Kapitel 12 – Eine besondere Party
Hermione
Der versprochene Ausflug auf den Thuner See findet heute statt. Ich wache früh auf und erfreue mich an dem Gefühl, Harrys Arme um mich zu spüren. Er schläft noch und ich schaue ihn an. Er ist so süss! Ich weiss, dass er es hasst, wenn man sagt, dass er süss ist, aber wenn er schläft, sieht er einfach süss aus. Seine langen schwarzen Wimpern zittern leicht und dann fliegen sie plötzlich auf. Ich schaue in die grünen Augen, die ich so liebe. Die Kombination von schwarzen Haaren und grünen Augen fasziniert mich immer noch. Vor allem, weil das Grün seiner Augen so klar und durchsichtig ist. Es erinnert mich an eine dieser Waldquellen, durch das Moos grün schimmernd und tief gründend, so ganz anders als das grün, das man sonst so sieht. Ich hoffe, dass wir eines Tages Kinder haben werden, die diese grünen Augen erben. Ich denke immer noch daran, eines zu haben. Manchmal denke ich, dass wir beiden vielleicht nicht so viel Zeit haben werden und der Nachwelt etwas von uns hinterlassen sollten. Ich meine, wir hätten Winky und Dobby hier, die könnten ja ein Baby betreuen, während wir in der Schule sitzen. Aber ich bin sicher, dass Harry für einen solchen Schritt nicht reif ist. Er wird warten wollen, bis Voldemort vom Tisch ist. Als ob es überhaupt so sicher wäre, dass wir den überhaupt vom Tisch bringen.
„Morgen, Harry," sage ich leise und küsse ihn.
„Morgen, Hermione."
Er wacht so langsam richtig auf und zieht mich fest an sich. Wie ich es liebe, seine Haut auf meiner zu spüren. Es fühlt sich einfach richtig an. Er vertieft den Kuss und lässt seine Hand auf meinem Rücken auf Wanderschaft gehen. Er hat die Stellen, an denen ich es am liebsten habe jetzt raus. Und jetzt presst er auf den in meinem Kreuz, an dem ich immer ausraste, ja, genau da!
Wir beschäftigen uns in der nächsten Stunde miteinander, danach gehen wir ins Bad. Ginny ist jetzt meistens drüben bei Ernie, daher benutzt sie auch das Bad drüben, also hat Harry jetzt seine Sachen in mein Bad gebracht. Wir gehen zusammen in die Dusche, eine neue Erfahrung, die ich schon sehr liebe. Er tut sich etwas Shampoo auf die Hand und wäscht meine Haare. Während ich sie dann ausspüle, wäscht er seine. Dann benutze ich den Conditioner und kämme meine Haare aus, während er erst meinen, dann seinen eigenen Körper einseift. Ich finde, das ist eines der sinnlichsten Dinge, die wir zusammen tun.
Als wir dann schliesslich frisch geduscht und angezogen unten auf der Terrasse zum Frühstück erscheinen, finden wir dort zwei Besucher vor. Die Professoren Dumbledore und McGonagall sitzen neben Sirius und Lily am Tisch. Wir begrüssen sie erfreut.
„Guten Morgen, Hermione, Harry," sagt Professor Dumbledore, dann fügt er hinzu: „Ich möchte euch beiden zu euren OWLS gratulieren. Wie Sie wahrscheinlich schon annehmen können, haben Sie den ersten Platz auch dieses Jahr wieder erreicht, Miss Granger."
„Ja, Sirius hat's mir schon gesagt. Ich bin so glücklich darüber. Und so froh, dass wir alle gut abgeschnitten haben."
„Das ist der Grund, warum wir hier sind. Eure ‚Klasse' hat definitiv am besten abgeschnitten. Sirius und Remus haben euch vielleicht auch mitgeteilt, dass sieben von euch die ersten sieben Plätze halten. Das bedeutet, dass ihr ausgezeichnete Lehrer habt," sagt Professor McGonagall.
„Und ausserdem haben wir hart gearbeitet, Professor," bemerkt Harry.
„Und ihr habt sehr gut gearbeitet, natürlich, Harry. Auf jeden Fall haben eure guten Resultate Gryffindor einen Vorsprung für den Interhauscup im nächsten Jahr gegeben, denn wir starten mit 128 Punkten vor Ravenclaw, das als zweites Haus lediglich auf 82 kommt."
Wow! Ich bin wirklich stolz auf unsere Leistungen. Aber neben meinen zwölf Aussergewöhnlichen OWLS hat Ginny elf, Harry und Ron haben beide zehn, Neville hat sieben und Parvati hat acht. Mandy und Padma haben auch beide zehn. Draco, Justin, Blaise und Morag haben neun. Ernie hat acht OWLS geschafft. Das ist für eine Klasse von dreizehn Schülern ein Spitzenresultat und wirft nicht zuletzt auch ein gutes Licht auf unsere Lehrer.
„Ginny wird demnach wohl in die nächste Klasse versetzt, was?" fragt Harry grinsend.
„Keine Frage. Nicht nur konnte sie mithalten, sie ist ja mit ihren elf OWLS die Zweitbeste, was beweist, dass sie eine ausgezeichnete Schülerin ist. In Hogwarts wäre sie sicher auch eine Präfektin, das entgeht ihr jetzt, aber ich bin sicher, dass es ihr hier gut genug gefällt, dass sie das verschmerzen kann."
„Das kann sogar ich ohne Probleme verschmerzen, Professor. Ich habe das Gefühl, dass ich grade die beste Zeit meines Lebens verbringe, also tut's überhaupt nicht weh," sage ich und kann mir ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen.
Sie schaut zwischen Harry und mir hin und her, ich nehme an, sie weiss, dass wir ein Paar sind, aber ich bin nicht sicher, ob sie weiss, dass wir unser Zimmer teilen.
„Das kann ich mir gut vorstellen. Was halten eigentlich Ihre Eltern davon, dass Sie und Potter ein gemeinsames Zimmer haben, Miss Granger?" fragt sie ein bisschen spitz.
„Sie können sie selber fragen, Professor, sie sind beide noch hier. Eine direkte Folge unseres gemeinsamen Zimmers ist, dass Harrys Alpträume sich verabschiedet haben und Voldemort ihn auch nicht mehr so belästigen kann."
„Und wenn du meine Meinung hören willst, Minerva: ich stehe voll und ganz dahinter, denn Hermione ist das beste, was Harry passieren konnte. Ich habe gar keine Probleme damit, dass sie schon intim sind," wirft Lily ein.
„Die Macht, mit der jemand wie Voldemort besiegt werden kann, ist die Liebe, Minerva, ich persönlich bin der Ansicht, dass alle Parteien hier nur gewinnen können. Mit Ausnahme von der Voldemorts, was aber wiederum nur ein Gewinn für uns sein kann, nicht wahr?" sagt Professor Dumbledore mit süsser Stimme.
„Das ist ja alles sehr erfreulich. Ich nehme doch aber an, dass Sie sich Ihrer Verantwortung klar sind, nicht wahr?"
„Das sind wir durchaus, Professor," sagt Harry.
Sirius rettet uns beide vor unserer strengen Hausleiterin und wirft ein:
„Ich will, dass ihr wisst, wie stolz ich auf euch alle bin, aber das habt ihr wahrscheinlich inzwischen schon gemerkt."
Er grinst breit. Er hat das Recht dazu, schliesslich hat er keinen geringen Anteil an unseren guten Leistungen.
„Jedenfalls waren die Schulbeiräte von den diesjährigen OWLS-Resultaten sehr angetan und einige der Examinatoren haben uns schon gleich nach den Prüfungen begeistert von euren praktischen Fähigkeiten berichtet. Um dem die Krone aufzusetzen, haben die Schulbeiräte einstimmig verlangt, dass Sirius und Remus voll zum Hogwarts-Team zu wählen sind. Als ich gestern eine kurze Sitzung mit ihnen hatte, haben die mich fast beschworen, Remus wieder zurückzurufen, sobald ihr aus eurem geschützten Haus entlassen werden könnt. Für Sirius wird sich auch einiges zu tun finden. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Severus uns verlassen wird, sobald er den Schutz von Hogwarts nicht mehr braucht. Er hasst das Unterrichten und möchte lieber in die Forschung gehen. Die Beiräte haben sich übrigens deutlich zu den allgemeinen Leistungen der Schüler in Zaubertränke geäussert, Sirius, weil sie festgestellt haben, dass deine dreizehn Schüler alle in Zaubertränke E und O-Noten erhalten haben, während von Severus' Schülern nur etwa fünfzig Prozent überhaupt durch den Test gekommen sind, die Mehrzahl mit A oder allenfalls E. Er hat das auch schon mitbekommen und war ziemlich, wie nennt ihr Teenager das? Ach ja, angeschissen."
Wir müssen alle lachen. Sirius kichert und schaut uns mit väterlichem Stolz in den Augen an. Ich weiss, dass er uns alle zusammen sehr lieb gewonnen hat und er ist auch zu einer Vaterfigur geworden. In den letzten Monaten ist er so ruhig und umsichtig geworden. Ich bin ziemlich sicher, dass der Hauptgrund dafür in seinem Zusammenleben mit Remus zu finden ist, aber wir haben auch einen ziemlich grossen Anteil daran. Dazu wird kommen, dass er zum ersten Mal in seinem Leben in einem wirklich glücklichen und zufriedenen Umfeld lebt.
„Minerva, Albus, wir haben heute Nachmittag und Abend einen schönen Ausflug vor, auf einem Schiff auf dem Thuner See, um die guten Leistungen der Kinder zu feiern. Möchtet ihr uns dazu begleiten? Remus und ich sind unglaublich stolz auf unsere Schüler, vor allem Neville, der wirklich alle seine eigenen Erwartungen weit übertroffen hat. Er war völlig von den Socken, als er herausgefunden hat, dass er in Zaubertränke ein E erhalten hat. Ich bin sicher, dass Severus davon nicht sehr begeistert war, aber ich bin so stolz auf den Jungen. Wir fahren hier um drei Uhr heute Nachmittag ab. Auf dem Schiff hat's Platz für fünfzig Personen, wenn ihr also noch ein paar Leute von Hogwarts mitnehmen möchtet, laden wir euch gerne dazu ein," sagt Sirius.
Dumbledore und McGonagall schauen sich an und überlegen sich die Einladung.
„Was meinst du, Minerva, Poppy, Pomona, Filius, Carla und Hagrid? Und vielleicht sogar Severus?"
„Das habe ich mir auch gerade überlegt, Albus," antwortet sie mit einem Lächeln.
„Wir werden sie holen. Jetzt warten wir doch aber zunächst auf den Rest der Klasse, damit wir ihnen ebenfalls gratulieren können. Was mir am meisten an dieser Gruppe hier gefällt ist, dass ihr aus Schülern aus allen vier Häusern besteht, und dass trotz der bereits fast zementierten Feindschaft zwischen einigen unter euch jetzt offenbar hier sehr viel Harmonie möglich ist. Ich staune, wie gut ihr zusammen lebt und arbeitet," sagt Professor Dumbledore.
„Ich denke, das kommt davon, dass wir ihnen keinen Raum geben, gemein zueinander zu sein. Wir geben ihnen genug Aufgaben, die im Team zu lösen sind. Wir halten sie beschäftigt, wir gehen zusammen auf Ausflüge, und wir ermutigen sie, zusammen Dinge zu unternehmen. Aber vor allem, weil wir hier einfach im selben Boot stecken. Und dann noch, weil kein Druck besteht, sich den Gepflogenheiten des eigenen Hauses zu unterwerfen. Es gibt hier niemanden, der sie in der gegenseitigen Abneigung unterstützt oder sogar noch dazu aufmuntert," erklärt Sirius.
Dumbledore nickt. Dann sagt er mit leicht träumerischer Stimme:
„Manchmal frage ich mich, ob die Unterteilung der Häuser wirklich eine gute Sache ist. Ausserdem bin ich sehr versucht, in Hogwarts einen weiteren Turm oder sonst eine Etage für das Haus Slytherin zu öffnen. Jedes Mal, wenn ein Kind in dieses Haus sortiert wird, denke ich mit Schaudern daran, dass sie in diesen licht- und luftlosen Kerkern unten leben müssen. Das kann doch einfach für ihre Entwicklung nicht gut sein."
„Das ist auch nicht gut. Schau dir nur mal unsere Klasse an, wie gesund die alle sind. Hast du gesehen, wie die alle braun sind? Meine Cousine bekommt einen Schock, wenn sie ihren Sohn das nächste Mal sieht, aber Draco sieht hübsch aus mit seinem sonnengebräunten Gesicht. Seine grauen Augen wirken darin auch nicht mehr kalt und hochmütig."
Wir essen gemütlich unser Frühstück. Die anderen trudeln nach und nach ein. Mum und Dad haben sich entschlossen, noch bis morgen hier zu bleiben, damit sie mit auf den Ausflug an den See kommen können. Als sie zum Tisch kommen, steht Dumbledore auf und begrüsst sie mit einem festen Händedruck. Bisher hat er sie noch nie persönlich getroffen und stellt sich ihnen vor. Mum und Dad lächeln ihn an und teilen ihm mit, wie stolz sie auf mich sind und dass es sie glücklich macht, mich glücklich zu sehen.
„Es war ein grosser Schock für uns, als uns klar gemacht wurde, dass unser Kind eine solch spezielle Begabung hat. In der Zwischenzeit sind wir sehr stolz darauf. Wir wussten schon immer, dass sie ein sehr spezielles Mädchen ist," sagt mein Dad.
„Sie haben auch allen Grund dazu, stolz auf sie zu sein, sie ist eine ausgezeichnete Schülerin, immer die Beste ihres Jahrgangs."
Während wir alle noch am Frühstückstisch sitzen, verschwindet Professor McGonagall. Vermutlich holt sie ihre Kollegen, die sich schon – oder noch – in Hogwarts befinden. Zwei Stunden später taucht sie bei uns wieder auf und während wir die Zeit mit friedlichem Geplauder verbracht haben, hat sie einige der Lehrer hergeholt. Sie begrüssen uns erfreut. Hagrid ist mit von der fröhlichen Partie und als er Harry, Ron und mich begrüsst, stehen ihm Freudentränen in den Augen.
„Oh, Hagrid, da gibt's doch nichts zum Heulen! Wir haben dich sehr vermisst!" sage ich.
Seine Umarmung erdrückt mich fast, aber um nichts in der Welt hätte ich ihn losgelassen. Ich denke, meine Eltern stehen grade grosse Furcht um mich aus, aber sie kennen ja Hagrid nicht. Er ist eine Seele von einem Menschen.
„Du bist so'n tolles Mädel, Hermione, ich hab dich auch vermisst, weisst du! War nicht dasselbe ohne euch Kinder. Aber es ist grossartig, dass ich euch jetzt besuchen darf."
„Komm, ins übrige Haus schaffst du's wahrscheinlich nicht, aber ich kann dir wenigstens unser Klassenzimmer zeigen, Hagrid," sage ich und ziehe an seiner Hand.
Er folgt mir schmunzelnd und sagt:
„Typisch Hermione, immer die gute Schülerin..."
„Das kann ich ja nun wirklich nicht abstreiten. Hier geht's rein, musst dich halt etwas bücken. Wie gefällt's dir? Im Moment ist es ein Wohn- und Esszimmer, aber sonst stehen hier vorne unsere Tische für Zaubertränke und da hinten die Arbeitstische für die anderen Unterrichtsfächer. Die Galerie hier oben ist die Bibliothek und noch eine weiter oben ist der Gemeinschaftsraum. Du hättest Sirius sehen sollen, Hagrid, wir haben unseren Augen nicht getraut, aber das war einfach umwerfend, wie der aus Kieselsteinen unsere gesamte Einrichtung transfiguriert hat. Alles, was du hier siehst, hat er selber gemacht. Er hat einen Permanenzzauber draufgelegt, damit nichts aus Versehen wieder in Kieselsteine verwandelt wird."
„Er war immerhin einer der besten Schulabgänger von Hogwarts, Hermione. Erstaunt mich gar nicht mal so sehr. Er hat gute Arbeit geleistet, was? Dir geht's hier gut, nicht wahr?"
„Grossartig, Hagrid. Ehrlich gesagt, gefällt's mir hier noch besser als in Hogwarts! – Und schau dir das hier an!"
Ich zeige ihm meine Ringe. Er schaut sie mit grossen Augen an.
„Harry und ich sind verlobt, Hagrid," sage ich.
„Harry und du? Oh, das ist wunderbar, Hermione. Da hast du dir aber einen sehr netten Jungen geangelt!"
„Das glaube ich auch. Er ist wirklich nett. Wir haben unser Zimmer ganz oben, auf dieser Seite des Hauses. Seit Ginny die meiste Zeit über bei Ernie schläft, haben wir die Etage für uns. Ron und Justin sind noch in Rons Zimmer, eine Etage tiefer."
Jetzt schaut er mich erschrocken an.
„Du willst mir aber nicht etwa sagen, dass du auch mit ihm in einem Zimmer..."
„Aber sicher doch. Und seit wir das tun, hat Harry nie mehr Alpträume gehabt, Hagrid, und braucht auch keine Zaubertränke mehr. Das allein war's schon wert..."
„Ist das so? – Und Ron und Justin, wie? Justin Finch-Fletchley, nicht wahr?"
„Ja. Lass uns zu den anderen zurückgehen. Wir haben einen schönen Plan für heute, du wirst es lieben! Hoffe ich..."
„Wie geht's mit Remus und Sirius als Lehrern? Die waren eine ganz hübsche Handvoll, die beiden! Wenn ich die halbe Zeit meines Lebens damit verbracht habe, Fred und George Weasley aus dem Verbotenen Wald zu scheuchen, so hab ich das bei den beiden nach ein paar Jahren völlig aufgegeben. Ausser mir kennt wahrscheinlich niemand den Verbotenen Wald so gut wie die beiden. Und James natürlich auch."
„Das kann ich mir vorstellen. Und ich wette, dass du sie sogar nur die halbe Zeit erkannt hast, die andere haben sie sicher in ihrer Animagusform da drin verbracht."
„Transformieren James und Sirius immer noch? Ich möchte die gern mal sehen."
„Sag's ihnen, sie demonstrieren es bestimmt gerne."
Als wir wieder zu den anderen stossen, fragt Hagrid Sirius:
„Sag mal, Sirius, würde es dir was ausmachen, mir deinen Hund mal zu zeigen? Mir scheint, alle hier haben dich schon mal gesehen, bloss ich nicht! Und James als Hirsch..."
Sirius und James grinsen.
„Na klar."
Und schon steht der Hund da, wedelt mit dem Schwanz und schaut Hagrid aus graublauen Augen an. Hagrid grinst breit. Er bekommt den Hund zwischen seinen riesigen Pranken zu fassen und ‚tätschelt' ihn kräftig. Meine Eltern, die Schnuffel bisher auch noch nicht gesehen haben, staunen und schütteln die Köpfe.
„Ich werde das auch lernen, Mum," erkläre ich ihr. „Sirius hat versprochen, es Harry und mir beizubringen. Wir haben schon angefangen, die Theorie zu studieren."
„Was? Du meinst, du wirst dann auch ein Hund?" fragt meine Mutter, leicht geschockt.
„Nicht unbedingt ein Hund. Ich weiss noch nicht, welches Tier in mir drinsteckt."
„Du meine Güte, Hermione, wozu willst du denn das können?"
„Ich weiss nicht sicher, Mum, aber seit uns Professor McGonagall gezeigt hat, wie sie sich in eine Katze verwandeln kann, wollte ich es schon."
„Was ich grade jetzt ganz bestimmt unterlassen werde, denn ich habe nicht die geringste Lust, mich noch einmal von diesem Riesenmonstrum da auf einen Baum hetzen zu lassen. Schlimmer Hund!" schimpft sie Sirius.
„Also erinnerst du dich doch, Minerva! Sirius dachte schon, du hättest es vergessen..."
„Oh, es hat eine Weile gedauert, aber als ich dieses Riesenvieh so zum dritten oder vierten Mal gesehen habe, wusste ich, warum er mir bekannt vorkam."
James und Remus platzen los und selbst wenn Professor McGonagall ziemlich böse zu sein scheint, so kann sie sich doch eines kleinen Lächelns nicht erwehren. Ich glaube, sie ist einfach stolz auf die beiden, dass sie dieses Kunststück schon mit fünfzehn und ganz alleine fertiggebracht haben.
James verwandelt sich jetzt auch. Ich habe seine Verwandlung noch nicht oft gesehen und so beeindruckt mich seine stille Majestät immer noch. Der Hirsch bewegt sich bedächtig und elegant, aber sein Geweih ist ganz schön einschüchternd. Remus tätschelt ihm den Hals.
„Ist er nicht einfach beeindruckend? Hätte ich es je gewagt, ihn als Werwolf anzugreifen, hätte er mir mit diesen Hufen vermutlich den Schädel einschlagen können und vor dem Geweih hat sich Moony sogar gefürchtet!" erzählt Remus.
„Wirklich? Ich hätte angenommen, dass Wölfe Hirsche jagen..." bemerkt mein Vater erstaunt.
„Oh, das tun sie, aber nur im Rudel. Ein einzelner Wolf würde es nicht wagen, einen Hirsch anzugreifen, aber ein Rudel kann ihn natürlich bis zur Erschöpfung hetzen. Die Wölfe können sich abwechseln und sich immer wieder ausruhen," erklärt Remus.
Bäri kommt angetrabt und fängt an, mit Schnuffel zu spielen. Die beiden verstehen sich nämlich ausgezeichnet. Sirius spielt auch ein paar Minuten lang mit, doch dann verwandelt er sich zurück und sagt zu Bäri:
„Ein anderes Mal, alter Junge, wir müssen abfahren!"
Wir machen alles bereit, was wir zur Abfahrt benötigen. Das Futter ist auf Platten angerichtet und geht sorgfältig in die Behälter auf dem Dach des Autos, wir steigen alle in die beiden Wagen. Harry zieht mich auf seinen Schoss und Dad, der sich neben ihn setzt, tut das Gleiche mit Mum. Sie quietscht und protestiert lachend:
„Aber George, das ist was für die Kinder!"
„Dann liegen wir genau richtig, wir sind eh bloss grosse Kinder, oder nicht?"
Ich liebe es, wenn die beiden miteinander kabbeln. Sie lieben sich und haben gern Spass. Mum protestiert nicht länger, aber sie schaut mich an und verdreht die Augen. Ich grinse. Harry grinst auch. Sie haben ihm gesagt, dass er sie mit Mum und Dad ansprechen soll, wenn er will. Er ist darüber ziemlich glücklich und sagt, dass es so gut tut, wieder Eltern zu haben.
Nach einer knappen Stunde sind wir in Thun. Die Autos werden erst mal vor dem Schiff parkiert, um die Behälter zu leeren und alles Essen, die Getränke und die Musikanlage aus- und auf das Schiff zu laden. Dann parkieren Sirius und Remus die Autos auf dem nahegelegenen Parkplatz. Das kleine Schiff ist unser Partyraum für die nächsten paar Stunden. Natürlich haben wir alle Muggelkleider an und tragen alle Sachen selber aufs Schiff. Eine Kellnerin erwartet uns, um uns zu bedienen, aber nachdem wir sie um Auskunft über die Anlagen an Bord gebeten haben, lassen wir sie ziehen und erklären ihr, dass wir selber klar kommen.
Das kleine Schiff hat einen Eingang, der in eine kleine Halle mit zwei Toiletten führt, in der Wand dahinter sind Schränke mit Geschirr und Gläsern, eine Abstellfläche und ein Waschbecken, dann hat es Schubladen mit dem Besteck. Gleich davor ist ein Tresen, mit einem weiteren Spülbecken. Unten dran hat es Eisschränke und Abstellraum für unsere Getränkeharassen. Der grössere Teil des Schiffes besteht aus diesem offenen Raum, der auf der Seite voll verglast ist. Hinten ist eine grosse Schiebetür, die jetzt geöffnet ist, da es schön und warm ist. Die führt auf einen kleineren Teil des Decks, der mit Bänken und einem Tisch versehen ist. Im Innern des Raums hat es eine kleine Fläche, auf der wir tanzen können. Ansonsten gibt es einige Tischreihen.
Die Party besteht aus uns dreizehn, Remus und Sirius, Rons Eltern und Brüder, meinen Eltern und den Lehrern Dumbledore, McGonagall, Hagrid, Flitwick und Vector, Madam Pomfrey und Madam Hooch. 32 Teilnehmer, die sich auf dem Schiff zum Glück nicht gleich auf die Füsse treten. Sie freuen sich alle auf die Fahrt. Das Schiff wird bis um halb zwölf einfach auf dem See herumkreuzen und auch auf den Brienzer See fahren können.
Dobby und Winky haben uns ein wahres Festessen vorbereitet, das aus kalten Platten besteht, mit viel Salat dazu. Dazu gibt es Knoblauchbrot, das wir noch heiss machen, Walliser und anderes Brot, das wir noch schneiden müssen. Danach kann jeder sich einfach bedienen. An Getränken hat es Mineralwasser, die Kiste Wein, die Mr. Patil mitgebracht hat und die wir unter dem Tresen verstauen, dann hat's noch eine weitere Kiste Rotwein und eine mit Weisswein, den wir schön kühlen. Neben den Platten mit kaltem Fleisch gibt es Käseplatten und auf allen Platten hat es hartgekochte Eier, Pickles, Gemüse und Früchte. Und zum Dessert gibt es gebrannte Creme und Tiramisu. Remus arrangiert die Platten auf dem Tresen.
Der Kapitän kommt herein, um uns zu begrüssen und uns über die Fahrt zu orientieren. Es ist gerade vier Uhr nachmittags, das Wetter schön und heiss. Wir gehen alle auf das Aussendeck, um zuzusehen, wie das kleine Schiff sich vom Kai löst und in den kleinen Kanal und danach in den offenen See hinausfährt. Die Aussicht ist natürlich unglaublich schön und wir sehen alle Berge noch viel näher als von zuhause. Meine Mum fragt mich, ob ich die Namen kenne.
„Nur ein paar wenige. Der da gleich nebenan ist der Niesen. Dann die drei da drüben, das sind so drei der am besten bekannten Berge der Schweiz, Eiger, Mönch und Jungfrau. Auf der Hinterseite von denen ist übrigens der Konkordiaplatz, das ist der Ursprung des Aletschgletschers, von dem ich euch ja Fotos geschickt habe, als wir im Winter da zum Skilaufen waren. Dann weiss ich noch, dass dieser da hinten das Schreckhorn ist, und dann die Blüemlisalp, die man hier Blüemlere nennt..."
„Das sind mir zu viele unverständliche Namen, mein Kind," wehrt Dad ab, aber er grinst.
„Du bist halt hier nicht zuhause, Dad. So ist das eben im Ausland."
„Nein, bin ich nicht. Aber du fühlst dich offenbar hier wie zuhause, da du die Sprache und alles auch schon so gut sprichst..."
„War nicht so schwierig, wir hatten ja den Polyglotttrank, Daddy."
„Sprachen lernen mit einem Zaubertrank. Muss nett sein..."
„Funktioniert nur, wenn man sich dann auch im Sprachgebiet aufhält und die eigene für ein paar Tage lang völlig weglegt. Während der Trank wirkt, so einige Tage lang, sollte man dann nur diese eine Sprache hören. Dann kann man sie auch sprechen und darin denken. Es war aber schon ein ziemlich eigenartiges Gefühl."
„Das wollte ich grade sagen, dass das ein ziemlich komisches Gefühl sein muss."
„Aber der Trank funktioniert auch für Muggel, Barb und Housi haben jedenfalls so Englisch gelernt."
Sirius und Remus installieren die Stereoanlage und wir spielen eine Menge CDs. Das Magazin im Spieler erlaubt uns, mehrere Platten gleichzeitig einzufüllen und der Zufallsgenerator pickt dann von verschiedenen Platten immer wieder unterschiedliche Songs, bis alle durch sind. Bald wuseln alle durcheinander, einige tanzen, andere sitzen an den Tischen und plaudern, andere stehen am Geländer und schauen hinaus. Obwohl es mitten in der Woche ist, sind viele Boote auf dem See.
Sirius
Das war eine von Remus' besten Ideen, die er je hatte. Wir können eine Menge sehen und zur selben Zeit haben wir eine tolle Party. Die Kids haben sie sich verdient. Ich bin so stolz auf sie, aber sie sind auch schon fast wie meine eigenen Kinder. Ich weiss, dass Remus es ähnlich empfindet. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir hier noch eine Weile länger zusammenbleiben können. Zur gleichen Zeit ist mir klar, dass uns die Trennung von den Kindern, wenn sie uns einmal verlassen, sehr schwer wird. Sie sind uns so sehr zur Familie geworden, nicht nur Harry, Hermione und Ron. Harry ist mehr als nur einfach mein Patensohn, auch wenn seine richtigen Eltern jetzt wieder unter uns weilen. Ich schaue ihnen zu, wie sie sich untereinander bewegen und offensichtlich Spass haben. Ich spaziere mit zwei Weinflaschen herum, um Gläser neu zu füllen. Albus schaut auf die Flasche, als ich ihm offeriere, sein Glas neu zu füllen.
„Das ist ein sehr guter Wein," meint er.
„Das ist eine Kiste, die Vaidyanathan Patil gebracht hat. Er dachte, Remus und ich sollten sie an ein paar romantischen Abenden zusammen leeren, aber wir teilen sie eigentlich noch fast lieber mit Freunden. Und dies hier ist eine sehr nette Art, sie zu teilen."
„Danke, dass du sie mit uns teilst, Sirius."
„Zeigt, wie viel ihr Leute uns wert seid..." gebe ich grinsend zurück.
Albus, Minerva, Pomona, Filius, Poppy und Madam Hooch sitzen zusammen an einem langen Tisch im Innenraum des Schiffes. James, Lily, Helen und George, Arthur und Molly sind ebenfalls da. Remus und ich setzen uns zu ihnen und überlassen die Kinder ihrer eigenen Unterhaltung. Wir erfreuen uns an einem langen Abend mit viel Schwatzen und Lachen. Für eine Weile sitze ich neben Poppy.
„Wie geht es Remus, Sirius?" fragt sie.
„Schau ihn dir an, Poppy. Hermione, Ginny und ich wechseln uns dabei ab, seinen Zaubertrank zu brauen. Hermione hat es sogar geschafft, ihn ein wenig zu verbessern, damit er nicht mehr so übel schmeckt. Er braucht sich nur noch für die eigentliche Verwandlung abzusondern, danach verbringt er die Zeit mit uns. Die Verwandlung ist so schlimm wie immer, aber danach ist es viel erträglicher für ihn. Er schläft in seinem Bett die Nacht durch, bis zur Verwandlung zurück."
„Er sieht gesünder aus, als ich ihn je zuvor gesehen habe."
„Wahrscheinlich ist er das auch. Aber vergiss nicht, dass er noch nie so lange am Stück richtig unbeschwert gelebt hat. Wenn bloss Fanny und Quintus ihn sehen könnten, Poppy. Sie wären so glücklich."
„Du vermisst sie, nicht wahr?"
„Noch genauso wie damals als sie ermordet wurden. Sie waren die Eltern, die ich mir immer gewünscht hatte."
„Du bist so ganz anders als deine eigenen Eltern, Sirius, wir wussten alle, wie scheusslich die waren."
„Und mein Bruder war nicht besser. Ich bin sehr froh, dass der ganze Haufen weg ist."
„Wenn du keine Kinder hast, dann wird deine Familie aussterben..." bemerkt sie.
„Das ist mir vollkommen wurscht. Ich hoffe, dass ich zu sehen bekomme, wie zuerst James und Lily, und dann Harry und Hermione einen ganzen Haufen Kinder bekommen und grossziehen und habe die feste Absicht, die zu verwöhnen bis an den Bach runter, vor allem mit Zuneigung. Die beiden sind ein niedliches Pärchen."
„Wie geht es Harry mit seinen schrecklichen Alpträumen?"
„Seit er sein Bett mit Hermione teilt, sind die völlig weg. Wir waren sehr froh, als er keine Zaubertränke mehr brauchte. Aber er hatte immer noch schlimme Träume genug. Seit letzte Weihnachten ist er mit Hermione zusammen und seither hat er keine mehr. Ausser in den paar Nächten in Hogwarts während der OWLS."
„Weisst du, ob sie zusammen schlafen?" fragt Poppy.
„Tun sie. So viel ich weiss, haben sie bisher den Verhütungszauber benutzt, aber Hermione plant, jetzt den Zaubertrank zu brauen."
Poppy grinst. Sie war noch nie prüde und hat die Dinge schon zu meiner Schulzeit immer beim richtigen Namen genannt.
„Gut. Gibt's noch andere Pärchen?"
Jetzt grinse ich.
„Aber sicher. Ginny und Ernie sind eines. Ich glaube nicht, dass die beiden schon miteinander schlafen, aber sie sind ein süsses Pärchen, Poppy, immer voller Spass. Und sie schläft ziemlich regelmässig bei ihm. Parvati Patil und Draco Malfoy. Bin mir nicht sicher bei den beiden, aber ich könnte mir denken, dass sie intim sind. Blaise Zabini und Padma Patil. Bei den beiden weiss ich's, weil sie null Geheimnis draus machen. Und dann sind Ron und Justin."
„Du solltest wissen, was unter deinem Dach läuft. Ich bin mir nicht so sicher, ob die Patils glücklich wären, wenn..."
„Oh, die wissen zum Glück Bescheid und waren vor ein paar Wochen hier. Haben die beiden Jungen auch kennen gelernt. Shannah hat sie auseinander genommen. Es war eine gute Idee, alle Eltern einzuladen, es sind auch alle gekommen, nur Augusta Longbottom war nicht da. Ich habe natürlich die Patils gekannt und die Weasleys, und die Malfoys, die wir nicht vermisst haben, aber die anderen waren mir alle noch fremd, jetzt kennen wir uns und sie haben auch fast alle Vertrauen zu uns. Nur Mandys Eltern haben Schwierigkeiten gemacht. Die haben Mühe mit Werwölfen."
Eine Weile später kommt Pomona Sprout zu mir. Wir sprechen ein bisschen über die Kräuterkunde, die ich mit den Schülern machen soll. Wir werden das Treibhaus vergrössern müssen, dann haben wir auch eine Ecke für die praktischen Übungen. Ich bin sicher, dass Barb sich dafür auch sehr interessieren wird, sie kann sich gerne dazu gesellen und mitmachen.
„Wer wird das unterrichten, Sie oder Remus?" fragt Pomona.
„Remus ist noch schlimmer darin als ich – also werde ich es wohl tun, oder Lily. Mit viel Unterstützung von Neville Longbottom," gebe ich zu und grinse.
Sie lacht.
„Ja, Neville ist wirklich gut darin. Ich bin sicher, dass er morgen seinen NEWT in diesem Fach machen könnte. Er hat auch einen ausgesprochen grünen Daumen. Sollte ein Hufflepuff sein, der Junge. Seine Gran war eine, wussten Sie das?"
„Oh ja, sie hat es uns oft genug gesagt. Ich war nach der Schule auch mit Frank und Alice befreundet."
„Ja, noch ein solider Hufflepuff, der Frank. Wie auch immer, ich komme gerne zu euch, um euch mit dem Start zu helfen, wenn wir Zeit genug haben..."
„Haben wir bestimmt. Kommen Sie jederzeit! Wir haben ein kleines Treibhaus, das werden wir vergrössern, geben Sie mir die Masse, die wir brauchen, an."
„Mache ich. Ich weiss, dass Sie sehr wohl in der Lage sind, das zu tun. Ihre Schüler haben sich extrem gut geschlagen... zum Neidischwerden."
„Wir haben ideale Lernbedingungen, Pomona. Sie haben aber wirklich sehr gut abgeschnitten. Ernie und Justin sind beide schön in der Mitte... beide haben sich gut geschlagen."
„So gut, dass Amelia Bones zu mir kam und geseufzt hat, sie wünschte, ihre Nichte Susan wäre auch bei euch."
Das bringt mich wieder zum Lachen.
„War sie so schlecht in ihren OWLS?"
„Hätte besser sein können, aber was will man, das Mädchen hat einen reinen Terror vor Prüfungen. Sie hat hart gearbeitet, aber sie ist nicht ihre Tante. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Amelia sie das zu sehr spüren lässt."
„Das ist traurig. Schon deshalb, weil Susans Eltern damals ermordet wurden und sie sie überhaupt nie gekannt hat."
„Das ist es. Weil grade sie so sehr viel mehr Ermutigung brauchen würde. Statt dessen ist sie ziemlich sicher ordentlich ausgescholten worden. Ich habe Amelia gebeten, sie nicht so hart anzufassen, aber war nichts zu machen. Die Eltern Ihrer Schüler waren sicher zufrieden?"
„Diejenigen, die noch da sind, ja. Blaise ist jetzt unter Remus' Vormundschaft und er hat auch gut abgeschnitten. Er hat neun gemacht, davon drei Aussergewöhnliche. Harry hatte zehn, davon vier mit O. Möchte gern Fliege an der Wand sein, wenn Snape hört, dass Harry in Zaubertränke ein O hatte."
„Oh, aber das ist ausgezeichnet."
„Wir sind sehr stolz auf sie, Professor. Sie haben alle viel besser abgeschnitten, als viele erwartet haben. Gut, wir konnten annehmen, dass Hermione oben herausschwingt, aber..."
„Zwölf Aussergewöhnliche OWLS, Sirius, das ist fast so gut wie Tom Riddles dreizehn. Er hat es geschafft, noch ein Fach mehr hineinzustopfen. Und hatte ein Aussergewöhnlich in elf von den dreizehn. Aber ihre Punktzahl ist besser."
„Wow, das werde ich ihr ganz bestimmt sagen."
„Ihm müsste man es sagen. Ich habe seinetwegen nur etwa zwei Drittel der Schüler in meinem Haus gesehen und dieses Jahr wird auch nicht besser sein, eher noch schlechter. Aber ich habe gehört, dass die Todesser gar nicht begeistert waren, als sie gemerkt haben, dass wir Hogwarts jetzt etwas dezentralisierter führen. Das Schloss ist zwar so sicher wie eh und je, aber wenn die Kinder völlig ausser Reichweite sind, ist es noch besser."
„Unseren hat's sogar gut getan. Was wichtig ist, denn früher oder später werden sie den Todessern gegenüber stehen. Zwei von ihnen haben mir geholfen, Pettigrew zu schocken. Sie hätten sie hören sollen, alle waren sie vollkommen empört über ihn. Remus hat mir erzählt, dass er versucht hat, ihn zu überreden, doch zu den Todessern überzulaufen, aber als Remus darauf nicht nur nicht einging, sondern überhaupt nicht reagierte, hat Pettigrew den Kindern einfach so gesagt, dass er ein Werwolf ist und dass sie sich doch sicher nicht in solcher Gesellschaft befinden wollen. Sein Pech, dass sie es nicht nur wussten, sondern auch kein Problem damit hatten. Und dann haben sie ihm gesagt, was sie von ihm halten! Nämlich sehr wenig. Aber das Beste an meiner Gruppe Schüler ist, dass sie aus allen vier Häusern kommen, doch man bemerkt davon nichts mehr. Weswegen ich zur Ansicht gelangt bin, dass wir vielleicht auf diese jahrhundertealte Tradition lieber doch verzichten sollte. So sehr ich dem Sortierhut auch dankbar bin, dass er mich nach Gryffindor geschickt und mir damit ermöglicht hat, meiner Familie auf Dauer zu entkommen."
„Die Kinder scheinen euch sehr zu mögen."
„Sieht sehr danach aus. Natürlich haben die auch Streit untereinander, das ist ja auch normal und normalerweise ist es ja auch ziemlich rasch vorbei. Über alles gesehen denke ich, dass sie sich gegenseitig mögen und auch, dass sie Remus und mich mögen. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass sie für uns durchs Feuer gingen. Ich habe grade vorhin gedacht, wie sehr ich sie vermissen werde, wenn sie mal weggehen."
„Na ja, wenn sie aus eurer Betreuung entlassen werden, kommen Sie beide ja wieder nach Hogwarts," sagt sie fast ein bisschen im Befehlston, aber mit lachenden Augen.
„Sieht so aus. Ich glaube, das würde mir gefallen. Ich meine, ich bin ja so durch Zufall zum Unterrichten gekommen, aber ich glaube, ich mache einen ganz guten Job."
„Glauben Sie mir, sobald Voldemort kein Thema mehr ist, wird Severus Hogwarts sofort verlassen. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie einen ganz guten Zaubertränkelehrer abgeben werden."
„Ich mag das Fach auch, wenn ich Transfiguration auch noch lieber habe."
Lily
Ich sitze zwischen Pomona und James und stille Lizzie, dabei höre ich dem Gespräch zwischen Pomona und Sirius zu. Sie rechnet so fest damit, dass wir Voldemort zur Strecke bringen... ich weiss nur, dass ich ihn fürchte wie nichts sonst. Schon nur der Gedanke daran, ihm noch einmal gegenüber stehen zu müssen, lässt mir fast die Milch sauer werden. Ups! Muss aufhören, an solches nur zu denken, wenn ich Lizzie grade stille. Pomona wendet sich zu mir und macht mir ein Kompliment, eines, das ich nicht sehr oft höre, wenn ich Lizzie irgendwo zwischendurch stille.
„Wie schön, eine junge Mutter zu sehen, die ihr Baby so selbstverständlich stillt, Lily. Das hat sich auch unter den Hexen während langer Jahre nicht mehr durchsetzen können. Erst jetzt werden die Mütter langsam wieder vernünftig und merken, dass sie ihren Kindern damit das Beste geben."
„Na ja, es gibt ja wohl auch Mütter, die einfach nicht damit klarkommen, oder die keine Milch haben, oder was auch immer für Gründe. Aber ich habe einfach Spass dran. Und sie mag das Futter ganz offensichtlich, sie hat schon nach wenigen Tagen zugenommen."
Parvati
Draco kommt vom Innenraum und levitiert ein grosses Tablett mit zwei Tellern und Gläsern. Ich schaue hinauf zur Brücke, aber der Kapitän scheint von alldem nichts wahrzunehmen. Draco folgt meinem Blick und grinst.
„Dumbledore hat mir gesagt, dass er einen Illusionszauber aufgesetzt hat, der Tropf da oben sieht und hört nichts von Magie. Ich glaube, Dumbledore hat's wegen Hagrid getan."
„Ich dachte schon, dass es ziemlich schwierig sein muss, Hagrid zu übersehen."
„Bestimmt. Hier. Ist das so in Ordnung? Ich habe dir ein bisschen mehr Salat aufgetan."
„Danke, Draco, das ist perfekt!"
Draco kann so ein Kavalier sein, wenn er Lust dazu hat. Und dann ist er wirklich süss. Heute scheint er den Charmeur hervorgenommen zu haben. Auch nach all dieser Zeit bin ich noch immer etwas vorsichtig, mich in meinen eigenen Gefühlen für ihn zu verlieren. Noch immer weiss ich nicht, ob er mich nur benutzt, oder ob er wirklich etwas für mich empfindet. Langsam neige ich zur zweiten Ansicht, auch wenn er's selber noch nicht so ganz gecheckt hat. Aber ich hatte erwartet, dass er mich fallen lässt, sowie wir das erste Mal miteinander geschlafen haben. Erstaunlicherweise sind wir aber immer noch zusammen. Ich bin froh, dass Hermione den Vorschlag gemacht hat, gemeinsam den Verhütungstrank zu brauen, denn dann bräuchten wir uns um die Verhütungszauber sechs Monate lang keine Gedanken zu machen.
„Hab ich dir gesagt, dass wir nächste Woche den Verhütungszaubertrank brauen wollen?" frage ich Draco, der sich jetzt neben mich gesetzt hat und zu essen beginnt.
„Nein, hast du nicht. Soll ich dabei helfen?"
„Ich glaube nicht, dass wir uns gegen Hilfsangebote wehren; schliesslich seid ihr Jungs ja auch Nutzniesser," bemerke ich grinsend.
Er grinst etwas verlegen und gibt zu:
„Sicher. Dann trommle ich wohl besser, Blaise, Ernie und Harry zusammen, was?"
„Ich denke, mit dem Brauen kommen wir klar. Schliesslich macht Hermione den Wolfsbanntrank mittlerweile schon ab und zu alleine, und das soll ja ein sehr schwieriges Unterfangen sein."
„Stimmt. Das wird Spass machen, wir brauchen uns längere Zeit nicht mit den Zaubern herumzuschlagen."
„So haben wir uns das vorgestellt."
Wir sitzen nebeneinander und essen weiter. Plötzlich erscheint ein kleiner Schatten über uns und Remus setzt sich uns gegenüber an den Tisch.
„Hey!" sagt er.
„Hallo, Remus," antworte ich.
„Kann ich einen Augenblick mit euch zwei reden?" fragt er dann.
„Sicher – was gibt's denn?"
„Das wollte ich euch fragen. Wir haben von Hermiones Absicht, den Verhütungstrank zu brauen, gehört. Ich wollte wissen, ob du den ebenfalls einzunehmen gedenkst, Parvati?"
„Ja," sage ich einfach.
Er nickt. Dann fragt er direkt:
„Habt ihr beiden miteinander geschlafen?"
Draco schaut mich an. Ich schaue ihn an und er zuckt die Achseln.
„Ja, haben wir, Remus. Aber wir haben den Zauber benutzt. Hermione hält ja für gewöhnlich mit ihrem Wissen nicht zurück und für einmal war ich sogar mehr als froh."
Remus grinst.
„Gut. Das wollte ich nur wissen. Erstens, ob ihr euch über eure Verantwortung klar seid und zweitens einfach, damit ich Bescheid weiss, was unter meinem Dach vorgeht."
„Wir haben bemerkt, dass ihr nie checkt, ob wir auch wirklich in unseren eigenen Betten schlafen," sagt Draco.
„Das hat damit zu tun, dass wir zwar für euch verantwortlich sind, uns aber schlicht weigern, auch noch euer Anstandswauwau zu sein. Ihr müsst selber wissen, wann ihr wofür bereit seit. Was aber auf der anderen Seite wieder heisst, dass wir euch vertrauen, aber dass ihr, wenn ihr schon Erwachsenenspiele treibt, euch eben auch der erwachsenen Verantwortung stellen müsst. Wenn was passiert, dann seid nämlich nicht ihr verantwortlich, sondern ich. Und wenn euch das jetzt wie ein Widerspruch vorkommt, dann deshalb, weil ich von euch erwarte, dass ihr die Verantwortung zwar übernehmt, ich dann aber trotzdem dafür grade stehen muss. Ich denke, ihr seid gross genug zu wissen, wann ihr wozu bereit seid. Verhütung ist einfach zu bewerkstelligen. Wie ihr mit etwas so schwerwiegendem wie Sex umgehen lernt, ist eure Sache. Aber wenn ihr Fragen habt, ganz egal, ob sie mit der Technik oder der emotionalen Seite zu tun haben, dann kommt zu mir oder Sirius. Wir sind beide nicht prüde und auch wenn wir schwul sind, haben wir trotzdem eine Ahnung von dem, was euch bewegt. Ihr könnt auch James oder Lily ansprechen, keines von den beiden wird euch auslachen oder schlecht machen. Okay?"
„Okay," bestätigen wir beide.
„Gut. – Geniesst es. Ihr habt alles Recht der Welt, glücklich zu sein, und wenn's auch nur für eine Weile ist."
Damit steht er auf und ich kann sehen, dass er sich Padma und Blaise nähert. Wahrscheinlich kommen jetzt sie für die selbe Ansprache dran. Ich bin sehr froh, dass Sirius und er diese Dinge so positiv sehen.
„Die sind so locker, Draco. Bestimmt, weil sie in den Siebzigern aufgewachsen sind. Mum hat uns schon oft Dinge aus ihrer ‚wilden' Zeit erzählt..." erzähle ich Draco.
„Könnte sein. Allerdings waren meine Eltern immer so steif wie ein Brett. Sind wohl auch etwas älter."
„Ich glaube, wenn die Eltern in ihrer Jugend gern Spass hatten und das noch nicht vergessen haben, machen sie's ihren Kindern sicher leichter," vermute ich.
„Kann schon sein."
Nachdem wir unser Geschirr zurückgebracht und mit einem Zauber wieder saubergemacht haben, verziehen wir uns zum Knutschen wieder in eine der Ecken draussen.
Hermione
Wir Jungen haben Gelegenheit zum Tanzen, Sirius und Remus haben Gelegenheit, ihren künftigen Kollegen näher zu kommen. Das tut beiden gut, obwohl Remus die anderen ja schon als Kollegen kennt.
Der Tagesprophet hat in den letzten Wochen von immer neuen Attacken vor allem auf Muggel berichtet. Wir wissen, dass Voldemort in England inzwischen etwa zweihundert neue Todesser hat rekrutieren können, zwar weit weniger als er gern wollte, aber es reicht, dass die ganz ordentlich Terror über Grossbritannien verbreiten können. Das Schlimme dabei ist, dass die Muggel es gar nicht als Terror erkennen, denn es sieht immer aus wie tragische Unfälle. Eine Massenkollision auf der Autobahn. Ein Zug, der entgleist. Noch ein Zug, ein Personenzug, der mit einem Frachtzug zusammenstösst. Und ein Flugzeugabsturz. Vor allem mit den Vorfällen mit Zügen sind die britischen Muggel rasch bereit, es mit der schlechten Unterhaltslage der Eisenbahngesellschaften zu entschuldigen. Jeder weiss, wie wenig die Gesellschaften für den Unterhalt ihres Schienen- und Rollmaterials tun, weil das ihren Profit schmälert. In den vergangenen zwei Monaten sind in England mehr als fünfhundert Menschen zu Tode gekommen, und noch immer weiss die Regierung der Muggel nicht, dass ein Plan dahinter steckt. Wie kann man das bloss stoppen?
Harry und ich machen eine Pause und setzen uns an den Tisch der Lehrer und wie erwartet unterhalten sie sich darüber. Dumbledore erzählt Sirius und Remus, dass Snape berichtet hat, Voldemort hätte den Todessern untersagt, das Dunkle Mal in die Luft zu hängen, wenn sie Muggel ermorden. Es wird nur über Häuser gezaubert, in denen sie Zauberer und Hexen ermorden. Ich runzle die Stirn. Das ist schon jetzt zu weit gegangen! Sicher, es wurden über zwei Dutzend Zauberer und Hexen ermordet, aber über fünfhundert Muggel! Und da werden noch viel mehr zu Tode kommen!
Es ist hart, wieder ans Vergnügen und Tanzen zu denken, aber Sirius befiehlt uns:
„Ihr seid zu jung und sitzt schon viel zu tief drin in diesem Schlamassel, um uns Alten hier zuzuhören, ihr Lieben! Geht und tanzt. Geniesst jeden Moment eures Lebens, den ihr ergreifen könnt, ihr habt vielleicht nicht allzu lang."
„Es ist nur so hart, ans Vergnügen zu denken, wenn all diese scheusslichen Dinge passieren," sage ich.
„Ich weiss. Aber ihr müsst. Wenn ihr das aufgebt, hat er schon gewonnen. Wir können nur hoffen, ihn eines Tages los zu sein und es zu überleben. Bisher habt ihr immer Glück gehabt, denn niemand, der euch ganz nahe steht, ist gestorben. Deine Eltern sind mit den Mitteln ausgestattet worden, die es ihnen ermöglichen, bei der geringsten Gefahr abzuhauen, Hermione. Aber es ist trotzdem möglich, dass es eines Tages jemanden in eurer Umgebung trifft. Also lebt!"
Ich umarme ihn, als ich aufstehe.
„Ich liebe dich, Siri. Wir werden da durchkommen!"
„Ich liebe dich auch, Kind. Geh, sei glücklich mit Harry," flüstert er.
Bei Merlin, ich liebe diesen Mann wie meinen Vater. Obwohl mir ein dicker Kloss im Hals sitzt, lächle ich ihm zu.
Albus
Ich folge den beiden Kindern mit meinen Augen, als sie zu der kleinen Tanzfläche gehen. Dann schaue ich Sirius lächelnd an.
„Sie ist die Tochter, die ich nie haben werde, Albus. Es ist ein unglaubliches Gefühl zu wissen, dass sie mich wie einen Vater liebt. Irgendwann dann wohl mehr wie ein Fast-Schwiegervater, aber das ist unwichtig. Ich liebe die beiden so sehr, dass ich mir jeden Tag Zeit nehme, jede Gottheit, die bereit ist, mir zuzuhören, anbete, sie durch diesen Krieg zu tragen und zu verschonen."
Ich nicke. Ich bin stolz darauf, wie Sirius sich in den letzten fünfzehn Monaten verändert hat. In vielerlei Hinsichten ist er wie ein Wunder. Fast eine Auferstehung, denn in den fast zwölf Jahren vor seiner Flucht aus dem Gefängnis hat er ja keine Gelegenheit dazu gehabt, reifer zu werden und sich weiterzuentwickeln. Und nach seiner Flucht hat er zwei Jahre lang im Untergrund mehr überlebt als gelebt, immer in Gefahr entdeckt zu werden. Er hat praktisch vom Adrenalin in seinem Blut existiert. Und jetzt ist er in ein weiteres Gefängnis geraten, aber immer noch schafft er es, zuerst an die anderen und erst dann an sich zu denken. Aber natürlich gibt es einen grossen Unterschied zwischen diesem Gefängnis und dem anderen. Hier geniesst er die achtsame Betreuung eines geliebten Menschen und wird so gut es geht verhätschelt. Zudem hat er die Menschen wieder, deren Tod ihn in Azkaban tagtäglich verfolgt hat.
„Wie kommst du damit zurecht, in dem Haus auch so was wie gefangen zu sein, Sirius?"
„Ziemlich gut, glaube ich. Vor allem wegen Remus, natürlich, aber auch wegen James, Lily, Harry und Hermione und der ganzen übrigen Truppe. Wir sind ja auch nicht wirklich eingesperrt, wir gehen auch aus. Natürlich sind wir immer auf Ausguck nach Todessern, aber über alles gesehen fühle ich mich wohl. Ich habe mich schon gefragt, ob ich mich fürs Leben eingerichtet habe. Azkaban hat mich eigentlich ziemlich rastlos gemacht, aber eine Menge davon könnte sich verabschiedet haben, als ich auf der Flucht war. Die zweite Tatsache, die mir hilft, ist dass ich dieses Exil selber gewählt habe. Dann habe ich jede Menge zu tun, das hilft mir, mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Ich sitze nicht herum, habe keine Zeit zum Grübeln. Und schliesslich habe ich jemanden, mit dem ich über alles sprechen kann. Remus ist sehr gut darin. Er stellt mir die richtigen Fragen, wenn ich es nicht selber schaffe."
„Das erleichtert mich. Du hast das Recht, dieses erneute ‚Gefängnis' zu verlassen, das weisst du, nicht wahr?"
„Ja, natürlich. Es ist fast Ironie, dass ich jetzt, da ich es verlassen kann, es gar nicht verlassen will. Ein Ort, an dem ich mit Remus zusammen sein kann, wird nie ein Gefängnis sein. Es sei denn, es erinnert mich an früher. Es läuft immer alles darauf hinaus, dass ich einfach mit ihm zusammen sein will. Und ausserdem tue ich gern, was ich zur Zeit tue."
„Das ist gut, dann kann ich ja drauf hoffen, dass ich mir dich für unsere Hogwarts-Crew schnappen kann," sage ich mit einem Lächeln.
Ich weiss, dass er nicht einfach zu fangen sein wird. Aber Sirius wäre eine grossartige Ergänzung unseres Teams in Hogwarts. Er ist ein sehr guter Allrounder. Er hat seine Schüler ausgezeichnet auf ihre OWLS vorbereitet und das in nicht weniger als fünf Fächern. Dabei haben sie fast ausnahmslos reüssiert. Keines ist ganz durchgefallen. In seinen zwei wichtigsten Fächern, Transfiguration und Zaubertränke haben seine dreizehn Schüler die meisten aller Aussergewöhnlichen OWLS aller Absolventen der Prüfung geschafft. Jeder andere Schulleiter würde sich die Finger nach einem solchen Allrounder lecken. Und Remus ist der perfekt passende Partner für ihn, denn auch er ist gut in mehreren Fächern. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihn lieber als Geschichtslehrer hätte oder als Lehrer für Verteidigung. Und dann ist er auch ebenso gut in Zauberkunst. Ausserdem habe ich den Eindruck gewonnen, dass nicht nur Harry und Hermione ihn als mehr lieben denn einfach nur ihren Lehrer. Mir ist nach einem tiefen Seufzer zu Mute. Die gegenwärtige Situation ist so schwierig.
Wenn ich mich aber hier umschaue, so ist es fast eine Sünde, über diese dunklen Zeiten nachzudenken. Langsam beginnt die Sonne zu sinken und dies ist eine sehr schöne Gegend, um einen Sonnenuntergang zu bestaunen. Remus fordert uns alle auf, ins Freie zu gehen und dem Sonnenuntergang zuzusehen. Die Berge sind alle in tiefes Rosa und Gold getaucht. Was für eine wunderbare Ansicht. Remus hat recht, es ist wirklich eine Sicht, die einen verstummen lässt. Die Berge scheinen in den Farben der untergehenden Sonne zu erglühen. Ich stelle fest, dass einige Kinder Kameras bei sich haben und Bilder davon zu machen versuchen.
Und auf einmal denke ich viel positiver. Denn die Erinnerungen, welche diese Kinder an die gemeinsam hier in der Schweiz verbrachte Zeit behalten werden, werden für sie alle sehr wertvoll sein. Das allein ist schon viel wert. Sie erhalten hier die selbe qualitativ gute Ausbildung wie in Hogwarts. Sie geniessen, obwohl in ein verhältnismässig kleines Haus zusammengepfercht, viel mehr persönliche Freiheiten als in Hogwarts. Die Schüler in Hogwarts können nicht frei mit allen anderen umgehen, sie sind durch die vier Häuser voneinander getrennt. Remus und Sirius lassen ihren Schützlingen viel Raum, mit ihren Liebsten zusammen zu sein. Ich bin sehr froh, dass ihre Eltern alle Bescheid wissen und es tolerieren. Ansonsten hätten mich wohl schon einige gehässige Briefe in Hogwarts erreicht. Die Teenager scheinen sich darum überhaupt nicht zu scheren.
Ich beobachte einige von ihnen beim Tanzen. Andere sitzen in einer Ecke zusammen und, wie nennen sie das schon wieder? Ach ja, knutschen. Es gehört zum Aufwachsen, wenn auch die Menschen zu meiner Jugendzeit beim blossen Gedanken daran in die Luft gegangen wären, im Geheimen hat man's doch nicht anders gemacht, auch damals nicht. Die Kinder hier sind alle sechzehn mit Ausnahme von Ginny Weasley, die erst im nächsten Winter sechzehn Jahre alt wird. Doch ihr Alter spielt wohl keine so grosse Rolle, wenn sie es geschafft hat, im ganzen diesjährigen Jahrgang der fünften Klasse den zweiten Platz zu belegen. Diese Tochter von Arthur ist eine sehr vielversprechende junge Hexe.
Im Laufe meines langen Lebens habe ich viele Veränderungen gesehen, mehr in den letzten hundert Jahren als meine Mitmenschen im vorigen Jahrhundert sich je hätten erträumen lassen. Für die Muggel, die damals über die magische Welt Bescheid wussten, waren wir glückliche Mitmenschen, die eine grossartige Gabe besassen, welche das Leben unendlich leicht machte. Die heutigen Muggel sind viel, viel weiter, sie haben einen technischen Fortschritt erreicht, der vieles, was wir mit Zauberei erledigen, fast wie Magie anmuten lässt. Unsere Lebensweise kommt denen unter den Muggeln, die über unsere Welt Bescheid wissen, fast wie vorsintflutlich vor. Umso mehr erscheint mir das Gedankengut von Tom Riddle völlig aus dem Geleise geraten zu sein. Ich schiebe diese Überlegungen wieder beiseite und wende mich zu Arthur, der mit seinen Augen ebenfalls der jungen Ginevra folgt.
„Du bist sicher sehr stolz auf deine Tochter, nicht wahr, Arthur?"
„Sehr! Wenn man bedenkt, dass sie ein Jahr weniger Ausbildung hinter sich hat, fast zwei, wenn man ihr verpatztes erstes Schuljahr einrechnet, dann hat sie besser als Bill und Percy abgeschlossen. Sie hat zwar einen OWL weniger geschafft, aber dafür ein oder zwei Aussergewöhnliche mehr. Du hättest Fred und George hören sollen, Albus! Die beiden haben ein Riesentheater veranstaltet, ihr Applaus gespendet und ihr gratuliert. Und ihr dann dafür gedankt, Percy beschämt zu haben. Damit meinten sie wohl, dass es auch Leute gibt, die gut in der Schule sind, ohne dabei steif wie ein Brett zu werden."
Ich schmunzle. Ich habe nie jemandem gesagt, wie sehr mich diese zwei begabten jungen Männer amüsieren. Ich gebe zu, dass ihre Tricks für diejenigen, welche sie damit aufs Korn nehmen, oft ziemlich unangenehm sind, aber der Unterhaltungswert ist kaum zu schlagen. Ihre Schulleistungen waren sicher alles andere als berauschend, doch ihr Unternehmergeist war immer schon vorhanden, ich bin sicher, dass sie mehr als genug gelernt haben, um in ihren Geschäften gut vorwärts zu kommen.
„Wie ich höre, haben die beiden jungen Herren ein sehr erfolgreiches junges Unternehmen auf die Beine gestellt?"
„Es sieht sehr danach aus. Nicht, dass Molly damit auch nur annähernd zufrieden wäre, wenn's nach ihr ginge, müssten die Zwillinge ins Ministerium. Aber die würden dort nicht nur alles von unten nach oben drehen, die wären auch todunglücklich. Sie werden nun mal erwachsen und müssen ihr eigenes Glück suchen."
Arthur schaut sich um, wahrscheinlich danach, ob Molly sich in Hörweite befindet, dann fährt er weiter:
„Molly nimmt es sehr schwer, dass sie die Kinder nicht mehr von vorne bis hinten herumkommandieren kann. Es ist wirklich gut für sie, dass sie im Moment mit dem Orden so beschäftigt ist, sonst würde sie sich noch viel mehr in das Leben unserer erwachsenen Kinder einmischen. Ich bin aber sehr stolz auf sie, denn sie haben sich alle grossartig entwickelt. Ist doch egal, wenn den Zwillingen akademische Ehren nicht so wichtig waren, sie haben ihre Begabungen eben anderswo, sie kennen sie und können Kapital daraus schlagen. Das macht mich glücklich für die beiden."
„Da hast du bestimmt recht. Frederick und George werden ihren Weg schon gehen. Scheint es mir bloss so, oder ist Molly auch gegenüber Ron nicht gerade bester Laune?"
„Das ist auch so was. Ron hat uns letzte Woche mitgeteilt, dass er homosexuell ist und einen Freund hat. Molly hat zwar nicht eigentlich Vorurteile gegenüber Homosexuellen, sie hat offensichtlich nicht die geringsten Schwierigkeiten, Sirius und Remus als ein Paar zu akzeptieren, auch wenn sie vor allem Sirius für denkbar ungeeignet hält, mit Kindern umzugehen, aber wenn es sich um ihre eigenen Kinder handelt, passt so was wie eine weniger übliche sexuelle Orientierung offenbar nicht in ihr Bild. Ihre eigenen Kinder sollen alle ihrem Bild entsprechen. Jetzt fallen drei von ihnen aus dem Rahmen und das wird sie noch lange nicht zur Ruhe kommen lassen. Sie ärgert sich ja auch zwei Jahre danach noch darüber, dass Fred und George bei ihren OWLS nicht eben brilliert haben, selbst wenn ihre NEWTS jetzt doch etwas besser aussehen. Ron weiss, dass Molly lange brauchen wird, bis sie darüber hinwegkommt, und es ist sehr hart für ihn. Er hängt nämlich sehr an seiner Mutter."
„Ich verstehe. Aber es ist ja nicht so, dass Ronald sich das ausgesucht hat, nicht wahr?"
„Das weisst du, das weiss ich und das weiss eigentlich auch Molly. Deshalb nimmt sie's wohl auch so schwer. Sie hat versucht, Sirius und Remus die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben. Hat sie angemotzt, dass sie nicht gut genug auf ihre Kinder aufgepasst haben. Dabei waren die beiden noch nie zuvor in so guter Form und Stimmung."
„Ich könnte mir vorstellen, dass die beiden Ronald sicher beraten haben, sollte er sie darum gebeten haben. Die beiden waren eigentlich immer ziemlich offen, haben sich auch nicht sehr lange versteckt. Ich habe sogar selten ein Paar gesehen, dass so gut zusammenpasst wie Sirius Black und Remus Lupin."
„Echt? Die scheinen doch das purste Gegenteil voneinander zu sein..."
„Nicht so sehr, wie man von aussen meinen könnte. Ihre politischen, sozialen und kulturellen Ansichten decken sich. Sie haben nur ein unterschiedliches Naturell. Und natürlich braucht es einen extra geduldigen Remus Lupin, um mit einem übermässig quirligen Sirius Black zurechtzukommen. Obwohl der junge Master Lupin fast ebenso quirlig und unternehmungslustig sein konnte. Er war nur immer clever genug, sich nicht erwischen zu lassen. Weisst du, es gibt eigentlich ziemlich viele Parallelen zwischen den beiden und deinen Zwillingen. Eigentlich kommt mir nur ein grosser Unterschied in den Sinn, das ist das Interesse am Lernen. Beide, Sirius und Remus, waren neben ihren ausserschulischen Aktivitäten ausgezeichnete Schüler."
„Seid ihr dran, hinter unserem Rücken über Remus und mich zu klatschen?" fragt Sirius auf einmal von hinten.
Arthur und ich drehen uns um und lächeln ihn an.
„Streng genommen, könnte man sagen, das wir genau das getan haben, Sirius. Aber ich kann dir garantieren, dass Albus nur das Beste von euch zu berichten weiss," sagt Arthur.
Sirius hat zwei Weinflaschen in der Hand und füllt Gläser nach. Er grinst und gibt zu:
„Zugegeben, ich war nicht grade ein Engel in der Schule, Arthur, eher einer mit einem B vorne dran. Du weisst vielleicht, dass deine Zwillinge Moony und mich auf ein ziemlich hohes Podest gestellt haben. Ihr grosses Vorbild, weil wir all diese wilden Streiche gespielt haben – aber ich bin wirklich nicht auf alle stolz. Schon lange nicht mehr."
„Sei nicht so hart mit dir selber, Sirius. Albus hat grade gesagt, dass du ein ausgezeichneter Schüler warst."
„Das war leicht! Ich habe gestaunt, wie rasch ich jetzt meine Kenntnisse, auch theoretische, wiedererlangt habe. Zumindest den Teil der fünften Klasse. Es hat Spass gemacht, mich wieder in dieses akademische Wissen zu verbuddeln. Ich habe nie etwas gegen das Lernen gehabt, ich hab's nur gehasst, wenn ich büffeln musste. Obwohl ich natürlich auch ab und zu gepaukt habe," sagt Sirius mit einem Grinsen.
Er sieht so glücklich aus! Sirius war immer ein Schüler, später ein junger Mann, der mir sehr nahe stand, weil er mich an meine eigene Jugend erinnerte. Ich war ganz genauso unüberlegt, so rücksichtslos, bis einige böse Erfahrungen mich milder gestimmt haben. Sirius ist auf dem besten Weg dahin. Es ist mir immer extrem schwer gefallen, zu glauben, dass er ein Verräter sein könnte. Ich hatte nach seiner Verhaftung wahrheitsgemäss ausgesagt, was ich wusste – dass ich nicht den letzten Stand der Dinge kannte, kann man mir natürlich nicht vorwerfen, aber mein leiser Zweifel hätte mich doch dazu treiben sollen, lauter einen Prozess zu fordern. Ich hätte wissen müssen, dass er es nicht getan haben konnte.
Doch die beiden jungen Männer, Sirius und Remus, sind die Zukunft von Hogwarts, wenn ich etwas dazu zu sagen habe! Sie werden bald exzellente Lehrer sein und wenn ich einmal abtrete, werden sie mehr Verantwortung für die Schule übernehmen können. Sie bringen die Qualitäten mit, die es braucht, um Hogwarts als einen unabhängigen Hort des Lernens, der Offenheit und Neugier, der guten Erziehung und der Kultur zu bewahren. Ein Ort, an dem die Wahrheit mehr wiegt als Halbwahrheiten und Lügen. Ich weiss, dass Minerva die beiden unter ihre Fittiche nehmen und sie sicher anleiten wird, bis sie bereit sein werden, die Führung zu übernehmen. So jung, wie sie jetzt noch sind, werden sie es für viele Jahre tun können.
Remus
Was für eine wunderschöne Party! Es ist wunderbar, wieder mit den Kollegen zusammenzukommen, die ich seit meinem Weggang aus Hogwarts doch sehr vermisst habe. Mit Poppy bin ich eng befreundet, seit sie mich in meiner Schulzeit immer nach den Transformationen behandelt hat. Während meiner Zeit als Lehrer habe ich in Filius Flitwick und Pomona Sprout zwei speziell gute Freunde gefunden. Obwohl es doch ein sehr eigenartiges Gefühl war, als ich vor drei Jahren meine früheren Lehrer plötzlich als Kollegen kennen lernen durfte. Sie haben es mir wunderbar leicht gemacht. Ich hatte schon immer in Filius ein Vorbild gesehen, wenn's ums Unterrichten geht, seine lockere Hand im Umgang mit Schülern machte ihn immer zu einem der beliebtesten Lehrer in Hogwarts. Sein Humor und seine Begeisterung, die er sich auch noch nach all den Jahren an der Schule bewahrt hat, machen ihn auch heute noch zu einem vorbildlichen Pädagogen. Bei ihm hatte man als Schüler nicht nur Lust zum Lernen, es machte wirklich Spass. Ich habe mich immer darüber gewundert, dass niemand seine Freundlichkeit ausnützt, aber fast alle Schüler in Hogwarts lieben und achten ihn. Er kann eine Klasse auch fest in die Hand nehmen, wenn es nötig ist.
Pomona ist fast ebenso umgänglich. Sie hat einen trockenen Humor und ist sehr unkompliziert. Sie hält mit ihrem Witz nicht zurück, wenn eine Situation am besten dadurch entschärft werden kann. Auch sie wird von fast allen Schülern gut gemocht.
Gemütlich verplaudern wir den Abend. Siri und ich tanzen ein paar Runden zusammen. Wir haben früher so viel getanzt! Es war eine unserer liebsten Arten, heiss aufeinander zu werden. Auf Abende, die wir beim Tanzen verbracht hatten, folgten fast immer Nächte mit spitzenmässigem Sex.
Kurz vor Mitternacht kehrt das Schiff wieder zum Ausgangspunkt zurück. Bevor wir es verlassen, machen wir alle mit Zauberei alles wieder sauber und versorgen alles. Albus versieht den Kapitän am Schluss mit einem kleinen Vergesszauber, damit er sich nur an unsere Party, nicht aber an Details erinnern kann, dann verabschieden wir uns und gehen zum Parkplatz, wo wir die Autos beladen und besteigen und nach Hause zurückkehren.
Sirius
Ich packe meinen Wagen voller Freunde. Wir fahren zur Sunnegg zurück, halten aber an der Anti-Apparierungsgrenze an, wo wir uns von den Freunden aus Hogwarts verabschieden. Sie apparieren weg und wir legen den Rest des Wegs zur Sunnegg zurück.
Am nächsten Tag fahren wir Helen und George Granger zum Flughafen nach Zürich. Wir sind noch bei ihnen, als sie einchecken und begleiten sie dann bis zur Passkontrolle. Hermione umarmt sie noch einmal und schärft ihnen ein:
„Mum, Dad, ihr wisst, wie sehr ich euch liebe! Bitte, wann immer irgend etwas geschieht, versprecht mir, dass ihr die Portschlüssel benutzt, die Professor Dumbledore euch gegeben hat. Zögert keine Sekunde, schaut nicht zurück, geht einfach! Avada Kedavra ist so verdammt schnell und so verdammt endgültig, aber ich will euch nicht verlieren und ihr seid noch wehrloser als alle Hexen und Zauberer."
„Ja, Kind, wir versichern dir, dass wir sie griffbereit halten und benutzen, sobald wir schon nur einen schwarzen Umhang von weitem sehen," verspricht Helen.
„Gut. Ich wünsche euch einen guten Heimflug, Mum. Es war super, dass ihr beiden hier wart!"
„Es war wunderbar, hier zu sein, Liebling. Wir werden dich schrecklich vermissen. Schick uns also weiterhin oft Briefe und erzähle uns, was ihr alles anstellt, ja?" sagt George.
„Das mache ich, Dad!" verspricht seine folgsame Tochter.
George und Helen schütteln uns allen die Hände, umarmen Hermione noch ein letztes Mal und verschwinden im Durchgang zur Passkontrolle. Dann sind sie weg. Ich sammle Harry, Hermione und Arthur zusammen und gemeinsam kehren wir zum Parkhaus zurück. Hermione zeigt Arthur, wie die automatischen Kassen funktionieren, dann schiebt er glücklich die Münzen in den Schlitz und schaut zu, wie das Ticket wieder ausgespuckt wird.
„Hältst du das bis ich es brauche, Arthur?" bitte ich ihn.
„Klar – sag's mir einfach..."
Wir finden das Auto, Arthur steigt auf den Beifahrersitz, Harry und Hermione steigen hinter uns ein, dann manövriere ich den Wagen aus dem Parkplatz. Langsam fahre ich hinunter zum Ausgang. Arthur gibt mir das Ticket zurück, während ich die Fensterscheibe herunterlasse, dann stecke ich das Ticket in den Schlitz. Arthur verfolgt das alles sehr aufmerksam, als ob er's zum ersten Mal sähe. Kein Wunder, dass ihn die Kinder so gern haben. Er ist einer der nettesten Menschen, die ich je kennen gelernt habe. Wie Remus hat er viel von seiner Kindlichkeit ins Erwachsenenalter retten können, ohne dabei kindisch zu werden. Arthur hat an so vielem Freude. Viele Leute halten ihn tatsächlich für kindisch, aber die kennen ihn nicht. Er ist ein sehr realistischer Mensch und ausserdem ein ziemlich mächtiger Zauberer, aber das verbirgt er alles unter seinem milden Wesen, genau wie Remus.
Die Fahrt zurück nach Hause dauert etwas länger. Es ist so schönes Wetter, dass ich einen Umweg vorschlage, der uns über eine viel schönere Route durch die Zentralschweiz führt. Damit wir niemanden beunruhigen, ruft Harry Remus mit dem Handy an und teilt ihm mit, was wir beabsichtigen. Wir erreichen die Sunnegg nach dem Abendessen, aber Dobby und Winky haben uns rasch ein hübsches Essen zurechtgemacht.
Die nächsten Tage verbringen wir wieder mit Ausflügen. Es gibt einen Regentag, den wir zu einem Ausflug ins Telekommunikationsmuseum nach Bern benutzen. Dann fahren wir nach Luzern ins Verkehrsmuseum, das ein Riesenerfolg ist, vor allem, da wir dort auch einen IMAX-Film und eine Vorführung im Planetarium sehen. Als letzte Exkursion, die wir vor der Abreise der Weasleys noch hineinquetschen können, fahren wir noch mal in die Innerschweiz, diesmal ins Alpamare, ein äusserst vergnügliches grosses Bad mit vielen verschiedenen Schwimmbädern, Wellenbädern und einer ganzen Reihe von unterhaltsamen Rutschbahnen, einige davon simple Metallrutschen, über die man auf einem Wasserfilm mit einer Matte über die Wiesen hinunter ins Bassin rutscht. Einige der Rutschen sind auch in richtigen, geschlossenen Röhren, damit man nicht über den Rand geschleudert wird, weil das Tempo auf diesen Rutschbahnen sehr viel höher wird.
Es ist der totale Spass! Selbst Remus und Hermione finden die Rutschbahnen toll. Aber der Tag, den wir da verbringen, strengt uns mächtig an. Alle sind völlig erschöpft und Remus und ich müssen beim Fahren ganz schön aufpassen, damit wir keine Unfälle bauen. Aber alle Schüler sind noch immer total begeistert und fragen uns, ob wir nicht wieder mal dahin fahren können.
„Doch, das lässt sich sicher machen," verspreche ich und grinse.
„Das hat wirklich echt Spass gemacht. Warum gibt's in der magischen Welt nichts, was so viel Spass macht wie Skifahren oder das hier?" fragt Draco.
„Keine Ahnung. Wir scheinen diese Art Unterhaltungsindustrie noch nicht entdeckt zu haben, Draco. Das wird auch der Grund sein, warum wir noch kein magisches Fernsehen haben, oder der Mangel an so unterhaltsamen Gesellschaftsspielen wie die, welche bei uns herumliegen," bemerke ich.
„Hast du wahrscheinlich recht. Aber das bringt mich auf die Idee, dass man so was eigentlich aufziehen könnte. Was meint ihr? Fred? George? Ideen?" fragt Draco.
„Du bist ein Genie, Draco!" ruft Fred. Hätte nie ein derartiges Kompliment für einen Malfoy aus diesem Munde erwartet! „Weisst du was, wir sammeln ein paar Ideen und wenn du sie gut findest, kannst du uns ja finanzieren und dich dran beteiligen, was meinst du?"
„Da! Ich glaube, das ist eine gute Idee, was ich nach der Schule machen könnte!" antwortet Draco und klingt ziemlich glücklich.
Das bringt mich zum Grinsen und macht wiederum mich glücklich. Ideen für die Zukunft zu wälzen ist so ungefähr das Positivste, was ich von Draco gehört habe, seit er bei uns ist. Eine Zukunft zu planen ohne daran zu denken, dass Krieg ist, das ist genau, was er braucht. Auf dem Rest der Fahrt überlegen sie sich, was man machen könnte, um die Idee des Alpamare auf die Zaubererwelt umzumünzen.
Fünf Tage später ist auch der Besuch von Arthur, Molly, George und Fred zu Ende und wir bleiben allein zurück. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Vorbereitungen zum neuen Schuljahr, das in drei Wochen anfangen wird.
Während ich Remus' nächsten Wolfsbanntrank braue, kommen die Mädchen in das Klassenzimmer, um ihren Verhütungstrank zu brauen. Einen Moment halten sie zurück, als sie sehen, dass ich auch da bin, aber ich fordere sie auf, schon endlich anzufangen, wenn sie mal fertig werden wollen. Sie grinsen. Hermione schmeisst die Anweisungen an die Tafel, damit alle sie besser im Blick haben und die Mädels fangen an, die einzelnen Zutaten vorzubreiten. Ich konzentriere mich auf meinen eigenen Trank, aber so langsam bekomme ich Routine darin, ihn herzustellen.
Ich habe Zaubertränke immer gemocht. Natürlich hatten wir es in der Schule viel leichter als unsere Kinder, denn unser Lehrer war zwar auch nicht der netteste, aber wenigstens zog er die Slytherins nicht in allem vor und behandelte uns nicht schlechter, weil wir in anderen Häusern waren. Nicht, dass Severus kein guter Lehrer sein könnte, aber er zieht es vor, seine Schüler bis zur Angstneurose zu treiben, auf diese Weise hat er sehr selten ausgezeichnete Schüler gehabt. Und noch weniger davon scheinen je eine Karriere auf diesem Gebiet in Angriff genommen zu haben.
Der letzte Schritt zur Vollendung meines Trankes ist, den pulverisierten Eisenhut mit dem Silberlöffel einzurühren. Jetzt muss ich den Trank noch sieben Mal mit dem Silberlöffel gegen den Uhrzeigersinn umrühren – sechs, sieben... so, das war's. Ich lösche das Feuer und fülle den Trank in eine grosse Glasflasche. Er dampft, wie er soll. Ich schliesse die Flasche mit einem speziellen Stöpsel und reinige sofort meinen Kessel, damit sich der unangenehme Geruch möglichst bald verflüchtigt. Die Türen sind auf beiden Seiten offen, daher ist das bald der Fall. Wir haben uns zwar mittlerweile alle an den Geruch gewöhnt, aber niemand mag ihn besonders. Wichtig ist uns aber allen nur, dass er Remus hilft, und das tut der Trank.
Den Rest dieses Tages verbringe ich draussen unter dem Apfelbaum, wo ich die Theorie für die Transfiguration der Sechstklässler intensiver studiere. Wir werden uns zur Hauptsache damit beschäftigen, verschiedene Materialien in andere Materialien zu verwandeln. Letztes Jahr haben wir uns mehr auf die Masse und Grösse konzentriert, die eigentlichen Verwandlungen aber immer mit dem selben Ausgangsmaterial gemacht. Zum Ende des Jahres werden wir uns mit Mensch-Tier-Verwandlungen beschäftigen, ein Thema, das dann zusammen mit menschlichen Verwandlungen den Schwerpunkt im siebten Jahr bildet. Minerva hat mir ihren Lehrplan bereits zugeschickt, Severus wird sicher seinen in den nächsten Tagen auch anbringen.
Pomona Sprout
Heute verreise ich für einige Tage in die Schweiz. Ich werde mich dort mit Remus' Schülergruppe damit beschäftigen, ihr neues Gewächshaus in Schuss zu bringen. Ich überprüfe meine Notizen, die ich Sirius für seinen Unterricht in praktischer Kräuterkunde zur Verfügung stellen will. Alles beisammen, der kleine Koffer ist gepackt, ich brauche mich nur noch bei Albus abzumelden. Danach nehme ich meinen Besen und fliege zum Eingangstor, von wo aus ich in die Schweiz apparieren kann. Auch hier kommt mir der Besen wieder gelegen, denn er verkürzt den Weg hinauf zum Haus ziemlich. Ich werde sehr freundlich willkommen geheissen.
Sie zeigen mir ein hübsches Zimmer im ersten Stock, gleich neben dem von Sirius und Remus. Es hat eine wunderbare Aussicht auf die Berge. Als ich alles ein bisschen eingeräumt habe, kehre ich in den Garten zurück, wo Remus und Sirius mich mit einer Kanne frischen Eistees erwarten. Die Terrasse ist mit bunten Sonnenschirmen bestückt, der grösste Teil der Fläche ist von einem langen Holztisch besetzt, mit Stühlen und Bänken auf beiden Seiten. Die Kinder sitzen alle entweder am Tisch oder auf Liegestühlen, die sie unter Bäumen auf einem kleinen Rasen am anderen Ende der Terrasse aufgestellt haben.
„Das ist wirklich ein wunderschönes Haus! Ihr müsst euch hier sehr wohlfühlen," bemerke ich.
„Ja, und aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, das Haus jetzt zu kaufen. Wenn wir vielleicht mal nicht mehr im Versteck leben müssen, werden wir gerne hierher zu Ferien und Wochenenden kommen. Nächste Woche wird das Dach komplett neu eingedeckt und alle Dachbalken überprüft. Wir haben mit den Besitzern schon vor unseren Renovationen einen Preis vereinbart, der sich am Zustand bei der Übernahme orientiert. Sie behalten den grössten Teil des Landes, damit sie davon weiterhin die Pacht einziehen können, wir haben aber ein Stück des offenen Landes und den ganzen Wald gekauft. Schon in den nächsten Wochen wird der Kauf amtlich und dann bezahlen wir das Haus. Dazu gehört übrigens auch das kleine Haus, das Barb und Housi jetzt noch bewohnen. Sie haben nämlich jetzt endlich eine Seniorenwohnung in Aussicht, die sie am 1. November beziehen können. Dann haben sie alle Läden und was sie sonst benötigen, gleich in ihrer Nähe. Da die beiden hier nur eine kleine Hypothek drauf hatten, die wir übernehmen, bekommen sie genügend Geld, um auf Jahre hinaus in ihrer neuen Wohnung zu leben. Zusammen mit der Rente und der Pacht für ihr Land kommen sie sehr gut durch," erklärt Remus.
„Dann werdet ihr hier also ganz für euch sein?"
„Ja, aber wir hoffen natürlich schon, sie ab und zu mal zu sehen, denn wir mögen einander sehr. Sie sind wirklich ganz nette Leute. Sie werden Barb heute oder morgen kennen lernen, Professor, wenn wir uns an die Vergrösserung des Gewächshauses machen, denn sie ist an allem interessiert, was nur irgendwie mit Pflanzen zu tun hat. Wie Sie gleich nebenan sehen können, ist sie eine sehr gute Gärtnerin. Und sie wird an den magischen Pflanzen äusserst interessiert sein."
„Ich kann sehen, dass sie einen wunderschönen Garten hat. Aber haben Sie nicht gesagt, dass sie eine Muggel ist?"
„Ist sie. Aber als sie gehört hat, dass wir hier eine kleine Schule für die Kinder haben, hat sie gefragt, ob sie ein bisschen am Unterricht teilnehmen darf. Sie ist wirklich interessiert und versteht die Theorie in vielen Fächern sehr gut. Wir haben ihr eine Menge zu lesen gegeben. Sie ist wirklich gut. Leider kann sie's natürlich praktisch nicht ausführen, aber sie versteht es und sie hat eine Menge Spass daran, all diese Magie zu entdecken. Daher hält sich niemand drüber auf, wenn sie dem Unterricht folgt," erzählt Sirius.
Ich schmunzle. Das muss dann schon eine ziemlich aussergewöhnliche Muggel sein.
Die ich am selben Abend schon kennen lerne, als sie kommt, um ihren Garten zu wässern. Einige der Kinder springen sofort auf, um ihr dabei behilflich zu sein. Remus stellt uns einander vor, sobald die Kinder beschäftigt und die Dame frei ist, mit uns zu sprechen.
„Pomona, das hier ist Barb Leuenberger. Barb, das ist Pomona Sprout. Sie ist in Hogwarts die Lehrerin für Kräuterkunde, und sie ist hier, um uns beim Vergrössern und Einrichten des Gewächshauses zu helfen. Ihr beiden werdet euch gewiss über eine Menge unterhalten können!"
„Es ist schön, Sie kennen zu lernen, Professor," sagt sie freundlich, „Nennen Sie mich bitte Barb, wie jeder hier!"
„Aber sehr gern, Barb, ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Und nennen sie mich bitte Pomona!"
Remus hat recht, es dauert keine zehn Minuten, während deren sie mich durch den Garten führt und mir einige der Pflanzen zeigt, die sie neu darin angebaut hat, um die Zaubertrankzutatenkammer der Klasse zu füllen, bis wir bereits so ins Gespräch vertieft sind, dass wir von den anderen kaum mehr etwas wahrnehmen.
„Eisenhut? Das wird Remus ganz sicher aus Ihrem Garten fernhalten..." bemerke ich.
„Oh, er kommt nicht in diese Ecke, aber das ist der Grund, warum ich es im Topf und ganz hier hinten in der Ecke habe. Sirius braucht es für Remus' Wolfsbanntrank, wissen Sie. Hier in der Gegend ist es eine ziemlich häufig angepflanzte Gartenblume, daher fällt sie nicht besonders auf."
„Ach ja."
Einige der üblichsten Wildkräuter, die in vielen Zaubertränken benötigt werden, sind in dem schön angelegten Kräutergarten vertreten. Barb erzählt mir, dass sie ihn extra für die Schüler neu angelegt hat.
„Sirius fand es eine sehr gute Idee, sie haben jetzt auch Zeit damit verbracht, die Kräuter richtig zu ernten und zu verarbeiten, damit sie nachher im Zaubertränkeunterricht auch verwendet werden können."
„Sehr gut! Deshalb sind sie alle in Kräuterkunde doch noch durchgerutscht. Sirius hatte das Gefühl, dass dies das einzige Fach ist, das er unterrichtet hat, in dem sie nicht sattelfest waren."
„Stimmt. Aber der kleine Neville hat hier ganz viel geleistet! Sie werden es nachher in dem kleinen Gewächshaus sehen, das wir da hinten haben. Ich habe es Neville gleich ganz überlassen."
„Ja, Neville Longbottom hat eine unglaubliche Begabung für die Botanik. Er hat bei den OWLS auch am besten von allen hier abgeschnitten."
Wir unterhalten uns bis zum Abendessen über alles, was das Gärtnern angeht und finden eine Menge Gemeinsamkeiten. Natürlich gibt es einiges, was beim Umgang mit magischen Pflanzen anders ist, aber es betrifft eben nur die wirklich magischen Pflanzen. Die meisten Techniken zum säen, pflanzen, pflegen und ernten decken sich vollkommen.
Das Abendessen wird draussen am langen Tisch eingenommen, den die Kinder abgeräumt und mit frischen Tischdecken versehen haben. Sie decken ihn auch, obwohl zwei Hauselfen hier ihren Dienst verrichten. Es ist ein Vergnügen zu sehen, wie sie miteinander umgehen. Alle Hausrivalitäten, die wir bei jeder Mahlzeit in Hogwarts noch immer deutlich spüren, sind hier wie weggewischt. Zum guten Essen serviert Remus einen sehr guten Rotwein, von dem auch die Schüler einen Schluck bekommen. Ich bemerke, dass sich nicht alle daran beteiligen.
Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, das wir ebenfalls draussen essen, apparieren Sirius und ich nach Bern, wo er über die Apotheke einen Herbologen gefunden hat, der uns die Pflanzen für seinen Unterricht liefern wird. Als wir in dessen Gärtnerei erscheinen, erkenne ich in ihm sofort einen meiner früheren Schüler in Hogwarts. Er erkennt mich sogar sofort und begrüsst mich auf englisch:
„Hallo, Professor Sprout! Wie schön, Sie hier wiederzusehen, Madam!"
„Oh, Sie sind ja Michael Rothen! Ich kann mich gut an Sie erinnern. Wie geht es Ihnen?"
„Sehr gut, vielen Dank, Professor. Was bringt Sie hierher?"
„Wir brauchen einige magische Pflanzen für den Unterricht von Sechstklässlern nächsten Winter."
Ich gebe ihm meine Liste an Pflanzen, welche die Schüler studieren sollen. Er überfliegt sie und fragt:
„Brauchen Sie die alle sofort?"
„Nein, nur das Krinkelkraut und den Gurgelknoten. Den Rest – lassen Sie mich mal sehen... die beiden solltet ihr bis im November durch haben, Sirius, also die nächste Gruppe Pflanzen hier sollte in der zweiten oder dritten Woche November geliefert werden, dann diese drei hier bis Ende Januar und den Rest in der zweiten Märzhälfte."
„Okay, das habe ich notiert. Wird erledigt. Unterrichten Sie hier?"
„Nicht ich selber. Sirius Black wird den Unterricht geben."
„Ach, dann sind Sie der Empfänger der Pflanzen?"
„Das ist richtig."
„Freut mich, Sie kennen zu lernen, mein Herr. Den ersten Schwung Pflanzen werde ich Ihnen in den nächsten Tagen liefern."
„Gut. Sie werden uns oberhalb von Lützelflüh finden."
„Wo genau?"
Sirius zeichnet einen kleinen Plan mit der Wegbeschreibung und gibt Rothen einen Zettel mit Albus' Handschrift, auf der er mitteilt, wo das Haus zu finden ist. Rothen befestigt beides an der Bestellliste.
„Danke, das werde ich finden."
„Bitte lassen Sie diesen Plan auf keinen Fall herumliegen. Das Haus ist ein geschütztes Haus, denn wir sind auf der Abschussliste der Todesser um Voldemort. Der kleine Zettel ist in der Handschrift des Geheimniswahrers, damit Sie uns überhaupt finden können."
„Autsch! Ich werde dies hier sofort unter Verschluss nehmen und diesen Auftrag persönlich behandeln. Nicht, dass Sie dann Ärger haben."
„Das wäre sehr nett, vielen Dank."
Wir kehren zum Bauernhaus zurück. Ich hoffe, dass dieser Herbologe auch sauber ist und diesen Zettel für sich behalten kann. Als ich Sirius gegenüber meine Hoffnung ausdrücke, meint er bloss:
„Wieder alles wie vor fünfzehn Jahren, nicht wahr, Pomona? Sie haben bestimmt recht, misstrauisch zu sein. Wir werden auf alle Fälle die Karte in den nächsten Tagen wieder aufmerksamer überwachen. Zum Glück ist ja auch immer ein Team von zwei oder drei Auroren hier."
„Ach ja, ich habe beinahe Ihre Karte vergessen. Ein sehr nützliches Instrument will mir scheinen."
„Und die Todesser haben keine Ahnung davon. Wie man so eine Karte herstellt findet sich in keinem Buch über die dunklen Künste, also werden sie es wohl auch nie erfahren."
Ich muss lachen. Das ist so typisch Sirius!
„Sie sind immer voll von brillanten Ideen, Sirius!"
„Diese hier war aber eindeutig ein Kind von Remus' Genie. Er ist super mit solchen Dingen. Remus war hinter fast allen unseren wirklich erfolgreichen Stunts. Peter hat jeweilen die Passwörter ausgehorcht, wenn wir welche brauchten. Aber Remus war der Meister der Planung. Er hat aus den verrückten Ideen von James und mir die besten Pläne gemacht."
„Wie gut ich mich an einige davon erinnere. Minerva hat sich von euren Streichen bis heute kaum erholt, Sirius!"
Er lacht. Ich muss sagen, dass er sehr gut aussieht, wenn er lacht. Die knabenhafte Schönheit ist komplett verschwunden, Azkaban hat dafür wohl rasch gesorgt, aber seit er wieder ein normales Leben führen kann und sich gesund und kräftig ernährt, hat er wieder ein sehr gutes Aussehen erlangt. Er hat ein männlich schönes Gesicht, einige Fältchen, die aber der Schönheit kaum Abbruch tun, ausdrucksvolle graublaue Augen, die wieder lebendig sind und strahlen, und sein schwarzes Haar ist wieder lang, dicht und glänzend. Und er hat sein Lachen wiedergefunden. Es ist kein Wunder, dass Remus mit ihm so glücklich ist.
Am nächsten Tag nehmen wir die Arbeit am Gewächshaus auf und sobald das steht, zeige ich Sirius, Lily und Neville, was die Pflanzen, die sie bearbeiten sollen, benötigen. Neville verspricht, sich ausserhalb der Lektionen um die Pflanzen zu kümmern. Er hat schon so in dem Gewächshaus einige interessante Pflanzen. Nach der Information für Sirius und Lily zeigt er mir, womit er sich beschäftigt hat. Was für eine Begabung dieser junge Mann mit Pflanzen hat. Ich bin sehr froh, hat er sie. Vergesslich, was für ein Unsinn. Er hat in seinen OWLS so gut abgeschnitten! Mir ist klar, dass er nie so gut gewesen wäre, wenn Snape ihn immer noch zur Schnecke gemacht hätte. Sirius und Remus haben ihm offenbar sehr gut getan, denn der Junge sprüht vor Lebenslust und zeigt sehr viel mehr Selbstvertrauen. Er kommt offenbar mit Sirius und Remus auch sehr gut aus. Die beiden geben ihm das nötige Selbstbewusstsein, mit dem Neville dann viel weiter kommt als bisher.
Mein Aufenthalt in diesem wunderschönen Bauernhaus, dessen Name ich immer noch nicht aussprechen kann, ist leider schon zu Ende. Ich gebe Sirius den Lehrplan für die Sechstklässler und sage ihm, worauf er speziell achten muss. Dann ist diese kurze Arbeitsreise, die mich viel mehr wie eine Ferienreise angemutet hat, zu Ende und ich kehre nach Hogwarts zurück. Ich bin sicher, dass die Pflanzen unter Nevilles Pflege überleben werden.
Draco
Die Sommerferien sind fast vorbei. Wir sind alle müde von den vielen Ausflügen und Unternehmungen und verschlafen die letzte Woche zumeinst. Aber einige der Dinge, die wir unternommen haben, waren wirklich toll, wie das Alpamare, wohin wir letzte Woche noch einmal gefahren sind. Diese Rutschen sind grossartig. Eine davon erlaubt es mehr als einer Person gleichzeitig auf einer Matte zu fahren. Das ging ziemlich schnell! Es war witzig, Parvati so kreischen zu hören, sie regt sich so schnell auf! Aber in vielen Dingen ist sie grossartig. Sie ist vielleicht nicht das cleverste Mädchen auf dem Planeten, aber sie ist auch nicht dumm. Ihr stärkstes Fach ist Verteidigung und ihre Hexer kommen ziemlich präzise. Nebst ihrer Schönheit ist sie auch noch Spitze als Liebhaberin. Ich mag sie wirklich gern um mich haben. Sie ist miserabel beim Schach, aber grossartig beim Explodierenden Rommé. Und sie ist das weichste Kissen auf der Welt!
Ich frage mich, ob ich in sie verliebt bin. Ich glaube, ich muss mich mal mit Remus darüber unterhalten. Es müssen Anzeichen dafür vorhanden sein, aber ich bin nicht in der Lage, sie zu erkennen. Alles, was ich weiss ist, dass etwas fehlt, wenn sie nachts nicht neben mir liegt, oder im Unterricht nicht neben mir sitzt.
