch keinen solchen Mist geschrieben, dass Hermione einen Grund gesehen hat, ihre Drohung wahr zu machen. Eine Menge Leute werden jetzt gleich sehr geschockt sein. Madam Bones spricht.

„Angeklagter, sagen Sie uns Ihren Namen!"

„P... p... Peter... P... p... Pettig... grew..." flüstert die Ratte.

„Etwas lauter, bitte, so dass alle Sie verstehen können!"

Pettigrew wiederholt seinen Namen. In der Menge kommt Gemurmel auf. Sie haben alle die Artikel im Tagespropheten gelesen, aber vielleicht hat keiner wirklich geglaubt, was sie gelesen haben. Jetzt können ihn alle im Raum sehen und müssen es glauben.

„Um der Wahrheit willen, werden wir Sie ab jetzt unter Veritaserum befragen, Mr. Pettigrew. Mr. Taylor, wenn ich Sie bitten darf..."

Mr. Taylor kommt mit der Wahrheitsdroge und da Wormtail sich weigert, den Mund aufzumachen, wird ein Auror gerufen, der ihm die Nase zuhält. Mr. Taylor kann nun die vier Tropfen Veritaserum auf die Zunge träufeln. Dann wird ein Weilchen gewartet, bis der Zaubertrank seine Wirkung tut. Pettigrew wird nun nach seinem Leben seit dem Tag an dem er angeblich getötet wurde, ausgefragt.

„An diesem 1. November 1981 sind Sie also hinter Sirius Black her gewesen?" fragt jetzt eine Frau, die aussieht, wie eine in pink gekleidete Kröte. Das muss Madam Umbridge sein, über die Sirius, Remus, James und Lily gesprochen haben.

„Nein, sondern er lauerte mir auf..."

„Warum lauerte er Ihnen denn auf, Mr. Pettigrew?"

„Um sich zu rächen, weil ich Lily und James Potter an den Dunklen Lord verkauft habe..."

„Und warum haben Sie das getan? Sie konnten es doch gar nicht, Sie waren ja gar nicht der Geheimniswahrer? Wie hätten Sie denn Du-Weisst-Schon-Wem sagen können, wo die Potters sind?"

„Weil ich ihr Geheimniswahrer war. Die Idioten haben mir vertraut."

Obwohl alles unter dem Einfluss von Veritaserum hervorkommt, könnte ich ihn umbringen! Die Gleichgültigkeit, mit der er das sagt, ist selbst durch die Wirkung des Zaubertranks zu spüren.

Dieser Mann ekelt mich dermassen an, dass ich in der nächsten Stunde wie auf Nadeln sitze. Alle im Raum hören gespannt hin! Bin schon gespannt, wie sie sich verhalten, wenn Sirius als Zeuge aufgerufen wird. Nachdem Pettigrew alles gesagt hat, was Staatsanwältin und Pflichtverteidiger wissen wollen, wird der erste Zeuge aufgerufen.

„Da der Verteidiger keine Entlastungszeugen finden konnte, kann die Staatsanwältin ihre Zeugen aufrufen."

„Ich rufe als Zeugen auf: Mr. Sirius Black," sagt Umbridge in ihrer süsslichen Stimme.

Ein lautes Raunen geht durch die Reihen. Wahrscheinlich hat niemand damit gerechnet, dass der vermeintlich übelste Kriminelle unserer Zeit tatsächlich als Zeuge auftreten würde. Doch der Gerichtsdiener eilt, um im Raum, in den man die Zeugen alle gewiesen hat, Sirius zu holen.

Lily

Remus nimmt Sirius bei der Hand. Er braucht jetzt unsere Unterstützung wie nie zuvor! Wir setzen uns in dem Raum hin, der uns angewiesen wurde. James versucht, Sirius aufzumuntern, doch der reagiert nicht besonders interessiert. Schon nach einer Stunde nach Beginn wird Sirius allerdings in den Zeugenstand gerufen. Ich wünschte, dass ich dabei sein könnte.

Sirius

Ich fürchte mich fast zu Tode! Obwohl ich nicht angeklagt bin, drehe ich bei jedem Gedanken an diese Frau fast durch! Der Prozess ist öffentlich, daher werden eine Menge Leute da sein und ein Haufen Journalisten dazu. Eine Stunde nach Beginn werde ich aufgerufen.

„Mr. Sirius Black wird aufgefordert, den Zeugenstand zu betreten!" ruft der Gerichtsdiener.

Ich stehe auf und Remus drückt mir ein letztes Mal aufmunternd die Hand.

James ruft mir nach: „Egal, was sie fragt, denk daran, dass wir wieder da sind, Padfoot!"

Ich nicke bloss. Dann folge ich dem Zauberer, der mich zum Gerichtssaal begleitet. Ich werde vereidigt und kann mich neben dem Tisch der Richterin hinsetzen. Amelia schaut mich an und lächelt mir aufmunternd zu. Ich erinnere mich – sie war eine Ravenclaw, sicher vier oder fünf Jahre vor uns. Sie stellt mir die allgemeinen Fragen nach meinen Personalien, Wohnort und Beruf. Ich beantworte diejenigen, die ich kann und erinnere sie daran, dass ich als Lehrer in einem geschützten Haus lebe und Hogwartsschüler unterrichte, weshalb ich die Örtlichkeit nicht verraten kann.

„Ach ja, ich vergass, verzeihen Sie. – Miss Umbridge, ihr Zeuge!" Amelia zwinkert mir zu. Wahrscheinlich wollte sie mit der Frage verhindern, dass jemand nachfragt.

Die Frau steht auf und kommt herüber zu mir. Sie ist untersetzt, trägt die entsetzlichsten Klamotten, die ich je an einer Frau gesehen habe und erinnert mich an eine Kröte. Sie tut überfreundlich, aber ist dabei so schleimig, dass mir fast übel wird, aber ich muss mich zusammennehmen. Ich halte ihrem Blick stur stand, bis sie sich abwendet.

„Mr. Black, können Sie uns bitte erläutern, was Sie in den Tagen getan haben, bevor die Familie Potter unter den Fideliuszauber gesteckt wurde?"

Ich seufze und erzähle die ganze Geschichte. Wie ich ein paar Tage vor dem Zauber James und Lily davon überzeugt hatte, dass ich als ihr Geheimniswahrer zu offensichtlich war und zähle auch die Gründe für meinen Entschluss, als Geheimniswahrer zurückzutreten auf. Ich füge dazu, dass wir, um das Ganze noch zusätzlich zu verschleiern, uns entschlossen hatten, niemanden darüber zu unterrichten, nicht einmal Dumbledore.

„So, so. Also waren Sie nicht anwesend, als der Zauber ausgesprochen wurde?"

„Nein. Ich kann nur annehmen, dass Lily Potter den Zauber gesprochen hat. Sie war sehr wohl fähig, denn sie konnte die komplexesten Zauber ohne Probleme ausführen. Ich weiss also nicht, wer genau neben den Potters anwesend war."

„Und danach haben Sie den gewählten Geheimniswahrer, Peter Pettigrew regelmässig überwacht?"

„Ja. Ich habe ihn jeden Abend kontaktiert. Das wollte ich so lange tun, bis wir ebenfalls abgetaucht waren. Wozu es ja dann nicht mehr gekommen ist."

„Sie haben ihn auch am 31. Oktober 1981 kontaktiert?"

„Ja. Aber er war nicht zuhause. Ich rief ihn durchs Feuer, doch er antwortete nicht. Er hatte mir gesagt, er würde zuhause bleiben, also ging ich durch das Floo-Netzwerk zu ihm, doch die Wohnung war leer. Es gab nicht den geringsten Hinweis auf einen Kampf. Ich bin sicher, dass es irgendwo in den Untersuchungsunterlagen stehen müsste, dass seine Wohnung unberührt war. Ich bekam es mit der Angst um ihn – und um die Potters – zu tun und entschloss mich sofort, zu den Potters zu gehen und nachzuschauen."

„Aber nur der Geheimniswahrer hätte sie sehen können..." wirft Umbridge ein.

„Ja, natürlich. Aber der Fideliuszauber funktioniert so, dass alle zwar wissen können, wo jemand steckt, aber nur, wenn der Geheimniswahrer ihnen die Information direkt gibt, werden sie die Person auch sehen. Für mich hätte aber gereicht, wenn das Haus in Ordnung gewesen wäre. Ich hatte einen Schlüssel und hätte hineingehen können. Aber als ich dort ankam, war es zu spät. Das Dach des Hauses war in Flammen. Ich schaffte es gerade, die beiden Leichen aus dem Haus zu schaffen und Harry aus seinem Bettchen zu holen, als Hagrid auftauchte. Er verlangte, dass ich ihm Harry übergab. Ich wollte es nicht akzeptieren, denn ich war ja Harrys Pate und sollte nach dem Willen seiner Eltern für den Jungen sorgen, sollten sie dazu nicht mehr in der Lage sein. Aber Hagrid..."

„Rubeus Hagrid, der Bewahrer der Ländereien und Schlüssel von Hogwarts?"

„Ja."

„Er nahm den Jungen mit?"

„Ja, auf Anordnung von Albus Dumbledore. Wir stritten uns für eine Weile, doch dann gab ich nach und gab Hagrid mein Motorrad, um Harry so schnell wie möglich zu Dumbledore zu bringen. Ich war sicher, dass ich es danach nicht mehr brauchen würde."

„Warum waren Sie sich dessen sicher?"

„Ich hatte da schon ein paar Minuten Zeit gehabt, nachzudenken und war zu dem Schluss gekommen, dass Peter Pettigrew nicht gezwungen worden war, das Geheimnis zu verraten, dass er seine Freunde verraten hatte, weil er es wollte."

„Und was hat das mit Ihrem Motorrad zu tun?"

„Nun, ich war fest entschlossen, Peter zu jagen und ihn umzubringen, um meine Freunde zu rächen."

„Aber sie haben ihn nicht umgebracht?"

„Nein, habe ich nicht. Er sitzt ja auch ziemlich lebendig da drüben. Er hat mich ausgetrickst."

„Sie meinen, als er Sie am nächsten Tag traf?"

„Ja. Ich musste ziemlich lange nach ihm suchen, ging allen Ecken nach, von denen ich wusste, dass er sich herumtrieb. Als ich ihn fand, war er allerdings bereit. Während ich noch nach meinem Zauberstab suchte, hatte er den seinen in seinem Rücken und schrie so laut, dass alle Umstehenden es deutlich hören konnten, dass ich Lily und James betrogen hätte. Dann schnitt er sich blitzschnell den Zeigefinger seiner rechten Hand ab, liess die Strasse in die Luft fliegen und verschwand."

„Wie konnte er verschwinden? Ist er disappariert?"

„Nein, er verwandelte sich in seine Animagusform, eine Ratte. Ich sah ihn grade noch mit anderen Ratten in der Kanalisation verschwinden. Sie können sich denken, dass ich völlig von Sinnen war. Man hat mir vorgeworfen, dass ich kaltblütig gelacht habe. In Wirklichkeit war das Lachen eine hysterische Reaktion darauf, dass er mich gerade erfolgreich für sein Verbrechen in die Pfanne gehauen hatte. Niemand hätte mir geglaubt, dass das sein Werk gewesen wäre, vor allem deshalb nicht, weil wir eben den Tausch geheimgehalten hatten."

„Warum hatten Sie es eigentlich niemandem anvertraut?"

„Wir erwarteten sicher, dass Voldemort mich heimsuchen würde. Er hätte mich zu Tode foltern können, ich hätte ihm nicht sagen können, wo er die Potters findet, da ich ja ihr Geheimnis nicht bewahrte. Wir wussten nicht, dass Pettigrew uns schon seit einem Jahr bespitzelt hatte. Wir wussten nur, dass jemand, der den Potters sehr nahe stand, Geheimnisse ausplauderte. Ich hatte den falschen Freund in Verdacht."

„Und der war?"

„Remus Lupin," sage ich ganz leise.

„Gut. Belassen wir es dabei. Wann haben Sie Pettigrew das nächste Mal gesehen?"

„Auf einem Foto auf der Titelseite im Tagespropheten im Juli 1993 in Azkaban."

„Wie kamen Sie denn da an eine Zeitung? So viel ich weiss, bekommen die Gefangenen in Azkaban keine Zeitungen zu lesen."

„Nein, tun sie auch nicht. Minister Fudge war auf Inspektion und hat mir seine gegeben, als ich ihn darum gebeten hatte, um wieder einmal das Kreuzworträtsel zu lösen."

„Also gab er Ihnen den Tagespropheten und Sie sahen Peter Pettigrew auf dem Titelblatt? Ich kann mich nicht erinnern, nach 1981 noch einmal von ihm in der Zeitung gelesen zu haben..."

„Nein, Sie hätten ihn da auch nicht gesehen, oder ganz bestimmt nicht beachtet. Er war in seiner Animagusform auf dem Bild. Er war eine Ratte. Um genau zu sein, posierte er als ein Haustier der Familie Weasley, er ‚gehörte' Ronald Weasley, dem jüngsten Sohn. Sass mitten auf dem Bild auf der Schulter des Jungen."

„Ah! Und Sie waren tatsächlich in der Lage, in dieser Ratte Ihren alten Schulfreund zu erkennen?"

„Ja."

„Nach all diesen Jahren?"

„Ja. Ich erkannte ihn sofort. Und ihm fehlte eine Zehe."

„Sie meinen den Zeigefinger?"

„Ja."

„Was geschah dann?"

„Als ich in der Bildbeschreibung las, dass die Weasley-Kinder zu Beginn des Schuljahres wieder nach Hogwarts zurückkehren würden, klangen in meinem Kopf Alarmglocken! Ich wusste, dass auch Harry Potter inzwischen in Hogwarts sein musste. Das hiess, dass Peter Pettigrew zur selben Zeit in Hogwarts sein würde. Er versteckte sich vor seinen alten Todesserkameraden, die immer noch auf freiem Fuss waren, und die ihn bestimmt dafür, ihren Meister ans Messer geliefert zu haben, umbringen würden, wenn sie ihn zu fassen bekamen. Die anderen Gefangenen in Azkaban mochten ihn nicht besonders. Ich hörte sie manchmal schreien, dass sie ihn umbringen würden, wenn er nicht schon tot wäre und sie ihn je zu fassen kriegten. Wenn die Todesser in Azkaban wussten, dass Pettigrew auch einer war, dann wussten es die draussen bestimmt auch. Ich wusste, ich musste aus Azkaban raus!"

Sie raschelt mit ihren Pergamenten und schaut darauf, dann sagt sie:

„In den Berichten in Ihrem Dossier wurde festgehalten, dass Sie in Azkaban im Schlaf geredet und dabei immer den Satz ‚er ist in Hogwarts' wiederholt hätten. Wollen Sie damit sagen, dass sich dieser Satz nicht auf Harry Potter, sondern auf Peter Pettigrew bezog?"

„Ja! Ich hätte es mir nicht mal im Traum einfallen lassen, meinen Patensohn zu Schaden zu bringen. Ich wollte ihn beschützen."

„Ich verstehe. – Nun, wir wissen immer noch nicht, wie Sie es geschafft haben, aus Azkaban zu entfliehen, Mr. Black. Würden Sie uns erläutern, wie Sie geschafft haben, was vor Ihnen noch nie einem Gefangenen gelungen ist?"

Ich werfe einen raschen Blick auf Albus. Er nickt, also wende ich mich an Umbridge und erkläre ihr:

„Ich bin ebenfalls ein Animagus. Wenn mir alles zu viel wurde, konnte ich mich in meiner Zelle in meine Animagusform verwandeln, das half mir, bei Verstand zu bleiben und meine magischen Kräfte zu bewahren. Dementoren können ja nichts sehen, sie fassten meine tierischen Emotionen nicht auf, sondern dachten, dass ich so weggetreten sei wie die anderen Gefangenen. Als ich ausbrach, war ich sehr dünn und sehr schwach. Der Anblick Pettigrews auf dem Foto hatte mich besessen gemacht, auszubrechen. Eines Abends, als die Dementoren mir das Essen brachten, schlüpfte ich als Hund durch die Tür, die Gitter und schwamm ans Ufer. Das war alles."

Sie ist nicht die Einzige, die mich geschockt anstarrt. Es klingt alles viel zu einfach.

„Können Sie Ihre Verwandlung demonstrieren?"

„Natürlich."

Ich stehe auf, verwandle mich und drehe ein paar Runden als Padfoot. Dann kehre ich zu meinem Platz zurück und setze mich wieder hin.

„Es gibt keinen registrierten Animagus, der ein Hund wäre! Wann haben Sie diese Transformation denn bewerkstelligt?"

„James Potter, Peter Pettigrew und ich schafften es in unserem fünften Jahr in Hogwarts, Animagi zu werden. Wir hatten es geheimgehalten. Niemand wusste davon. Wir wollten uns während der Schule nicht registrieren lassen und danach benutzten wir unsere Animagusform ziemlich oft im Kampf gegen die Todesser, daher wollten wir es bis nach dem Krieg geheim halten."

„Was hat Sie denn bewogen, das zu lernen?" fragt sie, doch Albus interveniert jetzt zum ersten Mal für mich.

„Diese Frage steht nicht im Zusammenhang mit dem zu verhandelnden Fall, die Frage wird aus dem Protokoll gestrichen," sagt Amelia.

„Nun, dann teilen Sie uns bitte mit, wann Sie Peter Pettigrew das nächste Mal in physischer Form gesehen haben?"

„Am Abend des 8. Juni 1994 in Hogwarts."

Ich erzähle die ganze Geschichte, die sich in der Heulenden Hütte abgespielt hat. Dann fragt sie mich noch nach dem letzten Zusammentreffen, als wir Wormtail fassten.

„Sehr gut, Mr. Black, das war alles."

Wormtails Pflichtverteidiger versucht jetzt noch halbherzig, mich aus der Ruhe zu bringen, aber er stellt irrelevante Fragen, die ihm überhaupt nicht helfen. Ich habe den Eindruck, dass er sich nicht sonderlich Mühe gibt, seinen Mandanten gut zu vertreten. Schliesslich darf ich mich auf die Zeugenbank gleich hinter der Anklage und Albus' Platz setzen.

Ich bin so erleichtert, dass mir ein halbes Matterhorn vom Herzen fällt. Umbridge ist bei der Sache geblieben und hat nicht versucht, mich auszutricksen. Ich setze mich auf die noch leere Bank und warte auf den nächsten Zeugen. Ich habe jetzt Zeit, mich umzusehen. Wormtail sitzt in seinem Stuhl, mit Ketten daran befestigt, ein Auror steht daneben und behält ihn im Auge, damit er sich nicht etwa verwandelt. Der Zauberer, der schon mich hereingerufen hat, führt jetzt Remus herein. Ich gebe ihm mit einem Lächeln ein Zeichen und sehe, dass er erleichtert ist. Er setzt sich ruhig auf den Platz im Zeugenstand und wird vereidigt. Dann beantwortet er Amelias Fragen nach seinen Personalien.

„Ihr Name?"

„Remus Julian Lupin."

„Ihr Alter?"

„36."

„Ihr Beruf?"

„Lehrer."

„Wo wohnen Sie, Mr. Lupin?"

„Ich glaube, man hat Ihnen mitgeteilt, dass ich meine gegenwärtige Adresse nicht mitteilen kann, da wir in einem geschützten Haus leben und dort Schüler von Hogwarts versteckt unterrichten."

„Richtig. – Miss Umbridge, Ihr Zeuge."

Umbridge nähert sich Remus und versucht, ihn anzustarren. Ihr Verhalten ist jedoch deutlich anders als vorhin, als sie mich vernommen hat. Ich glaube, sie hat Angst vor ihm, weil sie weiss, dass er ein Werwolf ist.

„Professor Lupin..." sie dehnt das Wort Professor aus, „wann haben Sie den Angeklagten vor dem 31. Oktober 1981 zuletzt gesehen?"

„Wahrscheinlich einige Tage zuvor. Wir waren nicht in engem Kontakt, daher kann ich mich nicht exakt erinnern. Aber es war mindestens eine Woche vor Halloween."

„Und wann haben Sie ihn danach wieder gesehen?"

„Wie fast alle Leute, glaubte ich, er wäre tot. Aber ich sah ihn sehr lebendig am Abend des 8. Juni 1994 in Hogwarts."

Er erzählt die Geschichte jetzt aus seiner Sicht, die sich mit meiner deckt. Er weicht nicht zurück, als sie ihn ziemlich giftig fragt:

„Das war eine Vollmondnacht, nicht wahr, Professor?"

„Ja."

„Professor Lupin, Sie wurden von Schulleiter Albus Dumbledore als Lehrer in Hogwarts engagiert, obwohl er sehr genau wusste, dass Sie ein Werwolf sind – wie haben Sie eigentlich sichergestellt, dass Sie für niemanden gefährlich wurden?"

„Durch die Einnahme des Wolfsbanntranks. Es ist ein Zaubertrank, der den Wolf in mir unterdrückt. Der Braumeister der Schule, Professor Severus Snape hat ihn für mich hergestellt. Ich verwandle mich zwar, behalte aber meinen Kopf. Daher bin ich auch nicht aggressiv."

„Aber ist es nicht so, dass Sie ausgerechnet an diesem Vollmond Ihren Trank nicht eingenommen hatten?"

„Nicht ganz, nein. Mir fehlte die letzte von sieben Dosen. Aber es ist richtig, dass ich ihn an diesem Abend nicht mehr eingenommen habe."

„Ihre Verwandlung setzte in dem Moment ein, als Sie versuchten, Peter Pettigrew in das Schloss zu bringen?"

„Ja. Worauf Sirius Black sich in den Hund verwandelte und mich von den Schülern fernhielt. Da ich fast die gesamte benötigte Dosis des Zaubertranks eingenommen hatte, brauchte es nicht viel. Ich war verwirrt, aber setzte mich nicht heftig zur Wehr, sondern floh in den Verbotenen Wald. Die Schüler blieben unbehelligt. Aber das hat rein gar nichts mit Pettigrews Fall zu tun. Die Tatsache gab ihm nur die Möglichkeit, sich meines Zauberstabes zu bemächtigen, die Katze und Ronald Weasley ausser Gefecht zu setzen und als Ratte zu fliehen."

„Wann haben Sie Peter Pettigrew das nächste Mal gesehen?"

„Als er letzten November versuchte, in unser geschütztes Haus einzudringen."

Sie verlangt von ihm, die Geschichte zu erzählen, was er macht, gelassen und souverän wie immer. Dann entlässt sie ihn aus dem Zeugenstand. Remus setzt sich neben mich und ich greife sogleich nach seiner Hand. Albus schaut kurz zu uns und zwinkert. Wie es scheint, verläuft die Zeugenvernehmung nach seinem Wunsch. Der nächste Zeuge ist Harry. Umbridge befragt ihn zu der Begegnung in der Heulenden Hütte und zu den Ereignissen nach der dritten Aufgabe beim Trimagischen Turnier. Er hat sich darauf vorbereitet, darüber zu sprechen und erzählt die ganze Geschichte bis ins letzte Detail vom Moment an, in dem er den Irrgarten auf dem Quidditch-Feld verliess und bis er wieder dort ankam. Sie scheint vor allem an der Geschichte mit der silbernen Hand interessiert zu sein. Er erzählt ihr sehr genau, wie Wormtail dazu gekommen ist. Dann muss auch er von der letzten Begegnung erzählen, worauf sie ihn entlässt. Harry kommt herüber und setzt sich an meine andere Seite. Ich wuschle in seinen Haaren und frage leise:

„Okay?"

„Ja, ich bin okay."

Die nächste Zeugin ist Hermione. Sie hat nur die Geschichte mit der Heulenden Hütte zu bestätigen, die mit unseren Versionen übereinstimmt. Schliesslich ist Ron an der Reihe, er erzählt die Geschichte aus seiner Sicht. Ausserdem berichtet er davon, dass er, Morag und ich Pettigrew in unserem Haus festgenommen hatten.

Nach Ron kommen noch einige andere Zeugen, einer davon ist Snape. Bevor Snape vernommen werden kann, verlangt Dumbledore die Räumung des Saals vom Publikum. Da er zuvor Amelia Bones über den Status von Severus als Spion des Ordens informiert hat, ordnet sie dies sofort an. Snape kann nicht viel zum Geschehen in der Heulenden Hütte erzählen, aber er berichtet von seinen Begegnungen mit Pettigrew bei den Treffen der Todesser. Er bringt die Sprache auch auf das Dunkle Mal an seinem und Peters Arm und sagt deutlich aus, dass nur Todesser dieses Mal haben, die aber ausnahmslos.

„Finden Sie dieses Mal an einem Handgelenk und Sie wissen, dass Sie einen Todesser vor sich haben."

„Kann es nicht entfernt werden?" fragt Umbridge neugierig.

„Nein. Und nur der Dunkle Lord kann es anbringen."

Nach der Befragung Snapes geht es mit anderen Zeugen weiter, es verbleiben nur noch James und Lily. Die beiden werden zusammen in den Saal gerufen. Sie kommen herein und setzen sich. Bones fragt nach ihren Personalien. Es gibt wiederum Gemurmel, als James deutlich seinen Namen angibt und Lily ihm folgt.

„Nun, der Tagesprophet hat ja schon des Langen und Breiten berichtet, dass und vor allem, wie Sie wieder ins Leben zurückgekehrt sind. Währen Sie so freundlich, das in wenigen Worten für die Gerichtsakte zu erzählen?" fragt Bones.

Lily übernimmt es.

„Ich beginne damit, wie wir zurückkamen. Ich nehme an, unser Sohn ist zu seinem Abenteuer am Ende des Trimagischen Turniers befragt worden?"

„Das ist er. Er hat seine gesamte Geschichte dazu erzählt."

„Gut. Während ihres Duells geschah etwas, das ihn und Voldemort in die Luft hob. Sie waren in einem Gewebe aus Licht und Lichtstrahlen und ihre Zauberstäbe waren mit noch mehr Licht wie verbunden. Harry zwang Voldemorts Zauberstab, alle Zaubersprüche, die er jemals damit ausgeführt hatte, rückwärts chronologisch auszuspucken. Jedes Mal, wenn dabei ein Avada Kedavra Fluch hervorkam, wurde eine Art Schatten der getöteten Person ausgespuckt. Inzwischen weiss ich, dass es nicht einfach nur Schatten waren, es waren unsere Seelen. Und weil dieser Zauber, der da stattfand, eine Art Rückwärtsrichtung hatte, konnten unsere Seelen in unsere Körper zurückkehren und uns wiederherstellen. Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich plötzlich wach war und dann kehrte die Erinnerung daran zurück, was mir zuletzt passiert war. James ging es genau gleich. Wir fanden nach Hogwarts, wo Madam Pomfrey sich um unser leibliches Wohl kümmerte, dann durften wir uns unseren Freunden anschliessen, bei denen wir auch unseren Sohn fanden."

„Vielen Dank. Nun zu meinen Fragen... wir wissen nun, dass Sirius Black nicht Ihr Geheimniswahrer war. Wer war es dann?"

„Peter Pettigrew. Ich war zwar geneigt, wenn nicht Sirius, dann lieber Albus Dumbledore, er hatte sich ja als Geheimniswahrer angeboten, aber James und Sirius wollten vollkommen sicher gehen und Peter nehmen, weil der so unauffällig war, dass niemand erwartet hätte, er würde unser Geheimniswahrer sein. Wie immer sind die beiden dabei völlig quer gelegen..."

James schaut mich an, ich ihn, mit viel „Tut mir so leid, alter Junge" in unseren Augen.

„Wer hat den Zauber gesprochen?" will Umbridge wissen.

„Ich selber."

„Das ist ein sehr komplexer Zauber..." wirft Umbridge ein.

Lily mustert sie von oben bis unten. Dann sagt sie kalt:

„Miss Umbridge, ich kann Ihnen versichern, dass ich durchaus in der Lage bin, jederzeit die komplexesten Zauber zu sprechen."

„Wer war bei der Zeremonie anwesend?"

„Mein Mann James, mein Sohn Harry, ich selber und Peter Pettigrew."

„Hatten Sie in der Zeit, in der Sie sich unter dem Zauber befanden je das Gefühl, noch immer in Gefahr zu sein?"

„Das ist schwer zu sagen. Sobald die Wirkung begann, waren wir ja für niemanden ausser dem Geheimniswahrer und denen, die er allenfalls informierte zu sehen. Wir wollten, dass Sirius und Remus wissen, wo wir stecken, aber mir scheint, Peter hat es nur Sirius mitgeteilt. Es dauerte eine Woche, bis Voldemort ankam. Ich vermute, Peter wollte uns in Sicherheit wiegen."

„Halten Sie – oder Sie, Mr. Potter, Sirius Black für fähig mit einem einzigen Fluch zwölf Menschen umzubringen?"

„Er hätte die Macht dazu, aber er würde sie niemals verwenden. Sirius hat sicher in seiner Schulzeit viel Unfug angestiftet, aber nie wirklich bösartigen. Er ist loyal bis zum Letzten. Selbst, wenn er fähig gewesen wäre, in seiner Wut Peter zu töten, hätte er niemals andere Menschen auch noch in Gefahr gebracht," sagt Lily mit Überzeugung.

Und James fasst es gleich nach ihr ebenfalls in Worte.

Nachdem auch die Befragung meiner engsten Freunde vorbei ist, kommt das Gericht sofort zur Urteilsverkündung. Der Zaubererrat tritt kurz aus dem Saal, um zu verhandeln, kehrt aber schon wenige Minuten später wieder zurück. Amelia Bones fragt:

„Wie lautet das Urteil des Zaubererrates?"

„Der Angeklagte ist schuldig."

Während der ganzen Zeit hat Pettigrew nicht ein Wort gesagt, nur heftig geschnauft. Jetzt kann ich sehen, dass er zu einem kleinen Häufchen zusammensinkt. Der Saal wird ganz still und alle schauen zu Amelia. Die steht auf und verkündet mit fast trauriger Stimme:

„Angesichts der Tatsache, dass dieser Gefangene unmöglich in Azkaban festzuhalten ist, sehe ich mich gezwungen, Peter Pettigrew zum Kuss des Dementors und anschliessender lebenslanger Haft in Azkaban zu verurteilen. Das Urteil wird heutigen Abends in Azkaban vollzogen. Zudem bekräftige ich, dass Sirius Black unschuldig und frei ist."

Ihr Hammer fällt auf den Tisch und der Prozess ist vorbei. Pettigrews Augen zeigen das Entsetzen, das ihn angesichts des Urteils erfasst. Nur einen Moment lang hören wir ein paar gurgelnde Laute, doch dann wird er still. Ich will ihn nicht bemitleiden. Was er James, Lily, Harry, Remus und mir angetan hat, lässt mich wenig Erbarmen mit ihm empfinden. Ich greife fester nach Remus' Hand, als die Dementoren den Saal betreten und ihn abführen. Sie müssen ihn fast hinaus tragen. Ohne einander dazu aufzufordern, fassen wir uns alle bei den Händen, James, Lily, Harry, Hermione, Ron, Remus und ich. Ich atme tief durch. Ich denke daran, dass er nach heute Abend nichts mehr empfinden wird und eigentlich geht es ihm dabei noch zu gut. Ich hole noch einmal tief Luft, als die Dementoren mit ihrem Gefangenen verschwunden sind. Wir können den Gerichtssaal jetzt verlassen.

Wir treffen uns in der Mitte des Saales mit Albus. Arthur und Molly kommen mit ihrer Familie und unseren Schülern herunter und gesellen sich zu uns. Sie können jetzt auch Ron begrüssen. Wir haben alle immer noch die gesunde Farbe von unseren Ferien in der Sonne. Molly schaut uns alle an und bemerkt:

„Danke, ihr beiden, ihr scheint sehr gut auf sie aufzupassen, sie sehen ja alle perfekt gesund aus!"

Ich schliesse Molly in die Arme und sage:

„Die passen auf sich selber auf, Molly, sie sind wirklich tolle Kids. Wir haben überhaupt keine Probleme mit ihnen."

„Ihr seid alle so braun! Es ist doch bei euch auch Winter?" ruft sie aus.

„Ja, natürlich, Molly, aber wir waren grade zehn Tage auf über 2000 Metern Höhe zum Skifahren. Jeden Tag nur Sonne. Sie waren die ganze Zeit draussen, jeden Tag. Klar sind wir braun! Ausserdem ist die Sunnegg auch sehr sonnig."

„Oh, das habe ich für einen Moment vergessen. Das war sicher sehr schön."

„Ich bin sehr froh, dass wir dort waren, Molly, denn das gab mir genügend gute Gefühle um dies hier zu überstehen. Es war nicht nur sehr schön, sondern einer der schönsten Urlaube, die ich je verlebt habe. – Also, jetzt wollt ihr aber sicher noch Harrys Eltern kennen lernen, nicht wahr? Das hier ist Lily, das ist James Potter."

„Hallo, Mrs Weasley! Ich höre, dass wir Ihnen viel zu verdanken haben, weil Sie Harry unter Ihre Fittiche genommen haben..." sagt James.

„Ich freue mich so sehr für Harry, dass Sie beide wieder da sind! Bitte nennen Sie mich Molly! Wir haben für ihn getan, was notwendig war, er war ja so ein tapferer, lieber kleiner Junge! Verglichen mit all meinen Söhnen das wahrste Musterkind! Wie glücklich muss er sein, Sie wiederzuhaben."

„Wir sind auch glücklich darüber, Molly, glauben Sie mir! Und nun wird er zu seinem Geburtstag ein Geschwisterchen bekommen! Er sollte doch kein Einzelkind bleiben, wir wollten eine grosse Familie haben," sagt Lily und umarmt Molly.

„Ach, wie schön! Gefällt ihm das?"

„Bisher hat er sich noch nicht negativ geäussert. Ich glaube, er weiss noch nicht so recht, was da auf ihn zukommt. Aber James und ich freuen uns natürlich schon sehr, wir wollten dieses Baby. Und wahrscheinlich noch das eine oder andere dazu..."

„Das ist schön! Ich möchte kein einziges meiner sieben Kinder verlieren. Ich fürchte mich so sehr um sie, Bill und Charlie sind bereits im Orden und die Zwillinge werden sich wohl leider kaum davon abhalten lassen, beizutreten, so bald sie nächsten Sommer die Schule verlassen. Ich bin ja so froh, dass Ron und Ginny bei Ihnen sicher sind."

„Wir werden dieses Monster loswerden, Molly, und hoffentlich bald," verspricht James.

„Furchtbare Sache. Er sah schon ziemlich erledigt aus," murmelt Arthur und zieht die Aufmerksamkeit der Umstehenden wieder zum Prozess zurück.

„Er hat mich zu zwölf Jahren in dieser Hölle gezwungen, Arthur, du wirst es mir verzeihen, dass ich wenig Mitleid mit ihm empfinde," sage ich kalt.

Er wendet sich mir zu. „Oh, natürlich, Sirius! Ich nehme an, ihr seid alle vier sehr zufrieden mit dem Urteil."

„Worauf Sie sich verlassen können. Meiner Meinung nach kommt er zu gut weg. Aber Amelia hat recht, er wäre wohl kaum auf Dauer ohne allzu viel Aufwand in Azkaban festzuhalten," gibt James zu.

Albus kommt zu uns und bemerkt:

„Miss Umbridge war ziemlich zurückhaltend, fandet ihr nicht auch?"

„Ja, ich habe mich gewundert, warum sie sich so an die Fakten hielt. Nachdem, was du mir gesagt hast, habe ich etwas anderes erwartet."

Arthur schaut uns etwas verständnislos an. Wir erklären ihm, was wir erwartet haben. Er nickt.

„Ich denke, der Fall war einfach zu klar, sie hätte gar nicht richtig ansetzen können, ohne Pettigrews Verurteilung zu gefährden. Cornelius wird sie am kurzen Zügel gehalten haben. Aber lasst uns hier nicht herumstehen, wir sollten euch in euer Heim zurückschicken," sagt Albus milde.

Eine halbe Stunde später finden wir uns wieder im Klassenzimmer unseres Heims in der Schweiz. Ich drehe mich zu Remus:

„Was meinst du? Schule erst wieder nächste Woche?"

„Kein Problem. Wir sind gut im Zeitplan, das können wir uns auf alle Fälle leisten."

Selbst Hermione freut sich auf ein paar zusätzliche Ferientage. Die anderen freuen sich auch lautstark. Danach verziehen sie sich alle und ich ziehe Remus hinauf in unser Schlafzimmer.

Lily

Ich schmunzle, als ich Sirius und Remus nachschaue, welche die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer verschwinden. Die Schüler verziehen sich zumeist. Ich gehe hinüber ins Wohnzimmer, wo ich mein Buch aufnehme und mich zum Lesen hinsetze. James kommt mir nach und einige Zeit später tauchen Harry, Hermione, Ron und Justin auf. James fragt sie:

„Wie wär's mit einem Spiel?"

„Gute Idee. Wir haben neulich Monopoly mitgebracht, wie wär's damit?" schlägt Hermione vor.

Ich schmunzle schon wieder, aber hinter meinem Buch, denn gleich werden zwei Stimmen fragen...

„Was ist Monopoly?"

Bingo! Ron und James haben natürlich keine Ahnung davon. Hermione steht einfach nur auf und geht zum Spieleschrank, um die Schachtel hervorzuholen. Sie stellt sie auf den Couchtisch und James schubst mich mit dem Ellbogen an.

„Machst du mit, Liebste?"

Etwas bedauernd lege ich das Buch weg, aber dann lasse ich mich breittreten. Wir erklären Ron und James das Spiel und fangen an. Es ist ein langes Spiel, das Hermione am Schluss ganz klar für sich entscheidet. Justin hat relativ lange mit ihr mitgehalten, aber sie hat nicht nur die beiden teuersten Plätze, sie hat auch noch das Glück, dass wir andauernd darauf landen!

Bis wir das Spiel durch haben, tauchen auch Remus und Sirius wieder auf. Remus setzt sich neben mich und fragt:

„Schon pleite?"

„Bin schon als zweite rausgeflogen, gleich nach Ron..."

Er grinst. Dann legt er leicht die Hand auf meinen Bauch und fragt:

„Und wie geht's dir und dem Kleinen da drin?"

„Gut, Remus. Ich fühle mich sehr gut, danke. Laut Poppy geht's deinem Patenkind ausgezeichnet."

Er lächelt.

„Ich freue mich darauf, bestimmt fast so wie ihr beiden."

„Ich weiss, Remus. Du wirst ein ganz grossartiger Pate sein, da bin ich mir sicher," versichere ich ihm.

„Einer, der immer einen freien Schoss und Geschichten anzubieten haben wird auf jeden Fall, Lily."

Dafür drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange. Remus ist mehr als alle Männer um mich herum ein Bruder für mich. Wir haben uns schon immer sehr gut verstanden, ausser wenn ich ihn dafür zusammenstauchte, weil er seine Rumtreiberfreunde nicht im Griff hatte. Inzwischen habe ich längst begriffen, dass er sie nicht im Griff haben wollte und verstehe seine Gründe.

Abends im Bett kuschle ich mich dicht an James. Er küsst mich und sagt leise:

„Wie ich dich liebe, meine Süsse!"

Ich seufze in seinen Kuss hinein und ziehe ihn fest an mich. Ich lebe jetzt so viel bewusster und nehme fast jeden Augenblick viel stärker wahr als vor unserem Tod. Fast jeden Tag finde ich einen Grund, dankbar dafür zu sein, diese ungewöhnliche Chance erhalten zu haben. Natürlich kann man sagen, dass wir das verdient haben, schliesslich haben wir uns beide mit knapp 22 Jahren für unsere Sache geopfert. Aber was für einem Zufall haben wir diese zweite Chance zu verdanken? Dem Zufall, dass Harry und unser Mörder in ihren Zauberstäben beide eine Feder von Fawkes stecken haben.

Harry hat mir neulich gesagt, dass er jetzt wieder ein ganz neues, viel besseres Verhältnis zu seinem Zauberstab gefunden hat.

Remus

Am Montag kehren wir zu unserem gewohnten Tagesablauf zurück. Ich fahre ohne Umschweife da fort, wo wir vor den Ferien stehen geblieben sind. In den nächsten Wochen läuft alles sehr locker und gut von der Hand. Die Sonne scheint ziemlich oft, da wir uns knapp über der üblichen Hochnebelgrenze befinden. Manchmal, wenn er besonders hoch ist, befinden wir uns zwar mitten drin, aber wir gewöhnen uns daran und normalerweise beschert uns der Januar wunderbar sonnige Tage, zum Teil sogar schon wieder sehr milde Tage. Manchmal sind sie eisig und klar, aber fast immer ist viel Sonne dabei. Wir haben für die Schüler ein paar Schlitten gekauft und nun benutzen sie die freie Zeit oft, um am Hügel drüben zu rodeln. Ich staune immer, wie unermüdlich sie immer wieder den Hügel hinaufklettern, um von neuem herunter zu schlitteln. An den wärmeren Tagen ziehen sie aber immer noch die Besen vor. In den Höhen, in denen sie hier fliegen können, ist es immer noch warm genug, dass Wärmezauber und dickere Kleidung ausreicht.

Sirius und ich schicken sie so oft ins Freie, wie es geht. Hermione beklagt sich zwar manchmal, dass sie zuwenig Zeit zum lernen hat, aber wir hämmern ihr ein, dass sie nur in einem gesunden Körper gut lernen kann und sie gibt auch bald zu, dass sie viel besser lernen kann, wenn sie draussen gewesen ist. Sirius und ich werfen uns einen Blick zu. Gut gemacht, alter Junge, sie wird nur davon profitieren und wie war das mit mens sana en corpore sano? Als Hermione verschwunden ist, hebt Sirius die Hand und ich klatsche dagegen. Wir grinsen.

Weil die Winterferien ein solch grosser Erfolg waren, verbringen wir einige Wochenenden auf den nähergelegenen Skipisten, wenn das Wetter es zulässt. Dabei gewinnen wir alle rasch an Routine und Erfahrung. Erstaunlicherweise finden die Schüler alle, dass Skifahren entschieden ein so cooler Sport ist wie Quidditch. Nicht nur Draco und Justin sind sehr gut drin, auch Ron hat es rasch gecheckt. Die Zwillinge sehen immer sehr elegant aus. Beide haben sich für denselben Skianzug entschieden und fahren in wasserblau elegant zu Tale. Wie Draco macht Ginny ganz in Schwarz Eindruck. Zusammen mit ihren kupferfarbenen Haaren sieht dieser Anzug natürlich sehr chic aus. Sie ist ebenso furchtlos auf der Skipiste wie überall sonst und zieht viele Blicke auf sich. Ernie freut sich nicht immer über die Aufmerksamkeit, die seine Freundin auf sich zieht.

In Verteidigung gegen die Dunklen Künste stellen wir jetzt immer höhere Ansprüche an die Klasse. Einmal in der Woche geben wir ihnen die Gelegenheit zum Duellieren. Wir stellen jeweils die Paare zusammen und dann geht's los, sie müssen sich gegenseitig entwaffnen. Wir gestalten einen kleinen Wettbewerb daraus, alle gegen alle und wer am Schluss am längsten durchgehalten hat, bekommt am meisten Hauspunkte. Einmal haben wir Barb bei uns als grade Duellierpraxis dran ist. Sie ist geschockt, als sie sieht, wie die Kinder sich gegenseitig mit Flüchen bewerfen. Sie sollen sie blockieren, umgehen, ihnen ausweichen, zurückwerfen und sie müssen den Gegner zu entwaffnen versuchen. Einige Duelle sind schon richtige kleine Schlachten, vor allem, wenn Hermione und Harry miteinander duellieren. Beide haben bisher noch kein einziges Duell verloren, nur einmal ist es knapp geworden, als Hermione und Ginny sich gegenüber gestanden sind. Jetzt fechten Hermione und Harry ihr zweites Duell aus. Hermione hat das erste verloren. Die beiden lassen die Liebe, die sie für einander empfinden hier nicht dazwischenfunken. Hermione schickt einen Gummibein-Fluch auf Harry. Er weicht aus und retourniert mit einem Schocker, doch Hermione hat ihren Schutzschild aufgezogen und versucht nun ihrerseits aus diesem Schild heraus Harry mit einem Schocker zu erwischen. Er kann ihn aber abwehren. Dann erwischt Harry Hermione mit einem Rictusempra, aber sie kann diesen Fluch abstreifen und Harry einen Boxzauber anwerfen. Diesmal trifft sie ihn und schickt gleich einen zweiten hinterher. Er geht zu Boden, um diesem auszuweichen, versucht, sie mit Expelliarmus zu entwaffnen, aber den kann sie ablenken. So geht es eine halbe Stunde hin und her, bis sich Harry erneut fallen lässt, um einem von Hermiones Flüchen zu entgehen und dann trifft ihr Expelliarmus.

Sie fängt seinen Zauberstab ein und lässt sich dann erschöpft neben Harry auf die grosse Matte sinken. Während sie Atem schöpft, reicht sie ihm seinen Zauberstab zurück. Ich gratuliere den beiden:

„Das war sehr gut! Ihr seid richtig gut geworden! – Jetzt werden wir dann noch mehr verschiedene Flüche und Zauber lernen. Ihr könnt eure eigenen finden und lernen," sage ich zu ihnen, „doch es gibt eine Einschränkung. Jeden Fluch, den ihr euch aufschreibt, müsst ihr zuerst bei Sirius oder mir vorweisen, erst wenn wir euch die Erlaubnis geben, dürft ihr ihn lernen. Vor der ersten Anwendung ist der Zauber vor uns zu demonstrieren. Wir werden ihn dann zu der Liste der erlaubten Duellierzauber fügen. In anderen Worten, ihr dürft alle eure Kameraden überraschen, aber nicht mich und nicht Sirius. Klar?"

„Alles klar!" bestätigen die Schüler.

Hermione

Ich kann es kaum glauben, wie ruhig jetzt unser Leben hier verläuft. Es ist schon fast unheimlich. Aber wir haben viel zu lernen und das lenkt uns sehr erfolgreich von dem ab, was draussen läuft. Wir haben die OWLS, die uns am Ende des Schuljahres blühen, also kann ich mich nicht vom Lernen abhalten lassen.

Verteidigung ist richtig spannend mit all dem Duellieren. Es ist anstrengend, macht aber auch Spass. Wir machen's einander so schwer wir können und werden dadurch immer besser. Ich glaube, ich war noch nie so fit. Sirius und Remus bestehen darauf, dass wir viel frische Luft bekommen und schicken uns ständig raus. Wenn sie nicht die halbe Zeit selber mit dabei wären, hätte ich da einen gewissen Verdacht, aber so...

Malfoy ist erstaunlich zurückhaltend und schummelt nicht mit verbotenen Flüchen. Wir durchstöbern die Bibliothek, um noch mehr Zauber zu finden und wenn wir welche auftreiben, verlangt Remus, dass wir sie in Theorie und Geschichte studieren. Wir machen alle auch ziemlich gute Fortschritte in der Abwehr. Manchmal, wenn man Zeit hat und sie kennt, gibt es auch Gegenflüche, die man abwehren kann.

Aber es gibt eben doch Augenblicke, in denen man nicht umhin kommt, zur Kenntnis zu nehmen, was draussen passiert und an die Todesser zu denken. Ich höre wenig von meinen Eltern, aber es scheint ihnen gut zu gehen. Ich hatte gehofft, sie beim Prozess zu sehen, aber die Weasleys durften keine Muggel in den Gerichtssaal bringen.

Drei Wochen ist das jetzt her. Ich höre immer noch das Urteil in meinen Ohren klingen. Ich weiss, warum Mrs Bones Wormtail zum Kuss des Dementors verurteilen musste, aber es war trotzdem schrecklich. Und dann auch noch gleich am selben Abend zu vollziehen! Es war ein scheusslicher Abend auf der Sunnegg. Wir alle warteten irgendwie darauf.

Und dann, am nächsten Morgen, nahm Remus einen Brief von Benanas Bein. Er war von Dumbledore und beschrieb den Abend zuvor:

„Lieber Remus, lieber Sirius und alle anderen,

Ich wurde vom Ministerium gebeten, als Zeuge des Zaubererrates dem Urteilsvollzug beizuwohnen. Gemeinsam mit dem Minister und einigen anderen Zeugen fand ich mich daher am frühen Abend in Azkaban ein, um zu bezeugen, dass Peter Pettigrew den Kuss des Dementors empfangen hat.

Es war wahrscheinlich etwas vom Schlimmsten, was ich in meinem langen Leben sehen musste, und ich kann sagen, dass ich wahrlich schon sehr viele üble Dinge gesehen und erlebt habe. Ich weiss ebenso gut wie ihr, dass es unausweichlich war, um Pettigrew lebenslänglich in Azkaban festhalten zu können.

Die Dementoren brachten ihn herein, ein kreischender, ab und zu schluchzender Klumpen Mensch. Cornelius Fudge war an meiner Seite und musste Pettigrew um ein letztes Wort fragen. Wenn er etwas zu sagen gehabt hat, so war er jedenfalls unfähig, es auszusprechen. Er hat sich nicht gewehrt und nach zwei Minuten war alles vorüber. Peter Pettigrew ist nun nur noch eine menschliche Hülle, fügsam und brav, der jetzt in einer gewöhnlichen Zelle gefangen gehalten und mit der nötigen Nahrung versorgt werden kann. Er wird kaum bewacht werden müssen. Nachdem die Dementoren ihr Geschäft erledigt hatten, befragten Amelia Bones, Cornelius Fudge und ich selber den Gefangenen, um herauszufinden, ob noch ein Funken Verstand in ihm war. Wir konnten aber kein Wort aus ihm herausbringen. Er sah uns an, doch seine Augen waren leer. Man erwartet, dass er der Sprache wieder mächtig werden wird, doch seine Erinnerungen und sein Selbst sind ausgelöscht. Was vor dem Kuss war, wird er vollständig vergessen haben.

Ich fand, dass ich Euch von diesem Abend berichten musste, ahnte, dass Ihr auf diesen Bericht gewartet habt. Um ehrlich zu sein, war ich mehr als erleichtert, dass ich, so sehr mir das leid tut, gestern Abend der Hinrichtung Peter Pettigrews beigewohnt habe und nicht derjenigen von Sirius Black.

Damit möchte ich Euch beide, James, Lily und Harry wissen lassen, wie viel Ihr mir bedeutet. Ihr tragt alle hell zu dem Licht bei, das mein hohes Alter erleuchtet und ich verbleibe

Stets Euer

Albus Dumbledore."

Es war klar zu erkennen, wie sehr dieses Erlebnis Professor Dumbledore mitgenommen hat, dabei zu sein, als jemandem die Seele aus dem Leib gesogen wurde. Ich hätte das nicht mit ansehen wollen. Aber in dem Brief hat er Remus und Sirius gesagt, wie sehr er sie mag. Das war ein wundervoller Abschluss nach diesem schrecklichen Bericht. Ich war tagelang aufgewühlt.

Nach weiteren zwei Wochen kam noch ein Brief, diesmal von der Abteilung für Magischen Strafvollzug. Er war an Sirius adressiert, der ihn einigermassen ängstlich aufmachte. Er las ihn durch und grinste dann. Meine Angst wich augenblicklich, denn inzwischen weiss ich, dass Padfoot dieses Grinsen nur aufsetzt, wenn er wirklich amüsiert ist. Der Brief enthält seine neuen Papiere, Ausweise und ein Formular zur Registrierung als Animagus. Ich glaube, das war's, was ihn zum Grinsen gebracht hat. Da sind nämlich reichlich kuriose Fragen drin, wie zum Beispiel die Frage nach dem Zauber, den man verwendet hat, um ein Animagus zu werden. Als ob das nicht völlig nebensächlich ist, wenn man denn schon ein Animagus ist. Formulare scheinen in der Zaubererwelt auch nicht schlauer zu sein als in der Muggelwelt.

Sirius

Ich habe das ganze Zeug erst mal auf dem Küchentisch liegen lassen. Ich kann's immer noch kaum glauben, dass dieser Alptraum, der immerhin vierzehn Jahre lang gedauert hat, endlich vorbei ist, dass ich diese Papiere in meinen Händen halte. Sie bedeuten ein neues Leben. Und auch nicht ein Wort verloren darüber, dass ich illegal ein Animagus geworden bin, da ich mich nie habe registrieren lassen. Ich nehme allerdings an, dass diese ‚kriminelle Tat' durch meine zwölfjährige Haft in Azkaban zehnmal abgebüsst worden ist, schliesslich steht auf nicht registrieren als Animagus nur eine saftige Busse. Auf der anderen Seite hat sich James auch gleich registrieren lassen, als er und Lily beim Ministerium ihre neuen Papiere abgeholt haben. Ich starre meine persönlichen Dokumente an. Mit ihnen bekomme ich einen neuen Pass und mit einem Pass eine reguläre Aufenthaltsbewilligung hier in der Schweiz und einen neuen Führerschein. Dann bin ich nicht mehr ein Haustier, das mit einem tierärztlichen Attest hier lebt.

Das darf man nicht falsch verstehen, ich liebe es, Padfoot zu sein! Und mein Liebhaber liebt es, wenn er mit Padfoot spielen und kuscheln kann. Aber es ist schön, dass ich jetzt Padfoot nicht mehr als Fluchtmittel benutzen muss, dass es jetzt wirklich das ist, was es ursprünglich hätte sein sollen. Ein Mittel um Remus nahe zu sein, um ihm zu helfen, ihm beizustehen wenn er es am nötigsten braucht, dann nämlich, wenn er ein Wolf ist. Trotz des Wolfsbanntrankes ist er nämlich immer noch alleine und es ist diese Einsamkeit, die ihm immer am meisten weh getan hat, denn der Wolf ist ein Familientier, der braucht sein Rudel, der braucht Zuneigung und körperlichen Kontakt.

Auch ich selber profitiere davon. Mich in Padfoot zu verwandeln und dann an Remus zu kuscheln, von ihm gestreichelt zu werden und meine Schnauze in seinen Schoss zu drücken gehört zum Besten, was es für mich gibt. Auch Hunde sind eben Rudeltiere, schliesslich stammen wir direkt von den Wölfen ab! Hm. Das Abendessen ist vorbei und Remus steht auf, um ins Wohnzimmer hinüber zu gehen...

Ich folge ihm und als er sich sein Buch schnappt und auf dem Sofa niederlässt, verwandle ich mich und hopse neben ihm auf das bequeme Sofa. Ja, das ist schön. Er grinst. Schnauze auf seinen Schoss, Nase dicht dahin, wo's am besten riecht, ja, das ist das Richtige. Komm schon, Moony, wo bleibt deine Hand?

Endlich. Er hat seinen Platz wiedergefunden und liest, wobei er seine Hand durch mein Fell laufen lässt. Er wuschelt in meinen langen Hängeohren. Mm, hör jetzt bloss nicht auf damit!

„Du bist heute aber sehr anhänglich, Padfoot," zieht er mich auf.

Ich hebe meinen Kopf kurz auf und belle. ‚Hör jetzt bloss nicht auf, mich zu streicheln, du!'

„Ah ja, und das verstehe ich wie genau?"

Oh, ist er übel. Ich schubse mit dem Kopf gegen seine Hand. Jawohl, mein Herr, du fängst nicht an, mich so schön zu streicheln und dann hörst du einfach auf damit, oh nein! Da, das ist die richtige Stelle, nur noch ein bisschen weiter unten, ja, genau da, Moony!

Ich habe keine Lust, irgendwas anzufangen und er hat einen freien Abend, also geniesse ich den mit meinem Kopf in seinem Schoss. Irgendwann schlafe ich dabei ein und erwache erst, als er sein Buch wieder weglegt. Das heisst, er weckt mich, als er aufsteht, mitten aus einem richtig schönen Traum. Na ja, für einen Hund, ich war nämlich grade dabei, einem dicken, fetten Schmetterling nachzujagen.

Wir sind den ganzen Abend nicht von den Schülern belästigt worden. Wir stehen auf und ich folge Remus, der im ganzen Haus die Türen checkt und gut verschliesst. Dann gehen wir die Treppe hinauf in unser Zimmer. Ich verwandle mich zurück, ziehe mich aus und schlüpfe ins Bett. Remus folgt mir nur wenige Augenblicke später und das ist alles, was ich brauche. Er hat recht, ich bin heute Abend wirklich sehr anhänglich. Er scheint aber nichts dagegen zu haben und zieht mich fest an sich. Seinen Herzschlag zu spüren hat schon immer sehr beruhigende Wirkung auf mich gehabt und er bringt mich auch heute zur Ruhe. Ich schlafe schon sehr bald darauf wieder ein.