Kapitel 9 – Prüfungsfieber

Remus

Es ist jetzt Ende Februar. Draussen liegt immer noch eine Menge Schnee, worüber Barb sich ganz besonders freut. Sie erzählt uns, dass in den letzten paar Jahren ausgesprochener Schneemangel geherrscht hat und dass es schon fast eine Seltenheit geworden ist, selbst auf dieser Höhe. Es gibt einige kleinere Skigebiete, die wir in den letzten Wochen schon kennen gelernt haben, die deswegen fast aufgeben mussten.

Ich erhalte Eulenpost von Minerva, die mir darin mitteilt, wie meine Schüler an ihre OWLS Examen kommen.

„Lieber Remus,

Wir sind zu einem Entschluss für die OWLS Examen Deiner Schüler gekommen. Ihr sollt sie hier nach Hogwarts bringen, wo sie im Verbund mit den anderen Schülern getestet werden. Wir werden Euch zu diesem Zweck Portschlüssel zukommen lassen. Die Prüfungen beginnen am 27. Mai, daher solltet Ihr am Wochenende davor hier eintreffen. Bitte bringt auch Lily und James mit, denn der Orden wird sich bei dieser Gelegenheit einige Male komplett treffen.

Stellt sicher, dass sie alle bereit für die Prüfungen sind. Ausserdem brauche ich noch eine Liste, wo sie in ihren Wahlfächern stecken. Danach werde ich Dir einen exakten Terminplan für jeden deiner Schüler schicken.

Da Ihr Ginny Weasley im Stoff der fünften Klasse unterrichtet habt und ihre Leistungen bisher sehr ansprechend waren, darf sie natürlich selbstverständlich an dieser Prüfung teilnehmen. Wenn sie die Prüfungen besteht, werden wir sie selbstverständlich auch in die sechste Klasse versetzen.

Gleich nach dem Ende der Prüfungen werdet Ihr wieder in euer geschütztes Haus zurückkehren. Bisher gibt es keinen Grund, in unserer Wachsamkeit nachzulassen und deshalb sind wir froh, dass wir Euch dort sicher untergebracht wissen.

Du und Sirius sollt mit Euren Schülern mitkommen, denn Ihr werdet auch hier ein Auge auf sie halten. Zudem werden wir ein paar Auroren hier haben, die Euch darin unterstützen werden.

Solltet Ihr beiden bezüglich der besten Vorbereitung noch Fragen haben, stehe ich Euch gerne zur Verfügung.

Mit vielen lieben Grüssen an Euch alle

Minerva McGonagall

Stellvertretende Schulleiterin, Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei"

Ich bin ziemlich erleichtert darüber, dass wir die Tests nicht hier abhalten müssen. Sie sollten eigentlich alle den Anforderungen genügen, aber wir werden sie natürlich noch auf diese spezielle Prüfungen trimmen. Wir haben jetzt begonnen, die Inhalte der vergangenen vier Jahre zu repetieren, Hermione und Padma haben bereits spezielle Stundenpläne für ihre Klassenkameraden aufgestellt, nach denen sie jetzt abends oben im Gemeinschaftsraum büffeln. Zum Glück ist hier das Winterwetter so gut; wir nehmen sie jetzt vermehrt über Mittag nach draussen, um das Tageslicht, die Sonne und die Wärme auszunützen. Da die Terrasse der Wetterseite abgewandt liegt, ist es bei Sonnenschein dort sehr milde und windgeschützt. Dafür verlegen wir ein paar Fächer auf etwas später am Tag. Die frische Luft und die Sonne ist so wichtig für sie, grade wenn sie ihre Köpfe so tief in den Büchern stecken haben.

In meiner nächsten Stunde mit ihnen teile ich ihnen den Inhalt von Minervas Brief mit.

„Es gibt Neuigkeiten betreffend eurer OWLS. Wir werden mit Portschlüssel nach Hogwarts gehen, wo ihr die Prüfung mit den anderen Fünftklässlern absolvieren werdet. Das bedeutet, dass wir etwas über zwei Wochen da sein werden. Sirius und ich werden ein bisschen eure Wachhunde sein, zusammen mit einigen Auroren. Das wird notwendig, weil wir ja inzwischen wissen, dass es immerhin möglich ist, jemanden direkt aus der Schule zu holen."

Sie nehmen diese Nachricht ziemlich gelassen entgegen. Ich gebe ihnen auch noch ein Zückerchen dazu, als ich ihnen erzähle, dass ich noch einen letzten Ausflug plane, bevor wir nach Hogwarts gehen werden:

„Dafür werden wir Anfang März noch nach Basel gehen, wo ihr den Auftakt der Fasnacht miterleben könnt, den Basler Morgestraich. Der findet am Montag morgen um vier statt. Und ihr dachtet, dass wir für den Zibelemärit früh aufgestanden sind? HA! Wir werden praktisch schon um Mitternacht aufstehen, um rechtzeitig da zu sein. Und dann werden wir wohl von Mitternacht bis Mitternacht auf den Beinen sein. Aber dafür werdet ihr den grossen Umzug sehen, der um vier beginnt und danach werden wir uns in die Gässchen verziehen, wo es auch ziemlich rund geht und einen Rundgang durch die vielen Basler Kneipen machen, in denen gefeiert wird. Das ist nicht ganz ungefährlich, denn wir werden uns in kleinere Gruppen aufteilen müssen, aber es wird bestimmt viel Spass machen. Sammelt ja jede Schnitzelbank, deren ihr habhaft werden könnt, damit wir sie hinterher alle noch einmal geniessen können."

„Das klingt nach Spass," meint Ginny.

Aber bis dahin werden eure Köpfe rauchen! Und ich fürchte, dass es nur eine kurze Unterbrechung ist, denn gleich danach werdet ihr euch wieder in eure Bücher vergraben! Aber diese kurzen Unterbrüche sind so wichtig, damit ihr euer Hirn wieder mal auslüftet und um so effektiver büffeln könnt. Auch weil wir hier so eng zusammen leben ist es wichtig, wir wollen ja einen Hüttenkoller vermeiden.

Harry

Ich glaube, mein Hirn ist entweder eingefroren oder ausgebrannt! Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich hier noch irgend etwas hineindrücken soll...Remus hat vom Ministerium alte OWLS Tests angefordert und mit denen werden wir jetzt täglich beglückt. Es ist gut zu wissen, was uns erwartet, aber es jagt uns auch kräftig Schiss ein. Heute ist es Zaubertränke. Ich habe gar nicht gewusst, dass wir so viel Theorie können müssen. Snape hat eigentlich immer einfach ein Rezept an die Wandtafel geschmissen, dem wir dann zu folgen hatten, aber so sehr viel über die einzelnen Ingredienzien haben wir bei ihm nie gelernt. Das bekommen wir erst jetzt von Sirius serviert. Ich glaube, ich habe keine Angst, einen Zaubertrank als Test zu brauen, aber die Theorie macht mir doch etwas Angst. Sirius sagt, dass wir jetzt jede Woche solche Tests schreiben, bis zum richtigen Test. In der ersten Doppelstunde ein Test, in der zweiten Praxis, also brauen. Armer Siri und armer Remus, die müssen dann die ganzen Dinger korrigieren!

Dafür werden die Tests nicht als solche gewertet, sie sind einzig dazu da, uns für die Prüfung vorzubereiten.

HA! Die machen sich das ja wirklich einfach! Ich hätte wissen sollen, dass die Rumtreiber noch nicht ganz aus ihnen raus sind. Wie clever von ihnen! Wir schreiben die Tests, dann werden die Blätter reihum an Mitschüler weitergegeben und wir korrigieren die alle selber! Wir gehen die einzelnen Fragen jeweils gemeinsam durch und können die Fehler so gleich ankreuzen. Das muss Sirius' Idee gewesen sein, die Sache so sparsam zu behandeln. Mum und Dad scheinen die Idee aber auch grossartig zu finden. Die grinsen beide so verdächtig.

Wir machen's in allen Fächern so. Auf diese Weise verbringen wir etwas mehr Zeit in der Klasse, aber ein bisschen weniger Zeit beim Lernen, denn mit den Tests lernen wir auch immer noch eine Menge. Auf diese Art werden wir im Voraus wissen, wie sich die Tests abspielen und das gibt mir ziemlich Vertrauen, dass ich sie packen werde. Vor allem, nachdem wir herausfinden, dass die wirklich wichtigen Fragen immer und immer wieder auftauchen.

James

Während die Schüler über ihrer Repetition brüten und sich über all die vielen Übungstests ärgern, geniesse ich die Zeit mit Lily. Ihr Bauch hat sich schon beträchtlich gerundet, aber sie macht gute Miene dabei. Ich bin dieses Mal viel ruhiger als bei Harry. Damals war einfach zu viel los, als dass wir der Schwangerschaft die nötige Aufmerksamkeit hätten widmen können. Sie hat's sogar bemerkt und lobt mich dafür. Dobby und Winky sind ständig hinter ihr her und wollen ihr alles abnehmen, was sie manchmal ein bisschen irritiert. Doch sie möchte die Hauselfen nicht verletzen, daher wehrt sie die beiden nur immer freundlich bestimmt ab.

Dem Baby geht es laut Poppy immer noch ausgezeichnet. Ich kann es jetzt fühlen und das rührt mich jedes Mal fast zu Tränen. Harry ist auch süss, er ist so durcheinander, weil er gar nicht so recht weiss, was er damit anfangen soll. Aber so langsam hat er auch das letzte Bisschen Scheu überwunden und traut sich sogar, Lilys Bauch zu berühren, um das Baby zu fühlen, auch ohne, dass sie ihn extra dazu aufgefordert hat.

Es hat fast ein ganzes Jahr gedauert! Wenn ich je dazu komme, dann werde ich meiner Schwägerin und ihrem Mann eins auswischen für die Grausamkeit, mit der sie meinen Sohn behandelt haben. Auch emotioneller Missbrauch ist verabscheuungswürdig und ein Kind so zu behandeln ist ein Verbrechen. Dafür sollen sie mal in der Hölle braten! Normal? Von wegen!

„Wir haben immer noch keinen Jungennamen, James," sagt Lily.

„Tristan," schlage ich vor.

„Scheusslich," kommentiert sie.

„Wieso? Ist doch schön..."

„Denk an sein Ende," sagt sie trocken.

Ich seufze. Wir haben uns erstaunlich schnell auf einen Mädchennamen geeinigt, aber mit einem Namen für einen Jungen tun wir uns diesmal ausgesprochen schwer. Hey, letztes Mal war's genau umgekehrt, da hatten wir fast sofort einen Jungennamen, der uns beiden gefiel. Ob das heisst, dass dieses hier ein Mädchen wird?

Padma

Tests, Tests und noch mal Tests! Die schaffen uns ziemlich, aber ich weiss, dass wir sie brauchen. Mit dieser Hilfe werden wir unsere OWLS schon packen. Jetzt da ich weiss wie die Dinger in etwa aussehen werden, macht es mir schon weit weniger Angst vor dieser Prüfung. Und dann haben wir noch zwei Lehrer, die uns erlauben, unsere Übungstests draussen im Garten an der frischen Luft zu schreiben. Es ist jetzt Ende März und schon richtig schön warm, wenn die Sonne am Mittag scheint. So geht das Lernen viel leichter. Barb geht an unserem Tisch vorbei in den Garten um die Beete vorzubereiten. Remus grinst und warnt sie, vorsichtig zu sein, sonst schmeisst er ihr auch noch einen Test an den Kopf. Sie lacht nur.

Ich weiss nicht, wie die Muggel das machen, aber Barbs Garten ist schon richtig schön. Es gibt schon eine Menge Frühlingsblumen, die am blühen sind. Die Aprilglocken gehen grade auf, die Tulpen werden bald nachfolgen, Narzissen und Hyazinthen haben auch schon Knospen. Zwischen den Aprilglocken sind die Schneeglöckchen und Krokusse alle schon am blühen. Barb bereitet jetzt die Gemüsebeete vor, jätet, sticht um und glättet die Erde dann wieder. Ich schaue ihr dabei zu, während ich mir meine nächsten Antworten überlege.

„Okay, ich denke, ihr seid alle so weit, lasst sie uns korrigieren," sagt Remus später.

Wir korrigieren die Tests. Es hat noch keiner ein O wie Aussergewöhnlich geschafft, alle sind zwischen A wie Annehmbar und P wie Penibel. Immerhin haben schon ein paar ihre Tests mit E wie Erwartungen übertroffen geschafft. Gibt uns genau darüber Auskunft, was wir noch zu büffeln haben. Als meine Mum unseren Stundenplan gesehen hat, hat sie sich gewundert, dass wir so viele Lektionen und keine einzige Freistunde haben, aber jetzt merken wir, dass wir dafür den Stoff des fünften Jahres um fast einen Drittel der Zeit schneller durch hatten als in Hogwarts. Wir haben pro Woche eine Lektion mehr in allen Hauptfächern gehabt, ausser Kräuterkunde, aber dort haben wir eh nur Theorie gemacht. Wir werden alle in der Praxis wohl nicht Top-Leistungen erbringen, aber ausser Neville wird kaum eines von uns daran wirklich interessiert sein, nicht mal Hermione. Und Neville ist ständig im Garten mit Barb und benutzt als einziger das kleine Gewächshaus, in dem er mit einigen der Pflanzen, über die wir in der Theorie reden experimentiert. Barb hat ihm ausserdem eine kleine Ecke im Garten reserviert, in der er einige der magischen Pflanzen anbauen kann.

Jedenfalls können wir jetzt die regulären Stunden benutzen, um gründlich allen Stoff der letzten Jahre zu repetieren. Was nicht heisst, dass wir nicht in der Freizeit auch noch büffeln. Aber im Grossen und Ganzen habe ich hier schon weit weniger Hausaufgaben gemacht als in Hogwarts. Und bin trotzdem sicher, dass ich gut ausgebildet worden bin.

Eine weitere Methode von Remus und Sirius, unser Wissen zu testen ist, dass sie uns einfach mit Fragen bombardieren. Das geht dann quer durch die Fächer, wir wissen nie, was kommt. Sie haben eine ganze Riesenliste mit Fragen zusammengestellt, aus denen sie uns jeden Tag eine Stunde lang bewerfen, entweder müssen wir antworten oder einen Zauber demonstrieren. Und wir haben nur wenige Sekunden Zeit, die Antwort zu geben, sonst geht die Frage gleich weiter an den nächsten Schüler. Das ist ziemlich anstrengend, aber wir lernen, ganz schnell zu denken und unser Wissen bereit zu halten. Ich bin ziemlich sicher, dass wir besser dran sind als alle anderen Schüler in Hogwarts!

Draco

Du meine Güte, die beiden nehmen uns hart an die Kandare. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in Hogwarts so hart für die Prüfungen lernen würde. Aber bei Merlin, ich glaube, ich habe eine gute Chance, mit weit besseren Noten als grade nur Annehmbar durchzukommen. Granger wird mich natürlich trotzdem weit hinter sich lassen, da bin ich mir sicher, und die kleine Weasley halte ich auch für fähig, besser zu sein als der grosse Rest. Ich würde sagen, Padma und Mandy werden auch gut sein. Von den Jungs halte ich Potter für denjenigen, der sich am ernsthaftesten hinter die Prüfung macht. Ach was, ich hoffe, wir sind alle gut, ich denke, so wie wir von Lupin und Black unterrichtet worden sind, muss es einfach gut gehen. Hätte mir nicht vorstellen können, Zaubertränke mit jemand anderem als Snape gut finden zu können, aber verdammt noch mal, Black hat's viel besser gemacht! Es macht viel mehr Spass bei ihm und zugleich lernen wir das, was wir lernen müssen. Er gibt auch viel mehr Tips und leistet Beistand. Aber wenn's um die Zubereitung der Zutaten geht, kann er so penibel exakt sein wie Snape! Als ich hier herkam, habe ich erwartet, dass sie ihre blöden Gryffindors voll bevorzugen, schliesslich habe ich gehört, dass sie beide selber welche waren, aber nein, ich habe nichts davon gemerkt. Sie ziehen niemanden vor.

Wenn ich ehrlich bin, muss ich natürlich zugeben, dass ich vorher wusste, dass Lupin das nicht macht. Aber Black ist bekannt dafür, wie sehr er Slytherins verabscheut. Ich muss aber sagen, dass ich sehr rasch den Eindruck gewonnen habe, dass Black weit besser ist als Snape ihn hinstellt. Ich habe früher nie mehr für die Schule gemacht als nötig war, um mir Vater vom Hals zu halten, aber jetzt habe ich doch eine etwas andere Einstellung dazu, denn jetzt wird mir klar, dass ich es nicht mehr mache, um Vater zufrieden zu stellen, sondern für mich selber. Der ganze Druck ist daher weg und es geht leichter. Die Klasse schliesst mich auch nicht aus. Als ich gesehen habe, in was für ein Nest McGonagall mich und Neville gebracht hat, hatte ich zunächst ziemlich Schiss davor, von ihnen zur Schnecke gemacht zu werden und war nur froh, dass Blaise und das MacDougal Mädchen hier sind. Aber ich bin nicht auf sie alleine angewiesen, sie haben mir eine Chance gegeben, mich zu rehabilitieren.

Würde mich interessieren, was Vater wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass ich mit einem der Patil-Mädchen zusammen bin. Nur vier Generationen Zauberer in dieser Familie. Ist mir doch scheissegal, Parvati hat sich als echt gutes Mädel herausgestellt, warmherzig und nett. In diesem Moment sitzt sie neben mir, vollkommen konzentriert auf den Aufsatz, den wir für Zauberkunst zu schreiben haben. Remus hat uns gesagt, dass das wohl eine der letzten Hausaufgaben dieser Art vor der Prüfung ist.

Ich gewöhne mich daran, sie alle beim Vornamen zu rufen. Ich habe mir auch keine Ausrutscher erlaubt seit ich hierher kam. Sie haben mir dafür so was wie eine zweite Chance gegeben. Nun sind wir zwar nicht befreundet, aber sie haben mich akzeptiert und ich akzeptiere sie. Macht mich glücklich genug, schliesslich habe ich im ersten Moment erwartet, dass sie mich alle von allem ausschliessen. Die Skiferien waren grossartig und es hat viel Spass gemacht, auch noch bei anderen Gelegenheiten zum Skilaufen zu gehen. Mutter wäre entsetzt darüber, dass ich ein braunes Gesicht habe. Parvati mag es. Sie mag auch noch andere Dinge an mir. Ich bin ziemlich froh, dass weder Remus noch Sirius je gescheckt haben, wo wir unsere Nächte verbringen.

Sirius

Der Schnee ist jetzt rund um unser Haus vollständig geschmolzen. Es ist Ende März und die Schüler haben noch zwei Monate, bis sie zu ihren Prüfungen nach Hogwarts müssen. Oooh, ich bin so froh, dass sie es sind und nicht ich! Ich hoffe nur, dass wir sie gut genug vorbereitet haben. Ich wäre ziemlich stolz, wenn einige von ihnen überdurchschnittlich gut abschneiden würden. Fällt ja auf den Lehrer zurück, nicht wahr?

Hermione wird oben herausragen, das steht ausser Frage. Bei ihr ist es höchstens eine Frage der Punktzahl. Sie kann ein Maximum von zwölf OWLS erreichen, und ich erwarte nichts weniger als zwölfmal ein O auf ihrem Notenblatt. Nur noch eine Frage der Punktzahl. Padma wird auch stark sein, sie ist nicht so weit von Hermione weg. Ron ist immer besser geworden, seit wir ihn unterrichten. Ginny. Das ist ein Mädchen, das mich immer zum lächeln bringt, wann immer ich an sie denke. Was für eine talentierte junge Frau! Sie wird auch gut sein, ihre Noten waren durchweg gut und sie beteiligt sich immer sehr lebhaft am Unterricht. In Zaubertränke ist sie fast so gut wie Hermione. Und in Zauberkunst steht sie Hermione auch kaum nach. Harry wird in den meisten Fächern gut sein, aber in Transfiguration hat er immer noch etwas Mühe. Im Gegensatz zu seinem Vater ist das definitiv nicht sein Fach. Ich weiss nicht, wo er dabei einen Knoten hat, aber er braucht fast immer länger als alle anderen, um Transfigurationen sauber zu meistern.

„Es gibt Abendessen, Siri!" ruft Harry mich in diesem Moment.

„Ich komme, Harry, danke."

Ich stehe auf und gehe in die Küche, wo die meisten anderen sich schon langsam eingefunden haben. Als alle sitzen, schickt Dobby das Essen herüber. Wir haben ihm und Winky beigebracht, wie man Pasta kocht und jetzt bekommen wir ziemlich regelmässig welche vorgesetzt. Und die beiden haben das ziemlich schnell sehr gut rausgekriegt, denn es schmeckt immer gut! Heute gibt's Tortellini alla Panna, und die schmecken hervorragend! Mit genau dem richtigen Hauch von Knoblauch im Rahm und etwas frisch gemahlenem Pfeffer gewürzt. Dazu ein bisschen Muskat. Ich putze eine grosse Portion davon weg und dann gleich noch eine. Remus freut sich immer noch, wenn ich zuschlage, was nicht mehr dauernd ist, aber ich hatte ja auch einiges aufzuholen.

Aber ich glaube, ich habe meinen Körper wieder ziemlich auf Vordermann gebracht. Ich habe an den richtigen Stellen in der richtigen Menge zugenommen und habe sogar ein bisschen trainiert, um die Muskeln wieder richtig aufzubauen. Wenn ich jetzt in den Spiegel schaue, bekomme ich keine Kommentare mehr zu hören wie am Anfang, als der mir so Sachen sagte wie: „Du siehst aus wie eine lebende Leiche!"

Ich konnte es kaum glauben, dass Remus so weit gehen würde, unseren Spiegel zu verzaubern! Inzwischen habe ich mich wieder dran gewöhnt, jedenfalls ist es allemal besser als das Geschrei meiner Mutter, das ich als Kind zu hören bekommen habe.

Als ich mich mit meinem üblichen Espresso nach dem Essen zurücklehne, bemerkt Remus:

„Dir geht's gut, was?"

Ich beuge mich hinüber und drücke einen Kuss auf seine Lippen. Er braucht nicht mehr, das ist ihm Antwort genug. Wir sind uns in den vergangenen sechs Monaten näher gekommen als je zuvor. Wir arbeiten sehr gut zusammen und wir leben zusammen wie wir es getan hätten, wenn die Katastrophe nicht über uns hereingebrochen wäre. Es ist niedlich, wie die Kinder uns damit aufziehen. Sie machen es so, wie Prongs es damals gemacht hat, liebevoll und normalerweise mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Er tut das natürlich auch jetzt wieder des öfteren. Das stört uns nicht im geringsten. Wir ziehen sie alle gleich zurück auf. Es ist nett zu sehen, dass sie sich zu Pärchen finden.

Das offensichtlichste davon ist ganz klar Hermione und Harry. Ich staune über die beiden. Innerhalb der letzten sechs Monate sind sie so erwachsen geworden. Prongs wäre wahrscheinlich stolz darauf gewesen, dass sein Sohn sich schon in diesem frühen Alter verlobt hat. Sie sind ja eigentlich wirklich viel zu jung, und ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob sie's auch wirklich durchziehen können, aber normalerweise verlieben sich die Potters einmal und dann gleich richtig. Das war bei James so und wie ich hörte, war es bei seinem Vater und Grossvater genau das Gleiche. Scheint bei denen im Blut zu stecken, dass sie dann auch noch jeweilen die Richtige gleich finden. James hatte ein oder zwei Freundinnen, bevor Lily ihn erhört hat, und keine davon zählte, in keine war er wirklich verliebt. Normalerweise war er so schüchtern um die Mädchen herum wie er arrogant gegenüber den Jungs war, die er nicht ausstehen konnte. Als James aber bei Lily einmal gelandet war, wurde er der charmanteste Junge, den man sich vorstellen konnte. Er war sich so sicher, dass diese Liebe für sein ganzes Leben halten würde. Wie konnte jemand von uns auch ahnen, dass es alles in allem nur gerade fünf Jahre halten würde.

Harry ist anders. Er ist überhaupt nicht schüchtern mit den Mädchen in der Klasse. Er geht mit ihnen sehr offen und sehr kameradschaftlich um. Ich glaube, es hat damit zu tun, dass er bei Hermione bereits einen sicheren Hafen angelaufen hat. Die anderen Mädchen in der Klasse betrachtet er ganz klar als seine Schwestern. Und da sie jetzt zu seiner gewählten Familie zählen, wird er alles tun, um sie zu beschützen. Natürlich ist sein Beschützerinstinkt am stärksten bei derjenigen, die er liebt. Er sieht Hermione eindeutig als seine zukünftige Frau. Manchmal fällt mir im Unterricht auf, wie er sie anschaut. Nicht verträumt, oder besitzergreifend, nein, viel eher komplett erstaunt. Ich glaube, er fühlt sich wie ich damals, als ich mit Moony ganz frisch zusammenkam, vollkommen erstaunt darüber, dass sie ihn würdig findet, mit ihr zu gehen. Und Hermione ist dieses wunderbare Mädchen, das nicht perfekt aussieht, aber ein perfekt riesengrosses Herz hat, und das alles in seiner nicht geringen Macht stehende tun wird, um Harry zu beschützen. Er wird sich auf sie verlassen können wie Prongs sich auf Lily hat verlassen können. Ich hoffe, dass die beiden mit dem Haus voller Kinder beglückt werden, das seine Eltern eigentlich haben wollten.

Ich war mir immer völlig sicher, dass Harry nie ein Einzelkind geworden wäre, und jetzt habe ich den Beweis dafür, denn Lily ist bereits schwanger. Sie ist eine starke Frau, die eine Karriere im Sinn hat, aber sie liebt Kinder so sehr wie Prongs. Sie war Harry eine liebevolle Mutter, die ihn sicher verhätschelt hat, aber ich nehme an, wenn einmal ein paar Kinder im Haus sind, wird sie sich zu einer sehr praktisch veranlagten Mutter mausern. Sie war damals mit Harry so wunderbar süss und streng zugleich. Du meine Güte, wurde die wütend, wenn wir etwas mit Harry anstellten, das sie ängstigte. Das Feuer in ihrem Haar ging dann direkt in ihren Kopf und sie schrie uns an, meistens Prongs und mich, denn Moony machte nie etwas Falsches. Der bekam immer Lilys Lächeln. Und Harrys. Unser Moony gewann Harrys Herz gleich zu Beginn, denn er war derjenige, den alle bittend ansahen, wenn nichts mehr nützte und Harry einfach nicht aufhörte zu brüllen. Moony nahm ihn auf den Arm und wenige Minuten später schlief das Baby. Schon damals hatte Remus eine gute Hand mit Kindern. Ich bin so glücklich darüber, dass die beiden nicht nur ihr Leben neu beginnen, sondern auch die Gelegenheit erhalten, ihre Familie zu erweitern.

Neben Harry und Hermione sind Ernie und Ginny. Die beiden sind ein so spassiges Pärchen, dass es fast nicht zum Aushalten ist. Die passen zusammen wie der Deckel auf den Topf, und zu sehen, wie sie miteinander umgehen, ist sehr süss. Ginny mausert sich zur Zeit zu einer ziemlich machtvollen kleinen Dame. Das ist allerdings der einzige Punkt, in dem sie ihrer Mutter gleicht. Während Molly ziemlich viel Power hat, ist sie auch... wie soll ich sagen? Ziemlich aggressiv. Natürlich ist sie der Ansicht, dass sie nur ihre zahlreiche Kinderschar beschützt, aber sie übersieht dabei, dass ihre Kinder langsam nicht mehr so klein sind und auf eigenen Füssen stehen. Ich wundere mich gar nicht, dass Bill und Charlie sich nicht allzu oft im Fuchsbau sehen lassen. Wenn mir meine Mutter noch solche Vorschriften gemacht hätte, wie Molly ihren Kindern, als ich schon fast dreissig war, wäre ich garantiert auch eher weg geblieben. Molly ist überzeugt davon, die Einzige zu sein, die weiss, wo's lang geht und wie man die Dinge macht.

Ihre Tochter ist da doch sehr viel anders. Sie hat etwas vom Temperament ihrer Mutter, aber ansonsten ist sie eher Arthurs Tochter. Ihr Aussehen und ihr Charakter entsprechen fast eins zu eins dem ihres Vaters. Natürlich ist Arthur der unterbewertetste Zauberer im ganzen Ministerium. Weil er nicht auffällt, immer ruhig ist, immer freundlich und auch meistens nachgiebig, weil er sehr hilfsbereit ist, nehmen ihn viele nicht für voll. Aber Arthur hat mehr drauf. Er weiss unglaublich viel. Er hat einen ganz feinen Sinn für Humor und wenn man ihn verärgert, dann ist es nicht sehr spassig in seiner Umgebung. Ginny ist auch so. Sie ist zwar ein bisschen schneller auf der Palme, aber im Allgemeinen ist gut mit ihr auszukommen. Eine gut abgerundete junge Frau mit ganz guten Aussichten für eine brillante Karriere in der Zukunft. Wenn sie diese Zukunft erhält, heisst das.

Ernie – ich weiss eigentlich sehr wenig über ihn und seine Familie. Er sagt, dass die McMillans seit mindestens einem Jahrhundert alle Hufflepuffs gewesen sind. Er hat einen älteren Bruder, der die Schule bereits abgeschlossen hat und eine jüngere Schwester, die mit anderen Viertklässlern in einem anderen geschützten Haus ist. Er mag Quidditch wie die meisten Jungen seines Alters und wenn er in die Diagon Alley kommt, drückt er sich die Nase ebenso wie die meisten anderen Jungen und viele gleichaltrige Mädchen am Schaufenster von Qualität für Quidditch platt und diskutiert mit den anderen gerne über die neuesten Besenmodelle.

Ja, wenn es etwas gibt, was wir hier alle wirklich vermissen, ist es Quidditch. Wir können rausgehen und auf unseren Besen fliegen, aber wir brauchen Verschleierungszauber und können nicht wirklich spielen. Es ist einfach nicht das selbe. Einige der Schüler, wie Harry, Draco, Ernie oder Padma, die in ihren Hausteams spielen, vermissen es bestimmt am meisten.

Das dritte Pärchen, das neueste, sind Draco und Parvati. Da kommt nun wirklich Schönheit mit Schönheit zusammen. Ich denke, dass ich Draco jetzt ziemlich gut verstehe. Er hatte eine sehr ähnliche Kindheit wie ich, mit den selben Parolen jeden Tag und dem selben Erwartungsdruck, die selbe Arroganz, die man ihm eingeimpft hat vom ersten Augenblick seines Lebens an. Da er den Erwartungen ziemlich gut entsprach und das Vorgesagte brav nachbetete, ins Haus Slytherin sortiert wurde wie es den Traditionen unserer Familien entsprach, blieben ihm die giftigen Kommentare erspart, die mein Leben in meinem Elternhaus so zur Hölle machten. Bis zu dem Zeitpunkt, als sein Vater ihm deutlich klarmachte, dass er seinen Sohn ohne mit der Wimper zu zucken töten würde, wenn er kein Todesser werden wollte, hat Draco eigentlich nur ein positives Bild von Lucius gehabt. Der hat das Kind verwöhnt, ohne es zu lieben, hat jeder Laune seines Sohnes nachgegeben, aus ihm den erwarteten Nachfolger zu machen versucht, der dann hätte als sein Treuepfand den Todessern präsentiert werden sollen. Doch das wird nun zum Glück nicht eintreten, denn Draco hat den Braten gerochen und die Ungereimtheiten bemerkt. Zum Glück ist er schlauer als man von seinen Noten her denken könnte. Er hat die Fehler, die Severus seinerzeit machte, damit glücklicherweise vermieden. Ich muss sagen, dass ich es für einen Glückstreffer halte, dass Lucius so blöd war, Draco aus Hogwarts rauszuholen. Er hat sich die Sache selber verdorben. Ich frage mich, ob er und Narcissa es jetzt noch mal versuchen und vielleicht noch mal eine Range herstellen. Wer weiss, meine Cousine ist vielleicht sogar bereit dazu.

Wie dem auch sei, Draco ist ein perfekt hübscher Junge. Er ist für sein Alter etwas kurz geraten, aber er ist immer noch etwas grösser als Parvati. Weisslich blondes Haar, sehr schöne graue Augen, die er von beiden Seiten der Familie geerbt hat und die fast gleich sind wie meine, eine gute Figur.

Parvati ist auf ihren Vater herausgekommen, der indischer Abstammung ist. Die Farbe ihrer Haut erinnert mich an den dunklen Waldhonig. Sie hat ein schmales, perfekt ovales Gesicht, diese endlos langen schwarzen Haare, die sie zu Zöpfen oder einem einzelnen Zopf geflochten trägt. Dazu kommen die dunkelsten braunen Augen, die ich je gesehen habe, gross und ausdrucksvoll. Ein wirklich hübsches Mädchen. Wenn nötig, kann sie sich ganz schön auf die Hinterbeine stellen. Und dann steht sie auch für andere ein, sie hat ein ziemlich gesundes Gefühl für Gerechtigkeit. Wenn man sie ärgert, ist sie eine nicht zu unterschätzende Gegnerin. Sie hat die Tendenz, eine Klatschtante zu sein, aber ich habe sie noch nicht dabei erwischt, dass sie Lügen erzählt. Sie ist nur nicht die Richtige, um ein Geheimnis zu bewahren. Wenn ich aber ein wirklich wichtiges Gerücht ausstreuen möchte, dann wäre Parvati die erste, der ich es erzählen würde.

Parvati scheint sehr glücklich darüber zu sein, dass ihre Schwester auch hier bei ihr ist. Sie vermisst ihre beste Freundin Lavender schmerzlich. Natürlich kann sie mit ihr korrespondieren, und ich glaube, sie hat gecheckt, dass sie in ihren Briefen ihren Aufenthaltsort nicht erwähnen darf. Nach dem, was ich von Harry, Hermione und Ron höre, ist Lavender Parvatis beste Tratsch-Partnerin.

Padma ist die exakte Kopie ihrer Zwillingsschwester. Ich kann sie nur unterscheiden, wenn ich sie als Hund rieche oder wenn ich ihre Stimmen höre. In der Klasse ist es kein Problem mehr, denn Parvati und Blaise haben ihre Plätze getauscht und so wissen Remus und ich jetzt immer, welche von ihnen welche ist. Padma und Blaise machen ein interessantes Paar. Beide sind von dunkler Hautfarbe, Blaise ein mediterraner Typus, Padma asiatisch. Blaises Familie kommt ursprünglich aus Italien, er hat oliv braune Haut, dunkelbraune Augen und fast schwarzes Haar, das er kurz geschnitten trägt.

Und dann sind da noch Ron und Justin, die ganz ähnlich umeinander herum tänzeln wie Remus und ich bevor wir uns überwanden, von unseren Gefühlen zu sprechen. Ron hat sich gegenüber Harry bereits geoutet, zumindest ist er sich ziemlich sicher, dass er eher auf Jungs steht als auf Mädchen. Justin scheint mir eher der Typ zu sein, der sich eines Tages in jemanden verliebt und dem es dann egal sein wird, was für ein Geschlecht diese Person hat. Was genauso gut ist, meiner Meinung nach. Bist du ein Mädchen oder vielleicht ein Mann, auch darauf kommt es gar nicht an, heisst es in einem Lied, das ich neulich gehört habe. Wenn er nicht auf Anhieb trifft, ist es vielleicht zuerst ein Mann, dann eine Frau und dann wieder ein Mann, wer weiss?

So habe ich selber herausgefunden, dass die Zuneigung, die ich für Remus empfand, mehr als nur Freundschaft, dass das Liebe war. Wenn ich jetzt unsere Teenager beobachte, kommt mir immer wieder die Zeit in den Sinn, als wir uns in den glückseligen Tagen unserer frischen Liebe befanden.

Nicht, dass wir einen einfachen Start gehabt hätten. Wir waren beste Freunde bis zu dem Tag, an dem ich Snape zur Peitschenden Weide geschickt hatte. Das fiel ungefähr in die selbe Zeit wie meine Erkenntnis, dass ich Remus liebte. Ich war aber noch sehr durcheinander, denn da kam ziemlich viel zusammen. Ich hatte ständig Schwierigkeiten mit den Eltern, deren Erwartungsdruck auf mir lastete, die mich aber selbst dann nicht akzeptierten, wenn ich diesem Druck standhielt und gut abschnitt. Meine Mutter verabscheute mich so sehr, dass sie kaum je ein vernünftiges Wort mit mir sprach, während sie meinen jüngeren Bruder Regulus bis zum letzten verhätschelte. Der kaum je auch nur annähernd meine Noten schaffte. Es ärgerte ihn, dass ich immer um Welten besser war als er, aber er hätte ja nur etwas mehr für die Schule lernen sollen. Und natürlich nervte es meine Eltern, dass ausgerechnet der ‚missratene' Sohn in der Schule brillierte, während ihr Liebling sich vergebens abstrampelte. Regulus war nie in Schwierigkeiten wie ich. Schwierigkeiten, in die ich mich mit so Sachen manövrierte wie Snape zu Remus zu schicken, damit er den Werwolf zu sehen bekam. Noch heute möchte ich diesen einen Fehler in meinem Leben wieder zurücknehmen können. Für lange Zeit hat diese Eskapade mir jede Chance genommen, mich Remus noch weiter anzunähern.

In Wirklichkeit waren es nur zwei Monate, aber für einen Fünfzehnjährigen sind zwei Monate eine Ewigkeit. Ich habe die Zeit praktisch völlig allein verbracht und derweilen die Animagustransformation fertig gebracht. Wir waren so nah dran gewesen, dass ich auf keinen Fall aufgeben wollte, auch wenn Peter und James mich schnitten. Schliesslich war ich sogar der erste von uns, der die Transformation schaffte, einen vollen Monat bevor James. Und Padfoot hat mich auch schon gleich zu Anfang gerettet, denn wenn die Atmosphäre im Schlafsaal zu unerträglich wurde, schlich ich mich aus dem Schloss und verwandelte mich in den grossen schwarzen Hund. Ich behielt es ganz für mich, heulte, wenn ich ein Hund war, damit niemand merkte, wie elend es mir ging. Ich schluckte meine Einsamkeit in mich hinein, wenn ich als Hund durch die Wälder um Hogwarts herum strich. Ausserdem fand ich es erstaunlich, was man darin so alles antraf, wenn man selbst ein Tier war.

Doch eines Tages etwa eine Woche vor den Weihnachtsferien in unserem fünften Jahr folgte Remus mir nach draussen, ohne dass ich es bemerkte, weil er wissen wollte, wo ich mich versteckte. Er behält ja seine feine Nase auch als Mensch, ich habe sie nur in meiner Hundeform. Er sah meine Verwandlung. Er sagte mir später, dass er mir gefolgt war und mich gesehen hatte. Und dann konfrontierte er mich damit, wollte wissen, ob ich ihm nicht etwas zu sagen hätte. Ich stellte mich doof, aber er fing an, mich immer wieder zu löchern, bis er es aus mir herausgeholt hatte. Nach all den Wochen, in denen er mich ignoriert hatte, fühlte ich mich verfolgt, weil er so hartnäckig immer wieder bohrte. Also sagte ich es ihm schliesslich, dass ich ein Animagus war. Ich drehte mich um und wollte dem Gemeinschaftsraum entfliehen, so rasch ich nur konnte, um ein paar Stunden lang frei zu sein, doch als ich grade zum Porträtloch kam, hörte ich ihn leise meinen Namen rufen. Es hatte einige Leute im Gemeinschaftsraum, die natürlich alle gleich merkten, dass was in der Luft lag, denn unser Quartett war in den letzten Wochen auseinandergebrochen. Sie waren alle neugierig, was jetzt abgehen würde.

„Geh bitte nicht, Sirius!" rief Remus leise. Ich hörte ihn trotzdem durch den ganzen Raum, als hätte er es gebrüllt.

Ich drehte mich um und fand ihn ganz dicht hinter mir.

„Ist doch kein Wunder, dass ich überrascht war, Sirius. Ich konnte nichts Gescheites sagen, ich war so verblüfft. Bitte geh nicht, oder... lass mich mitkommen," bat er.

Sprechen konnte ich nicht, also nickte ich nach der Tür und wir verliessen den Raum. Es war eiskalt in den Gängen und draussen war's noch viel kälter, aber ich fühlte nichts davon. Als wir ausser Sicht des Schlosses waren, verwandelte ich mich in den Hund. Sass nur einfach da und sah zu, wie Remus sich auf die Knie fallen liess und mich umarmte. Ich bin sicher, dass es der Hund war, der mir Remus einbrachte. Der Hund war das erste Glied der Kette, die uns verbindet, und er ist eines der stärksten. Er umarmte mich, schmiegte sich an mich und weinte beinahe. Nichts hatte sich je so gut angefühlt wie Remus' Hände, die sich in mein Fell verkeilt hatten und sein Gesicht, das er an meinen Hals presste.

Und dann sah er plötzlich auf und meinte:

„Also weisst du, du bist ja ein richtiger Padfoot!"

Er bekam natürlich nur ein Bellen zur Antwort. Doch danach schafften wir es, unsere Freundschaft wieder zu kitten und kamen uns noch näher. Ich behielt es noch eine ganze Weile für mich, was ich wirklich für ihn empfand. Erst fast ein Jahr später hatte ich die nötige Selbstsicherheit und war ich meiner Sache sicher genug, um mit ihm zu sprechen. Remus gab mir kaum Signale und wenn, dann nur als Wolf. Ich habe ihn nie als ein rasendes Monstrum gesehen. In Padfoots Augen war der Wolf immer äusserst schlau, aber verspielt und loyal.

Es begann mir erst klar zu werden, als ich bemerkte, dass Moony den Hirsch des öfteren, die Ratte fast immer auf ihre Plätze verwies, aber niemals tat er das mit Padfoot. Den Hund betrachtete er als gleichrangig.

Doch bevor ich es aussprechen konnte, steckten wir schon mitten in den OWL Prüfungen und danach ging's fast sofort ab nach Hause, wo ich eine knappe Woche blieb, bevor ich mich gezwungen sah, mein Elternhaus endgültig zu verlassen. Denn mein Vater hatte von mir verlangt, ein Todesser zu werden, was ich natürlich kategorisch ablehnte. Er bestrafte mich darauf ein paar Tage lang und schreckte auch nicht davor zurück, mich mit dem Imperius-Fluch zu belegen, den ich aber zum Glück abwerfen konnte und weil er das merkte, setzte er mich unter Cruciatus. Danach nutzte ich eine kurze Pause, um meine Sachen zu packen und einen Portschlüssel zu machen, der mich zu James' Elternhaus brachte. Die Potters nahmen mich auf und behielten mich bei sich, bis ich Hogwarts verliess. Zum Glück hatte ich meinen Onkel, der mich unterstützte und dessen Erbteil es mir ermöglichte, mich ohne finanzielle Not von meiner Familie zu trennen. Diese Flucht markierte die grösste Änderung in meinem Leben. Die Ferien gestalteten sich ganz anders als irgendwelche Ferien zuvor. Wir konnten Remus für ein paar Tage besuchen und als er uns nach den Ferien wiedertraf, war er total süss. Er hatte zwei Vollmonde ohne uns verbringen müssen und er sagte, dass er uns ganz schrecklich vermisst hätte, denn der Wolf hatte sich an sein Rudel schon gewöhnt. Der letzte Vollmond war kurz vor dem Ende der Ferien, und Moony sah noch immer entsetzlich blass und müde aus. Man konnte deutlich sehen, wie schlecht der Wolf ihn behandelt hatte, wenn man wusste, wo man hinblicken musste.

Das Strahlen in Remus' Augen und die Stärke seiner Umarmung bei unserem Wiedersehen am Bahnhof gab mir dann den letzten kleinen Hinweis, den ich noch benötigte. Ich war natürlich immer noch nicht sicher, ob Remus mich auch mochte, aber nach den Ferien spannte ich James ein, der sollte Moony aushorchen. Sollte Remus auch nur im Geringsten meine Gefühle erwidern, dann würde ich mit ihm sprechen. James versprach Hilfe und schon eine Woche später hielt er mich etwas ausserhalb des Gryffindor-Turms an und sagte:

„Remus mag dich, Siri. Ich hab' die Gelegenheit herbeigeführt, mit ihm zu plaudern und hab bemerkt, dass er nie den Mädchen nachschaut, und wollte wissen, ob das so sei, weil er ein Werwolf ist, aber dann sagte er mir gleich, dass er an Mädchen nicht interessiert ist, sondern an Jungs. Dann haben wir uns lässig ein bisschen über mögliche Kandidaten unterhalten und ich habe ihm ein paar Namen genannt und ihn beobachtet. Hättest sein Gesicht sehen sollen, als ich deinen Namen habe fallen lassen... puterrot. Ich bin todsicher, dass er dich mag. Du solltest mit ihm sprechen, er ist bestimmt bereit."

James! In all seiner Arroganz und seiner hohen Selbsteinschätzung hatte er eben für die, die er mochte, immer ein grosses Herz. Und mich mochte er wirklich sehr, sehr gut leiden.

Ich wartete nicht lange, sondern nahm die erste Gelegenheit wahr, an der ich mit Remus sprechen konnte. Eines Samstags morgens waren Remus und ich alleine im Badezimmer der Präfekten. Dafür, dass es eigentlich den Präfekten vorbehalten war, hatte es da immer eine Menge Leute, die keine waren. So gut wie alle Präfekten teilten ihren engsten Freunden das Passwort mit.

Gut ein Jahr lang hatten wir uns beide von weitem angehimmelt. Wir waren umeinander herumscharwenzelt, hatten uns immer wie zufällig berührt und diese Berührungen auch bewusst gesucht. Wir hatten uns gegenseitig angestarrt, wenn wir sicher waren, dass der andere gerade in eine andere Richtung schaute. Ich benötigte jede Unze meiner Gryffindor Courage um ihm die Frage zu stellen, aber ich stellte sie. Und die Antwort war es mehr als wert, sie gestellt zu haben. Über mehr als ein Jahr hinweg hatte ich die Annäherungsversuche von mindestens einem halben Dutzend Mädchen und auch ein paar Jungen abgewiesen, die gern mit mir hätten gehen wollen. Und so stellte ich Remus endlich an einem kalten Oktobertag in diesem romantischen Badezimmer die Frage, gleich nachdem wir uns abgetrocknet und wieder angezogen hatten. Ich hielt ihn davon ab, das Badezimmer schon zu verlassen und sagte ihm, dass ich in ihn verliebt war. Ich war schon bereit dazu, mich aus dem Raum zu stürzen, aber er schaute nur zu mir auf und sagte lächelnd:

„Ich dachte mir so was, Siri. Ich bin froh, dass du damit herausrückst. Moony wusste es schon seit längerer Zeit, aber ich erst seit etwa einem Jahr, dass ich dich liebe. Deshalb hat es auch doppelt weh getan, als du Snape... es hat so viel mehr weh getan, weil ich Moony innen drin hatte, der tobte und es nicht verstand, dass der Gefährte, den er sich ausgesucht hat, nicht unser Gefährte sein wollte..."

„Aber ich liebte dich da schon, Remus. Ich dachte doch, dass du nicht mal mehr etwas von mir als Freund wissen willst, Remus. Ich dachte, dass ich daran zerbrechen würde. Aber ich konnte nicht aufhören, an dich zu denken und ich weiss wenige Dinge in meinem Leben so sicher wie das, dass ich dich von ganzem Herzen für immer lieben werde."

Das war unser Anfang. Wir umarmten und küssten uns zum ersten Mal und dieser erste Kuss ist immer noch so tief in meiner Erinnerung eingebettet, dass nicht einmal die Dementoren ihn aus mir herausziehen konnten. Denn ich dachte in Azkaban nie, nie an diese Dinge, an Remus, wenn ich in meiner menschlichen Gestalt in der Zelle sass. Ich erlaubte mir nur dann an Remus zu denken – der Remus, den ich geliebt hatte und der mich wiederliebte – wenn ich sicher in meiner Hundeform war.

Nichts hat sich seither geändert. Remus' Küsse sind immer noch wie ein Wunder für mich, ebenso gut wie dieser erste Kuss war. Es war nicht nur sein erster Kuss, es war auch meiner. Ich war von so vielen meiner Schulkameraden angesprochen worden, aber ich fand niemanden so interessant wie meine Freunde. Vor meinem fünfzehnten Geburtstag hatte ich kein Interesse an irgendwelchen sexuellen Dingen und nachdem ich in die Pubertät kam, war es immer nur Remus. Ausschliesslich Remus. Ich wurde mit der Liebe eines der aussergewöhnlichsten Menschen belohnt, die ich das Glück hatte, kennen zu lernen. Ich würde sogar noch mal zwölf Jahre lang in der Hölle zubringen, wenn ich wüsste, dass ich am Ende wieder mit Remus zusammenkommen würde.

Ich entschliesse mich, über Ron und Justin zu wachen und ihnen alle Unterstützung zu geben, die sie brauchen werden. Im Moment fühle ich aber die Vorfrühlingssonne meinen Rücken wärmen und habe Lust, als Hund ein bisschen loszulaufen. Ich sehe Remus in James' Begleitung aus dem Haus kommen, er schaut sich nach mir um. Ich verwandle mich und hopse um ihn herum, ziehe ihn am Ärmel in der Richtung des Waldrandes. Er grinst, folgt mir aus dem Garten heraus und als wir am Waldrand entlang gehen, suche ich einen schönen Ast am Boden, hebe ihn mit meiner Schnauze auf und drücke ihn in seinen Bauch.

„Padfoot, sei bitte nicht kindisch!"

Doch ich winsle ein bisschen, lasse das Stöckchen fallen und schaue zu ihm auf, dann wieder auf den Stock. James lacht. Schliesslich beugt er sich vor und hebt den Stock auch wirklich auf.

„Dann spiel halt Hundebaby..."

Remus

Ach, Liebster! Das willst du wirklich? Verflixt, bist du manchmal wirklich ein richtiger Hund! James wirft den Stock so weit wie er kann und er rast los, hinter dem Ding her. Er ist unheimlich elegant und schnell! Er schnappt sich den Stock und bringt ihn wieder zurück. Wir spielen das Spiel weiter, während wir vom Haus weg die Weide hinauf spazieren. Wir lassen den Waldrand zurück, haben aber das Haus immer noch im Blickfeld. Sirius läuft aufgeregt umher, jagt verschiedenen Gerüchen nach und bringt uns den Stock zurück, so oft wir ihn wegwerfen. James und ich geniessen unsere Unterhaltung, während Sirius seinen Spass mit dem Stöckchen hat. Unterwegs treffen wir auf den Bauern Gruber, unseren nächsten Nachbarn, der unser Land gepachtet hat. Er checkt das Wachstum des Grases. Viel ist es noch nicht, doch es ist schon ziemlich viel grüner geworden. Der Schnee ist hier jetzt endgültig weg. Ich unterhalte mich eine Weile lang mit Gruber, während er Padfoot bewundert.

„Ich wusste gar nicht, dass Sie einen so grossen Hund haben, Mr. Lupin. Ist er neu?"

„Nein, er ist nur nicht dauernd bei uns, bloss ab und zu. Er heisst Schnuffel."

James grinst, bis er meinen vorwurfsvollen Blick spürt.

„Ist er so gutmütig wie er aussieht?"

„Oh ja, er ist ein riesengrosser Welpe, glauben Sie mir. Nicht wahr, Schnuffel? Wir lieben ihn alle, weil er sehr anhänglich und verspielt ist."

Ich tätschle meinen Hund und wir trennen uns wieder. Der Spaziergang macht mir Spass und wir nehmen uns Zeit bis zu unserer Rückkehr zum Haus. Nichts Übles ist in der Zwischenzeit passiert. Wir geniessen einen ruhigen Abend und die meisten Schüler gehen einigermassen früh ins Bett. Die vielen Stunden, in denen Hermione und Padma sie alle zum gemeinsamen Lernen gezwungen haben, scheinen ihren Tribut zu fordern. Ich werde zusehen, dass sie in der Woche vor den Prüfungen überhaupt nichts mehr machen, damit sie gut ausgeruht sind.

In der lokalen Zaubererzeitung sehe ich einen Artikel über ein magisches Museum in Ascona. Das ist bestimmt einen Ausflug wert und so planen wir einen Wochenendausflug ins Tessin. Die drei Tage, die wir da verbringen, sind jeden Knut wert, den wir dafür ausgeben. Das Museum ist toll. Es stellt Zaubererartefakte aus vielen Jahrhunderten und aller Welt aus. Dazu besteht dort auch eine sehr gut bestückte Bibliothek über solche Artefakte und Geräte aller Art. Auch die Bücher kommen aus der ganzen Welt. Ich unterhalte mich mit einem Angestellten dort und finde heraus, dass dies eine sehr spezialisierte Sammlung ist.

„Wir sammeln alle magischen Objekte, deren wir habhaft werden können," erzählt mir der Zauberer, der das Museum betreut. „Viele Besucher haben uns auf weitere Gegenstände aufmerksam gemacht, andere geben uns Hinweise auf Bücher. Wir können annehmen, dass wir die umfassendste solche Sammlung der Welt haben. Die meisten Objekte, die sich im Besitz des Museums befinden, bekommen Sie nicht einmal zu sehen. So gibt es nur ganz beschränkten Zutritt zu den Orten, an denen wir Artefakte der Dunklen Künste aufbewahren. Sie können sich vorstellen, dass wir damit ganz besonders vorsichtig umgehen."

„Das ist auch sehr empfehlenswert. Angesichts der Tatsache, dass Voldemort wieder umgeht, sind Sie noch besser beraten, diese Dinge unter einen Fideliuszauber zu stecken, damit sie vollständig geschützt sind. Denn er ist scharf auf alles, was ihm den Weg zur Macht erleichtern könnte."

„Voldemort? Ja, Gerüchte davon habe ich gehört..."

„Nun, Sie können mir glauben, es sind keine Gerüchte, es ist wahr. Vorigen Sommer musste einer meiner Schüler zusehen, wie er sich einen neuen Körper verschafft hat, unter anderem mit Hilfe von Blut dieses Schülers. Und jetzt hat er sich auch schon wieder seinem liebsten Ziel gewidmet, unsterblich zu werden."

„Wir werden uns Ihre Warnung wirklich zu Herzen nehmen müssen, vielen Dank. Dieses Museum hier hat einen weitreichenden Ruf, dass hier Todesser auftauchen, ist durchaus möglich. Jedenfalls sind sie zum Ende des letzten Krieges hier eingedrungen, wir haben sie aber abgewehrt. Allerdings war dieser Voldemort nicht persönlich anwesend."

„Trotzdem herzliche Gratulation, die abgewehrt zu haben."

Das Museum ist faszinierend. Ich erkenne ziemlich viele der ausgestellten Objekte, aber es hat noch viel mehr, von denen ich noch nicht einmal je gehört habe. Die Kids staunen noch viel mehr. Hermiones Augen glänzen, denn sie liebt natürlich solche Gelegenheiten, bei denen sie noch eine Menge lernen kann. Ich mache ein paar Notizen zu einigen der Geräte. Da ist ein Kristallkubus, der in der Mitte des Glaskastens in der Luft schwebt. Die Beschreibung sagt uns, dass dieser Kristall dazu dient, einen lebenden oder toten Menschen zu identifizieren.

„Er ist so mächtig, dass er einen Menschen bis zu mehreren Tausend Jahre zurück identifizieren kann. Über einer Person schwebend und durch einen Zauber aktiviert, wird der Kubus den Namen, den Geburtstag, den Todestag und die Todesursache bekannt geben, falls es eine Leiche ist. Hier steht auch, dass die meisten Zaubereiministerien einen solchen Kubus besitzen," liest Padma vor.

„Spitze! Die sollten hier aufpassen, dass Leute wie mein Vater nicht aufkreuzen..." sagt Draco.

„Ich habe sie schon entsprechend gewarnt, dass sie besser dran wären, ihre etwas spezielleren Besitztümer gut zu verbergen," beruhige ich ihn.

Als nächstes sehen wir eine Kollektion spezialisierter Zauberstäbe für magische Handwerker. Dann gibt es eine ganze Reihe von speziell zu verwendenden Knochen aller Arten. Ich nehme an, dass wir in diesem Museum Tage verbringen könnten, doch es wird Zeit, zum Auto zurückzukehren und heimzufahren.

Das ist der letzte Ausflug, den wir den Kindern vor den Prüfungen zugestehen konnten. Aber natürlich werden bald Sommerferien sein, und die werden Gelegenheiten genug zu weiteren Ausflügen bieten. So kehren wir zur Sunnegg zurück und arbeiten uns durch die letzten Wochen Schule. In Zauberkunst schmuggle ich ab und zu einen neuen Zauber rein, nur um rauszufinden, ob sie es überhaupt bemerken. Ich grinse über ihre Reaktionen. Als sie protestieren, mache ich sie darauf aufmerksam, dass sie nicht immer nur zurückschauen können, sie müssen auch noch zwischendurch etwas Neues lernen.

Sirius

Der Tag der Abreise nach Hogwarts kommt nur allzu bald. Wir haben den Schülern verboten, in der letzten Woche irgend etwas über die Schule hinaus zu machen und auch keine Hausaufgaben mehr gegeben. Stattdessen haben wir sie zum Quidditch spielen hinaus geschickt, nachdem James, Lily, Remus und ich gemeinsam ein Feld abgesteckt und mit den nötigen Zaubern versehen haben, welche die Bälle im Feld behalten. Sie spielen mit dem alten Set, das sich in Moonys Sachen noch angefunden hat. Da Hermione und Blaise nicht spielen, sind Remus, James oder ich mit Vergnügen mit dabei. Hermione lässt sich immerhin als Schiedsrichterin einspannen. Es macht viel Spass und als wir mit den beiden Portschlüsseln, die Dumbledore uns geschickt hat, Hogwarts erreichen, sind die Schüler alle dreizehn sehr gut ausgeruht, fit, und bereit für die Tests.

Die Portschlüssel bringen uns direkt in Dumbledores Büro. Er empfängt uns und stellt uns gleich einigen Auroren vor, die mit uns in Hogwarts bleiben, um die Fünft- und Siebtklässler aus den geschützten Häusern zu bewachen. Ein paar sind mir von früher her noch bekannt. Je zwei von ihnen begleiten Mandy und Padma zum Ravenclaw-Turm und Justin und Ernie zum Hufflepuff Gemeinschaftsraum. Wir begleiten die Gryffindors, Blaise, Draco und Morag zum Gryffindor-Turm. James und Lily bleiben noch etwas bei Albus, um mit ihm die neuesten Nachrichten zu besprechen.

„Ihr sollt zu eurem Schutz hier im Gryffindor-Turm bleiben. Wir sind nicht sicher, ob es empfehlenswert ist, wenn ihr zu den Mahlzeiten in der Grossen Halle erscheint, aber es ist an euch, zu entscheiden. Wenn ihr geht, wäre es besser, an einem der anderen Haustische zu sitzen, denn es ist sehr gut möglich, dass ihr angegriffen werdet, wenn ihr zum Slytherin-Tisch geht. Selbst, wenn ihr drei massgeblich dran beteiligt gewesen seid, Slytherin den zweiten Platz im Hauscup zu sichern," sage ich ihnen.

Sie akzeptieren das Verdikt und so bringen Parvati und Hermione Morag in ihren Schlafsaal, wo noch ein Bett zu den ihren gestellt worden ist und Draco und Blaise finden in einem leeren Zimmer auf der Jungenseite des Turms Platz.

„Ich hoffe nur, dass sie diese zwei Wochen hier unbeschadet überstehen," sage ich zu Remus.

„Das werden sie, Siri. Deshalb sind wir nämlich hier, wir werden gut auf sie aufpassen. Ohne mindestens einen von uns werden sie sich hier nicht fortbewegen," erinnert Remus mich. „und wir sind ja immerhin zu viert."

Der erste schwere Moment kommt, als die Schüler zum Abendessen in der Grossen Halle erscheinen. Draco, Blaise und Morag kommen in Gesellschaft der sechs Gryffindors und steuern direkt auf deren Tisch zu. Ich gehe direkt hinter ihnen und staune ziemlich über sie. Snape sieht entsetzt aus, aber er weiss natürlich auch, dass es zu ihrem Besten ist. Die anderen Gryffindors schauen zunächst ein bisschen betreten, aber jetzt zeigt sich, dass Ron, Hermione, Harry, Ginny, Parvati und Neville nicht umsonst sechs Monate lang gelernt haben, Draco zu akzeptieren. Er wird von ihnen in die Mitte genommen, ebenso wie Blaise und Morag und gemeinsam setzen sie sich an den Tisch. Das ist Signal genug für die Gryffindors, aber am Tisch der Slytherins herrscht immer noch Aufruhr. Zum Glück hat Snape sein Haus so gut in der Hand, dass bald wieder Ruhe herrscht. Nur noch feindselige Blicke kommen vom Slytherin-Tisch her. Dumbledore steht auf und kündigt an, dass jeder, der in den nächsten Tagen und bis zum Ende des Schuljahres im Korridor oder sonst wo im Schloss den Zauberstab gegen einen anderen Schüler hebt und dabei gesehen wird, von der Schule fliegt.

„Ich erinnere euch daran, dass Auroren durch die Gänge zirkulieren und wenn ihr ein Problem untereinander zu lösen habt, dann sind sie es, die ihr holt."

Ich bin sehr froh, dass ich mit den Schülern erst am Vorabend der Examen nach Hogwarts gekommen bin. Obwohl den Kids ein Kübel Eiswasser in den Magen rutscht, als sie die Examinatoren sehen, die grade eben eintreffen.

„Wieso hab' ich die bisher nie bemerkt?" fragt Harry.

Ich grinse. An dieses Gefühl kann ich mich noch gut erinnern. Da sind wir alle durchgegangen. Wir begleiten sie nach dem Abendessen zurück in den Gryffindor-Turm und bleiben noch eine Weile bei ihnen. Während die anderen Fünft- und Siebtklässler noch wie vergiftet repetieren, beschliessen unsere Schüler, noch mal einen Übungstest auszufüllen.

Am nächsten Morgen holen wir sie ab und begleiten sie wieder in die Grosse Halle zum Frühstück, danach müssen sie draussen warten, während drinnen die Tische beiseite geschoben werden und die Halle mit Einzeltischen und Stühlen für die Examen der Fünft- und Siebtklässler vorbereitet wird.

Während wir mit ihnen warten, sehe ich zwei Slytherins, die sich von hinten an Draco, Blaise und Morag anzuschleichen versuchen. Ich trete sofort dazwischen und erinnere sie daran, dass sie die Verweisung von der Schule jetzt lieber nicht riskieren wollen.

„Sie sind Verräter!" zischt einer.

„Das ist absoluter Blödsinn. Scher dich weg und benimm dich!"

Ernie und Ginny stehen Arm in Arm da, während sie warten. Auch die anderen Pärchen unter unseren Schülern stehen zusammen. Für einen Moment frage ich mich, ob ich es ihnen nicht verbieten sollte, aber dann lasse ich es bleiben. Ron und Justin stehen ruhig nebeneinander. Justin hebt einen Arm und legt seine Hand auf Rons Schulter. Ron sieht zufrieden aus und lächelt.

Dann geht die grosse Doppeltür der Grossen Halle wieder auf und ein Mitglied des Prüfungsausschusses ruft die Klassen einzeln herein, zuerst die Fünftklässler nach ihren Häusern, dann die Siebtklässler. Aus unserer Gruppe machen sie ein Haus und rufen sie am Schluss in den Saal. Remus und ich warten, bis die Türen wieder geschlossen werden, dann beziehen wir in der Eingangshalle Position, um zu wachen. Kurz vor Mittag öffnen sich die Türen wieder und die Schüler strömen heraus. Schon fünf Minuten später sind die Haustische wieder da und das Mittagessen wird serviert.

James, Lily, Remus und ich setzen uns an den Gryffindor-Tisch. Die Kinder erzählen uns alles über die Prüfung am Morgen. Sie scheinen einigermassen zufrieden zu sein. Ginny denkt, dass sie alle Fragen richtig beantwortet hat. Hermione macht sich etwas Sorgen, ob sie auch eingehend genug auf die Fragen geantwortet hat. Ron schimpft mit ihr, dass er keine Lust hat, noch mal über etwas zu gehen, was er schon beim ersten Mal nicht als ein Vergnügen empfunden hat.

Wir Erwachsenen grinsen. Oh ja, wir erinnern uns nur zu gut daran.

„Wir sind da alle durchgegangen, ihr werdet's überleben. Ein Vormittag ist ja schon durch. Die praktischen Prüfungen sind meistens viel weniger schlimm," tröstet Lily sie.

Am Nachmittag übernehmen zwei Auroren die Wache, weil Dumbledore uns in sein Büro gerufen hat. Dort finden wir auch mehrere Ordensmitglieder. Wir begrüssen Tonks, Moody, Hestia Jones, Filius Flitwick, Severus Snape und Mundungus Fletcher.

„Ich bin von vielen Eltern gebeten worden, Hogwarts für die Schüler in den Sommerferien offen zu halten. Ich glaube nicht, dass das schon jemals vorgekommen ist, aber ich konnte die Bitte nicht abschlagen. Ich habe Verständnis dafür, dass viele Leute ihre Kinder hier unter dem Schutz der Schule für sicherer halten als zuhause. Das Ministerium hat bereits genehmigt, dass die Schule offen bleibt. Ich fürchte aber, dass auch Hogwarts letztendlich nicht ganz sicher ist. Ich wünschte, wir könnten wirklich alles draussen halten, aber die Schutzzauber sind schon viel zu oft umgangen worden, als dass ich noch mit Überzeugung behaupten könnte, dass Hogwarts völlig sicher ist. Ich habe euch deshalb hierher gebeten, um mit euch andere Lösungen für noch bessere Sicherheit zu finden."

„Vielsafttrank zur Verkleidung gefällig?" fragt Moody grummelig.

„Ja, wir müssen wirklich etwas finden, womit wir die wahre Identität der Leute, die hier hereinkommen, feststellen können," bestätigt Flitwick.

„Habt ihr an die Identifizierungszauber gedacht, die wir für die Karte des Rumtreibers verwendet haben?" erkundigt sich Remus.

Sie starren uns alle neugierig an. Offenbar nicht.

„Die Karte des Rumtreibers?" fragt Albus erstaunt.

„Ja. Du musst sie gesehen haben, Harry erzählte mir, dass er sie Crouch geliehen hat. Sie muss auf dessen Pult gewesen sein. Anhand der Karte hatte Harry Crouch gesehen und ihn mit seinem Vater verwechselt, während Crouch Mad-Eye personifizierte. Harry hat das natürlich nicht geschnallt."

„Nein, ich habe nichts dergleichen gesehen. Erklärt bitte, worum es geht," fordert Albus uns auf.

Ich erkläre die Funktion der Karte und frage dann:

„Erinnerst du dich, als du uns Severus schicktest, um den Alarm zu testen? Bevor er kam, haben wir eine solche Karte für unser Haus und die Umgebung gemacht. Darauf haben wir Pettigrew gesehen, als er sich dem Haus näherte."

„Ja, wir haben die ja benutzt, um euer Gelände zu überwachen," sagt Tonks.

„Ach ja, diese Karte. Also hatte die schon eine Vorgängerin? Das scheint mir eine ziemlich gute Idee zu sein, aber wir brauchen jemanden, um sie zu überwachen."

„Ist doch kein Problem. Ein Auror für jeweilen vier Stunden Wache. Obwohl es ein gutes Stück Arbeit sein wird, ganz Hogwarts neu zu zeichnen, unser Haus war ja keine grosse Sache. Keine Passwörter, keine versteckten Passagen, keine Trickstufen und kein Zimmer des Bedarfs," gibt James zu bedenken.

„Oh, ich habe sogar ziemlich akkurate Grundrisspläne, James," sagt Dumbledore schmunzelnd, „du kannst gerne einen haben, wenn du ihn uns so verzauberst wie diese Karte bei euch."

„Ich hole rasch das Buch aus der Bibliothek," sage ich und düse ab.

Nur zehn Minuten später habe ich das Buch auch schon gefunden und checke es bei Madam Pince aus. Sie schaut mich ziemlich düster an, aber als ich sie strahlend anlächle und erkläre, dass es für Albus ist, akzeptiert sie es. Ich kehre sofort zu den anderen zurück. Dumbledore hat einen Grundrissplan auf mehreren grossen Pergamenten hervorgekramt.

„Wir sollten einen Raum dafür einrichten," schlägt Hestia vor.

„Gute Idee. Ich schlage ein Zimmer in dieser Gegend hier vor," sagt Dumbledore und deutet auf einen Korridor im vierten Stock mitten im Schloss. „Das wäre nahe bei euren Unterkünften und es gibt genügend leere Räume dort. Gehen wir doch gleich dahin."

Wir nehmen die Pergamentrollen und gehen zu dem bezeichneten Korridor. Dumbledore öffnet die Tür zu einem vollkommen leeren Zimmer, das wir sofort mit einem Passwort schützen. Dann fordert er mich auf:

„Sirius, ich glaube, du könntest einer deiner Spezialitäten frönen und dieses Zimmer hier einrichten."

Ich grinse.

„Aber gerne doch, Direktor," sage ich devot und einen kurzen Moment später hat der Raum Vorhänge und Gardinen am Fenster, Teppiche auf dem Boden, verschiedene Sitzgelegenheiten, Sofas, Sessel, Couchtische und einige Kommoden. Ich kopiere und vergrössere Dumbledores originalen Pläne und wir hängen sie an die Wand. Dann fangen Remus und ich an, sie zu verzaubern. Dabei erklären wir die verwendeten Zauber und deren Auswirkungen.

„Also, dies ist er erste Zauber. Der zeigt alle Passwörter an, wenn man eins braucht und das zu jedem mit einem Passwort geschützten Raum oder versteckten Gang. Man tippt mit dem Zauberstab einfach drauf und es wird angezeigt. Wie zum Beispiel hier zum Gryffindor-Turm," erkläre ich, während Remus den Zauber spricht. Sofort erscheint das Passwort auf der Karte.

Danach tippe ich den Eingang an und wirklich erscheint eine winzige Sprechblase, in der das Passwort zu lesen ist, zur Zeit ist es ‚Wolfsmilch'.

„Nicht schlecht, Herr Specht," meint Moody knurrend.

„Der nächste Zauber," fährt Remus weiter, „zeigt die Leute. Sie tauchen als Punkt mit dem Namenslabel auf. Dieser Zauber zeigt jeden, auch Leute, die sich unter einem Tarnumhang oder Unsichtbarkeitszauber befinden. Ausserdem jeden, der sich mit Vielsafttrank in jemand anderes verwandelt. Dieser Zauber lügt nie."

Er spricht auch diesen Zauber und Sekunden später ist die ganze Karte voll mit kleinen Punkten, welche die Bevölkerung von Hogwarts darstellen. Wir sehen die Schüler, die unten in der kleineren Kammer neben der Eingangshalle darauf warten, zu ihren praktischen Prüfungen gerufen zu werden, diejenigen, die in der Grossen Halle grade dran sind und andere, die durch die Korridore gehen. Bis hierher kommt James noch mit, doch jetzt geht Remus zum nächsten Zauber über.

„So sah unsere originale Karte aus. Jeder taucht auf, auch die Tiere. Wir haben jetzt aber noch ein paar elegante Ergänzungen dazu entwickelt. Diese hier zeigt uns alle Menschen im Schloss, die ein Dunkles Mal am Arm haben mit einem roten, statt einem schwarzen Punkt. Zur Zeit sollte das nur Severus Snape sein. – Da ist er. Wenn ihr noch einen seht, dann könnt ihr die Alarmstufe auf rot stellen."

„Wow! Das ist grossartig," ruft Mundungus, „Habt ihr alle die Zaubersprüche in dem Buch gefunden?"

„Nicht ganz alle, diese Verbesserungen sind mein Werk," sagt Remus und klingt ziemlich zufrieden mit seiner Leistung.

„Wow. Ich wusste ja schon immer, dass du ein ziemlich gutes Hirn hast, Wölfchen, aber das klingt eindrücklich..."

„Es wird noch besser. Wir dachten, es wäre vielleicht gut, zu merken, wer ein Mensch und wer ein Tier ist, also kommt jetzt diese Abänderung und zeigt uns alle Tiere in Blau."

Remus spricht einen weiteren Zauberspruch und schon kommen die blauen Punkte hervor. In der Eulerei gibt es eine dichte Gruppe von blauen Punkten. Alle Tiere mit einem eigenen Namen werden mit diesem Namen angezeigt.

„Wie ihr auf der Karte sehen könnt, kann man sehr leicht die Tiere erkennen, bei ihrem Namen und an der blauen Farbe. Wir dachten aber, dass es auch ganz nützlich sein könnte, wenn wir Animagi in ihrer Animagusform erkennen könnten. Passt mal auf, was mit Sirius' Punkt – hier – passiert, wenn er sich in Padfoot verwandelt."

Sie schauen alle auf den Plan und ich transformiere. Der Punkt wird blau und dann wieder schwarz, als ich wieder zurückkomme.

„Das ist auch grossartig, Remus. So können wir herausfinden, wenn noch ein unregistrierter Animagus auftauchen sollte," meint James begeistert.

„Sehr richtig. Und dann noch dieser letzte Zauber – den haben wir wieder aus dem Buch – ist die Unterscheidung von verschiedenen magischen Kreaturen. Alle Geister, Hauselfen, Werwölfe, Vampire und so weiter würden darunter fallen. Den setze ich nur drauf, wenn du das wünschst, Albus."

„Gibt es an, was für eine Art magische Kreatur, Remus?" fragt Albus.

„Ja."

„Wenn du dich nicht unwohl dabei fühlst, dann sprich den Zauber. Es wäre nützlich und ich gehe mal davon aus, dass von uns keiner Missbrauch damit treiben würde."

Remus spricht den Zauberspruch. Er denkt nie an sich selber, wenn wichtigere Dinge auf dem Spiel stehen. Sein Punkt wird grün, ebenso wie viele andere, alle Hauselfen und Geister. Neben Remus' Punkt kommt der Name und dahinter steht: Werwolf.

„Wir gucken ja eh nach den roten Punkten, es wird nicht weh tun, dass wir alle diese Unterscheidungen auch noch sehen," sagt Tonks.

„Genau," stimmt Hestia bei.

„Und wenn einer mit rotem Punkt kommt, wird er nur dann eine andere Farbe annehmen, wenn der Träger des Dunklen Mals ein Animagus ist und in seiner Animagusform hier eindringt. Okay. Ich mache jetzt eine Anzahl Kopien davon, Albus, ich glaube, ihr solltet auch ein paar kleinformatige Ausgaben haben, damit ihr die in euren Büros habt, mindestens du und Minerva..." sagt Remus.

„Das ist eine gute Idee, Remus, vielen Dank."

„Wir brauchen ein gutes Kommunikationssystem, um die Alarmkette richtig in Gang zu setzen, sollte es nötig sein," bemerkt Moody.

„Wie wär's mit Zweiweg-Spiegeln?" schlägt James vor.

„Noch so'n Ding, das ihr in der Schule benutzt habt?" erkundigt sich Moody.

Ich grinse.

„Natürlich. Alles, was es braucht, sind zwei Spiegel. Können relativ einfach verzaubert werden. Sollte in einem der Bücher in der Bibliothek zu finden sein. Wie ihr seht, haben wir die Bibliothek sehr wohl sehr gut zu nutzen gewusst. Die Spiegel haben wir zumeist benutzt, wenn wir an verschiedenen Orten im Arrest steckten, Sirius und ich," sagt James lachend.

Ich sehe, dass Dumbledore vergnügt zwinkert. Ich weiss, woran er denkt, und das Glücksgefühl kommt in meinem Herzen erneut auf, dass James und Lily wieder ein Teil meines Lebens geworden sind. Im Gegensatz zu den anderen in unserer Umgebung hatte ich ja nie die Möglichkeit, friedlich um die beiden zu trauern, mir wurde ihr Tod jeden Tag auf brutalste Weise wieder in Erinnerung gerufen. Jeden Tag und jede Nacht ging ich durch den selben Horror – meistens mehrmals. Aber ich schiebe die Gedanken daran rigoros aus meinem Kopf, James und Lily stehen wohlauf und sehr lebendig neben mir.

Tonks macht eine Liste des Farbcodes, vergrössert sie und hängt sie an die Wand neben dem Plan. Dann dreht sie sich zu mir und fragt:

„Was meinst du? Sollten wir die Karte auch mit einem Passwort verbergen, so wie die Karte des Rumtreibers?"

„Ich denke, wir sollten. Obwohl die Karte hier eigentlich nie aus den Augen gelassen werden sollte."

„Ich werde meine auf jeden Fall schützen," sagt Dumbledore.

Remus übernimmt es, setzt den Zauber drauf und murmelt ein paar Worte, dann gibt er die aufgerollte Karte Albus zurück und erklärt:

„Mit dem Zauberstab berühren und das Passwort ‚ich bin Fawkes' treuer Freund' sagen, dann kommt die Karte hervor, zum Schliessen wieder mit dem Zauberstab antippen und das Passwort ‚ewige Wiedergeburt' sagen."

Dumbledore lächelt. Dann nickt er und gibt zu:

„Sehr passend, das gefällt mir. Also war eure alte Karte auch mit einem Passwort geschützt?"

James, Remus und ich grinsen ziemlich gefährlich.

„Mal sehen, ob sie noch irgendwo im Schloss ist... – Accio Karte des Rumtreibers!" ruft James.

Wenige Minuten später geht die Tür auf und das Stück Pergament segelt herein. Remus fängt es und schaut drauf.

„Wo immer die war, jemand hat sie offengelassen. Wollte man sie öffnen, so war das Passwort ‚ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin' und wenn man sie schliessen wollte, sagte man: ‚Unheil angerichtet'."

Remus berührt dabei die Karte mit seinem Zauberstab. Sofort ist sie blank. Sie funktioniert also noch. Alle lachen laut.

„Versucht mal, sie zum Reden zu bringen, ohne das Passwort zu sagen!" fordert er Moody mit einem Grinsen auf.

Moody tut es und als sich gar nichts tut, nennt er seinen Namen und fordert die Karte energischer auf, sich zu zeigen. Statt der Karte melden sich jetzt Moony, Wormtail, Padfoot und Prongs zu Wort:

„Mr. Moony rät dem Auroren Moody, sich etwas mehr Fantasie anzueignen."

„Mr. Prongs stimmt Mr. Moony bei und erinnert Mr. Moody daran, dass es schon zu lange her ist, seit er ein Schüler war. Vermutlich ist ihm der Sinn für Humor abgegangen."

„Mr. Padfoot hat das Gefühl, dass Mr. Moody mal sein Holzbein erneuern sollte, er scheint auf uns herumzutrampeln!"

„Mr. Wormtail grüsst Mr. Moody hochachtungsvoll und bittet ihn um Verständnis, dass er keinesfalls Einblick in dieses Pergament erhält, wenn er nicht schleunigst das Passwort sagt."

Remus, James und ich lachen. Das war noch einigermassen harmlos, aber wir hatten als Schüler grosse Hochachtung für den berühmten Auroren. Moody grinst und meint:

„Da steckt wohl noch ein bisschen mehr drin als nur die Karte, was?"

„Ja, eine ganze Menge sogar. Wir haben etwas von uns allen hineingesteckt. Wenn man das Passwort richtig bringt, kommt es dann so raus..."

Ich sage das Passwort und sofort kommen noch ein paar Bemerkungen:

„Ah, Mr. Prongs macht Mr. Moody ein Kompliment und rät ihm, von der Karte guten Gebrauch zu machen!"

„Mr. Wormtail stimmt Mr. Prongs bei und freut sich, die Karte des Rumtreibers anzukünden."

„Mr. Moony ist überzeugt, dass Auror Moody einer der cleversten Zauberer dieses Jahrhunderts sein muss. Noch nicht viele haben unser Passwort erraten!"

„Mr. Padfoot schliesst sich den Vorrednern an und lässt Mr. Moody jetzt ohne weitere Umschweife auf den Inhalt dieses Pergamentes zugreifen!"

Die Worte verschwinden und die nächste Gruppe erscheint mit der Ankündigung der Karte und dann beginnen die Linien sich auszubreiten und alles, was wir damals über das Schloss herausgefunden hatten anzuzeigen. Natürlich haben wir nicht alles aufgefunden, aber doch eine ganze Menge!

„Das ist erstaunlich! Ihr müsst aber eine Menge Zeit beim Erkunden des Schlosses zugebracht haben," bemerkt Albus.

„Kann man wohl sagen, Albus. Als wir uns zum Zeichnen einer Karte entschlossen, hatten wir zunächst nur im Sinn gehabt, die Geheimgänge irgendwo festzuhalten, damit wir nicht mehr vergassen, wo sie sind. Und dann hatten wir immer mehr Ideen..." gibt Remus zu.

„Und wie kam Harry dazu? Durch dich, Remus?"

„Nein, ich hätte sie ihm in dem Jahr ganz bestimmt nicht gegeben. Wir hatten sie nicht mehr. Mr. Filch konfiszierte sie nur wenige Wochen vor dem Ende unserer Schulzeit. Offenbar haben die Weasley-Zwillinge die Karte in ihrem ersten Schuljahr hier aus seinem Büro entwendet. Sie gaben sie dann Harry, weil sie der Ansicht waren, dass er wie alle anderen auch Hogsmeade besuchen können sollte. Er hat diesen Geheimgang hier benutzt, welcher direkt in den Keller von Honeydukes führt," erklärt Remus.

„Oh, dann war er also wirklich ausserhalb des Schlosses?" fragt Albus verblüfft.

„Ja, das war er. Sogar zweimal."

Dumbledore seufzt, gibt aber zu: „Nun, ich kann ihn natürlich sehr gut verstehen. Mit dreizehn muss es schrecklich sein, als einziger von so etwas ausgeschlossen zu sein. Das macht es natürlich noch mal so interessant."

Wir beenden das Ordenstreffen danach und die erste Schicht der Auroren wird angetreten. Sie sind alle gar nicht so unglücklich, dann so können sie direkt zum Ort des Geschehens gehen, wenn irgend etwas Auffälliges passiert und müssen nicht endlos durch die Gänge marschieren. Natürlich gab es immer noch eine kleine Gruppe von ihnen auf Patrouille, aber die können von dem wachhabenden Auroren gleich dahin geschickt werden, wo sie gebraucht wurden, denn wir werden sie so bald wir dazu kommen mit Zweiwegspiegeln versehen.

„James, Lily, Remus, Sirius, ich hätte noch etwas weiteres mit euch zu besprechen, wärt ihr so freundlich, mich nochmals in mein Büro zu begleiten?" fragt Albus.

Als wir dort anlangen, setzen wir uns und Albus sagt:

„Gleich nach den Prüfungen kehrt ihr mit euren Schützlingen in euer geschütztes Haus zurück. Die Resultate werden ja im Juli sowieso per Eulenpost verschickt, also sollte das kein Problem sein. Seid ihr gewillt, sie weiter zu unterrichten?"

„Wir tun, was nötig ist, Albus," sagt Remus.

„Sirius?"

„Ja, natürlich, Albus."

„Mir ist klar, dass das auch eine Art Gefängnis ist, ich würde es verstehen, wenn du lieber andere Aufgaben für den Orden übernehmen möchtest, Sirius..."

„Ich ziehe es vor, bei Remus zu bleiben. Wir können ja immer noch für euch Nachforschungen betreiben," lehne ich sein Angebot ab.

„Wir sind da über ein interessantes Museum in der Schweiz gestolpert, in dem sie magische Geräte aller Art ausstellen und die haben eine unglaubliche Bibliothek zu dem Thema. Vielleicht gestatten sie uns, dass wir ihre Bibliothek für Studien nutzen..." erwähnt Lily.

„Sehr gut, meine Lieben. Wir werden euch wieder alles Schulmaterial anliefern. Das wird den Unterrichtsstoff für die sechste Klasse, die Schulbücher für die Schüler und das Unterrichtsmaterial für euch Lehrer beinhalten. Ihr wisst mittlerweile, wie ihr mit den anderen Kollegen hier an der Schule kommunizieren könnt. Nehmt die Gelegenheit wahr, um euch ein bisschen mit Professor Sprout zu unterhalten, Kräuterkunde scheint das einzige Fach zu sein, in dem euer Unterricht nicht so erfolgreich war."

„Das kann man wohl sagen, die Theorie geht ganz gut, aber wir können natürlich dort nicht ein so grosses Gewächshaus haben wie hier. Neville wird wohl der einzige sein, der ein O in diesem Fach erhalten wird. Hermione schafft es möglicherweise auch," gebe ich zu.

„Das ist nicht so schlimm. Es ist schon ein sehr spezialisiertes Fach. Wobei es natürlich auch eine wichtige Basis für Zaubertränke ist. Neville Longbottom ist sehr gut darin, vielleicht kommt er mit der Theorie alleine zurecht, aber vielleicht könntet ihr ein kleines Gewächshaus aufstellen und wenigstens einige der Pflanzen dort pflegen?"

„Das können wir. Wir werden uns mit Professor Sprout darüber unterhalten. Sie kann uns sicher beraten," verspricht Remus, „ausserdem kann Lily diesen Unterricht bestimmt übernehmen, sie war sehr gut darin."

„Sehr gute Idee. Macht etwas mit ihr ab."

„Ich werde mich auch mit Professor Vector über Arithmantik unterhalten. Ich glaube, ich bin kein allzu anspruchsvoller Lehrer in diesem Fach," sage ich.

„Ihr habt zwei Wochen Zeit. Nutzt sie gut. Ich bin sicher, dass eure Kollegen euch unterstützen werden," sagt Dumbledore.

„Ja, da bin ich auch sicher, Albus. Aber mir macht immer noch Sorgen, dass du mich gesetzwidrig angestellt hast..." setzt Remus an.

„Vergiss es, Remus, das Gesetz wurde vor zwei Monaten ausser Kraft gesetzt. Als Fudge endlich in seinen dicken Schädel gekriegt hat, dass Voldemort tatsächlich wieder da ist, hat er einige meiner Vorschläge wieder zu Herzen genommen und dieses Gesetz abzuschaffen war einer der ersten Vorschläge, die ich gemacht habe. Es sind auch noch einige andere, weniger wichtige Werwolfgesetze abgeschafft worden. Eigentlich hättest du darüber informiert werden sollen, aber vielleicht schicken sie so was nicht an Leute, die im Ausland sind. Ich kann es dir nachschicken. Jedenfalls hofft Fudge jetzt, die Werwölfe soweit zu besänftigen, dass sie nicht zu Voldemort überlaufen. Wenn es nicht schon zu spät ist, versucht er, wieder etwas an Vertrauen zu gewinnen. Aber auf jeden Fall ist deine Anstellung jetzt wieder völlig legal."

Ich bin sehr erleichtert, das zu hören. Ich weiss, dass es schwer auf Remus' Gewissen gelegen ist, dass er zwar offiziell angestellt worden ist, aber dass die Anstellung illegal war.

„Der Schulbeirat hat deine Anstellung genehmigt und nach den positiven Erfahrungen vor drei Jahren unterstützt. Die waren eigentlich damals entrüstet, dass du gekündigt hast. Sie haben auch die Einrichtung der geschützten Häuser für alle Klassen voll unterstützt. Nur zwei hatten etwas dagegen, die wurden aber von den anderen zehn überstimmt. Wir haben für so gut wie jedes Schuljahr ein solches Haus eingerichtet. Miss Weasley haben wir bei euch gelassen, weil sie es selber gewünscht hat. Ihre Leistungen waren auch konstant gut genug, um im fünften Schuljahr zu bleiben. Ich bin sicher, sie wird gute OWLS machen. Ausser eurer Klasse sind vier Viertklässler, acht Drittklässler, sechs Siebt- und drei Sechstklässler. Alle sind unter einem Fideliuszauber versteckt. Es war schon fast etwas einsam hier in Hogwarts, aber wir müssen die Ausbildung unserer Schüler garantieren, auch wenn sie in Gefahr sind."

„Sind die auch im Ausland?" frage ich.

„Ja. Doch das ist alles, was ich dazu sagen kann."

„Das ist auch in Ordnung so. Sind die also jetzt alle hier?"

„Nein, nur eure Fünft- und die Siebtklässler, weil die ihre vom Ministerium organisierten und durchgeführten Prüfungen hier haben. Alle natürlich von Auroren bewacht und begleitet."

„Ach so."

Nach einer langen Unterhaltung kehren Remus und ich in die Eingangshalle zurück, um die Schüler nach ihrem praktischen Examen wieder in Empfang zu nehmen. Nur Auroren stehen in der Eingangshalle. Ich frage sie nach unseren Schülern.

„Oh, die haben wir jeweilen zu ihren Häusern begleitet, Sir," sagt einer von ihnen.

„Ach, sehr gut, das erleichtert mich. Wir sind den ganzen Nachmittag vom Direktor mit Beschlag belegt worden. Sind sie schon alle durch?"

„Nein, noch nicht alle. Da sind noch ein paar drin, aber es sind die letzten. Die beiden Weasleys sind dabei, die bei euch sind."

„Gut, dann werden wir sie nachher zum Gryffindor-Turm zurück begleiten," entscheidet Remus.

Wir warten, bis Ginny und Ron aus der Grossen Halle kommen. Ginny hat ein zufriedenes Grinsen im Gesicht und Ron sieht auch nicht unglücklich aus. Blaise ist bei ihnen, also wissen wir, dass sie die letzten sind, die geprüft wurden. Er sieht auch recht zufrieden aus.

„Ihr seht ja aus, als ob es ein Kinderspiel gewesen wäre?" frage ich.

„War's auch fast," sagt Ginny, „alle meine Zaubersprüche gingen perfekt, und ich wusste alles, was sie gefragt haben. Ich bin ziemlich sicher, dass ich ein Aussergewöhnlich in Zauberkunst schaffe, Sirius!"

Sie strahlt eindeutig. Wenn alle ihre Zauber gut gegangen sind, dann geht's nur noch um ihre Theorie und darin ist sie sicher. Ich wende mich Ron und Blaise zu.

„Ja, ich glaube, für mich ging's auch ziemlich gut. Ich war zwar nicht ganz sicher bei der Theorie, aber im Praktischen habe ich nur ein kleines Problem beim Aufmunterungszauber gehabt und zweimal musste ich einen Zauber nochmals wiederholen," sagt Ron.

„Ich hatte die Theorie ziemlich gut drin und dann habe ich einen Zauber mit einem anderen verwechselt und einen verbockt. Müsste aber trotzdem für einen OWL reichen," meint Blaise

„Gut gemacht! Dann lasst uns euch zu eurem Gemeinschaftsraum zurückbringen."

Während wir die Treppen hochsteigen, fragt Ginny mich:

„Und wo habt ihr den ganzen Tag gesteckt?"

„Am Morgen haben wir die Eingangshalle bewacht und am Nachmittag war Ordenstreffen. Wir haben dafür das Überwachungsdingsda für Hogwarts neu hergestellt," sage ich etwas undeutlich, denn man kann ja nie wissen, welche Wände grade so Ohren haben. Vor allem die Porträts hören gerne den Gesprächen zu.

„Oh, dann sind wir also jetzt lückenlos überwacht? Und ich kann mich nicht hinunter zu Ernie schleichen?" fragt Ginny.

„Nein, Ginny, ich fürchte, das wird warten müssen, bis wir wieder in der Schweiz sind," antworte ich mit einem Grinsen.

„Verdammt!"

„Das Leben ist manchmal echt Scheisse, nicht wahr?" fragt James mitleidig.

„Aber wie!"

Hermione

Unsere beiden Lehrer und Harrys Eltern müssen in den folgenden zwei Wochen wirklich unsere Wachhunde sein. Aber am Dienstag der zweiten Woche ist Vollmond, daher übernimmt Tonks am Tag zuvor die Aufgabe, die Remus sonst innehat, während Remus in seinem Zimmer bleibt. Sirius bekommt kaum Schlaf, weil er wirklich dauernd über uns wacht. Ich habe gehört, dass ein- oder zweimal ein Todesser auf der Karte erschienen ist, aber sie haben uns nichts weiter darüber erzählt.

Schliesslich kommt endlich der letzte Prüfungstag. Es ist Astronomie, deren praktisches Examen am Abend um elf auf dem Astronomieturm stattfindet. Wir müssen eine detaillierte Sternenkarte zeichnen. Sirius und Remus bleiben auf der letzten Treppe hängen und bewachen den Turm von da aus, während wir den Test schreiben. Die Zeit verrinnt langsam, während ich durch mein Teleskop schaue und alle Sterne notiere, die ich erkennen kann. Etwa zehn Minuten vor Schluss bin ich damit fertig und gehe noch einmal über die Karte und dann noch ein drittes Mal, um zu prüfen, dass ich auch wirklich alle Sterne richtig erfasst habe. Es ist ziemlich schwierig, denn die Nacht ist zwar klar, aber es hat noch ziemlich viel Mondlicht, da sich dieser abnehmend erst dem Halbmond nähert.

Ich denke schon daran, dass wir gleich alle in unsere Gemeinschaftsräume zurückkehren und unsere Sachen holen, dann zum Büro des Schulleiters gehen und von dort mit einem Portschlüssel nach Hause zurückkehren. Und dann kann ich endlich wieder bei Harry schlafen!

Die Zeit ist um. Wir geben unsere Sternenkarten ab und werden entlassen. Während wir ins Astronomieklassenzimmer hinunter gehen, tauchen Remus und Sirius plötzlich auf und halten uns auf.

„Ihr könnt nicht weiter, sorry, aber es hat ein kleines Scharmützel unten in der Eingangshalle gegeben. Wir sollen uns nicht von hier weg begeben, bevor wir nicht Nachricht von Professor Dumbledore haben. Wir haben die Tür bereits verschlossen und mit Schutzzaubern belegt," erklärt Remus.

„Was ist denn passiert?" fragen einige der Klassenkameraden.

„Todesser. Etwa sechs von ihnen sind eingedrungen, während draussen noch mal ein Dutzend oder so herumstreicht. Die eingedrungen sind haben wir schon dingfest, jetzt sind die Auroren hinter denen draussen her. Wir nehmen an, dass sie hinter Harry her sind," erklärt Sirius ruhig.

„Könnten wir den Auroren vom Turm aus Licht geben?" fragt Ginny.

„Kluges Kind, Ginny! Alle wieder rauf auf den Turm!" ordnet Remus an und alle, auch die Examinatoren folgen ihm hinauf. Der Turm hat Schiessscharten, durch die wir jetzt mit unseren Zauberstäben die Gegend um das Schloss beleuchten. Remus gibt uns einen Zauber an, mit dem wir richtige Spotlights auf die Gegend vor dem Schloss richten können. Kurz, nachdem wir das begonnen haben, sehen wir auch Licht von anderen Türmen. Die ganze Gegend bis hinunter zu Hagrids Hütte ist jetzt hell erleuchtet, so dass die Auroren wesentlich leichteres Spiel haben. Schon bald haben sie die Oberhand. Am Ende entkommen nur zwei oder drei der Todesser, die anderen sind in Gewahrsam. Doch zur Sicherheit warten Remus und Sirius noch eine weitere halbe Stunde, bevor sie uns endlich in unsere Häuser zurückkehren lassen.

„Ihr werdet nicht zum Büro des Schulleiters gehen, sondern hinunter in die Grosse Halle, dann in das kleine Zimmer hinter dem Tisch der Lehrer, wir begleiten euch dahin und benutzen den Portschlüssel von da aus," informiert uns Remus.

Also holen wir unsere Sachen aus unseren Schlafsälen und verabschieden uns von unseren Freunden. Dann folgen wir Remus und Sirius zunächst zu den Ravenclaws, wo Mandy und Padma zu uns stossen und schliesslich zur Eingangshalle, wo Ernie und Justin wieder zu uns kommen. Schliesslich durchqueren wir die Grosse Halle, bis wir zu dem kleinen Zimmer kommen, wo uns Professor McGonagall erwartet. Man kann gut erkennen, dass auch hier drin gekämpft worden ist, aber die Hauselfen haben schon fast alles wieder weggeräumt. Als die ganze Klasse, Sirius und Remus im Raum sind, zeigt uns Professor McGonagall zwei ziemlich lange Stücke Seil, die Portschlüssel. Wir halten uns alle an einem Stück fest, unsere grossen Taschen fest in der Hand und dann wird der Portschlüssel aktiviert.

Es fühlt sich an, als wären wir ewig weg gewesen! Diese zwei Wochen waren so lang! Wir waren gut vorbereitet und ich habe ein gutes Gefühl, aber jetzt ist es durch, und ich müsste lügen, wollte ich behaupten, dass ich nicht auch froh darüber wäre. Wir können uns jetzt auf die Ferien freuen. Aber ich will doch bald die Bücherliste studieren, damit ich weiss, was nächstes Jahr alles drankommt, und um meinen üblichen Vorsprung im Lesen der Schulbücher zu erhaschen.

James

So, das haben sie überstanden. Sie werden gewiss alle so erleichtert sein wie wir damals. Aber sie waren so gut vorbereitet! Diese Spezialschule ist eigentlich ein echter Luxus. Ich bin sicher, dass sie hier besser ausgebildet worden sind als selbst in Hogwarts.

Mitte Juni. Noch sechs Wochen bis zur Geburt. Lily und ich haben einige Einkäufe gemacht und Harry hat seine Sachen hinauf in Hermiones Zimmer gezügelt. Eigentlich müsste ich mir als Vater ja Gedanken darüber machen, aber Harry braucht Hermione und es käme mir nicht mal im Traum in den Sinn, den beiden das Zusammenleben ausreden zu wollen. Sollten sie sich verkrachen, kann man wieder über alles nachdenken, aber für den Augenblick ist sie das, was er braucht, um seine Hemmschwellen alle abzubauen. Jedes Mal, wenn er wieder solche Hemmungen hat, jemanden zu berühren, oder zurückschreckt, wenn jemand ihm zu nahe kommt, könnte ich von neuem losrennen und die Dursleys ins nächste Jahrtausend hexen! Ich komme schon noch dazu! Ich mache mir aber doch etwas Sorgen darüber, was wohl Hermiones Eltern dazu zu sagen haben werden, aber Hermione versichert mir, dass sie sich nicht vor ihren Eltern zu fürchten braucht, und dass sie es ihnen bei der ersten Gelegenheit, die sich bietet, erzählen wird.

Aber wir haben jetzt die Geburt vorzubereiten. Lily und ich gehen alle zwei Wochen zu Poppy, welche Lily untersucht. Bisher ist immer alles in Ordnung gewesen und wir dürfen uns auf ein gesundes Baby freuen. Zur Geburt wird Poppy zu uns kommen, da diese ja in der Sommerpause stattfinden wird. Auch wenn noch Schüler in Hogwarts bleiben werden, hat sie gesagt. Sie will sich das auf keinen Fall entgehen lassen. Das Babyzimmer ist schon fertig eingerichtet und fast alle im Haus haben etwas dazu beigetragen. Hermione hat die Wiege transfiguriert! Parvati hat sie mit den niedlichsten Vorhängen und Bezügen bestückt. Bettinhalt und Matratze haben wir allerdings gekauft. Lily und ich haben in Bern die Läden abgeklappert und Babykleidchen und alles Zubehör eingekauft. Dabei hat Lily entdeckt, dass es jetzt noch viel praktischere Wegwerfwindeln gibt als vor fünfzehn Jahren und wir freuen uns, dass wir keine Windeln mehr werden waschen (lassen) müssen.

Ron

Die OWLS Qual ist vorbei! Bin ich froh! Ich bin mir zwar sicher, dass ich, wenn ich auch nicht so gut abgeschnitten habe wie Ginny, bestimmt ein paar OWLS mehr gemacht habe als die Zwillinge. Alles in allem habe ich kein schlechtes Gefühl. Morgen schicke ich Mum und Dad einen Brief, um ihnen zu sagen, dass es wahrscheinlich gut abgelaufen ist. Muss Ginny fragen, ob sie was dazufügen will. Ich vermisse den Fuchsbau manchmal. Aber hier ist es nicht viel anders, es hat sogar noch mehr Leute, aber das ist keine schlechte Sache. Zudem ist immer jemand da, mit dem man lernen oder spielen kann.

Remus schickt uns alle zu Bett. Wir sind alle wirklich müde, also widerspricht keiner. Ich wünsche allen eine gute Nacht. Justin winkt den anderen zu und wir verlassen das Klassenzimmer in Richtung des hinteren Teils des Hauses. Ich liebe mein Zimmer hier! Wie in Hogwarts habe ich mein gemütliches grosses Himmelbett hier, aber es steht in meinem eigenen Zimmer, das schön gross ist. Jeder hat hier genügend Privatsphäre, in die man sich zurückziehen kann. Von Harry und Hermione habe ich seit jenem ersten Mal nie mehr etwas gehört. Die beiden bringen mich immer zum Lächeln! Sie hat ihn praktisch von den anderen weg hinauf in ihr Zimmer gezerrt, kaum dass wir festen Boden unter den Füssen hatten. Sie haben einander bestimmt schrecklich vermisst in diesen letzten zwei Wochen. Harry hat sich im Schlafsaal des öfteren nachts im Bett gewälzt, ich bin sicher, dass er wieder scheussliche Alpträume hatte. Vielleicht waren es ja erotische Träume, aber ich vermute, ohne Hermione waren es eher wieder Alpträume.

Angekommen! Ich gehe gleich zu Bett. Meine Tasche fliegt auf einen Stuhl und ich ziehe mich aus, dann lasse ich mich aufs Bett sinken. Vielleicht lese ich noch eine Weile. Wir haben jetzt das ganze Wochenende, um uns zu erholen. Dann haben wir noch zwei Wochen Schule bis die Sommerferien beginnen. Es ist schon ein komisches Gefühl, das sollte ein temporäres Exil werden, jetzt sieht es eher danach aus, als ob wir noch einige Zeit hier bleiben. Aber eigentlich habe ich nichts dagegen. Weit und breit kein Snape, keine Trelawney und dafür Remus und Sirius. Kann jemand coolere Lehrer haben als die beiden?

Die Zwillinge haben uns alle umgehauen, die machen wirklich Ernst mit ihrem Scherzartikelladen. Sie haben sogar schon ein Lokal an der Diagon Alley. Wie schade, dass wir den nicht besuchen gehen können, aber ich verstehe natürlich, dass es doch einfach zu gefährlich ist. Mum und Dad sind beide im Orden des Phönix, die sind sicher beruhigt, dass wir in Sicherheit sind, so können sie beide mehr für den Orden tun. Bill und Charlie sind beide aus dem Haus und ebenfalls im Orden. Die können auf sich selbst aufpassen. George und Fred werden dem Orden jetzt bestimmt auch beitreten. Das macht Mum bestimmt eine Höllenangst, aber sie wird die Zwillinge wohl kaum abhalten können, zu tun was richtig ist. Und wenn die mit dem Laden wirklich Geld verdienen, sind sie auch auf eigenen Füssen. Percy sitzt im Ministerium und kümmert sich nur darum, dem Minister schöne Augen zu machen, der Tropf. Der wird sicher null Lust darauf haben, sich Dumbledore anzuschliessen. Aber sollte es in zwei Jahren noch immer nötig sein, dann kann Mum sich auf den Kopf stellen, mich hält sie ebenso wenig davon ab, dem Orden beizutreten wie Ginny.

Ginny – sie war unglaublich in diesen letzten beiden Wochen. Sie schien richtig Spass an diesen Prüfungen zu haben. Zumindest die praktischen, aber ich kann mir vorstellen, dass sie so gut abschneidet wie Bill und Percy. Jedenfalls hoffe ich, dass sie an die beiden herankommt. Schon nur, damit Percy zu sehen bekommt, dass man kein solch steifes Arsch sein muss wie er, um zu guten Noten zu kommen.

Ich lege das Buch wieder weg. Ich kann mich eh nicht drauf konzentrieren. Statt dessen lösche ich das Licht und ziehe das Duvet hoch. Im Dunkeln lässt sich besser nachdenken. Ich erinnere mich an den ersten Tag in Hogwarts, als wir Blaise, Morag und Draco in die Mitte genommen haben, damit jeder sieht, dass sie wirklich zu unserer Gruppe gehören. Es ist zwar immer noch etwas befremdend, aber Draco hat sich schon ziemlich gewandelt. Ich kann mir nicht mal im Traum vorstellen, wie sich das anfühlen muss, wenn mein eigener Vater mich umbringen will, nur weil ich nicht so herausgekommen bin wie er das wollte. Obwohl Dad natürlich nie so was wie Lucius Malfoy tun würde. Der muss ja wirklich ein völlig verkorkster Typ sein. Seinen eigenen Sohn dazu zu zwingen, ein Todesser zu werden... scheusslich.

Ich frage mich, ob sie die Todesser heute alle erwischt haben. Und was die gewollt haben. Wahrscheinlich sind sie hinter Harry her gewesen. Wir werden's hoffentlich noch vernehmen. Nimmt mich auch wunder, wie viele neue Todesser Du-Weisst-Schon-Wer inzwischen um sich geschart hat. Die sind wirklich eine furchteinflössende Bande. Irgendwie wäre ich schon froh, wenn die schon wieder weg vom Fenster wären, bevor ich aus der Schule komme.

Ernie

Mann, bin ich k.o. Dabei sind erst knappe zwei Stunden vergangen, seit wir die Astronomie-Prüfung abgelegt haben. Ich glaube, es ist ganz gut gegangen. Wir sind gut ausgebildet worden. Alle diese Übungstests haben ihre Wirkung gezeigt. Remus hat ja gesagt, dass alle diese Übungstests authentische frühere OWL Prüfungen waren. Es war gut, das zu wissen, denn so konnte man sich besser vorbereiten und wusste, wie die Sache aussehen würde. Wenn man keine Ahnung hat, was einen erwartet... wir arbeiten ziemlich hart an der Theorie, aber ich bin froh, dass Remus und Sirius beide so viel Wert auf die Praxis legen. Beide sind der Ansicht, dass wir uns nach der Schule kaum noch mit theoretischen Fragen auseinandersetzen werden, ausser wenn wir sie studieren.

Eine Konsequenz davon, hier zu leben, ist für mich, dass ich Zaubertränke als Fach behalten werde. In Hogwarts hätte ich es ohne mit der Wimper zu zucken von der Liste gestrichen. Wer tut sich schon freiwillig Snape als Lehrer an? Mir macht es ja wirklich nichts aus, für die Schule zu arbeiten, zu lernen, aber was soll ich in einem Fach, dessen Lehrer mir jeden Tag für richtige Antworten, korrekt gebraute Zaubertränke, gute Aufsätze nur Hauspunkte abzieht und mir ständig wiederholt, wie unbegabt, dumm, dämlich und völlig ungeeignet ich für sein Fach bin? Ich verstehe auch heute noch nicht, was das bewirken soll. Erreicht hat er nichts damit, er hat uns nur alle zu seinen erbittertsten Feinden gemacht. Wie ganz anders ist es doch hier in der Klasse. Ich bin sicher nicht der beste Schüler hier, aber ich werde ermutigt, gelobt und erhalte realistische Noten. Ginny ist zwar fast ein Jahr jünger als ich, aber sie macht ihre Sache viel besser als ich. Das gönne ich ihr, weil sie es verdient. Sie hat so hart für ihre guten Noten gearbeitet.

Ich kann die Resultate kaum erwarten. Ich habe nicht eigentlich Angst, denn ich bin sicher nicht überall durchgefallen, nicht nach all den guten Tests vorher. Wir haben so viel gearbeitet. Hermione, Mandy und Padma waren die Hauptsklaventreiber, aber ich denke, es wird sich auszahlen. Alles hier war so kompakt, wir sind so eine eng befreundete Gruppe geworden und haben uns gegenseitig stimuliert. Es hat sicher auch mit unseren beiden Lehrern zu tun. Mann, hatten wir ein Glück, die beiden abzubekommen. Sirius ist vielleicht nicht wirklich ein studierter Lehrer, aber er macht seine Sache so gut! Vielleicht war es ganz gut, dass er auch erst wieder so richtig in die Materie hineinschauen musste und so mit uns zusammen alles wieder gelernt hat. Ich kann mir nicht denken, dass nach der langen Haft in Azkaban seine Magie einfach so wieder da war. Jedenfalls hat er viel Verständnis für uns, ist offen und fröhlich, das steckt an und springt herüber und man hat plötzlich Spass am Lernen.

Ich gähne, wünsche den anderen gute Nacht und verschwinde in mein Zimmer. Ich mag mein gemütliches, grosses Eckzimmer. Ich ziehe mich aus und krieche in mein Bett. Bestimmt taucht Ginny schon in ein paar Minuten in der Tür auf. Wir kuscheln uns nur an, schlafen im selben Bett, aber sonst läuft noch nicht viel. Ich möchte schon ein bisschen mehr, aber sie besteht darauf, dass wir noch eine Weile warten, also warte ich. Es macht mir auch nicht viel aus, aber sie ist so wundervoll! Ich möchte ihr doch zeigen, wie sehr ich sie mag. Wir sind so zufrieden miteinander. Sie ist ein Energiebündel, ich bin viel weniger temperamentvoll, aber wir ergänzen uns. Wenn sie überschäumt, kann ich sie ein bisschen bremsen und sie holt mich aus meiner Lethargie heraus.

„Hey," sagt sie in diesem Moment und macht die Tür zu.

„Hey! Hast du deine Sachen versorgt?"

„Ja. Aber ich hab dich in den letzten beiden Wochen so sehr vermisst, dass es fast weh getan hat, Ernie! Ich muss dich wieder neben mir spüren..."

Sie schlüpft ins Bett zu mir und kuschelt sich an mich. Ich offeriere ihr meinen Arm und meine Schulter, dann küsse ich sie zuerst auf die Nase und dann die Lippen.

Harry

Wir haben sie überstanden. Monatelang sind sie uns auf dem Magen gelegen, diese Prüfungen. Aber jetzt habe ich ein wirklich gutes Gefühl! Vielleicht wird ja doch noch ein Auror aus mir. Auf der anderen Seite geben Remus und Sirius uns gar keine Wahl, wir machen mit allen Fächern weiter, die wir im fünften Jahr hatten, also wird mir eine weit grössere Auswahl offen stehen. Zaubertränke mit Siri macht so viel Spass, dass es mir jetzt nicht mal im Traum in den Sinn kommt, es abzuwählen. Ich lerne wirklich etwas, ohne dass jemand es mir in den Kopf bläut. Sirius sagt zwar, dass Snape uns eine gute Basis eingetrichtert hat, aber zu welchem Preis? Sirius ist viel besser. Er hält eine gute Balance zwischen Strenge und Nachlässigkeit. Wir wissen alle, dass Zaubertränke ganz übel schief gehen können. Also passt er auf und schimpft auch zuweilen mit uns, aber dann ist es nie persönlich gemeint. Er macht uns nicht ständig schlecht. Wenn wir unvorsichtig waren, flucht er uns kurz an, aber dann ist es vorbei und er hilft beim Aufräumen. Wir mögen es gar nicht, wenn er sich ärgert, also tun wir unser Bestes. Was dann auch wieder das Beste für uns selber ist, denn wir versuchen, es das nächste Mal besser zu machen.

Ich gehe mit Hermione die Treppe hoch und halte sie an der Hand. Sie trägt den Ring jetzt dauernd. Es ist schon fast ein halbes Jahr her, seit wir uns verlobt haben. Eigentlich finde ich das immer noch ziemlich erschreckend, denn ich weiss natürlich genau, dass wir noch längst nicht reif genug sind, unser Leben als verheiratetes Paar zu beginnen oder sogar eine Familie zu gründen. Obwohl das etwas ist, was ich mir eines Tages ganz fest wünsche. Vielleicht können wir gemeinsam etwas kreieren, das für mich als Kind ein Fremdwort war, eine glückliche Familie. Aber wir müssen uns zunächst um unsere Ausbildung, unsere Karriere kümmern, dann unser Leben zu zweit aufbauen und dann werden wir für ein Baby bereit sein.

Letzte Woche hatte ich ein Gespräch mit Dumbledore. Er weiss, dass wir zusammen sind und hat den Ring an Hermiones Hand sogar richtig gedeutet. Er hat gelächelt, als er mir sagte, dass er uns für ein hübsches Pärchen hält. Ich erzählte ihm von unserer Verlobung und davon, wie sehr mich das eigentlich noch ängstigt. Bevor er seine Antwort gab, beobachtete ich seine Augen, aber er hob nur kurz die Brauen und meinte dann:

„Harry, du weisst, dass dir, wie damals deinen Eltern, vielleicht nicht allzu viel Zeit gegönnt ist. Du hast jetzt vielleicht eine sehr spontane und überraschende Entscheidung getroffen, aber es war dein Herz, das dich dazu verleitete. Du bist ja nicht jemand, der solche Versprechungen einfach so herausblubbert. Ich weiss, dass du bei solchen Sachen ein sehr ernsthafter junger Mann bist. Du bist vielleicht noch jung, aber du hast sehr gut gewählt. Und sie hat ja gesagt, nicht wahr?"

„Ja, hat sie. Ich glaubte zunächst, dass sie es für einen Witz hielt, aber das hat sie nicht getan, und natürlich habe ich es auch überhaupt nicht als ein Witz gemeint."

„Vielleicht kommt das daher, dass Hermione Granger deine Seelenverwandte ist, Harry. Du wirst das bald erfahren, während du älter wirst. Ihr braucht euch ja nicht gleich in eine Heirat zu stürzen, erfreut euch einfach an eurer jungen Liebe, mit Vernunft natürlich. Ich nehme an, dass du weisst, dass es empfängnisverhütende Zaubertränke und –Sprüche gibt? Madam Pomfrey wird euch sonst gerne darin unterweisen."

„Wir haben sie nachgeschaut..." gebe ich zu.

„Sehr gut. Wendet sie aber auch an! Ich habe dir dazu aber noch etwas ganz Wichtiges zu sagen. Du bist ein Mensch, der sehr von Liebe umgeben ist, auch wenn du es bis vor einem Jahr kaum zu spüren bekommen hast. Die Liebe ist ganz mächtige Magie, Harry, und sie ist es, die dich von Voldemort am meisten unterscheidet. Er kann Liebe nicht verstehen und macht sich darüber sogar lustig. Doch deine wahre Macht, Harry, ist die Liebe. Vergiss das bitte nie!"

Ich bin froh, weiss er über uns Bescheid. Er war auch wirklich nett und hat viel Verständnis gezeigt. Normalerweise ist er ja ein einziger Geheimnisträger, aber an dem Abend war er sehr offen und hat mir nahegelegt, mein Leben voll zu leben und dass er uns auch unterstützen würde, sollten Hermiones Eltern mit der Beziehung nicht einverstanden sein. Er hat mir auch geraten, mich mit Dad, Mum oder Sirius darüber zu unterhalten. Und das werde ich auch machen, denke ich. Mit Sirius kann ich längst über alles sprechen. Mit meinen Eltern könnte ich es wohl auch, aber die Vertrautheit ist mit Sirius grösser. Im Moment will ich sie einfach wieder fühlen! Wir sind in Hogwarts nicht herumgeschlichen, aber das hat mich einige Nächte mit Alpträumen gekostet. Ich glaube, Ron und Neville haben es gemerkt und auch Dean und Seamus haben sich darüber beklagt, dass ich nachts etwas laut war. Da gab's nichts zu machen. Es gibt nur ein sicheres Hilfsmittel und das ist, neben meiner Liebsten zu schlafen. Mein Herz klopft ganz laut, und mein Körper reagiert sofort auf sie, doch deshalb geniere ich mich schon eine ganze Weile nicht mehr, denn ich weiss, wie sehr sie es mag. Selbst, wenn wir nicht miteinander schlafen macht es mir Freude zu wissen, dass sie meine Berührungen liebt. Ihre Wärme, ihre Liebe, ihre Hände auf meiner Haut, das reicht, um alle Träume und Voldemort zu bannen.

Da kommt mir eine Idee. Ich werde baldmöglichst an Mrs und Mr. Diggory schreiben und ihnen sagen, dass ich bei der ersten Gelegenheit, die sich mir bietet, das Grab ihres Sohnes besuchen möchte. Sie müssen ihn ganz schrecklich vermissen. Ich habe ihn nicht sehr gut gekannt, aber selbst ich vermisse ihn.

„Ich liebe dich, Harry, schlaf gut!"

„Ich liebe dich auch, Hermione. Schlaf auch gut und träum süss, Liebste!"

Sie kuschelt sich an mich, aber wir sind beide viel zu müde, um noch etwas anderes zu tun. Das verspricht Gutes für den Morgen, denn so brav Hermione in ihrer Arbeitsethik ist, sie macht gerne Liebe und findet nichts falsches dabei!

Sirius

Wir finden in unser Bett und bald danach ist alles im Haus ruhig. Ich erwache erst nach zehn Uhr am nächsten Morgen, aber alles ist immer noch still. Ich schaue meinen Geliebten an, der immer noch fest schläft. Eine Woche nach Vollmond, wieder einer, der vorüberging, aber wir hatten ein paar ziemlich stressige Wochen. Morgen kommt eine frische Gruppe Auroren, diesmal sogar drei von ihnen. Harry und Hermione können sich in ihr Zimmer hinauf verziehen, dann kann einer von den Auroren sein Zimmer haben und auf der anderen Seite geben wir die beiden freien Zimmer unten an die beiden anderen.

Meine ersten Bewegungen wecken meinen immer wachsamen geliebten Werwolfliebsten. Seine Augen gehen langsam auf und ich pflanze einen zarten Kuss auf seine Wange, dann auf seinen Mund. Den gibt er mir schon einen Moment später wieder zurück.

„Guten Morgen, Liebster," sagt er, gähnt und streckt sich.

„Guten Morgen, Moony. Stehen wir auf? Es ist schon nach zehn Uhr..."

„Ich würde sagen... wir müssen die Karte checken."

„Nimm's leicht, Moony, erst mal aufstehen, auspacken, duschen und anziehen. Dann Frühstück."

„Einverstanden. Ich liebe dich, Siri. Wann bist du so vernünftig geworden?"

„Hihi... mit dir zusammenzuleben bringt mich zu den ungewöhnlichsten Dingen. Kannst stolz auf dich sein, weil du mich endlich zum Positiven beeinflusst hast... nimmt mich wunder, was James dazu zu sagen hätte."

„Ich weiss genau, was Lily dazu sagen würde," sagt Remus mit einem frechen Grinsen.

„Das ist einfach. Sie würde sagen, dass es auch langsam Zeit wurde. Was sie auch immer zu sagen hätten, die beiden, ich werde sie nicht fragen. Wahrscheinlich habe ich in Azkaban einiges von meiner Unbedachtsamkeit liegen lassen."

„Was bedeuten würde, dass Azkaban wenigstens eine gute Konsequenz hatte. Schrecklicher Gedanke. Ich fand einiges von deiner Unbedachtsamkeit ganz originell, Paddy. Vor allem deine ängstlichen Blicke, wenn du zu weit gingst. Fast noch niedlicher als dein Hundeblick."

„Remus!" Ich bin entrüstet. Meint er das wirklich? Manchmal ist er ganz schön fies!

Ich setze mich auf und schiebe die Decke weg. Wir stehen beide auf und während ich noch den Gürtel meines Bademantels zubinde, gehen wir hinaus und hinunter in die Küche. Das Grummeln in meinem Magen erinnert mich dran, dass Frühstück heute noch vor der Dusche kommen sollte. Dobby ist auch gleich da und verspricht mir, das Frühstück gleich zu servieren.

„Vielen Dank, Dobby. – War alles in Ordnung, während wir in Hogwarts waren?"

„Oh ja, Meister Black. Dobby hat nichts gesehen, was nicht in Ordnung gewesen wäre. Dobby hat die Karte gut überwacht und Winky hat das auch getan. Keine roten Punkte zu sehen..."

„Sehr gut. Drei neue Auroren werden sich uns anschliessen. Sie werden um das Gebäude patrouillieren und die Karte nachts überwachen."

„Bleiben wir denn alle hier?"

„Ja, bis wir neue Order erhalten."

Ein breites Grinsen breitet sich über Dobbys Gesicht aus.

„Das scheint dich zu freuen," bemerke ich.

„Oh ja, Sir, Dobby fühlt sich hier sehr wohl und Winky auch."

„Das ist schön zu hören, Dobby. Ihr zwei macht aber auch sehr gute Arbeit und wir mögen euch gern hier haben."

Ich schenke mir eine Tasse Kaffee ein und nehme mir ein Croissant aus dem Korb, der auf dem Tisch steht. Ich mag diese schweizerische Form der Croissants, die man hier Gipfeli nennt, sehr gut. Sie schmecken nach der Butter darin und aussen sind sie schön knusprig. Man isst sie hier entweder mit Butter und Honig oder Konfitüre oder man stippt sie in das bevorzugte Frühstücksgetränk. Remus mag am liebsten die mit Schokolade gefüllten. Er kann an keiner Bäckerei vorbeigehen, in der es Petit Pains au Chocolat zu kaufen gibt. Er bringt mich zum lächeln, wenn er wieder mal in eine hineinsaust und dann mit diesem beglückten Ausdruck im Gesicht wieder herauskommt und an seinem Gebäck knabbert. Er hat doch ein paar richtig liebenswerte Macken, mein Liebhaber.

Ich setze mich im Stuhl zurück und studiere den Tagespropheten. Die Nachrichten von Todesser-Aktivitäten sind in der letzten Zeit immer unverblümter abgedruckt. Aber jetzt, da wir die Unterstützung des Ministeriums haben, können wir sie wenigstens richtig bekämpfen. Ich glaube, es ist diesmal doch einfacher als vor fünfzehn Jahren, denn diesmal werden sich wohl nicht mehr so viele den Todessern anschliessen. Ich bin sicher, dass Voldemort es weit schwieriger haben wird, sich durchzusetzen. Im Ministerium wird man diesmal rechtzeitig und rigoroser auf die Suche nach den Anhängern des Dunklen Lords gehen. Amelia Bones hat zwei Brüder verloren, die wird sich nicht davon abhalten, jeden rauszuschmeissen, dem sie was nachweisen kann. Da wird wohl in der nächsten Zeit einiges an Veritaserum gebraut werden. Zu wissen, wer Freund und wer Feind ist, ist wohl das Wichtigste. Ich bin sicher, dass Leute wie Kingsley Shacklebolt diese Message herüberbringen werden, selbst zu so eingleisig denkenden Leuten wie Percy Weasley.

Während ich über die neuesten Nachrichten nachdenke, der kleine Überfall auf Hogwarts ist schon in der Zeitung drin, kommt Remus herunter und setzt sich neben mich. Es ist immer noch alles still, aber wir sind sicher, dass die Schüler bald mal auftauchen werden. Wir erfreuen uns an zehn Minuten ungestörter Zweisamkeit, dann taucht der erste auf. Es ist Neville.

„Guten Tag, Neville," begrüsse ich ihn.

„Guten Morgen," antwortet er, setzt sich auf seinen Platz und bekommt gleich sein Frühstück. Er isst ruhig.

Neville ist ein süsser Junge. Ich frage mich, was man ihm wohl angetan hat, als er zusehen musste, wie meine Cousine seine Eltern bis zum Wahnsinn folterte. Mein Herz fliegt ihm zu, denn er ist wirklich ein Schätzchen. In den vergangenen sieben Monaten hat er eine Menge an Selbstvertrauen gewonnen. Sein Selbstbewusstsein hat wohl auch ein bisschen Verstärkung erhalten, denn er lacht sehr viel häufiger und es ist ein fröhliches Lachen. Er hat uns einige Müsterchen über seine eindrückliche Grossmutter erzählt, die Remus und ich früher ziemlich gut gekannt hatten, denn wir waren ja mit Frank und Alice befreundet. Frank war ein ähnlich gelagerter Typ wie Arthur Weasley, wenn auch weit höher eingeschätzt. Die Leute kannten seine Qualitäten als Auror. Auch Alice war Aurorin. Beide waren auch gut mit Moody befreundet.

„Sirius, kannst du mir mit einem Zaubertrank helfen, den ich gern brauen würde?" fragt Neville.

„Natürlich, Neville. Sag mir, was du brauchst und dann schicken wir die Order für die Zutaten per Eule an den Kräuterladen. Was für ein Zaubertrank ist es denn?"

„Ich habe letzte Woche einen Artikel darüber in diesem Kräuterkundemagazin gelesen, das ich abonniert habe. Es soll mir helfen, die Probleme, die ich mit meiner Vergesslichkeit habe, zu lösen. – Hier, ich habe den Artikel mitgebracht."

Er schiebt mir das Magazin über den Tisch zu und ich lese den Artikel, den er mir schon herausgesucht hat. Ich studiere kurz den Zweck des Tranks, die Zutaten, die Brauinstruktionen und die Wirkung. Der Artikel preist den Trank vor allem für Patienten mit Amnesie.

„Aber du hast keine Amnesie, Neville," gebe ich ihm zu bedenken, „du weisst genau, wer du bist und was mit dir passiert ist. Du kennst deine gesamte Geschichte..."

„Trotzdem. Ich weiss genau, dass irgendwas in meinem Hirn weg ist. Ich möchte herausfinden, ob ich so geboren worden bin oder ob es dadurch ausgelöst wurde, weil ich Zeuge der Folterung meiner Eltern wurde. Meine Gran denkt natürlich, dass ich schon so geboren wurde, weil ich es ihr nicht wirklich erklären oder sogar auch nur beschreiben kann. Manchmal fühlt sich mein Kopf an, als ob jemand einen dicken Wattebausch zwischen meinen Schädel und das Hirn gepresst hat. Ich vermute, dass man mich mit einem Vergessenszauber behext hat. Aber es könnte auch das Trauma gewesen sein, das es ausgelöst hat. Mir scheint, der Trank würde mir in dieser Beziehung helfen."

„Da hast du mir jetzt eine wohl durchdachte Begründung gegeben, Neville. Wäre es dir recht, wenn ich den Artikel durch die Damen Pomfrey und Sprout kommentieren lasse? Ich möchte sicher gehen, dass dir der Trank wirklich mehr helfen als schaden würde. Denn wenn du wirklich mit einem Vergessenszauber belegt wurdest, gibt es auch andere Möglichkeiten, um diesen zu brechen. Die würden nicht mehr weh tun als dieser Zaubertrank."

„Nein, da hätte ich gar nichts dagegen. Ich finde nur, dass es endlich Zeit ist, dieser Sache auf den Grund zu gehen."

„Du bist ein verdammt tapferer kleiner Kerl, Neville! Wir werden es herausbekommen. Haben die Heiler deiner Eltern dich jemals untersucht?" fragt jetzt Remus.

„Wenn, dann kann ich mich nicht daran erinnern."

„Was weisst du noch von diesem Tag. Nicht aus deiner eigenen Erinnerung, sondern von deinen Verwandten. Was haben sie dir darüber erzählt?" erkundigt sich Remus.

„Sehr wenig. Sie haben mir nur immer erzählt, dass es passierte und dass man meine Eltern gleich am nächsten Tag nach St. Mungos einlieferte. Und dass man mich sofort bei meiner Gran unterbrachte. Ich habe keine Ahnung, wie viel meine Gran darüber weiss, sie hat nicht oft darüber gesprochen."

„Die Gefahr ist gross, dass du das Trauma noch einmal durchmachst, Neville, wenn deine Erinnerungen daran wieder wachgerufen werden," warne ich ihn.

„Ja, das ist mir klar. Das wird ja in dem Artikel auch erwähnt. Aber ich denke, dass ich alt genug bin, damit umzugehen."

„Nun, dann kann ich Moony nur beistimmen, ich finde, dass du ein verdammt tapferer Bursche bist. Du erinnerst mich jeden Tag mehr an Frank. Du hast auch unglaubliche Fortschritte in deinen Leistungen für die Schule gemacht, Professor McGonagall war voll des Lobs."

„Ja, das war sie. Ich bin sicher, dass ich das euch beiden zu verdanken habe. Ihr seid beide so freundlich und ich brauche die Ermunterung. Die anderen sind auch nett zu mir, und die sind nicht herablassend, sondern meinen es. Nicht mit einem abgrundtief fiesen Lehrer und einer übermässig strengen Lehrerin zu tun zu haben ist eine wahre Wohltat."

„Danke, Neville. – Also, wir gehen so vor, dass wir den Artikel an Poppy und Pomona schicken und ihn in Hinsicht auf dich kommentieren lassen. Ich bin sicher, dass du beiden voll vertrauen kannst. Wenn die beiden der Ansicht sind, dass dir der Trank nicht mehr schadet als nützt, stellen wir ihn gemeinsam her. Ist das in Ordnung?"

Er lächelt mich an und sagt:

„Das ist vollkommen in Ordnung. Danke, Sirius."

„Ist schon recht, Neville."

Gleich nach dem Frühstück setze ich mich also an meinen Schreibtisch und verfasse die Briefe für Poppy und Edith, erkläre ihnen, was Neville mir erzählt hat und vermittle ihnen meine Eindrücke, bevor ich sie frage, was sie dazu meinen. Ich schicke die Briefe gleich mit Benana los.

Als ich am Nachmittag in der Sonne liege und döse, höre ich jemanden näherkommen und sich neben mich setzen.

„Siri, kann ich mit dir über ein paar Sachen sprechen?" fragt Harry.

Ich mache meine Augen auf.

„Natürlich, Harry. Worüber möchtest du dich unterhalten?"

„Können wir einen Spaziergang machen?"

„Wir könnten hinüber auf die Lueg fahren und ein Eis essen," offeriere ich.

„Oh, das ist eine gute Idee, lass uns gehen!"

Ich zitiere die Autoschlüssel her und informiere Remus, der im Büro arbeitet im Vorbeigehen:

„Remus, Harry und ich sind eine Weile weg. Ich nehme ihn mit zum Eis essen, okay?"

„Okay. Nimm das Handy mit, Liebster."

„Hat es schon..."

Wir behalten die eingeführte Tradition bei, auf jeden Ausflug das Handy mitzunehmen. Es ist eine sehr praktische Art zu kommunizieren und die wenigsten englischen Zauberer haben auch nur eine entfernte Ahnung, wie man ein solches Muggelgerät benutzt. Harry befestigt schon seinen Sicherheitsgurt, ich steige ein und mache meinen eigenen fest. Dann verlassen wir die Sunnegg in Richtung Lützelflüh. Dort fahren wir durch und finden den Weg nach Affoltern, von wo aus wir einen anderen Berg wieder hochfahren, bis wir zur Lueg kommen. Wir setzen uns an einen kleinen Tisch im Garten des Restaurants. Harry braucht gar nicht erst die Karte zu konsultieren, er weiss eh schon was er will. Es nennt sich Méringue Glacé und besteht aus zwei Méringue-Schalen über mehreren Kugeln Eis, bedeckt mit einer Unmenge Schlagrahm. Das Ganze wird dann, dekoriert mit Früchten, zur jetzigen Jahreszeit mit Erdbeeren, serviert. Ich bestelle das selbe.

Während wir warten, mache ich mir einige Gedanken darüber, dass Harry mich als Gesprächspartner sucht und nicht James oder Lily. Vertraut genug ist er mit ihnen jetzt jedenfalls. Als ich ihn darauf anspreche, meint er nur:

„Hätte ich tun können, aber die sind jetzt so beschäftigt mit sich und dem Baby, da dachte ich, dass ich ganz gut auf dich zurückgreifen kann. Schliesslich bist du doch mein Pate und es fällt mir eigentlich auch leichter, mit dir über so Sachen zu sprechen..."

Das ehrt mich natürlich.

„Danke, Harry! Ich freue mich über dein Vertrauen und brauche dir wohl nicht zu wiederholen, dass ich es nicht missbrauchen werde."

„Das weiss ich, Sirius, da habe ich gar keine Angst. Obwohl das, was ich dir zu sagen habe, nicht unter die Top Secret Sachen geht," antwortet er und fängt an, von den zwei Wochen in Hogwarts zu sprechen.

„Ich habe Hermione wirklich vermisst, Siri, ich hatte wieder Alpträume."

„Das hättest du uns sagen können, Harry. Wir hätten dir milde Schlaftränke geben können. Es gibt auch welche, die weit weniger gefährlich sind als der Traumlostrank. Damit wärst du zwar nicht traumlos durch die Nacht gekommen, aber es hätte dir doch geholfen, die Träume schlafend zu überstehen. – Soll das heissen, dass du nicht träumst, wenn du und Hermione nebeneinander schläft?"

„Nie! Es scheint, als ob ihre Gegenwart wie ein Schutzschild dagegen wirkt. Ich träume wohl, aber ich erinnere mich nicht mehr daran und ich bin mir fast sicher, dass es keine Alpträume sind. Wenn es welche sind, so gelangen sie wenigstens nicht in mein Bewusstsein."

Ich lächle. Ich brauche ihn gar nicht erst über die Art dieser Träume auszuholen. Sie sind ganz bestimmt sehr viel angenehmer als Alpträume. Die Kellnerin bringt unsere Méringues. Harry freut sich und stürzt sich auf seine. Wir haben dieses Restaurant schon vor einiger Zeit entdeckt und kommen immer gern hierher. Harry mag diese Süssigkeit noch lieber als Schokolade. Ich muss sagen, dass Honeyduke's der Schokolade und anderen Süssigkeiten in diesem Land nur die magischen Sachen voraus hat. Ansonsten habe ich noch nirgends besseres gekostet. Die Desserts brauchen hier gar keine Magie, sie sind so schon magisch genug.

„Das ist gut, Harry. Es ist auf alle Fälle viel besser, dass du jemanden hast, der dich liebt und wir dich nicht mit Medikamenten voll stopfen müssen. Hermione ist ein tolles Mädchen."

„Du magst sie auch, nicht wahr?" fragt Harry, macht eine kleine Pause, dann sagt er noch: „Ich hatte letzte Woche eine längere Unterhaltung mit Professor Dumbledore darüber..."

„Hattest du? Und was sagte unser alter Freund?"

„Er sagte, dass ich mit meinem Herzen entschieden und sicher eine gute Wahl getroffen hätte. Und dann mahnte er mich, Verhütungsmittel einzusetzen."

Ich muss grinsen. Der alte Knacker scheint immer so verträumt auszusehen, und viele halten ihn für mehr als nur ein bisschen spinnert, aber er ist ein Realist. Er sieht mystisch aus, verhält sich geheimnisvoll, aber er sieht die Dinge im richtigen Licht, so sehr wir das manchmal auch hassen.

„Dann war er aber unglaublich konkret..." bemerke ich.

„Dachte ich auch. Er riet mir, mich deswegen mit Madam Pomfrey in Verbindung zu setzen. Verhütungsmittel, meine ich. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er zufrieden mit mir war."

„Das würde mich nicht überraschen. Und wenn man bedenkt, dass du dir die schlauste Frau in deinem Jahrgang gefischt hast, würde ich sagen, dass du eine sehr gute Wahl einer Lebenspartnerin und möglichen Mutter deiner Kinder getroffen hast, Harry. Und wenn das jetzt schrecklich technisch und trocken klingt, dann war's auch so gemeint, denn die Biologie spielt immer auch in die Partnerwahl mit hinein. Ich meine, dass da ein Mechanismus in uns drin ist, den wir nicht steuern können und mögliche Reproduktion ist ein Gedanke, der im Unterbewusstsein mitschwingt. Das ist auch ein Teil der Wahl eines Partners. Professor Dumbledore ist sich dessen bestimmt noch mehr bewusst als wir, er denkt in solchen Mustern. Das tun natürlich auch die Todesser, aber die denken nur an die Reinheit des Blutes. Dumbledores Fokus ist da schon wesentlich sympathischer, denn der denkt an die Fähigkeit, Ziele zu erreichen, zu lernen, zu lieben, Intellekt, Begabung. Er wird bestimmt ziemlich glücklich darüber sein, solltet ihr beiden eure Begabungen eines Tages einem Kind weitergeben, selbst wenn er euch dringend rät, jetzt noch eine Schwangerschaft zu verhüten."

„Das klingt wirklich sehr technisch. Wo bleibt da die Romantik?"

Ich grinse. Er hat viel gelernt und stellt die wirklich wichtige Frage, das freut mich. Ich versichere ihm auch sofort:

„Zwischen dir und Hermione. In der Interaktion zwischen euch beiden und uns, eurer Familie, euren Freunden. Sei so romantisch wie du nur kannst, Harry, es ist jede Mühe und jede Minute wert. Und versuche, romantisch zu bleiben. Hermione ist sehr bodenständig, was sehr liebenswert ist und ihr eine Menge Kraft gibt, aber sie braucht manchmal jemanden, der sie fliegen lässt und der sie daran erinnert, dass es auch noch Sachen gibt, die zwar nicht so erstrebenswert oder löblich, die aber trotzdem wichtig sind. Und sei so physisch wie du – und sie – willst. Wenn du willst. Aber mir scheint, inzwischen willst du es."

„Oh ja. Letzten Winter war es schon noch mehr Hermione. Sie ist unwahrscheinlich, Sirius! Sie hat mich aus meiner Schale heraus gepult und jetzt... ich kann mir einfach nicht mehr vorstellen, wie es wäre ohne sie. Sie ist mein Atem, mein Herzschlag, mein Körper, der sich kräuselt vor Wohlbefinden, sie ist all das und noch viel mehr..."

„Das ist ein Spruch, den du auf eine Karte zum Valentinstag schreiben könntest, Harry," necke ich ihn.

„Findest du? Ich bin sehr romantisch, das weiss ich, aber ich kann's normalerweise nicht in Worte fassen. Wenn ich's manchmal versuche, dann grinst sie und sagt mir, dass ich nichts zu sagen brauche, sie weiss es schon. Aber ich habe das Gefühl, dass ich es immer wieder aussprechen muss, schon nur um mich selber davon zu überzeugen, dass ich und sie wirklich zusammen sind. – Glaubst du, dass wir beide Ringe tragen sollten?"

„Es wäre eine schöne Geste, Harry. Du würdest ihr ein sichtbares Zeichen deiner Absichten geben. Frauen mögen das. Ich meine, sie weiss sehr wohl, dass du dich an sie bindest, aber sie möchte sicher gerne, dass es auch der Rest der Welt sieht."

„Gut. Weil ich das nämlich auch möchte, weisst du. Ich weiss, dass wir beide noch sehr jung sind, aber in nur dreizehn Monaten bin ich volljährig..."

Er ist wirklich sehr erwachsen geworden. Ich berühre meinen eigenen Ring und denke an Moony. Während wir unser Eis aufspachteln, schaue ich über die Täler und grünen Hügel, die meisten davon mit dichten Wäldern bewachsen und die vielen einzelnen Bauernhäuser, die wir von hier aus sehen können. Ausser den ab und zu vorbeifahrenden Autos und Motorrädern ist kein Geräusch zu vernehmen.

„Du bist ein unwahrscheinlich sensationeller Bursche, weisst du das, Harry?" sage ich schliesslich. „Wie wär's, wenn du deinen Geburtstag benutzt, um mit ihr die Ringe auszusuchen? Ich fahre dich vorher nach Bern, und du kannst dich auf die Suche machen. Oder noch besser, ich bringe euch beide hin, damit ihr sie gemeinsam aussucht."

„Das wäre super. Ich möchte das wirklich. Ich spreche mit Hermione darüber, Sirius. Ich bin ziemlich sicher, dass sie's auch lieber so hat. Ich meine, ich habe ihr den Ring ausgesucht, den ich ihr zu Weihnachten geschenkt habe, aber unsere Verlobungsringe sollten wir wirklich beide zusammen auswählen."

„Braver Junge!"

„Da ist noch was anderes, Siri, etwas ganz anderes..." setzt er wieder an.

„Was denn?" frage ich.

„Ich weiss, ich bin nicht die grösste Leuchte in Transfiguration, aber glaubst du, dass ich trotzdem ein Animagus werden könnte? Ich möchte es gern probieren."

Jetzt hat er mich total überrascht. Bisher hat er kein Interesse gezeigt, dieses Stück Magie zu lernen und er hat recht, er ist immer noch auf Kriegsfuss mit der Transfiguration, obwohl er Fortschritte gemacht hat. Wenn ich die Entscheidung nur aufgrund seiner Noten in dem Fach treffen müsste, dann müsste ich eigentlich ablehnen, aber Hermione hat schon ein paar Mal fallen gelassen, dass sie es gerne lernen möchte, wenn sie mich auch nicht direkt gefragt hat wie Harry eben. Sie könnte ihn mitziehen. Harry ist immer noch um Welten besser als Pettigrew es je war und wenn der das schaffte... ich nehme mir für meine Entscheidung etwas Zeit, aber schliesslich schlage ich vor:

„Ich werde sehen, Harry. Hermione möchte es auch gern lernen, sie hat mir schon ein paar Mal entsprechende Bemerkungen zugeflüstert. Ich bin sicher, dass sie sich schon einige Bücher angeschaut hat, also wenn sie einwilligt, mit dir zusammen zu lernen, dann würde ich ja sagen und euch beide unterrichten, denn sie kann dich mitziehen. Du bist zwar wirklich nicht der Beste in Transfiguration, aber Wormtail war katastrophal, McGonagall hat ihn dauernd zusammengestaucht. Und er hat's ja auch geschafft."

Über sein Gesicht breitet sich ein Lächeln aus.

„Das wäre grossartig, Siri."

„Aber du machst es nicht illegal, wir werden für euch beide Registrierungsformulare vom Ministerium einholen, ja?"

„Okay."

Wir essen ruhig und langsam auf, dann bezahle ich die Rechnung und wir kehren heim. Remus lächelt, als er uns hereinkommen sieht. Er weiss, dass wir beiden ab und zu alleine zusammen sein müssen. Es ist wichtig, dass wir uns ab und zu unterhalten, viel zu selten tun wir's wirklich. Remus fragt uns nie, worüber wir uns unterhalten, aber meistens erfährt er es dennoch, denn ich behalte nur für mich, was Harry mir explizit untersagt, weiterzuerzählen. Die heutige Unterhaltung bekommt er voll beschrieben. Er lächelt.

„Ja, ich glaube, das ist eine Beziehung, die bereits festgemauert ist. Hermione ist von Natur aus eher ernsthaft und Harry vertraut nicht jedem so einfach, aber er vertraut Hermione total. Sie sind beide begabt und intelligent. Wenn es auch in ihrer sexuellen Beziehung funkt, dann sollten sie sich lange gut verstehen."

„Er ist verschwunden, um ihr zu sagen, dass er möchte, dass sie beide Ringe tragen. Remus, ich glaube, unser kleiner Harry ist erwachsen geworden."

„Und das kannst du problemlos akzeptieren?"

„Erstaunlicherweise ja. Ich glaube, wenn ich mich an ihn zu klammern versuchte, dann wäre er bald weg und käme nie wieder. Aber wenn ich ihn wissen lasse, dass ich ihn verstehe und ihn gehen lasse, dann kommt er von selber wieder. Er hat diese Unterhaltung eben genossen, Remus, da war kein Augenblick, in dem ich das Gefühl hatte, dass er sich nicht wohl fühlt. Keine Unsicherheit in seinen Worten, er hat kaum nachgedacht, was er sagen wollte, Remus. Er hat so viel an Selbstsicherheit gewonnen."

„Gut. Er wird alle Kraft, die er erlangen kann, bitter nötig haben. Mental und magisch."

„Er möchte ein Animagus werden..." sage ich locker.

„Er will was? – Das ist gefährlich, Padfoot, und du weisst es! Obwohl ich annehme, dass James diese Idee unterstützen wird."

„Ich weiss. Ich habe nicht einfach so zugestimmt. Hermione scheint auch interessiert zu sein, sie hat mir immer wieder Anspielungen gemacht, aber sie hat mich nicht direkt gefragt. Jetzt hat aber Harry drum gebeten, also sagte ich ihm, wenn Hermione mit von der Partie ist, dann lasse ich sie beide lernen. Sie kann ihn mitziehen."

„Guter Gedanke."