Kapitel 15 – Abrechnung mit dem Monster

Hermione

Ich arbeite viel an meinem Projekt. Da wir dieses Jahr nur reguläre Jahresschlusstests bestehen müssen, kann ich mir ziemlich viel Zeit für dieses Ding nehmen. Denn ehrlich gesagt wird es langsam verflixt faszinierend. Manchmal auch frustrierend, aber das ist immer der Moment, in dem ich dann zu anderen Aufgaben wechsle, bis die Inspiration wieder mal zuschlägt.

Mit den Zweiwegspiegeln von Sirius und James fange ich an. Sirius hat mir gezeigt, wie sie verzaubert wurden und mir scheint, dass sie ein guter Anfangspunkt sind. Ich will so was wie ein magisches Mobilfunknetz erfinden. Und dafür scheinen mir die handlichen kleinen Spiegel sehr gut geeignet. Sie können bereits vorfabriziert – oder vielmehr vorverzaubert – verkauft werden. Sie werden genau wie die Floo-Anschlüsse registriert werden können. Aber sie sollen nicht nur als Zweiweg- sondern als Mehrwegspiegel funktionieren, das heisst, sie sollen nicht nur mit ihrem Partnerspiegel, sondern mit jedem anderen registrierten Spiegel funktionieren. Um dieses Ziel zu erreichen, werde ich eine ganze Reihe von Problemen lösen müssen. Das allererste wird sein, einen Zauber zu erfinden, der es mir erlaubt, mit einer ganzen Reihe von Spiegeln zu kommunizieren. Dafür experimentiere ich mit neuen Kommunikationszaubern. Und schliesslich ist das ganze Registrierungs- und Anrufverfahren zu erfinden.

Ich versuche zuerst, einen Zauber zu entwickeln, mit dem ich von meinem Spiegel andere Spiegel erreichen kann. Und zwar so, dass kein anderer den Anruf unterbrechen kann. Als Remus das nächste Mal zum Einkaufen fährt, gehe ich mit und kaufe ein gutes Dutzend kleiner Handspiegel. Jetzt kann ich anfangen, die Spiegel mit den ersten Versionen meines Zaubers zu verzaubern. Der erste davon klappt ziemlich bald, es ist ein Zauber, der den Anruf auslöst. Es wird eine Art Signal geben, ich entscheide mich für einen kurzen Text, welcher der angerufenen Partei mitteilt, dass jemand sie zu sprechen wünscht. Als das klappt, kommt der nächste, komplexere Kommunikationszauber, der die beiden Parteien zusammen sprechen lässt. Und jetzt arbeite ich schon daran, die ersten Probleme zu lösen. Soll ich die Spiegel verzaubern, oder soll der Benutzer den Zauber beherrschen? Wenn ich die Spiegel verzaubere, dass sie Anrufe entgegennehmen können, wäre das Geheimnis wie sie funktionieren, zu bewahren. Ausserdem wäre es einfacher, die Spiegel zu registrieren. Jeder Spiegel bekäme einen individuellen Namen, genauso wie die Floo-Kamine. Das funktioniert dann wie eine Telefonnummer, ich spreche einfach den Namen in den Spiegel und das war's. Kein anderer könnte den Anruf bekommen, nur der Spiegel mit dem entsprechenden Namen wäre erreichbar. Klingt gut in meinen Ohren. Nun muss ich's nur noch zum Laufen bringen.

Ich habe schon zwei Spiegel mit meinen ersten Zaubern verzaubert, ohne Namen, und es funktionierte bestens. Jetzt mache ich die Ergänzung für den Namen. Ja, das ist der richtige Weg, auch Padma ist dieser Ansicht. Wir können jetzt die Spiegel nur noch aktivieren, wenn wir den Namen des Spiegels anrufen. Ich rufe sie an:

„Hallo Padma, kannst du mich hören?" rufe ich sie an.

Ich warte einen Moment, dann kommt sie zurück und ich sehe ihr Gesicht in meinem Spiegel. Ich frage sie, was sie davon hält, wenn ich die Spiegel so verzaubern würde, dass die Benutzer sich gar keine neuen Zauber mehr merken müssen. Der Spiegel würde mit dem vom Benutzer gewünschten Namen registriert.

„Klingt genial, Hermione! Auf dem Spiegel sässe dann die ganze Information, vom Anrufzauber bis zur Registrierung beim Ministerium..."

„Der Spiegel wäre dann sozusagen das Medium für die Anrufe. Du hast recht, es ist die bessere Idee."

Ich arbeite noch ein bisschen mehr daran und bald bin ich sicher, dass ich dieses Ding herausbringen und ein richtiges Netz aufbauen kann. Ha! Ich werde mir einen Namen machen, wenn ich das aufziehen kann, denn es wird wesentlich einfacher zu handhaben sein als Floo, jedenfalls für die Kommunikation. Ich glaube nicht, dass ich es auch als Transportmittel ausbauen sollte, denn das käme den Portschlüsselvorschriften in die Quere, daher werde ich die Finger davon lassen müssen. Zumindest vorläufig. Aber ich habe noch andere Ideen. Neben der Möglichkeit, miteinander zu telefonieren, kann man ja auch noch daran denken, Meldungen zu versenden. Ich denke auch über einen Anrufbeantworter nach, der mündliche oder schriftliche Meldungen entgegennehmen würde. Ich werde mich an Mr. Weasley wenden, der kann mir sicher helfen, ein Patent zu beantragen.

In der Zwischenzeit habe ich noch an andere Dinge zu denken. Remus und Sirius halten uns kräftig auf Trab und wir haben viel zu lernen. Es tut so gut, hier sicher zu sein und uns in unsere Studien so vertiefen zu können. Ich mache nicht viel anderes, aber es ist auch so schön, in der lichten Bibliothek zu schmökern oder oben im Gemeinschaftsraum zu sitzen und zu lesen. Wir haben die Ecke um den Fernseher mit einem Silenziumzauber umgeben, so dass man nichts davon hört, wenn man nicht in unmittelbarer Nähe des Kastens sitzt. Es ist kaum zu glauben, aber selbst Draco ist der blöden Kiste verfallen. Es fällt auf, dass vor allem die Jungs das Ding nutzen. Ginny ist es schon vor einem Jahr mehr oder weniger verleidet, ich habe dem Fernsehen nie besonders viel abgewinnen können, ich ziehe die Bilder vor, die ich mir beim Lesen meiner Bücher im Kopf erstehen lasse.

Die Todesserfront scheint jetzt etwas ruhiger zu sein, nachdem die Malfoys verurteilt worden sind und ein Auror Bellatrix Lestrange weggepufft hat. Ich warte wie die anderen in meiner ‚erweiterten' Familie auf das Urteil, das über die Malfoys verhängt wird. Wenn das nach den Gesetzen läuft, kommen die kaum um eine lebenslange Haftstrafe herum. Vielleicht können sie nicht beweisen, dass Narcissa Malfoy je einen Unverzeihlichen Fluch verwendet hat, aber es sollte wirklich nicht allzu schwierig sein, Lucius einen nachzuweisen. Der Mann ist geliefert.

Remus

Anfang Februar. Kaum zu glauben, dass wir schon wieder mehr als die Hälfte des Schuljahres hinter uns haben. Aber hier sind wir, zufrieden am Arbeiten bis zu den Sommerferien. Ich bin sehr stolz auf meine Schüler, die arbeiten sehr hart an ihren gewählten Aufgaben für Zauberkunst. Ich glaube, ich werde es mir nicht verklemmen können, mich vor Filius damit ein bisschen zu brüsten. Denn der erste der Zauber ist fertig. Es ist Nevilles Zauber zum Beschneiden von Pflanzen. Sie haben sich damit dreissig Punkte für jeden am Projekt beteiligten Schüler verdient. Es ist sicher der am wenigsten komplexe Zauber, aber immerhin ist er sehr brauchbar, denn bereits benutzen sie diesen Zauber im Gewächshaus, wenn Pflanzen zu beschneiden sind.

Am Morgen des 7. Februar kommt Benana mit einem Brief von Albus angeflogen.

„Meine Lieben,

Ich schreibe euch heute, um euch als erster vom Ausgang des Malfoy-Prozesses zu berichten. Es gab eine grosse Zahl von Zeugen, sowohl für die Anklage wie auch für die Verteidigung, doch es sieht danach aus, als hätte der Verteidiger grosse Mühe gehabt, noch irgendwelche Zeugen für die Malfoys zu finden, denn fast alle Zeugen wurden unter Veritaserum befragt. Da sich die Leute nicht selber inkriminieren wollten, haben sie meistens darauf verzichtet, für die Malfoys auszusagen. Das ist ein erster sichtbarer Erfolg in unserem Kampf gegen die Todesser, denn sie trauen sich nicht mehr, offen aufzutreten. Würden sie für die Malfoys aussagen, wäre die Gefahr der Entdeckung zu gross.

Daher hat der Prozess fast zwei Wochen gedauert. Das Verdikt lautete natürlich schuldig. Sie waren beide in genügend Punkten schuldig gesprochen worden, dass ein lebenslanger Aufenthalt in Azkaban garantiert ist. Es ist traurig zu sehen, wie viele Menschen jetzt wieder hinter den Gittern dieses schrecklichen Ortes verschwinden. Es gibt nun eine bedeutend grössere Wachtruppe und ich bemerke zu meinem Entsetzen, dass der Zaubererrat auch eher bereit ist, den Kuss des Dementors zu fordern. Eine Strafe, die ich nach wie vor als übertrieben empfinde. Aber wir haben eine bessere Kontrolle über die Dementoren und die Gefangenen.

Jedenfalls sind Narcissa und Lucius Malfoy lebenslänglich nach Azkaban verurteilt, und sie werden dort keine Privilegien geniessen, denn ihr sämtliches Vermögen ist gemäss dem Urteil konfisziert worden und geht direkt an Draco. Und das mit sofortiger Wirkung. Selbst wenn es ihnen gelänge, aus Azkaban zu entfliehen, würden sie bei den Kobolden anrennen, denn die sind bereits dran, sämtliche Konten in ihrem Besitz auf Draco Malfoy umzunennen. Sie sind auch beauftragt, alle Konten, die Lucius bei Muggelbanken unterhielt, aufzuspüren und ebenfalls auf Draco Malfoy umzubenennen. Natürlich wird der junge Mr. Malfoy erst mit Erreichen seines siebzehnten Altersjahres in den vollen Genuss seines Vermögens kommen, aber da dieses Ereignis bereits im April eintreffen wird, sollte es kein Problem für den jungen Mann sein.

Ich hoffe, dass es euch allen gut geht. Wir werden uns bald sehen, denn ich werde einige Unterschriften von Mr. Malfoy benötigen.

Freundlich grüsst

Albus Dumbledore."

Das ist also das Ende des ‚Gesellschaftslöwen' Lucius Malfoy. Es kommt fünfzehn Jahre zu spät, doch es ist passiert, das ist die Hauptsache. Ich will gar nicht wissen, wie viele Menschen er auf dem Gewissen hat, ich weiss, wie er seine Opfer umgebracht hat und schon alleine der Gedanke daran bringt mich zum Schaudern. Voldemort muss ausser sich sein, weil er mittlerweile einige seiner wichtigsten Gefolgsleute verloren hat, nicht zu reden von den etwa 150 Todessern, die wir mittlerweile dingfest haben. Es wird wohl immer schwieriger sein, neue Anhänger zu finden, denn erstens sterben die reinblütigen Zaubererfamilien so allmählich aus und zweitens wissen die Leute mittlerweile, was es bedeutet, ihm zu dienen. Er müsste ausserdem ein neues System erfinden, denn das Dunkle Mal, das er allen seinen Gefolgsleuten einbrennt, ist mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund. Er wird neue Todesser schneller verlieren als er sie rekrutieren kann.

Sirius

So, nun bin ich also auch die zweite meiner beiden schlimmen Cousinen los. Andromeda geht es immer noch sehr gut, wie Tonks mir mitteilt und auch ihr Mann Ted ist okay, was mich für beide sehr glücklich macht.

Heute wieder Zaubertränke. Wir gehen einen Wachhaltetrank an. Es gibt nur zwei Ingredienzien, die wir noch nicht behandelt haben. Die Rezeptur ist sehr klar, so kann ich die Kinder schon bald an die Arbeit gehen lassen. Ich bin noch am referieren über die beiden Zutaten, als ich sehe, wie sich Snape dem Haus nähert. Der Alarm hat kurz gebimmelt, dann aber aufgehört, also hat Remus ihn wohl quittiert. Ich bin ruhig, als ich sehe, dass der Eindringling Snape ist. Remus wird ihn auf der Karte gesehen haben. Ich winke ihm, dass er hereinkommen soll und deute auf die Tür. Er findet sie und kommt herein, während ich weiter referiere. Da ich damit fast fertig bin, schlage ich vor, dass er sich auf einem der Sessel niederlässt, oder zu Remus hinüber geht. Er setzt sich vor dem grosszügig brennenden Feuer hin. Es ist kalt draussen und wir können die zusätzliche Wärme des Feuers gut brauchen. Ich beende meinen Vortrag.

„Also, das war's zu den Zutaten. Schnappt euch die Ingredienzien aus dem Vorratskeller..."

Die Schüler dampfen ab und besorgen sich die benötigten Zutaten im Keller unten. Ich habe einige frische Sachen für sie vorbereitet und verteile sie in kleine Schüsseln an ihren Arbeitsplätzen.

„Hallo, Severus... was ist denn passiert?"

Er sieht ziemlich erledigt aus. Aschgraues Gesicht, und als er zu reden beginnt, zittern ihm die Hände. Er schüttelt den Kopf.

„Ich bin verraten... muss einer rausgefunden haben, dass ich für den Orden spioniere – und nicht für den Dunklen Lord, Black. Ich musste aus einem Meeting abdampfen, aber sie konnten mir erfolgreich den Weg nach Hogwarts versperren, also kam ich hierher. Es war ein Wunder, dass ich entkommen bin. Jetzt muss ich wohl ein paar Tage hier untertauchen, bevor ich versuchen kann, nach Hogwarts zurückzukehren. Kannst du mit Anana oder Benana eine Meldung schicken?"

„Klar. Beide sind grade unterwegs, aber wir haben Hedwig eine andere Farbe verpasst, die erkennt jetzt niemand mehr von weitem. Wir könnten warten, die beiden getarnten Eulen sind immer ziemlich schnell, aber Albus wird sich gewiss Sorgen machen, wenn du nicht innerhalb einer bestimmten Zeitspanne auftauchst, nicht wahr?"

„Das ist anzunehmen. Dann Hedwig. Die ist eh ziemlich schnell, nicht wahr?"

„Sogar schneller als Anana oder Benana. Wir können den Brief ausserdem verzaubern, so dass nur Albus ihn lesen kann. Er kennt das Siegel und den Zauber, mit dem er den Brief aufmachen kann. Jeder andere wird bei meinem Siegel entweder eine Einkaufsnotiz für einige Zaubertrankzutaten vorfinden oder mit übelriechender Jauche angespritzt, die ausserdem den Brief zerstören würde. Bist du in Ordnung? Haben sie dir was angetan?"

„Nein. Ich hatte Glück. Bin rausgekommen, bevor Voldemort reagieren konnte. Natürlich schmerzt jetzt das Mal teuflisch, aber... das hatte ich schon früher."

„Nichts, was du dagegen unternehmen kannst, nehme ich an?" frage ich mitfühlend.

„Absolut rein gar nichts. Nur sein Tod würde mich davon befreien."

Jetzt kommen die Schüler so langsam zurück ins Klassenzimmer und gehen zu den Brautischen, wo sie sich in ihre üblichen Paare gruppieren. Dazu brauchen sie schon längst keine Extraaufforderung mehr von mir. Aber ich sehe, dass sie Snape mit grossem Misstrauen ansehen, selbst die drei Slytherins. Ich gehe zu ihnen, um zu kontrollieren, dass sie die frischen Zutaten richtig verteilen und bearbeiten. Dann beobachte ich den Anfang ihrer Zaubertränke und kann mich dann Severus wieder widmen.

„Komm mit, damit du was frisches und bequemeres anzuziehen bekommst – und dich im Badezimmer frisch machen kannst. Du siehst zu Tode erschöpft aus," sage ich zu Severus.

Er folgt mir zur Küche, grade als Remus hereinkommen will.

„Da bist du ja, Severus! Was ist denn passiert?" fragt er.

„Remus, kannst du eine Meldung an Albus schicken? Er sollte entweder sofort selber herkommen oder jemanden vom Orden schicken. Severus wird sich hier für ein paar Tage verbergen müssen. Codiert und mit Hedwig, sie sitzt drüben auf der Stange im Klassenzimmer."

„Wird sofort erledigt."

Ich zeige Snape das Badezimmer und statte ihn mit den nötigen Tüchern aus.

„Ich bringe dir frische Kleider..."

Fünf Minuten später lege ich eine Robe und Unterwäsche auf einen Stuhl gleich bei der Tür zum Badezimmer.

„Ich habe dir Kleider auf einen Stuhl hier gleich neben dem Bad gelegt, Severus!" rufe ich durch die Tür zum Büro.

Dann kehre ich ins Klassenzimmer zurück und überwache weiter die Kinder bei ihrer Arbeit. Jegliche Fragen wehre ich mit der Begründung ab, dass sie noch Schule haben. Ich gehe durch die Tischreihen und prüfe ihre Arbeit, mache meine üblichen Bemerkungen. Wenn ich einen drohenden Unfall zu vermeiden habe, sage ich ihnen geradeheraus, was sie tun sollen, um ihn zu vermeiden, aber wenn ich merke, dass sie irgendwo nur einfach unsicher sind und genügend Zeit ist, helfe ich ihnen, indem ich sie durch Fragen an ihren Fehler heranführe. Dann können sie Fehler korrigieren. Ich habe beim Unterrichten von Zaubertränken schon bald mal begriffen, dass es auch sehr nützlich sein kann, zu wissen wie man eigene Fehler ausbügeln kann und trotzdem einen korrekt gebrauten Zaubertrank erhält.

Eine Weile ist vergangen. Ich habe gar nicht gemerkt, dass Severus in die Klasse zurückgekehrt ist. Wir konzentrieren uns auf die Arbeit. Ich weiss, sie brauchen die ganze Zeit dieser zwei Lektionen, um diesen Zaubertrank hier zu kreieren, der nicht innerhalb der Zeit fertiggestellt werden kann. Es gibt jedoch eine Abkühlphase, die werden wir nutzen, um zu unterbrechen und den Trank morgen fertig zu stellen. Als die Schüler diesen Punkt nach und nach erreichen, löschen sie die Feuer unter den Kesseln und räumen auf. Die Kessel können sie auf den Tischen stehen lassen, sie werden nur abgedeckt, damit kein Staub oder andere Dinge in die Tränke gelangen können.

Harry und Hermione bleiben im Raum, während die anderen ihrer Wege gehen, um weiter an ihrer Animagustransformation zu arbeiten. Lily gesellt sich zu ihnen. Wir machen nur eine kurze Pause, während der wir einige der anderen Schüler wieder zurückkommen sehen, die sich in der Küche einen kleinen Snack holen und dann hinauf in den Gemeinschaftsraum, die Bibliothek oder in ihre eigenen Zimmer gehen.

„Wir fahren gleich weiter, geht schon mal rüber ins Wohnzimmer, okay? Ich muss erst mal zusehen, dass Severus ein Zimmer erhält."

„Okay, wir sind schon weg!" sagt Hermione.

Ich führe Severus über die Treppe hinauf in den zweiten Stock. Dort zeige ich ihm das Gästezimmer, das gross ist und freundlich eingerichtet. Es ist ausserdem weg vom grössten Lärm der Kinder.

„Nebenan ist Neville, auf deiner anderen Seite wohnt Draco. Das Bad ist da drüben gleich beim Durchgang. Musst du mit den Jungs halt teilen. Ich bin sicher, Albus besorgt dir deine Sachen so schnell wie immer möglich..."

„Danke," sagt er brummelig.

Ich kann ihm seinen Missmut nicht verdenken, verlasse ihn und gehe wieder hinunter ins vordere Wohnzimmer, wo ich mit meinen Schülern die Arbeit wieder aufnehme. Remus hat mittlerweile Hedwig ausgesandt, kommt herein und will wissen:

„Also, was war das denn nun?"

„Er ist verraten. Ist wahrscheinlich nur um Haaresbreite entronnen..."

„Scheisse... das war eine unserer wichtigsten Quellen," flucht James.

„Es wird von nun an viel schwieriger sein, an Informationen heranzukommen. Ausserdem wird er vor der verdammten Schlange sehr gut versteckt werden müssen. Sie haben ihm den Weg nach Hogwarts abgeschnitten, deshalb kam er hierher. Oh, das erinnert mich dran, dass wir seine Kleider nach Talismanen oder ähnlichem durchsuchen sollten, die ihn aufspüren könnten. Wir wollen ja möglichst keinen unliebsamen Besuch, nicht wahr?"

Wir gehen hinüber ins Bad, wo er seine Kleider hat liegen lassen. Ich untersuche sie, Remus untersucht sie, James untersucht sie und schliesslich geht auch noch Lily drüber, aber wir finden nichts verdächtiges. Wir sind sehr erleichtert.

„Gut! Ich lasse sie von Dobby oder Winky reinigen..." sagt Remus und trägt die Kleider hinaus.

Ich widme mich wieder Lily, Harry und Hermione. Sie hatten die Aufgabe, Fälle von missglückten Animagustransformationen, deren Ursachen und mögliche Lösungen zu studieren. Eine zweite Aufgabe, die sie in den letzten zwei Wochen zu studieren hatten, betraf den Zaubertrank, mit welchem sie ihre Animagusform ermitteln können.

„Also, was habt ihr zum Zaubertrank herausgefunden?" frage ich.

„Dass es zwei davon gibt. Der erste dient zur Ermittlung unseres inneren Tieres, der zweite wird die Initialtransformation ermöglichen. Wenn wir unser Tier kennen, können wir mit dem zweiten Zaubertrank und einer Reihe von Zauberformeln zum ersten Mal transformieren," sagt Hermione prompt.

„Sehr richtig, Hermione. Das bedeutet, dass ihr euch jetzt mit dem ersten Zaubertrank zu befassen habt. Glaubt ihr, dass ihr die Liste der benötigten Zutaten aufstellen könnt?"

Ein Blick zu Lily und sie nicken beide. Sie haben offenbar das Rezept schon zusammengestellt.

„Wir sollten im Vorrat haben, was wir dafür benötigen, Sirius," sagt Harry.

„Also, es hat ja noch Platz auf den Brautischen im Klassenzimmer, macht euch an die Arbeit!" fordere ich sie auf.

„Können wir den Kessel dort stehen lassen, Sirius? Dieser Trank wird während mehrerer Tage brauen müssen..." sagt Hermione.

„Vertraut ihr euren Klassenkameraden?"

„Ja, sicher. Okay, komm, Harry, das wird etwas schwieriger als unser heutiger Wachhaltetrank."

„Mag sein, aber du und Mum macht daran rum, da ist mir nicht bange!" antwortet Harry ungerührt.

„Danke fürs Vertrauen," gibt Lily zurück.

„Ist doch wahr, oder?"

Sie gehen in den Keller, um ihre Zutaten zusammenzutragen. Ich trage ihnen auf, die benötigte Menge mal fünf zu berechnen und alles in einem Kessel zu brauen. Da Lily und Hermione an dem Trank mit arbeiten, habe ich ebenso wenig wie Harry Angst, dass der Trank nicht gelingen könnte.

„Okay."

Zwanzig Minuten später gehe ich wieder in das Klassenzimmer. Sie arbeiten bereits daran. Ich sehe Snape, der die Treppe herunter kommt. Er bemerkt die drei am Kessel und schaut mich fragend an.

„Sie arbeiten an der Animagustransformation," erkläre ich.

„Illegal?" fragt er sofort.

„Sagen wir mal halb legal. Als sie das angehen wollten, habe ich Albus kontaktiert. Ich wollte sie eigentlich registrieren, aber zum Glück habe ich mit ihm gesprochen, bevor ich die Formulare bestellt habe. Er fand, dass es wohl besser wäre, wenn wir sie vorläufig nicht registrieren. Er denkt, dass gerade in der Abteilung zur Regulierung und Kontrolle Magischer Geschöpfe der eine oder andere Todesser steckt, die hätten das natürlich noch gleichentags an Voldemort weitergeleitet. Also machen sie's genau besehen illegal, aber aus praktischen Gründen und mit der Absicht, sich nach dem Krieg gleich registrieren zu lassen."

„Ach so. Macht sogar Sinn. Packen sie das? Brauche zwar wohl nicht zu fragen, Granger und Lily alleine kommen damit sicher schon klar..."

„Aber ja. Schau ihnen zu!"

Hermione und Harry arbeiten mittlerweile wie ein gut eingespieltes Team zusammen. Sie haben in Zaubertränke oft miteinander gearbeitet, meist mit Neville zusammen, der viel von Hermiones Hilfe profitiert hat. Ich nehme an, dass Lily die beiden mehr überwachen als mithelfen wird. Sie studieren die Brauanleitung sehr intensiv. Hermione wendet sich zu mir und sagt:

„Wir können heute bis zur ersten Abkühlphase dran arbeiten, dann machen wir morgen weiter, okay?"

„Scheint mir vernünftig. Es ist ein ziemlich langes Stück. Deckt danach den Kessel aber sehr sorgfältig ab, es darf kein fremder Stoff irgendwelcher Art hineingelangen. Es gibt drei Abkühlphasen, ihr könnt also damit rechnen, am Sonntag Abend zu wissen, was für ein Vieh in euch steckt," sage ich grinsend.

„Du hast keine Ahnung, wie aufgeregt ich bin, Siri!" meint Hermione.

Oh doch, die habe ich! Man sieht's dir nämlich an, wie jede Faser deines Körpers deswegen zittert, Mädel! Aber dasselbe trifft auch auf Lily und Harry zu.

„Oh, ich denke doch. Ich kann mich noch gut an diese Aufregung erinnern... ich habe sie selbst gespürt, glaub mir!" versichere ich ihr.

Nun werden wir's also schon bald wissen. Ich bin so aufgeregt wie sie selber. Für mich war es der spektakulärste Moment vor der eigentlichen Ersttransformation. Wir drei kauerten damals in unserem fünften Jahr in Hogwarts über unserem Kessel und konnten es kaum erwarten, herauszufinden, welche Tierformen wir annehmen würden und ob sie gross und stark genug sein würden, um Remus gleichzeitig zu helfen und ihn in Schach zu halten. Hermione vergrössert die Anleitung und sendet sie an das Whiteboard. Severus liest sie rasch durch und pfeift durch die Zähne.

„Da werden Sie Ihren Kopf aber bei der Sache halten müssen, Granger," bemerkt er.

„Keine Bange, Professor, das haben wir – beide – und Lily. Ich habe ausserdem inzwischen Remus' Wolfsbanntrank schon ein paar Mal selber gebraut," antwortet sie ruhig.

Er schaut mich an.

„Stimmt das? Ich dachte, du machst ihn?"

„Ja, das stimmt auch. Am Anfang haben wir ihn zu viert gebraut, mit Ginny zusammen, jetzt können wir alle vier es alleine tun. Wir wollten Backups haben, damit wir sicher sind, dass Remus lückenlos damit versorgt ist. Hermione hatte sogar die grossartige Idee, den Trank mit künstlichem Zucker zu süssen, jetzt ist er auch etwas erträglicher geworden. Da normaler Zucker die Wirkung zerstören würde, haben wir überlegt, ob Substanzen mit anderen Molekülen vielleicht wirken würden. Die Muggel haben eine ganze Reihe solcher Zuckerarten entwickelt, im Kampf gegen Übergewicht, Diabetes, Karies und ähnlichem. Wir haben Aspartam eingesetzt und das hat erstklassig funktioniert. Remus hat sich das erste Mal im Keller eingesperrt, aber der Trank funktionierte genau wie normal. Er sagt, dass das Gebräu jetzt viel leichter zu ertragen ist. War ja schon entsetzlich sauer."

„Ach so."

Ich bleibe aufmerksam, während die Kinder arbeiten. Ich weiss, dass ich sie eigentlich alleine arbeiten lassen könnte, vor allem, weil Lily da ist, aber ich möchte doch den Anschein aufrechterhalten, dass dies wirklicher Unterricht ist.

„Wenn du übrigens gern was lesen möchtest, dann steht dir unsere Bibliothek drüben und da oben zur Verfügung, Severus. Wenn du etwas aus dem Büro holst, wären wir nur froh um Mitteilung, damit wir nicht suchen. Die Bücher der verbotenen Abteilung sind auch bei uns drüben. Teenagersicher abgesperrt, da halten wir uns an die Hogwartsregel, dass sie von uns eine spezielle Erlaubnis brauchen, um die Bücher zu konsultieren."

Snape ist verständlicherweise nicht sehr gesprächig. Aber wenigstens ist er auch nicht giftig. Er scheint schrecklich gedämpft und umklammert fast dauernd seinen linken Unterarm mit dem Dunklen Mal. Er tut mir wirklich leid. Wirklich. Nach allem was war, bin ich jetzt derjenige, dem's viel besser geht. Er ist jetzt verraten und wird keinen Schritt in Sicherheit gehen können, ausser wenn er wieder in Hogwarts ist. Dumbledore wird ihn dort behalten müssen, was ihn bestimmt nicht glücklich machen wird.

Dobby bringt seine Kleider und fragt, welches Gästezimmer Snape hat.

„Das im obersten Stock, Dobby," sage ich.

„Dobby hat die Kleider des Professors gereinigt, soll Dobby die Sachen in Ihr Zimmer tragen, Sir?" fragt er Snape.

„Nein, ich nehme sie an mich, danke Dobby..."

Severus nimmt seine gereinigten Kleider in Empfang und geht wieder hinauf in sein Zimmer. Wir sehen nichts von ihm bis zum Abendessen. Wir geben ihm wieder den Platz am Kopfende des Tisches. Als er sich umschaut, scheint er die Änderungen in der Sitzordnung seit dem letzten Jahr zur Kenntnis zu nehmen. Mandy sitzt ihm immer noch gegenüber, aber sie sitzt jetzt neben Blaise, Padma ist immer noch neben Remus. Auf meiner Seite sind Lily, Parvati, Draco und Morag. Uns gegenüber sind Ernie, Ginny, Harry, Hermione, James, Ron, Justin und Neville. Selbst Neville fällt auf, wie kleinlaut Snape ist.

Die Tischgespräche sind etwas gedämpfter als sonst. Ich nehme an, dass sich das Essen so gestalten wird, bis Severus wieder verschwindet. Er selber bleibt stumm. Wir erwarten auch nicht, dass er viel sagen wird, vielleicht stellt er ab und an mal eine Frage, aber nicht oft. Noch vor dem Ende des Abendessens kommt Hedwig zurück. Sie trägt einen Brief. Remus lässt sie ein und nimmt ihr den Brief ab.

„Danke, mein Liebes. Das war aber schnell! Hier, wie wär's mit einem kleinen Leckerbissen? Dann geh und ruhe dich aus."

Remus belohnt Hedwig mit einigen kleinen Stückchen Fleisch von seinem Teller. Sie fliegt von seiner Schulter weg zu ihrer bevorzugten Stange, wo sie sich neben Neptune, ihrem Gefährten niederlässt.

„Also, Albus sagt, dass er kommt, sobald er kann. Spätestens morgen früh," sagt Remus.

„Gut," ist Snapes einziger Kommentar.

Nach dem Essen laden Remus und ich ihn in unser Wohnzimmer ein. Remus fragt:

„Wärst du für eine Partie Schach zu haben, Severus?"

„Ja, warum nicht..." gibt der zur Antwort.

Remus zitiert das Schachbrett und eine Schachtel mit Figuren her. Sie schauen zu, wie die Figuren sich positionieren und fangen an zu spielen. Sie scheinen eine ähnliche Stärke zu haben, denn das erste Spiel zieht sich über eine Stunde lang hin und endet mit einem Patt. Sie sprechen kaum ein Wort, ausser wenn sie ihre Figuren auf neue Positionen beordern. Allerdings hat Remus Severus auch die Möglichkeit offeriert, sehr still zu bleiben, als er ihn zum Schach aufforderte. Das Spiel erfordert Konzentration und viel Nachdenken, was Severus' Laune und Situation entgegenkommt. Ich korrigiere derweilen einen Aufsatz. Als ich damit fertig bin, lege ich die Pergamente auf meinen Schreibtisch und stehe auf.

„Ich gehe zu Bett, Remus, da ich ja morgen wieder unterrichte..."

Er schaut auf. Ich beuge mich zu ihm und drücke einen sanften Kuss auf seine Lippen. Er wünscht mir eine gute Nacht.

„Ich komme auch bald, Liebster," sagt er leise.

„Nimm dir Zeit, Schatz, ihr könnt ja ausschlafen."

„Schlaf gut!"

Ich gehe ins Bad, dann durch die Küche hinauf in unser Schlafzimmer. Ich liege schon eine Weile im Bett, als ich feststelle, dass Einschlafen nicht so leicht geht, wie wenn Remus neben mir liegt. Du meine Güte, schon nach kaum einer Viertelstunde habe ich Sehnsucht nach ihm. Ich fühle mich ziemlich erbärmlich. Doch nach einer Stunde Herumwälzen schlafe ich wohl endlich ein...

Remus

Sirius verlässt das Zimmer und ich konzentriere mich wieder auf das Spiel. Severus spielt gut, während ich mich nur für guten Durchschnitt halte. Im ersten Spiel habe ich noch gut mitgehalten und ein Patt erreicht, aber ich glaube, diesmal hat er mich. Er hat stur auf das Brett hinuntergesehen, als Sirius mich geküsst hat. Ich weiss, wie einsam er eigentlich ist, es muss ihn hart ankommen, Siri und mich so glücklich zusammen zu sehen. Aber wer weiss, vielleicht hilft ihm die gegenwärtige Situation ja auch irgendwann mal? Er hat es so verdammt nötig, seine Sozialkompetenz wieder aufzumöbeln und wieder unter die Leute zu kommen. Aber ich weiss, dass er sich nur völlig verschliessen würde, wenn ich etwas derartiges anspräche. Nur Albus kann in ihn dringen, denke ich. Ich schaue ihm zu, wie er seine Schachfiguren bewegt. Nachdem er das Spiel tatsächlich gewinnt, sage ich:

„Du solltest eigentlich gegen Ron spielen, nicht gegen mich. Niemand von uns hat es in den letzten Monaten auch nur einmal geschafft, ihn zu schlagen. Er hat angefangen, über den Computer mit stärkeren Gegnern zu spielen. Die Leute da halten ihn für ein Wunderkind. Wir sind für ihn keine Gegner mehr."

Sein starrer Blick sagt mir genau, was er davon hält. Na ja, sei halt so, Severus. Du weisst nicht, was du dir selber versagst. Wir beschliessen, den Abend zu beenden und er kehrt in sein Zimmer zurück. Ich schüttle bloss den Kopf, gehe ins Bad und ziehe mich aus. Nachdem ich meine Kleider in den Wäschekorb geworfen habe, schlüpfe ich in meinen Bademantel und gehe hinauf in unser Zimmer. Ich mache leise die Tür auf und schliesse sie ebenso leise, als ich erkenne, dass Sirius schläft. Er ist unruhig. Ich schlüpfe rasch ins Bett. Sowie ich eine Hand auf seine Brust lege, wird er ruhiger. Aber ich frage mich natürlich, ob er wieder Alpträume hat. Ich weiss, dass er immer noch nicht gern alleine einschläft. Bestimmt hat er immer noch üble Dinge, die ihm im Kopf herumgehen und ihn quälen. Ich kuschle mich an ihn, lege meinen Kopf auf seine Schulter und erst, als er sich am Morgen zu regen beginnt, erwache ich wieder.

Ich schlage meine Augen auf, als er sich rekelt. Das Radio ist wie jeden Morgen angegangen. Ich gähne und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Er dreht sich mir zu und küsst mich.

„Morgen, mein Liebster," sagt er leise.

„Guten Mo-hooorgen," gähne ich.

Als ich mich strecke, meint er:

„Du kannst ruhig noch eine Weile im Bett bleiben, Liebster."

„Nein, ist schon okay, wir sind ja gestern nicht sehr spät ins Bett gegangen. Ich stehe mit dir zusammen auf. – Du hast gestern Nacht sehr unruhig geschlafen, als ich ins Bett gekommen bin, Liebster."

„Echt? Hab auch ewig gebraucht, bis ich eingeschlafen bin – ohne deine Arme um mich zu spüren, geht's nicht so leicht, Moony."

Ich lächle. Vielleicht hat er mich einfach nur vermisst. Ein echt gutes Gefühl.

„Ich hab dich auch vermisst. Nicht, dass ich Stille nicht mag, aber Severus hat mich gestern an eine Grabkammer erinnert. Und James hat sich wohlweislich frühzeitig verzogen."

Er lacht. Wir stehen auf, gehen duschen und uns anziehen. Wir sind meistens bei den ersten, die morgens am Frühstückstisch erscheinen. Allerdings kommt der notorischste Spätaufsteher, Ron, jetzt auch früher, seit Justin ihn rechtzeitig aus dem Bett schmeisst. Ich geniesse grade meine dritte Tasse Tee, als ich Albus zum Haus kommen sehe. Ich mache ihm die Tür schon gleich auf und er tritt in der Küche ein.

„Guten Morgen, Albus," grüsse ich ihn.

„Guten Morgen, allerseits. Ist Severus noch nicht aufgestanden?" fragt Albus.

„Ich habe ihn noch nicht gesehen," antwortet Sirius.

„Ich habe ihm eine Truhe mit genügend Inhalt gebracht, dass er eine Woche hier bleiben kann. Ich werde einen Stellvertreter für ihn finden. Er sollte nicht versuchen, zurückzukehren, bevor ich ihm freie Fahrt gebe und dafür sorgen kann, dass er ungehindert ins Schloss kommen kann."

„Er kann gerne hier bleiben, solange er es braucht. War ziemlich aufgeschreckt gestern. Er hat nicht mal meinen Zaubertränke-Unterricht kritisiert, und mit James hat er sich auch nicht angelegt," sagt Sirius.

„Es kann kein Spass sein, wenn der schlimmste Zauberer der Gegenwart einen töten will, Sirius. Ich bin sicher, dass Voldemort es ihn durch das Dunkle Mal bitter fühlen lässt," werfe ich ein.

„Ja, und das ist eine Sache, die mich wirklich beunruhigt. Bis Voldemort besiegt werden kann, wird er bestimmt entsetzlich darunter zu leiden haben," bestätigt Albus.

Wir bieten ihm erst mal einen Stuhl an, er setzt sich und Winky bringt ihm sofort Tee und ein Frühstück. Er bedankt sich bei ihr und schenkt sich Tee ein. Die Schüler trudeln nach und nach ein und begrüssen ihn höflich. Er lächelt sie freundlich an wie immer. Als es Zeit ist, schaut Sirius auf die Uhr und steht auf, um seine Sachen im Büro zu holen. Er bringt auch die gestern korrigierten Arbeiten der Schüler und nickt nach dem Klassenzimmer, worauf auch die letzten von ihnen aufstehen und sich auf den Weg ins Klassenzimmer machen.

„Wenn ihr Jungs eure Aufsätze zurück haben wollt, dann bewegt ihr am besten euren Arsch in Richtung Klassenzimmer," sagt Sirius in seiner üblichen etwas rüden Art.

Sie grinsen nur und folgen ihm. Keiner nimmt Sirius seine manchmal etwas raue Schale übel. Ich bleibe mit Albus zurück. Wir stehen auch auf und gehen ins Wohnzimmer, wo wir auf Severus warten, der eine Stunde später in der Küche zu hören ist, wo er Winky und Dobby barsch abwehrt, die ihm ein Frühstück aufdrängen wollen. Er kommt ins Wohnzimmer, sieht schrecklich aus und so, als ob er keine Minute geschlafen hätte. Albus gibt ihm das Paket mit seinen Sachen. Es ist eine in der Grösse reduzierte Truhe.

„Oh, gut, vielen Dank, Direktor. Ich werde diesen Umhang und die Maske verbrennen!"

„Tun Sie das, Severus, und machen Sie ein Freudenfeuer daraus," rät Albus. „Lassen Sie alles hinter sich. Wir werden Sie beschützen, so gut wir können, für den Moment bleiben Sie am besten eine Weile hier. Ihr Unterricht wird von Arabella Figg weitergeführt. Remus, bitte behaltet die Karte in den nächsten Tagen sehr gut im Auge!"

„Das werden wir, Albus. Wir haben gestern schon mal seine Kleider auf Aufspürzauber untersucht, aber er hatte nichts dran. Auch kein Talisman oder sonst was."

„Da bin ich froh. Ich hatte gar nicht dran gedacht, das zu tun, sorry. Ich möchte die ja nicht auf eure Spur bringen," sagt Severus.

„Du musstest erst mal sehen, dass du da wegkamst und einen sicheren Hafen finden konntest, ist schon okay. Tut mir leid, dass die's rausgefunden haben..."

„Musste früher oder später passieren, Lupin, ich wusste, dass ich auf gefährlichem Pflaster gehe. Ich hatte Glück und bin lebendig rausgekommen und das, als er sich grade dran machte, mich mit seinem geliebten Cruciatusfluch einzudecken. Wäre er dazu gekommen, mich festzuhalten, hätte er mich mit Sicherheit damit umgebracht."

„Scheisse! Nun, hier bist du fürs Erste sicher."

Er schaut auf den Boden und seufzt.

„Ich weiss, dass es sicher nicht der Ort ist, an dem du dich bevorzugt aufhalten möchtest, aber wir werden dich so bald wie möglich wieder in Hogwarts haben."

In diesem Moment kommt Morag ins Zimmer gerannt. Sie ist blass und teilt uns mit, dass mindestens ein Dutzend Todesser draussen vor den Schutzzaubern herumstehen.

„Und Du-Weisst-Schon-Wer ist mitten unter ihnen!" fügt sie hinzu.

Wir schauen uns überrascht an, stehen auf und gehen mit ihr hinüber ins Klassenzimmer. Die Auroren im Haus sind auch schon alle da und machen sich schon für den Kampf bereit. Ein Dutzend ist sicher nicht zu viel für uns, wir sind sieben Erwachsene und dreizehn recht gut vorbereitete Jugendliche, wir sollten damit fertig werden. Voldemort präsentiert uns mit dem grösseren Problem. Erst mal schauen wir im Haus aus den Fenstern, ob wir schon etwas von ihnen sehen. Der Alarm geht an, dass Todesser an den Schutzzaubern sind. Gut, sie haben eben erst angefangen, an den Zaubern zu arbeiten, sie werden sich ziemlich die Zähne daran ausbeissen. Vom Haus aus, auch von Hermiones Zimmer ist noch nichts zu sehen. Sie sind also immer noch am äussersten Ring.

Wir gehen alle ins Klassenzimmer. Auf der Karte sehen wir nach, wer alles da draussen rumsteht und wo sich die Todesser befinden. Alle stehen um Voldemort herum, sonst ist nicht einer in der Umgebung.

„Wie blöd sind die eigentlich? Hocken alle an der selben Ecke und wir könnten sie alle von da einfach wegputzen! Wenn sie nicht durch die Schutzzauber kommen, können sie uns auch nicht mit Flüchen angreifen," ruft Sirius aus.

„Dann lasst uns das doch tun," sagt einer der Auroren.

„Moment, wir haben ja etwas Zeit, das zu planen. Können wir ungesehen zur Scheune gelangen?" fragt Albus.

„Kein Problem, wenn wir die Tür vom Klassenzimmer aus auf diese Seite hier benutzen," gebe ich Auskunft.

„Gut, dann gehen wir von da aus. Holt eure Umhänge und zieht euch warm an," sagt Albus.

Wir ziehen uns wirklich alle warm an, denn draussen herrscht beissende Februarkälte. Mit der kleinen Karte in der Hand versammeln wir uns auf der Rückseite des Hauses. Unter den Todessern, die da draussen stehen, sind die Lestrange-Brüder, Avery, Nott und Macnair. Bevor ich hinausgehe, sende ich Nachricht mit Benana an Minerva und Hedwig fliegt zu den Auroren und informiert Kingsley von den Neuigkeiten.

„Kann Voldemort eigentlich durch Tarnumhänge und Unsichtbarkeitszauber sehen, Professor Dumbledore?" fragt Harry plötzlich.

„Ich weiss es nicht, bezweifle es aber," sagt Albus.

Harry zitiert daraufhin seinen Tarnumhang herbei und nach einer kurzen Diskussion mit Albus, der sich selber vollkommen unsichtbar machen kann, wird beschlossen, dass die beiden vorneweg auf die Todesser zugehen sollen. Wir anderen bedecken alle Schüler und uns selber mit Desillusionszaubern. Wir folgen den beiden langsamer, um uns wirklich nicht irgendwie von der Umgebung abzusetzen. Wir sind aber bereit, ihnen beizustehen, wenn sie es benötigen. Die Einzige, die jetzt noch im Haus ist, ist Lizzie, von Winky bewacht. James ist gar nicht glücklich darüber, seinen Sohn da draussen zu sehen, aber er akzeptiert, dass es Harry sein muss, denn wir haben die Chance, Voldemort zu überwinden.

Albus

Während wir uns dem Schutzzauber nähern, kläre ich Harry über meine Idee auf:

„Ich gebe dir einen Schuss auf Voldemort. Du kennst die Formel. Wenn es klappt, sehr gut, wenn nicht, ziehen wir uns fürs erste sofort wieder zurück. Wir versuchen, so nahe wie möglich an sie heranzukommen. Sag den Zauberspruch leise, aber mit Überzeugung. Du musst es wollen, Harry, so wie du noch nie etwas gewollt hast. Ich weiss, es ist eine niedrige Gesinnung, aber denke an deine Eltern, und daran, dass er sie getötet hat, ohne mit der Wimper zu zucken. Denk an alle die Menschen, die er getötet hat, die du nicht kennst und daran, dass diese Kreatur dort drüben mit einem Menschen nichts mehr zu tun hat. Noch nie habe ich jemandem den Tod gewünscht, aber dieser da, dieser Tom Riddle, der er eigentlich gar nicht mehr ist, der darf nicht leben. Wenn sie uns nicht sehen, haben wir eine sehr gute Chance, ihn zu treffen, Harry. Und noch was, etwas ganz Wichtiges: erinnere dich an die Macht, die du hast und die er nicht kennt: Die Liebe. Denke an deine geliebten Menschen und Tiere, wenn du den Fluch aussprichst. Am Ende wird es die Liebe sein, die du empfindest, welche dem Zauber Macht verleihen wird, nicht der Wunsch, dieses Ding da draussen zu zerstören. Ich werde dich unterstützen und gemeinsam haben wir Macht genug, um Voldemort auszulöschen."

„Okay."

Wir sprechen nun nicht mehr. Ich habe eigentlich nicht viel Hoffnung, dass wir so viel Glück haben und Riddle aus der Welt schaffen können. Aber wer weiss? Ich kann helfen, den Fluch um ein Mehrfaches zu stärken, vielleicht ist Harrys Macht bereits so gross, dass er sein Schicksal erfüllen kann. Jetzt können wir die Todesser sehen. Sie stehen alle um Riddle herum, der sich offenbar allein an den Schutzzaubern zu schaffen macht. Wir erreichen Hörweite und können vernehmen, wie Tom flucht.

„Dieser verdammte und dreifach vermaledeite Werwolf und seine Schutzzauber! Er macht sie durch sein Blut noch schwerer zu durchbrechen! Ich hätte wissen müssen, dass die hier eine harte Nuss sind, ich konnte sie schon vor fünfzehn Jahren kaum knacken. Wie dumm, dass wir nicht gestern Nacht schon hierher gefunden haben! Nun werden sie da drin bald wach sein..."

Tja, Tom, da kannst mal sehen. Es gibt doch Dinge, die du nicht einfach zu Staub und Asche verfluchen kannst. Die meisten Leute unterschätzen den unauffälligen Remus Lupin, du zumindest weisst, dass mehr in dem jungen Mann steckt. Ich halte Harry zurück und flüstere ihm zu:

„Lass uns eine Weile zuhören, vielleicht können wir Wichtiges erlauschen. Sie scheinen uns ja wirklich nicht zu sehen."

„Aber wenigstens haben wir ihn gefunden, Meister, ohne diese Schutzzauber hätten wir die doch schon längst erledigt. Wer ist denn da drin? Ein paar Schüler und vielleicht ein oder zwei Auroren, die putzen wir doch locker weg. Ich wette, dass Snape nicht einen Moment daran gedacht hat, dass Sie ihn durch das Dunkle Mal lokalisieren können! Es war sehr gut, dass wir ihm den Weg nach Hogwarts abschneiden konnten," sagt einer der Todesser. An der Stimme erkenne ich Rabastan Lestrange.

Ah! Das erklärt, warum sie so schnell hier aufgetaucht sind.

„Ja, ich weiss wohl, warum ich Severus nicht verraten habe, dass ich diesen neuen Zauber zu den bestehenden hinzugefügt habe. Wir haben ja auch Karkaroff erfolgreich damit aufgespürt. Aber jetzt macht schon vorwärts mit diesen Schutzzaubern. Wenn sie Lupins Arbeit sind, dann ist das da oben das Haus, das wir schon seit über einem Jahr suchen! Denn dann steckt Potter hier und den will ich noch dringender als Snape. Ich muss ihn unbedingt jetzt noch aus der Welt schaffen, bevor er den Gipfel seiner Macht erreicht. Ihr wisst, dass ich immer noch zu schwach bin, um ihn richtig zu bekämpfen."

Oh, da wirst du aber eine Überraschung erleben, Tom. Und wie gut, das zu wissen. Wenn alles gut geht, verlässt du diesen Ort nicht lebend. Und wir werden in Britannien alle wieder aufatmen können.

„Die sind komplex, Meister, ich habe noch nie etwas derartiges gesehen," beklagt sich ein anderer Todesser, diesmal ist es Avery.

Versucht euch mal noch ein Weilchen daran, ihr Guten. Ich bin sehr froh, habe ich jetzt das Wissen, wie ihr Severus gefolgt seid. Vielleicht kann man mit dieser selben Funktion auch die noch verbleibenden Todesser aufspüren. Jetzt müssen wir erst mal mit euch paar Leuten fertig werden. Ich will natürlich nur Voldemort töten, die anderen werden wir alle nur schocken. Zum Glück breiten sie sich jetzt doch etwas aus. Gut, dann können wir euch von aussen nach innen wegputzen. Ich wende mich an Harry:

„Harry, du kannst den Stuporzauber, nicht wahr?"

„Ja, Sir."

„Also, wir fangen aussen an und putzen sie alle weg. Ganz leise. Du links, ich hier rechts, in Ordnung?"

Er grinst. Jetzt gleicht er doch sehr seinem verschmitzten Vater!

„In Ordnung, Sir!" sagt er und zielt schon auf den ersten Todesser auf seiner Seite.

Wir suchen uns unsere Ziele ganz genau aus und schaffen es, erst mal sechs Todesser einzufrieren, bevor sie merken, dass etwas schief geht. Sie schauen sich sofort um und suchen nach der Quelle der Schockzauber, doch sie können uns nicht sehen. Offensichtlich bekommen sie es alle, ausser Voldemort, mit der Angst zu tun. Aber auch der schaut sich etwas verwundert um. Ich flüstere:

„Jetzt Voldemort, Harry. Ziele genau. Wir zählen leise auf drei, dann sprechen wir den Fluch, okay?"

„Okay. Ich bin bereit, Sir!" knurrt er.

„Gut. Eins, zwei, drei – Avada Kedavra!" sage ich leise, aber sehr bestimmt.

Harry flüstert die Worte zur gleichen Zeit und wir sehen den grünen Lichtstrahlen zu, die sich zu Voldemort aufmachen. Wir sind ihm so nahe, dass er keine Zeit hat, ihnen auszuweichen. Sie treffen ihn genau in die Brust und den Kopf, er bricht lautlos zusammen. Jetzt kommen die übrigen Schüler und Erwachsenen angelaufen und helfen uns, auch die verbleibenden Todesser, die allesamt geschockt da stehen, einzufrieren. Ich halte mich da heraus und warte auf etwas ganz bestimmtes – und da ist es auch schon: Voldemorts Geist versucht, wieder zu entkommen, aber ich bin bereit und erfasse ihn mit einem weiteren Fluch:

„Spirito mortificarum!" sage ich laut.

Ein blendend weisser Lichtschein umfasst den Geist, dann gibt es eine kleine Wolke und dann verpufft das Ganze mit einem entsetzlichen Schrei und einer kleinen Feuerkugel. Aus dem Augenwinkel sehe ich Harry, der mit einem Jauchzer seinen Tarnumhang fallen lässt und die Auroren, die jetzt die geschockten Todesser fesseln und mit Anti-Apparierungszaubern belegen. Alle, die nichts mehr zu tun haben, lassen sich zu Boden fallen und weinen und lachen vor Erleichterung. Ich mache mich wieder sichtbar. Wir schauen uns alle an. Was für ein unglaubliches Glück nach Severus' grossem Pech. Harry springt als erster wieder auf, zieht Hermione hoch und veranstaltet einen Freudentanz mit ihr.

Harry

„Wir haben's geschafft! Wir haben's geschafft! Wir haben's geschafft! Wir haben's geschafft!" schreie ich ein übers andere Mal.

Ich kann es kaum glauben! Ich springe auf und ziehe Hermione hoch. Wir tanzen herum wie die Irren und reissen auch die anderen mit, wir lachen, weinen und singen zur selben Zeit. Erst nach zehn Minuten bin ich so weit, dass ich sehe, wie die anderen darauf reagieren, dass Voldemort da draussen am Boden liegt und mausetot ist! Siri und Remy halten sich in den Armen und beiden rollen Tränen über die Wangen. Remus' Gesicht ist in Sirius' Umhang verborgen. Mum und Dad stehen da und starren den toten Körper vor ihnen an. Sie umarmen sich fast stumm und schauen sich ziemlich glücklich und erleichtert in die Augen. Dumbledore kümmert sich um Snape und hält ihn an sich gedrückt. Die Auroren stellen sicher, dass mit den gefangenen Todessern alles in Ordnung ist und sie nicht mehr abhauen können. Ich kann's kaum glauben, dass wir Voldemort wirklich umgebracht haben, aber als ich aufsehe und der Schulleiter mir ins Gesicht schaut, erkenne ich die Erleichterung darin und sein Lächeln ist wohl das breiteste, das ich von ihm je gesehen habe. Das Zwinkern in den Augen ist auch voll da! Ich könnte gleich wieder schreien vor Erleichterung und Freude. Hermione klammert mich ganz fest an mich und weint. Ich höre nicht auf, sie zu küssen und ganz fest zu halten und noch näher an mich zu ziehen. Der Alptraum ist vorbei! Es ist unglaublich, aber wir leben alle, keinem wurde auch nur ein Haar gekrümmt. Ich hoffe, dass ich diesen Zauberspruch nie mehr sagen muss, nie mehr!

Sirius und Remus haben sich soweit erholt, dass sie jetzt zu uns beiden kommen und uns umarmen können. Wir halten uns alle vier ganz fest und Sirius sagt leise, aber in bestimmtem Ton:

„Ihr seid jetzt beide frei! Ihr seid frei, ein langes und glückliches Leben zu leben, ihr dürft haben, was deine Eltern schon damals hätten haben sollen, Harry. Es ist unglaublich! Du hast's geschafft, du hast's wirklich geschafft! Ihr beiden habt ihn alle gemacht!"

Mum und Dad kommen auch dazu und wir umarmen uns alle zusammen.

Danach geht's schon bald rund; wir haben uns alle umarmt, alle haben sich gefreut, alle sind gleichermassen erleichtert und froh und alle fühlen wir uns auf einmal so von aller Last befreit! Aber jetzt treffen die Auroren ein, Kingsley kommt mit einem Team von fünfzig von ihnen. Sie finden ein halbes Dutzend zu Päckchen verschnürte Todesser, die wieder alles mitbekommen, aber mit Petrificus Totalus ruhiggestellt sind und ein paar immer noch geschockte Todesser, ebenso sorgfältig verschnürt. Voldemorts Leiche liegt immer noch da. Wir gehen wieder hinein. Auf einmal erkundigt sich Ernie beim Schulleiter:

„Kommen wir jetzt wieder nach Hogwarts zurück, Professor Dumbledore?"

Dumbledore schüttelt bedauernd den Kopf.

„Ich fürchte, dass wir erst den verbleibenden Schlamassel aufräumen müssen, Mr. McMillan. Da draussen sind noch viele Todesser, die frei herumlaufen. Es werden viele von ihnen wütend genug sein, um Rache nehmen zu wollen, daher ist es sicher besser, wenn Sie auf alle Fälle noch das Schuljahr hier zu Ende bringen. Es ist gut möglich, dass auch Schüler in Hogwarts unter den Todessern sind. Diese Arbeit könnte schon noch einige Zeit dauern. Oder möchten Sie gleich von hier weg?"

„Nein, wenn ich ehrlich bin, möchte ich sogar am liebsten bis zum Ende meines siebten Jahres hier bleiben können," sagt Ernie leise.

Sirius und Remus staunen ihn an. Aber ich denke, Ernie hat genau das ausgesprochen, was wir wohl alle dreizehn empfinden. Es ist auch leicht zu verstehen, denn wir sind jetzt eine so verschworene Gruppe und so gute Freunde, dass es uns allen sicher sehr schwer fallen würde, uns wieder in unsere Häuser in Hogwarts einzufügen. Für mich würde es ausserdem bedeuten, dass ich dann wieder alleine schlafen müsste und das hiesse, dass mich mit Sicherheit meine Alpträume wieder quälen würden, egal wie glücklich ich jetzt bin.

„Vielleicht nicht ganz so lange, Mr. McMillan, aber ich vermute, dass die Auroren schon noch einige Zeit damit beschäftigt sein werden, die verbleibenden Todesser aufzuspüren. Die werden sich sicher zu verbergen suchen, denn da wir die bekanntesten unter ihnen erwischt haben, verbleiben noch die weniger auffälligen, die schwerer zu erwischen sein werden. Also können Sie für eine Weile auf alle Fälle noch hier bleiben. Severus, Sie können allerdings wieder zurückkehren!"

„Und dann möchte ich für das Ende des Schuljahres meine Kündigung einreichen," sagt Snape ruhig.

Er hat sich nicht gegen die Umarmung des Professors gewehrt, vielleicht hat er noch gar nie eine solche Flut an positiven Gefühlen verspürt, aber jetzt ist es ihm bestimmt peinlich.

„Das habe ich erwartet. Sie werden des Schutzes von Hogwarts danach wohl nicht mehr bedürfen, aber ich wäre doch sehr erleichtert, wenn Sie wirklich bis zum Ende des Schuljahres Hogwarts nicht verlassen, Severus. Wir wissen nicht, ob nicht einige Todesser auf die Idee kommen könnten, Sie zu beschuldigen, dass Lord Voldemort hier seinen Tod gefunden hat. Die werden sich dann nicht scheuen, Sie zu verfolgen, Severus," sagt Dumbledore.

„Ich würde sagen, dass ich auch irgendwie daran schuld bin, er ist schliesslich auf der Verfolgung meiner Person hier in sein Verderben gelaufen. Wir haben keinen Lokalisierungszauber gefunden, aber sie müssen mir irgendwie gefolgt sein."

„Das war nicht Ihr Fehler, Severus. Wir haben sie eine Weile belauscht, dabei haben wir herausgefunden, dass Voldemort einen neuen Zauber auf das Dunkle Mal gelegt hat, nämlich einen Lokalisierungszauber. Sie konnten Sie also irgendwohin verfolgen, Severus."

„Oh. – Gut, ich werde Hogwarts nicht verlassen."

„Es könnte auch sein, dass wir Sie als Kronzeugen brauchen werden, Severus, ich hoffe, wir dürfen auch dabei auf Sie zählen. Sie werden natürlich dabei überhaupt nichts zu befürchten haben, jeder hier wird zu jeder Zeit für Sie zeugen. Ihre Informationen waren stets wertvoll. Und Sie werden ein unschätzbar wichtiger Zeuge sein."

„Selbstverständlich stelle ich mich zur Verfügung, Herr Direktor."

„Danke, Severus. Für alles, was Sie getan haben. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, dass Sie nach Ihrer Lehrerzeit in Hogwarts dorthin gelangen, wo Sie hingehen möchten."

Und dann kommen die Auroren. Kingsley kommt herein und bringt einige von ihnen herein. Er grinst breit und umarmt alle von uns. Sein Strahlen spiegelt sich auf allen unseren Gesichtern wieder. Er sagt:

„Super! Ihr seid unglaublich. Wir haben grade seine Leiche da draussen gesehen! Was für ein widerliches Ding! Mann, ich kann's immer noch nicht glauben! Wir waren schon darauf vorbereitet, euch tot, oder zumindest übel verflucht vorzufinden, statt dessen finden wir seine Leiche! Wow!"

Dann übernehmen er und Moody die gefangenen Todesser, die sie sofort nach England zurückschaffen. Sirius schaut ihnen dabei zu, dreht sich dann seelenruhig zu uns um und sagt:

„Nun, meine Damen und Herren, ihr habt drei Schulstunden verpasst, an die Arbeit, meine Herrschaften! Wir haben noch viel zu tun."

Siri!" protestieren die Mädchen alle.

„Komm schon! Es ist Mittagszeit!" sagen die Jungen.

„Stimmt – ihr wisst, was das bedeutet. Zaubertränke am Nachmittag, ihr habt einen angefangenen Zaubertrank fertig zu stellen."

Er zieht uns auf! Doch dann stellt er alle Tische im Klassenzimmer beiseite und beschwört einen einzigen langen Tisch herauf, an den wir alle Stühle im Raum stellen, um für alle, die noch da sind, Platz zu schaffen. Er ruft Dobby und Winky und trägt ihnen das Mittagessen für alle auf. Wir decken gemeinsam den Tisch. Als wir uns an diese Mahlzeit setzen, entwickelt sie sich zu einer der schönsten, die wir hier verbracht haben, und das bei all den anderen schönen Essen, die uns hier schon beschert wurden. Aber wir sind alle so aufgeregt und glücklich, dass sogar Snape etwas von seiner Steifheit liegen lässt. Ich setze mich neben Hermione. Sie beugt sich zu mir und flüstert:

„Weisst du, ich hoffe wirklich, dass das ‚Aufräumen' recht lange dauert. Mir geht's wie Ernie, ich möchte bis zum Ende meiner Schulzeit hier bleiben und nur von Siri und Remus lernen. Bin ich ein egoistisches Biest?"

„Nein. Du liebst sie nur ebenso wie ich. Und die anderen in der Klasse," gebe ich zur Antwort.

Sie lächelt.

„Wir werden dieses Wochenende feiern! Nur der Animaguszaubertrank, der uns aus unserem Bett rufen wird, Liebster," verspricht sie.

Wie ich sie liebe!

„Und so bald wir aus der Schule sind, werden wir heiraten, Liebste! – Weisst du was? Wir können uns jetzt sogar eine richtige freie Berufswahl erlauben, wir werden nicht mehr kämpfen müssen!"

„Hast du schon eine Idee?"

„Ja, Gedanken hab ich mir schon gemacht, so, wie's so wäre, wenn Voldemort von der Bildfläche weg wäre, weisst du. Ich dachte an magisches Recht..." sage ich.

Jetzt schaut sie mich mit bewundernden Augen an. Lächelt und antwortet:

„Oh Harry, genau das möchte ich auch tun! Lass uns zusammen in dieser Richtung arbeiten, wer weiss, vielleicht können wir dann so Verschiedenes in dieser verkorksten magischen Gesetzgebung verbessern!"

Sie wird immer eine Idealistin bleiben! Und das liebe ich an ihr. Sie denkt immer an das, was man verbessern könnte.

„Ja, Hermione, das machen wir."

Als ich aufschaue, merke ich, dass der Schulleiter uns gegenüber sitzt und wohl unsere Unterhaltung mitbekommen hat. Und er merkt, dass wir's merken, also entschuldigt er sich:

„Ich bitte um Vergebung, aber ich konnte eure Unterhaltung nicht überhören. Harry, Hermione, es hat mich aber gefreut, sie zu hören, denn ihr habt in mir eine Menge Hoffnung geweckt. Hoffnungen, die ich für deine Eltern hegte, Harry, denn sie gingen auf einem ähnlichen Weg. Alles, was ihnen nach ihrer Schulzeit in Hogwarts blieb, war der Kampf, der Krieg. Ein schreckliches Leben! Sie entschlossen sich, trotz alledem neues Leben in die Welt zu setzen und eine Familie zu gründen. Sie wollten aus der wenigen Zeit, die sie hatten, alles herausholen, was sie konnten, sie wollten leben! Zum Glück dürfen sie jetzt ihr unterbrochenes Leben wieder aufnehmen. Und ihr beiden werdet ihre Hoffnungen und Pläne weiterverfolgen, vielleicht sogar mit ihrer Unterstützung. Ich wünsche euch beiden viel Glück dabei!"

„Danke, Professor Dumbledore. Ich habe die feste Absicht, hart zu arbeiten und mein Ziel so rasch wie möglich zu erreichen," sagt Hermione.

„Und ich habe das Gefühl, dass Sie unsere Erwartungen noch weit übertreffen werden, Hermione," gibt Dumbledore galant zurück.

Nach all der Aufregung am Morgen sorgt Sirius nach dem Essen für Ruhe und Ordnung, indem er als erstes das Klassenzimmer wiederherstellt und dann verkündet:

„Wir haben hier immer noch eine Schule, also wenn ihr da bleiben wollt, müsst ihr still sein. Und ihr, meine Herrschaften, macht euch an die Arbeit, eure Zaubertränke warten!"

„Sklaventreiber," murmelt Ron.

Wir kichern alle. Sirius kann verdammt streng sein, wenn er es für angebracht hält. Vielleicht denkt er, dass wir uns am besten wieder beruhigen, wenn wir uns auf eine Aufgabe konzentrieren müssen. Er scheint recht zu haben, denn wir werden wirklich von den Ereignissen des Tages abgelenkt. Obwohl wir uns immer noch darüber unterhalten, tun wir's jetzt leise.

Nach dem regulären Unterricht fahren Hermione und ich an unserem Animaguszaubertrank weiter. Mum und Sirius sind da, um notfalls helfend einzugreifen, aber Sirius will natürlich, dass wir so viel wie möglich selber tun. Während die anderen schon zum Abendessen gehen, gelangen wir endlich an die zweite Abkühlphase und können den Trank stehen lassen. Wir verschliessen den Kessel wieder sehr gut und bekommen unser Abendessen halt etwas später nachgereicht. Sirius ist immer noch bei uns und setzt sich an seinen üblichen Platz. Er sagt uns, dass der Zaubertrank genauso aussieht, wie er soll.

„Sieht perfekt aus. Ihr seid gut drin. Habt ihr die Liste für den zweiten Trank auch schon vorbereitet?"

„Wir haben angefangen. Ich denke, wir können sie morgen fertig stellen."

„Gut. Ich habe euch diesen Zaubertrank an einem Donnerstag anfangen lassen, damit ihr bis zum Sonntag durchkommt. Der Teil, den ihr morgen zu machen habt, dauert am längsten, wie ihr wahrscheinlich gesehen habt. Ihr solltet wirklich gut vorbereitet sein, lest alles heute abend noch einmal gut durch und merkt euch, was immer ihr euch merken könnt. Dann befolgt die Anleitung morgen ganz genau. Wenn ihr's verhaut, müsst ihr noch mal von vorn anfangen."

„Lieber nicht, Siri," sage ich.

Ich bin aber sicher, dass wir's nicht verbocken. Meine ausgezeichnete Note im Zaubertränke OWL hat mir wirklich Auftrieb in dem Fach gegeben. Ausserdem ist dieser Zaubertrank hier ganz besonders wichtig für mich. Und für Hermione. Und wahrscheinlich sogar für Mum. Wir überwachen uns gegenseitig, während wir an dem Trank arbeiten. Als wir später ins Bett gehen, diskutieren wir, was wir bislang tunlichst vermieden haben.

„Hast du schon eine Ahnung, was für ein Tier in dir steckt?" frage ich Hermione.

„Nicht die geringste Ahnung. Ich weiss jedoch, was ich sein möchte."

„Wer weiss, vielleicht ist es das, was du sein wirst. Das ‚innere Tier' das dir einen Hinweis gibt," sage ich.

„Das wäre schön. Aber was immer es ist, ich bin zufrieden damit. Eine Ausnahme mache ich vielleicht, und das ist eine Ratte. Ich glaube, dann wäre ich tödlich enttäuscht. Und ich habe auch wenig Lust auf alles Käfer- oder Spinnenzeug."

Ich schaudere bei dem Gedanken. Aber ich muss zugeben, dass er mir auch schon gekommen ist.

„Und was passiert, wenn wir den Zaubertrank eingenommen haben? Glaubst du, dass wir transformieren?"

„Nein, glaube ich nicht. Der Zaubertrank für die Initialtransformation ist noch viel komplexer und benötigt eine ganze Anzahl mehr Zutaten. Wir werden fast eine Woche dafür brauchen, Harry! Ich denke, es wird eine Art Reflektion von unserem Tier geben. Vielleicht aus Rauch oder so. Wir werden sehen."

Beim Frühstück am nächsten Morgen sind wir natürlich erst mal noch eine Weile damit beschäftigt, den Tagespropheten zu lesen. Die Schlagzeile bedeckt die ganze erste Seite:

Du-Weisst-Schon-Wer von Harry Potter und Albus Dumbledore besiegt!

Der Artikel enthält zum grössten Teil das vom Ministerium abgegebene Statement, das die Auroren verfasst haben. Es gibt ein Foto von Voldemorts Leiche und Fotos aller festgenommenen Todesser. Dann gibt's einige Geschichten über mich, das meiste davon ausgemachter Mist. Aber bevor ich mich darüber allzu sehr aufregen kann, schickt Sirius Hermione, Mum und mich hinüber an den Brautisch.

Das lenkt mich erfolgreich ab. Er bleibt die ganze Zeit über bei uns, passt zusätzlich auf, dass wir keine Fehler machen. Wir gehen wieder an die Arbeit und sind eifrig dran, aber wir geniessen auch die Gesellschaft der anderen, die sich zwischendurch bei uns niederlassen. Sie sind genauso neugierig. Als wir den Trank zum Abkühlen stehen lassen, lobt Sirius uns:

„Gut gemacht. Die dritte Abkühlphase heute Nacht, dann habt ihr noch eine Brauperiode morgen. Die wird aber etliches kürzer sein. Das können wir jetzt ruhen lassen."

Das tun wir, decken den Kessel sauber ab, und nehmen unsere Bücher auf, um die letzten Zutaten für den Zaubertrank für die erste Transformation auszuknobeln. Die Liste reichen wir Sirius zum Checken, bevor wir ins Bett gehen.

„Sehr gut. Die schicken wir an den Kräuterladen, wenn ihr so weit seid. Ihr habt noch immer eine ganze Menge Zauberformeln zu lernen, bevor wir ans Brauen dieses Tranks gehen können."

„Sicher. Aber dann werden wir wissen, was in uns steckt, das wird das Warten schon mal erleichtern und uns die letzte Motivation zum Lernen dieser Formeln geben," bemerkt Hermione.

„Da kannst du recht haben! Dieses Wissen wird euch die Wartezeit verkürzen."

Wir beenden den Zaubertrank am Sonntag. Wie Sirius gesagt hat, ist es eine viel kürzere Brauphase, die uns noch bleibt. Der Trank muss danach drei Stunden abkühlen. Sirius verspricht uns:

„Perfekt. Nach dem Abendessen könnt ihr ihn ausprobieren."

Wir sind natürlich alle drei aus dem Häuschen und können es kaum erwarten, dass das Geschirr vom Tisch verschwindet. Aber dann geht Sirius hinüber ins Klassenzimmer und bringt drei Reagenzgläser mit Zaubertrank in die Küche. Er reicht sie uns und sagt:

„Hier, bitte. Ladies first, Lily, mach du mal den Anfang!"

Die ganze Klasse ist am Tisch sitzen geblieben. Sie wissen schliesslich alle von dem Trank und wollen auch sehen, was in uns drinsteckt. Mum schaut sich das Glas an, schluckt, dann leert sie es ex und hopp! Wir warten und nach einer kurzen Weile kommt so was wie ein kleines Räuchlein aus ihren Ohren und steigt sanft auf. Über ihrem Kopf formt es sich zu einer fast soliden Masse. Die verfärbt sich braun und weiss und formt sich schliesslich zu einem Tier mit Hörnern, oh je! Mum wird eine Ziege. Und sie prustet los und grinst und freut sich darüber. Sie warnt auch Dad gleich:

„Na warte, komm du mir jetzt in die Quere, dann fliegst du durch die Gegend und hast blaue Flecke am Hintern!"

Eine Ziege, wie nett. Geschickte Kletterer, eigenwillig und mutig und stärker, als man es ihnen ansieht. Das ist Mum alles auch. Dad beugt sich nur zu ihr hinüber und küsst sie.

„Ich kann es kaum erwarten, dich transformieren zu sehen, Liebste."

Nun kommt Hermione dran. Ihr Tier erscheint dunkelgrau und sieht fast aus wie... du meine Güte! Das sieht aus wie ein Wolf! Hermione wird ein Wolf! Remus sieht es und beisst sich auf die Lippen. Sirius und ich starren die Form bewundernd an. Wow, sie wird ein Wolf. Das ist unglaublich!

„Ich glaub's nicht... ich werde ein Wolf," flüstert sie.

„Oh je... das wird hart für Moony," murmelt Remus.

„Oder er könnte es auch lieben, Moony," widerspricht Sirius.

„Hoffentlich. Normalerweise ist er schon ziemlich neugierig."

„Jetzt du, Harry!"

Ich zittere ein bisschen, als ich den Trank nehme. Er schmeckt gar nicht unangenehm, was mich angenehm überrascht, aber er brennt ein bisschen auf der Zunge. Jetzt weiss ich schon, was ich zu erwarten habe und schaue aufgeregt nach oben, um die rauchige Form gleich zu sehen, wenn sie entsteht. Es ist ein Hund! Wenn die Grösse etwas aussagt, werde ich beträchtlich kleiner als Padfoot sein, aber immerhin ein Hund. Ich lächle. Sirius strahlt! Er klopft mir auf die Schulter und sagt:

„Hey Kumpel, das da sagt, wir werden auch als Viecher gute Kumpels sein!"

„Das glaube ich auch, Siri..." bringe ich heraus.

„Wolf und Hund! Wie bei uns, ist das nicht passend?" fragt Remus.

„Dem kann ich nur beistimmen," antwortet Sirius.

„Harry, hättest du nicht ein friedliches Huftier werden können?" fragt Dad amüsiert.

„Tut mir leid, Dad," gebe ich zurück.

„Also, Leute, da drüben hat's genügend Zaubertrank für jeden von euch, der neugierig genug ist herauszufinden, ob ein Tier in ihm steckt. Wollt ihr?" fragt Sirius verschmitzt.

Ach, deshalb mussten wir eine grössere Menge herstellen! Sie fangen plötzlich alle an zu grinsen und die ersten, die's wissen wollen, sind Ron, Justin und Ginny, dann folgen die anderen alle zusammen nach. Sirius holt den Kessel herüber und füllt kleine Gläschen für alle. Ganz am Schluss füllt er noch eines für Remus und kredenzt es seinem Liebsten. Der schaut auf.

„Ich? Aber ich weiss doch, dass ein Wolf in mir steckt, Sirius. Das ist mir irgendwie schon seit über dreissig Jahren bekannt..."

„Das weiss ich auch, aber du weisst nicht, ob er auch deine Animagusform ist, Remy. Obwohl ich das vermute."

„Recht hat er, Remus, nun versuch' das Zeug schon!"

„Na ja, dann lass uns mal die Neugier stillen..."

Sagt's, nimmt das Glas auf und kippt es hinein. Die Rauchform wird fest und natürlich ist es ein Wolf. Sirius und Dad grinsen.

„Keine grosse Überraschung," sagt Remus trocken.

„Na ja, jetzt weisst du's."

Und jetzt versuchen es meine Klassenkameraden. Die Zwillinge überraschen uns, denn in ihnen steckt auch dieselbe Animagusform, beides Eulen. Ron wird ein Fuchs, was mich königlich amüsiert! Ginny haut uns um, ihre Form scheint ein Adler zu sein. Justin, Mandy, Draco und Ernie haben allesamt Katzen. Neville, Blaise und Morag sind wie ich Hunde.

„So, jetzt wisst ihr, was in euch drin ist, wollt ihr's nicht auch rausholen?" fragt Sirius mit einem spitzbübischen Lächeln.

„Es ist doch aber unglaublich schwierig, nicht wahr?" fragt Neville.

„Nicht einfach, zugegeben, aber mit etwas Unterstützung schaffst auch du es, Neville. Und wenn du mal weisst, wie's geht, wirst du eine Menge Spass dran haben, glaub mir," verspricht Sirius.

„Ich will's probieren," sagt Draco.

„Gut. Da haben wir schon mal jemanden. Noch wer?"

„Ich," sagt Ginny.

Das überrascht mich überhaupt nicht. Sie wird's bestimmt bald packen, wie sie alles packt. Und da Ginny will, will auch Ron und wo der ist, kann Justin nicht weit sein. Ernie folgt gleich nach. Dann kommt Neville und will es auch wagen. Sirius macht sich eine kleine Liste und als er schon glaubt, er hätte alle, kommt Parvati und will auch drauf.

„Gut. Das sind zehn von euch. Jetzt haben Harry und Hermione natürlich schon einen hübschen Vorsprung, aber vielleicht können wir ja auf euch anderen warten?"

„Okay," akzeptieren Hermione und ich.

„Super. Kannst du bitte Kopien von euren Unterlagen für die anderen erstellen, Harry?"

„Sicher."

Ich mache die Kopien, sobald ich in mein Zimmer komme. Ich mache genug für alle, denn es würde mich nicht überraschen, wenn auch die übrigen Mädchen sich noch fürs Mitmachen entscheiden sollten. Ich bringe die Unterlagen zu Sirius, der grade Remus bearbeitet, es doch auch zu versuchen.

„Aber ich weiss doch nicht, ob ich das überhaupt kann – rein physisch, meine ich. Vielleicht gestattet mir mein Körper ja gar keine andere Transformation..." gibt Remus zu bedenken.

„Ach komm schon, dann versuch's einfach mal. Wir werden's bald genug wissen, ob dein Körper es zulässt oder nicht. Schlimmstenfalls passiert einfach nichts. Denk dir bloss, Remy, du könntest dich verwandeln, bevor der Vollmond aufgeht – ohne jegliche Schmerzen!" lockt Sirius.

Hey, daran hatte ich gar nicht gedacht, aber Sirius hat wahrscheinlich recht damit!

„Es klingt sehr verlockend, Siri, vielleicht sollte ich es wirklich tun."

Das fasse ich als mein Stichwort auf, mache gleich noch eine Kopie und trete ins Büro ein, um sie Remus gleich in die Hand zu drücken, bevor er sich wieder rausreden kann. Den Rest gebe ich Sirius.

„Ich bin ja wirklich nicht sicher..." brummt Remus immer noch.

„Du wirst es sehen. Es hat keinen Sinn, dich vorher darüber aufzuregen, wir werden's einfach probieren. Du warst allemal einige Klassen besser als Pettigrew in Transfiguration, du packst das schon. Wenn der das geschafft hat..."

Das meine ich auch! Selbst Remus gibt es zu.

Bill

Einige Tage nach den dramatischen Ereignissen in der Schweiz zitiert Moody mich zu sich. Ich trete in sein Büro und er teilt mir mit:

„Weasley, schnappen Sie sich zehn Ihrer Kollegen und Kolleginnen und fahren Sie für ein paar Tage nach Hogwarts. Albus hat da einen Auftrag für Sie. Berechnen Sie etwa eine Woche für den Job."

„Wird gemacht. Jetzt gleich, nehme ich an? Oder gestern?"

Er grummelt, aber dann grinst er schief.

„Gestern wäre besser gewesen, aber mir gefällt die Idee gar nicht, dass Sie mit einem Zeitumkehrer herumfummeln! Abtreten!"

„Bin schon weg!"

Es ist cool, dass Moody an einem kleinen Scherz immer Spass hat. Ich suche mir die Kollegen und Kolleginnen zusammen, mit denen ich am besten klarkomme und die ausserdem im Orden sind, da es sich ja um einen Auftrag von Dumbledore handelt. Darunter ist auch eine gewisse pink-, oh nein, verflixt, sie hat's schon wieder geändert, jetzt ist sie eine giftgrünhaarige Aurorin, und wir apparieren alle zur selben Zeit an den Eingang des Geländes von Hogwarts. Von dort fliegen wir auf Besen zum Tor des Schlosses. Da wir das Passwort zu Dumbledores Büro nicht kennen, gehen wir erst mal zur stellvertretenden Schulleiterin. Ich klopfe an ihre Tür und sie ruft uns herein.

„Ah, Mr. Weasley, guten Tag! Ich habe Sie schon erwartet. Albus scheint Ihre Hilfe zu benötigen, ich werde Sie gleich zu ihm begleiten."

„Hallo, Professor McGonagall," antworte ich. „Danke, darum wollten wir Sie grade bitten..."

Kurze Zeit später sitzen wir alle im Büro des Schulleiters und er erklärt uns sein Vorhaben.

„Heute abend werden wir alle Angehörigen von Haus Slytherin durchleuchten. Wir werden dabei nur Schüler suchen, die möglicherweise bereits das Dunkle Mal tragen. Zu diesem Zweck hat Severus eine grössere Menge Veritaserum gebraut. Alle Schüler, auf die das zutrifft, werden Hogwarts auf der Stelle verlassen müssen. Ihre Namen werden im Ministerium und hier in Hogwarts registriert und sie werden sehr genau beobachtet. Des weiteren versuchen wir abzuklären, welche Schüler den Todessern nahe standen, oder mit ihnen sympathisiert haben. Diese werden auch registriert, aber nur hier in Hogwarts. Sie alle werden für den Rest ihrer Schulzeit auf Probe an der Schule bleiben können. Jede Aktion ihrerseits, die aufgrund ihrer Gesinnung zum Schaden von anderen ausgeführt wird, führt zu ihrer augenblicklichen Verweisung von der Schule und zur Aufnahme in die Liste beim Ministerium. Wir müssen die Schüler in der Grossen Halle zurückhalten und ausfiltern und da kommt nun ihr ins Spiel. Ich werde nach dem Abendessen eine Vorrichtung anbringen, die wie ein Zelt mit verschiedenen Kammern aussieht und ihr werdet die einzelnen Kammern zu überwachen haben. Natürlich werden wir das nicht nur mit den Schülern des Hauses Slytherin tun, die kommen nur zuerst, weil dort am meisten zu vermuten sind, die das Dunkle Mal bereits tragen. Das Ministerium will die alle haben. Aber dann kommen nacheinander auch alle anderen Häuser dran, denn die unerwarteten Todesser, und das sind auch meistens die Gefährlichsten, kommen fast immer aus anderen Häusern. – Oder wussten Sie, dass Augustus Rookwood ein Hufflepuff war?"

Wie bitte? Ein Hufflepuff? Oy! Der Mann war zig Jahre ein Unaussprechlicher! Kann man sich vorstellen, was für Geheimnisse der Forschung der an Du-Weisst-Schon-Wer weitergeleitet hat? Aber das Filtern ist sicher eine gute Idee, denn es wird sicher unter den Schülern auch schon Todesser haben. Obwohl ich mir nur schwer vorstellen kann, dass unter den gegenwärtigen Gryffindors einer zu finden ist. Aber wir können es ja nicht ausschliessen, denn wir wissen nicht, wann Pettigrew ein Todesser geworden ist. Es könnte ja immerhin sein, dass er es schon in seiner Schulzeit war. Damals haben viele mit den Todessern geliebäugelt und bei weitem nicht nur Slytherins.

Nach dem Abendessen werden alle Schüler von Slytherin aufgefordert, in der Grossen Halle zu bleiben, Professor McGonagall scheucht alle anderen sofort aus dem Saal. Snape checkt anhand seiner Schülerliste, dass auch alle, die da sein sollten, da sind. Er nickt Dumbledore zu, der daraufhin seinen Zauberstab schwingt und, wie versprochen, einen Teil der Grossen Halle zwischen der Tür und den Schultischen, die verschoben werden, abtrennt. Er schaut uns an und gibt mir leise den Auftrag:

„William, wenn Sie so freundlich sein wollen und hinter dieser Tür da durch den schmalen Korridor nach rechts gehen und dann in die hinterste Abteilung. Sie werden die Schüler dort drin bewachen, welche ein Dunkles Mal haben. Ich bitte Sie, auch gleich einen Silenziumzauber darüber zu legen. Dafür nehmen Sie die Hälfte Ihrer Kollegen mit. Kingsley, Sie könnten das zweite Abteil übernehmen. Sie und noch zwei oder drei von Ihnen könnten das übernehmen, dort werden alle Sympathisanten verbleiben. Dann bleiben Sie, Nymphadora und Hestia, ich möchte, dass Sie anhand der Klassenlisten hier die Schüler einzeln zu uns herein schicken. Ich werde euch jeweils sagen, wann ihr den nächsten senden könnt."

„Wird gemacht, Sir!"

Ich gehe voran in das Zelt, das tatsächlich in mehrere Kammern geteilt ist. Wir beziehen Stellung in der letzten Kammer, setzen uns auf die bereitgestellten Bänke und harren der Dinge, die da kommen werden.

Severus

Das wird weh tun. Ich weiss, dass es sein muss und bin froh, dass Dumbledore angekündigt hat, dass er es mit allen Häusern tun wird, nicht nur mit meinem eigenen. Ich hoffe, dass er dabei keine Enttäuschungen erleidet und wirklich nur in Slytherin Schüler findet, die sich jetzt schon haben hereinziehen lassen. Ich habe eine Liste von Verdächtigen im Kopf. Ich weiss, dass ich mein Ziel in diesem Bereich weit verfehlt habe, doch Dumbledore hat es mir nie zum Vorwurf gemacht. Es war einfach unmöglich, in meinem eigenen Haus die ‚Werte' der Todesser hochzuhalten und zur gleichen Zeit zu erwarten, dass keine dieser jungen Menschen sich von den falschen Machtversprechen einfangen lassen. Ich konnte in Slytherin nicht offen dazu stehen, nur Albus die Treue zu halten.

Wir stellen einen Tisch auf und darauf kommen ein paar Kelche. Die werden jeweils mit ein paar Schlucken Wasser gefüllt, in welches ich das Veritaserum gebe. Die Erst- und Zweitklässler werden keine Dosis benötigen, die höher als ein Tropfen ist. Tonks und Jones schicken nach der Klassenliste die erste Schülerin herüber. Wir fangen bei den Kleinsten an. Pansy Parkinsons kleine Schwester Violet kommt durch die Tür. Albus befiehlt ihr, sich zu setzen und uns ihren linken Arm zu zeigen. Das tut sie, sehr ruhig, danach muss sie einen der kleinen Kelche leeren, was sie auch tut, dann stellt Albus ihr die drei von ihm vorbereiteten Fragen, die sie alle zu unserer Zufriedenheit beantwortet.

„Sie können in Ihr Haus zurückkehren, Miss Parkinson," sage ich.

Sie verschwindet durch die Tür zur Eingangshalle, welche den Schülern, die in der Grossen Halle warten, verborgen ist. Die nächste Erstklässlerin ist Mariah Malfoy, eine Cousine zweiten Grades von Draco. Wie erwartet, hat sie kein Dunkles Mal, aber sie ist natürlich schon voll auf Voldemort eingespurt.

„Danke, Miss Malfoy. Bitte gehen Sie dort rechts in den Korridor und treten Sie bei der ersten Türe links ein," fordert Dumbledore sie auf.

Sie schaut mich erst an, doch ich nicke, also folgt sie dem Befehl ohne weiteren Protest. Die nächsten paar Schüler sind alle in Ordnung, nur ein Zweitklässler, der Mariah jetzt Gesellschaft leistet. Die dritte Klasse ist sauber, in der vierten finden sich zwei Schüler, die verdächtig sind. Jetzt kommen wir zur fünften und hier finden sich meine ersten vermuteten Todesser. In dieser Klasse sind die jüngeren Schwestern von Marcus Flint und Gregory Goyle, sowie ein jüngerer Bruder von Adrian Pucey. Alle drei von ihnen haben das hässliche Mal wirklich schon auf ihrem Arm. Überrascht bin ich nicht, aber trotzdem schockiert. Schockiert vor allem deshalb, weil weder der Dunkle Lord selber noch die Eltern der betroffenen Schüler davor Halt gemacht haben, selbst Kinder in dieses scheussliche Spiel einzuschliessen. Der erste, der hereinkommt, ist Michael Pucey. Als Dumbledore von ihm verlangt, seinen linken Arm zu entblössen, ahnt er natürlich schon, was ihm blüht. Er schaut erst erstaunt auf, dann trotzig und wendet sich an mich.

„Leisten Sie bitte der Aufforderung Folge, Pucey," sage ich kühl.

„Verräter!" zischt er mich an, tut aber wie geheissen.

Er zieht den Ärmel seiner Robe zurück und als Dumbledore seine Hand umdreht, sehen wir das Dunkle Mal. Ich seufze. Dumbledores Seufzer ist nicht zu hören, er weist Pucey an:

„Ich fürchte, ich muss Sie noch einen Moment zurückhalten, Mr. Pucey, bitte gehen Sie durch diesen Korridor da drüben und treten Sie bei der zweiten Tür nach links ein."

Pucey steht auf und folgt auch dieser Order, nicht ohne mir vorher einen gehässigen Blick zuzuwerfen. Ich nehme an, dass es für die meisten Slytherin-Schüler ein Schock sein wird, mich nicht auf ihrer Seite zu finden.

Drei weitere Schüler kommen herein, die alle im ersten Abteil landen. Dann kommt Miss Goyle. Sie folgt Pucey ins zweite Abteil und erhält einen Augenblick später Gesellschaft von Miss Flint. Zwei weitere Fünftklässler sind sauber und die letzte Fünftklässlerin geht ins erste Abteil. Zwei von neun, die es geschafft haben, sich herauszuhalten. Unter welchem Druck werden sie gestanden haben! Bis zum Ende des Schuljahres werde ich mich mehr um sie kümmern. Oder vielleicht Carla auffordern, es zu tun.

Die nächste Gruppe sind die Sechstklässler, minus Draco Malfoy, Blaise Zabini und Morag MacDougal. Die Verbleibenden sind praktisch alle auf meiner Liste der Verdächtigen, von zweien weiss ich es sicher. Aber die Bestätigung, dass jeder letzte von Dracos Klassenkameraden das Dunkle Mal auf dem Arm hat ist deswegen nicht weniger schockierend. Von Crabbe und Goyle hatte ich es schon gewusst, aber ich bin doch ziemlich erstaunt, dass auch Parkinson, Nott und Bulstrode bereits zu den Todessern gehören.

Schliesslich bleiben die Siebtklässler übrig, sieben sind noch in der Klasse, von denen sind vier Sympathisanten und drei haben das Dunkle Mal. Insgesamt fünf Schüler dieser Klasse sind in einem sicheren Haus. Sie leben mit zehn anderen Siebtklässlern aus den anderen drei Häusern in Irland und werden nur noch für ihre Schlussexamen nach Hogwarts kommen. Sie haben vier Erwachsene aus dem Orden als Betreuer und auch in ihrem Haus hat sich ein ziemlich gutes Klima unter den Schülern eingestellt, ähnlich wie bei denen in der Schweiz. Langsam fange ich an zu glauben, dass es besser wäre, die Schüler nach dem Zufallsprinzip auf die Häuser zu verteilen und nicht nach Charaktereigenschaften.

Als auch der letzte Schüler durch die ihm zugewiesene Tür verschwunden ist, kommen Tonks und Hestia wieder zu uns.

„Also, das war der letzte," sagt Tonks.

„War gar nicht so leicht, die zurückzuhalten..." meint Hestia.

„Das lässt sich denken. Danke für die gute Arbeit. Ich muss jetzt erst einmal mit denen sprechen, die wir da in der ersten Abteilung haben," sagt Dumbledore traurig.

Wir treten gemeinsam ein. Die elf Schüler sitzen auf den Bänken und schauen auf.

„Ich fürchte, dass ich sehr unangenehme Neuigkeiten für euch habe, aber zunächst habe ich hier das Gegenmittel zum Veritaserum, das euch verabreicht wurde. Bitte nehmt es alle gleich ein."

Wir verteilen die kleinen Becher mit dem Gegenmittel, das ebenfalls in Wasser aufgelöst wurde. Sie setzen sich wieder.

„Nun denn. Wie ihr aus der kurzen Befragung schon habt entnehmen können, wollten wir wissen, ob jemand unter euch bereits unter dem Einfluss der Todesser und Lord Voldemort steht und von euch allen haben wir erfahren, dass ihr zumindest schon deren Gedankengut übernommen habt oder von ihnen kontaktiert worden seid. Ich werde nichts unternehmen, um zu versuchen, eure politischen Ansichten zu ändern, die gehören euch und ihr seid selber dafür verantwortlich. Aber ich sage euch hier und jetzt, dass jegliche politische Agitation von eurer Gruppe an dieser Schule zu eurem sofortigen Ausschluss von der Schule führen würde. Bis ihr Hogwarts verlasst, werdet ihr alle unter ‚Probe' stehen, das heisst, dass nicht nur eurer Hauslehrer, sondern auch alle anderen Lehrer für euren Ausschluss stimmen können. Diese Regelung gilt für euch, bis ihr entweder Hogwarts verlasst oder eure Ausbildung hier abschliesst. Diesen Entscheid wird so auch euren Eltern oder Vormunden kommuniziert. Und nun dürft ihr in euer Haus zurückkehren."

Wir schauen ihnen nach, als sie den Raum und die Grosse Halle verlassen. Jetzt müssen wir zu den anderen, um sie davon in Kenntnis zu setzen, dass sie von der Schule geworfen werden. Sie werden bis zum Morgen hier bleiben und dann von den Auroren in ihre Schlafsäle zum Packen und anschliessend zum Zug begleitet werden. In London werden sie dann dem Ministerium übergeben. Wir betreten den Raum. Die Auroren bewachen den Zugang und die elf Schüler sitzen stumm da und warten. Sie wissen, dass sie tief im Schlamassel sitzen. Dumbledore bittet sie, sich wieder zu setzen und teilt ihnen mit:

„Sie alle wissen, warum Sie hier sitzen. Es tut mir sehr weh, zu sehen, dass man Sie dazu verführt hat, sich das Dunkle Mal eintätowieren zu lassen. Ich fühle mich, zumindest indirekt, dafür verantwortlich und weiss, dass ich meine Aufgabe, Sie vor allem Üblen zu bewahren, nicht erfüllt habe. Aber wenn Sie aus wirklicher Überzeugung dieses Dunkle Mal entgegengenommen haben, dann sehe ich mich ausserstande, Ihre Ansichten zu ändern. Sie haben sich dazu entschlossen, Todesser zu werden. Nun werden Sie sich dafür verantworten müssen. Sie wissen, dass gegenwärtig alle Todesser untersucht werden und daher können Sie nicht hier in Hogwarts bleiben. Wir müssen Sie auf Befehl des Ministeriums und der Schulbeiräte mit sofortiger Wirkung aus Hogwarts ausschliessen. Morgen werden Sie von diesen Auroren nach London begleitet und dem Ministerium übergeben. Nach gründlicher Untersuchung werden Sie in einem Prozess dafür gerade stehen müssen, sollten Sie sich bereits gegen unsere Gesetze vergangen haben. Sie werden nach den selben Massstäben verurteilt wie die erwachsenen Todesser. Die heutige Nacht werden Sie in dem kleinen Raum hier in der Grossen Halle verbringen, morgen früh werden Sie zum Packen einzeln in Ihre Schlafsäle begleitet und dann zum Zug."

Die Schüler haben offensichtlich nicht mit einer Entlassung aus der Schule gerechnet. Einige von ihnen, darunter Parkinson und Pucey, starren Dumbledore wütend an, andere sind einfach geschockt. Wir verlassen den Raum und die Auroren geleiten die Schüler in den kleinen Raum hinter dem Lehrertisch, der bereits mit Matratzen und Schlafsäcken ausgestattet worden ist. Ich seufze wieder. Und kann mich nur besorgt fragen, was wir finden werden, wenn wir die anderen Häuser durchsuchen.

Albus

Was für ein trauriger Abend. Ich begleite Severus aus der Grossen Halle, nachdem ich die improvisierten Räume verschwinden lasse. Die Hälfte der Auroren hat in der Mitte des Schlosses Räume zugeordnet erhalten, die andere übernimmt die Wache über die Schüler. Ich glaube, ich sollte mich für eine Weile noch um Severus kümmern. Er sieht sehr mitgenommen aus und ich vermute, dass er sich selber mehr Schuld dafür gibt als er sollte.

„Severus, Sie sollten wissen, dass dies auf keinen Fall Ihre Schuld ist. Sie haben getan, was Sie konnten. Und wenn Sie uns verlassen, dann denken Sie bitte dran, dass Sie das Beste für Ihr Haus getan haben, was Sie unter den gegebenen Umständen tun konnten. Es wird sicher für jeden, der in den nächsten Jahren die Leitung des Hauses Slytherin übernehmen wird, schwierig werden. Aber ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Sie sich jetzt neu orientieren wollen. Unter keinen Umständen möchte ich Sie dazu zwingen, länger als unbedingt nötig hier zu bleiben. Ich denke, dass Sie in der Forschung weit glücklicher sein werden als hier. Und selbstverständlich werde ich Ihnen die besten Referenzen mitgeben."

„Danke, Direktor. Wenn Sie gestatten, würde ich mich jetzt gerne in meine Gemächer zurückziehen."

„Natürlich, Severus. Ich werde nur Ihre Unterschrift auf den Formularen benötigen. Und sollten Sie Lust haben, auf einen kleinen Drink zu mir ins Büro zu kommen, sind Sie jederzeit willkommen."

„Nein, danke, Direktor, nicht heute abend. Ich werde die Formulare unterschreiben. Das war etwas zu viel für mich heute."

Ich nicke. Er hat natürlich vollkommen recht.

„Ich verstehe auch das, Severus. Ich möchte nur noch einmal betonen, dass Sie in Hogwarts stets offene Türen finden werden."

Er seufzt. Dann fragt er:

„Wissen Sie schon, wen Sie als Braumeister einstellen werden?"

„Nein, noch nicht. Ich werde Arabella Figg fragen, ob sie bereit ist, für eine Weile in den Lehrerberuf zurückzukehren, bis ich einen guten Lehrer gefunden habe. Sie ist kompetent, sie war eine Slytherin, aber leider fühlt sie sich auch viel zu alt."

„Geben Sie den Job Black," sagt Severus.

Ich blinzle. Es hat in den letzten weit über fünfzig Jahren nicht viele Momente gegeben, in denen ich mich für kurze Zeit sprachlos sah, doch jetzt bin ich es. Severus will, dass sein meistgehasster Schulfeind seine Stelle einnimmt? Habe ich eben richtig gehört?

„Sirius Black? Wären Sie bereit, mir zu erläutern, weshalb Sie gerade ihn empfehlen?" erkundige ich mich vorsichtig.

„Er hat eine natürliche Begabung fürs Unterrichten. Er ist gut im Fach, auch wenn er kein Meister ist. Und die Schüler werden ihn lieben."

Ich überlege mir das kurz. Kein Mensch kann eine bessere Empfehlung erhalten als die Empfehlung eines sehr intimen Feindes. Etwas ist doch gut gegangen. Dann nicke ich, erleichtert.

„Danke für den Hinweis, Severus. Ich werde mich mit dem Gedanken sicher auseinandersetzen. Ich weiss, dass die Kinder unter seiner Aufsicht ihn alle sehr gut mögen. Besten Dank! Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nachtruhe, Severus."

„Gute Nacht auch Ihnen, Herr Direktor."

Wir trennen uns. Während ich zurück in mein Büro gehe und über die Ereignisse des Abends nachdenke, bemerke ich, dass mein Schritt leichter und beschwingter ist, auch wenn wir jetzt elf unserer Schüler von der Schule verweisen müssen. Ich werde den ganzen Formularkram auszufüllen haben. Minerva erwartet mich bereits dafür. Sie hat sogar schon eine Reihe Formulare so weit vorbereitet, dass nur noch die Namen eingesetzt werden müssen. Als ich mein Büro betrete, fragt sie nur ängstlich:

„Wie viele?"

„Elf," antworte ich seufzend.

Sie schnappt nach Luft.

„Das sind mehr als ich erwartet habe," meint sie mit gepresster Stimme.

„Hier ist die Liste, Minerva. Es ist schmerzhaft und ich tue es höchst ungern. Aber es gibt keinen anderen Weg. Fudge hat darauf bestanden, dass wir die Schule durchsuchen und die Schulbeiräte haben ihm für einmal voll die Stange gehalten. Also müssen wir es tun. Alle elf werden morgen dem Ministerium übergeben. Ich hoffe, die haben den Anstand, wenigstens die Eltern der Schüler zu benachrichtigen."

Minerva wirft einen Blick auf die Liste und erklärt: „Mit einigen von denen wird das aber problematisch, Albus. Die Parkinsons und Notts sind bereits alle in Azkaban. Die Puceys stehen im Verdacht, Todesser zu sein und sind auch bereits in Untersuchungshaft. Es würde mich erstaunen, wenn auch nur einige sich bemühen würden, ihren Kindern beizustehen. Und das sind nur zwei Beispiele."

„Ich bin immer noch der Ansicht, dass wir nichts gewinnen, wenn wir diese Jugendlichen jetzt einfach fallen lassen. Sie sollten eine zweite Chance bekommen, sich zu bewähren. Man sollte sie an der Schule belassen. Jedenfalls diejenigen, die noch keine Verbrechen begangen haben. Aber das wollte Fudge verhindern, wir durften denen, die bereits ein Dunkles Mal empfangen haben, nicht eine einzige Frage stellen. Fudge wollte das ausschliesslich denen von der Abteilung für Magische Strafverfolgung überlassen. Wenigstens ist das Ministerium jetzt einigermassen sauber. Madam Bones hat ausserdem zwei weitere faire Richter zur Verfügung, es bleibt also zu hoffen, dass sie keine Kinder nach Azkaban senden werden, die es nicht wirklich verdienen."

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das tun werden, Albus," sagt Minerva. „Obwohl Sirius damals eigentlich auch noch fast ein Kind war als sie ihn nach Azkaban verfrachtet haben. Ich hoffe, dass sie diesmal bessere Arbeit machen werden."

Wir bereiten den Papierkram vor. Wir senden Briefe an Eltern oder Vormunde, wo sie schon bekannt sind, welche nur die Information enthalten, dass sie ab sofort ihre Kinder über die Abteilung für Magische Strafverfolgung erreichen können. Es wird eine lange Nacht. Ich muss Severus noch einmal in mein Büro bitten, um die Relegationsformulare zu unterschreiben, da er ihr Hauslehrer ist.

Bill

Tonks und ich übernehmen einen Teil der Nachtwache über die rausgeschmissenen Schüler. Wir sprechen leise in der unmittelbaren Nähe der Tür, wo wir eines der Sofas abgestellt haben, um ihnen den Weg zu versperren, sollten einige von ihnen versuchen, abzuhauen. Seit ich letztes Jahr von Gringotts zu den Auroren gewechselt habe, haben wir uns ziemlich oft gesehen. Ich habe mich ohne Bedauern einstweilen von Gringotts verabschiedet und die Auroren konnten meine Talente in vielerlei Hinsicht gebrauchen. Also haben wir in den letzten paar Monaten etliche kleine Scharmützel mit Todessern erlebt, sogar einige intensivere Kämpfe, aber es war immer sehr interessant. Ich habe dabei auch feststellen können, dass Tonks weit mehr kann als stolpern. Sie fragt mich wie aus heiterem Himmel:

„Hast du eigentlich noch Kontakt mit diesem französischen Mädchen, wie hiess sie doch nur...? Die Zwillinge und Ron haben sie ein paar Mal erwähnt. Ach ja, Fleur, nicht wahr?"

Oh Scheisse! Noch jemand, der mich nach Fleur fragt. Ja, ich habe Kontakt mit ihr, wenn auch nur losen Briefkontakt. Seit ich sie damals beim Trimagischen Turnier kennen gelernt habe, sind wir uns etwa dreimal begegnet. Fleur ist eine sehr intelligente junge Frau. Zuerst habe ich sie überhaupt nicht wirklich beachtet, weil ich dachte, sie wäre zu jung für mich. Aber sie gab mir diese Blicke, die jedem Mann sagen, dass er für sie interessant ist. Ich weiss, dass sie mich mag. Ich ziehe die Luft etwas scharf ein, antworte aber:

„Ja, wir haben uns vielleicht ein oder zweimal getroffen. Leider ist sie zu einem Teil Veela und es ist immer ziemlich schwierig, herauszufinden, ob sie nur den Veela-Charme versprüht, oder ob sie's ernst meint, wenn sie schöne Augen macht. Deswegen habe ich sie etwas auf Distanz gehalten."

„Also magst du sie?"

„Ja. Zur Zeit beschränken wir die Beziehung aber auf eine Brieffreundschaft. Sie studiert Zauberkunst in Paris. Will experimentelle Zaubermeisterin werden und ich denke, das wird sie auch schaffen. Sie hat mich kontaktiert, um mich zu meinen Erfahrungen als Fluchbrecher zu befragen."

„Gut. Dann solltest du den Kontakt nicht ganz einschlafen lassen, es kann ja sein, dass sie dich wirklich mag. Und du bist es wert, jemand richtig Gutes zu finden, denn du bist ein prima Junge, weisst du!"

„Danke, Tonks! Jetzt bringst du mich zum Erröten!"

Aber sie grinst nur. Ich schaue zufällig auf die Uhr und merke, dass es Zeit ist, die Bande hier zu wecken. Ich organisiere mit Kingsley, wer welche Schüler in ihren Schlafsaal begleitet. Mir wird das Parkinson-Mädchen zugeteilt. Wir gehen in den Slytherin Gemeinschaftsraum und von da in den Schlafsaal der Mädchen, um sie beim Packen zu überwachen. Ihre Zauberstäbe haben wir natürlich alle schon eingesammelt. Parkinson sagt kein Wort, während sie ihre Sachen einpackt. Danach gehen wir direkt zurück in die Eingangshalle. Ich staune, wie diszipliniert die Schüler unseren Anordnungen folgen. Dumbledore und Snape stehen an der Tür und untersuchen jeden einzelnen Schüler, dann machen sie die Tür auf und wir gehen zu den bereitstehenden Kutschen. Jeweils eine Kutsche für einen Auroren und einen Schüler. Die Kutschen bringen uns nach Hogsmeade, wo wir die Schüler auf einen bereitgestellten Sonderzug verfrachten und nach London zum Ministerium bringen.

Nachdem wir sie dort abgeliefert haben, kehren wir nach Hogwarts zurück. Das selbe Vorgehen wie gestern kommt auch heute abend auf die Tagesordnung, aber diesmal mit den Schülern von Ravenclaw. Flitwick ist heute bei Dumbledore und macht ein leicht bekümmertes Gesicht. Kingsley, der selber ein Ravenclaw ist, versichert ihm:

„Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen, Professor Flitwick, wir erwarten nicht, in Ihrem Haus eine Menge junge Todesser zu finden."

„Danke, Mr. Shacklebolt, Sie sind zu gütig, aber bedenken Sie, dass Barty Crouch auch ein Ravenclaw war, noch dazu einer unserer besten Schüler!"

„Wir werden sehen, wie es geht."

Filius Flitwick

Ich mache mir dennoch Sorgen. Ich bin sehr davon überzeugt, dass in meinem Hause kaum Todesser zu finden sind, aber man weiss es ja nie ganz sicher. Ich erschauere in Entsetzen, vielleicht doch einen oder mehrere Anhänger Lord Voldemorts in meinem Haus Unterschlupf gewährt zu haben. Auch Ravenclaw ist ein Haus, in dem sich viele alte vollblütige Zaubererfamilien heimisch fühlen. Durch die ständig zunehmende Inzucht in diesen Familien sind allerdings immer weniger von ihnen in Ravenclaw gelandet, weil ihnen die intellektuellen Fähigkeiten immer mehr abgehen, aber ich halte mir stets Barty Crouch vor Augen. Welch ein vielversprechender junger Mann er war. Wäre er nur nicht von seinen Eltern so völlig überfordert worden.

Nun denn. Die erste Klasse ist sauber, ebenso die zweite, dritte und vierte. Nicht eines der Kinder ist auch nur verdächtig, ein Sympathisant zu sein. Das erleichtert mich wirklich ungemein. Sie erhalten alle gleich das Gegenmittel zum Veritaserum und werden durch den Eingang der Grossen Halle geschickt. Dann finden sich aber zwei Sympathisanten unter den Fünftklässlern. Wir schicken sie in den ersten Raum. Die sechste Klasse. Ein weiterer Schüler, der sympathisiert und einer mit dem Dunklen Mal! Ich bin beschämt, als ich dieses Dunkle Mal auf dem Unterarm eines meiner Schüler sehe. Und das erschreckt mich nun wirklich sehr, denn der Betroffene ist Ewan Callahan, der einer der am meisten geachteten klassischen Ravenclaw-Familien entstammt. Wie ich seine Eltern kenne, werden sie genauso geschockt sein. Der junge Mann wird in den zweiten Raum geschickt. Es bleiben die Siebtklässler und die sind alle wieder sauber. Drei eindeutige Sympathisanten und ein Todesser unter 75 Schülern. Die drei Sympathisanten werden mit den strengsten Warnungen in ihr Haus zurückgeschickt, der relegierte Schüler wird hier in der Grossen Halle bleiben und morgen unter Bewachung nach London geschickt. Ich bin erleichtert, dass es nicht schlimmer ist, aber betrübt, dass überhaupt vier Schüler in meinem Haus zu finden sind, die bereit sind, gemeinsame Sache mit dieser schlimmen Gesellschaft zu machen. Ich bin froh, dass nur einer wirklich beigetreten ist, aber es nimmt mich immer noch mit, herausgefunden zu haben, welcher Schüler es ist. Als alles vorbei ist, gehe ich mit Albus aus der Grossen Halle. Er lächelt und meint:

„Es tut mir sehr leid um diesen einen Schüler, Filius, ich wünschte, dass ich etwas dafür tun könnte, dass er den rechten Pfad wiederfindet."

„Ich weiss, was du meinst, Albus. Ich fühle genauso. Es betrübt mich sehr, aber ich weiss, wie schwer sie davon zu überzeugen sind, dass sie ans falsche Recht glauben."

Er nickt und wir gehen schweigend hinauf zu seinem Büro, wo ich das Formular unterschreibe, das einen meiner Schüler relegiert.

Albus

Die nächsten zwei Abende verfahren wir mit den Gryffindors und Hufflepuffs auf die selbe Weise. Die Gryffindors sind, sehr zu Minervas Freude, allesamt sauber. Und dasselbe gilt für die Hufflepuffs. Pomona ist ebenso erfreut und erleichtert, dass wir in ihrem Haus weder Sympathisanten noch Todesser gefunden haben. Doch sie ist sich schon im Voraus sicher und geht die Sache mit wesentlich leichterem Herzen an als die anderen.

„Jetzt können die geschützten Häuser wohl aufgehoben werden, Albus, nicht wahr?"

„Bald. Obwohl ich den Verdacht hege, dass das unser Schweizer Kontingent nicht sehr erfreuen wird. Die haben mir durch die Blume zu verstehen gegeben, dass sie eigentlich lieber alle da bleiben möchten. Sie haben sich wohl inzwischen an ihre Familie einfach zu sehr gewöhnt."

„Oh, das kann ich mir vorstellen. Man kann ja auch argumentieren, dass ihre hervorragenden OWLS bewiesen haben, dass sie von sehr kompetenten Lehrern unterrichtet werden. Also, warum sollte man ihnen den Wunsch nicht gewähren?"

„Das stimmt. Sie haben hervorragende Lehrer. Ich möchte nur, dass alle anderen Hogwarts-Schüler von diesen hervorragenden Lehrern auch profitieren könnten, Pomona."

Sie lächelt.

„Die Schüler werden sich sehr darüber freuen, wenn sie Remus Lupin wieder zurückbekommen. Und könnten überrascht sein, was für ein unterhaltsamer Lehrer Sirius Black sein kann."

„Ein paar gute Lacher kämen uns jetzt wirklich genehm, Pomona, alle haben lange genug betretene Gesichter gemacht. Und so sehr es sich als anstrengend herausstellen könnte, wieder zwei der vier Rumtreiber, und die durchtriebensten, wenn du mich fragst, im Haus zu haben, vor allem mit einem dritten von ihnen in der Nähe. Den Schülern und auch uns könnten sie nur gut tun."

Jetzt lacht sie, zuckt die Schultern und meint:

„Ach weisst du, ich konnte mich eigentlich nicht beklagen. Höchstens darüber, dass Sirius den Unterricht wohl ebenso oft geschwänzt wie besucht hat. Sie haben mich mehr als einmal zum Lachen gebracht. Und ich denke, Poppy wäre wohl ganz zufrieden, sie hier wieder zu sehen. Auch Filius. Und selbst Minerva, wenn die es vielleicht auch nicht so offen eingesteht. – Welches Fach würdest du Sirius denn anvertrauen?"

„Würdest du es glauben, wenn ich dir sagte, dass Severus Snape Sirius für seinen Job empfohlen hat?" frage ich lächelnd.

„Nein, eher nicht. Hat er nicht, oder? Hat er? Wirklich?"

„Oh ja, er hat."

„Dann muss Sirius aber wirklich gut sein!"

„Ich glaube, er ist es. Ich habe ihn einige Male beim Unterrichten beobachtet. Die Schüler sprechen sehr gut auf ihn an. Die Examinatoren waren erstaunt über die letztjährigen OWLS-Resultate und haben mich darauf angesprochen, wie aussergewöhnlich gut sie bei vielen Schülern waren. Die meisten schneiden in OWLS und NEWTS besser ab als in Severus' Lehrgang, weil er tiefer benotet. Das tut er generell. Aber dieses Jahr sind alle von Sirius' Schülern, ausser einem oder zwei, in den Zaubertränke-OWLS ganz oben klassiert gewesen. Ich bin ziemlich sicher, dass das davon kam, dass sie weit ruhiger in diese Prüfung gestiegen sind als alle anderen. Und das war Sirius' Verdienst. Die ersten sieben Ränge wurden von Sirius' Schülern belegt. Selbst Neville ist in der ersten Hälfte! Da die Examinatoren auch die Prüfungen benoten, werden die Schüler fair beurteilt."

„Das ist eindrücklich. Ich würde an deiner Stelle zusehen, dass das keine andere Schule spitz kriegt und ihn dir wegschnappt, Albus!"

„Ich habe einen wichtigen Trumpf in der Hand, Pomona, und der heisst Remus Lupin. Remus will zurückkommen und wo der hingeht, wird Sirius folgen. Aber ich werde wohl noch ein Jahr warten müssen. Für das eine Jahr kann ich Arabella Figg engagieren und der Lehrer für Verteidigung wird's noch ein Jahr lang tun. Das natürlich nur dann, wenn die Schüler wirklich lieber in der Schweiz bleiben wollen. Was ich erwarte. Es wäre gerade in ihrem Fall sehr hart für sie, in ihre Häuser zurückzukehren."

„Setz sie in ihren eigenen Schlafsaal, vielleicht besser zwei davon, da müsste genügend Platz im Gryffindor-Turm sein," schlägt Pomona vor.

„Das hatte ich mir bereits ausgedacht, Pomona. Ich werde sie in den nächsten Tagen darauf ansprechen."