Kapitel 14 – Wintersport und noch ein Prozess
Remus
Die Geschenke sind verteilt, alle haben sich artig bei denen bedankt, die da sind und langsam geht der Tag zu Ende. Ich freue mich, wieder mit der Klasse in die Skiferien zu fahren, diesmal etwas weiter weg, nämlich in den Kanton Graubünden. Im Dorf meiner Tante haben wir in einem Ferienlager Unterkunft gefunden. Das Haus ist alt, aber speziell für Gruppen wie unsere renoviert worden. Normalerweise stehen die Räume für Skilager zur Verfügung. Wir sind eine von drei Gruppen, die sich für die zehn Tage, die wir haben, dort einnisten. Da wir nicht alleine sein werden, wissen die Schüler, dass sie ihre Zauberstäbe bei sich haben, aber nur im Notfall zaubern dürfen, oder wenn wirklich keiner in der Nähe ist. Aber natürlich auf jeden Fall dann, wenn wir das Pech haben sollten auf Todesser zu stossen.
„Wie heisst das Dorf noch mal?" fragt Draco.
„Tinizong," wiederhole ich.
„Tinitsong... verflixt komischer Name," murmelt er.
„Auf deutsch heisst es Tinzen. Gibt auch noch einen Berg dieses Namens in der Nähe, das Tinzenhorn. Das Dorf selber ist nichts besonderes, aber auch nicht grade hässlich. Das Beste daran ist, dass es in der Nähe unserer Skipisten liegt. Wir können mit Tageskarten fahren und dafür in der Gegend die Skigebiete abklappern oder wir können wieder einen Skilehrer anheuern. Aber ich denke, wir schaffen das jetzt auch schon alleine..."
„Alleine, Remus! Wir sind doch schon sehr sicher. Können wir viel mehr entdecken," kommt es von mehreren Ecken.
„Gut, ich bin einverstanden. Meine Tante hat das Haus ziemlich voll, bestimmt sind ihre beiden Enkel auch da, die sind beide sehr nett, sprechen aber Französisch. Das heisst, der Ältere spricht ziemlich gut englisch, die Jüngere kann besser deutsch."
Wir haben entschieden, dass das Gros unserer Mannschaft, nämlich die Schüler und die beiden uns zur Zeit zugeteilten Auroren, Bill und Tonks haben sich freiwillig dafür zur Verfügung gestellt, mit dem Zug und dem Postauto nach Tinizong fahren wird. James, Lily und Lizzie fahren mit Sirius und mir in den beiden Autos, in denen wir auch das gesamte Gepäck transportieren, so dass die Kinder ohne Gepäckschleppen reisen können. Wir erreichen das Dorf einige Zeit vor ihnen. Sie haben ihre Reise aber gut überstanden, denn sie erscheinen ziemlich pünktlich und vollzählig in der Mitte des Nachmittags. Wir haben zwei grosse und ein kleines Zimmer gemietet. Ein Zimmer ist für die Mädchen gedacht, eines für die Jungs und das kleine Zimmer ist für James, Lily und Lizzie. Sobald wir das Gepäck in die Räume gestellt haben, gehen wir auf kurze Tour durch den kleinen Ort. Wir machen auch kurz bei meiner Tante Halt, um sie zu begrüssen. Dort begegnen wir dem Teil der Familie, der sich bei ihr in den Ferien befindet. Ihre ältere Tochter Hella ist mit ihrem Mann da. Ihre beiden Kinder, nun auch schon erwachsen, sind auch da. Ihr Sohn hat seine Freundin mit, aber die beiden und Hellas Tochter sind noch nicht vom Skilaufen zurück. Die jüngere Tochter meiner Tante, die zwei Monate jünger ist als ich ist mit ihrer Familie, Mann und zwei Töchter, auch da. Es tut gut, sie wiederzusehen und sie freut sich offensichtlich auch, mich zu sehen. Sie erinnert sich auch noch an Sirius und James und begrüsst sie erfreut. Wir bleiben nur gerade lange genug, um mit ihr abzumachen, am nächsten Tag gemeinsam zum Skilaufen zu gehen. Wir werden uns um neun vor unserem Haus treffen und dann zusammen nach Savognin hinunter fahren.
Beim Abendessen bleiben die Kinder noch ziemlich unter sich. Die anderen zwei Teenagergruppen sind in etwa im gleichen Alter wie unsere. Auch sie werden von diversen Erwachsenen begleitet. James, Lily, Bill und Tonks sind unter uns und haben ebenfalls nur Muggelkleider mitgenommen, um nicht aufzufallen. Und auch sie wissen, dass sie nur im Notfall zur Magie greifen dürfen. Ich hoffe, dass unsere Schüler sich mit den anderen ein bisschen einlassen werden.
Das Essen ist typisches Lageressen, reichlich und auch ziemlich schmackhaft. Jedenfalls meckert niemand unter den Schülern. Aber am Ende des Essens gibt es einige Unruhe, als es ans Fenster klopft. Wir erkennen den Lärm am Fenster sofort als Eulenlärm. Verflixt! Wir haben doch gesagt, dass wir für Eulen nicht zu erreichen sind! Ich stehe auf und mache das Fenster auf. Zu meiner Überraschung ist es Hedwig, die mit elegantem Schwung hereinschwebt. Ausser unseren Schülern starren sie alle völlig entgeistert an. Ich rufe sie leise zu mir, damit die anderen den Brief an ihrem Bein nicht sehen.
Einer der Begleiter steht auf und kommt her, als er sieht, dass ich die Eule auf meinem ausgestreckten Arm trage und fragt:
„Eine zahme Eule? Das scheint mir doch ziemlich rar zu sein..."
„Ja. Sie heisst Hedwig, ist, wie ihr sehen könnt, eine Schneeeule und ist das Haustier eines meiner Schüler. Sie ist absolut harmlos, ausser man ärgert sie, dann würde ich vor scharfen Klauen und ihrem Schnabel warnen. Sie ist auch überhaupt nicht ängstlich, jeder kann sich ihr nähern. Wenn sie hier bleibt, werdet ihr sicher bald merken, dass sie ein bemerkenswertes Haustier ist. Sieht so aus, als ob sie nicht alleine zurückbleiben wollte. Sie versorgt sich übrigens zum grössten Teil selber und geht nachts auf Jagd nach Mäusen."
Ich entferne diskret den Brief von ihrem Bein, dann lasse ich sie zu Harry hinüber fliegen. Sie setzt sich sofort auf seine Schulter und zwickt ihn zärtlich ins Ohr. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass viele neugierige Teens zu unserem Tisch kommen, um einen besseren Blick auf den Vogel werfen zu können.
„Gehört sie dir?" fragt ein Mädchen.
„Ja," sagt Harry, „ich habe sie seit bald sechs Jahren. Sie kann bis zu fünfzig Jahre alt werden. Magst du sie streicheln? Das mag sie, vor allem hier am Hals."
Das Mädchen streckt die Hand aus und liebkost Hedwigs weiche Federn. Hedwig schuhut leise und muss etwas mit den Flügeln flattern, damit sie ihren Sitz behält aber sie lehnt sich in die streichelnde Hand.
„Wow, das Gefieder ist ja total fein!"
„Ja, und weil ihre Federn so weich sind, kann eine Eule so leise fliegen. Flügelschlag hört man immer dann, wenn ein Vogel festere Federn hat. Alle Eulen haben weiche Federn. Völlig ungeeignet zum Schreiben."
„Man schreibt ja auch nicht mehr mit Federn," lacht das Mädchen.
„Heute nicht..."
„Sie ist sehr schön. Wie hat die dich gefunden?" fragt ein Junge.
„Sie findet mich immer. Ich könnte vermutlich auf einem anderen Kontinent sein und sie würde mich immer noch finden. Eulen haben ein besonders ausgeprägtes Orientierungsvermögen," erklärt Harry.
„Toll! Ich habe noch nie von jemandem gehört, der eine Eule als Haustier hält," sagt der Junge.
„Ja, sie ist schon ungewöhnlich. Aber sie ist mir sehr nahe und ich habe sie ganz besonders lieb," antwortet Harry ruhig. Natürlich wissen nur wir, warum sie ihm so nahe ist.
Als sich die Lage wieder etwas beruhigt hat, mache ich den Brief auf und lese ihn. Er ist an Sirius und mich adressiert. Der Inhalt betrifft den Prozess von Lucius und Narcissa Malfoy.
„Verdammt, Siri, schon wieder ein Prozess, der ansteht und uns die Ferien versaut," sage ich leise.
Der Brief informiert uns über den Status der Untersuchung und den Erfolg, den Arthur bei seinen Recherchen gehabt hat. Der Beginn des Prozesses ist für den 17. Januar angesetzt. Scheisse, das ist ein Vollmond. Ich werde also Neville und Draco, die beide als Zeugen vorgeladen sind, nicht begleiten können. Ich gebe den Brief an die beiden Jungen weiter und sage:
„Tut mir leid, das ist ein Vollmond, ich werde euch nicht begleiten können. Aber Sirius wird auf alle Fälle mit euch kommen, denn der ist auch vorgeladen."
„Ist schon okay. Steht da drin, wo wir untergebracht werden?" fragt Draco, während Neville den Brief noch liest.
„In einer sicheren Unterkunft der Auroren. Sirius und ihr beiden werdet direkt mit einem Portschlüssel dort hingebracht werden. Die Auroren werden euch bewachen und auch zum Gericht begleiten. Als Zeugen werdet ihr den Prozess nicht von Anfang an verfolgen können, erst nach eurer Aussage werdet ihr bei den anderen Zeugen sitzen bleiben können. Und dann könnt ihr entscheiden, ob ihr da bleiben wollt, bis das Urteil gesprochen ist, oder ob ihr wieder heimkommen wollt. Und natürlich werden Albus Dumbledore und Alastor Moody zu eurer Verfügung stehen."
„Nicht grade meine liebsten Typen..." brummt Draco.
„Ich weiss. Aber die beiden haben dein Wohlbefinden im Sinn, Draco, vertrau ihnen."
„Okay. Aber jetzt will ich lieber ans Skifahren denken!"
Ich grinse.
„Und völlig recht hast du. Lass dich hiervon nicht zu sehr ins Bockshorn jagen, sie werden gut genug zu dir schauen, denn du bist so etwas wie ein Kronzeuge, auf dich werden besondere Rücksichten genommen. – Also... morgen fahren wir nach Savognin und dann rauf auf den Berg. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wir werden dann sehen, welche wir wählen. Wir schliessen uns am besten Bertrand und Laurence an, die beiden kennen sich hier sehr gut aus."
Nachdem das Interesse an Hedwig langsam verschwindet, verziehen wir uns alle in die beiden Zimmer, die uns zugeteilt worden sind. Die Mädchen kommen zu uns herüber, wir verbringen unsere Freizeit zusammen. Bald finden wir heraus, dass es auch einen Aufenthaltsraum mit einem Fernseher gibt.
Justin und Ron haben ihre Betten aneinander geschoben. Ich grinse, als ich Sirius zusehe, der das selbe tut. Das bringt uns natürlich sofort einen Protestschrei von Ernie, Harry, Draco und Blaise ein.
„Das ist unfair! Wenn ihr das dürft, wollen wir auch!"
Sirius und ich wechseln einige Blicke.
„Denkt ihr nicht, dass das dann etwas unfair gegenüber Neville, Mandy und Morag ist?" frage ich.
„Ach, lass die ihren Spass haben. Ich glaube nicht, dass die sich was trauen, mit all den anderen im Zimmer..." sagt Morag grinsend.
Ich seufze.
„Okay – ihr macht's zuhause, ich glaube nicht, dass ich den Nerv habe, euch hier auseinander zu halten..."
In beiden Räumen gibt es zehn Betten. Harry und Hermione bleiben in unserem Zimmer, zusammen mit Ron und Justin, Ernie und Ginny. Draco und Blaise wechseln hinüber ins andere Zimmer, Neville bleibt ebenfalls bei uns. Ausserdem ziehen Bill und Tonks drüben ein, damit dort zwei Erwachsene sind.
„Sind jetzt alle zufrieden? Ich nehme später keine Änderungswünsche mehr entgegen," sage ich streng.
„Alles in Butter," bestätigen mir alle.
„Sagt's lieber nicht den anderen im Haus, sonst werden deren Begleiter sauer auf uns, weil die auch alle wollen..." rät Sirius.
„Unsere Lippen sind versiegelt," sagt Draco fröhlich und marschiert mit seinen Sachen hinüber zu Parvati.
Blaise bedankt sich, höflich wie immer und folgt Draco. Was ist, wenn die nach Hogwarts zurückgehen? Die werden zu leiden haben, wenn sie wieder in ihren Schlafsälen sein müssen. Wie auch immer, wir machen's uns gemütlich. Sirius und ich wollen gleich schlafen gehen, nach der langen Fahrt sind wir doch ziemlich müde.
„Was immer ihr macht, ist uns völlig schnuppe, aber wir schlafen im Adamskostüm, wie immer. Wenn das jemand von euch stört, sagt's jetzt, später werden keine Beschwerden mehr angenommen," ruft Sirius den anderen zu.
Ich werde rot! Echt, das ist so Sirius! Aber Ginny und Hermione lachen bloss und dann erklärt Hermione:
„Oh, nun macht schon! Nichts, was wir nicht schon mal gesehen haben, weisst du!"
„Gut," sagt Sirius, grinst und zieht sich aus.
Na ja – sie haben meine Narben alle schon mal gesehen. Ich ziehe mich aus und krieche neben Sirius ins Bett. Er schnappt sich seinen Zauberstab und sagt:
„Gute Nacht, ihr Rangen. Ich werde einen Silenziumzauber sprechen, dann hören wir nichts mehr von euch, aber wenn ihr schlafen geht, denkt bitte dran, ihn wieder runterzunehmen, damit wir wieder hören können, falls etwas verdächtiges auftaucht."
„Okay, ich werde dran denken. Schlaft gut!" verspricht Ginny.
Nachdem der Zauber steht, hören wir nichts mehr von ihnen und sie hören nichts von uns. Nicht, dass wir gleich neben dieser Schar von hormonell belasteten Teenagern Sex haben werden! Aber wir kuscheln und küssen uns, bis wir einschlafen.
Hermione
Mir gefällt es so! Wir teilen unser Zimmer mit Ginny, Ernie, Ron, Justin und Neville. Ich freue mich wieder aufs Skifahren. Wir sind diesen Winter schon auf der Piste gewesen, an zwei Wochenenden, also sind wir schon ein bisschen angewärmt. Und jetzt haben wir fast zwei Wochen Skiferien vor uns! Remus hat uns versprochen, dass wir auch einmal auf eine lange Rodelabfahrt gehen werden. Mit seinen Verwandten, die offenbar auch fast alle Ski fahren, werden wir ein ganz schöner Haufen Leute sein. Allerdings haben weder Bill noch Tonks eine Ahnung vom Skilaufen. Die beiden haben noch nicht einmal je Skier gesehen, die haben totalen Horror davor. Aber sie werden trotzdem mit uns auf den Berg kommen, einfach immer nur bis zur Station, doch an fast allen Stationen gibt es auch festgefahrene Spazierwege. Sie werden da sein, wenn wir wieder zum Skilift kommen und so kontrollieren, dass wir noch alle da sind. Wir erwarten definitiv keine Todesser in dieser Gegend. Nicht mal die werden in einer Gegend auftauchen, wo die Leute fast so dicht wie Ameisen herumkrabbeln.
James und Lily nehmen gerne Tonks' Angebot an, tagsüber auf Lizzie aufzupassen, damit sie auch zum Skilaufen gehen können. Sie sind auch schon die beiden ersten Male mit uns gekommen und haben daher die Grundbegriffe schon gelernt. Lily hat's als Kind schon mal gelernt und James ist ja in dieser Beziehung wie Sirius, alles, was rasant ist, muss ihm einfach liegen. So braucht er nur noch ein paar Stunden weiteres Üben und schon saust er mit Sirius und den anderen die Hänge hinunter.
Es ist toll, dass Remus und Sirius diesen Urlaub wieder möglich gemacht haben. Sie haben es hauptsächlich deshalb getan, weil wir letztes Jahr so viel Spass gehabt haben. Ich habe sie gefragt, wer dafür aufkommt, aber sie haben nur gesagt, dass das in ihrem Budget liegt, und dass sie nur etwas weniges zuschiessen. Vor allem wohnen wir diesmal etwas billiger. Sie haben eine fixe Summe zur Verfügung, von der decken wir unseren Unterhalt, das heisst vor allem Essen und Trinken und Schulmaterial wie Zaubertränke-Zutaten und die Pflanzen für Kräuterkunde. Ausserdem noch Extras für so Sachen wie die Strom- und Wasserrechnung oder den regulären Unterhalt des Hauses und der Autos.
Als Sirius und Remus schlafen gegangen sind, setzen wir uns zusammen auf die Betten und spielen ein paar Spiele. Wir machen das bis kurz nach Mitternacht. Jetzt ist es wirklich Zeit, ins Bett zu gehen, entscheide ich und so geht Ginny hinüber zu ihnen und entfernt den Silenziumzauber. Die beiden schlafen fest. Wir machen uns alle zum Schlafengehen bereit. Bevor ich mich ausziehe, frage ich Neville:
„Neville, ich hoffe, du störst dich nicht dran, dass ich ebenfalls lieber im Geburtstagskleid schlafe. Daran habe ich mich nämlich schon seit Monaten gewöhnt, weisst du..."
„Wenn du dich nicht dran störst, deine Klamotten vor mir abzulegen... mir ist es egal, ich werde versuchen, nicht hinzugucken."
„Du bist süss, Neville!" sagt Ginny und lässt ihre Sachen fallen.
Dann löschen wir das Licht und ich krieche neben Harry ins Bett. Es ist natürlich nicht so wunderbar angenehm wie unser Himmelbett zuhause, aber wir werden's überleben. Jedenfalls weiss ich nichts mehr, bis Remus uns am Morgen weckt und sagt, dass wir bald zum Frühstück gehen können. Nachdem wir alle geduscht und uns angezogen haben, versammeln wir uns in dem grossen Esszimmer. Einige von uns haben immer noch unseren Skidress vom letzten Jahr, aber andere, wie Harry, Ron, Draco und Justin haben sich neue kaufen müssen, weil sie so gewachsen sind.
Zum Frühstück setzen wir uns an unseren Tisch und finden alles, was wir wollen, bereits da, aber wer ein warmes Frühstück will, muss sich anstellen. Die meisten von uns tun das. Es gibt Spiegeleier mit Speck. Wir fassen unsere Teller und setzen uns. Hedwig sitzt auf Harrys Schulter und er gibt ihr einige der Speckstreifen. Dann lässt er sie zum Fenster hinaus. Wir haben ihr das Fenster oben durchlässig gezaubert. Es ist geschlossen, aber Anana und Hedwig können so rein und rausfliegen, wann immer sie wollen.
Wir sind startbereit, als Remus' Cousine und ihre Familie eintreffen. Remus stellt uns jetzt noch richtig vor:
„Also, das hier ist Melina, sie ist meine Cousine, wir sind gleich alt, sie ist aber vermutlich ein bisschen irrer als ich... das ist ihr Mann Kurt, und ihre zwei kleinen Töchter, Tiziana und Julia, ist das richtig? Und das hier ist Laurence, und das Bertrand und seine Freundin heisst Adeline. Und jetzt zu den Typen hier! Das sind die Schüler, für die Sirius und ich verantwortlich sind. Lasst mich gleich hier rechts aussen beginnen: das ist Justin, Ron, Ginny, sie ist Rons jüngere Schwester, Parvati, Padma, wie ihr unschwer erkennen könnt, sind sie Zwillinge, Ernie, Draco, Harry, Hermione, Blaise, Neville, Mandy und Morag. Die beiden hier sind Bill Weasley, er ist der älteste Bruder von Ron und Ginny, und Nymphadora Tonks, sie ist die Tochter von Sirius' Cousine Andromeda. Oh ja, und da sie mich grade so schön anstarrt, möchte ich euch noch warnen, sie je mit Nymphadora anzusprechen, das hasst sie aufs Blut. Nennt sie einfach Tonks. Hier drüben sind Lily und James Potter, sie sind Harrys Eltern und die kleine Lizzie. Bleibt noch Sirius, mein Partner. – Wo gehen wir hin?"
„Nett, eure Bekanntschaft zu machen," sagt Kurt und schlägt vor: „Wir dachten, Piz Cartas, wobei Melina und ich allerdings erst am Mittag kommen, wenn wir unsere Mädchen in der Skichule untergebracht haben."
„Okay. Dann treffen wir uns am besten gleich unten bei der Gondelbahn nach Radons?"
„Ja, würde ich auch sagen."
„Dann steigt alle ein!" fordert Remus uns auf.
„Wie wollt ihr denn alle in diese beiden Autos passen?" erkundigt sich Adeline.
„Indem wir einsteigen. Du hast auch noch Platz, wenn du mitfahren willst, ich sehe, dass ihr ziemlich gedrängt seid..." sagt Sirius grinsend.
„Ihr müsst euch doch schon drängeln wie Sardinen in der Dose!" protestiert sie.
„Schau in den Wagen!" schlägt Sirius vor, als schon die Hälfte unserer Gruppe im Merz verschwunden ist.
Adeline, Laurence und Bertrand kommen näher und schauen in den Wagen.
„Kommt nur ruhig rein, hier hat's noch Platz für zwei," sagt Morag.
„Wie kann denn das angehen?" will Bertrand wissen, völlig verblüfft.
„Etwas Zauberei," erklärt Remus.
Bertrand und Adeline schaffen ihre Ski in unsere Träger und setzen sich in den Wagen. Laurence findet im anderen Auto Platz.
„Nun könnt ihr direkt zur Skichule fahren," sagt Remus grinsend zu Melina; die winkt, steigt in ihr Auto und fährt los. Ich setze mich ins andere Auto und wir fahren ab. Nur ein paar Minuten später sind wir unten in Savognin, wie Remus das etwas grössere Dorf nennt. Er hat uns erzählt, dass die Leute hier eine Sprache sprechen, die direkt vom Latein der hier durchreisenden und siedelnden Römer stammt. Sie wird Romantsch genannt, oder rätoromanisch. Es gibt sogar mehrere Dialekte davon. Mandy will wissen, ob es eine Verbindung zu Rumänisch gibt, weil die Namen so ähnlich klingen. Das bestätigt Remus, dann die Basis ist Latein und die Quelle sind die Römer, sowohl für romanisch wie auch für Rumänisch.
„Was aber nicht heissen will, dass ein Rumäne deswegen einen Bündner versteht, oder ein rätoromanisch sprechender Bündner rumänisch. Aber beide verstehen vermutlich ziemlich viel italienisch."
Ein Parkplatz ist rasch gefunden, wir klettern alle aus dem Auto und fassen unsere Skier und Stöcke, checken unsere Geldbörsen, Taschentücher, Kameras und Sonnenschutzmittel, Remus fragt noch mal nach, ob wir auch alles haben, dann gehen wir hinüber zu der Gondelbahn. Sirius übernimmt es, die Tageskarten für alle zu kaufen. Bill und Tonks brauchen nur Tickets für die Bahn, die aber hinauf und hinunter. Ich schaue mir den Berg vor mir an. Es ist alles sehr steil. Ich sehe auch gar keine Skipisten. Remus folgt meinem Blick, grinst und erklärt:
„Letztes Jahr waren wir auf fast 2000 Metern über Meer untergebracht, dieses Jahr sind wir viel weniger hoch. Daher müssen wir weiter hinauf, um zu den eigentlichen Pisten zu kommen. Man kann aber auf der anderen Seite auch über die normale Strasse auf den Ski wieder herunterkommen. Sieht allerdings auch dieses nicht nach allzu viel Schnee aus."
Ich nicke. Dann können wir in die Station hineingehen. Im Vorbeigehen gibt Siri jedem von uns eine Tageskarte, die wir vorschriftgemäss anbringen, dann erklärt er auch noch gleich das Prozedere:
„Bei den Skiliften müsst ihr durch eine Barriere, wo's einen Leser hat. Die Karte zieht ihr da durch die Rille und dann könnt ihr durch. Jetzt geht's erst mal in die Gondeln. Vier Nasen pro Gondel. Stellt euch bereit und steigt ein, nachdem ihr die Ski aussen in die Halterungen gesteckt habt."
Uns wird beim Einsteigen sehr freundlich geholfen. Ernie, Ginny, Harry und ich selber können die Ski einem Angestellten der Bahn geben, er steckt sie in die dafür angebrachten Halterungen. Wir klettern in die Gondel. Da ich mich mit solchen Sachen immer noch nicht wirklich wohl fühle, frage ich:
„Macht's euch was aus, wenn ich mich dem Berg zugewandt hinsetze?"
„Überhaupt nicht, komm, setz dich her," sagt Ernie und setzt sich ohne zu zögern mit dem Rücken zur Fahrtrichtung hin.
Harry fragt Ginny: „Und du? Möchtest du auch lieber in Fahrtrichtung sitzen?"
„Ich setze mich neben Ernie, ich hab' keine Probleme."
Harry setzt sich also neben mich. Ich kuschle mich an ihn und fürchte mich ein bisschen vor der Fahrt. An einer Stelle der halbstündigen Fahrt kann ich in ein scheusslich tiefes Tal sehen. Ich erschauere und presse mich fest an Harry.
„Eurgh! Stellt euch vor, wenn wir hier runterstürzten!"
Harry lacht.
„Ich glaube nicht, dass irgendwas in dieser Art passieren wird, Hermione," sagt er.
Er hat natürlich recht. Wir erreichen unser Ziel sicher, ein weiterer Helfer steht bereit, um unsere Ski aus der Halterung zu ziehen, während wir aussteigen. Wir gehen sofort hinaus und warten dort wie abgemacht auf die anderen. Draco, Blaise und die Zwillinge sind in einer früheren Kabine gefahren und grüssen uns fröhlich:
„Endlich! Wo bleibt ihr denn alle?" ruft Blaise.
„Auf dem Weg..." sagt Ginny.
Laurence, Bertrand und Adeline sind die nächsten, die auftauchen. Laurence kommt zu uns und fragt:
„Seid ihr wirklich alle Hexen und Zauberer?"
Sie hat einen sehr hübschen französischen Akzent. Wir bestätigen es. Sie grinst.
„Das ist grossartig. Ich würde gern sehen, wie ihr zaubert, wenn's euch nichts ausmacht. Meine Grand-Maman ist auch eine Hexe, aber das wissen wir erst seit kurzem, und von uns hat keiner die Begabung geerbt..."
„Wie schade. Ihr müsst zu uns in die Unterkunft kommen, wir können es euch nur in unserem Zimmer zeigen, weil wir vor den Muggeln nicht zaubern dürfen," erklärt Draco.
„Oh, das ist okay, wenn ihr es erlaubt, kommen wir heute Abend zu euch. Adeline war noch geschockter als wir, als wir erfuhren, dass unsere Grossmutter auch eine Hexe ist," sagt Bertrand.
„Das ist wahr. Und ich wollte es auch gar nicht glauben, weil sie nicht zaubert, aber jetzt, wo ihr sagt, dass ihr auch alle magisch seid..."
Adeline hat auch einen Akzent, sie scheint sehr nett zu sein.
Die nächsten, die auftauchen, sind die beiden Auroren. Sie sehen irgendwie deplaziert aus. Wir erklären Bertrand, Adeline und Laurence, was ihre Funktion ist.
„Sie sind so was wie eine Mischung aus Soldaten und Polizisten, könnte man sagen," erklärt Harry.
„Keine Ski?" fragt Laurence die beiden.
„Oh nein! Ich bin ein Tolpatsch. Ich bin sicher, wenn ich das versuchen wollte, dann würde ich mir sämtliche Knochen brechen. Und keiner von uns ist besonders begabt darin, Knochen zu flicken," sagt Tonks.
„Was meinst du denn damit, Knochen flicken?" fragt Bertrand verblüfft.
„Na ja, magisch Knochen reparieren. Ich kann Ferula benutzen, um einen Bruch notdürftig zu schienen, aber das war's dann auch schon. Ich kann es mir nicht leisten, einen Bruch wie bei den Muggeln langsam heilen zu lassen... – Oh, wartet mal, ihr seid alle drei Muggel, nicht wahr?"
„Ja, Tonks, sie sind Muggel..." sagt Ginny und grinst.
„Sie sind doch aber auch verwandt mit Remus, Tonks, mach dir nichts draus," sagt Parvati.
„Na ja, dann macht's ja nichts," sagt Tonks fröhlich.
Es dauert noch gut eine halbe Stunde, bis wir komplett sind. Melina und Kurt fehlen noch, da sie mit ihren Kindern in der Skichule festgehalten werden. Sie werden sich uns später anschliessen.
Als schliesslich als letzte auch Sirius und Remus auftauchen, geht's los zum Skilift. Über zwei Lifte, beide sind Sessellifte, werden wir bis zur obersten Station transportiert, die liegt auf ungefähr 2700 Metern. Wir starten mit einigen Übungen zum Aufwärmen. Laurence demonstriert sie. Sie ist ziemlich aktive Sportlerin und kennt natürlich eine Menge solcher Übungen und weiss, wie man die Muskeln perfekt anwärmt. Und dann fahren wir zum ersten Mal ab. Schon bald sind wir wieder im Schwung. Draco, Justin, Ginny und Ron halten sich an Bertrand, Adeline und Laurence, die auch gerne etwas mehr Tempo bolzen. Wir tummeln uns in kleinen Grüppchen und treffen immer mal wieder aufeinander. Es gibt mehrere Schlepplifte, die wir ausprobieren und so lernen wir im Lauf des Tages die Gegend gut kennen. Um eins gibt Remus die Meldung zum Weitergeben durch, dass wir uns im Restaurant einfinden sollen, um eine Pause einzulegen. Eines nach dem anderen trudeln wir im Restaurant in Radons ein. Bill und Tonks haben uns Plätze frei gemacht. Es ist ein wunderbarer Tag und die Sonne knallt aus einem fast dunkelblauen Himmel herunter. Kurt und Melina sind aufgetaucht und fragen Remus und Sirius, ob sie Lust auf eine Flasche ‚flüssige Sonne' haben. Remus grinst, aber Sirius fragt natürlich sofort:
„Flüssige Sonne? Was ist das denn?"
„Veltliner. Es ist ein Wein, der praktisch auf der anderen Seite dieser Bergketten im Süden von hier wächst. Meiner Meinung nach muss man auf mindestens 1000 Metern Höhe sein, damit er richtig schmeckt. Hier oben ist er aber fein. Wir nennen ihn auch Kurvenöl," erklärt Kurt sofort.
„Gibt das nicht eher wabblige Knie?" fragt Ginny.
„Die meisten von uns kommen mit denen zurecht. Wie alt seid ihr Rangen?" fragt Kurt.
„Sechzehn und Ginny ist in drei Monaten sechzehn..." sage ich.
„Dann dürft ihr ja sicher ein Glas probieren, oder?" erkundigt sich Kurt.
„Ja, aber wirklich nur ein Glas," sagt Remus prompt.
„Fein. Ich besorge dann den flüssigen Stoff, ihr kümmert euch um das Futter!"
Einige von uns nehmen Aufträge entgegen und gehen ins Restaurant, um Essbares und Cooldrinks einzukaufen. Es dauert eine Weile, bis wir alles haben, was wir wollen, aber dann kann ich mein volles Tablett hinaustragen. Remus hat die Gulaschsuppe empfohlen, die auch wirklich sehr lecker riecht. Ich habe ein paar Stücke Brot auf einen Teller gelegt und ausserdem zwei Portionen Pommes Frites und Ketchup. Ausserdem steht noch eine grosse Flasche Cola drauf. Ich bringe alles für Harry und mich hinaus auf die Terrasse.
„Oh, das riecht aber lecker, Liebste," sagt er, als ich ihm den dampfenden Suppentopf serviere.
„Ja, das tut es. Remus hat's empfohlen."
Es schmeckt auch so gut wie's riecht. Wir essen die Suppe ziemlich rasch, dann machen wir uns an die Fritten. Die sind immer noch schön warm, denn ich habe einen Warmhaltezauber drübergelegt. Harry staunt, aber ich grinse.
„Ohne Zauberstab," sage ich leise.
Er lacht. Dann hebt er den Zeigefinger.
„Pass auf, Hermione!"
„Keine Angst, Liebster..."
Alle trinken ein Glas Wein, und ich muss zugeben, das war wirklich genug. Es ist nicht der leichteste Wein und nun verstehe ich auch den Sinn der flüssigen Sonne. Es ist der Name des Weines, aber Kurt sagt, dass er natürlich bei der Sonneneinstrahlung hier sofort ins Blut geht, auch wegen der Höhe. Ich fühle den Wein jedenfalls schon nach wenigen Schlucken. Er ist aber gut, sehr fruchtig, aber trotzdem nicht süss.
Und dann verstehe ich auch die Sache mit dem Kurvenöl, als wir nämlich nach dem Essen wieder auf die Ski gehen! Irgendwie fahren die sich nämlich fast von selber, man denkt weniger und es geht viel leichter. Dafür falle ich zweimal auf meinen Hintern. Harry zieht mich hoch, aber er lacht.
„Ich werde dir diesen Gefallen sehr gerne vergelten," knurre ich.
„Ich werde nicht fallen, meine Liebe!" behauptet er, aber schon fünf Minuten später knallt's ihn in den Schnee.
Ich lache mir den Hintern weg, bevor ich ihm grosszügig die Hand reiche, um ihn wieder hochzuziehen. Ha! Bis um vier bleiben wir auf der Piste, dann versammelt Remus uns in Radons. Als alle zusammen sind, erkundigt er sich:
„Wollt ihr lieber auf den Skiern oder in der Gondel zum Parkplatz zurückkehren?"
„Auf den Skiern!" finden fast alle.
Tonks und Bill müssen natürlich mit der Gondel runter und nehmen auch Lizzie mit.
Wir anderen sind zwar schon langsam ein bisschen müde, aber wir fahren einigermassen langsam über die Strasse Richtung Tal. Ich selber ziehe diese Fortbewegungsart den Kabinen eindeutig vor! Die Strasse ist nirgends steil und überall schön schneebedeckt. Wir gleiten gemütlich und völlig aufrecht abwärts. Für eine Weile fahre ich neben Remus her, der sehr elegant wirkt. Er schaut zu mir rüber und fragt:
„Du hattest einen guten Tag, nicht wahr? Du warst so ausgelassen..."
„Und wie, Remus! Es tut so gut, wieder viel draussen zu sein. Auf der Sunnegg sind wir eingespannt und gehen viel zu wenig raus. Ich freue mich wieder sehr über diese Pause."
„Ja, ich mich auch. Weil mir das Skifahren so viel Spass macht, aber hauptsächlich weil es Siri so gut tut. Er braucht so was wie dieses immer mal wieder, damit ihm das geschützte Haus nicht wie ein Gefängnis vorkommt. Er braucht diese Ausbrüche aus dem Alltag, sonst bekommt er den Hüttenkoller."
„Wirkt Azkaban denn immer noch nach?" frage ich ihn besorgt.
Persönlich dünkt's mich nicht, dass man noch etwas davon bemerkt.
„Ich bin sicher, dass Azkaban ihn immer noch verfolgt. Man merkt's nicht mehr so leicht, denn über die Alpträume ist er jetzt weg, aber da ist immer noch eine Menge an Schuldgefühlen, die hat er in die hintersten Ecken seines Hirns geschoben. Nicht sehr einfach zu erkennen, nicht mal für ihn selber. Aber er hat immer schon ein Problem damit gehabt, sich auf etwas zu konzentrieren. Seine natürliche Intelligenz hat ihm in der Schule darüber hinweggeholfen. Hier mit uns muss er sich zusammenreissen und konzentrieren, das tut ihm ganz gut. Eigentlich ist er schon sehr weit gekommen. Dass James und Lily wieder da sind, hat ihm unheimlich viel geholfen."
„Ich habe ihn wirklich sehr lieb, Remus. Ich glaube, ich werde ihn schrecklich vermissen, wenn wir mal nicht mehr mit euch zusammen sind. Und ich will immer in eurer Nähe wohnen!"
„Du bist süss, Hermione! Wir hoffen natürlich darauf, eines Tages eure Kinder total verwöhnen zu können."
Ich lache. Nicht, dass ich von den beiden etwas anderes erwarte. Doch dann seufze ich.
„Ich wollte, wir könnten jetzt schon ein Baby haben, Remus. Aber das wäre wirklich nicht klug. Wir wollen doch beide studieren."
„Ja, das ist bestimmt ein weiser Entschluss. Obwohl es immer Wege und Lösungen gibt, weisst du. Andere Eltern arbeiten auch beide, und deshalb gibt's in der Diagon Alley und in Hogsmeade auch ausgezeichnete Tagesstätten."
„Du bist ein ganz schlechter Mensch, Remus, nun hast du mir so einen Riesenfloh ins Ohr gesetzt, also weisst du!" schimpfe ich mit ihm.
Er lacht. Und gibt zu:
„War wohl auch eine gute Portion Eigennutz dabei. Wenn ihr beide Eltern werdet, dürfen Siri und ich wieder Babysitten. Und dann vielleicht all die hübschen Sachen erleben, die wir bei Harry verpasst haben. Ich würde viel darum geben, wenn ich mit Sirius zusammen Kinder haben könnte. Ich glaube, das ist wirklich das Einzige, was uns in unserer Beziehung fehlt."
Das bringt mich zum Lächeln. Wir fahren um die nächste Ecke, die nächste und noch eine...
James
Lily und ich gleiten Seite and Seite langsam über die schmale, schneebedeckte Strasse dahin. Um uns herum fahren die anderen, manchmal vor uns, manchmal eine Zeitlang neben uns, dann wieder vor oder hinter uns. Dabei fange ich auf einmal einige Fetzen einer Unterhaltung auf.
„...viel darum geben, wenn ich mit Sirius zusammen Kinder haben könnte. Ich glaube, das ist wirklich das Einzige, was uns in unserer Beziehung fehlt..."
Remus. Nur diese paar Worte höre ich, dann ist er an uns vorbei und ich finde mich allein mit Lily. Wir schauen uns an. Sie hat es offenbar auch gehört.
„Was für ein wunderbarer Vater Remus wäre, James. Wenn ich ihn mit den Kindern beobachte, wenn ich sehe, wie er mit Lizzie umgeht und wie er damals mit Harry umgegangen ist... wir sollten einen Weg finden, um ihnen zu eigenen Kindern zu verhelfen, James. Was meinst du?"
Ich nicke.
„Aber wie?" frage ich.
„Mir wird schon was einfallen, Liebster," verspricht sie.
Nach fast einer halben Stunde sehe ich Remus, der auf eine schmale Spur deutet, die vom Weg abzweigt. Draco und Justin warten an dieser Gabelung auf uns.
„Wir gehen da links, Jungs, dann kommen wir zwar auf der Seite an, die weiter von den Autos weg ist, aber das ist bloss ein kurzes Stück zum Laufen."
„Okay."
Die schnelleren unter uns dampfen ab und finden sich auf einer Piste wieder, auf der's bis hinunter zum Parkplatz geht. Dort müssen wir die Ski ausziehen und zum Auto tragen. Aber es sind nur etwa hundert Meter, das haben wir bald geschafft. Als alle da sind, verladen wir die Ski. Remus erkundigt sich:
„Was wollt ihr tun? Wir könnten in Savognin noch was trinken gehen, bevor wir ins Lager zurückkehren."
„Wir können doch noch in keine Bar, wir sind noch nicht 18! Sogar ich weiss, dass die Muggel so alt sein müssen, um in eine Bar gelassen zu werden..."
„Restaurant mit Bar, Draco, ihr braucht ja dort nichts Alkoholisches zu trinken. Gleich da oben ist so eine Kneipe, da trifft sich fast jeder nach dem Skifahren, wird ein bisschen eng, aber macht Spass!" sagt Remus.
„Okay, dann lasst uns doch gehen," schlägt Mandy vor.
Hermione
Fünf Minuten später bahnen wir uns einen Weg durch ein ziemlich volles Danilo Restaurant und erwischen noch Plätze an zwei Tischen. Die Erwachsenen süffeln schon wieder Wein, diesmal weissen, wir Kinder halten uns zumeist an heissen Kakao oder Cooldrinks. Eine Stunde lang palavern wir und lachen viel, dann fahren wir nach Tinizong zurück. Wenn das der Vorgeschmack auf die übrigen Ferien ist, lass ich mir das gerne gefallen. Zurückgekehrt haben wir grade Zeit, uns fürs Abendessen bequemer anzuziehen, danach verziehen sich alle entweder in unsere Zimmer oder in den Aufenthaltsraum. Später kommen dann Laurence, Bertrand und Adeline herüber und wir machen uns den Spass daraus, sie mit unseren Zaubereien zu unterhalten. Das macht natürlich riesigen Spass und ihre Augen werden auch alle schön gross und rund, vor allem, als Sirius sich in Padfoot verwandelt.
„Wow! Das ist ja unglaublich! So langsam tut's mir immer mehr leid, dass wir Grossmutters Magie nicht geerbt haben," sagt Laurence.
„Ja, es ist wirklich eine unwahrscheinliche Gabe und wir sind uns dessen bewusst."
„Warum seid ihr eigentlich hier in der Schweiz?" fragt Bertrand
„Weil bei uns daheim ein übler Konflikt im Gang ist, der die gesamte Zaubererwelt in Grossbritannien in Atem hält. Die üblen Protagonisten dieses Krieges sind hinter uns allen her, um uns umzubringen. Mehr oder weniger dringend..." erkläre ich, „und so sind wir hierher gekommen – Flüchtlinge. Wir sind hier magisch versteckt worden. Wir gehen alle noch in die Schule, Sirius und Remus sind unsere Lehrer. Allerdings macht es so viel Spass, bei und mit ihnen zu lernen, dass wir eigentlich kein Problem mit diesem Exil haben."
„Dann ist es ja sehr gut, dass Remus diese Beziehung mit der Schweiz hat, nicht wahr?"
„Aber wie! Du willst nichts von Voldemort wissen wollen! Der Typ ist jetzt so ziemlich das absolut Schlimmste, was du dir vorstellen kannst. Er ist ein Megalomane, der es sich in den Kopf gesetzt hat, alle Muggel und Muggel-geborenen Hexen und Zauberer und alle, die nicht ganz reinblütige Zauberer und Hexen sind auszurotten," erklärt Neville.
„Ih! Das klingt aber wirklich entsetzlich," sagt Adeline.
„Er hat eine ganze Reihe von Anhängern, die alles tun, was er will und jederzeit für einen Mord gut sind, ermordet wird, was oder wer auch immer ihnen im Weg ist. Es ist wirklich schlimm. Aber die Auroren sind dran, ebenso sind viele unserer Eltern und erwachsenen Geschwister und viele ihrer Freunde im Kampf mit den Todessern. Eines Tages können wir wieder heimkehren. Wir hoffen nur, dass sie uns nicht finden. Deshalb sind auch Bill und Tonks mit hier," sagt Harry.
„Der will euch also töten, weil ihr Muggel-geborene seid?" fragt Laurence.
„Nicht alle von uns. Hermione und Justin haben Muggel-Eltern, meine Mutter war Muggel-geborene, die meisten anderen hier sind mehr oder weniger reinblütig, aber sie haben sich gegen die Todesser und Voldemort gewandt, oder ihre Familien haben sich gegen die gestellt, das ist so gut wie ein Todesurteil. Alles in allem kann man sagen, dass die so ungefähr acht von zehn Leuten auf diesem Planeten umbringen wollen. Schätzen wir wenigstens. Wohl gemerkt, das mit der Reinblütigkeit ist eigentlich nur ein Vorwand, denn im Grunde haben sie einfach grossen Spass am Foltern und Töten. Es gibt Typen bei denen, die benutzen nie den Todesfluch, sondern bringen ihre Opfer in stundenlanger Folter um," sagt Harry und die drei Besucher schaudern.
„Und hinter Harry sind sie her, weil der Voldemorts Stolperstein war, als Harry noch ein Baby war. Da wollte Voldemort ihn schon umbringen, aber seine Mum hat sich für ihn geopfert und das machte es für den Typen dann unmöglich, Harry zu töten. Der Todesfluch prallte von Harry ab, die Narbe davon siehst du auf seiner Stirn, und dann direkt zurück zu Voldemort. Hat ihn aber nur beinahe umgebracht, denn er entkam als eine Art Geist und hat sich jetzt wieder einen richtigen Körper beschaffen können. Nun ist er wieder da und versucht, die Macht wieder zu erlangen, die er mal gehabt hat. Wie ihr euch denken könnt, wollen das herzlich wenige, nicht dass ihn das gross kümmert," sagt Ron.
Die drei starren uns an als wären wir von einem anderen Planeten gekommen.
„Das klingt ja scheusslich! Bitte behaltet den Kerl bei euch drüben, ja?"
„Wir wollen ihn gar nirgends. Es gibt eine Prophezeiung, die besagt, dass Harry ihn entweder umbringen muss oder Voldemort bringt ihn um, weil beide gleichzeitig auf Dauer nicht am Leben bleiben können. Schlimme Aussichten, was?" sage ich.
„Das kannst du laut sagen. Was machst du nun, Harry?" fragt Adeline.
Harry zuckt mit der Schulter.
„Versuche mein Bestes. Im Moment bin ich hauptsächlich am Lernen und trainieren. Aber der Tag eines erneuten Zusammenstosses mit ihm, und ich hatte schon ein paar davon, wird kommen. Er will mich wirklich umbringen, schon nur, um seinen Todessern endlich zu beweisen, dass er mich abmurksen kann. Vor allem, weil ich ihm vor etwas über einem Jahr direkt unter der Nase hinweg abgedüst bin. Da war er grade wiederauferstanden und stand mitten im Kreis seiner Todesser, duellierte mit mir und ich kam trotzdem davon. Er verliert nicht gern ein Opfer..."
Ich rücke etwas näher an Harry heran und fühle, wie sein Arm sich um meine Schulter legt. Ich lege meinen um seine Taille und fühle, wie er zittert. Immer, wenn die Rede auf Voldemort kommt, verliert er seine gute Laune in wenigen Minuten.
„Aber lasst uns jetzt lieber nicht mehr von diesem Monster sprechen, lasst uns lieber zeigen, was wir noch alles anstellen können," versuche ich, das Thema zu wechseln.
„Ja, das scheint mir auch angenehmer," findet Laurence.
Der Abend wird wieder gemütlicher und es wird ziemlich spät, bis wir ins Bett gehen.
JustinIch freue mich schon auf den nächsten Ski-Tag. Diesmal fahren wir den Julier hinauf nach Bivio. Das liegt ziemlich weit oben am Julier-Pass. Remus, unser Konversationslexikon auf zwei Beinen, erklärt uns, dass der Bach, dem wir entlang fahren, Julia heisst und dass beide, Bach und Pass, nach Julius Cäsar benannt worden sind, der mit einer ganzen Legion Soldaten auf dem Weg nach Rom hier durchgekommen ist. Später sollen dann auch Hannibal und seine Elefanten über diesen Pass gereist sein.
„Viele Römer siedelten sich in diesen Tälern hier an, daher die Sprache, die ja auch direkt von den Römern kommt. Ihr werdet hier in der Gegend auch eine ganze Reihe römischer Ruinen sehen und es gibt ein grosses Stück einer Römerstrasse nicht weit von Tinizong entfernt. Leider ist im Winter davon nichts zu sehen, sonst würde ich euch dahin führen und wir könnten ihr entlang von Rona bis Tinizong wandern. Es ist eine hübsche, nicht sehr lange Wanderung."
Bald erreichen wir unser Ziel und bereiten uns auf dem Parkplatz vor, weiter die Berge hinaufzukommen. Die Pisten sind hier noch weiter oben als gestern und es ist sehr windig. Man hat uns schon gewarnt, uns warm anzuziehen, aber einige von uns benutzen zusätzlich Wärmezauber. Laurence, Bertrand und Adeline sind wieder mit von der Partie und als ich höre, wie Adeline bibbert, biete ich ihr diskret ebenfalls einen Wärmezauber an.
„Oh, das wäre wunderbar – bitte?"
Ich schaue mich um, ziehe meinen Zauberstab in meinen Ärmel und spreche den Zauber. Ihr wird sofort warm und sie strahlt mich an.
„Das ist grossartig! Fühlt sich an wie ein Ofen!" freut sie sich.
„Dann funktioniert's ja," antworte ich.
Laurence will auch einen und bekommt ihn. Dann verbringen wir den ganzen Tag auf der Piste und haben wieder viel Spass. Eigentlich finde ich es erstaunlich, wie unterhaltsam die selbe Art von Bewegung doch immer wieder ist, egal wie oft man einen Berg runtergefahren ist, es macht immer noch Spass. Aber ich nehme an, dass es auch einfach ist, weil wir draussen an der Sonne und frischen Luft sind, uns bewegen und mit unseren Freunden zusammen sind.
Mein Liebster ist richtig gut geworden beim Skilaufen. Er hat dieses Jahr einen neuen Anzug kaufen müssen und hat einen dunkelblauen, sehr eleganten gewählt, der ihm grossartig steht. Er macht eine wirklich gute Figur, gross gewachsen, gerade und gut gebaut. Wir gehen immer zusammen auf den Lift und auch wenn ich ab und zu auf ihn warten muss, gehe ich jede Abfahrt mit ihm zusammen an. Aber er wird auch schon schneller.
Als wir zum Haus zurückkehren, ist es bereits dunkel. Wir haben aber alle noch Zeit für eine Dusche vor dem Abendessen. Dazu ziehen wir bequeme Klamotten an. Danach verschwinden alle, wie's ihnen passt. Ich nehme Ron mit hinauf in unser Bett, um eine Runde lang zu knutschen. Da wir alle unsere Betten zusammengeschoben haben, hat's etwas mehr Zwischenraum gegeben. Ron und ich schlafen direkt neben Sirius und Remus, Harry und Hermione sind uns gegenüber und Ginny und Ernie sind gegenüber von Sirius und Remus. Neville hat sein Bett neben dem von Ginny. Nach drei Nächten ist unser Umgang miteinander schon völlig locker. Es ist erstaunlich, wie wenig wir uns jetzt voreinander genieren. Harry und Hermione halten sich eindeutig nicht an die ‚Kein Sex' Regel. Sie halten sich zwar mit lauten Äusserungen sehr zurück, aber es ist offensichtlich, dass sie's tun. Ron und ich sind anständiger. Sirius und Remus können sich auch nicht ganz zurückhalten. Die sprechen bestimmt Silenziumzauber, weil wir so wenig von ihnen hören.
Ron und ich geben schliesslich auch nach und machen eines Nachts auch Liebe. Wir machen's unter der Decke und Ron nimmt mich von hinten auf der Seite liegend. Du meine Güte, wie ich dieses Gefühl bereits liebe! Er lernt noch immer und ich gewöhne mich immer noch dran, aber es geht schon viel einfacher und ich möchte es auf gar keinen Fall mehr missen. Wir haben diese kleine Drüse innen drin entdeckt, die so richtig nett stimuliert wird und deren Stimulation mich zum Schmelzen bringt. Und mal ganz ehrlich – so mit allen im Zimmer ist es verdammt antörnend.
Harry
Die Nächte in diesem gemeinsam genutzten Raum werden ziemlich unterhaltsam. Hermione hat mich nicht einmal davon abgehalten, wenn ich angefangen habe, sie zu streicheln, sie hat mir im Gegenteil einfach alles gleich wieder zurückgegeben. Gestern haben selbst Moony und Padfoot klein beigegeben und sich an diesem fröhlichen Treiben beteiligt. Allerdings haben sie's gemacht, als sie dachten, sie hätten den Schlafsaal für sich alleine. Äh, nicht ganz, Jungs! Sie haben nicht bemerkt, dass der kleine Harry auf seinem Bett schlief und aufgewacht ist, als die beiden grade so schön mitten drin waren und langsam lauter wurden. Also fand es quasi in meinem vollen Blickfeld statt. Gut, seid ich mit Hermione schlafe, bin ich wahrscheinlich etwas weniger empfindlich auf diesem Gebiet, es macht mir nichts aus, zu WISSEN, dass jemand anderes es tut, aber ZUSCHAUEN ist normalerweise meine Sache eher nicht. Da ihr Bett aber näher bei der Tür ist und ich an ihnen vorbei müsste, um zur Tür zu gelangen, in ihrem vollen Blickfeld, womit jeder hier entsetzlich verlegen würde, verzichte ich darauf, das Zimmer zu verlassen und hielt mich sehr still, bis alles vorüber war.
Ich muss zugeben, dass die beiden unglaublich zärtlich miteinander umgehen. Ich war ihr unfreiwilliger Zeuge, aber für eine Weile konnte ich meinen Blick gar nicht abwenden, auch wenn ich es wirklich wollte. Vor allem, als mir auffiel, dass sie es offenbar genauso mögen, gevögelt zu werden, wie zu vögeln. Das hat mich ziemlich fasziniert. Sirius machte so kleine Geräusche, fast genauso wie Hermione sie manchmal macht, wenn ich mit ihr schlafe. Ich frage mich, was so gut dran ist? Ich meine, die tun's in den Hintern, das muss doch weh tun? Da ist dieser unglaublich feste Muskelring, der sehr schwer zu passieren ist. Auf der anderen Seite wollte Hermione es so ausprobieren und mochte es sehr. Hm. Vielleicht verpasse ich wirklich etwas.
Wir sind wieder auf der Piste, wieder in Radons und Piz Cartas. Irgendwann mal finde ich mich mit Sirius alleine und weil wir uns jetzt mittlerweile wirklich nahe stehen, wage ich es, ihn zu fragen:
„Sirius, kann ich dich was fragen?"
„Sicher, das weisst du doch, oder?"
„Ja, schon, aber was ich fragen will, ist ein bisschen genierend... gestern warst du mit Remus alleine oben im Zimmer, als die anderen alle im Aufenthaltsraum waren..."
„Woher weisst du denn das?"
„Weil – na ja, ihr wart nicht ganz so alleine, wie ihr dachtet. Ich war so müde, dass ich nur ein bisschen lesen wollte, bin dann aber eingeschlafen. Dann müsst ihr zwei reingekommen sein und... na ja, da bin ich aufgewacht, als ihr... du weisst schon..."
Sirius wird rot. Aber dann fragt er:
„Was willst du also wissen?"
Verdammt, warum habe ich nur damit angefangen? Ich nehme meinen Gryffindor Mut zusammen und frage:
„Na ja, mir ist aufgefallen, wie sehr du es offenbar mochtest, als Remus in dir drin war. Warum? Ich meine... wie fühlt's sich an?"
Sirius schaut mich erst ein bisschen schockiert an, dann klopft er auf meine Schulter und schüttelt den Kopf, aber dann antwortet er:
„Harry, da gibt es etwas, was heterosexuelle Männer nie erleben werden – ausser sie haben sehr aufgeschlossene Partnerinnen, die bereit sind, es mit ihren Fingern zu machen. Und das ist, die Prostata zu stimulieren, die man durch die Darmwand erreichen kann, Harry, und dieses Gefühl ist ziemlich unglaublich. Du müsstest es selber erfahren, um es zu verstehen."
Jetzt bin ich dran mit erröten. Ich entschuldige mich sofort.
„Sorry, ich wollte nicht in deine intimen Geheimnisse mit Remus eindringen."
„Hast du nicht getan. Ehrlich gesagt, in deinem Alter hätte ich nicht die Courage gehabt, so eine Frage zu stellen, aber in deinem Alter hatte ich auch noch nicht deine sexuellen Erfahrungen. Hut ab vor deinem Mut! Ausserdem gibst du mir das wirklich gute Gefühl, dass wir uns jetzt so nahe stehen, dass du dich traust, eine solche Frage überhaupt zu stellen, Harry, denn das ist alles andere als selbstverständlich. Ich bin stolz darauf, dass du mir so sehr vertraust!"
Er umarmt mich.
„Ja, Siri, ich habe so viel Vertrauen zu dir. Ich bin froh, dass du nicht wütend bist, weil ich gestern nicht rausgegangen bin. Nur hätte ich an euch vorbeigehen müssen, es wäre wohl genauso peinlich geworden..."
„Ist schon okay. Nachdem ihr jetzt die ganze Zeit rundrum rumgemacht habt und wir zuhören durften, dachten Remus und ich, wir hätten mindestens ebenso Anspruch darauf, unsere Liebe auszuleben. Die Tatsache, dass du das mitbekommen hast, macht mir eigentlich wenig aus. Ich hoffe nur, dass wir dich nicht für den Rest deines Lebens traumatisiert haben..."
Ich grinse als Antwort auf sein Grinsen. Nein, dass ich deswegen traumatisiert sein könnte, fürchte ich wenig. Wenn ich so ein Unschuldslamm wie Neville wäre, dann vielleicht, aber...
„Da ist noch was, womit du mir vielleicht helfen kannst... Hermione wollte es anal versuchen, aber als ich es machte, fühlte ich mich zuerst ganz schrecklich, weil ich sicher war, dass ich ihr weh tat. Sag mir nichts über Gleitmittel, das war klar und einfach zu handhaben, aber trotzdem... es war so eng. Ich gebe zu, dass es für mich natürlich toll war, und sie mochte es, genug, um Wiederholungen zu verlangen... das ist ein weiterer Grund, warum ich frage... ich meine, sie hat ja dort nichts, was besonders stimuliert würde..."
Ich weiss, dass ich jetzt unzusammenhängendes Zeug fasele, aber es muss ihr doch weh getan haben, und das will ich wirklich zuallerletzt. Vielleicht wollte sie es ja nur nicht zugeben. Sirius' Antwort haut mich fast um.
„Mach dir keine Sorgen darüber, Harry. Es gibt eine Menge Frauen, die es gerne anal mögen. Du musst wissen, dass dieser Muskelring zwar wirklich sehr gut schliesst, aber gleichzeitig auch sehr elastisch ist. Man braucht eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat, aber es gibt eine Menge Nerven, die in dieser Gegend enden und deshalb ist es auch für Frauen sehr angenehm. Mit Vorsicht, Gleitmittel und einigem Training wirst du wohl kaum mehr einen Unterschied zwischen der einen oder anderen Öffnung bemerken. Ausser, dass der Schliessmuskel ihr das abnimmt, was sie mit ihrer Beckenbodenmuskulatur erarbeiten muss, um es für dich besser zu machen. Ich muss sagen, dass ich deine Freundin erstaunlich finde, Harry, und den Hut vor ihr abnehme. Seit du mit Hermione zusammen bist, hast du dich sehr zu deinem Vorteil gemausert, du bist schon so erwachsen geworden, Harry. Das macht mich glücklich für dich. Und lass mich dir noch etwas sagen: du hast ein verdammtes Glück mit ihr, denn eine Geliebte zu haben, die viel Spass dran hat, neue Territorien zu erforschen, ist unglaublich bereichernd. Folge ihrer Führung und du wirst so viel Spass haben, dass es bestimmt Tage geben wird, an denen ihr euer Bett gar nicht erst verlassen wollt..."
Ich finde Sirius erstaunlich! Ich meine, ich bin ja erst sechzehn, aber er lässt mich das nie spüren. Er behandelt mich immer auf der gleichen Stufe wie alle anderen Erwachsenen, mit denen er zu tun hat. Jedes Mal, wenn ich daran denke, wie sehr ich ihn liebe, werde ich ein bisschen trauriger darüber, dass ich so viele Jahre mit ihm verpasst habe. Ich kümmere mich nicht um die, die sagen, dass er verantwortungslos (davon habe ich in den vergangenen anderthalb Jahren eh nichts gemerkt) und unbedacht ist, dass er nicht denkt, bevor er etwas tut und so. Wenn all das wirklich wahr ist, dann hat er sich in den letzten achtzehn Monaten extrem gut zusammengenommen, weil ich finde, dass er diese Aufgabe, Vaterfigur und Lehrer zu sein, sehr gut bewältigt hat.
Wir fahren gemeinsam weiter die Piste hinab und treffen bald nach unserer Unterhaltung auf die anderen, die schon für die Mittagspause auf uns warten. Wir ziehen die Ski aus, stellen sie an die dafür am Rand der grossen Terrasse aufgestellten Halterungen und hängen auch die Stöcke dran. Sirius beugt sich zu Remus und küsst ihn zärtlich. Einige Strähnen seiner langen Haare, die er mit einem mit Samt bezogenen Gummiband im Nacken zusammenhält, sind dem Gummiband entschlüpft und Remus schiebt sie zart hinter Sirius' Ohren.
„Wo seid ihr denn abgeblieben?" fragt Remus.
„Wir haben uns ein bisschen unterhalten..." sagt Sirius nur.
Er wird mich nicht blossstellen, indem er den Inhalt unseres Gesprächs am Tisch verbreitet. Aber ich bin sicher, dass er es später mit seinem Gefährten diskutiert, wenn sie unter sich sind. Hermione wirft mir einen Blick zu. Es ist an mir, heute für uns Essen und Trinken zu holen, also deponiere ich nur Handschuhe, Skibrille und Mütze und gehe ins Restaurant, um Etwas zum Essen zu beschaffen. Wir haben keine Eile und geniessen unseren Lunch, die Sonne, gute Gespräche und sitzen bis um zwei auf der sonnigen Terrasse. Draco, Parvati, Justin und Ron sind die ersten, die danach wieder losziehen. Der Rest von uns nimmt sich viel Zeit.
Bill
Am nächsten Nachmittag fahren wir mit Sirius und Remus nach einem Dorf, das sie Bergün nennen. Dort lassen wir die Autos stehen und weiter geht's mit dem Zug bis nach einem noch kleineren Ort namens Preda. Die Strasse zwischen Preda und Bergün ist im Winter nur noch für wenige Stunden am Tag offen, damit sie als Rodelbahn präpariert werden kann. Daher ist es keine Überraschung, dass nicht nur wir in dem Zug sitzen, sondern eine ganze Masse von Leuten. Im Ticket inbegriffen ist auch die Mitte der Schlitten, die man dann am Ende der Schlittenfahrt wieder am Bahnhof abgibt, wo sie mit dem nächsten Zug wieder nach Preda gebracht werden. Zwei oder drei passen auf einen Schlitten, ich setze mich mit Neville auf einen, Tonks schliesst sich Draco und Parvati an. Es ist wirklich ein Heidenspass. Obwohl es ziemlich schnell geht, dauert es fast eine Stunde, bis wir auf der gut ausgeleuchteten Bahn Bergün wieder erreichen. Neville hat mir das Steuern überlassen. Das ist gar nicht so leicht, aber nach einigen Kurven habe ich es im Griff. Diese Muggel lassen sich doch immer wieder witzige Sachen einfallen. Was mir am meisten Spass gemacht hat, ist vermutlich, dass man es nicht so kompliziert lernen muss wie ihr Skifahren. Obwohl ich zugeben muss, dass es verdammt cool aussieht, wenn die Kids auf ihren Skiern über die Piste sausen. Ich nehme an, Dad wäre begeistert und würde all das sehr gerne ausprobieren. Aber wir wissen natürlich auch, dass Dad ein Schatz ist, nur leider hat er eine ganze Reihe von lockeren Schrauben, wenn's um die Muggel geht.
Die Rückfahrt nach Tinizong dauert dann noch einmal wieder eine gute halbe Stunde. Es ist etwas glatt, daher ist schnelles Fahren nicht angesagt. Einigen von uns wird ziemlich bange in den engen Kurven und Sirius murmelt, dass er die gar nicht sehr gerne fährt.
Seit ich etliche Jahre in Ägypten gelebt habe, behagt mir das kältere Klima hier nicht mehr so sehr. Aber am nächsten Tag sind wir schon wieder draussen, ich glaube, der Berg heisst diesmal Corvatsch. Jedenfalls befindet er sich oberhalb eines sehr exklusiven Kurorts namens St. Moritz, sagte Remus. Wir benötigten eine Anfahrt von einer Stunde. Mir wurde fast übel, als ich hörte, was die Tageskarten kosten. Remus sagte, dass wir das ganz sicher nur an einem Tag machen würden, aber dann bekämen wir wenigstens jeden Tag ein anderes Skigebiet zu sehen. Für Tonks und mich bedeutet es einen weiteren Tag auf den Wanderwegen der Gegend, um die Schüler von weitem zu überwachen und trotzdem nicht aufzufallen. Zum Glück sehen wir nie etwas verdächtiges. Um wie normale Touristen auszusehen, haben wir uns ähnliche Kleidung beschafft wie die Skifahrer. Da Ron jetzt ein paar Zentimeter grösser geworden ist als ich hat er mir seinen letztjährigen Anzug geliehen. Der ist schwarz und sieht ziemlich cool an mir aus. Selbst meine kleine Schwester hat mir einen sehr prüfenden Blick zugeworfen. Bringt mich zum Grinsen.
Allerdings braucht sich Ginny alles andere als zu verstecken. Ich finde, dass sie ein wirklich gutaussehendes Mädchen ist, und ein sehr talentiertes. Ausserdem scheint sie sich mit diesen Skiern gut angefreundet zu haben, denn sie sieht sehr zufrieden aus. Als sie sich mir einmal auf der Piste nähert, kommt sie mit einem sehr eleganten Schwung zum Stillstand. Dann grinst sie mich breit an und wirft ihr Haar auf ihre Schultern zurück. Meine Haare sind ja auch lang, aber ich kann sie nur um die Pracht und Fülle ihrer Locken beneiden.
„Hey, kleine Schwester! Du hast Spass, nicht wahr?"
„Und wie, Bill! Du solltest es auch lernen, es ist super. Das werde ich bestimmt auch später wieder tun, nachdem ich die Schweiz verlasse."
„Ich hoffe, dass du's dir dann leisten kannst," bemerke ich etwas trocken.
„Wir werden's sehen. Ich bin ja nicht blöd und eines Tages verdiene ich mein eigenes Geld," sagt sie zuversichtlich.
Die Klasse trifft nach und nach zur Abfahrt zurück nach Tinizong ein. Tonks und ich prüfen, dass alle da sind und in einem Stück. Remus und Sirius fahren uns heim.
Remus
Silvester! Ich glaube, die Zeit rast jedes Jahr noch schneller. Wir verbringen einen aufgestellten Abend mit all den Leuten im Haus und unsere Schüler verkehren unbefangen mit den gleichaltrigen Muggeln. Das gibt Bill, Tonks, Sirius und mir Gelegenheit, uns unter uns zu unterhalten. Den ganzen Abend albern wir herum und lachen viel. Jeder bekommt ein Glas Champagner, um das neue Jahr willkommen zu heissen. Ich kann's kaum glauben, dass dies bereits unser zweites Neujahrsfest in der Schweiz ist.
„Findet ihr auch, dass die Zeit immer schneller vergeht?" frage ich die anderen.
„Und wie! Dieses Jahr ist so schnell vergangen, dass es mir fast die Ohren anlegt," bestätigt Sirius.
„Ja, ich finde auch. Zumindest, wenn ich es mit meiner Kindheit vergleiche. Damals dauerte es immer ewig, vor allem, wenn ich auf etwas wartete. Heute sind die Tage viel schneller herum," sagt auch Tonks.
Es wird spät. Wir finden nicht vor zwei Uhr morgens ins Bett und beschliessen, auszuschlafen, was vermutlich auch die meisten anderen im Haus tun. Und wie es so üblich ist, vergehen die Tage bis zur Rückkehr in den Alltag viel schneller wenn das Weihnachtsfest einmal vorbei ist.
Hermione
Wir sind wieder in der Sunnegg. Sirius arbeitet mit Harry und mir jetzt an der Animagus-Transformation. Wir haben eine Menge Theorie zu büffeln, und ich weiss, dass das Harry nicht besonders freut, aber er ist ein guter Junge und bleibt dabei, schon nur, weil Lily sich uns angeschlossen hat und mit büffelt. Sie hilft uns aber auch viel. Gemeinsam schieben wir alles, was er wissen muss in Harrys Schädel.
Der Schulstoff des sechsten Jahres scheint mir ein wenig entspannter daherzukommen als für die letzten beiden Jahre. Letztes Jahr hatten wir so viel zu rekapitulieren, und noch mehr Neues hineinzustopfen, dass es in diesem Jahr einfacher scheint. Vielleicht macht es auch die Konzentration auf weniger Fächer aus. Alles ist neuer Stoff, mich dünkt, wir machen einen unglaublichen Fortschritt und lernen jetzt die wirklich interessanten Sachen, es ist daher auch alles sehr interessant. Wir haben alle möglichen Sachen weggelassen und konzentrieren uns auf Transfiguration, Zaubertränke, Zauberkunst, Verteidigung, Arithmantik, Alte Runen und Kräuterkunde. Der Stundenplan ist ansonsten fast gleich geblieben. Remus und Sirius haben die Arithmantik, Alte Runen und Kräuterkunde auf den Mittwoch verlegt. Da ist auch noch Platz für eine Stunde Geschichte. An den anderen vier Tagen gibt es Intensivkurs in den Hauptfächern. Wir bekommen dadurch Gelegenheit, weit mehr Zeit für diese Fächer aufzuwenden und lernen entsprechend mehr als für die NEWTS eigentlich verlangt wird. Aber es ist wie Remus betont: alles, was wir wissen, brauchen wir später nicht mehr zu lernen.
Draussen ist es eisig kalt, aber wir sind hier meistens knapp über der Nebelgrenze und haben daher ziemlich viel Sonne. Wenn die Temperaturen am Mittag steigen, können wir hinaus und fliegen oder spazieren. Auf der Terrasse vor dem Haus kann man mittags auch schon wieder gut die Sonne geniessen. Sirius und Remus achten darauf, dass wir immer wieder hinausgehen.
Sirius
Der verflixte Prozess findet bald statt. Ich soll mit Draco und Neville mit einem Portschlüssel nach London reisen. Wir erhalten den vorbereiteten Portschlüssel durch Anana, daher vertrauen wir ihm. Auch James und Lily sind aufgeboten, weswegen wir auch Lizzie mitnehmen müssen. Auch Remus war als Zeuge vorgesehen, doch der Vollmond morgen Nacht verhindert, dass er aussagen kann. Wir finden uns mit unseren Taschen im Klassenzimmer ein. Als die vorgegebene Zeit für den Portschlüssel kommt, verschwinden wir von der Sunnegg und finden uns alsbald in einem Zimmer in einem Haus in London wieder. Es sieht aus, als ob es in der Diagon Alley steht. Wir werden bereits von Dumbledore, Arthur und einigen Auroren erwartet. Ich atme erleichtert auf. Ich hatte mich schon sehr davor gefürchtet, dass der Portschlüssel von irgendwem manipuliert worden ist.
„Hallo, zusammen," grüsse ich.
Wir werden freundlich begrüsst und bekommen zwei Zimmer gezeigt, in denen wir schlafen können. Dann informiert Dumbledore uns über den Prozess, der bereits zwei Tage zuvor begonnen hat.
„Ich fürchte, es sieht nicht sehr gut aus für Ihre Eltern, Draco," sagt Dumbledore.
„Muss ich dann gar nicht erst aussagen?" fragt Draco hoffnungsvoll.
„Leider könnte gerade Ihre Aussage die noch zweifelnden Juroren im Zaubererrat umstimmen. Obwohl der Anwalt Ihrer Eltern Sie ausfragen wird, zweifle ich daran, dass es ihm gelingen wird, Ihre Aussagen zu diskreditieren."
Am Abend werden wir drei mit einem Übungskreuzverhör auf die Verhandlung am nächsten Tag gedrillt. Der Staatsanwalt bombardiert vor allem Draco mit Fragen, die er vom Anwalt der Malfoys erwartet und hilft ihm, geeignete Antworten zu finden.
Schon am nächsten Morgen begeben wir uns in den Gerichtssaal. Es ist der selbe Raum, in dem im Vorjahr der Prozess gegen Pettigrew stattgefunden hat. Wir müssen draussen warten, bis wir hereingerufen werden. Ich bin kein sehr wichtiger Zeuge, ich muss nur aussagen, wie wir Lucius Malfoy gefangen haben. Ich bin stellvertretend da für alle, die dabei gewesen sind. Dasselbe gilt für James und Lily.
Der Staatsanwalt befragt mich zu den Umständen dieses Treffens. Dann kommt Malfoys Anwalt dran und versucht, mich in Widersprüche zu verstricken, aber ich habe keine Probleme, solche zu vermeiden, damit der Zaubererrat nichts glaubt, was wir nicht wollen. Ich fasse mich kurz und halte mich an die Fakten.
„Mr. Black, wer war noch anwesend, als Sie Lucius Malfoy angriffen?" fragt der Anwalt.
„Wir haben nicht Lucius Malfoy angegriffen, Mr. Cribber, sondern Lucius Malfoy und seine Helfer haben uns angegriffen. Anwesend waren neben mir Remus Lupin, Mr. und Mrs McMillan, die Eltern eines unserer Schüler und die dreizehn Schüler unserer Klasse, darunter Draco Malfoy und Neville Longbottom. Die Namen aller Beteiligten sind dem Gericht bekannt und dürfen der Öffentlichkeit vorenthalten werden, da sie zur Zeit in einem geschützten Haus leben."
„Warum ist denn Mr. Lupin nicht anwesend? Der ist doch, wie mir bekannt gegeben wurde, in Ihrem Haus der Vertreter von Hogwarts..."
„Weil wir ausgerechnet für den Tag vor dem Vollmond aufgeboten wurden. Wie wohl inzwischen hier jedermann weiss, ist Mr. Lupin ein Werwolf und es wäre höchst unfair gewesen, ihn am Tag vor seiner Transformation zu einem Prozess vorzuladen. Und bitte, kommen Sie nicht mit dem Unsinn, dass seine Aussage unzuverlässig wäre, weil er ein Werwolf ist, denn das ist Unsinn und ausserdem überholt. Gar nicht davon zu reden, dass es überhaupt nichts mit diesem Prozess zu tun hat," sage ich, denn ich ahne, dass der einzige Grund, warum Cribber Remus ins Spiel bringt, der ist, uns zu diskreditieren, indem er die alten Werwolfvorurteile ins Gespräch bringt.
Als ich das sage, kommt spontaner Applaus von der Tribüne. Ich schaue mich um und entdecke Fred, George und eine ganze Anzahl junger Leute, die ich zwar nicht persönlich kenne, von denen ich aber annehme, dass sie Freunde der Zwillinge sind. Nachdem der Applaus abstirbt, sagt Cribber mit wütendem Unterton:
„Keine weiteren Fragen!"
Ich werde aus dem Zeugenstand entlassen und setze mich zu den anderen Zeugen, die den Prozess mitverfolgen. Als nächster von uns wird Neville gerufen. Der Staatsanwalt stellt ihm zunächst Fragen zu seiner Entführung von Hogwarts ein Jahr zuvor.
„Mr. Longbottom, wären Sie so freundlich, uns zu schildern, was Ihnen vor etwas über einem Jahr in Hogwarts geschehen ist?"
„Es war an einem Abend. Ich war in der Eingangshalle unterwegs zur Grossen Halle, um zum Abendessen zu gehen. Ich traf dabei auf Draco Malfoy, der einen Moment lang neben mir ging und auf einmal fühlte ich wie wir beide aus der Eingangshalle, durch die Eingangstür und dann bis in den Verbotenen Wald gezogen wurden. Es fühlte sich an, als ob wir durch einen dicken Schlauch gesogen worden wären. Schliesslich liess der Sog nach und wir fanden uns auf einer Lichtung im Verbotenen Wald wieder. Ich bin jedenfalls ziemlich sicher, dass es der Verbotene Wald war. Draco und ich hatten beide keine Ahnung, was das Ganze sollte, aber wir merkten bald, dass wir von einigen Leuten erwartet worden waren. Einer davon war Mr. Lucius Malfoy."
„Sind Sie sicher, dass es Mr. Malfoy war?"
„Ja, ich hatte ihn vorher ziemlich oft gesehen und kenne ihn."
„Hatte er seine Maske denn nicht an?"
„Er trug einen schwarzen Umhang und hatte die Kapuze über seinen Kopf gezogen, aber ich erkannte ihn dennoch. Er sprach mit Draco. Nannte ihn seinen Sohn. Ich konnte ihn gar nicht mit jemand anderem verwechseln. Ich kannte aber die anderen nicht, die waren beide vollkommen vermummt."
„Also haben Sie Lucius Malfoy erkannt?"
„Ja, das habe ich."
„Bitte fahren Sie weiter. Was geschah danach?"
„So bald wir beiden wieder auf unseren Füssen standen, wurde Mr. Malfoy wütend, denn es schien, als wollte er wirklich nur seinen Sohn da haben. Er verlangte von Draco, den Todessern beizutreten. Draco sagte aber, dass er diese kindischen Spiele lieber seinem Vater überlasse. Mir schien, dass Draco so eine Art ‚Spielt gar keine Rolle, was ich sage, ich bin sowieso erledigt' Einstellung hatte, später hat er mir dann gesagt, dass er dachte, wir wären so gut wie tot, weil er erwartete, dass sein Vater uns auf der Stelle töten würde."
„Aber Sie leben und können uns von Ihrem Abenteuer berichten..."
„Ja, und das kam, weil die offenbar ihren Transportzauber auf irgendeine Art vermasselt hatten, denn nicht nur Draco und ich wurden aus dem Schloss gezogen, sondern, offenbar ganz am Rand, auch Professor McGonagall. Aber niemand konnte sie sehen, jedenfalls nicht am Anfang. Alles, was ich erkennen konnte war, dass hinter Mr. Malfoy die beiden anderen Todesser plötzlich lautlos zusammenbrachen. Professor McGonagall hatte sie geschockt und schockte dann auch noch Mr. Malfoy. Dann kehrten wir zunächst ins Schloss zurück und von da dann sofort in das geschützte Haus."
„Danke, Mr. Longbottom. – Ihr Zeuge, Mr. Cribber!" sagt der Staatsanwalt und überlässt das Feld dem Anwalt.
Cribber fängt an und versucht, Nevilles Aussage zu vermiesen. Darauf haben wir Neville natürlich gründlich vorbereitet und er lässt sich daher nicht ins Bockshorn jagen. Er bewegt sich nicht einen Millimeter von den Fakten weg, die er hat. Ich muss sagen, das kleine Kerlchen gefällt mir immer besser. Ich bin sicher, dass Frank sehr, sehr stolz auf seinen Kleinen wäre.
„Mr. Longbottom, wie können Sie so sicher sein, dass Sie Mr. Lucius Malfoy vor sich hatten, wenn Sie sein Gesicht nicht sehen konnten?"
„Duuuh, Mr. Cribber, ich habe gar nicht gesagt, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte, nur dass er seine Kapuze über dem Kopf hatte. Die hat sein Gesicht nicht vollkommen verdeckt. Ich sah und hörte Mr. Lucius Malfoy. Als vollblütiger Zauberer habe ich seit meiner Kindheit die Malfoys gekannt."
„Fühlten Sie sich zu irgendeiner Zeit von Mr. Malfoy bedroht?"
„Ja."
„Wann war das?"
„Gleich, nachdem er von seinem Sohn verlangt hatte ein Todesser zu werden und Draco dankend verzichtet hat. Er mahnte Draco, was die Konsequenzen seien, und dass er uns jetzt beide töten würde."
„Benutzte er wirklich den Begriff ‚töten'?"
„Oh ja, das hat er getan. Ausserdem zeigte er bereits mit seinem Zauberstab auf mich. Wie viel mehr Bedrohung kann es geben?"
Ich grinse leise vor mich hin und wechsle amüsierte Blicke mit James und Lily. Neville lässt sich hier eindeutig nicht wie einen Bauern im Schachspiel benutzen. Wir sind so stolz auf ihn!
„Diese Professor McGonagall brachte Sie ins Ausland, ist das richtig?"
Als ob er sie nicht genau kennen würde und als ob sie nicht auch seine Lehrerin gewesen wäre! Idiot!
„Ja."
„Dann hat sie Sie ja ohne Einwilligung Ihres Vormundes entführt, oder nicht?"
„Na und? Meine Gran sandte ihr nachher eine Eule und dankte ihr dafür, dass sie mich gerettet hatte."
„Aber die Tatsache der Entführung bleibt doch bestehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Narcissa und Lucius Malfoy ihre Einwilligung dazu gegeben hätte, dass eine Lehrperson einfach so entscheidet, ihren Sohn ins Ausland zu bringen."
„Na und? Schliesslich war es derselbe Lucius Malfoy, der Draco bedroht hat. Wer würde solch einen Vater um Erlaubnis bitten, sein Kind vor ihm zu schützen?"
Jetzt hält es der Staatsanwalt für angebracht, einzugreifen. Er erhebt Einspruch und Amelia Bones teilt darauf Mr. Cribber mit:
„Mr. Cribber, das hat nichts mit dem Prozessthema zu tun, fahren Sie weiter, wenn Sie weitere Fragen an den Zeugen haben, die ihn selber betreffen."
„Keine weiteren Fragen."
Neville kommt herüber und setzt sich neben mich hin.
„Glaubst du, dass ich alles richtig gemacht habe?" fragt er mich schüchtern.
„Ja, das hast du, Neville. Keine Angst. Cribber hat sich eigentlich fast lächerlich gemacht, als er dir die letzten beiden Fragen stellte."
Jetzt kommt Draco dran. Er stellt sich ruhig den Fragen des Staatsanwaltes. Er weiss, womit er zu rechnen hat, und der Staatsanwalt holt ihn behutsam über seine Kindheit aus, um es Draco so leicht wie möglich zu machen. Ausser dem Erlebnis in Hogwarts kommen viele Fragen zu seiner häuslichen Situation, wobei der Staatsanwalt sich besonders mit einigen Fällen befasst, bei denen Draco von seinen Eltern verflucht worden ist. Draco berichtet von zwei Cruciatus-Flüchen, denen er ausgesetzt war. Er beantwortet alle Fragen wahrheitsgetreu. Danach kommt Cribber, der natürlich alles versucht, Draco zu verunsichern. Aber auch Draco bleibt bei seinen Fakten. Schliesslich interveniert Bones wieder und verlangt, dass der Verteidiger entweder auf ein zusätzliches Verhör unter Veritaserum plädiert oder seine Fragen einstellt.
Doch der Verteidiger entlässt den Zeugen. Draco steht auf, schaut quer durch den Raum auf seine Eltern und wirft ihnen einen hasserfüllten Blick zu. Dann kommt er herüber und setzt sich demonstrativ auf meine andere Seite, wo Lily ihm eine Lücke offengelassen hat. Ich beobachte Narcissa dabei. Sie zeigt schon erste Spuren von Wahn, nachdem sie jetzt eine Weile in den Händen der Dementoren gewesen ist. Sie bringt es aber immerhin noch fertig, ihrem Sohn nachzuschauen und nun bewirft sie mich mit Blicken, die am liebsten töten würden. Ich bin froh, dass die Todesser bisher nur geschafft haben, die Lestranges aus Azkaban herauszuholen, aber dass die Dementoren nach wie vor da sind. Es ist schon schlimm genug, dass sie da sind, aber ich bekomme Angstausbrüche, wenn ich mir vorstelle, dass sie sich überall herumtreiben. Ohne ihre Zauberstäbe können nicht einmal die Malfoys sich die Dementoren vom Leib halten. Beide sind auf alle Fälle nicht mächtig genug, einen Patronus ohne Zauberstab fertig zu bringen. Wenn sie überhaupt mal einen geschafft haben.
Narcissa blitzt mich wuterfüllt an, vor allem, als Draco sich an Lily schmiegt und sie kurz tröstend ihren Arm um seine Schultern legt. Dann fühlt er sich getröstet und wir sitzen wieder ruhig nebeneinander. Ja, meine liebe Cousine, ich bin endlich raus und wieder da, wo ich hingehöre, und du bist endlich da, wo du hingehörst. Das noble Haus der Blacks! Ha! Im Moment siehst du alles andere als nobel aus!
Als der Prozess für heute vertagt wird, werden wir kurz zu Amelia Bones gebeten. Sie teilt Draco mit, dass er den Prozess weiter verfolgen oder heimkehren darf.
„Ich möchte lieber heimkehren. Ich will sie nicht mehr sehen," sagt er etwas kleinlaut.
„Gut. Dann könnt ihr mit eurem Portschlüssel in eure Unterkunft zurückkehren und dann gleich weiter in euer geschütztes Haus. Sirius, ich nehme an, eurer ist aktivierbar und bringt euch wieder zurück?"
„Ja, danke, Amelia. Ich werde die beiden heimbegleiten."
„Gut. Dann wünsche ich euch einen schönen Abend. Und Lily, es war reizend, dich zu sehen, vor allem, dein Baby zu sehen. Sie ist ja ein niedliches kleines Mädchen!"
„Danke, Amelia! Sie ist wirklich niedlich. Da ich sie stille, musste ich sie eben mitnehmen."
Wir kehren in das Haus der Auroren zurück, packen unsere Taschen und können dann gleich weiter zur Sunnegg. Wir sind alle drei mehr als froh, schon wieder zuhause zu sein. Remus ist noch im Büro als ich ihn rufe.
„Du bist wieder da! Ich bin so froh, Liebster," sagt er glücklich und umarmt mich.
Ich weiss, dass er nicht mehr gern allein ist, wenn er transformieren muss. Ich ziehe ihn fest in meine Arme und küsse ihn. Der Mond geht schon in wenigen Minuten auf, also trete ich zurück, verwandle mich und warte darauf, dass seine eigene Verwandlung einsetzt. Als die durch ist, folgt mir ein ziemlich verspielter Wolf hinterher. Ich lösche das Licht im Büro und verschliesse die beiden Türen. Remus trottet durch die Küche und wartet am Fuss der Treppe auf mich. Padma und Parvati streicheln ihn kurz, als sie die Küche auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum verlassen.
„Gute Nacht, Remus!"
Mit einem kurzen Bellen gibt er ihnen Antwort. Ich folge ihm die Treppe hinauf zu unserem Zimmer. Sowie die Türe hinter uns ins Schloss fällt, ziehe ich mich aus, während Remus sehnsüchtig zum Bett schaut.
„Ja, Liebster, ich komme ja schon!" sage ich und ziehe die Decke zurück.
Mit einem Satz hopst er auf seiner Seite aufs Bett und macht es sich gemütlich. In seiner Wolfsform bedeutet das, dass er sich entweder flach auf die Seite legt oder zu einer Kugel zusammenrollt. Er scheint so glücklich darüber, dass ich wieder da bin, dass er sich auf die Seite legt. Bis ich ins Bett geklettert bin, winselt er, aber kaum liege ich, fühle ich, wie er sich an mich heran drängelt. Ich halte ihn fest und flüstere:
„Mir tut eine frühe Nacht auch gut, Liebster, schlaf gut!"
Wenn der Wolf auf der Seite liegt, kann ich ihn fest an mich heranziehen, denn er wendet mir den Rücken zu, damit er seine langen Wolfsläufe auf dem Bett ausstrecken kann. Er kann seinen Kopf zu mir drehen, ohne sich dabei weh zu tun, was er jetzt tut, damit ich seine feuchte, warme Nase küssen kann. Er leckt mein Gesicht und schon eine kurze Zeit später schlafen wir beide.
Da wir so früh eingeschlafen sind, wachen wir natürlich auch früh wieder auf. Er ist noch immer ein Wolf. Ich streichle ihn zärtlich. Er gefällt mir in dieser Form, denn er ist ein ausgesprochen schöner Wolf. Ein Blick auf die Uhr teilt mir mit, dass es noch eine Weile dauert, bis der Mond untergeht, dass es aber schon fast Zeit ist, aufzustehen. Er bleibt daher liegen, als der Wecker losgeht, den ich sofort wieder zum Schweigen bringe. Natürlich ist Remus schon eine Weile vor dem Wecker wach, er hat eine nahezu perfekt funktionierende innere Uhr und wenn er ein Wolf ist, scheint diese innere Uhr noch genauer zu sein.
„Guten Morgen, mein Süsser," sage ich leise.
Er winselt und deutet mit der Schnauze zum Wecker.
„Ja, ich weiss, aber mach dir nichts draus, es ist ja heute sowieso einer meiner Unterrichtstage, bleib also ruhig im Bett. Ist es okay für dich, alleine zu transformieren?"
Er nickt. Ich küsse ihn und tätschle seine Seite, dann stehe ich auf, wickle mich in meinen Bademantel und schnappe mir meine Kleider für heute. Das ist eine der guten Konsequenzen, dass wir beide je zwei fixe Tage unterrichten, und ein weiterer Tag irgendwie genutzt werden kann, so können wir bei Bedarf einfach einen ganzen Tag abtauschen. Als ich aus dem Badezimmer komme, warten Ron und Justin darauf, dass sie reinkönnen und Harry und Hermione kommen grade die Treppe herunter. Wir setzen uns an den Tisch. Winky bringt uns das Frühstück.
„Guten Morgen, Winky," sagt Hermione fröhlich, „Danke!"
Harry schaut zu mir herüber und fragt:
„Wie war's gestern?"
„Nicht so schlimm für deine Eltern, Neville und mich, aber Draco haben sie schon ziemlich intensiv verhört. Natürlich hat der Verteidiger der Malfoys versucht, die beiden Jungen in Widersprüche zu verwickeln, aber er hat wie ein Idiot auf Sachen herumgedrückt, die ihm allesamt mehr schadeten als nützten. Wie es aussieht, sind Lucius und Narcissa geliefert. Schon das Dunkle Mal auf ihren Armen ist ein klarer Beweis und sie haben beide auch schon unter Veritaserum aussagen müssen und dabei bestätigt, dass der Beitritt zum Verein ihre eigene Entscheidung war und keinerlei gewalttätige Überzeugungsversuche benötigte. Ausserdem ist der Typ, den sie anheuern konnten, nicht grade der hellste Stern am Himmel. Nimmt mich überhaupt wunder, wie sie das angestellt haben, schliesslich sitzen sie doch schon in Azkaban. Normalerweise lassen sie dort keine Korrespondenz zu. Vielleicht ist er ihnen vom Gericht zugeordnet worden."
Das ist etwas, worüber ich mir auch Gedanken gemacht habe, und wenn ich dabei an die Behandlung denke, die ich vor fünfzehn Jahren erfahren habe, dann könnte ich schreien! Aber ich muss das alles hinter mir lassen. Manchmal denke ich, dass ich all das noch überhaupt nicht verarbeitet habe, manchmal weiss ich das sogar sicher, aber dann meine ich, dass es mir besser geht, wenn ich es alles einfach in eine Hinterkammer im Hirn sperre und den Schlüssel dazu wegschmeisse. Schliesslich lebe ich jetzt wieder mehr als nur für den Moment, ich habe sogar wieder so etwas wie eine Zukunft und dafür zu leben lohnt sich weit mehr als in der Vergangenheit zu buddeln. Das scheint mir die bessere Therapie zu sein. Ich weiss, was ich durchgemacht habe, ich weiss, was das bei mir für Schäden angerichtet hat. Also arbeite ich an den Symptomen und mein bester Arzt war schon immer Remus. Und jetzt Harry. Und die anderen Kinder. Und natürlich Lily und James.
Natürlich stehen mir die Schüler jetzt schon sehr nahe. Diese Nähe ist ein tolles Gefühl, aber auch ein gefährliches, denn sie werden uns unweigerlich einmal verlassen und die Trennung wird dann sicher sehr schwer. Ich hoffe jedoch, dass sie immer ein Teil unserer Familie bleiben werden und uns und einander immer gerne wiedersehen werden. Vielleicht bleiben einige von ihnen zusammen, wer weiss, ausserdem wäre es wirklich schön zu sehen, dass sie Freunde bleiben. Und es wäre sogar schön, ihre Kinder gemeinsam aufwachsen zu sehen. Aber ich muss aufpassen, sonst zerfliesse ich vor sentimentaler Rührseligkeit.
Auf der anderen Seite sollen Remus und ich nach Hogwarts zurückkehren, wenn dies hier mal alles vorbei ist. Albus will Remus wirklich gern wieder im Lehrkörper und vielleicht findet sich da für mich auch noch eine Aufgabe, dann gäbe es steten Nachschub an Schülern, die man lieb gewinnen kann. Obwohl mir wohl keine mehr so nahe kommen werden wie diese hier.
Ich beende mein Frühstück und hole meine Unterlagen aus dem Büro. Es ist ziemlich frisch, daher trage ich über meiner normalen Kleidung eine warme Robe. Es ist übrigens sehr schön zu sehen, dass auch die Schüler oft in Roben daherkommen. Die Schulroben müssen sie ja hier nicht tragen.
