Kapitel 17 – Partytime und Sommerferien

Remus

Jetzt, da die Prüfungen vorüber sind, müssen Sirius und ich die Tests unserer Schüler noch korrigieren und benoten. Wir schicken die Resultate und die Tests nach Hogwarts, von wo die Jugendlichen wie üblich Mitte bis Ende Juli die Briefe bekommen werden. Wir können ihnen aber schon mal sagen, dass sie gut abgeschnitten haben und in keinem Fach durchgefallen sind.

Wir konzentrieren uns jetzt darauf, ihnen das Apparieren beizubringen, da wir den Stoff der sechsten Klasse abgeschlossen haben. Das macht ihnen natürlich eine Menge Spass und schon nach drei Tagen hupfen sie schon ziemlich sicher von einem zum nächsten Kontrollpunkt auf unserem Land. Wir können schon bald die Strecken verlängern. So bald sie fehlerfrei zu meiner Tante nach Tinizong apparieren können, werden sie für die langen Strecken nach England bereit sein. Das wirklich Schwierige beim Apparieren ist nicht der Zauberspruch, sondern die Kenntnis der Örtlichkeit, an der man landen will und das Wollen. Es braucht sehr viel Konzentration, seinen Körper auf diese Art zu bewegen. Sirius und ich geniessen die Freiheit, jetzt wieder irgendwo hin zu apparieren und die Gegend sicher zu machen für unsere Schüler, bevor wir sie über die Distanz gehen lassen. Zuerst gehe meistens ich, checke alles durch und appariere die Kids hin und zurück und dann müssen sie selber los.

Schon bald apparieren sie über mehrere Kilometer und am Ende der ersten Woche schicke ich sie zum ersten Mal zu meiner Tante. Dies ist ihr erster Test, denn sie müssen es gleich alleine machen. Sie wissen, wie das Haus und seine Räume aussehen, meine Tante ist vorgewarnt und alles ist bereit. Die Schüler, die grade apparieren, haben jeweils das Handy bei sich, falls sie an einem unerwarteten Ort landen sollten. Ich fürchte mich nicht sehr davor, dass sie sich zersplintern könnten. Das hiesige Ministerium ist von uns informiert worden, dass wir gegenwärtig die dreizehn Schüler in dieser Kunst unterweisen. Die überwachen die Versuche und wären sofort zur Stelle, wenn doch was passieren sollte.

Aber nichts dergleichen geschieht. Nachdem sie ein paar Mal zwischen dem Haus meiner Tante, immerhin schon etwa 300 Kilometer entfernt und der Sunnegg hin und her appariert sind, dehnen wir die Distanz jeden Tag hundert oder noch mehr Kilometer aus. Am Ende der zweiten Woche kommen wir bereits bis nach Hamburg. Sirius und ich können es ihnen nachfühlen, dass sie so aufgeregt sind, denn wir erinnern uns noch gut daran, wie wir damals diese neue Freiheit kennen und lieben gelernt haben. Ich kann gehen, wohin ich will und das von einem Augenblick zum nächsten. Meine Tante hat sich über sie amüsiert, weil sie ihr alle ihre Animagusformen gezeigt haben. Als ich sie anrufe, um ihr noch einmal für die Mithilfe zu bedanken, schiebt sie meine Dankesworte beiseite:

„Ach was, Remus, das war doch höchst unterhaltsam. Ich bin sicher, dass ich es nicht einmal mehr kann, ich habe es schon so lange nicht mehr getan. Aber sie haben ihre Aufgabe alle gut gelöst, nicht wahr? Und die Tiere haben mir Spass gemacht, besonders Neville. Erinnerst du dich an die lange Reihe von Foxterriern, die wir hatten? Natürlich musste ich Neville den Spitznamen Fipsi anhängen!"

„Das musstest du tun, nicht wahr? Alle eure Foxterrier hiessen doch Fipsi."

„Genau deswegen."

„Wir werden ihn damit schön aufziehen. Material zum Aufziehen zu bekommen ist immer gut. Ich danke dir trotzdem, Tantchen, es gab uns einen guten Ort, an dem wir sicher waren, nicht gesehen zu werden. Jetzt können sie nach England apparieren. Keine Portschlüssel mehr nötig."

„Das ist auch viel praktischer. Ich habe nie sehr viel für Portschlüssel übrig gehabt."

„Na, wer hat das schon?"

Wir lachen beide.

Nach den zwei Wochen apparieren sind wir ziemlich erschöpft, also geben wir den Kids das Wochenende zum Ausruhen. Dann klären wir mit dem britischen Ministerium ab, dass unsere Schüler das Apparieren lernen und lassen sie bis nach England apparieren. Sirius geht zu dem Ort, den wir als am besten geeignet auserkoren haben voraus – das ist der Fuchsbau. Er ist ideal, denn die Weasleys wohnen in Devon und das liegt ganz im Süden von England. Also warnt Sirius Molly vor einer Invasion.

Sie gehen eins nach dem anderen. Harry, Ginny und Neville sind die Jüngsten und sollten eigentlich noch gar nicht unterrichtet werden, aber Harry und Neville werden beide im Juli siebzehn und Ginny im nächsten Februar. Lernen können sie's alle schon jetzt gleich. Wir hoffen, dass wir keinen allzu grossen Ärger mit dem Ministerium bekommen, aber wir können denen ja allenfalls sagen, dass sie nur erst lernen und dann nicht apparieren, bis sie siebzehn sind. Als wir alle im Fuchsbau angekommen sind, kontaktieren wir die Behörde im Ministerium und lassen sie ihren Test gleich machen. Die Abteilung für Magischen Personenverkehr gibt uns den Termin gleich am nächsten Tag.

Der Ministerialbeamte checkt natürlich die Geburtsdaten und stellt fest, dass Ginny, Neville und Harry noch nicht ganz siebzehn sind. Nevilles Geburtstag ist am 29. Juli, Harrys am 31. Wir können den Typen immerhin so weit bringen, dass er den beiden erlaubt, ihren Test zu machen, aber bei Ginny bleibt er erwartungsgemäss stur. Sie ist natürlich wütend, aber sie weiss, es gibt nichts zu machen. Sie muss bis im Februar warten. Ich sage ihr auf deutsch, dass sie sich nicht so gross drum kümmern muss, denn bis dahin darf sie in Begleitung eines Erwachsenen apparieren, weil sie noch lernt, und dass es in der Schweiz kein grosses Problem ist.

„Bist du eben im Training bis im Februar. Wir müssen dich nur begleiten."

„Ah, das ist eine praktische Lücke. Da ich eh meistens mit einem von euch Jungs zusammen bin, ist es wirklich kein grosses Problem."

„Genau!"

Also akzeptieren wir, dass sie noch eine Weile warten muss, bis sie ihren Test ablegen kann. Neville wird nervös und verhaut seinen ersten Test, also muss er ein zweites Mal antreten, aber dann schafft auch er es. Sie dürfen alle ihre Lizenzen in Empfang nehmen, dann kehren wir in die Schweiz zurück. Der letzte offizielle Schultag ist der 27. Juni. Und gleich am nächsten Tag haben wir die Party geplant, danach werden sich unsere Schüler zu ihren diversen Eltern verziehen. Sirius und ich haben ein Hotel in Südfrankreich, in Agde, gebucht. Wir planen, zwei Wochen Sonne, Strand und Sex zu geniessen. Lily und James kommen mit Lizzie mit. Sobald das letzte Kind das Haus verlassen hat, gehen auch wir. Dobby und Winky werden dann auf das Haus aufpassen, bis wir wieder da sind, und sich um die diversen Haustiere sorgen, welche da bleiben.

Die Party haben wir gut vorbereitet. Wir erwarten alle Eltern, Nevilles Gran, Albus, Minerva, Filius, Poppy, Pomona, Hagrid und selbst Severus wird kommen. Ich glaube, es nimmt ihn zu sehr wunder, was aus Draco geworden ist. Die Finch-Fletchleys und die Grangers kommen zusammen im Flugzeug, also fahre ich früh morgens nach Zürich, um sie vom Flughafen abzuholen. Währenddessen haben die Kids James, Lily und Sirius daheim eine Menge zu tun, um das Fest am Nachmittag und Abend vorzubereiten.

Das Terminal habe ich rasch gefunden, dann warte ich in der Ankunftshalle auf unsere Gäste. Sie kommen zusammen durch die Schiebetür und wir grinsen alle, als wir uns begrüssen. Beide Elternpaare haben sich letztes Jahr bei uns wohlgefühlt und wir hatten viel Spass. Es tut gut, sie wiederzusehen. George und Helen sind noch genauso cool wie immer, die Finch-Fletchleys sind ein bisschen zurückhaltender, aber sehr nette und fröhliche Leute. Sie haben alle nur kleine Handkoffer, da sie nur eine Nacht bleiben werden, also können wir sehr rasch zum Parkhaus gehen. Ich bezahle die Gebühr und fünf Minuten später sind wir beim Auto und eingestiegen. Sobald alle sitzen, fahre ich los und in kurzer Zeit sind wir aus dem Flughafengelände und auf der Autobahn. Der Verkehr ist in unserer Richtung nicht so stark heute morgen.

„Ich habe mir ein bisschen Sorgen gemacht, rechtzeitig hier anzukommen, weil ich in ein paar kleinere Verkehrsstaus geraten bin, aber es hat knapp gereicht. Unsere Richtung sollte weniger schlimm sein," erzähle ich.

Helen sitzt neben mir und erkundigt sich:

„Also, raus mit der Sprache, Remus, was hat meine Tochter dieses Jahr wieder alles gelernt, was uns schockt? Sie war so merkwürdig zugeknöpft in ihren Briefen. Sonst beschreibt sie nahezu jeden Zauberspruch, den sie lernt... ansonsten klingen ihre Briefe immer sehr fröhlich und glücklich."

„Sie ist geradezu lächerlich glücklich, Helen! Und sie hat schon wieder eine Menge gelernt, du wirst es sehen, weil sie es sicher kaum erwarten kann, es dir zu zeigen. Ausserdem könnte es sein, dass sie eine Erfindung gemacht hat, welche die magische Welt völlig umkrempeln wird! Das heisst, nur unsere bisher recht beschränkten Kommunikationsmöglichkeiten. Wir können Eulenpost senden und über Floo sprechen, aber bei uns gibt's nichts wie euer Telefon. Hermione hat dem jetzt abgeholfen und ein ganzes magisches Kommunikationssystem erfunden! Ich hab sie alle ein bisschen gefordert und wollte ihnen zeigen, wie man Zauber verändern, anpassen oder selber erfinden kann. Da Hermione mit Abstand die Beste in der Klasse ist, habe ich drei Gruppen zu vier Schülern und eine Gruppe, hm hm..., bestehend aus Hermione gemacht und sie ist selber mit der Idee gekommen, einen Gegenstand so zu verzaubern, dass man damit wie mit einem Handy magisch telefonieren kann. Justin hatte übrigens die Idee zum Projekt seiner Gruppe. Er hat mit Harry, Ron und Morag zusammen Trivial Pursuit so bearbeitet, dass es jetzt eine magische Version davon gibt. Ihr werdet es sicher zu sehen bekommen, es macht total Spass."

„Das klingt wunderbar, Remus. Aber ist das normal für Sechstklässler? Ich meine, selber Zaubersprüche zu kreieren..." fragt Helen.

„Na ja, Professor Flitwick offeriert es seinen Schülern von der sechsten Klasse an, wenn sie Interesse zeigen. Ich habe meine einfach alle dazu aufgefordert, es zu probieren. Sie hatten die Ideen selber, zuerst Neville, der sich einen Zauber wünschte, um magisch Pflanzen zu beschneiden. Seine Gruppe hat es geschafft und er könnte sogar für eine Weile ein Patent anmelden. Er ist unser Kräuterkundespezialist. Dann war da das Spiel, Justins Idee, die haben alle gemeinsam dran gearbeitet und alle haben ihr Scherflein beigetragen. Ich glaube, die hatten eine Menge Spass, das Ding zu entwickeln. Dann hatte Ginny die Idee, elektrische Apparate so zu verzaubern, dass man sie auch da benutzen kann, wo sonst zu viel Magie ihre Funktion beeinträchtigt. Ausserdem kann man sie mit ihren Zaubersprüchen auch magisch reparieren. Dafür haben sie drei verschiedene Zaubersprüche entwickelt. Jetzt werden wir Handys und Laptops und ähnliches in Hogwarts verwenden können. Und dann natürlich Hermiones Idee. Sie sagte, sie vermisse so was wie ein Handy in der magischen Welt und möchte sehen, ob sie so was erfinden könnte. Sie nennt ihre Erfindung Commumirrors, weil verzauberte Spiegel die Geräte sind, mit denen wir jetzt auf Distanz kommunizieren können. Sie hat ein Rufnummern- oder Rufnamensystem entwickelt, um ein Netz aufzubauen, so ähnlich wie das mobile Telefonnetz. Dann hat sie etwas umgebaut, was wir schon kannten, wir nannten es Zweiwegspiegel, aber damit konnte man nur wie mit einer Gegensprechanlage mit zwei aufeinander abgestimmten Spiegeln sprechen. Ihr neuer Zauber erlaubt jetzt, dem Spiegel eine Nummer oder einen Namen anzugeben und dann mit diesem Spiegel zu kommunizieren. Sie hat das Anrufsystem und eine Meldungsvermittlung, so was wie SMS, nur ausgefeilter, und einen Anrufbeantworter erfunden. Jetzt arbeitet sie an einer weiteren Erweiterung, nämlich einem echten Meldungsvermittler, mit dem man wie mit Fax oder Telex oder E-Mail Meldungen verschicken kann. Insgesamt hat sie ein gutes Dutzend Zaubersprüche neu entwickelt oder bestehende modifiziert. Ihr könnt stolz sein auf eure Tochter, ihr Lieben, sehr stolz!"

„Das macht mich fast ehrfürchtig, Remus. Ehrlich, sie überrascht uns immer und immer wieder," haucht Helen.

„Gibt's eine Möglichkeit für sie, darauf etwas wie ein Patent zu bekommen?" fragt George.

„Ja, natürlich. Bisher wissen ausserhalb unseres Hauses nur sehr wenige von ihrer Erfindung, und auf die können wir uns verlassen. Arthur Weasley haben wir kontaktiert, denn der wird uns die Kontakte beim Ministerium herstellen. Die regulierende Behörde ist die Abteilung für Magischen Personenverkehr und dort die Floo-Regulierungsbehörde. Sobald das System einmal aufgeschaltet ist, wird sie eine Menge Geld damit verdienen. Für die Registrierung werden die Benutzer eine jährliche Gebühr zahlen, und davon wird Hermione einen guten Prozentsatz herausnehmen. Ich bin ziemlich sicher, dass die Leute sich darauf stürzen werden."

„Verdient sie aber auch, würde ich sagen," sagt Simon Finch-Fletchley.

„Aber wie. Sie weiss, dass sie etwas Grossartiges kreiert hat, aber trotzdem bleibt sie so bescheiden wie immer. Wenn man bedenkt, dass das Ding nur deshalb entstand, weil ich sie herausgefordert habe, einen einfachen Zauber zu erfinden. Nicht ganz so simpel geworden, was?"

„Nein, aber du kennst ja Hermione, sie stellt sich jeder Herausforderung und zieht sie so weit wie sie nur kann," sagt George.

Wir erreichen die Sunnegg am frühen Nachmittag. Die vier Gäste werden herzlich begrüsst. Sie deponieren ihre Koffer in den ihnen angewiesenen Zimmern.

Fürs Essen haben wir einen riesigen Grill aufgebaut. Die Jugendlichen haben jede Menge Salate vorbereitet, die in grossen Schüsseln auf einem langen Tisch stehen, wo auch die von den Kindern gebackenen Züpfe aufliegen. Barb hat ihnen vor zwei Jahren beigebracht, wie man dieses Brot bäckt und sie haben es seither des öfteren selber gemacht. Ausserdem haben sie Fleisch für eine halbe Armee mariniert. Bis um fünf Uhr nachmittags sind alle anderen Gäste auch eingetrudelt.

Wir fangen mit einem Aperitif an. Ich war unterwegs in den Läden und habe acht Kisten Rotwein, drei mit Weisswein und jede Menge Cooldrinks eingekauft, von gewöhnlichem Mineralwasser bis Orangensaft und Cola. Und zu Krönung zwei Kisten Champagner. Zehn von unseren dreizehn Schülern sind mittlerweile mündig und können selber ermessen, ob und wie viel sie trinken wollen. Sie müssen ihre eigenen Erfahrungen machen und es wird sich zeigen, wie weit sie gehen, wenn ihre Eltern da sind.

Da es leider schon den ganzen Tag regnet, haben wir das Klassenzimmer geräumt und lange Tische und Stühle in den grossen Raum gestellt. Er ist bunt geschmückt worden. Der Grill steht gleich ausserhalb unter der Überdachung zum oberen Stockwerk, die wir jetzt im Winter als Garage nutzen. Unten ist genügend Raum abgedeckt, dass wir einen langen Grill aufstellen konnten. Drinnen ist es kuschelig warm dank eines grossen Feuers, das im Kamin knistert. Wir haben auch die Sitzgruppe weggestellt, da wir nach dem Essen alle hinauf in den Gemeinschaftsraum ziehen werden, wo genügend gemütlicher Platz zur Verfügung steht. Die Sitzgruppe von unten haben wir oben dazugefügt.

Den Aperitif servieren wir an einer kleinen Bar in der Ecke auf der hinteren Seite des Klassenzimmers. Auf dieser Bar stehen auch alle Getränke fürs Essen.

Auf der Seite zum Hof steht ein langer Tisch, auf dem das Fleisch- und Salatbüfett aufgebaut ist. Auf den Tischen sind grosse Schüsseln mit Chips und welche mit Reis und Schalen mit schön geschnittenen Scheiben Zopf. Alle können sich ihren Teller mit dem Fleisch füllen, auf das sie Lust haben. Hermione hat für ihre Mutter zusätzlich Gemüse zerkleinert, weil die kein Fleisch isst.

„Das reicht ja, um halb Hogwarts zu füttern," bemerkt Severus neben mir.

„Hast du schon mal gegrillt, Severus? Lass mich dir versichern, dass du mindestens das Doppelte von dem isst, was du normalerweise essen würdest. Einfach, weil man sich so viel Zeit nimmt. Man muss warten, bis das Fleisch gar ist und hat Zeit zum Verdauen. Du wirst sehen, dass sehr wenig davon übrigbleiben wird," versichere ich ihm.

„Zudem sind hier ein ganzer Haufen unersättlicher Jungs, die haben beim Vorbereiten an ihren eigenen Magen gedacht," wirft Lily lachend von hinter mir her ein.

„Na, ich glaub's euch mal..." gibt Severus zu.

Harry

Es ist eine grossartige Party! Alles in allem sind wir dreizehn Schüler, Mum und Dad und Lizzie, Sirius und Remus, von Hogwarts sind Dumbledore, Flitwick, McGonagall, Sprout, Snape, Hagrid und Pomfrey gekommen, dann sind George und Helen Granger da, Mr. und Mrs Weasley, die Zwillinge, Mr. und Mrs Patil, Mr. und Mrs MacDougal, Mrs Longbottom, Mr. und Mrs McMillan und schliesslich noch Mr. und Mrs Brocklehurst. Wir haben für etwa vierzig Leute Essen vorbereitet. Dobby und Winky waren ein bisschen beleidigt, aber wir haben ihnen gesagt, dass wir für einmal alles selber machen wollen.

Um sechs fangen wir an, Fleisch auf den Grill zu legen. Dann sind wir sicher drei Stunden lang beim Essen. Es macht Spass, sich an all den Gesprächen zu beteiligen, die da herumschwirren. Ich sitze mit Hermione zwischen ihren Eltern und Madam Pomfrey. Die Medihexe ist eine erstaunlich witzige Gesprächspartnerin. Uns gegenüber hat sich Draco neben Parvati gesetzt, die neben ihrem Vater sitzt. Leider hat das auch Snape angelockt, der auf einer Seite Draco hat und auf der anderen Morag.

Aber die Sitzordnung ist nicht wirklich fest. Jeder bewegt sich immer mal wieder ein bisschen woanders hin, und so kann man mit vielen Gästen ein Weilchen plaudern.

Zum Dessert gibt's wieder grosse Schüsseln voll von leckeren Sachen, die Justin und Hermione, unsere ansässigen Dessertspezialisten, hergestellt haben. Hermione hat im Internet Rezepte für Gebrannte Creme, Mousse au Chocolat, Panna Cotta und Tirami-Su gefunden. Von allen drei Leckereien gibt's je eine grosse Schüssel voll. Ausserdem gibt es Schwarzwälder Torte, eine Rüeblitorte (für Mrs Granger) und Meringue. Ich habe vorgängig das Mousse probiert und weiss schon, was ich zum Dessert nehmen werde. Die Leckereien kommen auf den Tisch, auf dem wir das Fleisch aufgelegt haben. Dobby und Winky helfen beim blitzschnellen Aufräumen, dann können sich alle an der Bar mit den Desserts bedienen. Dumbledore macht fast einen Purzelbaum vor Entzücken über das Tirami-Su und ruft:

„Das ist ja fantastisch! Wer hat das denn gemacht? Und wie nennt man es?" fragt er.

„Das ist Tirami-Su, Professor. Ein Dessert aus Italien. Hermione hat es gemacht," erklärt Ginny, die zu dem Zeitpunkt grade neben Dumbledore sitzt.

„Das ist ja traumhaft, Miss Granger! Könnte ich wohl das Rezept dafür bekommen?" erkundigt sich Dumbledore.

„Aber natürlich, Professor. Ich werde es für Sie ausdrucken und es Ihnen schicken, ich habe eine Version davon auf dem Computer," verspricht Hermione.

Das Essen ist jedenfalls ein voller Erfolg. Die Gespräche wollen nicht enden, aber schliesslich bringt Dobby Tee und Kaffee zum Dessert und Sirius und Remus bedienen alle, die zum Kaffee Lust drauf haben, mit Cognac, vom Nachbarn gebrannten Kirschen-, Zwetschgen-, und Apfelschnaps oder Grappa. Ich entscheide mich für einen kleinen Schuss vom Apfelschnaps. George schaut mich etwas erstaunt an, aber ich lache und sage:

„Probiere den nur, George! Einer unserer Nachbarn brennt selber Schnaps aus den Früchten, die's hier in der Gegend und in seinem Garten gibt und diese Schnäpse sind unwahrscheinlich lecker. Hier, riech mal! Schlägt jeden Cognac!"

Ich halte ihm das Gläschen vor die Nase, während Sirius mit der Flasche danebensteht und grinst.

„Mm! Riecht hervorragend! Mir auch einen, Sirius!"

„Aber bitte! Die Äpfel dafür kommen von den Bäumen in unserem Obstgarten. Unser Nachbar brennt den Schnaps für uns."

Sirius stellt ein kleines Gläschen vor George hin, der sofort wieder dran schnuppert und meint:

„Wenn der so gut schmeckt wie er riecht..."

Helen ist nicht begeistert.

„Das ist starker Tobak, Harry!"

„Deshalb trinke ich ja auch bloss diesen Fingerhut voll. Aber er schmeckt wirklich herrlich zum Kaffee. Hilft beim Verdauen. Hier ist ausserdem absolut nichts Künstliches dran, das versichere ich dir. Reiner gegärter, gebrannter Fruchtsaft."

Er rollt ganz sanft meinen Hals runter!

Schliesslich steht Remus auf und bittet um Aufmerksamkeit.

„Danke für eure Aufmerksamkeit. Zuerst mal noch einmal vielen Dank für euer zahlreiches Erscheinen zu dieser kleinen Party, das freut uns natürlich total, denn die Kinder haben viel Arbeit in die Vorbereitung gesteckt. Alle unsere Schüler haben sich schon lange drauf gefreut, natürlich besonders, weil ihr Eltern gekommen seid. Ein besonderes Bravo gilt Hermione und Justin, welche die Desserts gemacht haben und der Equipe, welche für das Brot verantwortlich ist, Mandy, Morag, Harry und Draco. Alle anderen haben sonst geholfen, beim Schmücken des Zimmers und beim Vorbereiten der Salate und dem Marinieren des Fleisches. Hier ist für einmal keine Zauberei im Spiel, sondern alles wurde mit Handarbeit gemacht.

Ein Grund für die Party ist natürlich der, dass sie alle mit euch nach Hause gehen dürfen. Aber es gibt noch einen, und den wollten sie sich gerne alle teilen und euch allen zeigen. Es wird eine grosse Überraschung für euch alle sein, da bin ich mir ziemlich sicher. Um es kurz zu erklären, muss ich erzählen, dass Harry und Hermione Sirius gebeten haben, sie in der Kunst des Animagus zu unterweisen. Ihr wisst wohl fast alle, dass das eine Hexe oder ein Zauberer ist, die sich in ein Tier verwandeln können. Sirius selber ist ein solcher Animagus. Einer von nur rund einem Dutzend, die es in diesem Jahrhundert geworden sind. Sirius hat angefangen, sie und Lily in dieser Kunst zu unterrichten, nachdem wir die Erlaubnis auch von Professor Dumbledore eingeholt hatten. Ein Schritt in der Vorbereitung ist die Herstellung eines Zaubertranks, mit dessen Hilfe man sein inneres Tier herausfinden kann. Fast jeder von uns hat ein inneres Tier. Als sie diesen Zaubertrank fertiggestellt hatten, war genügend vorhanden, dass alle davon trinken konnten und da alle neugierig genug waren, nahmen wir auch alle davon. Danach wollten es dann auch alle anderen lernen, auch ich selber, obwohl ich nicht sicher sein konnte, dass mein Körper eine weitere Verwandlung überhaupt tolerieren würde. Also unterrichtete Sirius am Schluss nicht drei, sondern fünfzehn Schüler. Aber alle haben wir unsere erste Transformation im April geschafft und seither haben alle fleissig trainiert und wir können unsere Formen problemlos über längere Zeit halten. Die Schüler wollten euch damit überraschen und es euch anlässlich dieser Party heute abend demonstrieren."

Er nickt uns Schülern zu und wir stehen alle auf.

„Am besten gehen wir alle hinauf in den obersten Stock, dort hat es mehr freien Raum..."

Oben angekommen, finden alle einen Platz und wir stehen da und warten darauf, unsere Tierform zu zeigen. Hagrid muss sich genau unter dem höchsten Punkt auf einen Sessel setzen, um es bequem zu haben, aber er ist total begeistert:

„Das is' ja grossartig, ist das! Kann es kaum erwarten, das zu sehen!"

Sirius steht auch da und fragt:

„Wer will denn zuerst? Du vielleicht, Neville?"

„Okay."

Nevilles Gran sieht komplett geschockt aus, und als sie ihren Enkel sieht, wie er sich in seinen Foxterrier verwandelt, rastet sie beinahe aus.

„Neville! Das hast du geschafft? Oh mein Kleiner, du warst doch immer beinahe hoffnungslos in Verwandlung! Das hast du toll gemacht, ich bin ja beinahe sprachlos!"

Neville läuft zu ihr und hopst um sie herum, so richtig wie ein aufgeregter Foxterrier. Sein Schwänzchen wedelt mit dem ganzen Hinterteil dabei. Mrs Longbottom lacht und weint zugleich und Dumbledore, der neben ihr sitzt, bemerkt:

„Er ist gross geworden, Augusta, nicht wahr?"

„Oh, sicherlich. Mr. Black, war das wirklich Ihr Tun? Ich habe ja oft und oft über Sie und James Potter geschimpft, weil Sie meinen Sohn so auf Abwege gebracht haben, aber hiermit haben Sie alles wieder gut gemacht. Neville, kannst du dich wieder zurückverwandeln?"

„Klar," ruft Neville, kaum, dass er wieder da ist. Er strahlt. Es kommt nicht sehr oft vor, dass seine Grossmutter ihn so grosszügig preist, also muss es ihm jetzt wohl wirklich gut tun.

„Sirius ist der beste Lehrer, den wir je hatten, zusammen mit Remus, Gran. Es war einfach, mit ihm zu lernen!"

„Ich bin wirklich stolz auf dich. Wie ich höre, warst du auch Teil einer Gruppe, die einen neuen Zauber erfunden hat?"

„Ja. Ich hatte sogar die Idee für unsere Gruppe. Mandy und Blaise haben das meiste an Arithmantischen Tabellen gemacht, Padma und ich machten vor allem die Tests. Mit dem Zauber kann ich jetzt magisch Pflanzen beschneiden."

„Gut gemacht!" lobt Mrs Longbottom noch mal.

„Und wer kommt jetzt?" fragt Sirius.

Ich schaue Hermione an. Sie nickt.

„Wir beide zusammen," sage ich.

Wir transformieren beide, Hermione in ihren Wolf, ich in den Hund. Helen und George sind völlig weg. Beide grabschen dann plötzlich nach uns und auch Arthur und Molly Weasley sind da und die Zwillinge überschlagen sich schier, vor allem vor Lachen über meinen Border Collie. Aber sie sind vollkommen baff über Hermiones Wolf. Sie ist grossartig, meine Verlobte, staunt ihr sie nur ruhig an!

„Hätte wissen müssen, dass da so was Starkes wie ein Wolf in dir steckt, Hermione," sagt George.

„Das ist fantastisch, Hermione! Was für eine Überraschung und was für ein unglaubliches Tier! – Also hat sie doch was Schockierendes gelernt, Remus!" sagt Helen, zuletzt zu Remus gewandt.

Der grinst.

„Wenn ihr vom ‚inneren Tier' sprecht, heisst das, dass man nicht wählen kann, was man für ein Tier wird, in das man sich verwandelt?" fragt Helen dann Sirius.

„Es gibt Methoden, bei denen kann man wählen. Man muss sich vorgängig für eine entscheiden. Aber ich habe eine einfachere und sicherere Methode gewählt. Auf diese Art bestand weit weniger die Gefahr, dass sie darin stecken bleiben konnten. Mir scheint sie auch besser, weil man dann wirklich zu dem Tier wird, das in einem drin steckt, das einem charakterlich auch am besten entspricht."

„Ich verstehe."

„Und die meisten anderen Methoden wurden seit langer Zeit kaum benutzt, es gibt also sehr wenig Erfahrungswerte damit, daher wollte ich keine zusätzlichen Risiken eingehen. Die Kinder stehen ja unter unserer Aufsicht, wir sind für sie verantwortlich, es war unsere Absicht, ihnen etwas Nützliches beizubringen, nicht sie in Gefahr zu bringen. In Gefahr waren sie ja so schon genug."

Helen lächelt. Sie mag Sirius wirklich gut leiden. Aber manchmal zieht sie ihn auf, indem sie ihm erzählt, dass sie ‚gefährliche Typen' immer schon anziehend fand. Er hat sie gern, weil sie ihn so unkompliziert behandelt. Als die Grangers letztes Jahr hier waren, hatten wir sehr viel Spass. Dad schnaubt auf ihre Bemerkung hin und gibt Sirius einen Schubs.

Hermione und ich verwandeln uns wieder zurück und setzen uns, um anderen das Feld zu überlassen. Mandy ist jetzt dran und transformiert in ihre schöne, rabenschwarze Katze. Ihre Eltern staunen sie an, dann unsere Lehrer, dann machen sie Mandy mit dünnen Lippen ein Kompliment, dass sie das sehr gut gemacht hat und bleiben sonst sehr reserviert. Mandy kommt zurück, aber die Enttäuschung steht ihr ins Gesicht geschrieben. Professor McGonagall wendet sich begeistert an die Brocklehursts und teilt ihnen mit, wie sehr sie sich darauf freut, Mandys weiteres Training in Hogwarts zu überwachen, und dass Mandy danach ein vollkommenes Doppelleben würde führen können, denn kaum jemand würde sie dann noch je für etwas anderes halten als eine Katze. Sie ist verdutzt, dass sich die Brocklehursts nur besorgt über ihre Tochter äussern. Mandy gibt es auf, aber später schreibt sie uns, dass sie auf alle Fälle schon nach einer Stelle sucht, bevor sie Hogwarts verlassen hat, weil sie nach der Schule auf keinen Fall zu ihren Eltern zurückkehren will. Jetzt ist sie noch dazu gezwungen, obwohl sie volljährig ist, denn sie ist ja finanziell noch von ihren Eltern abhängig.

Die Brocklehursts verlassen die Party jetzt schon. Mandy hat ihr Zimmer aufgeräumt und alle ihre Sachen in ihre Truhe geschafft. Sie hat ihre Apparierungslizenz, so dass sie jetzt bereit ist, mit den Eltern heimzukehren. Die verabschieden sich von Dumbledore und den Lehrern, dann haben sie ein äusserst kaltes Kopfnicken für Sirius und Remus übrig und machen sich zum Apparieren bereit. Aber Mandy macht fast eine überdeutliche Show daraus, Sirius und Remus zu umarmen. Remus gibt ihr Küsschen auf die Wangen und sagt sehr deutlich:

„Ich wünsche dir nur das Beste, Mandy. Es war wirklich ein grosses Vergnügen, dein Lehrer zu sein, denn du bist ein so begabtes Mädchen. Denke daran, dass dieses Haus hier für dich immer ein Zuhause bleibt, wenn du es brauchst. Komm jederzeit nach Hause."

„Danke, Remus, dafür bin ich sehr dankbar. Ich werde es wahrscheinlich brauchen, wenn ich Hogwarts verlasse. Danke, dass du mich so viel gelehrt hast. Ihr beide! Ihr wart beide super!"

Den ersten Teil davon sagt sie auf deutsch.

Dann gesellt sie sich zu ihren Eltern und alle drei disapparieren. Sobald sie verschwunden sind, wird die Party erst richtig lebendig. Ginny ist die nächste, die ihren Animagus vorstellt. Mrs Weasley schnappt entsetzt nach Luft, als sie sieht, wie aus ihrer Tochter ein Adler wird, der auf das Geländer flattert und dort ihre Flügel ausbreitet und sich hinunter ins Klassenzimmer gleiten lässt. Mrs Weasley schreit laut auf. Auch die anderen Erwachsenen halten die Luft an. Ginny kommt gleich wieder hochgeflattert, etwas mühsam, weil sie nicht viel Platz hat, aber sie schafft es.

„Ginny! Wie kannst du uns nur so erschrecken!" kreischt Mrs Weasley.

„Sorry, Mum, anders kann ich hier drin natürlich nicht fliegen, es ist zu eng und meine Flügel sind einfach zu breit," erklärt Ginny lässig, als sie wieder als Mensch da steht.

„Du könntest dich aber schlimm verletzt haben!" beharrt ihre Mutter.

„Gefällt dir mein Adler nicht, Mum?" fragt Ginny, ziemlich traurig über die mangelnde Begeisterung ihrer Mutter.

„Das Vieh macht Angst, Ginny! Ich bin immer noch geschockt darüber, dass ihr das gemacht habt, ohne uns auch nur ein Sterbenswort zu sagen! Ihr wisst doch, dass das illegal ist. Schliesslich arbeitet dein Vater fürs Ministerium!"

„Bevor du jetzt einen auf Trotzanfall machst, Mum, lass mich dir erklären, dass wir allesamt registrierte Animagi sind. Da ist überhaupt nichts illegal, es gibt keine Altersgrenze, wann man ein Animagus werden darf. Wenn ich jetzt noch eine Weile lang nicht nach England apparieren darf, so kann ich an die französische Küste apparieren und von dort fliegen! Du hast keine Ahnung, wie viel Freiheit mir diese Animagusform gibt. Für mich gibt's auf diesem Planeten nie eine Grenze. Apparieren kann man verfolgen, aber du musst schon wissen, dass der Vogel – und ich kann mit einem kleinen Verschleierungszauber aussehen wie irgend ein Zugvogel – am Himmel eigentlich gar keiner ist. Es ist ein wunderbares Gefühl. So zu fliegen hat mich so stark gemacht. Ist es nicht unglaublich?"

„Das ist es wohl, Ginny, aber es ängstigt mich eben."

„Nun, du wirst lernen müssen, dass wir erwachsen werden, Mutter, also hör auf, dich um uns ständig zu ängstigen. In weniger als einem Jahr bin ich volljährig. Du kannst uns nicht mehr wie kleine Kinder behandeln," sagt Ginny kühl.

Bevor sich das zu einem grösseren Familienstreit ausweiten kann, fragt Mr. Weasley Ron:

„Und was ist dein Tier, Ron?"

Ron verwandelt sich in seinen Fuchs und Justin folgt ihm gleich nach als Tigerkater. Dann kommt Draco dazu, der seine Siamkatze vorführt und die beiden Eulen kommen auch hervor. Dann verwandelt sich die restliche Hundemeute und die letzte verbleibende Katze, nämlich Ernie.

„Hier gibt es eindeutig ein paar Viecher zu viel im Haus," bemerkt Mrs McMillan, lacht aber dabei.

Sie beugt sich hinunter und hebt ihren Sohn in seiner Katzenform auf, um ihn zu streicheln.

„Ich muss schon sagen, dass Ernie etliches kuscheliger ist als Ginny, Molly. Sie schaut wirklich ziemlich bedrohlich aus, nicht wahr? Diesem Schnabel und diesen Krallen möchte ich jedenfalls nicht in die Quere kommen. Aber sehr elegant siehst du aus, Ginny! Sehr elegant, wirklich..."

„Ich kann Ernie mit meinen Klauen packen und herumtragen," sagt Ginny grinsend.

„Nun, das ist mir recht, solange du ihn mir nicht auffrisst!" antwortet Mrs McMillan lachend.

Ginny lacht auch und verspricht:

„Um ehrlich zu sein: Katze ist nicht auf der Liste meiner bevorzugten Nahrungsmittel. Ausserdem habe ich Katzen immer schon besonders gut gemocht. Und Ernie nimmt eine Menge weniger Platz im Bett ein, wenn er ein Kater ist."

Nachdem wir also alle gezeigt haben, was wir können, meldet sich noch Dumbledore zu Wort.

„Ich möchte euch für diese reizende Party danken. Ich fühle mich hier immer sehr zuhause, wenn ich euch besuche. Remus, Sirius, ihr habt hier eine wunderbare Atmosphäre geschaffen, zusammen mit euren Schülern. James und Lily, ihr habe das Eure dazu beigetragen und jedes Mal, wenn ich hier eingetreten bin, ob es nun während einer Schulstunde oder in eurer Freizeit war, habe ich den Eindruck einer richtig glücklichen Grossfamilie gewonnen. Alle anderen geschützten Häuser konnten wir auflösen und ich kann euch sagen, dass sie alle für die Schüler einen guten Schutz boten, aber sie wurden viel distanzierter geführt, ohne die Wärme und Fröhlichkeit, die mich hier immer empfängt. Ich kann es daher mehr als nur gut verstehen, dass ihr gern auch euer letztes Schuljahr noch hier verbringen möchtet. Nicht, dass es einfach war, das den Damen und Herren vom Schulbeirat zu vermitteln, aber sie haben letztendlich begriffen, dass wir Sie alle gar nicht zwingen können, wieder nach Hogwarts zu kommen. Drei von euch werden trotzdem zurückkommen, und ihr seid natürlich alle sehr willkommen. Und nun möchte ich euch allen noch einmal zu dieser grossartigen Leistung gratulieren, Animagi zu werden. Ein Animagus zu sein ist immer noch etwas ziemlich Seltenes und deshalb sehr Spezielles. Obwohl ich sicher bin, dass der grösste Teil aller Animagi nicht registriert ist, wir daher gar nicht wissen können, wie viele es wirklich gibt, habt ihr eine aussergewöhnliche Leistung vollbracht.

Ich habe ausserdem die Extra-Punkte gesehen, die Professor Flitwick euch für eure Zauberkunstprojekte verteilt hat. Er war natürlich vor allem tief beeindruckt von Ihrem Projekt, Miss Granger, und ich bin selber sehr überzeugt davon, dass Sie in der magischen Welt mit Ihrer Erfindung einen sensationellen Erfolg haben werden. Und wahrscheinlich machen Sie sich damit finanziell für den Rest Ihres Lebens unabhängig. Stellen Sie auf alle Fälle sicher, dass Sie sich vom Ministerium nicht um die Früchte Ihrer Arbeit bringen lassen! Sie haben Anspruch auf einen guten Anteil an Ihrer Erfindung für die nächsten hundert Jahre! Stellen Sie vor allem sicher, dass Sie auch an den Gebühren beteiligt werden, die das Ministerium jährlich erheben wird. Danach brauchen Sie sich um eine Arbeitsstelle gewiss nicht mehr zu bemühen und werden Ihre ideellen und politischen Ziele verfolgen können..."

Dumbledore zwinkert Hermione zu.

„Mit ebenso grossem Vergnügen habe ich gesehen, was die anderen Schüler für Projekte auf die Beine gestellt haben. Liebe Eltern, ich weiss nicht, was Ihnen Ihre Kinder bereits erzählt haben, aber sie haben zusammen ungefähr acht verschiedene Zauber erfunden. Da ist zunächst einmal ein Zauber, mit welchem man Pflanzen beschneiden kann. Pomona, ich bin sicher, dieser Zauber wird dir viel Freude bereiten und du wirst ihn gewiss oft benutzen. Es wird dich gewiss nicht überraschen, dass Neville Longbottom die Idee dazu hatte, und ihn mit Blaise Zabini, Mandy Brocklehurst und Padma Patil zusammen entwickelt hat.

Eine Gruppe von Zaubern macht es uns nun möglich, sensible Muggelgeräte, welche sonst nur mit Elektrizität betrieben werden können, auch magisch zu benutzen und sogar zu reparieren. Die Idee hierzu hatte Miss Ginevra Weasley, Ernie McMillan, Parvati Patil und Draco Malfoy beteiligten sich an der Entwicklung der Zauber, drei an der Zahl.

Und schliesslich noch etwas Unterhaltsames nach all diesen nützlichen Dingen: die Anpassung eines Muggelspiels, das Trivial Pursuit heisst, auf ein magisches Spiel. Die Idee dazu hatte Justin Finch-Fletchley, bei der Umsetzung halfen ihm Harry Potter, Ron Weasley und Morag MacDougal. Hierfür haben sie drei neue Zauber entwickelt und einen bestehenden modifiziert.

Das ist aussergewöhnliche Arbeit von Sechstklässlern. Eure Häuser danken euch für die Akkumulation von sehr vielen Hauspunkten, und ihr wisst es in der Zwischenzeit wohl schon, dass dank Miss Grangers zweihundert Punkten Gryffindor mit einem Vorsprung von 28 Punkten auf Ravenclaw dieses Jahr wiederum den Hauspokal gewonnen hat. Die grosse Mehrheit der Zauberer und Hexen erfindet nie einen eigenen Zauber, ja, die meisten haben noch nicht einmal je einen Zauber modifiziert. Lasst mich euch also allen noch einmal gratulieren.

Und Mr. Finch-Fletchley, wenn Sie es wünschen, kann der Muggelverbindungsbeamte beim Ministerium Sie in Kontakt mit den Besitzern der Rechte an diesem Spiel bringen, damit Sie es vielleicht sogar in unserer Welt vermarkten können. Ich könnte mir vorstellen, dass dann bald in fast jedem Haushalt eines auftauchen würde. Und bestimmt in jedem Gemeinschaftsraum in Hogwarts."

Justin strahlt. Es war seine Idee und ich finde sie immer noch super. Ich habe auch schon daran gedacht. Er sollte sich das überlegen, solche Sachen auch weiterhin zu machen. Ich bin sicher, dass sich da noch eine Menge Spiele finden liessen, die man für die magische Welt adaptieren könnte. Schliesslich müssen wir uns alle langsam Gedanken darüber machen, was wir nach der Schule tun wollen. Ron will immer noch ein Auror werden. Ich weiss, dass das eine Sache ist, die ich ganz bestimmt nicht mehr werden will. Ich habe zu viel Übel gesehen, das reicht für zwei Leben, also muss ich mich nicht für den Rest meines Lebens auch noch damit abgeben. Ich bin Voldemort ein oder zweimal zu oft gegenübergestanden, um von so einem Beruf noch zu träumen. Ganz abgesehen davon, dass es für Auroren in der nächsten Zeit wahrscheinlich nicht mehr allzu viel spannendes zu tun gibt.

Ich hoffe, dass Hermione stinkreich wird mit ihrer Erfindung. Es sollte sich für einige Zeit auszahlen, denn ich bin überzeugt, dass die vom Ministerium sich darauf stürzen werden. Und wenn das System einmal läuft, ist ihm der Erfolg bestimmt sicher. Sie hat Ideen, was sie noch erweitern könnte, aber das kann sie auch alles noch machen, wenn die Spiegel schon benutzt werden können. Sie wird noch etwas damit zu tun haben, aber es wird sie nicht so beschäftigen, dass meine kleine geniale Wölfin nicht noch Zeit für eine Menge anderes haben wird. Ich werde mich zurücklehnen und ihr zusehen, wie sie, sagen wir mal in zehn bis zwanzig Jahren Ministerin der Magie wird. Ich bleibe dann zuhause und kümmere mich um die Familie. Sie wird die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen und mich wird man langsam vergessen.

All das natürlich nur, solange sie meine Geliebte bleibt!

Als die Party sich so langsam auspendelt, machen wir uns alle bereit, abzureisen. Die Weasleys apparieren nach Hause, Ginny und Ernie gehen mit den McMillans, Hermione, ich selber, Justin und Ron werden das Vergnügen haben, mit den Grangers und den Finch-Fletchleys morgen früh im Flugzeug nach England zu reisen. Sirius wird uns auf den Flughafen bringen. Ich bin noch nie zuvor im Flugzeug geflogen, daher freue ich mich darauf.

Morag und ihre Eltern apparieren auch gleich von der Sunnegg zu ihrem Haus in Yorkshire. Draco, Parvati, Padma und Blaise begleiten die Patils nach England. Sie sind alle schon weg, bevor wir ins Bett gehen. Wir bekommen etwa drei Stunden Schlaf, bevor wir wieder aufstehen müssen. Wir haben alles schon vorher gepackt. Hedwig, die jetzt wieder schön weiss ist, wird von Dobby morgen abend zu den Grangers geschickt. Sollte es nötig sein, haben wir für die Kommunikation ja jetzt Hermiones Commumirrors.

Sirius

Ich wecke alle früh genug, um ihren Flug in Zürich zu erreichen. Als alle durch die Passkontrolle verschwunden sind, mache ich sofort kehrt und fahre so schnell wie möglich nach Hause. Remus wartet mit unserem Gepäck. Wir verabschieden uns für zwei Wochen von Dobby und Winky. Ich kann es kaum erwarten an unser Ziel zu kommen. Es wird bestimmt himmlisch. Nur wir beide für zwei ganze Wochen zum ersten Mal seit fast zwanzig Jahren. Zwar sind James und Lily mit von der Partie, aber sie werden uns gerne viel Raum lassen, so dass wir das Gefühl bekommen, ganz unter uns zu sein. Wir beladen und unser Auto und verteilen uns so auf die vorhandenen Sitzreihen, dass wir alle bequem Platz finden. Wir fahren los, ich übernehme die Karte, Remus das Steuer. Natürlich haben wir noch eine ganze Weile keinen Bedarf für die Karte, da wir genau wissen, wo wir durchfahren müssen, bis wir die Grenze in Genf erreichen. Nach einiger Zeit müssen wir tanken und Remus bittet mich:

„Erinnere mich daran, in Genf nochmals zu tanken, denn in Frankreich wird's verdammt teuer."

„Mache ich. Obwohl ich dich wohl kaum wirklich erinnern muss, Liebster."

Ich habe eine ganze Anzahl von CDs ins Auto mitgenommen und spiele jetzt Disc-Jockey. Wir geniessen die Fahrt und die Musik. Zum Mittagessen halten wir irgendwo am Genfer See. Remus verlässt die Autobahn und wir fahren durch ein paar Dörfer, bis wir ein nettes kleines Restaurant finden. Es gibt sehr traditionelle Vaudoise Küche, aber die schmeckt hervorragend. Erfrischt kehren wir zurück auf die Autobahn. Ich habe das Steuer jetzt übernommen, während Remus sich neben mich setzt.

„Wie wär's mit einem schönen, ausgiebigen Schläfchen, Schatz?" frage ich ihn.

„Klingt nach einer guten Idee."

Ich halte bei der nächsten Gelegenheit auf einem Rastplatz, er verschwindet auf den hintersten Rücksitz und verwandelt sich in den Wolf. Dann rollt er sich auf der Bank bequem zusammen und ist fast sofort weg. Ich schalte die Musik leiser und fahre bis kurz vor Genf. Bei einer Tankstelle halte ich an, um Remus zu wecken und zu tanken. Lily legt verstohlen einen Verschleierungszauber über den Wolf, damit Remus sich zurückverwandeln kann, ohne, dass ihn jemand sieht.

Die Grenzüberquerung ist kein Problem, da wir alle fünf Bürger eines EU-Landes sind. Das ist eine Entwicklung in der Muggelwelt, die ich zur Gänze verpasst habe. Ich kann mich noch knapp daran erinnern, dass England ein Mitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft wurde, aber dass daraus die Europäische Union wurde, habe ich natürlich nicht miterlebt. Ich finde das eine positive Entwicklung und habe gar nichts dagegen, dass man nicht mehr überall seinen Pass hervorziehen muss. Zusammen finden wir die richtige Autobahn. Es wird so langsam Zeit fürs Abendessen und so verlassen wir die Autobahn in Aix-les-Bains, eine kleine Stadt an einem netten kleinen See, wo wir ein gutes Restaurant finden. Wir nehmen uns Zeit und teilen uns zu viert eine Flasche guten Weins zu einem ausgezeichneten Essen. Danach gehen wir auf einen ausgedehnten Spaziergang entlang des Sees, an dem es eine wunderbare Promenade gibt. Es ist lange hell, daher geniessen wir die Abendsonne. Nachdem es gestern geregnet hat, ist es heute wieder schön und warm. Wir haben keine Eile, weil wir erst morgen früh an unserem Ziel ankommen wollen. Ich übernehme es, die nächste Strecke zu fahren, also steigen wir ein und Remus setzt sich wieder auf den Rücksitz, um noch ein bisschen zu schlafen. Remus hat mir auf der Karte gezeigt, wo ich durchfahren soll. Ich bleibe auf den Hauptstrassen. Die Musik lasse ich im Moment bleiben, denn Remus schläft wieder. Lily schläft ebenfalls, James kommt zu mir nach vorne, damit wir uns leise unterhalten können.

Von Aix-les-Bains südlich nach Grenoble. Dafür brauche ich eine gute Stunde. Dann weiter nach Valence. Als Remus aufwacht, bin ich schon in der Nähe von Montélimar. Er transformiert und appariert auf den Beifahrersitz. Dann fragt er gähnend:

„Wo sind wir?"

„Kurz vor Montélimar."

„Nougat," sagt er mit einem Grinsen.

„Was?" Ich bin etwas verwirrt. Was hat Nougat damit zu tun, dass wir Montélimar erreichen?

„Da wird der beste Nougat hergestellt, Padfoot. Montélimar ist sogar eine Qualitätsbezeichnung für Nougat."

„Ach so."

Remus. Wenn ich mal irgendwo hinkomme, und es ist ein Ort, über den er absolut nichts weiss, dann haben wir uns verirrt.

„Magst du noch? Ich kann sonst wieder übernehmen."

„So eine Stunde geht's noch."

„Gut."

Er sucht eine CD hervor und steckt sie in den Spieler. Eine Weile lang hören wir einfach nur den Beatles zu während ich fahre. In den letzten zwei Jahren haben wir ungefähr einen halben Plattenladen voll CDs gekauft. Eine Menge davon haben wir übers Internet bestellt. Ich finde es wirklich gut, wie einfach das geht, und dass ich dort alle meine alten Lieblingssachen finde und auch Remus' Klassik. Also haben wir die Kreditkarte fleissig benutzt. Die wird von einem Konto, das wir auf einer Muggelbank eingerichtet haben, direkt bezahlt. Gringotts füttert dieses Konto regelmässig von einem der alten Black-Konten. Das Gold darin hat schon viel zu lange herumgelegen und muss wieder zirkulieren. Ich glaube nicht, dass ich das je in meinem Leben werde ausgeben können. Ausser wenn Remus und ich Kinder adoptieren sollten, werden wir ja keine Erben haben. Streng gesehen wären meine direkten Erben Draco und Tonks, denn beide sind Kinder von Cousinen ersten Grades. Aber Draco hat selber schon mehr geerbt als er je ausgeben kann, dem werde ich nichts zusätzlich hinterlassen! Sicher wird einiges an Tonks weitergehen, aber die wird dann fast so alt sein wie ich – hoffentlich – wenn ich mal abtrete und wird es wohl kaum mehr benötigen. Also verwöhne ich meinen Liebsten nach Strich und Faden.

Remus übernimmt das Steuer kurz, bevor wir Avignon erreichen, das wir umfahren. Wir schauen nach der A9 aus, die uns bis nach Agde bringen wird. Es ist noch ein langer Weg bis dahin, trotzdem kommen wir etwas zu früh an, um im Hotel einzuchecken. Also parkieren wir das Auto erst mal, schliessen gut ab und setzen noch einen kleinen Zauber drauf. Dann spazieren wir durch diese hübsche kleine Stadt, die ziemlich künstlich aussieht, denn sie ist als ein ‚Fischerdorf' gebaut worden, hat aber kaum je einen richtigen Fischer gesehen, es sei denn als Urlauber. Malerisch ist es trotzdem. Und trotz der vielen Touristen finden wir viel von dem französischen Charme, den Remus so liebt. Er wird das Sprechen übernehmen müssen, denn ich kann kein Wort französisch, und er spricht es fliessend. Ich habe nicht viele Leute kennen gelernt, die sich locker in fünf Sprachen unterhalten können, aber Remus sagt, dass in seiner Familie fast alle mindestens drei oder vier Sprachen beherrschen.

Um neun checken wir im Hotel ein und kurz danach werden wir zu unseren Zimmern geführt. Unseres hat ein schönes grosses Bett und ist recht grosszügig. Es hat auch einen hübschen Balkon, natürlich mit Sicht aufs Meer. James und Lily haben ihres gleich nebenan. Ich kann es kaum erwarten, schwimmen zu gehen. Remus nimmt sich wie immer seine Zeit, füllt eine Tasche mit einem Buch, einem Tuch, der Sonnenschutzcreme und ein paar Francs. Zum Meer ist es nicht weit, aber nach der langen Fahrt geben wir uns mit dem Schwimmbad des Hotels zufrieden. Wir finden leere Liegestühle und legen unsere Sachen ab. Ich ziehe meine Sandalen und die Shorts, die ich über meiner Badehose trage und mein T-Shirt aus. Dann schaue ich Moony an, der vom Fahren immer noch ziemlich erschöpft ist. Heute Nachmittag werden wir beide ein schönes langes Nickerchen machen, aber jetzt bin ich richtig hungrig nach Abkühlung im Schwimmbad.

„Ich springe ins Wasser, um ein bisschen zu schwimmen, Liebster, magst du auch?" frage ich Remus.

„Geh nur, Schatz, ich ziehe den Schatten und mein Buch vor. Ich bin ziemlich müde."

„Okay."

Ich geniesse eine ausgiebige Runde Schwimmen. James kommt mit, aber nach einer Weile löst er Lily ab, die sich mit Lizzie abgibt, damit auch sie sich kurz im Wasser abkühlen kann. Es tut so gut, mich nach dem langen Stillsitzen im Wasser zu bewegen. Nach über einer Stunde kehre ich zu unseren Liegestühlen zurück. Remus schläft tief und fest. Ich nehme das Buch von seiner Brust und setze mich neben ihn. Dann wecke ich ihn vorsichtig auf. Er sollte nicht in der Sonne schlafen, auch wenn er unter einem Sonnenschirm sitzt.

„Hast du Hunger, Liebster?" frage ich ihn.

„Nicht sehr. Warum?"

„Dann schlage ich vor, dass wir uns zu einem Schläfchen zurückziehen. Und ich meine schlafen."

Er lächelt.

„Ja, du hast recht, ich sollte nicht hier draussen in der Sonne schlafen."

„Guter Junge. Komm! – Treffen wir uns am späten Nachmittag zum Abendessen, Lily?"

„Um fünf an der Rezeption?" schlägt sie vor.

„Gemacht!"

Fünf Minuten später sind wir ausgezogen und im Bett. Das Zimmer ist mit einer Klimaanlage versehen und es ist ziemlich kühl, daher ziehe ich die Decken hoch und wir kuscheln uns aneinander. Beide sind wir gleich weg.

James

Ich schaue den beiden nach, bis sie verschwunden sind. Wir können die Mahlzeit natürlich wegen Lizzie nicht auslassen, also setzen wir uns etwas später ins hoteleigene Restaurant, wo Lizzie von unseren Tellern ihr Futter erhält. Bisher ist sie vor allem mit Muttermilch, gekochtem Gemüse und zermanschten Früchten ernährt worden, aber jetzt interessiert sie sich so langsam auch für alles, was wir essen. Ich nehme an, dass unser Leben nächstens komplizierter wird, wenn sie anfängt, die Welt um sie herum zu entdecken. Bisher war noch alles bekanntes Territorium, aber jetzt ist mit unserem Erfahrungsschatz bald Schluss. Das ist schon ein eigenartiges Gefühl – wir haben zwei Kinder, aber wir haben keine Erfahrungen gesammelt, wir hatten Harry ja nur, bis er fünfzehn Monate alt war. Zudem ist Lizzie ein ganz anderes Kind als Harry, aber das hat vielleicht zum Teil auch damit zu tun, dass wir diesmal unter keinerlei Stress standen, ganz im Gegensatz zu damals mit Harry.

Nachdem wir gegessen haben, gehen wir hinauf in unser Zimmer. Für Lizzie ist ein Kinderbett hinein gestellt worden. Das Zimmer ist gross genug, dass das Kinderbett darin kaum nennenswert Platz wegnimmt. Wir verfrachten die Kleine also in ihr Bettchen, schliessen die Vorhänge und ziehen uns aus. Dann schlüpfen auch wir unter die Decken, um uns von der langen Fahrt richtig auszuruhen.

Sirius

Obwohl wir geplant hatten, in diesen Ferien viel zu faulenzen und Spass im Bett zu haben, dachten wir doch eigentlich nicht, dass wir erst mal nur schlafen würden. Aber die nächsten zwei Tage verschlafen wir zum grössten Teil. Wir haben mehr geschlafen, als ich mich je erinnern kann. Wir werden doch nicht etwa alt? Aber dann denke ich, dass wir gar nicht gemerkt haben, wie anstrengend die letzten zwei Jahre gewesen sind. Wir waren verantwortlich für den Unterricht und den Unterhalt von dreizehn äusserst lebendigen Teenagern. Auch wenn sie uns viel Privatsphäre liessen, so waren sie doch sehr präsent. Ich hatte meine Kraft noch nicht wiedererlangt, auch zwei Jahre nach meiner Flucht aus Azkaban nicht, denn die beiden Jahre, die ich auf der Flucht vor einer Wiederergreifung verbracht habe, waren auch nicht grade gesundheitsfördernd. Ich fand mich sogar entsetzlich schwach, doch trotz der Arbeit hatte ich das Gefühl, dass ich mich erstaunlich gut erholte. Die wiedererstandenen Freunde hatten natürlich einen riesigen Anteil daran.

Und jetzt, da wir endlich freie Zeit für uns alleine haben, schlafen wir! Wir scheinen es wirklich sehr nötig zu haben. Es ist nicht verschwendete Zeit. Nachdem wir zwei Tage und zwei Nächte durch geschlafen haben, fangen wir doch an, unsere nähere und weitere Umgebung zu erkunden. Meistens machen wir am Vormittag kurze Ausflüge während es noch kühl genug ist und kehren dann ins Hotel zurück, wenn es richtig heiss wird, um in unserem kühlen Zimmer mit heissem Sex wieder warm zu werden. Ich finde, dass unser Sex jeden Tag noch besser wird. Ich frage mich, ob es deshalb ist, weil wir jetzt so entspannt und ausgeruht sind. Moony ist der schönste Mann der Welt und ich hätte nie gedacht, dass das je passiert, aber er lässt sich jetzt sogar dazu herbei, in Shorts und dünnen, ärmellosen Leibchen spazieren zu gehen. Er ist natürlich völlig besessen davon, immer gut mit Sonnenschutzmittel eingeschmiert zu sein, aber nach einigen Tagen beginnt auch er zu bräunen und seine Haut, wenn auch nicht braun, hat diesen goldenen Schimmer, fast so wie seine Augen. Von der Sonne ist wieder mehr Blond in den hellbraun-grauen Haaren und es gibt eigentlich nur eine Art, ihn zu beschreiben: er ist ein unglaublich attraktiver Mann und wirkt auf mich immer genauso sexy wie als ganz junger Mann.

Am Pool und am Strand muss ich wirklich auf ihn aufpassen, denn er zieht die Blicke von etwa der Hälfte der Frauen und einiger Männer auf sich. Es ist auch kein Wunder, denn er hat endlich genügend Fleisch auf den Knochen und sein Körper ist jetzt schön mit Muskeln an den richtigen Stellen bestückt. Nicht bepackt, aber er sieht wirklich gut aus. Er hat die sehr schlanke, aber fitte Figur eines Dauerläufers. Ganz schmale Taille, ziemlich schmale Hüfte, aber einen hübschen kleinen Hintern. Die Beine sind lang, muskulös schlank, aber stark. Er hat nicht übermässig breite Schultern, aber da sind weit mehr Muskeln als man von aussen sieht. Seine Haare sind in den letzten zwei Jahren wieder länger geworden und sind jetzt fast so lang wie meine. Er trägt sie meist im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden oder manchmal sogar zu einem Zopf geflochten.

Ich habe noch nicht ausgetüftelt, ob die Männer ihn ärgerlich anschauen, weil er die Blicke ihrer Frauen auf sich zieht, oder ob sie ihn begehren. Ihn begehren kann ich natürlich nicht tolerieren, denn er gehört einzig und allein mir. Aber ich weiss eh, dass ich da von meinem Liebsten gar nichts zu befürchten habe. Er zeigt mir jeden Tag, wie sehr er mich liebt. James beobachtet uns mit grossem Vergnügen und zieht uns wie früher kräftig auf.

Tagsüber machen wir mit James und Lily Fahrten aufs Land, um zwischendurch noch etwas anderes zu sehen, als nur uns gegenseitig. Remus geniesst Lizzie, die ihn ganz offensichtlich ebenso heiss liebt wie Harry als Baby.

Am späteren Nachmittag sieht man uns dann auf diesen wunderschönen, endlosen Stränden hier. Natürlich hat's eine Riesenmenge Leute, denn die Hochsaison beginnt gerade, aber das ist uns vollkommen egal. Es macht grossen Spass, mit Lizzie am Strand und im flachen Wasser zu spielen. Sie lernt Salzwasser kennen und verabscheuen. Aber sie liebt es trotzdem auf den Armen von Daddy und Onkel Moony in den Wellen zu schaukeln. Mummy und Onkel Padfoot sind bei diesen Spielen völlig abgemeldet. Es sei denn, Onkel Padfoot ist Padfoot.

Es gibt hier auch eine grosse FKK-Kolonie, an deren Strand wir auch manchmal auftauchen. Es hat erstaunlich wenig Überzeugungsarbeit gebraucht, um Moony dazu zu bringen, seine Kleider alle fallen zu lassen. Ich glaube, ihm gefällt, dass Nacktsein unter lauter anderen Nackten keine spezielle Aufmerksamkeit erregt. Doch bei unserem ersten Mal dort hat er meine Hand sehr fest gehalten, während wir dem Wasser entlang gehen. Ich weiss, dass er es wirklich nicht mag, wenn die Leute seine Narben anstarren und er hat einige, die schon ein bisschen angsteinflössend sind. Ich glaube sogar, er fürchtet es mehr, dass jemand seine Werwolfbissnarbe sieht als seinen Schwanz. Aber alle diese Narben kann man auch dann sehen, wenn er nur in seiner Badehose herumläuft. Und seine ist erst noch winzig! Sie lässt seine Hinterbacken völlig unbedeckt und das finde ich ausgesprochen sexy, aber genau diese hübschen runden Hinterbacken meines Liebsten ziehen auch wieder die Blicke an, oftmals auch einen zweiten und dann einen dritten Blick. Ich war erstaunt, dass er so ein freizügiges Stück Bekleidung überhaupt gekauft hat. Auf jeden Fall hat er sich schon sehr unsicher gefühlt an diesem ersten Tag und meine Seite nie auch nur mehr als ein paar Zentimeter verlassen. Entweder halten wir uns bei der Hand oder ich fühle seinen Arm deutlich um meine Taille. Aber es hat mich nicht nur gerührt, es hat mich auch amüsiert und ich glaube, ich habe ihn in der Öffentlichkeit noch nie so oft geküsst wie an diesem Tag. Wenn er diese Art von Versicherung braucht, wer bin ich denn, ihm diese zu verweigern?

An einem Abend spazieren wir barfuss am Wasserrand entlang. Es ist wunderbar warm und vom Meer weht eine leise Brise, welche die Hitze des Tages langsam vertreibt. Es ist noch nicht Hochsommer, daher sind die Temperaturen für uns noch erträglich. Wir haben auch Glück mit der Mondphase, denn es ist das letzte Mondviertel, in vier Nächten ist Neumond und dann werden wir grade zum ersten Viertel heimkehren. Händchenhaltend spazieren wir und es ist das schönste Gefühl der Welt. Langsam werden wir hungrig, aber die übliche Zeit fürs Abendessen ist hier um neun Uhr abends, also haben wir noch viel Zeit, denn es ist erst sieben. Die Leute, vor allem die Familien verschwinden jedoch schon so langsam vom Strand. Wir haben ihn mehr und mehr für uns und sehen eine ganze Reihe anderer Pärchen, welche die abendliche Ruhe am Strand ebenfalls ausnützen wollen. Ich fühle, wie Remus' Hand sich aus meiner schleicht und seinen Arm, der sich dann um meine Taille schlingt. Ich lege meine um seine Schultern und halte kurz an, um ihn anzusehen. Er ist nur ein paar Zentimeter kleiner als ich, und ich muss mich nicht weit vorbeugen, um ihn zu küssen.

„Ich liebe dich," sagt er leise, als wir uns nach einer Weile lösen.

„Ich liebe dich auch, Moony," bestätige ich und schaue in seine Augen.

Sie sind so voller Liebe, diese Augen. Ich finde es immer wieder unglaublich, wie viel Liebe dieser Mann schenken kann. Nicht nur mir, obwohl ich sicher das Zentrum seiner Aufmerksamkeiten bin, aber allen anderen, denen er begegnet, unseren Schülern, den Schülern, wenn sie nach der Schule mehr unsere Kinder sind, den Hauselfen, unseren Kollegen, selbst Fremden, von denen er eine Dienstleistung erhält, jeder, der es mit meinem wunderbaren Moony zu tun bekommt, erhält seine volle Aufmerksamkeit und ein kleines Stückchen dieser Liebe. Obwohl das die meisten gar nicht merken, weil sie nicht darauf achten. Aber es gibt nichts, was Remus nicht mit Liebe tut. Ausser natürlich zu kämpfen, wenn er es denn muss, dann aber ist mit ihm nicht gut Kirschen essen. Meistens wundere ich mich, woher er das immer alles nimmt, weil er so oft nichts bekam, aber immer noch geben konnte. Die Menschen haben ihn so oft so miserabel behandelt, dass ich schreien möchte. Und trotzdem hat er nie aufgehört, sich selber zu sein. Ich ziehe ihn fest an mich und halte ihn lange Zeit fest im Arm. Dies sind die Augenblicke, in denen ich mich an einige der Gründe erinnere, warum ich ihn so liebe. Welch ein Geschenk seine Liebe für mich ist. Wie sehr ich alles tun will, damit er glücklich und sicher bleibt. Weil er so viel gibt, will ich alles unternehmen, dass ich ihn nie verliere.

„Du hast nicht mal eine Ahnung, wie sehr ich dich liebe," flüstere ich.

Remus

Ich bete ihn an! Ich liebe ihn, wenn er so romantisch ist. Und er ist ein Romantiker, so sehr, dass viele ihn als sentimental bezeichnen. Ist mir aber völlig schnuppe. In diesem Moment will ich ihm einfach zeigen, was er mir bedeutet. Jedes Mal, wenn er mir sagt, dass er mich liebt, vergoldet er meinen Tag.

Während der Ferien lernen wir natürlich ein paar Leute kennen und es werden auch Fotos geschossen. Wir waren keiner Homophobie ausgesetzt, haben sogar das eine oder andere schwule Paar gesehen. Dass wir offensichtlich mit James und Lily hier sind, hat wohl auch dazu geführt, dass wir mit anderen Leuten ins Gespräch gekommen sind.

Dieser Urlaub ist die beste Zeit, die Sirius und ich je zusammen verbracht haben. Wir hatten nämlich verdammt wenig Zeit zusammen, denn in der ersten Zeit unserer Liebe waren wir noch in Hogwarts und gleich danach waren wir voll im Krieg und taten eigentlich sehr wenig ausser Todesser bekämpfen. Unser einziger Ruhepunkt in diesen drei Jahren, bevor alles in Schutt und Asche aufging war Godric's Hollow. Lily hielt uns zusammen und motivierte uns, weiterzumachen, nicht aufzugeben. Dorthin zu gehen und mit Baby Harry zu spielen hielt uns aufrecht und ersetzte Ferien für uns. Jetzt aber geniessen wir diese ersten richtigen Ferientage in unserem Leben umso mehr, als wir sie auch mit unseren Freunden teilen dürfen.

Gedanken an Baby Harry und jedes Mal, wenn ich die kleine Lizzie im Arm halte, erinnern mich an das Einzige, was zu meinem vollständigen Glück fehlt. Wir werden nie ein gemeinsames Kind haben. Weder Sirius noch ich haben Lust auf eine Adoption, schon nur deshalb, weil wir wohl kaum eine Chance hätten, überhaupt Kinder zu adoptieren, da ich ein Werwolf bin, egal wie zahm ich bin. Aber ich bin ziemlich gut darin, diesen heimlichen Wunsch zu verdrängen, denn ich bin ja nun wirklich über alles glücklich mit meinem Partner.

Als es Zeit fürs Abendessen wird, drehen wir um und wandern langsam wieder in Richtung unseres Hotels. Wir sind ziemlich weit gegangen, daher brauchen wir fast eine Stunde, bis wir wieder zurück sind. Ich hole den Schlüssel vom Rezeptionisten, dann gehen wir in unser Zimmer, um uns für den Abend umzuziehen. Wir gehen kurz unter die Dusche und waschen unsere Haare. Wie praktisch, dass wir mit einem netten kleinen Zauber unsere Haare trocknen können. Wir bürsten sie allerdings von Hand aus. Siris glänzen schwarz und seidig. In dem Augenblick, in dem er seine Bürste ablegt, fahre ich ihm mit meinen Händen in die Haare und lasse seine seidigen Strähnen durch meine Finger gleiten. Er grinst.

„Hast du drauf gewartet oder was?" fragt er.

„Klar..." murmle ich und beuge mich vor, um ihn zu küssen.

Wir gehen aus und finden ein gutes Restaurant. Ich habe grossen Appetit auf Paella, also machen wir uns auf die Suche nach einem spanischen Restaurant. Wir werden sogar ziemlich bald fündig. Mm, das Zeug schmeckt grossartig. Ich leere die ganze, ziemlich üppige Platte. Sie servieren es gleich in der speziellen Paella-Pfanne. Dazu leeren wir zu viert zwei ganze Flaschen Rioja. Nach dem Dessert geniessen wir noch einen Espresso, danach entschuldigen sich James und Lily und kehren ins Hotel zurück. Wir beiden spazieren langsam durch den Ort und halten Ausschau nach einem Tanzlokal. Weit brauchen wir nicht zu gehen, denn es gibt eine ganze Reihe von Bars und Dancings verstreut im ganzen Städtchen. Der Abend wird spät, die Songs werden immer langsamer und Sirius und ich geniessen geschlossenes Tanzen. Er schwenkt mich sanft zum Klang der Musik und wir küssen uns fast dauernd. Hatte ich geglaubt, dass das Wochenende in Montreux das Romantischste sein könnte, was wir je erleben? Wir sind grade dabei, dieses Erlebnis weit zu übertreffen, und das nicht nur, weil wir mehr Zeit zur Verfügung haben.

Auf dem Weg zurück ins Hotel versuche ich, die Gründe dafür zu analysieren, während er meine Hand ganz fest in seiner hält. Ich denke, dass dies hier noch mal so gut ist, kommt wohl hauptsächlich daher, dass wir unsere Beziehung endgültig gefestigt haben. Als wir nach Montreux fuhren, war alles doch noch ziemlich neu, na ja, erneuert, wir fanden erst noch richtig zusammen, aber jetzt sind wir ein gut eingespieltes Paar, die Beziehung hält fest und wir sind uns der Liebe des anderen vollkommen sicher. Ausserdem ist wieder Frieden in unsere Welt eingekehrt und wir sind frei.

Mit all unseren negativen Erfahrungen können wir aber beide nicht umhin, irgendwie zu erwarten, dass irgendwann eine Bombe hochgeht, die unser ganzes Leben von neuem ruinieren könnte. Diese Angst werden wir wohl nie ganz ablegen. Sie hat sich etwas gelegt, als Harry und Dumbledore Voldemort und dessen Geist um die Ecke gebracht haben, aber wir werden wohl auch unser Leben lang viel für unsere Beziehung tun, was auch ein Vorteil sein kann. Die schlimmste Gefahr ist sicher weg. Aber die Explosion, die unser Leben vor sechzehn Jahren so umgekrempelt hat war so riesig, dass wir sie sicher nie aus unserer Erinnerung löschen können. Dieses Bewusstsein hilft uns aber auch, jede Minute Beisammensein als kostbar zu empfinden und dankbar für das zu sein, was wir haben.

„Du siehst aus, als ob du finstere Gedanken wälzt, Liebster? So weit weg..." fragt mich Sirius plötzlich.

Es ist wahr, ich war so tief in Gedanken, dass ich beinahe vergessen habe, wo wir sind. Ich schaue ihn lächelnd an.

„Bisschen..." gebe ich zu.

Er legt den Arm um meine Schultern und zieht mich an sich. Im nächsten Moment erreichen wir unser Hotel und der Nachtportier begrüsst uns:

„Salut les amoureux!"

Seine Art, uns immer 'les amoureux' zu nennen amüsiert mich. Er hat glasklar erkannt, wie sehr wir uns lieben – nach vier Tagen hat er uns den Schlüssel zu unserem Zimmer schon gegeben, ohne nach der Nummer zu fragen.

„'Z avez eu un bon soir?" erkundigt er sich. (Hatten Sie einen schönen Abend?)

Oh ja, das kann man wohl sagen, wir hatten eindeutig einen schönen Abend. Und planen, ihn mit einer noch schöneren Nacht zu krönen.

„Oui, merci! C'est génial ici!" (Ja, danke, es ist wirklich grossartig hier.)

„Très bien! Alors bonne nuit!" (Das ist gut! Dann wünsche ich euch eine gute Nacht.)

Wir erwidern den Gruss, gehen in unser Zimmer und leisten uns diese gute Nacht. Einmal im Tag Sirius ist auf alle Fälle während dieser Ferien nicht genug. Wir kriechen ins Bett und sind eine Sekunde später in einer engen Umarmung verklammert. Mit meinem Liebsten zu schlafen ist für mich wieder so wichtig geworden wie essen, trinken, schlafen und atmen. Ich glaube, er fühlt genauso, denn er zieht mich von einer Runde zur nächsten, so oft wir können.

„Jetzt nützt du meine Werwolfausdauer aber kräftig aus, Liebster," ziehe ich ihn auf, einen Moment bevor wir einschlafen.

Er lacht und gibt zu:

„Klar, ich nütze das gern mal ein bisschen aus. Aber du profitierst ja auch davon, nicht wahr?"

„Aber wie!"

Lily

Solche Ferien hatten wir noch nie! Wir sind ja nicht überbeschäftigt auf der Sunnegg und waren daher nicht sehr erschöpft, jedenfalls weit weniger als Sirius und Remus, aber wir geniessen es. Das erste Mal in unserem Leben, dass wir entspannt Urlaub geniessen können. Lizzie gefällt es auch! Sie ist braun wie ein Nüsschen und in Hochstimmung. James verwöhnt sie nach Strich und Faden mit Zuwendung und auch mit kleinen Geschenken. Er gibt sich so viel mit ihr ab! Wird aber Zeit für das nächste Baby, damit sie nicht verwöhnt wird!

Hermione

Es macht Spass, Ron und Harry zu beobachten. Sirius hat uns eben verabschiedet und wir gehen durch die Passkontrolle. Dann weiter durch das Transitterminal. Wir müssen noch fast eine Stunde warten, bis unser Flug schon nur auf den Anzeigetafeln auftaucht, aber wir wollten sichergehen, dass wir rechtzeitig hier sind, also sind wir etwas früh losgefahren. Die Nummer unseres Flugsteigs wissen wir schon und Mum und Dad kennen das Gebäude schon ein bisschen von ihrer Reise hierher im letzten Jahr.

„Hat jemand Lust auf ein Frühstück?" erkundigt sich Mrs Finch-Fletchley.

Wir halten das alle für eine gute Idee und finden fast sofort ein Tearoom, in dem wir uns mit Kaffee, Tee und Gipfeli eindecken können. Die Gipfeli sind essbar, wenn auch nicht halb so gut wie die aus unserer Bäckerei in Lützelflüh. Da ich jetzt apparieren darf, werde ich mit Sicherheit morgens früh in der Bäckerei einkaufen gehen, um uns mit dieser Leckerei des öfteren einzudecken!

Ron war natürlich noch nie in einem Flughafen und hat keine Ahnung, wie das alles hier abläuft. Er bestaunt alles mit grossen Augen und Justin erklärt ihm geduldig, was er sieht. Die Finch-Fletchleys sind so nette Leute! Dafür, dass sie doch der Oberschicht angehören, sind sie erstaunlich offen und aufgestellt. Wir reisen alle in der Businessklasse und weder die Finch-Fletchleys noch meine Eltern fliegen je anders als mit einer regulären Fluglinie. Es ist aber unterhaltsam, mit Harry und Ron auf Muggelart zu reisen. Beide sind sich Reisen überhaupt nicht gewöhnt. Wie Ron hat auch Harry einen Flughafen noch nicht mal je von weitem gesehen. Beide scheinen sich alles reinzuziehen, was sie können.

Nach dem Frühstück wandern wir langsam in Richtung unseres Flugsteigs durch das ziemlich ausgedehnte Terminal. Wir müssen immer noch eine Weile warten. Ron starrt die vielen Läden an.

„Warum verkaufen die eigentlich alle bloss Parfum und Zigaretten? Ach, und Uhren und Alkohol..." fragt er.

„Das ist zollfreie Ware," erkläre ich ihm.

„Zollfrei? Was bedeutet das?" fragt er weiter.

„Alles, was du kaufst und über die Grenze von einem Land in ein anderes nimmst, wird zollpflichtig, Ron. Jeder Staat legt für Produkte, die eingeführt werden die Gebühren für diese Einfuhr fest. Wenn du also im Auto von der Schweiz nach Deutschland fährst und du hast eine Menge an Wein oder Schnaps bei dir, welche die geringe Menge, die man zollfrei einführen kann, übersteigt, dann wird diese Menge zollpflichtig und du musst sie anmelden. Die höchsten Zölle werden natürlich auf Luxusgütern wie Parfum, teuren Uhren und Schmuck und Alkoholika, aber auch auf allen Raucherwaren erhoben. In den Flughäfen ist man auf sozusagen neutralem Gebiet. Technisch gesehen sind wir noch in der Schweiz, aber das Transitterminal ist zolltechnisch gesehen nicht mehr in der Schweiz, aber auch noch nicht in einem anderen Land, daher sind die Flughäfen befugt, in ihren Transitterminals solche Luxusgüter zollfrei anzubieten. Innerhalb der gesetzlichen Mengen kann man die Sachen deshalb kaufen, ohne den Zoll zahlen zu müssen, das heisst sie sind zum Teil beträchtlich billiger," erklärt Mr. Finch-Fletchley.

„Ach so, nun verstehe ich. Macht sogar Sinn..."

„Ja, nur übertreiben sie es langsam. Ich habe schon lange aufgehört, bei jeder Reise etwas zu kaufen. Normalerweise kaufe ich eine Flasche Schnaps, wenn ich grade weiss, dass die Sorte zuhause ausgegangen ist. Oder ab und zu etwas Parfum."

Ich beobachte, wie Justins Eltern Ron behandeln. Sie sind beide sehr süss mit dem Geliebten ihres Sohnes, offenbar haben sie die Beziehung vollständig akzeptiert. Justin ist jetzt siebzehn, er darf ebenso wie Ron jederzeit zaubern, innerhalb des gesetzlichen Rahmens, der für alle Zauberer gilt natürlich.

Endlich können wir am Flugsteig anstehen. Bald können wir das Flugzeug besteigen, zum Glück parkt es an einem Hals. Für die meisten Leute ist das natürlich längst Routine, aber nicht so für Harry und Ron. Ron staunt immer noch alles mit seinen grossen blauen Augen an und befolgt alles, was wir ihm sagen, hält den Rest seiner Einsteigekarte in der Hand als würde sein Leben davon abhängen. Wahrscheinlich befürchtet er, dass man ihn ohne das Ding nicht ins Flugzeug lassen würde. Er weiss ja nicht, dass wir jetzt schon durch den ‚Hals' gehen, und dass wir hier so gecheckt sind wie möglich. Immerhin, wir erreichen die Maschine und finden alsbald unsere Plätze. Wir sitzen alle paarweise, meine Eltern und die Finch-Fletchleys auf der einen Seite, Harry und ich, Ron und Justin auf der anderen. Ich überlasse Harry gern den Sitz am Fenster, damit er rausgucken und alles sehen kann. Justin macht es mit Ron genau gleich. Beide schauen zu den kleinen Fenstern hinaus auf die Rollbahn.

„Was sind das eigentlich für Buchstaben auf den Flugzeugen?" fragt Ron und deutet auf ein anderes Flugzeug neben unserem.

„Welche Buchstaben? Wahrscheinlich die Airline... oh, die da! Keine Ahnung," sagt Justin.

„Die nennt man Tail Numbers, Ron, oder auch Rufzeichen," erkläre ich ihm.

„Und wozu braucht's die?"

„Die sind eine Identifikation. Vor allem für den Funkverkehr. Ausserdem sind sie so was wie die Polizeikennzeichen am Auto. Die staatlichen Behörden können diese Buchstabenkombinationen zuteilen."

„Ach so."

Ich bin sicher, dass er Hunderte von Fragen stellen könnte. Aber es ist bereits bald soweit, dass wir starten. Das Flugzeug löst sich vom Hals, beginnt zu rollen und die Stewardess macht ihr Sicherheitsballett vorne dran, dem Harry und Ron gespannt zusehen. Ron wird ein bisschen blass. Derweilen rollt der Flieger zur Startbahn, wo wir uns hinten in einer Reihe von anderen Flugzeugen anstellen.

„Schau, da warten andere Flieger, wir müssen noch ein bisschen warten," erkläre ich Harry.

Als das Flugzeug schliesslich zur Startbahn rollt, spüre ich die Schmetterlinge im Bauch wie vor jedem Start und jeder Landung. Ich liebe dieses Gefühl, wenn das Flugzeug losdonnert und dann abhebt und an Höhe gewinnt.

„Jetzt geht's los, Ron, du wirst es lieben, glaub mir!" sagt Justin vorne dran.

Offenbar geht's ihm genauso!

Die Düsen heulen auf, das Flugzeug rast über die Piste und wird immer schneller. Dann gibt's diesen wunderbaren Moment, in dem sich das vordere Rad und dann die hinteren Räder vom Boden lösen und das ganze Flugzeug abhebt. Wir gewinnen rasch an Höhe. Harry hat den Atem angehalten, starrt nach draussen und sagt schliesslich, tief Luft holend:

„Wow."

„Fühlt sich irre an, nicht?" frage ich.

„Absolut irre!"

Der Rest des Fluges ist langweilig. Wir spielen Karten und versuchen, uns vorzustellen, wie die Rumtreiber ohne ihre geliebte Rasselbande wohl so auskommen und spekulieren so ein bisschen, was das letzte Schuljahr wohl bringen wird. Ich denke kurz an die Dokumentation, die Remus und ich für das Ministerium über meine Commumirrors erstellt haben. Schon bald senkt sich der Flieger hinunter auf Heathrow Airport. Ich weiss, dass wir schon ein paar Minuten nach dem Andocken aus dem Flugzeug raus sein werden und packe alles ein, was wir hervorgenommen haben. Allerdings gibt's noch eine längere Rollfahrt, denn der Flughafen ist riesig. Ich schaue hinaus und stelle fest, dass das Wetter offenbar schön und warm ist.

„Wie kommen wir nach Hause, Mum?" fragt Justin.

„Weil wir nur über eine Nacht weg waren, haben wir das Auto in der Einstellhalle," erklärt Mrs Finch-Fletchley.

„Oh, gut. Keine Warterei."

Ich weiss schon, dass Mum und Dad es ebenso gemacht haben. Wir passieren die Immigration, schnell erledigt, da wir alle britische Pässe haben. Dann geht's weiter zur Gepäckabholhalle, wo wir einige Zeit warten müssen, denn die Koffer kommen nicht so schnell aus dem Flugzeug wie die Passagiere. Nur wir Jungen haben Gepäck, auf das wir warten müssen, unsere Eltern hatten ja nur Handgepäck. Bald haben wir aber alles und gehen gemeinsam durch die Zollkontrolle und dann zu den Lifts der Parkgarage. Dort drin teilen sich unsere Wege, denn wir sind auf einem anderen Level.

„Bis in zwei Wochen im Fuchsbau!" ruft Harry unseren Freunden nach.

„Ja, wir quatschen uns noch auf den Commumirrors, okay?" ruft Ron zurück.

„Alles klar, Kumpel!"

Die Lifttür schliesst sich und wir fahren bis zum Stockwerk, in dem meine Eltern das Auto abgestellt haben. Die Fahrt nach Hause ist etwas lang, aber okay. Harry war noch nie bei uns, also stellen wir erst mal alles in mein Zimmer und dann gehen wir auf einen Rundgang durchs Haus. Ich staune, denn Mum und Dad haben mein Zimmer natürlich neu eingerichtet und zu meinem Entzücken sieht es nicht mehr so mädchenhaft aus, sondern ziemlich erwachsen. Es hat ein nettes Doppelbett und verzichtet gänzlich auf einen Schreibtisch. Dafür ist ein Büchergestell da, in das Mum liebevoll alle die Bücher wieder eingestellt hat, von denen sie weiss, dass ich sie besonders gemocht hatte. Ich habe ihr eine Liste der Zauberbücher gegeben, die mir abhanden gekommen sind, von denen ich es wusste, heisst das. Mum hat offenbar bei Flourish & Blotts eine Menge davon wieder eingekauft.

Ich grinse. Sie halten mich nicht mehr für ein kleines Kind! Ich wusste ja, dass ich mich auf meine Eltern verlassen kann. Mum und Dad sind uns die Treppe hinauf gefolgt und schauen durch die Tür.

„Danke, Mum, danke, Daddy!" sage ich und umarme beide.

Sie grinsen auch.

„Wir dachten uns schon, dass du keine rosa Plüschtierchen mehr auf deinem Bett willst, Kleines," zieht Dad mich liebevoll auf.

„Aber wirklich! Denen war ich doch schon vor Hogwarts entwachsen, Dad!"

„Gästezimmer brauchen wir für Harry wohl auch nicht, oder?" fragt Mum und fährt gleich weiter mit dem Aufziehen.

„Nein, Mum, darauf können wir verzichten."

Meine Eltern lassen uns alleine. Harry und ich räumen Sachen in den Schrank und die Kommode. Dann gehen wir auf einen Rundgang durch das Haus, das ich ja auch noch nie gesehen habe. Natürlich ist es nicht mehr das gleiche wie vor dem Überfall, aber es gefällt mir. Oben sind vier Schlafzimmer, zwei Badezimmer und unten die Küche mit offenem Esszimmer, ein grosses Wohnzimmer mit anschliessender Bibliothek und Büro. Auch unten hat es ein Klo. Dem Haus fehlt noch ein bisschen Wohnlichkeit, weil es so neu ist. Dad hat mir geschrieben, dass er zum Glück die Datenbank mit unserem Bücherverzeichnis auch in der Praxis hatte, so dass er die Liste der Versicherung zum Vergleich mit derjenigen, die sie schon hatten, geben konnte und so konnten fast alle unserer Bücher ersetzt werden. Allerdings hatte Daddy einige sehr wertvolle Erstausgaben, die sind natürlich wirklich futsch. Die Küche gefällt mir! Die ist jetzt total modern, mit allem Schnickschnack und im Landhausstil eingerichtet. Dann schaue ich zweimal hin, denn in einer Ecke steht eine Vogelstange und darauf sitzt der niedlichste Waldkauz, die ich je gesehen habe. Dad kommt herein, um sich etwas zu trinken zu holen und bemerkt:

„Ach ja, das ist Castor, Hermione. Wir dachten, es wäre bestimmt nett, wenn du deine eigene Eule hättest, daher sind wir vor ein paar Wochen in die Diagon Alley gegangen und haben ihn gefunden. Erst wollten wir ihn Hermes nennen, doch dann fiel uns ein, dass einer der Weasley-Jungen doch schon einen Hermes hat, nicht wahr? Also gingen wir so ein bisschen über die Bücher und fanden, dass Castor ganz gut klingt. Er ist erst ein Jahr alt, aber er gehört dir, Liebes."

Ich muss ihn einfach noch einmal umarmen.

„Danke, Daddy! Er kann unsere Familieneule sein, wenn du willst. Ich meine, auf der Sunnegg haben wir einen ganzen Schwarm Eulen, vielleicht bleibt er besser hier, wenn ihr ihn braucht, bis ich von der Sunnegg weggehe..."

„Das ist auch recht, Spatz. Er ist ein sehr freundlicher kleiner Bursche, sehr anhänglich und hat uns beide schon sehr gut akzeptiert."

„Aber du willst damit nicht andeuten, dass ich nicht oft genug schreibe, oder?" frage ich etwas misstrauisch.

„I wo, Liebes, obwohl die Ankunft deiner Briefe immer ein besonders schöner Anblick ist."

Harry und ich verbringen unseren ersten Tag damit, die Umgebung zu erkunden. Dann machen wir auch Ausflüge nach London hinein. Wir werfen schon mal einen ersten Blick auf Avalon Academy, die magische Universität, die wir nach den NEWTS besuchen wollen. Die Hexe im Büro erzählt uns einiges über die Studienangebote. Die Uni ist nicht eben gross, es gibt auch nicht viele Hogwarts Abgänger, die studieren. Wir bekommen gedrucktes Informationsmaterial und melden uns schon mal für die Einschreibung im nächsten Jahr an.

„Recht, hm? Da werdet ihr ziemlich alleine sein, denn das Fach hat nie viele Studenten. Selten mehr als acht bis zehn. Aber der Professor ist einigermassen in Ordnung."

„Wir werden auch Geschichte nehmen..."

„Kann nie schaden. Eigentlich bräuchten wir ja mehr Juristen. Vor allem, nach den zwei Kriegen mit den Todessern."

Harrys Lippen werden ganz dünn. Ich weiss, dass er es hasst, wenn man ihn dran erinnert, es ist noch nicht voll verarbeitet, aber er wird lernen müssen, damit umzugehen. Immerhin hat sie ihn ja nicht gleich auf seinen Status als den ‚Jungen, der lebt' angesprochen. Darüber ist er auf alle Fälle froh. Wir verabschieden uns bald und kehren heim.

Natürlich nehmen wir auch die Gelegenheit wahr, in der Diagon Alley wieder mal nach Herzenslust einzukaufen. Harry freut sich natürlich vor allem darauf, sich wieder mal die Nase am Schaufenster von Qualität für Quidditch platt zu drücken. Dafür bekommt er auf alle Fälle Zeit, ich werde ihn sogar in den Laden begleiten. Aber zuerst gehen wir mal zu Gringotts, wo er sich seine Taschen mit Gold füllt, während ich einen Teil meines Taschengeldes in Zauberergeld umwechsle. Dann spazieren wir ziellos in der Gasse herum und gehen auch auf Entdeckungsreisen in die zahlreichen Nebengassen, um diese Gegend einmal besser kennen zu lernen als wir das bisher konnten. Schliesslich genehmigen wir uns ein Eis bei Florean Fortescue und dann gehen wir zu Eeyelops Owl Emporium, um Eulenfutter für Castor und Hedwig zu besorgen. Dabei treffen wir Professor Vector, meine frühere Arithmantiklehrerin.

„Miss Granger! Wie nett, Sie zu treffen!"

„Hallo, Professor Vector! Wie geht's Ihnen?"

„Sehr gut, vielen Dank. Und Ihnen? – Hallo, Mr. Potter. – Ich habe Sie und einige Ihrer Klassenkameraden sehr vermisst, Miss Granger. Sie sind eine so wunderbare Schülerin."

„Vielen Dank, Professor. Wir geniessen es, von Remus und Sirius unterrichtet zu werden. Sie machen es beide sehr gut."

„Scheint so! Die OWL Ergebnisse Ihrer Klasse haben einige von uns vor Neid erblassen lassen! Also geht es Ihnen gut in diesem sicheren Haus?"

„Sehr gut. Es befindet sich übrigens in der Schweiz. Da es jetzt nicht mehr als ein sicheres Haus geführt wird, kann ich es sagen. Wir haben die schönste Sicht auf die Alpen. Unser Klassenzimmer ist auf zwei Seiten voll verglast und schöner als ein Wohnzimmer. Und der Rest des Hauses ist auch ganz toll."

„Das klingt ja sehr schön. Da sind Sie wohl schon halbwegs Schweizer geworden, was?"

„Uns gefällt's gut und wir können die Sprache, aber ich glaube nicht, dass wir so weit sind, das behaupten zu können, Professor. Es ist aber wirklich schön da. Auf der anderen Seite sind wir natürlich froh, dass wir jetzt auch wieder heimkommen dürfen."

„Heisst das, dass wir Sie in Hogwarts wieder begrüssen dürfen?" fragt Vector.

Harry und ich grinsen.

„Nicht uns beide. Drei von uns werden wieder in Hogwarts sein, der Rest hat sich entschlossen, das Angebot, auch das letzte Jahr in unserem Haus und mit Siri und Remus zu verbringen, anzunehmen. Sie können die beiden erst haben, wenn wir aus der Schule sind," sagt Harry mit einem breiten Grinsen.

Vector lächelt.

„Wie ich von Professor Dumbledore gehört habe, habt ihr da ein ziemlich gemütliches Liebesnest, stimmt das? Da wäre ich auch wenig erpicht, wieder im Schlafsaal zu wohnen..."

„Das stimmt. Hermione und ich sind verlobt. Die drei, welche nach Hogwarts zurückkommen werden, sind auch die drei unter uns, die keine Partner haben."

„Kann nicht so lustig sein, inmitten all dieser Pärchen."

„Das war wahrscheinlich ihre Hauptmotivation, wieder nach Hogwarts zu kommen. Aber die waren trotzdem glücklich und gute Kameraden. Nur, jetzt wo die Gefahr vorbei ist, dachten sie, dass es besser wäre, sich wieder unters grössere Publikum zu mischen. Wir haben einen sehr guten Klassengeist, obwohl wir aus allen vier Häusern kommen," sage ich.

„Das ist schön zu hören. Aber jetzt muss ich leider weiter, tut mir leid. Es war nett, Sie zu treffen. Das nächste Mal wird ja dann wohl sein, wenn Sie zu den NEWTS Tests kommen."

„Wahrscheinlich. Das ist jedenfalls das nächste Mal, wenn wir in Hogwarts sein werden."

Wir verabschieden uns und gehen weiter, um unsere Einkäufe zu tätigen. Dann apparieren wir wieder heim nach Greenwich. Hedwig ist angekommen und wartet draussen im Garten auf einem Baum. Wir lassen sie ein und füttern beide Eulen mit speziellen Pellets. Die Dose mit den Pellets stellen wir auf der Küchenkombination ab. Dann schaue ich mal in den Kühlschrank, ob's was Essbares drin hat. Mum und Dad sind heute und morgen abend länger bei der Arbeit, also sollte ich wohl was zum Abendessen machen. Das einzige, was ich an meinen Eltern zu bemängeln habe ist, dass sie Gesundheitsfanatiker sind. Wirklich essbare Dinge in ihrem Kühlschrank zu finden ist so gut wie unmöglich. Hm. Da müssen wir leider erst mal zum Einkaufen gehen. Wir sind uns inzwischen bodenständigere Nahrung gewöhnt. Ich meine, Salat und Gemüse ist ja sehr gut, aber bitte, bitte kein Sojazeug. Das heisst, wir müssen rasch in die Läden und noch etwas für uns einkaufen. Na ja. Wir schnappen uns einen Einkaufskorb und gehen los. Eine Stunde später sind wir wieder daheim und schichten Fleisch, Kartoffeln und Gemüse in den Kühlschrank und haben auch sonst etwas schmackhaftere Dinge als Salat und Hüttenkäse eingekauft. Ich finde es eigenartig, dass meine Eltern denken, dass sie gesund leben, aber ich habe kaum je gekochtes Gemüse auf dem Tisch gesehen. Vielleicht kaschiert Mum damit einfach, dass sie miserabel kocht. Ich habe ein paar leckere Sachen für ein Chinesisches Pfannengericht. Olivenöl habe ich auch mitgebracht, Ingwer, Zwiebeln und Knoblauch. Reis hat's im Vorratsschrank. Harry hilft mir beim Schnippeln der Gemüse, der Zwiebeln, des Knoblauchs und des Ingwers, derweilen kocht der Reis. Dann schmeisse ich alles nacheinander in den Wok und brate das Gemüse und das Fleisch, lösche es mit einer Saucenmischung ab und fülle zwei schöne Teller.

Ich habe grade den Geschirrspüler gefüllt, als Mum und Dad heimkommen. Dad kommt in die Küche und schnüffelt am Rest unseres Abendessens.

„Was ist das?" fragt er, nachdem er uns begrüsst hat.

„Gemüse und geschnetzeltes Schweinefleisch, in Öl gebraten, Dad. Gesundes Futter, magst du was davon?"

„Oh, warum nicht? Kann ich das in der Mikrowelle wärmen?" fragt er.

„Lieber nicht, warte..."

Ich fülle ihm einen Teller, deute mit dem Zauberstab drauf und wärme es mit einem kleinen Wärmezauber. Der ist weit schonender als die Mikrowelle. Er schüttelt den Kopf und schaut mich an.

„Vergesse immer wieder, dass du zaubern kannst..."

Ich grinse. Wie froh ich bin, dass ich letzten September volljährig geworden bin!

Harry

George ist wirklich echt cool! Er ist etwas nachlässiger in seinem Fimmel für ‚gesundes' Essen als Helen und mag eigentlich alles, wenn es gut schmeckt. Helen scheint dem Glauben verfallen zu sein, dass alles, was gekocht ist, schlecht für die Zähne ist. Hermiones Chinapfanne hat natürlich eine süss-saure Sauce, aber darüber beschwert George sich nicht. Helen zieht Salat und Crackers vor. Na ja, sie hat auch die Figur, die beweist, was sie isst. Aber ich ziehe Hermiones etwas rundlichere Formen vor. Sie ist schlank, aber da ist was an ihr dran, von oben bis unten, das fasst man doch lieber an als so ein Knochengestell. Damit gleicht sie mehr ihrem Vater als ihrer Mutter. George ist untersetzter und wahrscheinlich nur deshalb so schlank, weil er kaum richtig zu essen bekommt. Während die beiden essen, sitzen wir beiden auf der anderen Seite des Tisches und erzählen, was wir den ganzen Tag über gemacht haben. Es ist unwahrscheinlich, wie viel Freiheit Hermiones Eltern uns lassen. Ich wusste ja, dass sie cool sind, aber dass sie's nicht nur dann sind, wenn sie woanders zu Gast sind, sondern auch zuhause, das habe ich so nicht erwartet. Aber sie sind hier noch fast netter als bei ihrem Besuch auf der Sunnegg vor einem Jahr. Ausserdem wollen sie gern auch meine Eltern sein, nicht nur, weil ich beabsichtige, ihre Tochter zu heiraten, sondern auch um meinetwillen. Es ist ein gutes Gefühl.

„Was habt ihr zwei süssen Liebenden denn heute den ganzen Tag so gemacht? Falls ihr überhaupt was gemacht habt, heisst das," fragt Mum.

„Hey, wir haben eine ganze Menge gemacht. Wir sind in die Diagon Alley gegangen und haben das Eulenfutter eingekauft, das du vergessen hast, Mum. Eulen sind Fleischfresser, du kannst Castor nicht vegetarisch ernähren! Haben ein bisschen gebummelt und in die Schaufenster geguckt und ein paar Kleinigkeiten eingekauft. Oh, und wir haben Professor Vector getroffen, erinnert ihr euch? Meine Arithmantiklehrerin in Hogwarts," protestiert Hermione.

„Ach ja, ich erinnere mich, von der hast du des öfteren geschwärmt. Hast du das Fach immer noch?" fragt Dad.

„Ja. Sirius unterrichtet es und er ist fast so gut wie Vector. Harry musste es letztes Jahr auch nehmen, weil wir seine beiden Wahlfächer entweder gar nicht oder nur theoretisch machen konnten."

„Deinem Gesicht nach zu urteilen, ist es nicht dein Lieblingsfach, was, Harry?" sagt Dad grinsend.

„Nee! Wonach klingt's denn in deinen Ohren?" frage ich.

„Nach etwas, was ich in der Schule gehasst habe – Mathe! Ich bin mal eben so durchgerutscht darin. Dem Himmel sei Dank ist Helen gut mit den Zahlen, sie macht den ganzen Administrationskram zusammen mit einer unserer Assistentinnen. Die Praxis wäre schon vor Jahren auf den Hund gekommen, wenn ich es tun müsste."

Wir lachen alle.

„Dann sind wir heimgekommen und haben festgestellt, dass wir einkaufen gehen müssen, wenn wir nicht in den nächsten zwei Wochen in diesem Haus verhungern wollen," erzählt Hermione weiter.

Helen grinst.

„Das kannst du halten wie du willst, Hermione, aber sieh bitte zu, dass dieses Zeug da in meinem Kühlschrank nicht mein gesundes Essen kontaminiert," sagt sie spitz.

„Ja, Mum," antwortet Hermione mit einem unterwürfigen Ton, grinst aber schon im nächsten Moment wieder. Beide scheinen das nicht ganz so ernst zu meinen wie sie es gesagt haben.

Ich fühle etwas Neid aufkommen. Das ist nicht das erste Mal, es ist schon ein paar Mal passiert, wenn sie so miteinander gekabbelt haben. Ich finde mich dann oft in Schwierigkeiten, weil ich nicht weiss, woran ich bin. Ich bin von den Dursleys so konditioniert worden, dass ich alles persönlich nehme und manchmal nach Luft schnappe und verletzt bin, dabei hat mich jemand nur aufgezogen. Ich kann Ernst von Spass oft nicht unterscheiden. Ich kann die Menschen nicht lesen, weil ich das nie gelernt habe. Hermione weiss ganz genau, wann ihre Mum etwas wirklich ernst meint und wann sie Witze macht. Die drei haben zu ihrer Vertrautheit in kürzester Zeit zurückgefunden, obwohl sie jetzt zwei Jahre lang fast dauernd voneinander getrennt waren. Wie auch immer, Helen hat zwar einen Fimmel mit ihrem Futter, aber sie zwingt es wenigstens niemand anderem auf.

„Du darfst also jetzt zaubern, Hermione?" fragt Helen.

„Ja, ich schon. Harry muss hier in England noch warten bis zu seinem Geburtstag. In der Schweiz tun wir's eh dauernd, auch in den Ferien. Das einzige, was er hier tun darf ist apparieren, sich in den Animagus verwandeln oder mit dem Zauberstab das Tor zur Diagon Alley öffnen. Vielleicht würde es allerdings nicht auffallen, dass er was zaubert, weil das Haus hier jetzt nicht mehr überwacht wird, da ich ja letztes Jahr volljährig geworden bin. Allerdings wäre die einzige Konsequenz im Moment die, dass wir aus Hogwarts rausgeworfen würden, aber das spielt eh keine Rolle, weil wir ja eigentlich gar nicht nach Hogwarts gehen, nur noch für die NEWTS und es ist voll und ganz Dumbledore überlassen, wer alles an den Prüfungen teilnehmen darf. Also könnte er's wahrscheinlich riskieren..."

Wow, Hermione! Das klingt so nicht nach dir! Andererseits sagt mir diese Aussage deutlich, was sie vom Ministerium und der Restriktion der Zauberei Minderjähriger hält. Grundsätzlich richtig, wird aber zu sehr ein Aufhebens drum gemacht. Und die Kontrollen funktionieren offenbar mehr als ungenau. Schliesslich war das ja damals nicht ich, der am Ligusterweg gezaubert hat, sondern Dobby, aber das hat niemand zur Kenntnis genommen.

„Ich glaube, du bist erwachsen geworden, Töchterchen! Vor fünf Jahren hättest du nie etwas Derartiges gesagt, Hermione," sagt Dad.

„Vor fünf Jahren war ich ein Baby, das dachte, alle Lehrer währen heilig und wüssten es besser," gibt Hermione zurück.

„Und was bist du jetzt?" will Mum wissen. Sie sieht sehr amüsiert aus.

„Was Dad gesagt hat: erwachsen. Ich habe ein paar Dinge über die magische Welt gelernt, Mum. Nicht nur die Todesser sind fragwürdige Zeitgenossen. Da sind Leute wie Fudge, und der ist bei weitem nicht der einzige, der kaum besser ist als ein Hampelmann, aber er hat Macht in den Händen. Viel zu viel Macht. Damit ist er gefährlich, denn er setzt sich des öfteren auch über den Zaubererrat durch. Dann gibt's natürlich ein paar spitzenmässig idiotische Lehrer. Und viel zu viele Leute mit einem noch viel grösseren Packen Vorurteile als die meisten Muggel. Auf der anderen Seite..." Hermione wirft einen warmen Blick auf mich und fährt fort: „Auf der anderen Seite habe ich Liebe gefunden, Mum. Und das zählt mehr als alles andere!"

Damit gleitet sie vom Stuhl, transformiert und kommt zu mir getrottet. Sie reibt sich an meinem Bein. Mensch, Hermione, wie ich dich liebe! Sage ich es dir eigentlich oft genug, Hermione? Ich werde sie heute abend fragen müssen.

Zum zweiten Mal fallen wir in Hermiones neues Bett und als ich sie an mich ziehe, frage ich sie:

„Ich habe vorhin über etwas nachgedacht, Liebste. Als du dich verwandelt hast unten. Ich dachte daran, wie sehr ich dich liebe und habe mich gefragt, ob ich es dir eigentlich auch oft genug sage, es dir deutlich genug zeige... manchmal tut es fast weh, so sehr liebe ich dich."

Sie hält mich ganz fest und küsst mich. Dann sagt sie leise:

„Du sagst es mir oft genug, Schatz. Aber es ist eh nie genug, wenn man's genau bedenkt, nicht wahr? Ich weiss, dass ich es dir auch öfter wieder sagen könnte, Liebster. Aber wir wissen's doch eigentlich auch so, nicht wahr? Es ist nur immer wieder schön, es auch zu hören."

„Das ist es. Aber ich glaube, ich denke es so oft, dass ich manchmal eben nur nicht mehr weiss, ob ich's jetzt gedacht oder gesagt habe."

Das bringt sie zum Lächeln. Wir küssen uns wieder und dieser Kuss führt zu weiteren und natürlich reagieren unsere Körper darauf und natürlich finde ich mich selber tief in ihr drin, nur wenige Minuten später. Sie reitet mich mit grossem Vergnügen, und alles, was ich tun kann ist, meine Augen zu schliessen und das Gefühl auszukosten. Ich hebe meine Hände und fasse nach ihren Brüsten. Es ist immer noch genauso gut wie beim ersten Mal. Nein, das ist nicht richtig, es ist eigentlich immer besser geworden. Sie hat gelernt, mit ihrer Beckenbodenmuskulatur zu spielen und jetzt umklammert sie meinen Schwanz beim Geschlechtsverkehr immer ganz fest, so dass es sich noch besser anfühlt. Jetzt kommt's! Ich schreie ihren Namen heraus...

Ups... keinen Silenziumzauber gesprochen... ich halte mittendrin ein und halte mir die Hand auf den Mund und beisse mir auf die Lippen. Sie sieht's und lacht! Sie lacht, verdammt noch mal! Dann beugt sie sich vor und küsst mich.

„Die wissen eh, was wir machen, Liebster. Wir sind schliesslich verlobt, nicht wahr? Und selbst wenn wir's nicht wären... sie würden verstehen, dass ich erwachsen werde und meine Erfahrungen selber machen muss."

„Ich liebe dich! Warst du eigentlich jemals ein Kind, Hermione?"

„Wahrscheinlich nicht. Aber vielleicht ist das der Grund, warum sie's leicht nehmen?"

Dann fährt sie weiter. Ich war eben ganz nah dran, aber jetzt bin ich wieder etwas abgekühlt. Es macht nichts, das verlängert nur die Lust. Ich bin so froh für den Verhütungszaubertrank, mit dem wir uns nicht dauernd an die Zauber erinnern müssen. Natürlich, wir könnten auch Muggelprodukte verwenden, aber ich habe wenig Lust, mit Kondomen herumzufummeln. Doch all diese Gedanken werden aus meinem Kopf jetzt weggewischt, während sie ihre Magie auf mir entfaltet. Als ich endlich doch noch komme, versuche ich, meine vokale Begeisterung etwas moderater auszudrücken. Sie sinkt auf mich nieder und ich drehe sie herum, um sie von ihrem Mund bis hinunter zu ihrer süssen kleinen Perle zu küssen, welche meine Zunge schon kurz danach liebkost. Ich habe eine Weile gebraucht, um den Geruch und den Geschmack gern zu bekommen, aber jetzt... jetzt warte ich oft darauf, dass ich komme, nur damit ich ihr geben kann, was ihr am meisten Lust verschafft. Wenn sie dann kommt, verliert sie sich selber total. Das ist die Hermione, die ausser mir nie jemand zu sehen bekommt. In diesem Augenblick finde ich sie am schönsten, und ich ersetze dann öfters meine Zunge mit einem nassen Finger, damit ich ihr Gesicht sehen kann, wenn sie ihren Orgasmus erreicht. Sie windet sich, stöhnt und zwickt ihre eigenen Nippel und spornt mich so lange an, bis sie die Berührung meines Fingers auf ihrer Klitoris nicht mehr ertragen kann.

Danach ist Einschlafen kein Problem mehr. Am nächsten Tag neben ihr aufzuwachen, ist wie immer. Ich wäre in Hogwarts wohl durchgedreht, wenn ich da wieder allein im Schlafsaal hätte mit meinen Alpträumen kämpfen müssen. Aber ich glaube, ihr hätte es auch nicht gefallen. Es gibt jetzt nichts mehr, was wir voreinander verbergen, wir sind sehr nackt voreinander. Vielleicht ist das der Grund, warum ich sie so sehr liebe, weil ich vor ihr voll und ganz ich selber sein darf, nackt, jede Emotion auf einem silbernen Tablett dargereicht, damit sie sie studieren kann, aber nichts ist peinlich oder schmerzhaft, es ist alles vollkommen natürlich und normal. Ich frage mich manchmal, ob es das ist, was Mum und Dad miteinander haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Hermiones Mum und Dad es haben. Ebenso wie Sirius und Remus.

Zumindest lassen sie entsprechende Bemerkungen fallen, die mir sagen, dass sie das haben. Und sie sagen uns auch wörtlich, dass sie glücklich sind, dass wir dieses Band zueinander haben. Das wissende Grinsen auf Georges Gesicht, als er uns am nächsten Tag sieht, beweist mir, dass was wir moderate Lautstärke nennen mögen, immer noch zu ihnen gedrungen ist. Ich werde rot. Aber er grinst nicht nur, er versichert mir auch:

„Kein Grund, rot zu werden, mein Junge. Wir haben Hermione nicht aufgezogen, damit aus ihr eine Nonne wird, es braucht dir überhaupt nicht peinlich zu sein, dass wir mitbekommen haben, was ihr tut. Helen und ich sind schliesslich schon eine ganze Weile ein Paar, wir verstehen das."

„Das ist für mich nur schwierig zu verstehen, ich kann euch nicht ‚lesen' wie Hermione das kann. All diese Dinge verwirren mich," gebe ich zu.

Ich bin froh, habe ich es ausgesprochen. George setzt sich mit mir in die Bibliothek und wir unterhalten uns lange über vieles, was mir einfach rätselhaft geblieben ist, weil ich nie eine richtige Bezugsperson hatte, die mir all diese Dinge hätte beibringen können. Ich verstehe seit diesem Gespräch vieles besser. Sirius und Remus haben auch nicht so mit mir geredet. Ich vermute, dass es ihnen gar nie in den Sinn gekommen ist, sie haben keine eigenen Kinder, ich bin wichtig für sie, aber letztendlich bin ich der Sohn ihres besten Freundes, nicht ihr eigenes Kind. Ich liebe George schon fast ebenso wie ich meine Eltern, Sirius und Remus liebe.

Justin

Ich freue mich richtig darauf, eine Weile mit Ron fast alleine zu sein. Natürlich sind da meine Eltern und meine kleine Schwester, aber das ist völlig okay, ich wollte sie ja wiedersehen. Ich habe Jenny seit zwei Jahren nicht mehr gesehen, also freue ich mich genauso drauf, sie wiederzusehen, wie sie sich schon auf mich freut. Sie ist ja erst elf und hat schon fast Mühe, sich überhaupt an mich zu erinnern. Als Ron und ich am ersten Morgen zum Frühstück herunter kommen, wartet sie auf uns.

„Justin, was denkst du, geh' ich auch mal nach Hogwarts, oder bin ich bloss eine Muggel?"

Ach ja, meine Eltern haben ihr jetzt erklärt, dass ich ein Zauberer bin. Sie wusste vorher nur, dass ich in eine spezielle Schule in Schottland gehe, denn sie war ja noch ziemlich klein, als ich meinen Brief bekam. Da ich zuhause ja nicht zaubern durfte, war die Geheimhaltung auch nicht weiter schwierig. Aber jetzt darf ich, daher wollen meine Eltern sicher sein, dass Jenny nicht erschrickt und es versteht.

„Das weiss ich nicht, Jenny. Du wirst warten müssen, ob du diesen Sommer einen Brief von Hogwarts bekommst, nehme ich an. Vielleicht können wir's herausfinden. Hier ist mein Zauberstab, nimm ihn in deine Hand."

Sie nimmt meinen Zauberstab in ihre etwas zitternde Hand.

„Und jetzt?" fragt sie.

„Jetzt sagst du: Lumos."

„Lumos!" sagt sie und schaut mit grösser und grösser werdenden Augen auf meinen Zauberstab, an dessen Spitze ein schönes, klares Licht erscheint.

„Um jetzt noch ganz sicher zu sein, dass nicht ich es war, der den Zauberstab zum Leuchten brachte, machen wir noch einen Zauber. Hier, lies ihn von diesem Zettel!"

Ich schreibe ihn rasch auf einen Zettel und sie liest ihn laut ab:

„Nox!"

Das Licht am Zauberstab geht aus. Ron grinst so breit wie ich. Ich vermute mal, dass Jenny ihren Brief wohl bekommen wird.

„Na ja, ich vermute mal, dass wir wohl diesen Sommer zusammen in der Diagon Alley für Hogwarts einkaufen werden, Jenny!"

Ihre Augen funkeln, als sie mir meinen Zauberstab zurückgibt.

„Meinst du?"

„Ich bin ziemlich sicher. Es gibt nur einen Grund, dass du keinen bekommen könntest, das wäre, wenn du nicht genügend magische Kräfte besässest. Wenn du nicht magisch begabt wärst, dann wäre das Licht am Zauberstab nicht erschienen oder wieder ausgegangen."

„Kann ich noch was ausprobieren?"

„Okay. Was meinst du, Ron, was könnte sie versuchen?"

„Wingardium Leviosa. Sie muss Zauberstabbewegungen dazu machen..." schlägt Ron vor.

„Gute Idee. Aber vielleicht bekommst du das noch nicht hin, Jenny, weil du den Zauberstab so bewegen musst, schau!"

Zuerst zeige ich ihr, was sie tun muss und dann bringe ich ihr die Worte bei. Nach einigen fehlgegangenen Versuchen schafft sie es, ein Stück Papier schweben zu lassen.

„Glaubst du mir nun?" frage ich.

Sie grinst und nickt. Dann gibt sie mir den Zauberstab zurück und läuft los, um es Mum zu erzählen. Schon ein paar Minuten später kommt Mum ins Esszimmer und fragt:

„Was hast du Jenny für Unsinn erzählt, Justin?"

„Kein Unsinn, Mum! Sie hat zwei Zauber richtig ausgeführt, einen mit Zauberstabbewegung, was eindeutig beweist, dass sie eine Hexe ist. Sie wird bestimmt einen Brief von Hogwarts bekommen."

„Oh je. Ich hatte schon Mühe mit einem magischen Kind und jetzt hab' ich noch ein zweites! Bist du dir da ganz sicher?"

„Ziemlich sicher."

„Na, da wird wohl nichts zu machen sein. Alles in Ordnung, Ron, mein Lieber?"

„Ja, Mrs Finch-Fletchley, danke."

"Wie wär's, wenn du anfängst, mich Harriet zu nennen, Ron?"

„Danke, Harriet, mach ich gern..."

„Sehr gut."

Wir werden dann unserem eigenen Vergnügen überlassen, also zeige ich Ron erst mal das ganze Haus. Er ist beeindruckt und wird danach ziemlich still. Ich weiss aber inzwischen, was seine schwächste Stelle ist, deshalb frage ich ihn direkt:

„Ron, hast du Mühe damit, dass meine Eltern sehr gut situiert sind? Sie sind nicht übermässig reich, glaub mir, aber natürlich stehen sie nicht schlecht da. Hast du das Gefühl, dass du deshalb weniger wert bist?"

Ron schüttelt zwar den Kopf, aber ich weiss, dass es ihn quält, dass seine Familie wenig besitzt.

„Vergiss es, Ron. Jenny und ich müssen nach der Schule erst mal auf eigene Füsse kommen, Dad wird uns nicht alles einfach zustecken. Er verlangt von mir, dass ich mich selbst entwickle und beweise, und ich glaube, dass er da recht hat."

Jetzt lächelt er wieder.

„Ich glaube, dein Vater ist ein kluger Mann, Justin."

„Auf diese Weise ist er so weit gekommen. Er hat unten angefangen und hat es sich selber beigebracht."

Wir dürfen unsere Ferientage verbringen, wie es uns gefällt. Meine Eltern nehmen uns auf ein paar Ausflüge mit, wir gehen ein oder zweimal ins Kino. Ron lernt hier noch mehr über die Muggel als auf der Sunnegg, denn hier sind wir näher an der Stadt und können viel unternehmen. Mir zeigt diese Zeit, wie wir das Beste aus beiden Welten leben können, wenn wir mal aus der Schule kommen. Die zwei Wochen fliegen nur so vorbei und schon bald wird es Zeit, zum Fuchsbau zu gehen.

Am Tag davor kommen die Hogwarts-Briefe. Darunter sind die regulären für Ron und mich mit den Resultaten unserer Jahresabschlussprüfungen und der Bücherliste fürs nächste Jahr. Und für Jenny hat die Eule tatsächlich auch einen Brief. Ich nehme ihn entgegen und schicke die Eule nach Hogwarts zurück, da wir ja Neptune haben, um Jennys Antwort nach Hogwarts zu schicken.

„Jenny! Jenny, komm her, du hast einen Brief!" rufe ich laut.

Es ist Samstag und ich wecke die ganze Familie mit meinem Geschrei, aber es ist mir egal. Mum und Dad kommen gelaufen als wäre eine Katastrophe ausgebrochen. Jenny kommt aus ihrem Zimmer nur so geschossen und tanzt um mich herum. Ich winke mit dem grün beschriebenen Umschlag und sie quietscht:

„Mein Hogwarts-Brief? Wirklich mein Hogwarts-Brief?"

„Aber ja doch, dein Hogwarts-Brief. Komm runter und mach' ihn auf!"

Meine Eltern seufzen ein wenig. Ich freue mich aber für meine Schwester, sie hat so drauf gehofft, seit wir das Experiment mit dem Zauberstab gemacht haben. Sie macht den Brief auf, liest ihn, schaut auf und fragt mich strahlend:

„Justin, gehst du mit mir einkaufen?"

„Ja, natürlich, Jenny, wenn Mum und Dad es mir erlauben... dir macht es sicher nichts aus, dass noch ein paar meiner Freunde dabei sein werden, oder?"

„Nein, natürlich nicht!" Sie schüttelt heftig den Kopf.

„Gut. Die Briefe sind dieses Jahr ziemlich früh dran. Das Schuljahr fängt aber erst am ersten September an, Jenny, du musst dich also schon noch etwas gedulden, wir haben noch viel Zeit! Wir haben noch kein Datum festgelegt für unseren Einkauf, aber wir wollen alle gemeinsam gehen. Wir werden dich aber keinesfalls vergessen, Kleines."

„Ist schon gut..."

Dad fährt uns hinunter nach Devon, als wir alles gepackt haben. Er sagt, dass nicht mehr als drei Stunden zu fahren sind. Wir haben gar nichts dagegen und machen unser Zeug so klein, dass wir's in unsere Taschen stecken können. Bevor wir fahren schicke ich Neptune mit Jennys Antwort nach Hogwarts. Er wird mich nachher bei Ron sicher wieder finden. Rons Lippen werden schmaler, als wir uns dem Haus seiner Familie nähern. Seine Mum ist immer noch sehr zurückhaltend um uns herum. Sie hat die Beziehung zwischen uns immer noch nicht wirklich akzeptiert. Irgendwann wird sie's vielleicht noch begreifen, dass Ron sich nicht verändert hat, nur weil er als Lebenspartner einen Mann einer Frau vorzieht.

Ron gibt Dad die Richtung an, in die er fahren muss, als wir uns Ottery St. Catchpole nähern. Wir erreichen den Zugang zum Hof, vor dem Dad parkt, dann klettern wir alle aus dem Auto. Ron führt uns durch die Küchentür ins Haus. Er ruft hinein:

„Mum! Dad! Wir sind da!"

Mr. Weasley kommt vom Wohnzimmer her und Mrs Weasley scheint die Treppe herunterzukommen. Ron wird von seinem Vater mit einer Umarmung begrüsst und wendet sich zu seiner Mutter, die ihm offenbar eine Umarmung gestattet. Mr. Weasley kommt zu Dad und mir und begrüsst uns.

„Hallo, Justin, wie schön, dich wiederzusehen. Geniesst du die Ferien?"

„Und wie, Mr. Weasley. Meine kleine Schwester hat soeben auch einen Hogwarts-Brief erhalten. Wir wussten gar nicht, dass sie auch eine Hexe ist. Sie erinnern sich an meinen Vater, Sir?"

„Ja, natürlich. Freut mich, Sie wiederzusehen, Mr. Finch-Fletchley. Bitte nennen Sie mich Arthur. Bleiben Sie zum Abendessen?"

„Hallo, Arthur. Vielen Dank, ich bleibe gern. Ich hätte mir sonst unterwegs etwas gekauft, aber so ist natürlich viel schöner. Gibt mir eine nette Pause."

„Wir würden Sie doch nicht einfach so ziehen lassen ohne etwas Anständiges zu essen, Mr. Finch-Fletchley. Wir essen normalerweise kurz nach fünf. Kommen Sie herein, hier drinnen ist es viel kühler!" sagt Mrs Weasley.

Wir begrüssen Rons Mutter, die sich zumindest meinem Vater gegenüber anständig verhält.

„Ihr Jungen wollt sicher eure Sachen in Rons Zimmer bringen, nicht wahr?" fragt sie dann und wir nehmen die Gelegenheit wahr, kurz zu verschwinden.

Ich folge Ron die Treppe hoch bis unters Dach. Bevor er die Tür öffnet, sagt er:

„Es ist nicht eben ein grossartiges Zimmer..."

„Spielt doch keine Rolle, Ron, alles was wir brauchen ist ein Bett, oder nicht?"

Er grinst. Dann macht er die Tür auf und ich folge ihm hinein. Es ist ein kleines Zimmer, aber es ist in Ordnung. Sauber und freundlich. Wir machen einfach das Bett mit Hilfe von einem von Siris Tricks ein gutes Stück breiter.

„Na also. Alles, was wir brauchen, wie du gesagt hast. Ich besorge jetzt noch ein paar Kissen und Decken für dich," sagt Ron.

Wir bringen unser Gepäck auf seine originale Grösse zurück und ziehen uns etwas bequemes an. Als wir unten wieder ankommen, sind schon Ginny und Ernie eingetrudelt. Sie kommen per Floo von Ernies Zuhause. Und nur eine Stunde später sind auch Harry und Hermione da. Ihre Eltern haben sie mit dem Auto gefahren. Das wird nun schon ein grösseres Essen, denn alle werden kurzerhand eingeladen. George, Fred und Angelina Johnson tauchen auch noch auf. Das bringt Mrs Weasley keinen Moment aus der Ruhe. Sie fordert einfach die Hilfe von einigen von uns an, damit wir draussen Tische decken. Das gibt Harry und Ginny eine Ausrede, denn sie dürfen noch nicht zaubern. Sie helfen statt dessen, Geschirr hinauszutragen. Aber es stinkt beiden, denn schliesslich haben wir uns alle inzwischen an zaubern gewöhnt, wann immer wir Lust danach haben. Na ja, für Harry sind's ja jetzt nur noch zwei Wochen.

Hermione

Harry schmollt ein bisschen, weil er seinen Zauberstab noch stecken lassen muss, aber er hat nichts dagegen, dass er dafür nicht viel helfen muss. Ich bekomme Gelegenheit, in der Küche mit Angelina, Ginny und Mrs Weasley zu tratschen. Mrs Weasley fragt mich über meine Commumirrors aus. Ich erzähle ihr alles darüber und sie ist ziemlich beeindruckt. Mr. Weasley kommt vorbei und hört natürlich zu.

„Das klingt echt fantastisch, Hermione! Das hast du super gemacht!" lobt Angelina.

„Wir haben in vier Tagen einen Termin im Ministerium, Hermione," sagt Mr. Weasley, „ich werde dich begleiten und unterstützen, falls du das brauchst."

„Ja, danke, Mr. Weasley. Ich kann es kaum erwarten! Remus und ich haben eine Dokumentation darüber gemacht. Bin wirklich gespannt, was sie von dem System halten. Es wird wirklich gut sein, um die Löcher in der magischen Telekommunikation zu stopfen."

„Das sollte es, und vor allem ist es mobil! Und so klein, dass das Mitnehmen keinen Aufwand macht. Die sind auf alle Fälle mehr als nur interessiert. Wir müssen nur darauf achten, dass sie nicht damit davonlaufen. Du hast die Rechte an deinen Zaubern."

Das Meeting findet in der Abteilung für Magischen Personenverkehr statt, wo auch die Regulierungsbehörde für das Floo-Netzwerk und die zuständigen Leute fürs Apparieren sind. Wir sind mit dem Leiter der Abteilung, einem Mr. Tanner verabredet. Als wir eintreten, schaut er mich erst mal durchdringend an und prüft mich. Ich glaube nicht, dass er sehr sympathisch ist, aber mal abwarten. Ich werde mit ihm leben müssen. Er steht auf und begrüsst uns, während Mr. Weasley mich vorstellt.

„Also, wenn ich das richtig verstanden habe, dann wollen Sie uns ein vollständig neues Kommunikationssystem anbieten, das Sie selbst entwickelt haben, Miss Granger?"

Er schaut mich äusserst ungläubig an.

„Das ist richtig. Es basiert zwar auf der Idee von zweien zur Kommunikation verzauberter Spiegel, schon das ein Zauber, der nicht eben bekannt zu sein scheint. Dieser Zauber war nur gut für zwei Spiegel, die miteinander verbunden waren. Ich habe daraus ein System entwickelt, das man verwenden kann, wie man etwa das Floo-Netzwerk benutzt. Wer mit meinen Spiegeln kommunizieren will, muss sich registrieren lassen und bekommt dafür einen Commumirror, oder auch mehrere, je nachdem, was der Kunde braucht. Das Gerät ist klein genug, dass man es in der Hand halten kann, normalerweise ist es nämlich ein ganz gewöhnlicher Handspiegel. Man kann es dadurch überallhin mitnehmen. Man braucht nur die vorgewählte Identifikation zu sagen und schon gibt der angerufene Spiegel seinem Besitzer ein Signal, dass ein Anruf hereinkommt. Das Wiederholen der eigenen Identifikation nimmt den Anruf entgegen. Ich habe es inzwischen so weit entwickelt, dass auf dem System eine Möglichkeit besteht, eine kurze Nachricht zu hinterlassen, wenn der Teilnehmer nicht antwortet. So was wie ein Anrufbeantworter bei den Muggeln. Ich bin zur Zeit dabei, als Erweiterung auch noch die Übertragung längerer Texte möglich zu machen."

Die Augen des Mannes sind jetzt weit offen. Er starrt mich mit offenem Mund an. Dann fragt er:

„Commumirrors?"

„So haben wir das System genannt."

„Können Sie beweisen, dass das auch funktioniert?"

„Selbstverständlich. Hier ist mein Commumirror. Natürlich besteht erst ein ganz kleines Netzwerk, aber alle meine Freunde haben bereits ihren eigenen Commumirror. Wir sind zur Zeit ziemlich weit verstreut, also kann ich mal versuchen, einen von ihnen zu erreichen und sollte dann Antwort bekommen."

Ich ziehe meinen Commumirror hervor und rufe Padmas Identifikation auf. Es dauert einen kleinen Moment, dann antwortet sie.

„Hermione? Hey, wo bist du?"

„Hallo, Padma. Ich bin im Ministerium, wo ich grade meinen Commumirror demonstriere. Dies ist ein Test, damit ich beweisen kann, dass das System arbeitet. – Möchten Sie ein paar Worte mit Miss Patil wechseln, Mr. Tanner?"

„Ja, gerne. – Miss Patil?"

„Ja, Sir! Ich kann Sie sehr gut hören, Sie können völlig normal mit mir sprechen. Wir haben das System noch nicht rund um die Welt testen können, aber es funktioniert auch gut über längere Distanzen."

„Ich höre Sie wirklich mit erstaunlicher Klarheit. Ich kann Sie auch sehr gut sehen. Vielen Dank, ich denke, das genügt für eine erste Probe."

Ich rufe noch Neville, den Fuchsbau und Sirius an, um zu zeigen, dass der Spiegel wirklich mit mehreren anderen Spiegeln verbunden werden kann.

„Wie Sie vielleicht wissen werden, funktionieren Zweiwegspiegel nur miteinander, aber mit keinem anderen Spiegel. Die Commumirrors funktionieren mit allen im Netz registrierten Teilnehmern, genauso wie die Telefone der Muggel. Das System erlaubt noch keine Konferenzschaltung, das tüftle ich vielleicht noch heraus. Das heisst aber auch, dass man nicht in ein laufendes Gespräch eindringen kann. Wenn man auf einen Spiegel anruft, der belegt ist, bekommt man ein Besetztzeichen."

„Okay, Miss Granger, ich gebe zu, ich wollte es nicht glauben, aber ich bin wirklich sehr beeindruckt. Haben Sie so etwas wie schriftliche Unterlagen dazu, damit wir das in der Abteilung und mit dem Minister diskutieren können?"

„Ja, natürlich. Sie finden alles hier in dieser Mappe. Sie enthält auch einen Commumirror, den Sie benutzen können und eine Liste der bestehenden Identifikationen, allerdings habe ich ihn auf hundert Anrufe limitiert. Sollte das Ministerium daran interessiert sein, das System einzuführen, möchte ich erwähnen, dass ich die selbe Dokumentation bereits bei einem Anwalt deponiert habe, damit meine Rechte an der Erfindung, der Einführung, der Regulierung und der Beteiligung an den Einkünften gewährleistet werden. Ich schlage darin dem Ministerium vor, als regulierende Behörde das System zu einer noch zu definierenden jährlichen Registriergebühr anzubieten und einzuführen und erwarte als Gegenleistung 25 dieser Registrierungsgebühr. Die Zauber sind geschützt, ich erwarte ein Patent darauf und die Spiegel werden vorverzaubert verkauft. Der Benutzer erhält nur die Identifikation und das Recht, die Spiegel jederzeit uneingeschränkt benutzen zu können. Ich bin bereit, 25 der Werbekosten für die Einführung zu übernehmen. Und dann als Letztes werde ich diese Rechte ab dem Tag der Einführung für hundert Jahre behalten."

Ich glaube, ich habe ihn völlig zum Verstummen gebracht. Mr. Weasley schaut ziemlich amüsiert auf seinen Kollegen, der einem Fisch auf dem Trockenen ziemlich ähnlich sieht.

„Zu Ihrer Information stehen alle diese Bedingungen auch in der Dokumentation. Ich will einen Vertrag darüber so bald wie möglich mit Ihnen abschliessen."

Ich kann sehen, wie's bei ihm im Gehirn mahlen muss. An seinen Augen habe ich abgelesen, wie scharf er auf dieses System ist. Ich offeriere ihm ziemlich viel und er weiss es. Das Ministerium kann damit ziemlich viel einnehmen, das ist jetzt schon klar. Um so klarer muss sein, dass ich zwar jung und eine Frau bin, dass ich mich aber nicht um die Früchte meiner Arbeit bringen lassen werde.

„Sie haben zweifellos Ihre Hausarbeit gemacht, Miss Granger. Ich werde dies durch die Technische Abteilung überprüfen lassen und man wird Sie mit Sicherheit bald kontaktieren. Darf ich Sie fragen, wie alt Sie sind?"

„Ich werde im September achtzehn. Ich fange dann mein siebtes Jahr Schule an, Sir. Diese Dokumentation ist das Resultat einer Aufgabe, die unser Lehrer für Zauberkunst uns zu Beginn des letzten Jahres stellte. Wir sollten einen oder mehrere Zauber selber erfinden oder modifizieren oder beides. Da ich meinen Klassenkameraden in diesem Fach immer etwas voraus bin, hat er mich aufgefordert, alleine ein Projekt in Angriff zu nehmen und ich hatte die Idee, etwas zu erfinden, was wie ein Handy der Muggel funktioniert. Ich bin Muggel-geboren, ich bin schon eine Weile an grenzenlose mobile Telekommunikation gewöhnt, aber in der magischen Welt vermisse ich so etwas zur Gänze. Eigentlich kommt nur das Apparieren in etwa in die Nähe. Alle anderen Systeme sind ja ans Floo-Netzwerk gebunden..."

„...das nur in Grossbritannien funktioniert, aber leider nicht nach Übersee..." ergänzt er.

„Sehr richtig. Eine der Personen, die wir angerufen haben, Sirius Black, ist in der Schweiz."

„Also, Professor Flitwick hat Ihnen eine Aufgabe gestellt und Sie haben das Thema selber gewählt? Wie viele Zauber waren denn nötig, um dies hier fertig zu bringen?"

„Oh, mein Lehrer für Zauberkunst war nicht Professor Flitwick in den letzten beiden Jahren, sondern Remus Lupin, da ich in der Schweiz in einem geschützten Haus untergebracht war. Sagen wir mal, es waren eine Reihe neuer und ein paar modifizierte Zauber nötig. Sie sind alle in der technischen Beschreibung der Dokumentation erwähnt."

„Wir werden dies sorgfältig studieren, Miss Granger. Wie können wir Sie erreichen?"

„Ihre Eule findet mich entweder bei Mr. und Mrs Weasley im Fuchsbau oder auf der Sunnegg in der Schweiz. Die Adresse ist in der Dokumentation enthalten."

„Ist das Dokument zeitverzaubert?"

Ich lächle.

„Aber sicher. Sie haben genau einen Monat. Es ist ausserdem kopiergeschützt. Ich weiss, dass ich etwas äusserst Nützliches und Wichtiges erfunden habe, Sir, und Sie werden verstehen, dass ich alles Nötige getan habe, um sicher zu gehen, dass ich die Rechte an meinem Werk nicht verliere. Deshalb sind die Zauber auch nur ansatzweise beschrieben und nicht einzeln aufgeführt."

„Das ist verständlich. Ich sehe, dass Sie eine sehr selbstbewusste junge Dame sind, Miss Granger. Wir werden Sie baldmöglichst kontaktieren. Wer sind Ihre Rechtsvertreter?"

„Ich bin zwar jetzt volljährig, aber wenn Sie Referenzen brauchen, können Sie sich jederzeit an Remus Lupin und Sirius Black wenden."

„Sirius Black? Der Sirius Black? Der aus Azkaban ausgebrochen ist und dann für unschuldig erklärt wurde?"

„Ja, genau der Sirius Black. Der unschuldig und ohne Gerichtsverhandlung zwölf Jahre Azkaban überlebt hat. Er war einer meiner Lehrer im geschützten Haus und hat mich in den letzten zwei Jahren in Transfiguration, Zaubertränke und Arithmantik unterrichtet. Und zu meinem grossen Glück wird er das auch noch im kommenden Jahr tun, deshalb die Adresse in der Schweiz. Dasselbe gilt auch für Remus Lupin."

„Interessant. Sehr gut, Miss Granger, das wird dann für heute wohl alles sein, was wir besprechen können. Wir werden uns mit Sicherheit wiedersehen."

Wir sind entlassen. Mr. Weasley nimmt mich mit, um mir sein Büro zu zeigen, wo wir das Gespräch noch eine Weile diskutieren. Er hat während der Unterhaltung nicht ein Wort gesagt, aber er sagt mir, dass er sich schon gemeldet hätte, wenn es nötig geworden wäre.

„Du hast Tanner hervorragend in der Hand gehabt, Hermione. Er versucht des öfteren, seine Gesprächspartner einzuschüchtern, damit er sie umso leichter manipulieren kann. Allerdings tut er das alles immer im Interesse des Ministeriums, er zieht keinen persönlichen Gewinn daraus. Bisschen wie Percy ist der Typ. Es war sehr gut, dass du ihm gleich zu Beginn den Tarif durchgegeben hast. So hast du die Oberhand vom Anfang bis zum Ende behalten. Er hat gleich gemerkt, dass er dich nicht rumschieben kann."

Aber meine Knie zittern immer noch. Ich habe mich weit selbstbewusster gegeben als ich mich gefühlt habe. Ich habe sofort gespürt, dass der Mann meine Erfindung genommen und ausgebeutet hätte, ohne mich zu berücksichtigen. Ich bin froh, dass Remus den Teil mit dem Anwalt vorgeschlagen hat. Wir haben die Dokumentation einer Anwältin übergeben, die Mr. Weasley kennt und ich werde ihren Namen erst bekannt geben, wenn die Verhandlungen wirklich beginnen. Jetzt beruhige ich mich aber so langsam wieder. Mr. Weasley fragt mich, ob es mir gut geht.

„Ja, so langsam geht's wieder. Ich glaube, es ist mir gelungen, den richtigen Eindruck zu hinterlassen, also sollte ich vor Missbrauch wohl geschützt sein. Das fürchtete ich am meisten, deshalb haben Remus und ich das ganze Dokument mit mehreren Schutzzaubern versehen. Die werden Remus' Zauber wohl kaum durchbrechen."

„Das ist seine Spezialität, wie ich gemerkt habe. Ich habe die Schutzzauber für den Fuchsbau nach seinen Spezifikationen erstellt und sie haben bestens gehalten. Kein Todesser ist da nach dem ersten Überfall noch durchgekommen."

„Remus ist grossartig. Er hat bei uns den ganzen Haushalt in festen, aber zärtlichen Händen. Und er ist immer noch der beste Lehrer, den ich je hatte, und das schliesst Professor Flitwick und Sirius mit ein. Remus ist der geborene Lehrer. Er schafft es, dass wir etwas lernen, aber dabei eine Menge Spass haben. Sein Stil ist schwer zu beschreiben, aber er hat Erfolg damit. Er ist ebenso gut darin, uns Zauberkunst beizubringen wie Verteidigung. Geschichte war bei ihm so gut, dass nicht einer von uns je auch nur eine Stunde verpasst hat. Dafür kann's gut sein, dass wir alle in den NEWTS in Geschichte durchfallen, weil wir nicht das gelernt haben, was auf ihrer Liste steht. Dafür verwette ich jede Galleone in Harrys ziemlich umfangreichen Verlies, dass wir die einzigen Hogwartsschüler der letzten zweihundert Jahre sind, die anständigen Geschichtsunterricht bekommen haben."

„Ron sagte auch mal so etwas in dieser Richtung. Remus ist sicher ein sehr aussergewöhnlicher Mann."

„Sie hatten doch nicht etwa Vorurteile, weil er ein Werwolf ist, oder, Mr. Weasley?"

„Nun ja, ich will nicht abstreiten, dass ich die alteingesessenen Vorurteile gegen Werwölfe hatte, Hermione, aber ich kannte selber nie einen. Also habe ich sie ziemlich problemlos weggeworfen, als ich Remus kennen lernte. Ausserdem ist er ja auch ziemlich charmant, nicht wahr?"

Ich grinse.

„Ja, das ist er. Zumindest, wenn er mal mit jemandem bekannt ist. Er hat ein so unglaublich grosses Herz. Wenn man von Professor Dumbledore sagt, dass er da einem Menschen vertraut, wo alle anderen schon längst davon Abstand genommen hätten, so kann man sagen, dass Remus Lupin selbst die noch liebt, die ihn hassen. Er ist hartnäckig. Ehrlich gesagt, möchte ich nicht jemand sein, den Remus hasst! Ich würde erstarren vor Angst. Obwohl ich erst noch jemandem begegnen müsste, den er wirklich hasst. Abgesehen von Todessern und Voldemort natürlich."

Es ist kurz vor Mittag, also bereite ich mich vor, wieder zum Fuchsbau zurückzukehren. Ich bin so froh, dass ich jetzt apparieren kann. Ich geniesse diese neue Freiheit über alles! Bei meiner Rückkehr wollen natürlich alle hören, wie mein Meeting mit Tanner gelaufen ist. Ich erzähle ihnen alles im Detail, dann wechseln wir das Thema. Ich biete mich an, Mrs Weasley in der Küche zu helfen. Als wir uns über andere Sachen zu unterhalten beginnen, kommt auch meine Hochzeit mit Harry zur Sprache. Ich erzähle ihr, dass Harry und ich uns ein Datum ausgesucht haben.

„Wirklich? Das ist schön! Wann wird es denn sein?"

„Am ersten August nächstes Jahr. Darf ich Sie löchern, um all die Traditionen, die zu Zaubererhochzeiten gehören zu lernen, Mrs Weasley? Wir wollen soviel wie möglich drüber lernen, um ein schönes Fest zu organisieren. Wenn Professor Dumbledore es erlaubt, möchten wir's gern in Hogwarts feiern. Und wir wollen es klein, nur unsere engsten Freunde und Verwandten. Eigentlich ist es ja nur eine Formalität, aber ein schönes Fest zu feiern ist ja allemal etwas Gutes."

„Das klingt nett. Sommer und Hogwarts. Das müsste ja möglich sein, dort etwas hübsches auf die Beine zu stellen. Zunächst werdet ihr jemanden brauchen, der euch verbindet."

„So was wie ein Standesbeamter?" frage ich.

„Nennen die Muggel das so? Jemand, der die Zeremonie leitet, meine ich."

„Okay. Ist das jemand vom Ministerium?"

„Nein, nicht notwendigerweise, fast immer ist es jemand, der dem Paar sehr nahe steht. Jemand vom Ministerium wird dann nur da sein müssen, um die Eheschliessung zu bezeugen und die Dokumente mitzubringen. Habt ihr sonst schon Details, die bekannt sind?"

„Nur, dass ich Ginny als Trauzeugin haben will. Harry will entweder Ron oder Sirius, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir Sirius bitten, die Zeremonie zu leiten. Oder auch Remus. Es ist schwer zu wählen, wenn man ein paar Kandidaten dafür hat. Für mich war es viel leichter, Ginny ist ja wirklich meine beste Freundin."

„Ist sie das? Das ist schön zu hören. Weiss sie es schon?" fragt Mrs Weasley.

„Weiss wer was?" fragt Ginny, die grade in die Küche kommt.

„Nein, sie weiss es noch nicht, Mrs Weasley, aber im nächsten Moment wird sie's wissen. – Wir haben uns nur so ein bisschen unterhalten, Ginny, und ich habe deiner Mum erzählt, dass Harry und ich ein Hochzeitsdatum festgelegt haben. Am ersten August nächstes Jahr. Und du sollst meine Trauzeugin sein."

„Wow! Du willst wirklich mich als deine Trauzeugin? Danke, Hermione, das mache ich sehr gern!"

„Danke, Ginny. Wie ich grade deiner Mutter gesagt habe – du bist ja wirklich meine beste Freundin, und diejenige, der ich alles anvertraue."

„Das ist wahr. Wir verstehen uns aber auch wirklich gut. Ich bin glücklich darüber, vor dir hatte ich ja nie eine wirklich enge Freundin."

„Ich auch nicht. Und ich bin auch froh darüber, Ginny."

Nach dem Mittagessen sitzen Ginny und ich noch draussen auf der Veranda auf der Schaukel und tratschen. Die Jungs sind auf dem Feld und fliegen. Da Ron und Justin in dessen Zimmer schlafen, haben Harry und ich Percys Zimmer bekommen, denn der ist ja jetzt schon eine Weile ausgezogen. Ginny und Ernie teilen sich Ginnys Zimmer.

„Ich staune, dass Mum die Zimmerverteilung so akzeptiert hat. Sie ist immer noch so fies zu Ron und beachtet Justin kaum. Das verdienen die beiden nun wirklich nicht," bemerkt Ginny.

„Ja, das finde ich auch, aber du kannst nichts erzwingen. Sie wird sich wohl irgendwann schon damit abfinden, aber man muss sie zu diesem Entschluss so kommen lassen, dass sie möglichst wenig Gesicht dabei verliert. Und das kann dauern."

„Es ist so idiotisch! Du hast Mum voll richtig gecheckt, Hermione. Sie muss immer irgendwie beweisen, dass sie diejenige ist, die zu sagen hat und will uns von vorne bis hinten kontrollieren, weil sie glaubt, wir wären immer noch kleine Kinder."

„Wie steht's mit dir und Ernie? Immer noch nur im selben Bett schlafen?"

„I wo! Das glaubt nur Mum! Mrs McMillan hat mir dabei geholfen, den Verhütungstrank zu brauen und davor haben wir die Zauber benutzt," antwortet Ginny grinsend.

„Gut für euch! Und? Wie magst du's?"

„Ganz ehrlich, ich liebe es. Ernie war so aufgeregt, dass er das erste Mal ziemlich versagte. Hat ihn völlig hingemacht, aber als ich seine Nerven wieder beruhigt hatte, haben wir's noch mal getan und dann ging's. Und jetzt wird's jedes Mal noch schöner."

„Das haben Harry und ich auch so empfunden."

„Wie steht's mit euch beiden?"

„Harry hat sich so sehr geöffnet, Ginny. Er hat jetzt wirklich Spass dran und initiiert es sicher so oft wie ich. Ganz anders als am Anfang, aber viel besser... wir teilen es jetzt wirklich!"