Kapitel 10 – Sommergäste
Hermione
Harry ist zurück. Er kommt aus dem Haus und setzt sich neben mich, um mir einen Kuss zu geben. Ich ziehe ihn näher, um den Kuss zu vertiefen. Seine Augen funkeln, also muss er eine gute Zeit mit Sirius verbracht haben. Er schmeckt nach Zucker.
„Remus sagte, dass du mit Sirius weggefahren bist..." sage ich.
„Ja, ich wollte mich mit ihm über so ein paar Sachen unterhalten und er schlug vor, zur Lueg zu fahren. Du weisst, was ich dort am liebsten esse."
Ich grinse. Er ist fast so schlimm verschleckt wie Ron. Er grinst zurück und überrascht mich dann total:
„Hermione, ich möchte, dass wir Ringe tragen. Beide. Siri sagte, dass er uns nach Bern fährt, damit wir auf die Suche gehen können. Ich will, dass du sie mit auswählst. Willst du?"
„Oh Harry, das wäre wundervoll. Ich liebe meinen Ring, aber ich bin die einzige, die einen trägt. Ich möchte die anderen gerne wissen lassen, dass wir beide zu dieser Beziehung stehen."
„Du musst es immer noch deinen Eltern sagen."
„Die wissen eh schon, dass du mein Freund bist und finden es gut. Ich fürchte mich nicht davor, ihnen zu sagen, dass du mein Freund bleiben wirst, weisst du. Sie sind ein Produkt der Sechziger Jahre, die sind liberal genug, um das zu akzeptieren, obwohl ich noch so jung bin. Ich fürchte mich mehr davon, von ihnen kräftig geneckt zu werden, dass ich mir nicht mehr Zeit nehme, mich umzuschauen. Sie werden vermutlich erwarten, dass wir uns trennen, bevor es zu einer Heirat kommt. Dass ich irgendwann doch noch ein bisschen mehr von der Welt sehen will und so. Also macht es mir keine Sorgen. Und du solltest dir auch keine machen, sie werden dich lieben."
„Ich möchte sie so gern besser kennen lernen. Ich meine, ich habe noch nie mehr als ein paar Floskeln mit ihnen gewechselt."
„Ich vermisse sie. Aber ich habe einen Plan. Ich will Sirius und Remus fragen, ob sie nicht für ein paar Tage hierher kommen dürfen."
„Das wäre grossartig, Hermione, und es ist eine sehr gute Idee."
Wir stehen beide auf, um uns ein Spiel zu holen, das wir draussen vor dem Haus auf dem langen Tisch spielen. Es ist genau wie im letzten Sommer, einfach himmlisch. Die Geranien sind wieder zurück auf den Fenstersimsen und der Garten blüht in den prächtigsten Farben. In einer Ecke davon haben wir den Eisenhut für Remus' Wolfsbanntrank gepflanzt. Getrocknet wird es reichen bis nächstes Jahr. Die Blüten müssen entweder bei Vollmond im Juli oder im August geerntet werden und die Blätter kann man einfach abpflücken und trocknen. Getrocknet wird dann alles zerbröselt und getrennt aufbewahrt. Langsam wird das Brauen des Tranks bereits zur Routine, aber wir geben uns alle vier grosse Mühe, immer konzentriert daran zu arbeiten.
„Oh, Hermione, ich habe Sirius gebeten, mir beizubringen, wie man ein Animagus wird..." sagt Harry plötzlich.
Ich erstarre. Das ist ja, was ich schon die ganze Zeit möchte. Ich habe ihm Anspielungen gemacht, aber bisher hat er nie reagiert. Jetzt hat Harry ihn darum gebeten...
„Was sagte er dazu?" frage ich.
„Dass er mich lehrt. Aber nur, wenn du auch mitmachst. Er hat deine Anspielungen wohl bemerkt."
Oh. Mein. Gott. Er will es uns lehren! Ich wollte ein Animagus werden, seit ich Professor McGonagall zum ersten mal in ihrer Form als Katze gesehen habe! Und natürlich wollte ich es noch viel mehr, nachdem ich Sirius als Padfoot kennen gelernt hatte. Ich werde aufgeregt und gebe zu:
„Ich war schon so nahe dran, es selber zu unternehmen. Ich habe sogar schon ein paar Vorstudien in der Bibliothek gemacht. Ich will es so sehr lernen, Harry!"
Er grinst.
„Das hat er auch vermutet. Ich glaube, der hat dich total ausbaldowert, Liebste."
Das bringt mich zum Grinsen. Cleverer Sirius. Er bemerkt weit mehr als man vermuten würde. Macht nichts, er versteht uns alle grossartig. Remus mag uns alle sehr, aber er ist distanzierter, besonders im Unterricht. Sirius macht keinen Unterschied zwischen Unterricht und Freizeit. Er ist immer der gleiche und gleich kompetent. Nicht, dass Remus nicht kompetent wäre, aber er ist der Lehrer von den beiden. Ich glaube nicht, dass Sirius sich wirklich als Lehrer sieht, er sieht sich eher so als Assistent. Dabei macht er's wirklich gut. Ich denke, Remus ist mehr eine Respektsperson. Er braucht diesen Respekt aber auch, weil er als Werwolf von den meisten Leuten mit ekligen Vorurteilen verfolgt wird und Null Respekt erhält. Ich zeige ihm diesen Respekt noch so gerne, denn er ist wirklich einer der nettesten Menschen, den ich kenne.
Nach und nach kommen auch die anderen Klassenkameraden auf die Terrasse. Einige, wie Parvati und Draco, sind eben erst aufgestanden. Also wirklich!
Die Examen sind vorbei, aber wir haben noch eine Woche Schule. Nicht, dass wir noch besonders hart arbeiten würden. Ich kann es kaum erwarten, bis die Resultate hereinkommen. Das wird ein hübsches Päckchen Pergament, das da im Juli hereinschneien wird.
Als Remus und Sirius auf der Terrasse auftauchen, frage ich sie:
„Was meint ihr – könnte ich meine Eltern in den Ferien für eine Woche einladen?"
Ich warte etwas ängstlich auf ihre Entscheidung. Remus überdenkt wie immer alle Vor- und Nachteile und sagt dann:
„Ja, ich denke, das können wir schon möglich machen, Hermione."
Ich springe auf und umarme ihn und dann Sirius auch noch gleich. Remus umarmt mich fest und gibt mir einen kleinen Kuss auf die Nase. Ich werde meine Eltern sehen! Es ist fast ein Jahr her, seit ich sie zum letzten Mal gesehen habe, es war doch sehr hart. Ich weiss, es ist für alle anderen hier auch so. Das macht es immer doppelt hart für Blaise und Harry, deren Eltern nie mehr wiederkommen.
Wir kommen überein, dass ich die Wahl, wann sie kommen wollen, meinen Eltern überlasse, und ich dampfe ab, um ihnen sofort zu schreiben. Hedwig ist nur zu glücklich, wieder mal einen Brief zu ihnen zu tragen.
Remus
Es war nicht so ganz leicht, meine Einwilligung zu geben. Hermiones Eltern wissen zwar, wo wir sind, es ist ja nicht, dass wir nicht wollen, dass sie hierher kommen. Sie werden unbeobachtet hierher kommen müssen. Und noch wichtiger als die Sicherheit ist das, was Hermiones Klassenkameraden dabei fühlen. Und es ist leicht zu erraten, was sie denken. Nach kurzem Überlegen entscheide ich, dass wir ihnen zugestehen müssen, was wir Hermione erlaubt haben.
Das Schuljahr endet am 16. Juni. Danach ist Zeit genug, um jeweils eine Familie für eine Woche zu beherbergen.
Am Montag heisse ich sie zur letzten Woche in der Schule willkommen und teile ihnen als erstes mit, dass wir es sehr ruhig angehen lassen werden, da wir ja das Material des fünften Schuljahres schon vollständig abgehakt haben und noch nicht im Besitz der Bücher für das nächste Jahr sind.
Dann bringe ich die Sprache auf mögliche Besuche von Eltern.
„Hermione hat die gute Idee gehabt, dass sie ihre Eltern einladen könnte, hier eine Woche zu verbringen, weil ihr ja alle nicht einfach so nach Hause gehen könnt. Sirius und ich meinen, wir könnten diese Idee auch dem Rest von euch antragen. Wer von euch hat Lust dazu, eure Eltern einzuladen?"
Sofort heben Ron, Ginny, Parvati, Padma, Ernie, Justin, Mandy und Morag die Hände. Ich überschlage die Sache kurz und komme auf sechs Elternpaare, also sechs Wochen. Da die Weasleys und die Grangers sich schon gut kennen, denke ich mal, dass sie sich überschneiden können.
„Gut. Wir werden das ein bisschen koordinieren müssen, aber das schaffen wir leicht. Platz haben wir genug, und wenn wir in der Küche nicht mehr um den Tisch passen, versorgen wir einfach die Schultische und stellen hier wieder einen grossen Tisch auf. Schreibt also alle nach Hause und offeriert eine Woche hier. Legen wir gleich fest, wer wann kommen soll, dann können eure Eltern sagen, ob es ihnen passt. Wir finden schon einen Modus. Zur Not können auch zwei Familien gleichzeitig kommen, Zimmer hat's ja genug."
Aber als wir entschieden haben, dass zunächst die Patils, dann Ernies, Justins, Morags und schliesslich Mandys Eltern, bei denen wir darauf achten müssen, dass grade kein Vollmond ist, wenn sie kommen, in dieser Reihenfolge kommen sollen, und die Kinder es so nach Hause kommunizieren, stellt es sich heraus, dass alle Eltern einverstanden sind, es von ihrer Seite her möglich zu machen. Hermiones Eltern werden in der Woche nach Mandys kommen und dürfen ein paar Tage länger bleiben, damit sie an Harrys Geburtstag hier sein werden, wenn auch die Weasleys schon eingetroffen sind.
Im Lauf der Woche kommen die Antworten und tragen viel Vorfreude ins Haus, denn alle eingeladenen Eltern wollen sehr gern kommen. Hermione ist ein bisschen traurig, dass sie nach allem jetzt am längsten warten muss, dafür dürfen George und Helen aber etwas länger bleiben, wogegen sie gar nichts hat. Erstaunlicherweise äussert niemand Neid deswegen. Allen wird bald klar, dass es für Harry die erste Gelegenheit wird, seine zukünftigen Schwiegereltern näher kennen zu lernen. Auch James und Lily sind gespannt auf die Grangers.
Also verbringen wir diese letzte Woche Schule sehr gelassen und spielen mehr, als dass wir noch lernen. Wir gehen vor allem über Dinge, welche die Kinder noch genauer erklärt haben wollen oder machen Sachen, auf die sie Lust haben. Für den Freitag Nachmittag verspricht Sirius ihnen einen Zaubertrank, der nun ganz bestimmt nicht auf dem Plan der fünften Klasse steht. In seinen Augen glimmert Unfug, als er ihnen erklärt, dass sie einen Katertrank brauen werden.
Sirius
Oh, das macht Spass! Natürlich gehen wir ernsthaft an die Sache heran, ich erkläre ihnen die Theorie wie immer und gehe durch die Zutaten, die sie noch nie benutzt haben. Es sind nicht viele. Sie machen genauso aufmerksam Notizen wie wenn es sich um einen normalen Zaubertrank handeln würde.
„Ihr könnt nie wissen, wann ihr das Zeug wirklich braucht, dann ist es äusserst nützlich, wenn ihr das Ding fast im Schlaf herstellen könnt. Denn wenn ihr ihn echt braucht, dann bringt ihr ihn nicht fertig, wenn ihr erst das Rezept studieren müsst. Ich weiss aus Erfahrung, dass man dann nicht unbedingt in der Lage ist, es überhaupt zu schaffen. Ausserdem hält der Trank nicht sehr lange, schon nach fünf bis sechs Wochen verpufft die Wirkung und ihr solltet ihn wegschütten."
Die Stunde ist noch nicht mal halb durch, als unsere ersten Gäste, Shannah und Vaidyanathan Patil sich der Türe nähern. Ich sehe sie und mache die Tür sofort auf. Sie haben sich mit ihrem kleinen Sohn, Sadhu, angemeldet. Er ist bei seinen Eltern geblieben, weil er noch nicht zur Schule geht.
„Hallo, Sirius! Es ist grossartig, hier zu sein, wir haben's auch ganz gut gefunden. Vielen Dank für die Einladung! Und verspätete Gratulation zum Wiedererlangen deiner Freiheit!" sagt Vaidyanathan mit einem breiten Grinsen zur Begrüssung.
„Shannah! Vaidyanathan! Wie schön, euch wiederzusehen! Kommt rein! Wir sind grade noch dran, bis zum Abschluss dieses Zaubertranks haben die Kinder offiziell noch Schule. Seid ihr von der Reise sehr müde?"
„Hallo, Sirius! Danke, es geht, aber wir sind auf Muggelart gereist und deshalb ist Sadhu jetzt ein bisschen hässig, aber wenn ich ihn erst mal im Bett hab, wird er schnell wieder munter."
Parvati und Padma schauen etwas sehnsüchtig herüber, aber ihr Zaubertrank ist noch am blubbern und sie fügen noch immer nach Vorschrift Zutaten dazu, daher können sie nicht weg. Es reicht aber, dass sie ihre Eltern wenigstens auf Distanz begrüssen können.
„Hallo, Dad, hallo, Mum! Hey, Sadhu! Wir sind hier bald fertig, dann kommen wir zu euch!"
„Macht nur erst euren Zaubertrank fertig, Kinder, wir können euch nachher richtig begrüssen. Erst mal muss Sadhu ins Bett," ruft Shannah ihnen zu.
„Ich rufe James oder Remus herüber, der kann euch dann den Weg zeigen."
Ich hole Remus rasch herüber. Er kommt mit James, Lily watschelt ihnen hinterher und alle drei begrüssen unsere alten Freunde. Vaidyanathan bringt einen Kasten mit einem sehr schönen Rotwein mit.
„Hier, etwas Schönes für euch beide, das könnt ihr an ein paar schönen Abenden geniessen. Vielen Dank für die Einladung, das war eine wunderbare Überraschung, wir haben nicht erwartet, unsere beiden Mädchen überhaupt noch zu sehen, bevor dieser Krieg nicht zu Ende ist... jetzt freuen wir uns sehr, wenigstens ein paar Tage mit Parvati und Padma zu verbringen, wir vermissen sie schrecklich!"
„Ja, das haben wir uns gedacht. Sie vermissen euch auch. Es ist schön, euch wiederzusehen, lasst mich euch zu den Zimmern führen, die wir für euch vorbereitet haben."
„Vielen Dank."
Shannah umarmt Lily.
„Lily, ich habe mich so gefreut, als ich es im Tagespropheten gelesen habe, dass ihr wieder da seid. Ich bin so glücklich für euch – und euren Sohn! Parvati und Padma haben mich natürlich auf dem Laufenden gehalten, wie du weisst, aber es ist so viel schöner, sich direkt zu sehen und zu sprechen, nicht wahr? Wann ist dein Baby fällig? Und wie geht's dir?"
„Oh, mir geht's ausgezeichnet, Shannah, und das Baby ist in drei Wochen fällig. Bisschen unbequem, aber du weisst ja selber, wie es ist. Es tut so gut, euch zu sehen!"
Während die Patils Remus zur Treppe folgen, konzentriere ich mich wieder auf meine Arbeit.
Remus
Ich führe die beiden die Treppe hinauf und durch die Bibliothek. Dann in den Korridor des Mädchen-Stockwerks.
„Hier ist das Gästezimmer. Wir haben es für Sadhu kindergerecht gemacht," erkläre ich und öffne die Tür des ersten Zimmers.
„Oh, das ist ja niedlich! War das Sirius?"
„Jein. Sirius hat Padma und Parvati geholfen. Haben sie gut gemacht, nicht wahr?"
„Wirklich hübsch, Remus! Vielen Dank."
Bevor sie auch nur dran denken, ihr eigenes Zimmer zu sehen, steckt Shannah ihren kleinen Sohn ins Bett. Ich schliesse die Vorhänge und schon wenige Minuten später ist das kleine Kerlchen am Schlafen. Wir verlassen das Zimmer und ziehen die Tür bis auf einen kleinen Spalt zu.
„Gut, der ist für eine gute Stunde oder zwei weg," sagt Shannah.
„Also, hier gleich nebenan hat Padma ihr Zimmer für euch geräumt," erkläre ich und zeige den beiden das Zimmer ihrer Tochter.
„Oh, das trifft sich aber gut. Da hat Sadhu nicht weit, wenn er uns sucht. Wow, ein hübsches Zimmer. Padma hat uns ja schon Fotos geschickt, aber das sieht eben nie gleich aus..."
„Ich glaube, sie fühlt sich hier sehr wohl."
„Das nehme ich an. In Hogwarts teilt sie sich den Schlafsaal mit vier anderen Mädchen. Hier hat sie ihr eigenes – und wie es aussieht ziemlich luxuriöses – Zimmer. Da sollte sie sich schon wohlfühlen."
Ich grinse und deute mit dem Daumen nach hinten.
„Und direkt neben der Bibliothek noch dazu..." sage ich.
Shannah und Vaidyanathan lachen. Er hat sein Gepäck aus der Tasche geholt und vergrössert jetzt alles. Shannah schaut sich um und fragt:
„Und wo hat Parvati ihr Zimmer?"
„Am anderen Ende des Korridors. Wollt ihr's sehen? Ich zeige euch dann auch noch gleich das Badezimmer."
„Klar."
Ich führe sie hinüber und mache erst die Tür zum Bad auf.
„Hier ist das Badezimmer. Es hat auch noch einen Zugang zur Bibliothek. Ihr müsst euch mit den Mädchen absprechen, ob du das Bad hier oder das unten benutzen darfst, Vaidyanathan. Wir fanden, dass wir ihnen lieber ihre eigene Etage und damit ein Bad nur für die Mädchen geben."
„Wow, das Bad ist aber chic..." findet Shannah.
„Ja, das finde ich auch. Wir sind froh, sind die Badezimmer alle so grosszügig, sie sind ja hier immerhin zu neunt. Also, hier drüben ist Parvatis Zimmer."
Vaidyanathan schaut hinein und nickt. Shannah gefällt es auch.
„Ihr habt ihnen hier wirklich mehr als nur einen sicheren Unterschlupf gegeben, Remus. Ich bin sehr froh, meine beiden Mädchen in euren Händen zu wissen, da kommt alles zusammen, was sie brauchen. Sinn für Unsinn und Sinn für Nützliches. Ich weiss, dass sie bei dir eine Menge lernen können. Padma und Parvati waren von dir schon sehr angetan, als du in Hogwarts unterrichtet hast. Wir beide fanden es sehr schade, dass du weggingst," sagt Vaidyanathan.
Es tut so gut, ihr Vertrauen zu besitzen. Ich lächle ihn an und bedanke mich.
„Danke, Vaidyanathan. Ich bin froh, dass ich eure Unterstützung habe. Albus wollte nicht, dass ich gehe, er war bereit, die bösen Rückmeldungen auszusitzen, aber ich wollte ihn dem nicht aussetzen. Und mich selber auch nicht, um ehrlich zu sein."
Vaidyanathan seufzt.
„Du bist der geborene Lehrer, Remus. Wer so kurzsichtig ist, nicht mal zu erkennen, dass seine Kinder bei dir mehr gelernt haben als in all den anderen Jahren mit diesen Idioten, die sich da zum Teil Lehrer schimpften, so muss ich sagen, die sind zu bedauern," sagt Shannah und fügt hinzu: „Ich habe nicht vergessen, dass eine ganze Reihe unserer Mitschüler dir viel zu verdanken haben, wenn's um Nachhilfe ging. Schon damals bist du ein guter Lehrer gewesen."
„Nicht so viel Lob, sonst werde ich rot, Kinder!" wehre ich ab, während wir wieder hinunter gehen.
Sirius
Harry und Hermione fügen die letzte Zutat zu ihrem Kessel. Sie rühren nach Vorschrift um und lassen das Feuer noch drei Minuten voll brennen, dann setzt Hermione die Flamme auf ganz klein. Harry grinst, deutet auf den Kessel und sagt:
„Das wird mehr als den Kater kurieren, den ihr vom Inhalt dieser Kiste da drüben bekommt..."
Ich grinse auch.
„Nicht, dass ich einen Kater erwarte von etwas, das Vaidyanathan Patil anbringt, Harry, glaub mir. Der würde uns nie einen weniger als perfekten Wein schenken, und von wirklich gutem Wein bekommst du keinen Kater."
„Kennst du unseren Vater denn so gut?" fragt Padma.
„Sicher. Er war was? Ich glaube, drei oder vier Jahre vor uns in Gryffindor. Und eure Mutter war in unserem Jahr oder eines weiter... jedenfalls haben wir sie in Hogwarts schon gekannt, aber nach Hogwarts erst besser kennen gelernt."
„Ach so."
Nach und nach machen alle ihre Zaubertränke fertig. Justin fragt uns mit einem breiten Grinsen:
„Sirius, bedeutet das, dass wir uns eine Alkoholparty erlauben dürfen, um das Zeug zu testen?"
Ich schnaube nur.
„Glaub mir, Justin, das willst du ganz bestimmt nicht tun, wenn du's vermeiden kannst. Das Zeug riecht zwar nicht so übel wie der Wolfsbanntrank, aber wer das trinken muss, ist bestraft genug!"
„Was ist es denn?" fragt Vaidyanathan, der eben jetzt wieder herunter kommt und sich zu uns gesellt.
„Katertrank," erkläre ich lachend.
„Sag mir nicht, dass so was heutzutage offiziell in der Schule drankommt! – Eeeeuuh, ich hatte zu meiner Zeit zu viel Verwendung für dieses üble Gebräu..." sagt er und klemmt sich die Nase zu.
„Dad! Das hast du nicht!" quietscht Parvati.
„Schätzchen, Sirius wird dir ohne mit der Wimper zu zucken jede meiner Schandtaten, von der er weiss erzählen, also hat's gar keinen Zweck, etwas abzustreiten. Wir waren eine üble Bande, als wir jung waren..."
„Ich dachte, dass ich ihnen mal etwas Brauchbares beibringe, Vaidyanathan. Wie oft benötigst du eine Schrumpflösung, wenn ein simpler Zauber etwas klein macht? Und wie oft waren wir trotz des üblen Geschmacks froh um dieses eklige Zeug hier?"
„Wie wahr! Das ist hier wirklich ein schönes Haus. Danke übrigens, dass du uns dein Zimmer überlassen hast, Padma. Mum packt aus und hat Sadhu ins Bett gebracht."
Aber schon ein paar Minuten später ist Shannah wieder bei uns, grade, als die Kinder halbwegs fertig aufgeräumt haben. Sie schaut sich um und meint:
„Was für ein wunderschönes Klassenzimmer, Sirius."
„Danke. Ich bin total begeistert, hier drin zu arbeiten und die Kinder lieben es. Willst du den Rest des Hauses sehen?"
„Aber gern doch! Die Zwillinge haben zwar jede Menge Fotos heim geschickt, aber wenn man da ist, sieht doch alles ein bisschen anders aus."
„Du warst ja schon in der Bibliothek da oben. Wenn du ganz rauf guckst, siehst du den Gemeinschaftsraum. Unser grosses Wohnzimmer, wenn du so willst."
Wir gehen die Treppe wieder hoch und ich erkläre:
„Sieht zwar nicht danach aus, aber hier drin haben wir die komplette Hogwarts-Bibliothek. Alles verkleinert natürlich, sie stellen einfach all die Bücher in die Regale, die sie schon benutzt haben. Die Verbotene Abteilung ist bei uns drüben im Büro eingeschlossen. Schliesszauber funktioniert mit Remus' und meiner magischen Signatur. Wie du an der recht eindrücklichen Zahl an Büchern, die bereits in den Regalen stehen sehen kannst, sind sie einigermassen fleissig gewesen."
Es ist wahr, dass schon sehr viele Bücher draussen sind. Wobei auch schon einige neue Bücher dazu gekommen sind, wenn wir alle das eine oder andere gekauft haben. Hermione, Padma und Mandy haben sie getreulich der Hogwarts-Liste hinzugefügt. Shannah schaut sich um und freut sich.
„Sehr gut. Was für ein schöner Arbeitsort."
„Ja, finde ich auch. Sie mögen ihn auf jeden Fall."
Sie folgt mir die letzte Treppe hoch. Auch der Gemeinschaftsraum findet ihren Gefallen. Es ist ein freundlicher, heller Raum, denn tagsüber scheint die Sonne durch vier grosse, flache Dachfenster. Im ganzen Mittelteil des Hauses gibt es auf dieser Etage drei davon auf jeder Seite, eines über dem Klassenzimmer und zwei über dem Gemeinschaftsraum. Einen Stock tiefer haben wir Dachfenster, die ausgemauert sind, ebenfalls drei davon auf jeder Seite des Hauses.
„Auch hier können sie ein Bad benutzen, wenn nötig. Da ist der Eingang zu den drei obersten Zimmern und das Bad ist auf der Seite, genau über Sadhus Zimmer."
Nachdem ich Shannah auch diesen Teil des Hauses gezeigt habe, gehen wir wieder hinunter. Die Kinder sind jetzt fertig mit Aufräumen und nur die Zwillinge warten auf ihre Mutter. Ich lasse sie allein und gehe hinaus auf die Terrasse.
Padma
Sie sind wirklich endlich hier. Es reicht einfach nicht, seine Familie einmal im Jahr zu sehen, aber wir leben in einem Krieg, und da muss man manchmal auf einiges verzichten. Meine Eltern sehen gut aus, aber müde. Sie müssen in den letzten Monaten schwierigere Zeiten gehabt haben als Parvati und ich, sie haben sich immerzu vor einer neuen Todesser-Attacke fürchten müssen. Und sie haben doch den ersten nur grade eben überlebt.
„Wir haben so um euch und Sadhu gebangt, Mum."
„Ich weiss, Liebling, aber wir haben's bisher überstanden. Euer Bruder hat auch darunter gelitten, wir mussten ihn so oft woanders unterbringen. Und immer wieder an einem anderen Ort, damit er weniger in Gefahr geriet. Es gab noch einen Anschlag auf uns, davon haben wir euch absichtlich nichts erzählt. War auch nicht so schlimm wie der erste, eher ziemlich patschert. Wir haben sie ziemlich leicht erwischt. War wohl auch nicht erste Garde Todesser, eher ein paar Neulinge."
„Oh, Mum – Dad!"
„Mach dir nichts draus, Liebes, eines schönes Tages wird es vorbei sein, glaub mir!"
Dad nimmt mich fest in die Arme und dann gibt er Parvati die selbe Umarmung. Ich fühle mich wirklich schlecht dabei, dass sie da draussen in Gefahr sind, während ich hier drin mit Blaise eine sehr glückliche Zeit verbringe. Aber Dad will nichts davon wissen und fragt uns statt dessen:
„Anstatt hier zu jammern, solltet ihr uns lieber eure Freunde vorstellen, Padma."
„Okay, Dad, aber vielleicht bist du nicht allzu glücklich über meinen..." sagt Parvati scheu.
Sie hat Grund zur Furcht, denn obwohl ich ihr schon seit mindestens März gesagt habe, dass sie unseren Eltern erzählen soll, wer ihr Freund ist, hat sie's nicht gemacht. Aber jetzt muss sie und es wird deswegen nicht einfacher werden. Ich bin froh, wissen sie schon über Blaise Bescheid. Andererseits erwarte ich ja nicht, dass sie gleich explodieren werden, wenn sie Draco kennen lernen. Er kann auch wirklich charmant sein, wenn er will, der Junge. Ausser, wenn er das Gefühl hat, es wäre cool, als kleiner Rebell rüberzukommen... na ja, da geht's schon los.
„Draco! Ich möchte dich gern meinen Eltern vorstellen, kommst du mal rüber?" ruft Parvati.
Draco kommt sofort her und Parvati stellt ihn vor.
„Mum, Dad, das ist Draco Malfoy," sagt sie mit so viel Courage, wie sie zusammenklauben kann.
Ich schaue mir Dad an. Er schaut ein bisschen verdutzt, aber dann streckt er seine Hand aus und Draco schüttelt sie. Phu, ich glaube, er zieht es vor, bei meinen Eltern den Charmeur zu geben.
„Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Mr. Patil. Ich glaube, mein Vater hat bei Ihnen öfter Wein gekauft, nicht wahr?"
„Hallo, Draco. Ja, das hat er. – Obwohl ich höre, dass du zur Zeit nicht gerade auf bestem Fuss mit ihm stehst..." sagt Dad mit einem Zwinkern in den Augen, das mir sagt, dass er ziemlich amüsiert ist.
„Nicht zu gut, nein. Ich weiss nicht, wie man eine Beziehung mit einem Vater bezeichnet, der knapp davor war, Avada Kedavra auf seinen Sohn zu schmeissen."
„So schlimm? Da ist der gute Lucius aber doch definitiv ein bisschen zu weit gegangen. Also, Parvati und du seid zusammen? Ihre Briefe klingen immer sehr zufrieden."
Draco lächelt! Und es ist ein Lächeln, das auch seine Augen erreicht, etwas, das nur etwa jedes zehnte Mal passiert, ausser wenn er Parvati anlächelt. Er nimmt Parvati bei der Hand und beide nicken. Dad wird sehr direkt, als er sagt:
„Erfreut euch aneinander. Aber erinnert euch daran, dass da draussen ein Krieg tobt und ihr irgendwann mal mit hineingezogen werdet. Ihr werdet Partei ergreifen müssen und wenn ihr euch für die selbe Seite, vorzugsweise unsere, entscheiden könntet, wäre das sehr viel wert. Und das heisst, dass du vielleicht eines Tages deinem Vater gegenüber stehst und Avada Kedavra auf ihn anwenden musst, Draco. Das ist eine ziemlich schwere Last auf einer Beziehung, also geniesst sie, während sie hält."
Parvati lässt Dracos Hand los und umarmt Dad. Sie war den Tränen nahe, aber jetzt ist sie bestimmt sehr erleichtert, dass Dad nicht sauer auf sie ist. Ich wende mich Blaise zu, der schon von selber hergekommen ist.
„Mum, Dad, das ist Blaise Zabini."
Dad schüttelt meinem Schatz die Hand und lächelt.
„Wir haben schon sehr viel über dich gehört, Blaise, oder vielmehr gelesen. Ich freue mich, dich kennen zu lernen."
„Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Sir, die Zwillinge sprechen so oft von Ihnen. Sie vermissen Sie sehr."
„Sie mögen uns sehr vermissen, aber uns nur einmal im Jahr kurz zu sehen, ist immer noch besser als nie mehr. Es tut mir sehr leid, dass du deine Eltern verloren hast, Blaise," sagt Mum.
„Ich komme langsam darüber hin weg. Professor Lupin ist jetzt mein Vormund."
„Er ist ein guter Mensch, Blaise, ich bin sicher, er ist gut zu dir."
„Oh ja, er ist immer freundlich und hilfsbereit. Wir mögen ihn alle sehr."
Sirius hat den Tisch draussen noch mal ein bisschen grösser gemacht. Er ist schon gedeckt und wir setzen uns alle zum Essen. Mum und Dad sitzen zwischen Parvati und mir. Remus und Sirius sitzen ihnen gegenüber und Remus hat zwei Flaschen Wein geöffnet. Er reicht eine Dad und sagt:
„Ich dachte, dass du vielleicht gern einen hiesigen Wein probieren würdest, Vaidyanathan, wenn du schon mal da bist. Das ist Dôle."
„Oh sicher, schenk ruhig ein. Dôle ist sehr gut. Das ist ja hier traumhaft schön, ihr Leutchen wohnt ja an einem zauberhaften Ort. Die Aussicht ist ja grossartig."
Das ist sie. Wir sitzen mit dem Rücken zum Haus und geniessen die Aussicht total. Die Berge sind in goldenes Abendlicht getaucht. Die höchsten davon sind immer noch schneebedeckt, aber wir hatte einen sehr warmen Frühling, daher gibt es doch auch schon einige blanke Stellen.
Zum Essen gibt es Bratwurst, Röschti und Salat. Diese Bratwürste sind nicht so klein wie unsere Frühstückswürstchen, das sind richtige grosse Würste, am Stück gebraten und dann in kleinere Stücke geschnitten. Sie schmecken auch viel besser und werden mit vielen Zwiebelringen gebraten. Dad, der ein Vegetarier ist, bekommt seine Röschti ohne Speckwürfelchen darin, dafür mit gutem Käse und viel Salat.
Er mag den Wein. Wir dürfen auch ein Glas haben.
Den Abend verbringen wir draussen, einige von uns fliegen noch eine Weile auf unseren Besen. Es ist so gut, dass wir jetzt volle zwei Monate frei haben. Wir dürfen am Morgen so lange schlafen wie wir wollen, ausser wenn wir auf einen Ausflug gehen. Im Augenblick gibt es noch keine Pläne, also haben wir Zeit, den Wald zu Fuss und auf unseren Besen zu erkunden. Wir müssen nur immer an die Verschleierungszauber denken, damit uns keiner fliegen sieht. Aber hier dürfen wir dafür ungeniert auch in den Ferien zaubern, wogegen keiner von uns etwas hat.
Als wir zum Haus zurückkehren, ist es längst dunkel. Meine Eltern, James, Lily, Sirius und Remus scheinen es sehr gemütlich miteinander zu haben. Ich sehe noch mehr Weinflaschen, die ziemlich leer aussehen. Sie klingen auch alle vier ziemlich ausgelassen. Ich glaube, das ist ebenso eine gute Gelegenheit für meine Eltern, ihre alten Freunde wiederzusehen, wie uns zu besuchen.
Wir wünschen ihnen gute Nacht und gehen zu Bett. Ich krieche zu Blaise ins Bett. Er liest noch und scheint ziemlich glücklich, dass ich endlich heimkomme.
„Ich freue mich, dass du wieder da bist, Padma, ich hab dich vermisst..."
„Sorry! Ich vergesse immer wieder, dass du nicht fliegst!"
„Ist schon okay, Quidditch ist halt nicht mein Ding."
Remus
Es ist wunderbar, sie wiederzusehen, sie sind so alte Freunde. Wir reden und lachen den ganzen Abend, sowie Vaidyanathan Sadhu zu Bett gebracht hat. Er ist erst drei, ein spassiges kleines Kerlchen, der wie eine Kopie seiner grossen Schwestern aussieht, die gleichen glänzenden schwarzen Haare und dunkelbraunen Augen hat. Shannah wirkt aber sehr müde. So wie sie aussieht, ist für sie das letzte Jahr nicht so einfach gewesen wie für ihre Töchter. Sie erkundigt sich nach deren Schulleistungen. Ich kann sie dahingehend beruhigen, dass beide fleissig sind und gut lernen.
„Padma ist ein bisschen regelmässiger in ihren Leistungen, bei Parvati geht es etwas mehr auf und ab, je nach Fach. Aber Padma ist schliesslich auch eine Ravenclaw. Parvati ist allerdings sehr gut in Verteidigung und macht sich auch gut in Transfiguration," erkläre ich lächelnd.
„Padma war schon immer etwas ernsthafter als Parvati. Sie ist die Zweitgeborene, aber erstaunlicherweise ist sie der dominierende Zwilling. Ich bin übrigens sehr froh, dass ihr kein Wahrsagen unterrichtet, Parvati hat's zwar am Anfang vermisst, aber jetzt scheint es ihr nicht mehr so wichtig zu sein. Sie hat's in ihren Briefen schon eine ganze Weile lang nicht mehr erwähnt. Ich hoffe, sie hat's hinter sich gelassen. Diese Bewunderung für Sybill Trelawney fand ich schon ziemlich bedenklich. Ich verstehe nicht, warum Dumbledore sie behält, wo sie doch offensichtlich eine Niete ist."
„Sie ist zwar eine Niete, aber eine, die ein seltenes Mal auf eine Goldmine tritt. Nur kann sie sich selber nie dran erinnern. Sie hat bereits zwei zutreffende Vorhersagen abgeliefert, aber bei beiden ist sie weggetreten und hatte keine Ahnung davon. Vor allem die erste ist ein Pulverfass für sie und deshalb behält Dumbledore sie in Hogwarts. Sie richtet kaum Schaden an und die wenigsten Schüler nehmen sie wirklich für voll. Aber sie ist geschützt. Die Todesser wissen nämlich, dass sie eine Prophezeiung von sich gegeben hat, die besagt, dass es jemanden gibt, der Voldemort zerstören kann. Aber sie kennen nicht die ganze, die kennen nur ein paar wenige Menschen und auf die will Dumbledore das auch beschränkt haben," erkläre ich.
„Ach! Will heissen, du kennst sie?" fragt Vaidyanathan.
„Ja."
„Aber du kannst natürlich nichts sagen, alles klar."
„Es wäre zu gefährlich, Vaidyanathan. Jeder, der sie kennt, ist in grösster Gefahr, denn Voldemort will schon seit jeher wissen, was in dieser Vorhersage steht. Wer also den Inhalt kennt, ist ein potentielles Opfer. Aber er weiss auch nicht, wer alles den Inhalt kennt und wie viel davon. Die Todesser konnten nämlich nur die ersten paar Zeilen hören," sagt jetzt Sirius.
„Ich entnehme dem, dass schon Leute deswegen gestorben sind?"
„Allerdings. Mehrere."
„Aber um zu Parvati zurückzukehren, sie hat die Theorie der fünften Klasse im Selbststudium durchgenommen und mit Lavender korrespondiert, wenn sie irgendwo angestossen ist, damit sie die OWL Prüfung für Wahrsagen ablegen konnte. Ich bin ziemlich sicher, dass sie reüssiert hat. Für die NEWTS wird sie sich aber auf Arithmantik und/oder Alte Runen entscheiden. Dort will sie ihr Abschneiden bei den OWLS abwarten, bevor sie sich entscheidet. Sie ist in beiden Fächern ziemlich gut. Ich glaube, sie hat einen guten Kopf für Mathematik, das macht es in Arithmantik schon etwas leichter," kehre ich zum vorigen Thema zurück.
„Ah gut! Ein OWL mehr. Ich erwarte nicht mehr als sechs von Parvati. Sie ist nicht grade übermässig interessiert an der Schule. Aber das ist ihre eigene Art, da kann man nicht viel machen. Wir hoffen aber, dass sie sich vielleicht für unser Geschäft interessieren wird, weil sie, wie du sagst, gut mit Zahlen umgehen kann. Padma ist da ganz anders. Die zieht es vor, das Gesicht ins Buch zu versenken. Mehr meine Art..."
„Sie werden ihren Weg schon gehen – wenn sie die Chance dazu bekommen und nicht schon ihr Leben verlieren, kaum, dass sie aus der Schule kommen. Wir müssen wirklich alles dran geben, mit Voldemort und den Todessern bald aufzuräumen. Wobei die Todesser, auch wenn sie in der Mehrzahl sind, das kleinere Problem sind. Voldemort ist der Schlüssel. Sind wir den los, werden wir die Todesser bald dran bekommen haben. Amelia Bones wird nicht mit sich handeln lassen, die wird jeden, der's verdient, verurteilen," sagt Sirius.
„Ich mache, was ich von meiner Position aus tun kann. Ich bin oft im Ausland unterwegs und alles, was mir dabei zu Ohren kommt, geht direkt zu Albus," sagt Vaidyanathan.
Womit wir schon wieder beim alten Problem sind. Auf der einen Seite wäre ich mehr als froh, wenn ich aktiv mitkämpfen könnte, aber ich will Sirius vollständig heraushalten und das bedeutet, dass ich hier bleibe. Er könnte das geschützte Haus ja jetzt jederzeit verlassen, aber er bleibt. So lange ich hier bin und Harry hier ist, James und Lily hier sind, wird er hier bleiben und den Kampf bestimmt nicht vermissen. Ich weiss, dass das von mir auch ziemlich selbstsüchtig ist, und manchmal gehe ich sogar so weit, dass ich mir ziemlich kindisch wünschte, dass jemand anderes als wir dieses Problem löst. Vielleicht mit einer Maschinenpistole oder so etwas, jedenfalls etwas, das ihn so durchsiebt, dass nichts mehr von ihm übrig bleibt. Wobei ich kaum zu hoffen wage, dass er nicht auch aus so einer Ruine noch auf irgend eine Geissart entkommen und sich wieder einen neuen Körper beschaffen könnte. Obwohl er jetzt wahrscheinlich Mühe bekunden würde, jemanden zu finden, der sich in einer ähnlich verzweifelten Lage befindet wie Wormtail.
Ich hebe mein Glas und nehme noch einen Schluck Wein. Das wird wohl schon so das zehnte Glas oder so sein, aber heute kümmere ich mich nicht sehr darum, ausserdem ist der Stoff wirklich gut. Wir lassen es auch sehr spät werden, aber dann gehen wir doch hinein und zu Bett. Es tut gut, für eine Weile wieder einmal gleichaltrige Freunde um uns zu haben.
In den nächsten Tagen gehen wir viel auf Ausflüge und machen kleine Bergwanderungen. Zunächst meckern die Kinder, weil sie im Rucksack alles mittragen müssen und wir ihnen nicht erlauben, die Sachen zu verkleinern. Aber nach einer Weile gewöhnen sie sich daran und das Wandern wird auch immer ein bisschen weniger anstrengend. Parvati und Padma halten sich nahe bei ihren Eltern und wir anderen geben ihnen Freiraum, so dass sie ihr Zusammensein als Familie geniessen können. Ausserdem gehen wir zum nächsten öffentlichen Schwimmbad, wo sich alle in der Sonne aalen und schwimmen. Schon nach wenigen Tagen ist Sirius wieder schön braun. Das Wetter spielt glücklicherweise auch mit, denn wir haben nur einen einzigen Tag mit Gewitter, und das auch erst am Abend, als wir von unserem Ausflug zurückgekehrt sind.
Am Samstag verlassen die Patils uns, um den McMillans Platz zu machen. Die beiden Elternpaare treffen noch aufeinander, denn die Patils reisen am Samstag Nachmittag erst ab, während die McMillans am späten Vormittag eintreffen.
Ernie ist dran, sich darüber zu freuen, mit seinen Eltern eine Woche verbringen zu können. Sie sind beide dem Orden des Phönix beigetreten und kämpfen jetzt aktiv gegen die Todesser. Mr. McMillan arbeitet für das Ministerium in Amelia Bones' Abteilung, aber als Jurist hat er einen Bürojob. Seine Frau war im ersten Krieg schon mit uns im Orden und jetzt ist sie dahin wieder zurückgekehrt und hat ihren Mann und ihren ältesten Sohn mitgebracht. Sie erinnert sich an uns beide.
„Ich erinnere mich noch an Sie, Mr. Lupin, ich habe Sie als Mitglied des Phönixordens kennen gelernt. Es ist schön, Sie wiederzusehen. Sie waren damals eines der jüngsten Mitglieder."
„Es freut mich ebenso, Sie wiederzusehen, Mrs McMillan. Es ist allerdings schon ziemlich traurig, dass wir uns wegen des selben Problems wiedersehen."
„Das ist es, aber was bleibt uns anderes übrig, als weiterzukämpfen. Das Ministerium hat jetzt wenigstens den Orden des Phönix voll anerkannt und wir arbeiten eng mit den Auroren zusammen. Es ist schmutzig, gefährlich und hässlich, aber das war es alles auch schon vor fünfzehn Jahren. Ich bin sehr froh, dass meine beiden jüngeren Kinder in geschützten Häusern untergekommen sind, meine Tochter kommt jetzt in die fünfte Klasse. Und mein Ältester ist bereits aus der Schule und mit uns zusammen ebenfalls sofort dem Orden beigetreten. Dies ist ja die einzige Möglichkeit für alle von uns, die den Kampf aufnehmen wollen und keine Auroren sind."
Mr. McMillan ist ein freundlicher Mann. Da er Jurist ist, weiss er jede Menge über alle legislativen Dinge im Ministerium. In den nächsten Tagen diskutieren wir alle viel über die Politik und den Krieg. Aber wir gehen auch wieder auf Ausflüge, Wanderungen und als ich vorschlage, dass wir das Ballenberg-Museum besuchen sollten, gehen alle gerne auf den Vorschlag ein.
Das Museum liegt ziemlich hoch über dem Brienzer See und ist ein Freilichtmuseum für ländliche Architektur und Gewerbe. Das umfasst nicht nur die Bauernhäuser, sondern auch verschiedene alte Gewerbe und Handwerke. Unterwegs zeige ich ihnen, wo Sir Arthur Conan Doyle seinen Sherlock Holmes in den Fluten umkommen liess.
Ginny
Oh, das macht Spass hier! Das Gelände ist riesig und die alten Häuser, die man aus der ganzen Schweiz zusammengesammelt hat, werden am originalen Standort bis zur letzten Schraube auseinander genommen und hier in Baugruppen, nach Region eingeteilt, wieder zusammengesetzt. Man ist noch lange nicht fertig, aber es stehen doch schon eine ganze Menge Häuser da, die man nicht nur von aussen betrachten kann, sondern in die man hineingehen kann. Drinnen sind sie alle mit zeitgemässen Möbeln eingerichtet und überall sind Kleider, Geräte, Geschirr und allerhand anderes, das uns die Lebensweise der Bauern vor langer Zeit hier näher bringt. Auch Spielsachen sind dabei. Zwischen den Häusern sind Weiden angelegt, auf denen alte Haustierrassen zu sehen sind. Kühe, Schweine und Pferde, aber auch viele Hühner und andere Tiere.
Ich staune, wie unterschiedlich die Häuser aus den verschiedenen Landesteilen aussehen. Fast alle sind, wie unsere Sunnegg, Mehrzweckhäuser. Aber je nach der Gegend, woher sie kommen, kann man unterschiedliche Philosophien erkennen. Da gibt's die Mehrzweckhäuser aus dem Bernbiet, voll auf die Landwirtschaft mit Viehhaltung und Ackerbau ausgerichtet. Es gibt Häuser aus den Weinbaugebieten, in denen die Landwirtschaft natürlich auf den Weinbau, das Keltern und Lagern des Weins ausgerichtet sind. Und dann gibt's die Alpwirtschaftsgebäude, deren Zweck hauptsächlich von der Viehhaltung bestimmt wird. Es gibt viele Fachwerkhäuser in unterschiedlichen Formen. Und dann gibt's natürlich das bekannte Chalet.
Das erste Haus, das wir betreten, hat ein tief herabhängendes Strohdach, welches einen fast grosszügigen Vorplatz bedeckt. Das Haus ist in der Form ähnlich wie unseres, nur etwas kleiner. Als wir die Küche betreten fällt uns sofort der Rauch auf, der durch alle Räume zieht. Ich hebe meine Nase und sehe, dass Remus das selbe tut. Er schnüffelt kurz, grinst und deutet zur Decke hinauf. Ich schaue hinauf, aber da ist gar keine Decke zu sehen.
Die Küche geht von einer Seite des Hauses durch bis zur anderen. Ein alter Steinherd ist die Quelle des Rauchs.
„Was ist denn das da oben?" frage ich.
„Speck, Schinken und Würste. Alles, was aus Fleisch in einer Küche so geräuchert werden kann. Das ist eine alte Tradition hier und eine alte Art, Fleisch lange haltbar und schmackhaft zu machen. Und eine sehr einfache noch dazu. Natürlich sind früher alle Türen zu den Stuben vorne dichtgemacht worden, wenn man Fleisch räucherte, und man arbeitete auch nicht dauernd dran. Was da oben geräuchert wird, kann man dann nachher im Laden drüben kaufen. Wir nehmen sicher ein paar Sachen mit, das Zeug schmeckt nämlich super."
Ich vermute, dass das sogar stimmt und Ron scheint diese Ansicht auch zu hegen, denn sein Gesicht nimmt diesen verträumten Ausdruck an, wie immer, wenn er ans Essen denkt.
Das nächste Haus ist auch interessant. Es kommt aus der Gegend von Basel. Wir begegnen im Innern einem Handwerk, das fast allen Bauern in Heimarbeit zusätzliches Einkommen lieferte, das Weben von Bändern aller Art nämlich. Man nannte diese Weber die Posamenter. Alles in dem Haus ist eng, aber in einem der Räume steht ein mechanischer Webstuhl, der gleich eine ganze Reihe von Bändern zugleich herstellt. In einem weiteren Raum ist etwas über die Geschichte dieser Posamenter zu lesen und das klingt ziemlich nach Ausbeutung. Ich wette, dass die alle mausarm waren. Selbst die Kinder mussten mitarbeiten. Hermione erzählt uns, wie es in England zur selben Zeit in der Textilindustrie zugegangen ist. Bei den Muggeln, heisst das. Ich höre staunend zu. Ich frage sie, woher sie denn das alles weiss. Sie grinst.
„Seit ich ganz klein war, habe ich meine Eltern über diese Dinge sprechen hören. Sie sind Sozialisten, weisst du. Wenn du dann die selben Dinge so und so oft gehört hast, sind sie einfach drin. Es gab in England viel Textilindustrie, noch viel mehr als heute, und die Leute wurden ebenso übel ausgebeutet wie diese Arbeiter hier."
Ich finde all diese Geschichte interessant. Wenn ich sehe, wie diese Menschen damals leben mussten, werde ich nie mehr das Gefühl haben, in einer armen Familie aufgewachsen zu sein. Wir haben alles, was wir brauchen, mehr als genug zu essen, und wir haben unsere Magie. Und alle sieben von uns Kindern haben eine erstklassige Bildung erhalten. Das ist schon fast Reichtum. Ich schliesse zu Remus auf und frage ihn:
„Remus, was meinst du, könnten wir noch mal hierher kommen, wenn Mum und Dad da sind? Ich bin sicher, Dad wäre begeistert, das hier sehen zu können. Du weisst doch, wie er auf Muggel abfährt."
„Das ist eine ausgezeichnete Idee, Ginny. Klar können wir das machen."
„Gut. Das wird ihn bestimmt freuen. Schaffen wir überhaupt alles an einem Tag?"
„Wahrscheinlich, denn das Museum ist immer noch im Aufbau. Sie haben noch längst nicht jede Region berücksichtigt und manches ist deshalb erst im Bau."
„Gibt Grund, immer mal wieder herzukommen."
Ebenso wie es alte Haustierrassen gibt, sehen wir auch kleine Felder, auf denen alte Getreidesorten und Gemüse, Blumen, Kräuter und sogar Tabak angebaut werden. Wir kommen an einem Haus vorbei, in dem eine Drogerie untergebracht ist und auf dessen einer Seite ein Färbergarten, auf der anderen ein grosser Kräutergarten angebracht sind. Neville verbringt ungefähr eine halbe Stunde damit, uns all die Pflanzen und deren Besonderheiten zu erklären.
Nach dem Posamenterhaus geht's den Hügel hoch, um eine Ecke und dann sehen wir von weitem her ein sehr schönes, breites Haus mit einem grossen halbrunden Tor. Es ist weiss getüncht und das Dach ist nicht so steil, wie die anderen Häuser, die wir bisher gesehen haben, sondern fällt nur sehr leicht ab. Es hat einen hölzernen Kamin obendrauf.
„Das ist ein Jurahaus," erklärt Remus, „solche Häuser stehen in der Gegend, aus der meine Familie stammt.
Als wir das Haus betreten, sehen wir gleich das Thema, das hier drin behandelt wird. Remus erklärt, dass dieses Handwerk im Jura der Haupterwerb fast aller Familien war. Es geht um ein Produkt, das mit der Schweiz fast gleichgesetzt wird, der Uhr. In einem Teil wird alles über das Uhrmacherhandwerk erklärt und vieles zur Geschichte der Schweizer Uhren.
In der Küche sehen wir ein eigenartiges kleines Steinbecken mit einem Loch in der Aussenwand. Sirius findet heraus, was das soll:
„Das ist ein altmodischer Ausguss. Alles, was flüssig war, wurde hier einfach ausgeleert und floss nach aussen ab."
Den ganzen Tag wandern wir durch das Museum, mit einigen kurzen Pausen und einer längeren Mittagspause, währen der wir unseren mitgebrachten Picknick verzehren. Das war bisher einer meiner liebsten Ausflüge.
Justin
Ich liebe das Wandern. Vor allem durch den Wald. Es war eine gute Idee von Remus, dass wir uns alle Wanderschuhe geleistet haben. Ich mag meine wirklich gut, sie sind leicht und so fest, dass man sich kaum vertritt.
Ich glaube, am besten gefällt mir am Wandern, dass man dabei seinen Gedanken nachhängen kann. Meine kreisen ziemlich viel um Ron seit einiger Zeit. Wir sind so gute Freunde geworden. Er ist wirklich ein guter Typ, ich spiele auch sehr gern Schach mit ihm, auch wenn er so gut ist, dass ich selten gewinne. Manchmal schauen wir auch zusammen fern, denn er mag so ungefähr die selben Sachen wie ich. Aber ich bin fast sicher, dass noch etwas mehr dabei ist. Ich hab nur noch nicht sicher herausgefunden was. Manchmal wird er rot, wenn er mich anschaut und ich ihn dabei ertappe. Und manchmal fühle ich ein seltsames Flimmern im Bauch, wenn ich ihn sehe, oder wenn jemand über ihn spricht. Am schlimmsten ist es, wenn wir uns aus irgend einem Grund berühren. Ich frage mich, ob ich schwul bin. Könnte ja sein, nicht wahr? Schliesslich sind Remus und Sirius so schwul, wie man nur immer sein kann. Ich erinnere mich, dass ich als Witz gesagt habe, dass sie zuviel knutschen, als Dumbledore uns aufgefordert hat, sie zu kritisieren. Aber ich hatte es wirklich nur als Witz gesagt, denn eigentlich will ich das, was die miteinander haben, auch haben. Und ich glaube, ich möchte das mit Ron haben. Aber da ich keine Ahnung habe, wie er tickt, wird's vielleicht etwas schwierig. Allerdings habe ich nicht gemerkt, dass er mit irgend einem unserer Mädchen angebandelt hätte. Okay, Ginny ist seine Schwester, Parvati, Padma und Hermione haben einen Freund, aber Mandy und Morag sind beide sehr hübsch und sehr nett. Beide sind ein bisschen schüchtern. Aber für mich tut's gar nichts, die beiden anzusehen. Auch bei den anderen, da rührt sich nichts... Ron hingegen... oh je.
„Justin! Komm schon, Mann, du bleibst zurück!" ruft Ron in diesem Moment.
„Oh, sorry. Ich komme schon."
„Was ist denn mit dir? Du benimmst dich heute wie ein Einsiedler..."
„Ich mag nur gern nachdenken, wenn wir wandern..."
„Ach so. Na ja, das ist ja auch okay, aber zurückbleiben ist dennoch keine gute Idee," erinnert er mich.
„Ist schon gut. Bin ja schon da."
Wir erreichen die Gruppe wieder. Ich glaube, es ist Zeit, mit Remus oder Sirius zu sprechen. Schliesslich sind die beiden schwul und müssen es irgendwann auch vor sich eingestanden haben, die sollten mir schon helfen können. Als wir uns schliesslich auf den Rückweg, wieder durch ein Waldstück, machen, halte ich mich an Sirius. Als wir allein sind, frage ich ihn:
„Sirius, kann ich dich was fragen?"
„Klar..."
„Wie hast du gemerkt, dass du schwul bist? Sorry, wenn das zu persönlich ist, brauchst du natürlich nicht zu antworten... ich versuche nur, eigenartige, fremde Gefühle auszusortieren. Ich dachte, wenn ich das wüsste..."
„Das ist schon in Ordnung, Justin, ich finde es gut, dass du fragst. Es ist ja nicht etwas, aus dem ich ein Geheimnis mache, dafür sehe ich keinen Grund. Wie wusste ich, dass ich schwul bin? Na ja, ich würde sagen, das ist mir schon aufgefallen, als ich merkte, dass zwei meiner drei Freunde im Schlafsaal anfingen zu masturbieren. Sie sprachen die ganze Zeit darüber, was für tolle Frauen sie sich dabei ausmalten. Selbst mir war klar, dass das für vierzehnjährige durchaus normal war, aber wenn ich es tat, dann kamen keine mädchenhaften Bilder vor mein geistiges Auge. Ich sah – kantigere Gesichter, Körper mit scharfen Konturen, keine weiblichen Rundungen. Und ich sah immer das selbe Gesicht. Ich war schon damals auf Remus fixiert. Eines Tages habe ich dann einfach akzeptiert, dass ich schwul sein musste, weil ich mich in Remus verliebt hatte. Da war ich knapp fünfzehn."
„Du sagtest, zwei von deinen drei Freunden..."
Er grinst.
„Ja, denn Remus war immer eine sehr private Person. Seine Eltern haben mir mal erzählt, das er als kleines Kind schon so war, selbst bevor er gebissen wurde. Er war unglaublich scheu und versteckte sich fast ständig. Wenn er masturbiert hat, was ich annehme, dann sicher nur unter Silenziumzaubern. Ich wusste erst lange nicht, ob er eigentlich auf Mädchen oder Jungen abfuhr. Aber ich wusste, dass ich mit Mädchen – oder mit anderen Jungen – gar nichts am Hut hatte."
„Wie finde ich es heraus?"
„Na ja – beobachte dich selber. Das hast du wohl schon ein bisschen getan, sonst würdest du mir die Frage nicht stellen, aber tu's intensiv. Und denk mal nach. An wen denkst du? Oder von wem träumst du? Welche Bilder in deinem Kopf machen dich an? Kann auch sein, dass du mit beiden Geschlechtern was anfangen kannst, weisst du. Oder dass eine bestimmte Person dich antörnt. Das Leben gibt uns eine Menge Möglichkeiten."
„Danke. Ich werde darüber nachdenken."
Ich weiss, dass ich Ron viel zu oft anschaue. Es ist ein Wunder, dass mich noch keiner damit aufgezogen hat. Bin ich in ihn verliebt? Wir erreichen jetzt den Parkplatz des Museums und Remus sagt:
„Okay, ihr könnt noch eine Weile die Boutique durchstöbern..."
Die Mädchen und die McMillans gehen hinein. Ich habe kein Interesse. Ich warte draussen und suche einen schattigeren Aufenthaltsort. Den finde ich auf der anderen Seite der Strasse, in der Richtung unserer beiden Autos. Die anderen kommen so langsam aus dem Laden getröpfelt und gehen ebenfalls zu den Autos. Ja, Autos, denn Sirius hat noch ein zweites Auto gekauft, auch einen Van, aber etwas kleiner. Jetzt finden wir ohne zu drängeln Platz. Die Fahrt zurück dauert eine Weile, aber bald erreichen wir die Sunnegg wieder. Wir sind ziemlich müde vom vielen Wandern heute. Ich gehe hinüber in mein Zimmer, in der Absicht, mich heute ein bisschen von den anderen fernzuhalten.
Ron
Was ist heute bloss mit Justin los? Er hat mich dauernd angesehen. Immer, wenn ich zu ihm geschaut habe, hat er mich angestarrt. Das ist komisch. Würde mich interessieren, ob er weiss, dass ich schwul bin. Wir haben im letzten halben Jahr sehr viel Zeit miteinander verbracht, aber ich hab's nie erwähnt. Und ich mag ihn wirklich – oh Scheisse, jetzt verschwindet er schon in sein Zimmer. Ich wollte doch noch ein bisschen mit ihm ratschen. Was mach ich jetzt?
Ich entscheide mich dafür, erst mal zu duschen und dann bequemer anzuziehen. In Jogginghose und T-Shirt tauche ich dann wieder auf und gehe hinüber zu Justins Zimmer, wo ich an die Tür klopfe. Er macht auf und trägt ähnliche Kleidung wie ich, nur ohne – du meine Güte, er ist oben völlig ohne! Das Blut in meinem Körper saust alles auf einmal zur Mitte meines Körpers und auf einmal fühle ich mich ziemlich schwindlig im Kopf.
„Hi!" sagt Justin.
„Hi. Ich wollte fragen, ob wir noch ein bisschen zusammensitzen wollen..." stottere ich.
„Klar. Soll ich rauf in den Gemeinschaftsraum kommen? – Oder willst du hereinkommen? Wir könnten ein bisschen Schach spielen..."
„Okay."
Ich trete in sein Zimmer und er schliesst die Tür hinter mir wieder zu. Sein Zimmer ist etwa gleich gross wie meines und mit den selben zwei Fenstern versehen. Sein Himmelbett ist schön gemacht, aber das Buch, das er offen umgedreht hingelegt hat, verrät mir, dass er offenbar am Lesen war. Ich kann die Augen nicht von ihm fernhalten und ziehe mir seinen Anblick herein. Er ist wirklich gut gebaut, fast so gross wie ich, breite Schultern, die Haare hängen ihm ins Gesicht. Ich weiss, dass er sie wachsen lässt, bestimmt sieht er gut aus, wenn sie einmal lang sind. Er ist dunkelblond und hat die fast gleichen blauen Augen wie ich selber. Sein Anblick törnt mich so stark an, dass ich am liebsten gleich wieder verduften würde, aber ich kann jetzt nicht umkehren, das würde doch zu verdächtig aussehen. Wir setzen uns aufs Bett und er zitiert das Schach herbei. Schach ist gut. Während eines lockeren Spiels können wir reden, nichts Verfängliches dran. Aber ich merke, dass ich mich kaum konzentrieren kann. Wahrscheinlich fehlt mir was im Hirn, so was wie Sauerstoff. Keine Ahnung, was es ist, aber er schlägt mich in zwanzig Minuten.
„Hey, was ist denn mit dir los, Kumpel? Das ist nicht dein üblicher Standard," sagt er grinsend.
„Nein. Nein, ist es nicht, ich weiss. Sorry. Wie spät ist es?"
„Halb neun."
„Ich glaube, ich gehe früh schlafen, ich bin völlig müde vom vielen Laufen heute. Die Sonne hat mich auch ganz schwindlig gemacht."
„Okay, Ron. War nett, dass du herüber gekommen bist! Tu das doch wieder mal..."
Ich stehe vom Bett auf, froh um das lange T-Shirt.
„Klar, mach' ich. Gute Nacht!"
„Nacht, Ron..."
Ich öffne und schliesse die Tür grade so langsam, dass es nicht wie eine Flucht aussieht, aber kaum bin ich im Klassenzimmer, fange ich an zu laufen und halte nicht an, bis ich oben in meinem eigenen Zimmer angekommen bin. Verdammt, ist mein Schwanz steif. Ich lasse mich aufs Bett fallen, ziehe den Zauberstab hervor und zaubere einen Silenziumzauber und einen Schliesszauber auf die Tür, dann reisse ich mir die Kleider vom Leib. Ich muss was gegen diesen Ständer tun, sonst werde ich nie einschlafen können.
Harry
Ich sehe Ron vom Klassenzimmer herkommen und die Treppe hinaufrasen. Was ist denn in den gefahren? Ich werde mich mal wieder mit ihm unterhalten müssen. Er war so viel mit Justin zusammen, da haben wir uns nicht weiter drum gekümmert, aber dieses Verhalten eben war untypisch. Und macht mir ein bisschen Sorgen. Soll ich erst mit Justin sprechen? Oder doch erst mit Ron?
„Was ist, Harry?" fragt Hermione sanft.
Wir sitzen zusammen am Küchentisch und spielen simple Würfelspiele.
„Ron..." sage ich nur.
„Ich frage mich auch, was mit ihm los ist. Er hat sich in der letzten Zeit bei uns ziemlich rar gemacht."
„Kann man wohl sagen. Ich vermute, dass er sich grade über bestimmte Gefühle klar wird."
„Für wen? Ich habe mich schon gefragt, ob er vielleicht schwul ist, Harry, er schaut uns Mädchen noch nicht mal je an. Und er verbringt viel Zeit mit Justin. Was ich auch völlig in Ordnung finde."
„Und es würde dich nicht stören, wenn er wirklich schwul wäre?"
„Komm schon, Harry, stört es mich vielleicht, dass Remus und Sirius schwul sind?"
„Stimmt. Ich glaube, Ron ist in Justin verknallt."
„Also ist er schwul? Hat er's dir gesagt?"
„Letzten Sommer schon. Ich hab versprochen, nichts zu sagen."
„Das ist okay, Harry, es macht mir nichts aus. Wenn er gewollt hätte, dass ich's weiss, dann hätte er es mir sicher selber gesagt."
„Ich frage mich nur grade, ob ich vielleicht zu Justin gehen und ihm sagen sollte, dass Ron schwul ist. Oder ob ich zuerst mit Ron sprechen sollte."
„Ich glaube, es könnte gut sein, erst mit Justin zu sprechen. Wenn du versuchst, mit Ron darüber zu reden, dann wird er sich erst recht sperren. Du weisst, dass er störrischer als ein Esel sein kann. Er muss immer das Gefühl haben, dass alles eh seine Idee war."
„Ja, das ist wahr. – Entschuldigst du mich für einen Moment?"
„Klar. Ich geh dann schon mal hinauf..."
„Gut. Ich sehe dich dann oben."
Ich gehe hinüber und klopfe bei Justin an die Tür. Einen Moment später macht er auf. Er ist wahrscheinlich ziemlich erstaunt, mich zu sehen.
„Hi. Kann ich kurz mit dir sprechen, Justin?"
„Hallo, Harry! Komm doch rein. Du bist heute erst mein zweiter Besucher..." sagt er mit einem Grinsen.
„Ach ja?" Ich trete ein und sage: „Ich hab Ron von hier hinten her kommen sehen und er ist so schnell die Treppe hochgerannt, dass er mich und Hermione am Tisch nicht mal beachtet hat. Ihr habt doch nicht etwa Krach, oder?"
„Nee. Warum sollten wir? Wir sind echt gute Freunde geworden in der letzten Zeit. Ich mag ihn sehr, Harry, weisst du..."
„Das ist schön. – Justin, ich hab euch zwei beobachtet. Ist da mehr als Freundschaft zwischen euch? Ich fände das grossartig, weisst du. Ron ist schon eine ganze Weile ziemlich durcheinander, aber letztes Jahr hat er mir gesagt, dass er an Jungs mehr interessiert ist, als an Mädchen. Ich habe schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass er an dir interessiert sein könnte..."
Justin starrt mich an und ich habe schon Angst, dass ich einen riesigen Fehler begangen habe. Aber nach dem ersten Schock grinst er wieder.
„Ach, das war's also..."
„Justin, wenn du ihm 'ne Absage erteilen musst, mach's ihm so leicht wie möglich, okay? Ich meine, ich hab keine Ahnung wie du tickst, und es geht mich auch überhaupt nichts an, aber er ist mein bester Freund, und du bist auch ein guter Freund..."
„Du hast nicht mal eine Ahnung, was für ein guter Freund du bist, Harry! Ich bin so froh, dass du mir das eben gesagt hast, ehrlich! 'Ne Absage erteilen? Du hast sie wohl nicht alle! Wenn du nichts dagegen hast, lasse ich dich jetzt einfach stehen und gehe augenblicklich hinüber zu ihm!"
Ich lächle.
„Das wäre toll, Justin! Ich bin sicher, dass ihr füreinander gut wärt..."
„Danke, Harry. Ich möchte auch wirklich gern mit ihm zusammen sein. Ich werd's ihm auch nicht gleich einflüstern, dass du mir die Augen geöffnet hast..."
„Warte aber nicht zu lange, er klammert sich leider lange an solche Ärgernisse."
Wir stehen beide auf und gehen zur Tür. Justin zieht sich hastig ein T-Shirt über den Kopf und folgt mir zur vorderen Seite des Hauses, dann die Treppe hinauf. Ich steige noch eine Treppe höher und treffe Hermione in unserem Zimmer.
Justin
Ron eine Absage erteilen, von wegen! Harry, du bist Spitze! Danke, dass du mir das gesagt hast, denn nun weiss ich genau, was ich tun will. Jetzt weiss ich, dass Ron sich aus mir auch was macht. Es dauert eine ganz schöne Weile, und ich muss noch zweimal klopfen, bis er aufmacht. Ich grinse und sage:
„Tut mir leid, dich zu stören, Kumpel, aber da ist etwas, was ich dir sagen möchte. Wenn du mich lässt..."
Er grinst zurück.
„Ja, klar, komm rein!"
Dieses Mal setzen wir uns auf sein Bett. Ron schaut mich erwartungsvoll an. Ich frage mich einen Moment lang, ob er ahnt, was ich gleich vorbringen werde. Wird es ihn schocken? Wenn es stimmt, was Harry gesagt hat, dann wohl eher nicht. Ich hole tief Luft, dann sage ich:
„Ich wollte dir sagen, dass es mir gefallen hat, dass du heute Abend zu mir rüber gekommen bist. Weil – na ja, weil du mir gut gefällst, und wenn ich deine Signale heute Abend richtig gedeutet habe, dann magst du mich auch, stimmt das?"
Rons blaue Augen gehen weit auf, er wird rot, aber dann nickt er. Ich lege meine Hände auf seine Knie und schaue ihm direkt in die Augen.
„Ron. Willst du, dass wir zusammen sind? Ich möchte es versuchen, es herausfinden. Ich mag dich wirklich, du bist ein richtig guter Freund, es macht Spass mit dir zusammen zu sein. Du siehst auch gut aus, weisst du..."
Das ist alles, was ich sagen kann. Ich verstumme und fühle, wie mein Gesicht sich ebenso aufheizt wie Rons, aber er schaut mich offen an und lächelt.
„Ich kann nicht so gut mit Worten umgehen, Justin. Ja, ich mag dich auch. Das war auch der Grund, warum ich vorhin verschwinden musste, es war ein bisschen zu offensichtlich. Ich wusste nicht, ob du auch... na ja, eben deshalb. Ich glaube, ich möchte es auch ausprobieren..."
Ich ziehe ihn so aufs Bett herunter, dass wir beide Seite an Seite liegen, dann komme ich ihm näher und fühle, wie seine Arme sich um meine Schultern schliessen. Ich schlinge meinen Arm um seine Taille und auf einmal ist gar kein Platz mehr zwischen uns. Seine Lippen landen auf meinen... Mann, was für ein super Gefühl. Es ist noch zehnmal besser als ich es mir je erträumt habe. Langsam passen unsere Münder sich einander an und ich drücke meine Zunge an seine Lippen. Er lässt mich ein und ich fange an, ihn zu erforschen. Treffe auf seine Zunge! Ich will vor Wohlbefinden aufstöhnen. Mein Schwanz reagiert auch sofort. Oh Gott, wie wird Ron darauf reagieren?
Mein Hirn muss sich irgendwo versteckt haben, alles, was ich noch weiss und spüre, sind seine Arme um mich und sein Mund auf meinem und jetzt kann ich seine Reaktion fühlen, heilige Scheisse, ist das grossartig. Das erste Mal, dass ich überhaupt so küsse und es fühlt sich unglaublich gut an.
Schliesslich müssen wir beide Luft holen. Ich starre in seine Augen und beide atmen wir schwer.
„Das war unglaublich, Justin..."
„Das war's, Ron. Das hat mir wirklich gut gefallen..."
Ich streichle ihn sanft über seine Wangen. Dann muss ich ihn einfach noch mal küssen. Es ist noch besser. Ich schliesse meine Augen und das Gefühl wird gleich noch intensiver. Dann kann ich seine Hand fühlen, die unter mein T-Shirt kriecht und die Finger, die sich auf meinem Rücken ausbreiten und niederlassen. Ich kann ein kleines Stöhnen nicht unterdrücken. Das scheint ihn noch anzuspornen, denn jetzt bewegt er sich abwärts, erreicht mein Kreuz, den Rand meiner Jogginghose, er geht drunter, unter meine Shorts, oh Gott, jetzt greift er direkt nach meinen Arschbacken! Oh, das ist gut. Seine Hand ist ganz heiss, aber er umfasst meinen Hintern und drückt ein bisschen und ich will laut aufstöhnen – und dieses Mal tue ich das auch. Er ist überrascht und schaut mich an.
„Hör bloss nicht auf! Hör nicht auf, Ron! Lass uns diese T-Shirts loswerden."
Wir ziehen beide unsere T-Shirts aus und werfen sie auf den Boden. Ich kann ihn mir jetzt genauer ansehen. Meine Hände beginnen, seine Schultern zu erforschen, ich fahre darüber und hinunter über seine nackte Brust bis zu seinen Nippeln, die ganz hellrosa sind. Ich folge meiner Hand mit meinem Mund, um sie zum ersten Mal zu kosten. Ich habe sie noch kaum mit den Lippen berührt, als ich höre, wie er schon leise stöhnt. Ich atme schwerer. Dann gebe ich ihm einen Stups, er fällt auf den Rücken und ich setze mich rittlings über ihn, um besser an diese wunderbaren Knospen heranzukommen. Jetzt kann ich seinen harten Schwanz unter meinem fühlen. Ich stelle mich auf die Knie und fange an, meine Jogginghose und Shorts in einem Griff herunterzuziehen. Er starrt mich an, seine Augen werden leicht glasig, aber er folgt meiner Kleidung mit der Hand, berührt meinen Bauch, oh ja! Da! Das ist gut!
„Ja, Ron, ja, genau da! Das ist gut," flüstere ich.
Dann erhebe ich mich einen Moment von ihm, damit ich meine Kleider gänzlich loswerden kann. Jetzt bin ich ganz nackt und fühle seinen Blick auf mir ruhen. Mein Schwanz steht aufrecht. Ich komme ihm wieder näher, küsse ihn und frage mit etwas rauchiger Stimme:
„Gehört alles dir, mein Lieber, brauchst dich bloss zu bedienen..."
„Oh ja, Justin, ja! Und nimmst du mich dafür im Austausch?"
„Möchte nicht drauf verzichten müssen, Ron."
Er grinst. Er ist schön, wenn er grinst. Er bekommt dieses charmante kleine Grübchen auf der rechten Wange, wenn er grinst. Jetzt hebt er sich ein bisschen an, um seine Pyjamahose herunterzuziehen. Ich ziehe die Luft scharf ein. Mein Gott, ist er schön! Endlos lange, schlanke Beine, grade richtig mit Muskeln bestückt, schöne Hüften, die Hüftknochen grade sichtbar unter der Haut. Langer Bauchnabel, ein Busch kupferroter Haare zwischen Nabel und Schwanz. Und sein Schwanz! Ich könnte ohnmächtig werden, er ist so lang und gut geformt. Ich will nur rasch ein bisschen darüber streicheln, aber schon zieht er die Luft scharf ein. Ich schaue zu ihm auf. Er grinst wieder.
„Gefällt dir, was du siehst?"
Ich grinse zurück.
„Nein, mir gefällt, was ich bekomme!"
Er zieht mich für einen weiteren Kuss herunter. Wir liegen einfach nur nebeneinander und tauschen Kuss um Kuss. Das geht mir alles ein bisschen schnell, aber ich kann es nicht ablehnen, denn es fühlt sich so verdammt gut an!
Schliesslich fummeln wir bloss ein bisschen, aber ich liebe das Gefühl, seinen Schwanz in meiner Hand zu halten. Ich halte ihn fest und beginne, ihn langsam zu reiben, so wie ich's mir auch selber mach. Er stöhnt leise und hält nicht sehr lange durch. Das überrascht mich überhaupt nicht, ich wette, dass ich es auch nicht länger schaffe. Den Beweis trete ich nur ein paar Minuten später an, als er mir zurückgibt, was ich ihm geschenkt habe. Ich spritze über seine Hand ab und atme schwer. Es fühlt sich so unwahrscheinlich gut an. Das erste Mal, dass mir jemand ein Orgasmus spendet und es ist gleich so gut!
Wir kuscheln uns aneinander, aber dann mache ich eine Bewegung, um aufzustehen, doch er hält mich fest.
„Bleibst du bei mir?"
„Die ganze Nacht?" frage ich zurück.
Er nickt.
„Okay."
Er lächelt, zieht die dünne Sommerdecke hoch und wir kuscheln darunter aneinander, um uns erneut zu küssen. Dann dreht er sich auf die Seite, ich mich auch, so dass ich mit dem Rücken an ihn kuscheln kann. Er hält mich fest und das nächste, was ich weiss, ist, dass ich neben ihm aufwache.
Als ich meine Augen öffne, kommt mir etwas in den Sinn, etwas ganz wichtiges, was gestern Abend passiert ist. Dann bemerke ich Ron, der fest an mich gedrückt immer noch schläft. Also war das kein Traum, ich teile wirklich das Bett mit ihm.
Ron
Als ich erwache, hüpfe ich beinahe vom Bett. Justin liegt dicht neben mir und ich habe allerlei Arme und Beine um ihn gelegt. Sein rechter Arm liegt auf meinem Bauch und sein Kopf auf meiner Brust. Bei Merlin, das fühlt sich gut an. Bei Merlin, er ist so hübsch und bei Merlin, ich habe schon wieder einen Steifen. Er beginnt, sich zu regen, die Hand auf meinem Bauch berührt eine ziemlich empfindliche Stelle. Ich seufze und halte ihn da fest. Mein Schwanz schiesst hoch und ich fühle, wie sein Kopf sich dreht und er hinunter schaut, dann grinst er. Er schaut wieder zu meinem Gesicht hoch.
„Guten Morgen, Ron," sagt er mit einem frechen kleinen Lächeln.
„Morgen, Justin. Was ist so komisch?"
„Nicht komisch – willkommen!"
Seine Hand auf meinem Bauch zwickt meinen Schwanz. Ich atme tief ein. Oh, das wünsche ich mir an jedem Morgen! Wie schön, dass wir nicht früh aufstehen und zum Unterricht gehen müssen. Ferien! Was für ein süsses Wort! Einen Moment erinnere ich mich an das, was Harry und Hermione wohl jetzt grade tun, doch dann schiebe ich diese Gedanken aus meinem Hirn und konzentriere mich auf mein eigenes Vergnügen. Justin hebt den Kopf und schaut auf meinen Wecker.
„Wie spät ist es?" frage ich gähnend.
„Erst grad sieben vorbei," antwortet er, sich mir wieder zuwendend.
Er hebt sich an und setzt sich rittlings über mich. Ha! Ich bin hier nicht der Einzige mit einem Steifen. Aber bevor ich ihn auf diese Tatsache aufmerksam machen kann, senkt er seinen Kopf und küsst mich. Ich schliesse meine Augen, vergesse zynische Gedanken und geniesse nur noch. Er nimmt mich fest in den Arm, meine Arme schlingen sich um ihn und ziehen ihn an mich. Ich halte ihn fest auf meinem Mund fest. Ich glaube, die Fähigkeit, noch wirklich zu denken, verlässt mich fluchtartig. Ich wundere mich nur noch, wie ich jetzt darauf komme, das noch zu denken. Aber dann fängt Justin an, an meiner Haut zu knabbern, vom Kinn über meinen Hals hinunter.
„Nnng..."
Nicht eben sehr elegant ausgedrückt. Noch ein Versuch... Justin ist mittlerweile bei meinen Nippeln angelangt! Ach du meine Güte!
„"Nnnnng..."
Jetzt schaut er auf und grinst. Dann wendet er sich wieder meinen Brustwarzen zu und checkt meine Reaktion, indem er sie leckt und dann drauf bläst.
„Oh Mann!"
„Das waren wenigstens schon mal richtige Worte, mein Lieber," zieht er mich auf.
„Oh, aber es tut so gut, Justin..." bringe ich eben noch heraus.
„Magst du das wirklich?"
„Ja. Ich mag es. Mag. Es. Wirklich!"
„Gut."
Und er fährt weiter, sich südwärts zu bewegen. Jetzt fühle ich, wie seine Zunge sich in meinen Nabel drückt. Wow! Ich wusste gar nicht, dass man da so was fühlen kann? Jetzt weiss ich's. Jetzt leckt er leicht weiter hinunter, meinem Bauch entlang und jetzt kommt er zu meinem Schamhaar. Und trifft auf meinen Schwanz... warte mal, er wird doch nicht? Oh ja, er tut's! Leckt meinen Schwanz! Und es fühlt sich an – als ob eine Bombe in meinen Nerven explodiert wäre! Und ich dachte, seine Hand an dem Ding würde sich gut anfühlen? Das ist unglaublich! Ich greife in meiner Erregung nach irgend etwas und erwische das Leintuch mit der einen, Justins Haare mit der anderen Hand.
Justin scheint zu mögen, was er da tut. Er schleckt zufrieden an meinem Schwanz, und als er mal aufschaut und unsere Blicke sich treffen, erkenne ich einen hungrigen Ausdruck darin, den ich immer wieder sehen will!
„Tu gar nichts," sagt er, „lass mich nur machen..."
„Justin," keuche ich, „hast du das schon mal gemacht?"
„Nö. Nur Bilder gesehen. Ich will wissen, ob das, was die Jungs da gemacht haben, uns Spass macht, das sah unglaublich sexy aus..."
„Mach's. Und lehr's mich," stöhne ich.
Als er meinen Schwanz in den Mund nimmt und zu saugen beginnt, stöhne ich gleich noch mehr und lauter. Mein Schwanz ist ziemlich dick, er kann ihn nicht ganz schlucken, aber er saugt an der Spitze, gibt mir mit der Zunge winzige Schläge und leckt besonders fest an der Unterseite der Eichel, während er den Schaft mit einer Hand reibt. Ich drehe fast durch und die ständige Reibung treibt mich schon bald über die Klippe.
„Justin, gleich kommt's mir, gleich, oh! Oh, Justin! Oh mein Gott, ich..."
Ich komme. Ich schreie und lasse meinen Samen schiessen, ohne mich darum zu kümmern, wohin ich spritze, aber offenbar geht alles in seine Kehle. Als ich endlich die Augen öffne, schluckt er immer noch. Dann schaut er auf und in meine Augen. Er seufzt und lässt seinen Kopf auf meinen Bauch sinken, sucht mit seiner Hand die meine. Das war einfach unbeschreiblich! Ich ziehe ihn hoch und will noch einen Kuss. Er folgt, küsst mich und da merke ich, dass ein leicht bitterer Geschmack auf seiner Zunge liegt, etwas salzig, mit einem ganz leicht süsslichen Untergeschmack. Ich kann nur annehmen, dass ich meinen eigenen Geschmack auf seiner Zunge wahrnehme. Was immer es ist, es törnt mich unheimlich an. Ich fühle seinen harten Schwanz, der auf meinem Bauch liegt und den er jetzt leicht reibt, als er sich wieder auf mich legt.
Und da geht's schon wieder los. Ich lächle ihn von unten nach oben an.
„Du bist unglaublich, Justin."
„Heisst das, dass du ein kleines Bisschen Liebe für mich übrig hast?" fragt er.
„Darauf kannst du deinen hübschen Arsch verwetten..."
Und ich ziehe ihn für einen erneuten Kuss zu mir herunter. Ich nehme an, dass es jetzt an mir ist, mehr über ihn herauszufinden. Was ich auch mache, aber ich bin langsam und noch etwas zurückhaltend. Aber er nimmt es leicht und findet, dass wir uns halt erst aneinander gewöhnen müssen.
„Ich fühle mich, als ob ich immer schneller in ein tiefes, tiefes Tal stürze. Aber es ist so ein gutes Gefühl des Fallens. Kann es sein, dass ich mich verliebe, Justin?"
Ich kann kaum fassen, was ich mich da sagen höre. Er schnuffelt bloss, reibt sein Gesicht an meinem Hals und küsst mich. Wie es scheint, hat ihm das gefallen. Dann antwortet er langsam:
„Ich glaube, dieses Gefühl des Fallens ist gegenseitig, Ron, ich glaube, mir geht's auch so..."
Remus
Ich spitze meine Ohren. Das kam eben aus Rons Zimmer. Und es klang wie... oh, er holt sich wahrscheinlich einen runter.
Ron gibt mir zu denken. Ich weiss, dass er glaubt, schwul zu sein, aber er ist so verschlossen in diesen Dingen, dass ich immer noch nicht ganz sicher bin. Er ist im Februar sechzehn geworden und wir haben ihm eine Geburtstagsparty organisiert wie für alle Schüler. Ich hatte den Eindruck, dass er die Aufmerksamkeit sehr genossen hat. Dann versuche ich, mich zu erinnern, ob an diesem Abend irgendetwas Spezielles vorgekommen ist, aber nichts kommt mir in den Sinn. Mir ist nur aufgefallen, dass er sich offenbar mit Justin angefreundet hat, denn sie sind oft zusammen. Es war eine fast natürliche Wahl, nachdem Harry und Hermione ein Paar geworden waren, sie passen sehr gut zusammen.
Ich drehe mich um und schaue auf die Uhr. Ferien! Es ist erst kurz nach sieben. Ich brauche nicht vor neun aufzustehen. Vorher gibt's während der Ferien kein Frühstück, ausser, wenn wir einen Ausflug machen. Dafür gibt's ein frühes Abendessen.
Ich habe also alle Zeit, mich an Sirius zu kuscheln und mein Gesicht in seiner Schulter zu vergraben. Ich knabbere an seiner Haut. Er erwacht, knurrt ein bisschen und zieht mich sofort in seine Arme. Wie ich ihn liebe! Küss mich, Liebster, ja...
Sirius
Er weckt mich auf! Das tut er sehr selten und noch seltener ist er vor mir wach, denn er ist wirklich kein Morgenmensch. Aber dieser Blick aus seinen goldenen Augen... ich kenne diesen Blick, er verspricht viel Spass und noch mehr guten Sex mit einer Explosion an guten Gefühlen.
„Remus, mein Liebster..." murmle ich und küsse ihn.
Wie jedes Mal, wenn ich diese Lippen auf meinen fühle und wenn seine Zunge die meine berührt, gehe ich in Flammen auf. Es braucht nicht viel um mich anzutörnen und schon bald ist er auf meinem ganzen Körper beschäftigt. Hände, Mund, Zähne, Zunge... oh, welch unvergleichliche Magie das bedeutet. Ich lasse mich sinken und ertrinke ohne Sorge in diesem Ozean. Er ist warm und wenn er auch nass ist, so ist er doch heiss und trocken zur gleichen Zeit, alles führt direkt zu diesem einen Punkt, an dem es sich am besten anfühlt, selbst wenn er diesen Punkt jetzt noch nicht einmal berührt.
Wir erlauben uns viel Zeit, um die Spitze dieser wunderbaren Wellen zu erreichen und erholen uns danach von dem Ritt. Dann gehen wir hinunter ins Bad, um uns zu waschen und anzuziehen. Als wir den Frühstückstisch erreichen, sitzen erst die McMillans, Ernie und Ginny da. Wir setzen uns und Winky bringt uns auch gleich unser Frühstück. Während wir besprechen, was wir heute anstellen wollen, höre ich jemanden die Treppe herunter kommen. Ich schaue auf und sehe Ron und... Justin! Guck einer an. Das ist auch nach unserer Unterhaltung eine Überraschung. Nett! Die beiden setzen sich an den Tisch und wünschen allen einen guten Morgen.
Ich schaue Justin an, und er versteht offenbar meine wortlose Frage, denn er sagt grinsend:
„Frag deinen Patensohn."
„Das werde ich tun... aber wenn ihr zwei mal jemanden zum Reden braucht, dann kommt nur ruhig zu uns..."
Remus
Ich kann den Sex schon riechen, bevor sie auch nur die Treppe erreichen. Also habe ich doch richtig gehört. Ron und Justin. Die werden ein hübsches Pärchen abgeben. Jetzt sind Sirius und ich ausserdem nicht mehr so alleine unter all diesen Hetero-Pärchen. Was meint Justin mit ‚frag deinen Patensohn'? Ich muss Sirius später aushorchen.
Zunächst jedoch entscheiden wir uns für einen Ausflug nach Bern, um dort ein bisschen herumzuwandern. Sobald alle aufgestanden sind, fahren wir los und verbringen den ganzen Tag in der Stadt. Wir lassen die Kinder von der Leine und machen Treffpunkte aus. Sie kennen Bern mittlerweile alle gut genug.
Harry
Remus und Sirius lassen uns von der Leine. Mum und Dad bleiben jetzt lieber zuhause, weil das Baby jeden Augenblick kommen kann. Hermione und ich gehen zunächst hinunter und durch den Zouberbär in die Chatzegass, wo wir bei Gringotts erst mal Geld abheben.
„Heute hätten wir die Gelegenheit dazu, Liebste. Kaufen wir die Ringe?"
„Ja, Harry, das würde ich sehr gern tun. Aber ich will mich beteiligen, ich möchte, dass es ein gemeinsames Geschenk ist, das wir uns gegenseitig machen, okay?"
„Das ist für mich in Ordnung."
„Ich lasse dich sie bezahlen und gebe dir danach die Hälfte, ja?"
„Perfekt."
„Gut. Da sind wir schon..."
Wir gehen direkt zur Bank. Während wir warten, schaue ich mich um. Natürlich werden wir hier nicht zu Verliesen gebracht, aber wenn ich zu meinem in London wollte, würde es mich überhaupt nicht überraschen, wenn die das von hier aus irgendwie bewerkstelligen könnten. Idiotische Gedanken... ich bekomme mein Geld, bedanke mich höflich bei dem Kobold hinter dem Schalter und wir verschwinden.
Hermione erhält ihr Geld durch ein reguläres Konto einer Schweizer Bank. Sie benutzt einen Bankomaten in der Nähe, um Bargeld zu bekommen, dann machen wir uns auf die Suche und klappern die Juwelierläden ab. Von denen hat es in Bern eine ganze Anzahl. Wir sehen eine Menge nette Sachen und einige, die wir beide allenfalls belächeln können. Schliesslich finden wir welche, die uns beiden gleich gut gefallen. Es sind einfache, fast flache, etwa drei Millimeter breite Goldreife, die Ränder schön abgerundet. Ich frage, wie lange es dauern würde, unsere Namen einzugravieren. Wir können darauf warten und der Verkäufer teilt uns mit:
„Wenn Sie ein Datum eingefügt haben möchten, können Sie uns die Ringe gerne dafür bringen."
„Danke, das werden wir wohl, wenn auch nicht gleich. Wird wohl noch zwei Jahre dauern..."
Ich bezahle die Ringe. Sie scheinen ein bisschen teuer zu sein, aber das kümmert weder Hermione noch mich. Als wir etwas später Draco, Parvati, Blaise und Padma treffen, sind wir alle mit Einkaufstaschen beladen. Parvati schaut auf unsere Hände und fragt:
„Wolltet ihr nicht eure Ringe kaufen?"
„Schon geschehen," erkläre ich.
„Warum habt ihr sie dann nicht an?" fragt sie zurück.
„Stimmt, warum eigentlich?" frage ich Hermione.
„Keine Ahnung."
Sie nimmt die kleine Schachtel aus ihrem kleinen Rucksack und macht sie auf. Ich schnappe mir ihren Ring und drücke Draco die Schachtel in die Hand. Dann schaue ich meine Liebste an und nehme ihre linke Hand, um sorgfältig den Ring über ihren Finger zu streifen. Er passt genau, aber sie schüttelt erst den Kopf, dann nimmt sie beide Ringe weg, streift erst den neuen, dann den alten Ring darüber und ich muss zugeben, so sieht's besser aus. Ich will sie küssen, aber sie nimmt den zweiten Ring, den Draco ihr schon hinstreckt und schiebt ihn über meinen Finger. Es ist ein unglaubliches Gefühl und mein breites Grinsen gibt meine Emotionen wahrscheinlich deutlich wider, aber das ist mir völlig egal. Während ich sie küsse, sagt Draco ganz leise:
„Und hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau..."
Wir kichern alle. Ich gebe ihm einen kleinen Schubs, aber er grinst bloss. Er hat sich in der letzten Zeit so sehr verändert, ist so viel offener. Ich glaube, das hat Parvati geschafft. Wir sind alle glücklich für die beiden. Sie macht ihn ein bisschen weniger ernsthaft, viel spassiger.
Wir machen uns auf die Suche nach dem nächsten Treffpunkt und finden eine andere Gruppe auf dem Bundesplatz vor dem Parlamentsgebäude. Schliesslich wird es Zeit für den letzten Treffpunkt und um kurz nach drei nehmen Remus und Sirius uns zum Bahnhof zurück, um den nächsten Zug nach Burgdorf zu erwischen.
Wir haben ihn kaum bestiegen, als es auch schon passiert. Eine ganze Gruppe von Todessern taucht auf. Die haben sich noch nicht mal wie die Muggel angezogen, allesamt tragen den schwarzen Umhang mit der Maske. Wie blöd können die eigentlich noch werden? Wir sehen die fast eine Minute, bevor sie uns ausgemacht haben und noch bevor sie uns auch nur in die Nähe kommen, haben wir die Zauberstäbe in der Hand und bedecken sie mit Schockzaubern. Zwei Auroren sind bei uns, dann noch vier Erwachsene, die auch gut mit ihrem Zauberstab umgehen können und wir dreizehn haben auch noch ein Wörtchen mitzureden, es ist kein Wunder, dass die paar Todesser im Nu zur Strecke gebracht sind.
Nur Sekunden nach den ersten Schockzaubern treffen schon die lokalen Auroren ein. Als sie sehen, dass die Maskierten schon alle geschockt sind, riegeln sie sofort die Umgebung ab und fangen schon mit Oblivieren an. Die Muggel werden mit Vergesszaubern eingedeckt, während wir mitsamt den Todessern ins lokale Ministerium geschafft werden. Einer der lokalen Auroren wendet sich an die englischen, doch die verweisen auf Sirius und Remus.
„Sollen wir mit zu Ihnen ins hiesige Ministerium kommen, damit wir diesen Schlamassel erklären können? Die sechs Typen da sind Todesser. Sie wissen sicher, was das bedeutet, nicht wahr?" fragt Remus ruhig.
„Aber ja, man hat uns auch schon nahegelegt, nach denen Ausschau zu halten. Und ja, das wäre gut, wir bringen Sie gleich dahin. Die Kollegen werden sich hier um die Vergesszauber kümmern."
Wir werden versteckt und zum Ministerium gebracht. Als ich meine Umgebung wieder wahrnehmen kann, befinde ich mich in einem langen Raum, der mit verschiedenen Bänken und Stühlen ausgerüstet ist. Meine Freunde sind alle neben mir. Die sechs Todesser hat man bereits mit Schnüren zu Päckchen gebunden. Die Auroren lassen uns alle unsere Aussagen machen. Dann wird diskutiert, was mit den gefangenen Todessern zu machen ist.
„Ich schlage vor, gleich an unser Ministerium zu eulen und sie abholen zu lassen. Sie sind ja nicht wirklich Ihr Problem und Sie sollten sich mit dem Abschaum nicht herumschlagen müssen," meint einer unserer Auroren.
„Wir hätten gar nichts dagegen, wenn sie uns rachmöglichst aus den Augen kämen. Sollen wir sie noch demaskieren?"
„Ja. Machen wir das gleich."
Gleich der erste ist Lucius Malfoy. Ei gucke da! Das ist ja ein netter kleiner Fang. Er schiesst tödliche Blicke auf alle von uns und seinen Sohn im besonderen. Die nächsten beiden kenne ich nicht, aber wie es scheint, erkennen Sirius und Mr. McMillan sie. Mr. McMillan flüstert:
„Das da ist ein sehr enger Freund von Dolores Umbridge. Heisst Alberto Thimble. Er ist Jurist, erhält aber öfters Arbeit aus dem Ministerium."
Und dann Sirius:
„Du meine Güte, Prunella Quirke. – Wer hätte das gedacht?"
„Wer ist sie?" frage ich neugierig.
„Eine Aurorin. Sie war eine meiner Vorgesetzten als ich noch ein Auror war. Sie war eine Ravenclaw."
Weitere Überraschungen gibt es nicht mehr. Die übrigen drei Todesser sind uns alle unbekannt. Nachdem wir alle unsere Aussagen gemacht haben, werden wir entlassen und können endlich nach Lützelflüh zurückkehren. Wir haben mittlerweile drei Züge verpasst, aber das ist uns egal. Wir haben eine Attacke überlebt und die Spuren, die zu unserem Versteck führen könnten, erfolgreich wieder verwischt. Als wir zuhause ankommen, beobachten wir natürlich als erstes für eine Weile die Karte sehr genau. Keine Spur von weiteren Todessern. Vielleicht vermuten sie nur, dass wir in der Schweiz sind und weil nun schon das zweite Mal Todesser hier verhaftet worden sind, könnte es auch etwas heisser werden. Wir werden in der nächsten Zeit sehr vorsichtig sein müssen.
Innerhalb weniger Stunden ist ein neues Kontingent von Auroren bei uns eingetrudelt. Sie teilen uns mit, dass die gefangenen Todesser bereits in Azkaban sitzen und dort ihren Prozess erwarten.
„Macht es denn Sinn, sie dort einzusperren?" wage ich zu fragen, „Voldemort wird die doch dort eher früher als später rausholen?"
„Nicht viel, aber es ist der sicherste Platz, den wir zur Zeit zur Verfügung haben, ausser Hogwarts und du willst keine Kriminellen in Hogwarts aufbewahren..." sagt Sirius dumpf.
Ich hasse den Ausdruck, der auf seinem Gesicht regelmässig erscheint, sobald von Azkaban die Rede ist. Ich verstehe ihn natürlich völlig, aber es ist so schlimm, zu sehen, wie es ihn immer noch hernimmt. Verdammte Arschlöcher, allesamt, die ihn ohne Prozess einfach dorthin verbannt haben. Crouch kann von Glück sagen, dass er tot ist, und ich hoffe, dass Fudge nicht mehr allzu lange Minister bleibt, der inkompetente Vollidiot.
Die Episode wird aber doch eine Weile spürbar bleiben. Für den Moment machen wir uns grosse Sorgen, dass unser Aufenthaltsort verraten ist. Es wird Snapes Job sein, das genauer herauszufinden. Auf der anderen Seite sind sie sechs Todesser los. Darunter einer der schlimmsten, Lucius Malfoy, der wirklich zu den gefährlichsten von ihnen gezählt werden muss, weil er immer noch erfolgreich allen anderen den wohlbestallten Bürger mit der weissen Weste vormacht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Voldemort sich über den Umstand, dass bereits zwei seiner wichtigsten Gefolgsleute aus dem Verkehr gezogen worden sind, nicht eben freuen wird, zuerst Pettigrew und jetzt Malfoy. Wenn ihm mit der Zeit nur noch Idioten wie Crabbe und Goyle Senior verbleiben, dann wird er etwelche Schwierigkeiten haben, die Welt zu erobern.
Aber dann macht Sirius eine Bemerkung über diese Aurorin, die wir gekapert haben. Es scheint, dass die Todesser das Ministerium seit Jahren schon ziemlich unterwandert haben. Die kommen mir da drin vor wie ein Krebs, der unaufhaltsam wuchert.
„Nun, was mich betrifft, so werde ich mich in Zukunft noch mehr dafür einsetzen, dass im Ministerium zuallererst nach Todessern gesucht wird. Wir brauchen ja nur gründlich bei allen Mitarbeitern erst mal auf das Dunkle Mal am Arm zu suchen. Wer's hat, fliegt raus – direkt nach Azkaban. Sollte kein Problem sein, Bones darauf einzuschwören, Umbridge ist für eine Weile kaltgestellt, wenn rauskommt, dass ihr bevorzugter Kontaktmann ausserhalb des Ministeriums als Todesser verhaftet worden ist. Thimble war einer der wichtigsten Verteidiger in den damaligen Todesserprozessen. Alle seine Klienten, darunter auch Lucius Malfoy, sind freigesprochen worden. Wie es scheint, muss man da jetzt einiges noch mal aufrollen," erzählt Ernies Vater.
„Das ist sehr interessant, Mr. McMillan, da werden Sie eine voll gedeckte Tafel Arbeit vorfinden, wenn Sie zurückkehren," sagt Sirius.
„Oh, die habe ich eh schon. Es war gar nicht so leicht, diese Woche frei zu bekommen, aber ich gedenke, sie sehr zu geniessen, damit wir uns noch lange daran erinnern. Sie haben Sie hier noch nicht gefunden und die Karte ist ein sehr gutes Medium, sie zu bemerken, bevor sie wissen, dass sie bemerkt worden sind. Ich fürchte mich nicht allzu sehr vor ihnen."
„Wir werden sehen. Und wir werden sie so lange bekämpfen, wie wir können, wenn nötig."
„Weiss das lokale Ministerium, dass dies hier ein magisches geschütztes Haus ist?"
„Nur ein paar wenige Leute, denen wir es mitgeteilt haben. Wir versuchen, hier so unauffällig wie möglich zu leben und haben uns nur korrekt als Muggel angemeldet, weil man das hier in der Schweiz muss. Hier lebt keiner, der nicht irgendwo bei den Muggeln registriert ist, oder nur ganz wenige. Bisher hat man uns vollkommen in Ruhe gelassen."
„Ich verstehe."
„Ansonsten gibt es wirklich nur sehr wenige Leute, die wissen. Dumbledore, die Auroren, aber da nur solche, die auch im Orden sind, einige Ordensmitglieder, die Lehrer in Hogwarts, die Eltern der Schüler und ein paar ganz wenige Angehörige. Sonst niemand," sagt Remus.
Nach alldem geht unter, dass für Hermione und mich der heutige Tag ein ganz wichtiger war. Wir tragen die Ringe!
Früher oder später werden die Leute sie bemerken. Ich fühle mich schrecklich ausgestellt. Tante Petunia und Onkel Vernon würden bestimmt toben. Ich möchte sie am liebsten besuchen, nur um herauszufinden, wie sie reagieren.
In einigen wenigen Wochen werden Hermiones Eltern hier sein. Was werden sie sagen? Das ist natürlich viel wichtiger. Schliesslich sind sie die Eltern meiner Liebsten. Im schlimmsten Fall werden wir die vollen zwei Jahre warten müssen, aber Hermione versichert mir dauernd, dass sie sicher nichts gegen unsere Beziehung haben werden.
Justin
Nur noch ein paar Stunden, dann werden Mum und Dad hier sein! Sie kommen mit dem eigenen Auto, mit der Fähre und quer durch Frankreich. Da sie Muggel sind, werden sie natürlich kein Problem mit unseren rein auf Zauberer ausgerichteten Schutzzaubern haben. Ich freue mich, sie zu sehen. Sie sind richtig gute Eltern, auch meine kleine Schwester, aber Jenny ist nicht bei ihnen als sie ankommen. Ich begrüsse sie als erster. Wir sind alle draussen, als ich das Auto aus dem Wald und den Weg hinauffahren sehe. Wir haben ihnen per E-Mail die genaue Fahrtroute geschickt und offenbar haben sie den Weg gefunden. Ich stehe gleich auf und gehe ihnen entgegen, um ihnen anzudeuten, wo sie das Auto abstellen können.
Sie freuen sich auch, mich zu sehen. Mum umarmt und küsst mich auf die Wangen, Dad gibt mir einen Klaps auf die Schulter und sagt:
„Hallo, Justin!"
„Hallo, Mum, Dad! Es tut so gut, euch für eine Woche hier zu haben, ich habe euch so vermisst!"
„Wir haben dich auch vermisst, mein Sohn. Es ist gut, dass wir wenigstens jetzt E-Mails schreiben und telefonieren können. Jenny sendet dir Grüsse und wünscht dir alles Liebe, aber sie lässt sich entschuldigen, denn sie hat sich mit einer Schulfreundin verabredet, und das offenbar schon vor Monaten, daher ist sie jetzt nicht mitgekommen."
„Ist schon okay. Mum, Dad, da ist etwas, das ich euch sagen möchte..."
„Was ist das? Hast du eine Freundin?" fragt Mum.
„Nicht direkt eine Freundin. Eher einen Freund... wir waren schon eine Weile lang befreundet, aber auf einmal hat's gefunkt und seit letzter Woche sind wir ein Paar..."
Meine Eltern sind sicher ziemlich geschockt, aber sie scheinen das rasch zu überwinden. Dad schaut mich mit einem etwas unsicheren Gesichtsausdruck an, aber dann fragt er pragmatisch:
„Bist du glücklich, Justin?"
Bin ich glücklich? Ich strahle!
„Sehr, Dad. Er ist ein sehr netter Junge. Ein Gryffindor. Na ja, ich stelle ihn euch nachher gleich vor, erst mal will ich euch zeigen, wo wir euch untergebracht haben, okay?"
„Natürlich. Dieses Haus zieht ziemlich alt aus..."
„Ist es wohl auch, aber innen drin ist es total neu renoviert und chic. Kommt, schaut es euch an."
„Ich muss sagen, diese Glaswand hier gefällt mir gut. Sieht sehr elegant aus."
Dad nimmt zwei kleinere Koffer aus dem Auto und eine Reisetasche. Ich mache die Tür zum Klassenzimmer auf und bevor Mum und Dad ihr Gepäck aufheben können, ziehe ich meinen Zauberstab und sage:
„Lasst es stehen, das machen wir bequemer!"
Mit einem kleinen Schwung meines Zauberstabes heben sich die Gepäckstücke auf und ich lasse sie ins Haus schweben. Mum und Dad staunen natürlich, denn ausser meiner unbeabsichtigten Zauberei als Kind haben sie mich ja noch nie zaubern sehen. Dad grinst und schüttelt den Kopf, dann sagt er:
„Weisst du, dass das jetzt das erste Mal ist, dass ich dich richtig zaubern sehe, Justin?"
„Ja, ich denke. Und ich habe mich auch drauf gefreut, dass ich es euch jetzt richtig zeigen kann. Ihr werdet uns praktisch alles magisch erledigen sehen, während ihr hier seid. – Nun, hier ist unser Klassenzimmer und, wenn Bedarf da ist, wird es auch unser Ess- und Wohnzimmer. Dann machen wir alle Schulmöbel klein und stecken sie in die Schublade von einem der Sideboards da drüben und stellen die nötigen anderen Möbel her. Da oben in der Galerie ist unsere Bibliothek und noch eine Etage drüber ist unser Gemeinschaftsraum, ein grosses Wohnzimmer. Wir haben eine Fernseh-Ecke da oben und ein paar Tische und noch zwei weitere Sitzgruppen. Ich zeige es euch noch alles."
Wir gehen durch das Klassenzimmer nach hinten, wo ich ihnen zuerst mein Zimmer zeige und erkläre:
„Ihr könnt entweder ein Zimmer hier haben oder ganz oben. Mum, ich hoffe, dass es dich nicht stört, das Badezimmer mit den Mädchen zu teilen, und du müsstest entweder einen Stock hoch oder einen runter, Dad."
„Zeig sie uns. Vielleicht wäre ganz oben nett, wenn das Bad erreichbar ist..."
Ich grinse.
„Das müsstet ihr dann nur mit Neville und Draco teilen, dafür ist es fast neben eurem Zimmer."
Ich zeige ihnen rasch mein Zimmer (das gegenwärtig nicht sehr viel von mir zu sehen bekommt...) und führe sie dann hinauf in den zweiten Stock, wo sie sich gerne in dem zur Verfügung stehenden grossen Zimmer einrichten.
„Das Bad ist hier auf der anderen Seite des Korridors. Sollte gehen, oder?"
„Wir sind Gäste, Justin, wir passen uns an. Das Bad da drüben ist völlig ausreichend."
„Wollt ihr euch umziehen oder so? Macht's euch bequem und richtet euch ein, wir sind alle unkompliziert und wenn ihr bereit seid, dann kommt runter. Wir sind vorne auf der grossen Terrasse, es ist so warm, dass wir fast die ganze Zeit draussen sind."
„Das ist doch schön. Wir freuen uns darauf, mit dir eine Woche hier zu verbringen, Justin, und deine Lehrer und Freunde kennen zu lernen. Deiner Post entnehmen wir, dass es dir hier gut gefällt..." sagt Mum.
„Na ja, ist ja auch nicht schwer, ihr werdet's sehen. Remus und Sirius sind einfach cool und wir lernen und haben gleichzeitig Spass. Da kann's einem ja nur gut gehen. Also, wenn ihr bereit seid, geht alles wieder runter und da wieder raus, wo ihr reingekommen seid, dann nach rechts bis zur Terrasse. Wenn ihr uns nicht gleich seht, werdet ihr uns bestimmt hören."
„Bis nachher dann, Justin, vielen Dank. Wir kommen gleich."
Ich lasse sie alleine und keine zwanzig Minuten später kommen sie um die Ecke, in leichter Sommerkleidung. Ich stelle ihnen erst mal Remus, Sirius, James und Lily vor.
„Mum, Dad, das ist Professor Remus Lupin, und das ist Professor Sirius Black. Wie ihr wisst, sind sie es, die sich um uns kümmern. Zusammen mit James und Lily Potter. Remus, Sirius, dies sind meine Eltern."
Sie schütteln sich gegenseitig die Hände und tauschen Höflichkeiten aus, dann setzen wir uns alle irgendwohin. Dobby bringt frische Limonade und Kürbissaft. Ich frage mich immer noch, wo er und Winky den herbekommen, aber wir sagen nicht nein, in Hogwarts haben wir uns alle dran gewöhnt und mögen ihn.
Dann stelle ich zuerst Ron meinen Eltern vor.
„Das ist er, ihr Lieben, Ron Weasley, mein Freund."
„Ich freue mich, dich kennen zu lernen, Ron. Ich höre, dass du das Herz unseres Sohnes erobert hast?" fragt Dad.
„Wie er meins gewonnen hat, Sir," erwidert Ron lächelnd und gibt meinem Vater die Hand.
„Dann geht's euch beiden gut?"
„Ausgezeichnet, Sir."
„Gut. Bleibt uns nur, dich in unserer Familie willkommen zu heissen, Ron. Nicht, dass wir dich zur Zeit gross zu uns einladen könnten, leider..."
„Vor allem nicht, nachdem wir letzte Woche ein paar Todessern begegnet sind. Die sitzen jetzt allerdings alle im Gefängnis. Aber ich würde sehr gern kommen..."
Es war gut, es gleich anzubringen. Das ging viel leichter und besser als ich gefürchtet habe. Ich fühle die Schmetterlinge im Bauch, während ich der Unterhaltung zwischen Ron und meinem Dad zuhöre.
Die ganze Woche durch schauen meine Eltern mit grossem Vergnügen zu, wie wir alle zaubern. Wir gehen auf gemeinsame Ausflüge, wieder in die Berge. Ich erzähle meinen Eltern von unseren Skiferien, wie toll es war. Dad erzählt mir, dass er vor Jahren Ski gelaufen ist. Die Tage fliegen vorbei und am Freitag müssen Mum und Dad wieder los, aber ich bin so froh, sie überhaupt wieder einmal gesehen zu haben.
Nun ist Morag dran. Ihre Eltern sind ein bisschen zurückhaltender als Ernies, meine und die der Zwillinge, aber sie sind trotzdem sehr freundlich.
Mandy
Jetzt bin ich dran. Ich bin schon ziemlich aufgeregt, denn es ist ja fast ein Jahr her, seit ich meine Eltern zum letzten Mal gesehen habe. Sie kommen mit einem Portschlüssel zu uns, den Dumbledore für sie gemacht hat. Ich stelle ihnen alle vor, angefangen mit James, Lily, Sirius und Remus.
„Also Sie sind Remus Lupin. Wir waren ja nicht eben begeistert, als Dumbledore uns mitteilte, dass das geschützte Haus, in dem wir meine Tochter unterbringen sollten, von einem Werwolf und einem entflohenen Sträfling geleitet wird, aber es scheint ihr trotzdem gut zu gehen, also wollen wir darüber hinwegsehen..."
Oh nein, Dad! Bitte, fang nicht schon wieder mit dem Quatsch an! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass es Blödsinn ist, so darauf herumzureiten, dass Remus ein Werwolf ist? Aber Sirius springt natürlich sofort für Remus in die Bresche. Wie ich sehe, halten sich auch James und Lily bereit.
„Bevor Sie sich Ihren Aufenthalt hier schon zu Beginn verderben, Sir, möchte ich Ihnen in Erinnerung rufen, dass ich zwar zwölf Jahre lang in Azkaban war, das aber für ein Verbrechen, das ich nicht begangen habe. Ausserdem habe ich die Zeit zwischen meinem Schulabgang und meiner Verhaftung damit verbracht, Leute wie Sie vor Todessern zu schützen. Unter täglichem Einsatz meines Lebens. Ich habe dabei wohl mehr als meine Pflicht getan und wenn Sie das nicht glauben wollen, verweise ich auf meinen Mentor, Alastor Moody. Ich habe auch eine Bemerkung zu Ihrem offensichtlichen Vorurteil gegen Werwölfe. Denn das genau ist es, ein Vorurteil, und ich kann Ihnen versichern, dass es mehr als unberechtigt ist. Haben Sie überhaupt einmal einen Werwolf persönlich gekannt, bevor Sie wussten, dass Ihre Tochter einen Lehrer hat, der einer ist?"
„Nein, wir..."
„Dann, Mr. Brocklehurst, rate ich Ihnen, Remus erst mal kennenzulernen, denn dann werden Sie sehr rasch einsehen, dass Sie auf dem falschen Dampfer fahren. Werwölfe sind Menschen wie wir alle. Ja, sie verwandeln sich einmal im Monat für eine Nacht lang in einen Wolf, und ja, sie können gefährlich sein, aber Remus hat in seinem Leben noch nie jemanden angegriffen. Er ist eine verantwortungsvolle Person, der den Wolf, der in ihm steckt, sehr gut unter Kontrolle hat, und der jede mögliche Vorsichtsmassnahme trifft, um bei Vollmond niemanden zu gefährden. Wenn Sie das, was Sie eben gesagt haben, zurücknehmen können, dann werden Sie eine gute Woche hier bei uns verbringen."
Das bringt meinen Vater gleich zum Schweigen. Ich bin froh, dass ich die beiden aus dem Zimmer und hinüber in den hinteren Teil des Hauses zum Gästezimmer führen kann. Ich weiss, dass ein paar Tränen in meinen Augen stehen und ich verstecke sie nicht. Meine Mutter sieht sie und bemerkt etwas giftig:
„Es gibt keinen Grund zum Weinen, Mandy, wir machen uns nur Sorgen um dein Wohlergehen."
„Mum, wenn Remus mir irgendwann etwas hätte antun wollen, hätte er in den vergangenen zwölf Monaten mehr als genug Gelegenheit dazu gehabt. Könnt ihr ihn nicht einfach als die freundliche Person, die er ist, akzeptieren? Remus ist der netteste und kompetenteste Lehrer, den ich je hatte, das habe ich euch schon gesagt, als er in Hogwarts unterrichtet hat. Ich habe ihn sehr vermisst und könnte Professor Snape immer noch erwürgen dafür, dass er ausgeplaudert hat, dass Remus ein Werwolf ist. Und Sirius macht seine Sache auch gut. Ich glaube nicht, dass ich in Transfiguration einen OWL gemacht hätte, aber jetzt rechne ich sicher damit, weil Siri uns gut unterrichtet hat."
Die Woche wird nicht so schön. Meine Eltern reisen schon nach drei Tagen wieder ab. Einzig die Tatsache, dass ich hier sicher bin, bringt sie dazu, mich hier zu lassen. Ich bin mehr als froh, sie gehen zu sehen und weine mich nur kurz bei Remus aus. Wie kommt es, dass dieser Mann, den meine Eltern so schlecht machen, mir in dem einen kurzen Jahr schon so viel näher steht als die Menschen, die mich gezeugt, geboren und aufgezogen haben?
