Kapitel 18 – Ein ‚unbedachter' Entschluss
Lily
Nach diesen wunderbaren Ferien sind wir jetzt auf dem Weg zurück nach Hause. Es ist für mich immer noch erstaunlich, wie schnell dieses Haus für uns wirklich ein Zuhause geworden ist. Wir sind hier seit kaum zwei Jahren und ich will für immer hier bleiben. James und ich sitzen auf einer hinteren Bankreihe im Auto und unterhalten Lizzie, die während der langen Fahrt ziemlich grantig ist. Und wenn sie so schlecht aufgelegt ist, ist sie schwer aufzumuntern. Schliesslich bleibt uns fast nur noch ein Silenziumzauber, darunter kann sie sich austoben, ohne den Fahrer zu stören. Ich glaube nämlich, dass die Kleine sehr wohl weiss, dass sie sich stiller halten sollte und es deshalb extra übel treibt. Da wird's wohl langsam Zeit, etwas mehr Strenge mit der kleinen Hexe zu werden.
Als wir aber zuhause ankommen und sie draussen spielen kann, verwandelt sie sich ziemlich rasch wieder in ihr übliches sonniges Selbst. James schaut ihr erleichtert dabei zu.
„Von jetzt an werden wir wieder Neuland betreten, James," bemerke ich.
„Wovon sprichst du? Ach so, erziehen.."
„Genau. Wir werden daran arbeiten müssen."
„Das ist dein Gebiet. Ich werde mich lieber weiterhin an meine mir innewohnende Spontaneität halten."
Lizzie kriecht im Gras herum und grabscht nach einer Heuschrecke. Natürlich verfehlt sie das Insekt um einiges. Sie schaut sich um, entdeckt die Heuschrecke etwas weiter weg und macht sich begeistert auf den Weg dahin, kommt aber viel zu spät. Sie bleibt mit einem frustrierten Gesichtsausdruck zurück und kreischt beleidigt. James schaut ihr vergnügt zu und fängt ihr dann eine Heuschrecke ein, aber als sie die mit ihrer kleinen Faust fast erschlägt, sagt er:
„Hey! Immer langsam mit den jungen Pferden, Lizzie, das ist ein Insekt, kein Amboss. Du bringst die Heuschrecke ja um!"
Ich lehne mich in meinem Liegestuhl zurück und schaue meiner spielenden Familie zu. Noch zehn tage und sie wird ein Jahr alt!
Remus und Sirius kommen aus dem Haus, beide noch immer in ihre eigene Welt versunken. Sie haben die Ferien noch viel nötiger gehabt als wir und haben sie ausgenutzt, um viel Zeit nur zu zweit zu verbringen, in ihrem Zimmer oder auf langen Spaziergängen.
„James, passt du eine Stunde oder so auf Lizzie auf?" erkundige ich mich.
„Natürlich... gehst du weg?"
„Nur kurz. Ich wollte einige Bücher kaufen."
Damit stehe ich auf und gehe mich oben umziehen, um gleich danach in die Diagon Alley zu apparieren. Dort marschiere ich bei Flourish & Blotts ein und frage nach einigen Erziehungsratgebern. Ich wähle zwei Bücher aus.
„Sagen Sie mal, hätten Sie eventuell auch etwas hier, welches Tips für gleichgeschlechtliche Paare beinhaltet, wenn sie ein Kind möchten?" erkundige ich mich bei einem der Verkäufer.
„Nicht eines, welches ausschliesslich dieses Thema behandelt, aber es finden sich viele Vorschläge auch für gleichgeschlechtliche Paare in diesem hier. Es behandelt Fertilitätsprobleme," erklärt der Verkäufer, geht zu einem Regal und zieht einen Band aus der Bücherreihe.
Ich blättere ihn durch, bleibe auf der Inhaltsübersicht hängen und studiere die Kapitel. Es scheint meine Fragen abzudecken, also nehme ich es mit den beiden anderen Büchern und bezahle alles an der Kasse.
Nach Hause zurückgekehrt, lege ich die Bücher auf den Tisch bei uns und setze mich, um einen ersten Blick in das Fertilitätsbuch zu werfen. Später schliesse ich mich den anderen in der Küche zum Abendessen an.
„Hallo Lily, wo hast du denn gesteckt?" fragt Remus.
„Oh, ich war nur kurz weg, um nach ein paar Büchern Ausschau zu halten."
„Hast du gefunden, was du gesucht hast?"
„Habe ich. Kannst anfangen zu lesen, James. Vielleicht finden wir ein paar gute Tips, wie man noch auf ein trotzendes Kind reagieren kann."
„Das wäre aber schon sehr nützlich," gibt er zu. „Heute ist sie wirklich dem Teufel vom Karren gesprungen..."
Nach dem Essen ziehen wir uns zurück und bringen unsere Kleine ins Bett, dann setzen wir uns in unserem Schlafzimmer aufs Sofa. Ich nehme das Buch zur Hand und zeige James einige markierte Seiten und erkläre:
„Hier. Ich habe es vorhin rasch überflogen und verschiedenes festgestellt. Es gibt ein paar Zauber und Techniken, die es Schwulen erlaubt, ein Kind zu bekommen, aber die scheinen mir allesamt an der Grenze zum Gefährlichen zu liegen, wenn sie auch fast alle legal sind. Aber da das Buch ja auch allgemeine Probleme mit der Fertilität behandelt, hat's auch eine genaue Beschreibung der benötigten Zauber, um eine künstliche Befruchtung zu ermöglichen. Das verlangt zwar eine Leihmutter, aber ich würde mich dafür jederzeit zur Verfügung stellen..."
Er überfliegt die markierten Stellen, dann schaut er auf und fragt:
„Das würdest du wirklich tun?"
„Ja, warum nicht? Natürlich nur, wenn du auch einverstanden wärest."
„Klar wäre ich das. Aber wollten wir nicht unser nächstes Baby haben?"
„James, noch nie was von Zwillingen gehört? Mit dieser Methode, die hier beschrieben wird, kann ich doch innert weniger Tage zwei oder dreimal befruchtet werden. Wir hätten dann unseres und geben ihnen ihr Kind. Was meinst du?"
Seine Augen werden rund und bekommen diesen gefährlichen Glanz, dann grinst er und sagt:
„Also, wenn du nun bereit wärest, Drillinge auszutragen, dann könnten wir auf einen Schlag einen kompletten Satz Mini-Rumtreiber herstellen. Stell dir Minerva vor!"
Ich pruste vor Lachen! Arme Minerva! Oder vielmehr – arme zukünftige Lehrer dieser Kinder. Doch das Bild ist im Kopf und lässt sich wohl nicht mehr vertreiben. Ich umarme James und küsse ihn.
Remus
Wir sind fast ein bisschen traurig, unser Liebesnest in Agde zu verlassen. Es waren zwei sehr intensive Wochen, wir haben uns wirklich rein auf unsere Beziehung konzentriert und das hat uns sehr gut getan. Ich kann Sirius kaum ansehen, ohne ihn anzuspringen.
Wir teilen uns die lange Fahrt zurück nach der Sunnegg wieder. Sie ist lang und heiss, zudem haben wir eine ziemlich nervige kleine Krabbe auf dem Rücksitz, aber wir erreichen unser Heim und tragen unsere Sachen hinein. Wir nehmen James und Lily das Gepäck ab, damit sie sich um Lizzie kümmern können, während wir alles hinein bringen.
Alles ist in bester Ordnung, Dobby und Winky tauchen auch sofort auf, um uns zuhause wieder willkommen zu heissen. Sie sind ganz glücklich, uns wieder da zu haben, damit sie uns weiter verwöhnen können. Auf dem Heimweg haben wir Essen eingekauft, das füllen wir in die Kühlschränke. Dann seufzt Sirius und erklärt, da es draussen so heiss sei und, da ausser uns vier Erwachsenen eh keiner da ist, könnten wir ja unsere Klamotten wieder fallen lassen. Ich schaue mich nach den Hauselfen um, aber Dobby und Winky sind schon wieder verschwunden. Barb und Housi haben ihnen im Stöckli ein Quartier gegeben, denn wir alle fanden es schlimm, dass die beiden im Keller hausen mussten. Und seit unsere Nachbarn ausgezogen sind, hatten wir unsere Auroren auch dort einquartiert. Die natürlich jetzt auch wieder weg sind.
Also ziehe ich mich ebenso ungeniert wieder aus wie Sirius. Wir bleiben so nackt, bis es drei Tage später regnet und abkühlt. Eigentlich war es ein richtig gutes Gefühl, an dem Nacktbadestrand die Kleider fallen zu lassen, da waren ja alle nackt, also hat man sich nach dem ersten Mal kaum mehr umgeschaut. Aber sich hier zuhause und im Alltagsleben auszuziehen ist noch viel befreiender. Ich meine, ich bin es nun wirklich nicht gewöhnt, im Adamskostüm an meinem Schreibtisch zu sitzen und Vorbereitungen für das nächste Schuljahr zu bearbeiten. Sirius findet es aber sehr sexy. Das ist dann wohl auch mein wirkliches Problem, nicht meine eigene Nacktheit, sondern die meines Geliebten! Er sitzt völlig nackt an seinem eigenen Schreibtisch und lenkt mich immer mehr von meiner Arbeit ab. Er ist fast dunkelbraun gebrannt! Seine Haut fühlt sich an wie Seide. Sein Körper ist attraktiver denn je, weil er in den letzten zwei Jahren auch seine Muskulatur wieder aufgebaut hat.
Ich studiere die Liste der Zauber, welche die Schüler im siebten Jahr zu lernen haben. Es wird ziemlich viel und wir werden intensiv daran arbeiten müssen, um sie alle zu lernen. Aber alle ausgewählten Zauber sind gute Beispiele für die verschiedenen Techniken der Zauberkunst. Ich sehe, dass auch der Patronus darunter ist, und bin erstaunt, ihn bei der Liste für Zauberkunst zu finden und nicht in Verteidigung. Ich mache mir eine Notiz, um Filius zu fragen, ob er den Zauber schon länger in Zauberkunst lehrt. Ein Teil des Pensums dieses Schuljahres ist auch, jederzeit Zauber nachschlagen und aus dem Buch selber zu lernen zu können. Auch das sind schwierige Beispiele aus einem Zauberkompendium in der Bibliothek. Ich gehe hinauf und suche nach dem Buch. Als ich es gefunden habe, blättere ich darin, während ich ins Büro zurückkehre, wo Sirius mich anfällt, grade als ich durchs Wohnzimmer gehe.
Wie soll ich mich denn aufs nächste Schuljahr vorbereiten, wenn ein sexy Animagus vom Sofa aus über mich herfällt? Vor allem ein komplett nackter sexy Animagus? Das Buch landet auf dem Boden, Sirius und ich auf dem Teppich und dann sind wir für die nächsten zwei Stunden oder so mit anderem beschäftigt, ich weiss es nicht mehr so genau.
So verbringen wir die nächsten paar Tage. Von den Kindern bekommen wir ab und zu eine Eule oder einen Anruf auf den Commumirror. Sie sagen meist nur, dass es ihnen gut geht und sie uns vermissen.
An einem Regentag entscheiden wir, dass wir eigentlich in die Diagon Alley apparieren könnten, um unsere Bücher fürs nächste Jahr zu kaufen und andere Sachen, unter anderem Lizzies und Harrys Geburtstagsgeschenke. Also ziehen wir uns an und apparieren direkt in die Diagon Alley. Zuerst nehmen wir uns Harrys Geburtstagsgeschenk vor. Er hat seit langer Zeit ein astronomisches Modell bewundert, wie wir wissen. Wir finden ein besonders schönes Exemplar und kaufen es, lassen es aber direkt vom Laden aus zum Fuchsbau schicken, wo Harry seinen Geburtstag zu verbringen plant. Wir werden nicht hingehen, denn die Kinder brauchen einmal ein paar Wochen weg von uns.
Hermione hat uns berichtet, was beim Ministerium passiert ist. Wie es aussieht, werden die Verhandlungen schon bald anfangen. Ich hoffe, dass es für sie gut ausgehen wird. Sie ist so jung und so brillant. Ich hoffe sehr, dass das Ministerium mit sauberen Karten spielt und sie nicht betrügt. Sie hat's denen aber offenbar gleich durchgegeben, dass sie sich nicht bescheissen lässt. Ich bin fast sicher, die dachten, dass sie Hermione bequemerweise beiseite schieben können.
Sirius zieht mich an der grossen Apotheke vorbei zu Flourish & Blotts. Er schaut nicht mal über die Strasse zu Qualität für Quidditch. Wir kaufen die Bücher ein und noch ein paar obendrauf, dann kehren wir auf die Gasse zurück. Jetzt schaut Sirius hinüber in den Quidditchladen und bemerkt:
„Nicht dieses Jahr... aber ab dem nächsten werde ich wieder öfters mal an ein Spiel gehen. Muss die Holyhead Harpies wieder ab und zu unterstützen."
„Hältst du immer noch die Flagge der Ladys hoch, Liebster?" frage ich amüsiert.
„Na ja, jetzt wo Angelina Johnson und Alicia Spinnet zu den Damen gestossen sind erst recht. Ich habe gesehen, wie die beiden spielen, die sind erste Klasse."
„Alicia ist allerdings erst Reserve."
„Stimmt, aber Angelina ist in der Startaufstellung! Ein Klassemädchen ist sie, Angelina."
Wir flanieren langsam zurück zum Tropfenden Kessel. Unterwegs treffen wir sogar den einen oder die anderen Bekannten. Es ist ein sehr fremdes Gefühl, sich auf dieser Gasse auf einmal wieder zuhause fühlen zu dürfen, ein Gefühl, dass ich seit Oktober 1981 eigentlich nie mehr gekannt habe. Da wäre es normal gewesen, Bekannte zu treffen und ein paar Worte mit ihnen zu wechseln, bevor wir weitergingen, aber heute? Fünfzehn Jahre lang haben die Leute Sirius' Namen fast ebenso gefürchtet wie den von Voldemort. Sirius hat immer noch etwas Mühe, wenn ihm die Leute heute freundlich begegnen.
Aber jetzt entscheidet er, dass wir mal neue Roben brauchen. Wir haben in den letzten zwei Jahren hauptsächlich Muggelkleider getragen und auch nur neue solche gekauft.
„Komm, Moony, es ist höchste Zeit, dass wir uns wieder mal mit neuen Roben eindecken!"
Ich lächle. Manchmal mag er es einfach, Geld auszugeben. Er hat mir in den letzten zwei Jahren eine ganze Garderobe voller neuer Sachen geschenkt, aber eben alles Muggelkleider. Also betreten wir Madam Malkin's. Sie ist heute selber da. Ich glaube, ich habe diesen Laden das letzte Mal betreten, als ich die Kleider für James und Lilys Hochzeit kaufte. Sirius lächelt sie freundlich an.
„Guten Tag... Mr. Black!" begrüsst sie ihn.
„Sehr richtig, guten Tag, Madam Malkin. Und dies ist Remus Lupin, mein Partner."
„Ach ja, ich erinnere mich. Es freut mich, Sie wiederzusehen, Mr. Lupin. Was kann ich für Sie tun, meine Herren?"
„Endlich wieder mal neue Roben... ich möchte je drei Roben für den Alltag und je einen Winterumhang für beide von uns. Die Roben für Herbst und Winter."
„Aber mit Vergnügen. Haben Sie eine Vorliebe für bestimmte Farben?"
„Erdfarben, vielleicht oliv, senfgelb, dunkles orange für meinen Liebsten..." sagt Sirius ohne zu zögern.
Sie schaut mich so intensiv an, dass ich rot werde und Sirius einen wütenden Blick zuwerfe. Er lehnt lässig an der Theke und wartet, dass Madam Malkin mit Stoffmustern und Farbtafeln zurückkommt.
„Hier, das sind die Stoffe, die wir gegenwärtig führen... die Muster für die Roben gehen wir anschliessend durch, ja?"
Sirius lässt mich doch wenigstens selber wählen. Ich finde ein oliv, ein schönes, etwas verschwommenes Bordeauxrot und ein dunkleres senfgelb, das an mir wahrscheinlich einigermassen gut aussehen wird. Dann geht's um den Schnitt. Madam Malkin lässt mich einige Roben probieren. Sirius hält sie erst mal vor mich hin, damit wir sie kurz ansehen können, während ich vor einem Spiegel stehe. Da ist ein Schnitt, der besonders bequem aussieht und den wähle ich aus, um ihn anzuprobieren. An den ziemlich weiten Ärmeln sind Manschetten und die vorne bis zur Taille durchgeknöpfte Robe hat einen schönen Stehkragen. Unten ist sie weit ausgeschnitten und fällt in weichen Falten bis zum Boden.
„Die wäre Spitze für das Bordeauxrot, haut aber gar nicht hin für oliv und senffarben. Diese zwei Farben verlangen etwas legereres, Liebster. Wie wär's mit der hier mit dem Schalkragen?"
Ich muss ihm recht geben. Er hat seinen Sinn für die Mode noch nicht verloren. Auch diese Robe sieht sehr bequem aus. Sie ist von den Ärmeln an ausgeschnitten und fast doppelt so weit wie die andere. Sirius schaut sich im Laden bei den Accessoires um und taucht mit einem Gürtel auf. Es ist eine schwere Kette, die einfach um die Taille geschlungen und deren Verschluss einfach nach Bedarf in ein Glied eingeklinkt wird. Dann bleibt noch ein Stück mit einem schönen Abschluss hängen.
Madam Malkin wartet, bis ich die erste Robe angezogen habe, dann schlingt sie die Kette auch um diese, zupft alles zurecht und sieht dann sehr zufrieden aus.
„Sehr gut gesichtet, Mr. Black. Dies wird sehr elegant aussehen. Die hier, wie Sie vorgeschlagen haben in Bordeaux. Ich empfehle Stickereien an den Manschetten und am Kragen. In Gold, wie die Kette."
Die Robe, die ich zum Probieren trage, ist schwarz. Madam Malkin schwingt ihren Zauberstab, damit ich sehen kann, wie das ganze dann in Bordeaux aussehen wird. Ich bin alles andere als unglücklich, denn ich finde, dass ich zehn Jahre jünger aussehe. Dann fügt sie die Stickerei am Kragen und den Manschetten bei und Sirius pfeift durch die Zähne.
„Wow, Moony! Du siehst fantastisch aus..."
„Gefällt's dir wirklich?" frage ich.
„Aber wie! Dir nicht?"
Ich nicke nur. Dann werfe ich noch einen Blick in den Spiegel. Ich sehe wirklich anders aus. Ich bin immer noch schön braun und erkenne mich in der edlen Robe kaum wieder.
„Du bist bildschön, mein Liebster," flüstert Sirius mir ins Ohr. „Jetzt weiter zur nächsten..." befiehlt er dann und ich wechsle in die andere Robe.
Diese zweite Robe ist aus einem weichen Flanell. Ich fühle mich sofort wohl darin. Der Schalkragen sieht auch gut aus. Ich kann entweder ein Hemd darunter tragen oder einen Rollkragenpullover. Der Kragen öffnet sich über dem Schlüsselbein und fällt über die Schulter nach hinten, wo er weich in den Nacken fällt. Die Ärmel sind noch weiter als an der ersten Robe, und ebenfalls mit einer weichen Manschette zusammengefasst. Wenn schon die andere Robe fliessend ist, so ist diese hier noch viel weiter. Aber der weiche Stoff fällt in herrlichen Falten zum Boden und der Gürtel passt auch zu dieser Robe ausgezeichnet. Madam Malkin zaubert ihn zunächst olivgrün, was mir sehr gut steht, und dann senfgelb, worin ich aussehe wie eine Leiche.
„Nein, ich glaube, die Farbe passt doch nicht zu Ihnen, Mr. Lupin."
„Was dann... entweder hellbraun oder... ich weiss was, dieses Herbstorange hier müsste ihm prima stehen..." schlägt Sirius vor, der schon die Farbmuster checkt.
Wir probieren beide Farben und ich muss schon sagen, das orange sieht tatsächlich viel besser aus als das gelb.
„Also, für Remus dann die Bordeauxfarbene, die olivgrüne und orange Robe wie anprobiert und diesen Gürtel," ordert Sirius gelassen.
„Machen wir gleich, lassen Sie mich die Order gleich nach hinten geben, Mr. Black."
Derweilen zieht Sirius mich zu den Mänteln. Er schaut mich an, dann ins Angebot und hat mit einem Griff den schönsten Umhang herausgefischt. Er ist auch schwarz, doch bin ich sicher, dass hier ein sehr dunkles braun auch zu haben sein wird. Er drapiert den Umhang um meine Schultern und schiebt mich wieder vor den Spiegel.
„Wie wär's mit dem?" fragt er.
„Du bist ein Genie, Sirius..." murmle ich.
Er hat's wieder mal mit einem sicheren Griff getan. Den perfekten Mantel für mich gefunden. Er ist aus feinster Wolle und fühlt sich gleichzeitig schwer und doch federleicht an, so dass ich gar nicht das Gefühl habe, überhaupt einen Mantel über meinen Schultern zu tragen. Aber ich gehe jede Wette ein, dass er unwahrscheinlich warm sein wird.
„Dunkelbraun?" fragt Madam Malkin.
Sirius nickt.
„Ich habe die perfekte Farbe für Sie, Sir. Hier. Gleicher Stoff wie dieser hier und dieses Kastanienbraun. Es ist ziemlich dunkel, aber sehr elegant."
„Das ist gut. Diesen hier dann..."
„Jetzt aber du, Padfoot!"
„Ja, ja, bin ja schon dabei. Ich denke, marineblau, schwarz und dieses Bordeaux, das Remus ausgesucht hat, das würde mir auch gefallen..."
„Gute Wahl, Mr. Black. Hier haben wir die Muster..."
Sirius schaut sich die Muster an und bleibt bei seiner Wahl von Schwarz und Bordeaux, nachdem er ein schönes, nicht allzu dunkles Marineblau gefunden hat. Dann schaut er sich die Schnitte an.
„Ich würde sagen, dass Ihnen der etwas strengere Schnitt auch gut stehen würde, Mr. Black, vielleicht mit etwas anliegenderen Ärmeln..." schlägt Madam Malkin vor.
Sirius wird in die schwarze Musterrobe gekleidet, schaut sich im Spiegel an und ich starre! Himmel, Sirius in Muggelkleidung ist ja schon sehr sexy, aber dies ist Sirius in einer sehr eleganten, wenn auch noch völlig diskreten Robe, aber schon bald kommt ein silberner Gürtel dazu und das reicht, um in ihm den Abkömmling einer der ältesten magischen Familien in England zu erkennen. Ich kann ihn nur anstaunen, denn so habe ich ihn seit bald zwanzig Jahren nicht mehr gesehen. Da war er hübsch in solcher Kleidung, jetzt ist er ein schöner Mann. Ende Dreissig ist er ein Zauberer in der ersten Blüte seiner vollen Kräfte. Wenn er in einer solchen Robe auftaucht, ein schwarzer Umhang darüber und den Zaubererhut auf dem Kopf, den Zauberstab in der Hand würde er auch unter einem Haufen von Reinblütern die volle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, da gehe ich jede Wette ein. Die winzige Madam Malkin schaut ihn von unten bis oben kritisch an und ich denke, dass sie sich bei seinem Anblick genau die gleichen Gedanken wie ich macht.
„Schwarz. Mit Silberstickerei..." sagt sie leise und schwingt ihren Zauberstab.
Sirius sieht umwerfend aus. Ich warne ihn auf deutsch, dass er sich besser schon mal auf einen Überfall meinerseits vorbereiten soll, wenn wir wieder zuhause sind. Er lacht, wirft seine langen Haare auf seinen Rücken und ich kann ihn wieder einfach nur anstarren.
„Es ist perfekt, Sirius. Ich würde das auch in schwarz nehmen..." sage ich auf englisch.
„In schwarz dann, Madam," sagt er sofort.
Dann probiert er einen Schnitt, der etwas mehr für den Alltag passt, oben sieht die Robe fast wie ein Polohemd aus mit einem weichen Polokragen. Die anliegenden Ärmel haben keine Manschetten. Diese Robe ist auch nicht so weit geschnitten wie meine und würde am besten mit einem gewöhnlichen Gürtel aussehen. Madam Malkin ändert sie in den gewählten Stoff und die marineblaue Farbe. Wird für das Klassenzimmer genau passend sein, weit salopper als die andere Robe. Schliesslich sucht er sich noch etwas anderes für seine Bordeauxrote Robe aus und findet eine etwas weiter geschnittene Robe, diesmal mit weiten Ärmeln und einem Schalkragen, der ähnlich ist wie meiner, aber eine Stoffklappe hat, die fast bis unter die Schulterblätter reicht wie eine Matrosenjacke. Ich sehe sein Spiegelbild und lächle, denn er sieht eindeutig sehr zufrieden mit sich selber aus.
In der Zwischenzeit sind meine Roben bereits fertig, der Mantel folgt auf dem Fuss und die Bestellung für Sirius' Roben wird in die Werkstatt geschickt. Während wir darauf warten, sucht Sirius sich seinen Mantel noch aus. Er hat natürlich auch da keine Mühe und findet nach einigem Suchen einen, der nicht nur gut aussieht, sondern ihm hervorragend steht. So gut, dass ich das Ding von seinem nackten Körper reissen möchte. Der Mantel ist schwarz mit einem roten Seidenfutter. Der Kragen und der Rand ist mit roten Paspeln verziert. Die Knöpfe sind mit der roten Seide überzogen. Ich schaue Sirius mit einem hungrigen Raubtierblick an, den er klar versteht. In zwei Tagen ist Vollmond, eine Zeit, in der ich ihn noch lieber als sonst ins Bett zerre.
„Kannst du halten, was du da versprichst?" haucht er mir ins Ohr.
„Worauf du einen lassen kannst, mein Lieber," antworte ich.
Sirius
Hätte es wissen sollen. Er hält seine Versprechen immer! Wir gehen heim, er spediert unsere Einkäufe alle ohne Federlesens in unser Zimmer und zieht mich gleich im Vorderzimmer aus! Dort bleiben wir, bis wir das Bedürfnis für etwas Weicheres unter unseren Ärschen haben, worauf wir direkt in unser Bett apparieren. Und bei Merlin, er hat schon wieder einen Ständer!
Er ist einfach unglaublich! Wir rammeln noch ganze drei Stunden lang, bis wir schliesslich völlig erschöpft einschlafen. Wir haben uns wirklich vollständig ausgegeben. Beide! Wann war er das letzte Mal völlig ausgelaugt?
Remus
Sirius ist alleine auf einen Einkauf gegangen. Ich bin von unserem Liebemachen gestern immer noch völlig auf dem Hund, aber ich gehe immerhin hinaus in den Obstgarten. Als ich von einem ausgiebigen Schläfchen auf einer grossen Decke unter dem Apfelbaum erwache, finde ich Sirius lesend neben mir. Als ich meine Augen aufschlage, schaut er herüber und lehnt sich vor, um mich zu küssen.
„Was liest du da?"
„Was wir allenfalls tun könnten, um eigene Kinder zu bekommen, Liebster..." sagt er.
Ich bin in einem Augenblick vollkommen wach und schnappe nach Luft.
„Du willst Kinder? Eigene Kinder?" frage ich, völlig erstaunt.
„Wenn's möglich ist, ohne wirklich mit einer Frau schlafen zu müssen..." sagt er und seine Augen tanzen mit dem alten verspielten Glanz.
Ich grinse. Ja, das würde ihm gar nicht gefallen, denn Sex mit einer Frau gehört zu den wenigen Dingen, für die er gar nichts übrig hat. Ich nehme ihm neugierig das Buch aus der Hand.
Es gibt ein Buch für so was? Ich starre Sirius erstaunt an.
„Wo hast du es her?"
„Lily hatte es. Sie hat's mir zum Lesen gegeben. Ich habe noch nicht alles gelesen, aber hier steht, dass es einen einfachen Weg gibt, wenn wir eine Frau finden, die bereit ist, das Baby für uns auszutragen. Wir können sie mit einem Zauberspruch befruchten. Es hat einige andere Methoden beschrieben, aber die klingen in meinen Ohren hart an der Grenze zum Kriminellen. Sogar eine Methode, wie man die Schwangerschaftsdauer stark verkürzen kann, aber das finde ich höchst gefährlich."
„Mit einem Zauber? Wir müssten jemanden finden, der bereit wäre..."
„Nein, müssen wir nicht. Lily und ich sind vorhin auf das Thema zu sprechen gekommen und da hat sie mir erzählt, dass sie und James demnächst wieder schwanger werden wollen. Und dass sie bereit wäre, unseres mit auszutragen. Die Beschreibung hier sagt, dass man die Frau mit dem Zauber den Samen erst des einen Partners befruchtet, dann drei Tage später den des zweiten Partners. Resultat sind dann zweieiige Zwillinge. Es gibt einen Zauber, der sie sofort zur Ovulation bringt, was die Chancen einer Befruchtung erhöht. Die Insemination muss dann innerhalb von vierundzwanzig Stunden erfolgen. Ausserdem gibt's einen zusätzlichen Zauber, den man dann nach der zweiten Insemination sprechen würde, der verhindert, dass die Kinder die äusserliche Erscheinung der Mutter erben und dafür die des Vaters bekommen."
„Das scheint mir eigentlich nicht allzu risikoreich. Und Lily wäre die Eispenderin... es wäre wunderbar! Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist, Siri?"
„Ich habe in der letzten Zeit viel darüber nachgedacht, Liebster. Wir sehen offenbar friedlichen Zeiten entgegen, wir werden nach Hogwarts zurückkehren und dort möglicherweise wie Filius und Pomona alt werden, aber das kann's doch eigentlich nicht schon alles gewesen sein, oder? Ich glaube, ich möchte etwas haben, wofür es sich weiterzuleben lohnt, weitergeben, was wir sind und haben. Das Lebensrad weiterdrehen sehen, wenn du so willst... Kinder gross werden sehen und zusehen, wie sie ausziehen und eigene Familien gründen... ich dachte mir, dass ich dann vielleicht dem Noblen und Uralten Haus der Blacks einen neuen – guten – Impuls geben kann. Und schliesslich und endlich möchte ich ganz einfach ein Kind von dir haben, Liebster, und dir eins schenken, so wie Millionen anderer Paare auch. Ein Kleines mit deinen niedlichen paar Sommersprossen und deinem wunderschönen Lächeln und diesen riesigen braunen Augen, die mich von deinen Kinderfotos anstarren. Und ich gebe zu, dass ich auch gerne erleben möchte, was wir bei Harry verpasst haben, während wir alle in unserer eigenen Hölle brieten. Vielleicht bringen wir ausserdem Harry und Hermione auf eine gute Idee..."
„Die sind viel zu jung, um schon ans Elternwerden zu denken, Siri," protestiere ich.
„Jetzt, ja, aber nicht in einem oder zwei Jahren, Remy. Natürlich weiss ich, dass man auch einwerfen könnte, dass wir jetzt mit Lizzie das nachholen können, was wir bei Harry verpasst haben, aber mit einem eigenen Kind wäre das doch noch einmal etwas ganz anderes."
Ich überlege nicht sehr lange. Es ist ja das, worüber ich vor ein paar Tagen nachgedacht habe und wonach ich mich wirklich sehne. Ich weiss besseres, als solch eine Chance nicht zu packen. Ohne, dass ich es ahnte, hat Sirius offenbar ähnliche Gedanken gewälzt. Im Gegensatz zu mir ist er jetzt losgezogen und hat sich erst mal informiert, wie es zu ermöglichen wäre, dass wir es angehen könnten, um unseren Wunsch zu erfüllen. Er zieht mich wie immer mit. Aber für einmal wehre ich mich gar nicht dagegen. Ein Kind für jeden von uns – perfekt! Wir wären die nächsten zwanzig Jahre voll eingespannt.
Später sprechen wir mit James und Lily darüber. Es wird das schönste Gespräch, das wir je geführt haben, und der Moment, in dem wir zur Familie werden. Wir setzen uns auf der Terrasse zusammen, aber ein rasch aufziehendes Gewitter vertreibt uns ins Haus zurück. Im Wohnzimmer finden wir uns wieder. Lizzie schläft oben in ihrem Bettchen.
„Also, Padfoot, habt ihr darüber gesprochen?" fragt James.
„Ja, vorhin... wollt ihr das wirklich für uns tun?" frage ich zurück.
„Geht doch in einem Aufwasch," sagt Lily und grinst.
Ich setze mich neben sie aufs Sofa und ziehe sie in eine Umarmung. Sie hält mich fest.
„Ach Lily, das ist ja ein unglaublicher Freundschaftsdienst! Aber ich denke doch auch weiter. Wenn du die Kinder austrägst, dann kommt eines Tages die Frage auf dich zu, wie du dich dieser Mutterschaft stellen willst. Sie werden wissen wollen, wer sie geboren hat und warum die Frau, die ihre Mutter ist, sich nicht als solche zu erkennen gibt... wie wollen wir mit dem umgehen?" will ich wissen.
„Remus, darüber reden wir, wenn's mal so weit ist. Ich werde ja in ihrem Leben nicht ganz abwesend sein, wir sind doch auch eine Familie. Ihr müsst doch zugeben, dass wir weit mehr sind als nur eine Wohngemeinschaft..." gibt Lily zu bedenken.
„Es wäre wunderbar! Es ist wirklich das einzige, was Remus und mir abgeht und wir würden uns über unsere eigene Familie unglaublich freuen!" sagt Sirius.
„Dann machen wir's," besiegelt James die Sache.
Ich habe Poppy eine Eule geschickt, sie kommt umgehend auf die Sunnegg und findet mich alleine auf der Terrasse, während die anderen beim Einkaufen ist. Ich passe unter dem Sonnensegel auf Lizzie auf und bin damit beschäftigt, Stunden vorzubereiten, als sie auftaucht.
„Guten Morgen, Remus! Hallo, kleine Lizzie!"
„Oh, hallo, Poppy! Wie schön, dich zu sehen!"
Ich stehe sofort auf und umarme sie. Sie schaut zu mir auf und lächelt.
„Du siehst blendend aus, Remus! Ich habe dich noch nie so gesund gesehen wie in den letzten zwei Jahren."
„Ich habe mich auch noch nie besser gefühlt, Poppy. Sirius tut mir gut..."
„Weswegen rufst du mich dann her?" fragt sie neugierig.
„Das ist eine etwas delikate Sache, Poppy. Sirius und ich haben das Gefühl, dass es an der Zeit wäre, Eltern zu werden und Lily hat sich bereit erklärt, für uns ein Pärchen Zwillinge auszutragen. Wir brauchen dich für die Insemination."
Ich glaube, es gibt wirklich nichts, was Poppy vom Stuhl haut. Auch jetzt staunt sie nicht übermässig, sondern strahlt mich an und meint:
„Wow! Das ist aber eine Überraschung. Wie nett von Lily. Wann soll das denn stattfinden?"
„Sofort. Heisst das morgen. Lily hat das Buch gefunden, wir haben uns natürlich vorgängig schlau gemacht und einen Zauber gefunden, mit dem eine Ovulation ausgelöst werden kann, dann einen weiteren Zauber, um sie zu befruchten. Beide Zauber zusammen, im richtigen zeitlichen Abstand sollen in einer Schwangerschaft resultieren. Die gleiche Prozedur kann man nach drei Tagen für das zweite Baby wiederholen, wenn man Zwillinge wünscht. Wir wollen zwei und sie hat zugestimmt, die Kinder auszutragen. Lily und James wollen ihr nächstes Kind und haben uns angeboten, unsere mitzutragen."
„Gut. Wo sind sie denn alle hin?"
„Esswaren einkaufen. Sollten wohl bald zurück sein. Wir können die erste Insemination morgen machen, wenn du einverstanden bist."
„Kein Problem. Ich vermute mal, dass ihr es wohl selber machen könntet, finde es aber löblich von dir, eine Heilerin einzuschalten. Hast du Unterlagen, in denen die Zauber erklärt werden? Dann kann ich sie heute abend studieren..."
„Aber sicher..."
Ich zitiere das Buch aus dem Büro und reiche es ihr. Die Stelle ist mit einem Buchzeichen versehen, sie macht das Buch auf und überfliegt den Artikel. Dann nickt sie und meint:
„Ja, das ist alles ganz klar – kein Problem für mich. Habt ihr euch das gut überlegt, Remus? Ihr werdet Zwillinge haben, das bedeutet ziemlich viel Arbeit, weisst du! Vor allem dann, wenn Lily auch noch ein eigenes Kindchen versorgen will."
„Ich glaube, wir haben es uns überlegt. Wir haben neun Monate Zeit, um uns auf sie vorzubereiten. Wenn die Schwangerschaft in den nächsten Tagen beginnt, werden die Zwillinge kurz vor Ende des Schuljahres geboren, das gibt uns drei Monate Zeit, um uns mit ihnen einzugewöhnen, bis wir nach Hogwarts kommen. Sollte nicht zu schwierig sein, uns an sie zu gewöhnen. Tagsüber wird einer von uns für sie da sein, bis wir nach Hogwarts kommen und dort werden Dobby oder Winky nach ihnen sehen können. Vor allem Winky mag kleine Kinder. Sie hat mit Lizzie bewiesen, wie gut sie mit ihnen umgehen kann."
„Das sollte eigentlich gut gehen. Albus wird entzückt sein, das zu hören, nehme ich mal an, Remus. – Darf ich ihm davon erzählen? Ich möchte sein Gesicht sehen!" fragt Poppy mit einem frechen Grinsen.
„Ja, natürlich darfst du es ihm erzählen, Poppy... du darfst es aber nicht Minerva erzählen, denn ich möchte nämlich ihr Gesicht sehen, wenn sie davon erfährt!"
Am nächsten Tag untersucht Poppy Lily erst mal gründlich, und als sie zufrieden ist, spricht sie den Zauber, der den Eisprung auslöst. Nach einem gemeinsamen Mittagessen und etwas Plaudern wird Sirius aufgefordert, den benötigten Samen zu liefern. Wie das Buch uns empfohlen hat, sind wir vor der Insemination einige Tage abstinent geblieben. Ich verziehe mich mit Sirius in unser Zimmer, während die Damen angeregt plaudern. Poppy hat mir ein grosses Reagenzglas mitgegeben. Es ist ein sehr eigenartiges Gefühl, zu wissen, dass aus dem Ejakulat, das ich Sirius in den nächsten Minuten abluchse ein Kind werden wird! Sirius zieht sich aus und setzt sich auf den Bettrand. Ich lege das Reagenzglas fürs erste auf den Nachttisch und küsse meinen Liebsten. Er schaut mir in die Augen und küsst mich zurück. Ich streichle ihn und wie immer reagiert sein Schwanz fast augenblicklich auf meine Zärtlichkeiten.
„So zuverlässig..." sage ich grinsend.
Sirius streckt mir die Zunge heraus, aber ich gehe vor ihm auf die Knie und schnappe seinen Schwanz mit meinem Mund, um daran zu saugen. Die Zunge verschwindet und Sirius stöhnt ein bisschen. Seine Augen schliessen sich und er stützt sich auf mich, während ich ihm einen blase. Ich weiss genau, wann er kommt und kurz vor seinem Orgasmus greife ich mir das Reagenzglas und lasse seinen Schwanz los. Den Rest mache ich mit der Hand, bis er laut aufstöhnt und kommt. Ich stecke die Spitze seines Schwanzes in das Reagenzglas und schaue zu, wie sein Samen in drei, vier, fünf kleinen Eruptionen in das Glasrohr schäumt. Er fällt aufs Bett zurück und ich richte mich auf. Dann setze ich mich kurz neben ihn, bis er sich wieder aufrichtet und im Schneidersitz neben mir sitzt. Beide schauen wir ein paar Minuten auf das Glas. Was für uns normalerweise etwas ist, mit dem wir spielen, bekommt auf einmal eine so viel grössere Bedeutung.
„Jahrelang war das einfach nur Samenflüssigkeit," flüstert Sirius.
Ich nicke nur.
„Und jetzt ist es auf einmal meine Tochter oder mein Sohn, Remy..."
Ich atme tief ein. In drei Tagen werde ich wissen, wie er sich jetzt fühlt. Wir stehen auf, Sirius zieht sich wieder an und dann gehen wir gemeinsam hinunter zu den beiden Frauen. Ich gebe Poppy das Reagenzglas. Sie wartet in James' und Lilys Zimmer schon darauf.
„Den Rest machen wir beide unter uns, um Lilys Privatsphäre zu schützen."
Wir verlassen das Zimmer. Nur eine Viertelstunde später ist Poppy wieder da und sagt:
„Miss Mahler muss noch eine halbe Stunde liegen bleiben."
„Ist gut."
Wir machen mit Poppy ab, dass sie in drei Tagen wiederkommt, um die zweite Insemination vorzunehmen. Dabei checkt sie ab, ob Lily wirklich schwanger ist und strahlt. Dann spricht sie den Zauber noch einmal, der jetzt eine erneute Ovulation auslöst. Und nun bin ich dran, meinen Samen zu liefern. Sirius und ich ziehen uns zurück. Mir ist es ein bisschen peinlich, dass die Damen unten genau wissen, was wir jetzt tun, aber Sirius tut diskussionslos für mich, was ich vor ein paar Tagen für ihn getan habe und so haben wir nach ein paar Minuten, was wir benötigen. Das Ritual der Befruchtung findet ein zweites Mal statt und diesmal spricht Poppy auch den zusätzlichen Zauber, der den Kindern praktisch nur Sirius' und mein Erbteil gibt.
Noch mal drei Tage später ist Poppy ein drittes Mal da. Sie checkt, dass Lily wirklich zwei Kinder im Bauch hat und bestätigt uns dies, als sie grinsend den Ovulationszauber ein drittes Mal spricht. Dann wendet sie sich an James:
„Nun, James, ich gehe doch mal davon aus, dass du dein Baby lieber auf althergebrachte Art und Weise herstellen wirst, nicht wahr?"
„Worauf du dich getrost verlassen kannst. Darf ich euch alle bitten, mein Schlafzimmer zu verlassen? Ich habe eine Ehefrau zu schwängern!" gibt er grinsend zurück.
„Halt die Klappe, James, ich bin ja schon schwanger!" wirft Lily vom Bett her ein.
Wir verlassen das Zimmer lachend und während ich leise die Tür hinter mir schliesse, fühle ich, wie mein Herz wild klopft. Wir werden Eltern. Jetzt ist es greifbar und wirklich! Wir haben es wirklich getan und da sind jetzt zwei winzige Leben, die in Lilys Bauch heranwachsen und die unsere Kinder sein werden. Sirius zieht mich fest an sich und wir seufzen unsere Hoffnungen und unsere Freude in unsere Küsse hinein.
Ich kann Molly Weasley schon hören, wie sie uns anpfeift, weil wir uns da hinein stürzen, ohne lange darüber nachgedacht zu haben. Aber ich weiss, dass das für uns eine gute Sache wird. Wir werden uns alle Mühe geben, gute Eltern zu sein. Der Drang, Nachwuchs zu zeugen, ist wohl in uns genau so tief verankert wie in jedem heterosexuellen Mann. Jedenfalls sind wir froh, dass Lily und James uns dieses Geschenk machen, so haben wir davon Abstand genommen, gefährlichere Methoden in Betracht zu ziehen wie etwa die, bei der einer von uns sein Geschlecht geändert hätte. Das soll möglich sein, aber ich möchte mich gar nicht erst damit auseinandersetzen!
Und dann teilen uns die ersten der Schüler zwei Tage später mit, dass sie in wenigen Tagen wieder heimkommen. Die ersten, die zur Sunnegg zurückkehren sind die sechs, welche sich gegenwärtig im Fuchsbau befinden. Und eine Woche später sind dann auch die vier anderen wieder da. Wir haben alle vier ausgemacht, dass wir ihnen gleich mitteilen, was wir getan haben. Wir warten nur, bis alle zehn wieder im Haus sind. Beim ersten gemeinsamen Abendessen bittet Sirius um ihre Aufmerksamkeit.
„Ähem... es gibt da etwas, was Remus und ich euch zu sagen haben," fängt er an.
„Du klingst so schuldbewusst, was habt ihr denn ausgefressen?" fragt Ron sofort und grinst frech.
„Na ja, nichts ausgefressen per se... wir haben uns entschlossen, dass wir Eltern werden wollen und da wir das nicht gut miteinander machen können... also, James und Lily wollten gern ihr nächstes Kind zeugen, und so haben sie uns angeboten, dass Lily nicht eins, sondern drei Kinder austrägt, und die werden aller Voraussicht nach Ende April geboren werden. Will heissen, eins von jedem von uns," sagt er dann ganz schnell, damit es raus ist.
Erst einmal staunen alle am Tisch ziemlich baff. Und dann fangen sie so eines um das andere an zu grinsen und schliesslich johlen sie alle und lachen, selbst Hermione. Harry braucht am längsten, er ist ganz offensichtlich völlig von Socken.
„Echt? Ihr habt das wirklich gemacht? Kein Witz?" fragt Draco zur Sicherheit.
„Kein Witz. Wir haben's wirklich getan. Es war sogar einfacher als wir erst dachten."
„Wow..." haucht Hermione.
„Also, euch Erwachsenen kann man ja keine paar Tage alleine lassen, ohne dass ihr auf unmögliche Gedanken kommt," sagt Ginny streng. Dann grinst sie. „Soll das also heissen, dass ihr unsere NEWTS Vorbereitungen mit Babygeschrei und Windeln wechseln zu stören beabsichtigt? Das ist aber gar nicht edel..."
„Bis dahin vergeht noch eine Menge Zeit... wir wollten es noch in diesem Schuljahr schaffen, damit wir uns mit den Kleinen noch eingewöhnen können, bevor wir in Hogwarts anfangen. Ein Geburtstermin, wenn ihr grade für die NEWTS nach Hogwarts müsst, wäre weit mühsamer gewesen. So nehmen wir die Kleinen einfach mit," erkläre ich.
„Sirius und Remus werden Daddys, wie spassig," findet Blaise.
„Ich finde es grossartig," sagt Hermione.
„Wirklich? Findest du?" fragt Sirius erfreut.
„Ja, finde ich wirklich. Ihr braucht das. Ihr werdet bestimmt gute Eltern sein. Und dabei merke ich noch nicht mal an, dass ein gewisser Schulleiter, den wir alle kennen, sich darüber sicher sehr freuen wird."
„Poppy fand es eine gute Idee. Ich bin sicher, sie hat es Albus Dumbledore schon erzählt, dass eine Miniversion von beiden von uns unterwegs ist, wir haben es ihr nämlich erlaubt. Wir haben allerdings noch nichts von ihm gehört," sage ich.
Harry schaut seine Eltern an. Ich befürchte schon, dass er sich ärgert, doch dann bemerke ich, dass er sie voller Bewunderung ansieht. Er steht auf, kommt um den Tisch herum und umarmt uns alle vier.
„Hermione hat recht, das ist grossartig. Und könnt ihr euch vorstellen, was McGonagall für ein Gesicht macht, wenn sie checkt, dass drei Mini-Rumtreiber zur gleichen Zeit nach Hogwarts kommen werden?" sagt er grinsend.
Ich atme auf. Ich habe mir Sorgen gemacht, was Harry dazu zu sagen haben wird, aber er scheint sich für uns zu freuen.
„War das nun eure oder ihre Idee?" fragt Harry seine Eltern.
„Na ja, wir wussten, dass sie gerne Kinder hätten und so war es unsere Idee, es ihnen so vorzuschlagen," erklärt Lily, „und ich bin sehr froh, dass du gut damit klarkommst, Harry. Streng gesehen werden diese beiden Kinder ja deine Halbgeschwister, obwohl wir einen Zauber angewendet haben, mit dem wir ihnen beiden ausschliesslich die physischen Eigenschaften ihrer Väter gegeben haben."
„Kein Problem, war nur neugierig. Welches von den beiden bekomme ich als Patenkind, deines oder Remus', Siri?" fragt Harry dann lässig. Ich schnappe nach Luft.
Die Schwangerschaft ist doch grade eben erst Tatsache geworden, wir haben noch nicht mal entfernt über so etwas wie Paten nachgedacht und jetzt fragt Harry lässig danach. Sirius scheint auch ziemlich erstaunt zu sein.
„Wir überlassen dir die Wahl, Kumpel," sagt er dann.
Gute Idee. Es ist ziemlich klar, dass Hermione und Ginny die Patinnen sein werden. James will bestimmt Pate für unser zweites Kind werden. Aber das scheint alles noch in weiter Ferne zu liegen. Es ist zwar alles sehr schnell gegangen, aber jetzt, wo die Kinder unterwegs sind, wird die Zeit sich wohl verlangsamen. Es sind ja nur knapp zwei Wochen vergangen, seit wir den Entschluss gefasst haben, Eltern zu werden. Wir sind so schnell vorgegangen, dass mir eigentlich der Schädel noch immer ziemlich brummt...
„Wir werden es ausknobeln," sagt Harry grinsend.
„Aber bevor ihr euch übers Windelwechseln und Flaschenfüttern Gedanken machen könnt, habt ihr ein ganzes Schuljahr zu überstehen," bemerke ich, „seid ihr auch bereit dazu?"
„Keine Angst, wir sind bereit," versichern sie uns alle.
Hermione hat eine Menge Neuigkeiten über ihre Commumirrors. Offenbar ist es sehr schnell gegangen, denn nach einer ersten Prüfung evaluiert das Ministerium nun ernsthaft, wie man das System aufstarten kann. Die haben offenbar das Potenzial dieser Erfindung gleich kapiert. Hermiones neue Anwältin hat sich bereit erklärt, die Verhandlungen in ihrem Namen und Interesse zu führen. Wenn alles gut geht, dann kann das neue Kommunikationsmittel zu Ende des Jahres eingeführt werden. Bis dahin testet das Ministerium das System auf Herz und Nieren mit einem grösseren Kreis von Benutzern. Einige Fabrikanten von Spiegeln sind bereits um Offerten für die Herstellung der vorverzauberten Handspiegel angefragt worden. Hermione hat verlangt, dass der Absatz einzig und allein über den Laden der Weasley-Zwillinge in der Diagon Alley laufen soll. Fred und George planen bereits die Vergrösserung ihres Geschäftes um das Ladenlokal nebenan. Ihnen würden dann auch die Zauber anvertraut, die Spiegel würden dann direkt vor Ort mit Hermiones Zaubern verzaubert werden.
„Ich wette, das wird Big Business, Hermione! Du wirst nicht einen Tag in deinem Leben zu arbeiten brauchen," behauptet Draco.
„Wir werden sehen. Ich werde mit Sicherheit ziemlich gut verdienen, wenn mal eine Menge Benutzer im System sind. Denn ich bekomme meinen Anteil vom Ministerium für die nächsten hundert Jahre! Die Leute bezahlen nur die Gebühr beim Ministerium, nichts für die eigentlichen Gespräche. Diese Gebühr wird pro Erstspiegel sicher zehn Galleonen im Jahr betragen, wenn die gleichen Leute einen zweiten oder weiteren Spiegel benutzen, reduziert sich dann die Gebühr für die weiteren. Dazu brauchen sie irgendwo zwischen zehn und zwanzig Sickles für den Spiegel, je nachdem, wie hübsch der aussehen muss. Und ich bekomme 25 der Jahresgebühr. Die Zwillinge verhandeln ihren Teil noch. Aber das Ministerium kassiert fast gratis und franko mindestens 50 der Gebühr."
„Du bist stinkreich, bevor du nur zwanzig Jahre alt wirst," prophezeit Draco.
„Und alles aus eigener Kraft!" bestätigt Hermione stolz.
Sirius
Das ist wahrscheinlich das Irrste, was ich je getan habe! Ich habe mir seither meine Motivation immer und immer wieder neu überlegt, komme aber auch immer wieder zum Schluss, dass es richtig war. War es richtig? Nur eine Grille? Oder ist etwas vom alten Black Stolz in mir erwacht, die Familie nicht kampflos aussterben zu lassen? Schliesslich ist ja ausser mir keiner mehr da, um den Namen weiterleben zu lassen. Und ich habe jetzt die Chance, der Familie eine neue Richtung zu geben, nämlich zu einer Familie, die fest auf der Lichten Seite der Magie verankert sein wird. Mir ist völlig egal, welches Geschlecht mein Kind haben wird, ob Mädchen oder Junge, beides wird genau gleich willkommen sein. Da ist nur dieses unglaubliche Gefühl, bald eine eigene Familie zu haben. Es hat nichts mit der Beziehung zu Remus zu tun, dass wir etwas bräuchten, um sie zu festigen oder so, nein, im Gegenteil, wir sind ja perfekt glücklich miteinander. Die Kinder werden für uns aber eine ganz besondere Liebesgabe für einander sein und sie sind ganz bestimmt James' und Lilys Liebesgabe für uns. Die Vollendung unserer Zusammengehörigkeit. Ich bekomme seins, er erhält meins. Und wir werden sie beide mehr lieben als unser Leben.
Dass ich gerne erleben möchte, was wir mit Harry gehabt hätten, wenn die Katastrophe nicht über unser Leben ausgebrochen wäre, ist bestimmt Teil meiner Motivation, ein Kind zu haben. Natürlich könnte man sagen, dass wir das jetzt mit Lizzie haben können, doch es ist eben nicht dasselbe, da bin ich mir vollkommen sicher. Aber während das sehr gut eine meiner unüberlegten Entschlüsse gewesen sein könnte – ich bin todsicher, dass Molly mich dessen bezichtigen wird – bin ich ebenso überzeugt, dass ich ein guter Vater sein werde. Ich weiss, dass Remus über eigene Kinder nachgedacht hat, er brauchte es nicht auszusprechen, es stand da, deutlich lesbar in seinen Augen. Und ich weiss, dass Remus, der Kinder so sehr liebt, ein noch besserer Vater als ich sein wird. Hundertprozentig sicher. Unsere Kinder werden mit Liebe aufgezogen werden. Sie werden ziemlich ungleiche Zwillinge sein, soviel ist sicher, aber das wird nur sicherstellen, dass wir sie als zwei Kinder, nicht eine Einheit betrachten werden. Sie sollen individuell aufwachsen. Ich kann es kaum erwarten, einem winzigen Remus ins Gesicht zu sehen.
Der erste Spass auf der langen Reise zu unseren Zwillingen ist die Wahl der Namen. Bisher habe ich keine Ahnung, was sie für Namen bekommen sollen. Nur eines weiss ich: es wird garantiert nicht der Name eines Sterns sein. Da ich mit der Familientradition, schwarze Magier aufzuziehen, radikal zu brechen gedenke, werde ich auch von der einzigen hübschen Tradition, nämlich alle – oder fast alle – Kinder mit dem Namen eines Sterns zu benennen, brechen. Und Tonks wird keine Angst haben müssen, dass wir eines unserer Kinder mit einem so unmöglichen Namen satteln werden, wie sie ihn bekommen hat. Wir werden Namensbücher durchwälzen.
Sobald die Teens wissen, dass es bald neue Familienmitglieder geben wird, fangen sie an, Vorschläge zu machen, wie wir sie nennen könnten. Es wird fast wie ein Spiel und wir nehmen es natürlich mit Humor. Remus und ich schauen uns dann jeweils an und lächeln geheimnisvoll und erklären, dass sie's dann schon sehen werden.
Aber das Beste am ganzen ist natürlich, dass da drei Kinder zusammen heranwachsen und Lilys Bauch runden werden. Drei Kinder, welche hoffentlich in Hogwarts Geschichte schreiben werden!
Die Schüler sind jetzt alle bereit für das nächste Schuljahr, und als die Aufregung über die Babys mal vorbei ist, fangen sie an, sich darauf zu konzentrieren.
„Wir werden den Stundenplan etwas anpassen müssen," kündige ich kurz vor Beginn des Schuljahres an.
Das scheint niemanden sonderlich zu stören. Viel haben wir nicht geändert. Remus unterrichtet immer noch am Montag und Dienstag, und zwar Verteidigung, Geschichte und Zauberkunst, wobei etwas mehr Gewicht auf die Zauberkunst gelegt wird. Am Mittwoch haben wir Alte Runen, Arithmantik und Muggelkunde gelegt. Donnerstag und Freitag sind nach wie vor für Transfiguration und Zaubertränke reserviert. Zaubertränke bekommt etwas mehr Raum, denn Arabella hat für den Kurs der Siebtklässler in Hogwarts ganz schön komplexe Zaubertränke ausgesucht und wir folgen ihren Vorgaben. Remus und ich unterrichten Muggelkunde gemeinsam, was uns beiden viel Spass macht. Es bleiben aber immer noch acht NEWTS-Fächer, eine ganze Menge!
In Transfiguration gibt es nur noch wenige Techniken, die wir noch nicht durchgenommen haben, und die kommen samt und sonders im siebten Jahr dran. Wir werden also viel Zeit haben, alles, was die Schüler bisher in diesem Fach gelernt haben, zu wiederholen und ihr Wissen zu festigen. Ich würde es gerne sehen, wenn meine Schüler am Ende ihrer Schulzeit ohne weiter zu denken, einzig kraft ihrer Fantasie Dinge verwandeln könnten. Hermione wird das auf alle Fälle schaffen, sie ist ohne Zweifel in diesem Fach die Begabteste. Aber in den letzten Wochen werden ihre Praxisübungen nur noch darin bestehen, dass ich ihnen einen Gegenstand in die Finger drücke und ihnen sage, in was sie diesen Gegenstand verwandeln sollen. Müsste spassig werden.
Ausserdem werde ich während des ganzen Jahres meine eigenen Studien in Zaubertränke vertiefen müssen. Ich werde in Hogwarts Schüler aller Klassen unterrichten, daher muss ich mich mit dem Stoff für die erste bis vierte Klasse jetzt auseinandersetzen und mir grobe Unterrichtspläne schon mal vorskizzieren. Wollte ich das alles während der nächsten Sommerferien noch aufarbeiten, hätte ich einfach viel zu viel zu tun. Ich werde mich dann ja auch noch um zwei kleine Lebewesen zu kümmern haben. Also werde ich dieses Jahr die ganze Woche über mehr zu tun haben. Aber so langsam fange ich an, mich auf Hogwarts zu freuen. Es wird eine Menge mehr Arbeit geben, das ist mal sicher. Wir werden Wochenenden und Ferien immer noch hier auf der Sunnegg verbringen, denke ich. Und ich hoffe wirklich, dass auch unsere Bande sich ab und zu mal hier zeigen wird...
„Du bist weit weg, Padfoot..." sagt Remus.
Ich schrecke aus meinen Gedanken. Er sitzt mir gegenüber, lächelt mich an und ich gebe zu:
„War in Gedanken."
„Worüber?"
„'Ne Menge eigentlich. Die Vorbereitungen, die ich für Hogwarts nächstes Jahr treffen will. Wenn wir mit den Kids für die NEWTS nach Hogwarts gehen, schaue ich mich nach einem geeigneten Klassenzimmer um, ich werde mich hüten, in diesen Kerkern zu unterrichten!"
„Und wir können ein geeignetes Zimmer suchen, um unser Büro einzurichten. Teilen wir es?"
„Aber sicher doch."
Er strahlt. Wir haben hier so gut zusammen gearbeitet, dass ich überzeugt bin, dass wir auch weiterhin gut miteinander auskommen werden.
„Das heisst, dass wir Albus davon überzeugen müssen, uns ein grösseres Büro zuzugestehen, denn dasjenige, was ich vor drei Jahren hatte, war schon arg eng. Aber ich bin ziemlich sicher, dass er da zugänglich sein wird. Schliesslich will er ja von uns gute Arbeit sehen."
„Bestimmt. Und da sind unzählige unbenutzte Klassenzimmer, wir können ja so eins umfunktionieren. Wir richten es so gemütlich ein wie dieses hier..."
Trotzdem entfährt mir ein kleiner Seufzer. Es wird so viel zu organisieren geben. Das wird bestimmt nett werden, mit zwei Neugeborenen auf dem Arm. Aber wir werden uns alle Arbeiten teilen, wir kommen schon klar.
Justin
Zwei Wochen, bevor die Schule anfängt, gehen wir zum Einkaufen unserer Bücher in die Diagon Alley. Ich hab Mum angerufen und mit ihr abgemacht, wann ich Jenny abhole. Ich werde sie zur Diagon Alley apparieren. Es ist schon erstaunlich, wie viel einfacher alle Dinge werden, wenn man mal apparieren kann! Gut, dass wir auch gelernt haben, wie man jemanden zusätzlich appariert.
Ich verlasse die Sunnegg also ein paar Minuten vor den anderen, um meine Schwester abzuholen. Wir werden sie danach im Tropfenden Kessel finden. Ich appariere direkt ins Haus meiner Eltern.
„Hallo zusammen! Bist du bereit für den Ausflug, Jenny?" frage ich.
„Oh, du hast mich erschreckt, Justin!" ruft Mum.
„Sorry, Mum!"
„Das ist wirklich angsteinflössend, Justin, wie du hier so urplötzlich auftauchst!"
„Aber es ist so bequem! Vor zehn Sekunden war ich noch auf der Sunnegg und jetzt bin ich hier. Wir treffen die anderen im Tropfenden Kessel."
„Trotzdem erschreckend, Justin. Vielleicht werde ich mich noch eines Tages daran gewöhnen. Was immer, hier ist eine Börse, sollte genug Geld enthalten, um Jenny auszurüsten und ihr ein paar Galleonen nach Hogwarts mitzugeben. Und das hier ist deins. Sollte dir durchs Schuljahr reichen, oder?"
„Bestimmt, Mum! Vielen Dank. Ich habe sogar noch was übrig vom letzten Jahr. Wenn wir eingekauft haben, bringe ich Jenny wieder heim, okay?"
„Bestens. Habt einen schönen Tag, ihr zwei!"
„Ich kann's nicht mehr erwarten, Justin, lass uns gehen!" quiekt Jenny.
Ich nehme sie bei der Hand und appariere uns beide in den Tropfenden Kessel. Als wir dort beide unversehrt ankommen, bin ich allerdings sehr erleichtert, denn ich war nicht ganz sicher, ob ich das auch wirklich schaffe. Wir sind mit Sirius und Remus appariert, als wir's gelernt haben, um uns an das Gefühl zu gewöhnen, aber ich habe es natürlich noch nie über eine so weite Strecke gemacht. Jetzt weiss ich, dass ich es kann. Wir treffen die anderen und gehen zunächst mal zum Buchladen, wo wir alle unsere Schulbücher erstehen. Dann werden alle unsere Kleinigkeiten wie Pergament, Federkiele, Tinte und ähnliches aufgefüllt. Jennys Teleskop und ihre Drachenhauthandschuhe kaufen wir ebenfalls hier ein. Dann kommt ihr Kessel dran, ihr Schrankkoffer und das Zaubertränke-Kit. Danach gehen wir getrennte Wege, denn die anderen haben ihren Kram, ich muss mit Jenny noch zu Madam Malkin's, um ihre Schulroben einzukaufen und dann zum Zauberstabmacher. Ron bleibt bei uns. Zunächst nehmen wir uns die Roben vor. Neben den regulären Schulroben kommt ein schwarzer Umhang dazu und der Zaubererhut. Sie freut sich über jeden Gegenstand, den wir kaufen.
Und jetzt ist sie ganz aufgeregt, denn jetzt geht's um den Zauberstab. Wir betreten Ollivanders Laden, in dem der alte Mann herauskommt und begrüsst uns freundlich. Er erinnert sich an Ron und mich und beeindruckt Jenny damit, dass er noch ganz genau weiss, woraus unsere Zauberstäbe gemacht sind. Dann vermisst er sie und erzählt ihr dabei allerlei über Zauberstäbe, und dass jeder Zauberstab sich die Hexe oder den Zauberer aussucht und nicht umgekehrt. Es dauert eine Weile, bis wir den richtigen Zauberstab gefunden haben. Er ist entzückt und packt ihn in für sie in eine seiner schönen Schachteln. Ihr Zauberstab besteht aus Eschenholz und dem Haar eines Einhorns. Das ist ihr eigentlich egal, sie freut sich einfach über ihren Zauberstab.
Danach bringen Ron und ich Jenny wieder nach Hause.
„Jenny, wenn du in Hogwarts angekommen bist, will ich alles über deine Auswahl wissen, ja?"
„Als ob ich das für mich behalten könnte, Justin. Nimmt mich wunder, in welches Haus ich komme!"
„Normalerweise werden keine Muggel-geborenen Kinder nach Slytherin sortiert, Jenny, und alle anderen Häuser sind okay," sagt Ron, aber er ergänzt auch: „Und wer weiss, vielleicht ist auch Slytherin nicht mehr das Ende der Welt, jetzt, wo wir wieder Frieden haben. Bloss möchte ich nicht in diesen Kerkern unten leben..."
„Gut. Dann ist es mir auch egal."
„Geniesse die Reise dahin, Jenny! Und hab keine Angst, dich im Zug anderen Kindern anzuschliessen. Du kannst alle Präfekten ansprechen, die helfen dir, Gleichaltrige zu finden. Du wirst bald Freunde finden, glaub mir, schon auf dem Zug treffen sich viele davon. Und da sind noch eine Menge anderer Neulinge, die genauso wenig über die magische Welt wissen wie du," erkläre ich ihr.
„Wird schon schief gehen, Justin. Auch wenn es schade ist, dass du nicht in Hogwarts sein wirst."
„Tut mir auch leid. Aber du wirst es auch so toll finden. Und es ist ja nicht gesagt, dass du auch nach Hufflepuff kommst, in einem anderen Haus hättest du auch nicht viel von mir."
Dann verabschieden wir uns von Mum, Dad und Jenny und kehren auf die Sunnegg zurück. Die anderen haben ihre neuen Sachen schon verstaut und sind draussen. Ron und ich tun es ihnen gleich und gehen ebenfalls auf die Terrasse.
Harry
Ich glaube nicht, dass es etwas geben konnte, mit dem sie uns mehr hätten überraschen können. Sie werden Kinder haben! Und Mum trägt sie für Sirius und Remus neben ihrem eigenen Baby mit aus. Ich könnte mir vorstellen, dass es etwas einfacher für sie wird, zwei von ihren Kindern an Sirius und Remus abzugeben, wenn sie selber auch noch eins behält. Ich nehme an, dass sie das auch angeboten hat, weil sie weiss, dass wir alle sehr viel zusammen sein werden und sie ihre beiden Kinder so nicht ganz an deren beiden Väter verlieren wird.
Dass da drei Babys ins Haus kommen, könnte ziemlich vergnüglich werden. Nachdem ich meinen ersten Schock über die Neuigkeit überwunden habe, bin ich jetzt fast ungeduldig, diese kleinen Wesen kennen zu lernen. Ungeduldiger jedenfalls, als ich's bei Lizzie war. Als sie unterwegs war, war ich so zwischen Eifersucht und Erwartungen hin und hergerissen. Seit ich meine kleine Schwester aber habe, weiss ich ganz genau, dass ich alles tun würde, um sie zu beschützen, sollte sie jemals in Gefahr geraten. Aber die Schwangerschaft ist noch ganz neu und es wird noch recht lange dauern, bis die beiden zur Welt kommen. Nimmt mich wunder, was es sein wird: so viele Kombinationen sind möglich. Ich glaube, am niedlichsten wäre ein Pärchen für Remus und Sirius. Und irgendwas für meine Eltern. Hm. Ich glaube, es ist ausserdem Zeit, Draco als unseren ansässigen Buchmacher zu aktivieren. Das schreit geradezu nach einer Wette. Mit Sicherheit sind Sirius und Dad die ersten, die was setzen.
Und ich werde der Pate von einem von ihnen! Sicher, es ist fast natürlich, denn Sirius ist mein Pate, daher passt es gut. Wenn ein Mädchen dabei ist, möchte ich der Pate des Mädchens werden. Und wenn es zwei Mädchen sind, ist es mir egal, von welchem. Wir werden vermutlich Schlange stehen, um sie zu hätscheln. Es ist ein Zeichen für die Harmonie in der Gruppe, dass niemand mehr getan hat, als sie ein bisschen aufzuziehen. Obwohl es doch wirklich mehr als aussergewöhnlich ist, wenn vier Leutchen Drillinge mit drei verschiedenen Vätern herstellen.
Hermione hat wieder von der Technischen Abteilung im Ministerium gehört. Ihre Commumirrors werden von Mitte Oktober an verkauft werden können und das System wird vom 1. Dezember an laufen. Wir ursprünglichen Benutzer werden schon mal vorregistriert und auf Hermiones Wunsch hin brauchen wir auch keine Gebühren zu bezahlen. Die Reklamekampagne für die Commumirrors wird schon in den nächsten Wochen anlaufen. Neben Anzeigen im Tagespropheten werden natürlich auch bei Quidditchspielen, in anderen Publikationen und im Radio Reklamen laufen. In der Diagon Alley und in Hogsmeade werden sicher eine Menge Poster aufgehängt werden. Ich glaube, Draco hat recht, sie wird reich damit bevor sie auch nur zwanzig Jahre alt ist. Vor allem, wenn das System auch in anderen Ländern zugänglich sein wird.
Und ich gehe jede Wette ein, dass die Hölle los sein wird, wenn es herauskommt. Sie wird im Medieninteresse ertrinken! Wir werden bestimmt die Schutzzauber wieder einführen müssen, wenn wir nicht allzu viel unliebsamen Reporterbesuch wollen. Aber Remus wird keinen Moment zögern, die Anti-Apparierungszauber wieder hochzuziehen, wenn es nötig sein sollte.
Remus
Wir müssen wohl wieder Schutzzauber anlegen. Diesmal nicht gegen Todesser, sondern gegen eine Welle von Journalisten, die mit Sicherheit nach der Ankündigung von Hermiones Commumirrors zu erwarten sind. Auf keinen Fall werde ich irgend einem von denen erlauben, sich auf unserem Grundstück herumzutreiben und die Privatsphäre meiner Schüler oder gar ihren Unterricht zu stören. George und Helen Granger haben mich auch schon gebeten, alles zu unternehmen, um sie aus der Presse möglichst herauszuhalten. Ich habe versprochen, alles zu tun, was ich kann, um das zu erreichen, denn ich bin auch nicht scharf auf solches Gesindel auf meinem Grund und Boden. Sie sind auch immer noch zuweilen hinter Harry her, daher sind wir fast froh um die Ausrede. Die Grenze muss nicht so weit gezogen werden wie seinerzeit bei den Todessern und sie braucht auch nicht so aggressiv zu sein.
Natürlich wird sie kontrolliert der Presse ausgesetzt werden. Aber dafür wird es ordentliche Pressekonferenzen geben und vielleicht ein oder zwei Exklusivinterviews, die ganz bestimmt nicht in Druck gehen, bevor wir sie nicht geprüft und für gut befunden haben. Wir wollen um jeden Preis die Verunglimpfungen vermeiden, die Harry in seinem vierten Schuljahr erleiden musste, weil keiner es für richtig hielt, die Reporter vom Tagespropheten zurückzubinden. In der Zwischenzeit ist Hermione sehr froh, dass sie sich hinter Sirius' und meinem Rücken verstecken darf.
Das neue Schuljahr beginnt wie gewohnt am 1. September mit unserem üblichen kleinen Festessen und gleich am nächsten Tag beginnt der Unterricht. Schon am ersten Abend erhält Justin eine Eule von seiner kleinen Schwester Jenny.
„Jenny ist nach Gryffindor gekommen! Sie ist total glücklich, findet den Gryffindor-Turm toll und hat schon die ersten Lektionen hinter sich, die auch gut gelaufen sind. Super! Ich muss ihr zurückschreiben. Sie wird die Eulenpost am Morgen sicher lieben," sagt er mit einem breiten Grinsen.
„Das ist schön für sie, Justin," kommentiere ich.
„Sie wird sich bestimmt freuen, wenn sie euch zwei nächstes Jahr als Lehrer bekommt!"
Wir kommen für die Schule rasch wieder in Schwung, obwohl wir alle Mandy, Morag und Neville vermissen. Sie schreiben uns aber regelmässig. Der erste Brief kommt am Wochenende von Morag. Weil er an Sirius und mich adressiert, aber an alle gerichtet ist, lese ich ihn vor:
„Hallo zusammen, ihr Schweizer Bande!
Ich bin gut wieder in Hogwarts angekommen und Professor Dumbledore hat mich noch vor dem Festessen gleich in sein Büro geholt, um mit mir abzuklären, wo ich untergebracht werden wollte. Ich hatte keine Lust, ganz allein hinunter in die Slytherin Kerker zu gehen, also offerierte er mir, mich neu sortieren zu lassen. Das fand ich eine gute Idee, also kam ich in der Grossen Halle gleich als erste dran. Zuerst wollte der Hut mich wieder nach Slytherin schicken, aber ich dachte, das wäre doch blöd, denn ersten wäre ich da unten völlig alleine und zweitens passt es einfach auch gar nicht mehr so recht zu mir. Ihr ollen Gryffindors habt zu böse auf mich abgefärbt! Also fragte der Hut mich, was ich denn selber wollte. Und ich dachte, egal was, nur nicht mehr in die Kerker. Ich wusste nicht, dass der Sortierhut lachen kann! Dann schlug er einen Turm vor und fand, dass ich nicht ganz fit genug für Ravenclaw sei und schickte mich nach Gryffindor. Es war eigentlich ganz witzig.
Also ging ich zum Gryffindor-Tisch. Dabei bemerkte ich erst richtig, wie wenig Schüler in meinem alten Haus noch sind. Die meisten davon kannte ich nicht mal mehr. Einige der verbliebenen Fünft- und Sechstklässler stierten mich wütend an, aber die sind mir egal. Es ist verdammt eigenartig, dass gar keine Siebtklässler in Slytherin mehr übrig sind. Der Tisch ist jedenfalls zur Zeit kein schöner Anblick! Aber am Gryffindor-Tisch haben sie mich sehr freundlich willkommen geheissen und Lavender winkte mich zu sich. Wie ihr wisst, sind sie und Dean die Gryffindor-Präfekten. Neville sass schon vis-à-vis von Lavender und Seamus neben ihr. Ich war ziemlich froh, mich bei ihnen niederlassen zu können.
Also bin ich nicht bloss ein Gast in Lavenders Schlafsaal, ich bin jetzt eine Gryffindor. Es ist mir recht und dieses letzte Jahr wird bestimmt rasch vergehen. Der Unterricht hat gut begonnen. Ach ja, ich hatte schon die erste Stunde Zaubertränke mit Professor Figg. Alle Häuser sind zusammengelegt, da nicht mehr alle Schüler in allen Fächern auftauchen. Professor Figg ist ziemlich nett, aber ein bisschen irre. Sie macht aber gute Arbeit und sie lässt uns viel Freiraum. Ach ja, ihr solltet mal Snapes Klassenzimmer sehen! Es ist jetzt ganz freundlich, Snapes widerliches Zeug ist alles verschwunden, überall liegen Nippsachen auf gehäkelten Deckchen. Der Raum ist viel heller geworden. Na ja, so hell wie Kerker eben sein können. Und selbst Neville mag Professor Figg.
Wir sehen Mandy in fast allen unseren Unterrichtsstunden. Nur in Kräuterkunde ist Neville allein.
Lasst was von euch hören!
Alles Liebe
Morag."
Das klingt so, als ob sie sich ganz gut wieder einlebt. Ich bin froh, dass sie diesen Weg gewählt hat, es wird einige Optionen mehr für sie öffnen.
Unsere Schüler bekommen mehr Arbeit aufgehalst als jemals zuvor. Es ist ihr siebtes Jahr, an dessen Ende sie ihre NEWTS in Angriff nehmen müssen, also schuften sie in der Bibliothek, dass ihnen die Schwarte kracht. Sirius und ich lassen sie wissen, dass wir froh sind, nicht in ihren Schuhen zu stecken.
Sobald das erste Communiqué über die Commumirrors übers Radio geschwirrt ist, bricht in England fast so was wie eine Hysterie aus. Alle wollen alles über diese Commumirrors wissen und die ersten Scharen von Reportern holen sich Prellungen an meinen frisch aufgestellten Schutzzaubern. Ich habe sie so gesetzt, dass sich die Leute gleich wieder da befinden, wo sie herkommen. Beim Ministerium werden sie dann an Mrs Winter, Hermiones neue Anwältin gewiesen. Die Technische Abteilung in der Abteilung für Magischen Personentransport kann sehr gut alle technischen Informationen über die neuen Geräte liefern, aber weil die Erfinderin ein junges Mädchen ist, wollen natürlich alle die Informationen direkt von ihr haben. Aber nachdem sich die Idioten eine Woche lang weiche Birnen geholt haben, geben sie doch auf, direkt bei uns auftauchen zu wollen. Mrs Winter hält Hermione konstant auf dem Laufenden, kommt auch ab und zu auf Besuch und hat natürlich bereits einen funktionierenden Commumirror.
Wir halten derweilen alles von Hermione fern. Es gibt offizielle Statements vom Ministerium und eine offizielle Pressekonferenz ist für den 3. Oktober angesagt. Das ist ein Samstag und am Abend zuvor findet ein eigens für Hermione veranstalteter Empfang mit Ball statt, zu dem sie uns alle mit eingeladen hat.
Hermione
Die Pressekonferenz stinkt mir schon ziemlich, aber dass dann auch noch dieser Empfang stattfinden muss – ich habe nur zugestimmt, wenn meine ganze Familie mit eingeladen wird. Es muss auch irgendwie sein, schliesslich will ich meine Commumirrors ja auch an den Mann, beziehungsweise die Frau bringen. Also apparieren wir alle am Freitag Abend ins Ministerium, voll aufgetakelt in Festroben. Harry und ich haben vorsichtshalber neue gekauft und auch die anderen haben sich damit eingedeckt. Zuerst werden wir dem Minister vorgestellt. Als ob wir Fudge nicht schon längstens kennen würden. Danach stellt man uns die ganze Bagage von hohen Tieren im Ministerium vor. Zwei von ihnen sind mir sogar sympathisch, wahrscheinlich, weil beide Frauen sind, die eine heisst Mrs Montgomery und ist für die Abteilung für Magische Bildung verantwortlich, die andere ist Susan Bones' Tante Amelia Bones, die Chefin der Abteilung für Magische Strafverfolgung, und die ich beim Prozess gegen Wormtail schon kennen gelernt habe. Und danach geht's noch weiter mit Vorstellen, jetzt kommt die ganze magische High Society dran, viele davon sind Reinblüter, die deutlich auf mich herabschauen, aber ich lache mir ins Fäustchen, weil die Kerls doch bestimmt schon am 1. Dezember mit einem Commumirror in der Tasche herumlaufen werden. Dann muss ich eine kurze Rede halten, anlässlich derer ich so ein paar leicht ketzerische Gedanken fallen lasse, nämlich, dass ich hoffe, dass meine Erfindung dazu beiträgt, dass sich die gesamte magische Bevölkerung dem Brunnen der Brüderschaft ein bisschen annähert und miteinander kommuniziert, egal, ob es sich dabei um Hauselfen, Reinblüter oder Werwölfe handelt.
Nach einem eleganten Dinner gibt es einen Ball. Ich bin nicht scharf drauf, aber ich muss es akzeptieren, dass ich mit verschiedenen Leuten tanzen muss, auch wenn die mir nicht so sehr passen. Ich schaffe es aber doch, ein paar Tänze für Harry zu reservieren und natürlich ist das sofort Futter für die Presse. Harry ist ja nicht umsonst der ‚Junge, der lebt' und der ‚Sieger über Du-Weisst-Schon-Wer'. Er ist längst von den anwesenden Presseleuten entdeckt worden. Aber zum Glück haben wir Mandy, Morag und Neville mit eingeladen und meine beiden Freundinnen belegen Harry immer dann mit Beschlag, wenn ich mit jemand anderem tanzen muss. Ich werde sie umarmen dafür! Kaum jemand hat eine Chance, an meinen Mitschülerinnen vorbei zu kommen, um sich Harry zu kapern und mein Schatz ist noch so froh, sich hinter Mandy und Morag verstecken zu können.
Nach seinem Sieg über Voldemort ist Harry zum grössten Teil in Ruhe gelassen worden, was hauptsächlich darauf zurückzuführen war, dass unser Haus immer noch als geschütztes Haus geführt wurde, dessen Örtlichkeit von den Schulbehörden und dem Ministerium strikte geheim gehalten wurde. Dumbledore hat es geschafft, das ganze Reportergelichter von unserem Heim in der Schweiz fern zu halten. Aber seit dem Sommer ist der Status des geschützten Hauses weg und wir müssen nun selber sehen, wie wir die Presse draussen halten. Ein Preis, den wir für unser gemütliches Heim bezahlen. Wir wissen beide, dass wir lernen müssen, mit den Medien umzugehen und fertig zu werden. Ein Teil des Erwachsenwerdens und ein weiterer Preis dafür, dass ich mit diesen Spiegeln wohl viel Geld verdienen werde. Aber das muss nicht bedeuten, dass es mir gefallen muss. Sollten die wieder anfangen, Lügen zu verbreiten, nur um ihre Zeitungen zu verkaufen, werde ich einzuschreiten wissen.
Der grösste Teil des Abends ist jedoch nicht so unangenehm und wir kehren am nächsten Morgen wieder ins Ministerium zurück, wo man uns in einen grossen, aber stickigen Raum führt. Dort gibt es ein Podium, auf dem ich mit dem Minister und meiner Anwältin an einem Tisch sitze. Ich beantworte nur Fragen, die sich um die Commumirror drehen. Sobald jemand versucht, das Thema auf meine Beziehung zu Harry Potter zu lenken, blocke ich ab, und wenn sie zu sehr insistieren, lasse ich Mrs Winter sprechen. Meine Standardantwort ist: Kein Kommentar. Mir scheint, dass ich stundenlang in diesem Raum bin. Ich glaube, ich habe die Commumirrors mittlerweile schon etwa zwanzig Mal erklärt und mir scheint, deren Funktionsweise sollte doch nun wirklich verständlich sein. Ich demonstriere den Commumirror, indem ich Mandy anrufe, die jetzt wieder in Hogwarts ist, nur um zu beweisen, dass die Dinger überall funktionieren. Schliesslich habe ich wirklich genug von dem Rummel und bitte Mrs Winter, dem Ganzen ein Ende zu setzen.
Sie steht auch prompt auf und kündigt das Ende der Konferenz an. Wir verlassen den Raum sofort und ich kann gleich mit den anderen zur Sunnegg zurückkehren. Zwei Wochen nach dem Interview fangen die Zwillinge mit dem Verkauf der Spiegel an.
Fred
Es ist ein Irrenhaus! Da wir das Lokal nebenan noch nicht bekommen haben, haben wir einen Teil unseres Ladens für den Verkaufsstand der Commumirrors abgetrennt. Als wir am Morgen öffnen, steht bereits eine riesige Schlange vor der Türe. George übernimmt den Verkauf im Juxladen, der jetzt ein wenig ruhiger ist, nachdem Hogwarts wieder alle Jugendlichen unserer Welt aufgesogen hat. Ich beziehe Position für die Registrierung der Commumirrors. Wir haben fünftausend Spiegel bestellt. Für ungefähr dreitausend haben wir bereits schriftliche Vorbestellungen, die wir in den nächsten Tagen ausliefern werden. Sie kommen aus allen Ecken der Welt und von sehr vielen Briten, vor allem sind es Geschäftsleute. Es gibt etwa zehn verschiedene Modelle von Spiegeln. Der Laden wird total überrannt und natürlich gehen George und ich total unter! Ich rufe Kingsley an und bitte um etwas Hilfe von den Auroren, so dass wir am Nachmittag hier drin nicht ersticken werden. Tonks kommt und bewacht mit einem Kollegen die Tür, durch die sie die Leute nur einzeln eintreten lässt. Bis zum Mittag habe ich bereits zweihundert Commumirrors verkauft und die gleiche Anzahl Benutzer registriert. Die meisten bezahlen ihren Spiegel gleich in bar, so dass sie ihn auch sicher gleich am 1. Dezember benutzen können.
Als endlich der Feierabend heranrückt, bin ich total erledigt. George geht es nicht besser. Ich gehe nach Hause und Angelina, die von ihrem Training mit den Harpies auch ziemlich ausgelaugt heimkommt, befiehlt mir, auf der Stelle jemanden anzustellen. George und ich schreiben noch am gleichen Abend an den Tagespropheten. Bis am Montag haben wir schon ein paar Interessenten, die George interviewt, während ich weiter die Spiegel verkaufe. Ich hätte nie gedacht, dass es so viele Hexen und Zauberer in Grossbritannien gibt! Aber am Ende der ersten Woche haben wir schon Besucher aus ganz Europa, die alle einen Commumirror kaufen wollen. Die Neuigkeit ist schon in der ganzen Welt verbreitet worden und so erhalten wir laufend Eulen mit Nachfragen und Bestellungen, auch jede Menge aus den Staaten, Neuseeland und Australien. Also kümmern George und ich uns um die Eulenbestellungen und das Verzaubern der Spiegel, während unsere beiden neuen Mitarbeiterinnen sich um die Ladenkundschaft kümmern.
Ich kann's fast nicht glauben. Nicht, dass ich total überrascht bin, denn mir war von Anfang an klar, dass Hermiones Erfindung schlichtweg genial ist. Sie hat eines der riesigen Löcher in der magischen Welt gestopft, nämlich den Mangel an Telekommunikation, vor allem mobiler Telekommunikation. Offenbar war sie die Einzige, die es gesehen hat, obschon es riesengross seit Ewigkeiten geklafft hat. Ich bin sicher, dass sich eine ganze Menge Hexen und Zauberer jetzt selber ohrfeigen, dass sie nicht daran gedacht haben.
Bis das System offiziell anläuft, alle Commumirrors sind bis am 1. Dezember gesperrt worden, haben wir bereits die zweite Auflage von fünftausend weiteren Commumirrors verkauft. Und sobald die Leute sie benutzen können, generieren sie noch mehr Interesse daran. Vor allem, als die Dinger wirklich so funktionieren wie versprochen. Ab und zu ist einer nicht richtig verzaubert, wir ersetzen die Spiegel und schon geht's. Wir haben jetzt zwei Mitarbeiterinnen, die immer noch voll damit beschäftigt sind, die Spiegel in unserem Laden zu verkaufen und die Eulenbestellungen zu erledigen. Langsam verlagert sich das Geschäft mehr auf den Versand von per Eule bestellten Spiegeln. Und schon bald wird es normal sein, wenn man Hexen oder Zauberer auf der Strasse mit einem Commumirror trifft, so ähnlich wie die Muggel, die sich ständig mit ihren Handys zu schaffen machen.
George und ich haben beide Geschäfte strikte getrennt behalten. Wir haben dem Ministerium volle zwanzig Prozent des Umsatzes abgeluchst, aber wir haben unsere Kosten selber zu tragen, also Ladenmiete und Personal. Pro Subskription von fünfzehn Galleonen bekommen wir also drei Galleonen. Hermione bekommt drei Galleonen und zwölf Sickles. So, wie wir die Dinger jetzt verkaufen, machen wir einen satten Gewinn, auch wenn wir für zwei Mitarbeiter die Löhne aufzubringen haben. Zumindest jetzt noch, denn wir sind die einzige Verkaufsstelle für die Commumirrors. Wir suchen die Modelle der Spiegel aus und lassen sie unter eigener Verantwortung herstellen. Vom Ministerium werden zwei Leute abgestellt, die für die Verzauberung der Spiegel verantwortlich sind. Wir verkaufen sie dann für 22 Sickles, während die Herstellung uns zehn Sickles kostet.
Bis zum Ende des Jahres haben wir damit einen Umsatz von sage und schreibe fast 150'000 Galleonen gemacht. Ich bin froh, dass das Geschäft jetzt eingespielt ist und wir den Verkauf unseren beiden Mitarbeiterinnen überlassen können, so dass ich selber mich jetzt wieder mehr meinem eigenen Geschäft widmen kann. Der Juxladen ist auch ein grosser Erfolg, wir hoffen, dass wir schon bald eine Zweigstelle in Hogsmeade eröffnen können. Das ist wichtig für uns, denn unser Hauptabsatzmarkt sind ja die Schüler in Hogwarts. Lee bereitet sich darauf vor, diesen Laden zu übernehmen.
Ron
Jeden zweiten Tag bekommt Hermione eine Eule mit den letzten Verkaufsstatistiken ihrer Commumirrors. Fred und George sind darin total korrekt und halten sie ständig auf dem Laufenden. Sie liest die Berichte und grinst. Am Ende des Jahres hat sie bereits 35'000 Galleonen verdient. Es wird alles in ihr neues Verlies bei Gringotts geschichtet. Sie sagt, dass sie keine Eile hat, soviel Geld wieder auszugeben.
„Aber ich weiss schon, dass ich eine Menge davon für unsere Hochzeit nächstes Jahr ausgeben werde! Ich will, dass es eine richtig denkwürdige Party wird," verspricht sie.
Harry grinst auch. Er schaut zu mir herüber und meint:
„Weisst du was? Von jetzt an schaue ich nur noch zu, wie Hermione ein Vermögen verdient und dann die nächste Ministerin der Magie wird. Ich lehne mich zurück, warte auf unseren gemeinsamen Nachwuchs und schaue nach der Familie."
„Du musst verrückt sein, wenn du willst, dass sie Ministerin wird, Harry! Denk doch daran, dass du dann all diese Veranstaltungen, Partys und was weiss ich alles besuchen müsstest!" warne ich ihn.
„Oh Scheisse, daran hab ich wirklich nicht gedacht. Na ja, mir reicht's ihr dabei zuzusehen, wie sie viel Geld verdient. Und ich werde mich trotzdem um die Familie kümmern."
Ich grinse. Harry ist so berüchtigt für seine Pressescheu, und seine Abneigung, irgendwo im Mittelpunkt zu stehen, dass er wahrscheinlich jederzeit alles dafür tun würde, um sich aus den Nachrichten heraus zu halten.
Wir verbringen unseren Winterurlaub wieder in dem selben Hotel auf der Belalp, in dem wir schon in unserem fünften Jahr waren. Dieses Mal brauchen wir natürlich keinen Skilehrer mehr und die Zimmer teilen sich die Pärchen. Remus und Sirius haben Mandy, Morag und Neville rechtzeitig eingeladen, so dass die drei auch wieder mit von der fröhlichen Partie sind. Wir haben wieder viel schönes Wetter und geniessen wunderbare Abfahrten. James ist mit Lizzie auch mitgekommen und hat sie entweder auf ihren eigenen winzigen Ski oder in einem Rucksacksitz auf dem Rücken. Selbst an den zwei Tagen, an denen es schneit haben wir viel Spass. An einem dieser Tage fahren wir ins Leukerbad und das macht fast am meisten Spass. Es gibt dort heisse Quellen und man kann drinnen und draussen im heissen Thermalwasser schwimmen. Das Wasser ist gut 35 Grad warm, wir laufen bei Null Grad Lufttemperatur barfuss und in Badehosen durch den Schnee und frieren trotzdem nicht. Es ist echt super. Justin meint, dass er mich einmal in eine Sauna mitnehmen will. Keine Ahnung, was das ist, aber so wie er es beschreibt, muss es ganz gut sein.
Allzu bald müssen wir uns jedoch auf den Heimweg machen und dann ist wieder Büffeln auf der Tagesordnung. Dieses Jahr schafft uns weit mehr als das fünfte. Sirius und Remus müssen uns ziemlich hart fordern, denn da ist so vieles in den diesjährigen Stoff gestopft worden.
Ginny
Endlich mal im Gebirge! Ich nehme die Gelegenheit wahr, um ein bisschen Flugpraxis zu bekommen. Zuerst gehe ich am frühen Morgen, wenn die Sonne grade hochkommt, doch das nützt mir nicht viel, denn es ist noch zu kalt für die Art von Thermik, die ich brauche. Also verziehe ich mich kurz vor dem Mittagessen und transformiere ganz versteckt irgendwo, nachdem ich einen Verschleierungszauber über mich gesprochen habe. Ich sehe dann aus wie eine Bergdohle. Zunächst konzentriere ich mich darauf, die richtige Höhe zu gewinnen. Und dann kann ich den Aufwind sofort fühlen! Ich zittere am ganzen Leib, weil es sich so gut anfühlt. Ich höre auf, mit den Flügeln zu schlagen, breite sie nur weit aus und kann mich ganz der Thermik anvertrauen, die mich fast von selbst hebt. Ich lerne, die richtige Art von Kreisen zu ziehen, damit ich nicht an Höhe verliere oder sogar noch Höhe gewinne. Ich weiss, dass Sirius mich dabei immer mit einem Feldstecher beobachtet.
In den nächsten Tagen dehne ich aber die Distanz meiner Flüge immer weiter aus. Sirius macht sich ein bisschen Sorgen, aber er sagt nichts. Ich kann ja jederzeit irgendwo landen und zurück apparieren, wenn ich mal zu müde sein sollte, um zum Hotel zurück zu fliegen. An einem Tag folge ich dem Aletschgletscher aufwärts bis zu einer riesigen Eisfläche. Remus hat gesagt, dass diese Ecke hier der Concordiaplatz genannt wird. Alles ist blendend weiss und das ganze Panorama ist schlicht umwerfend. Mir ist klar, dass kaum ein Mensch diese Aussicht auf die selbe Art und Weise, wie ich sie jetzt sehen darf, je gesehen hat. Ich fliege ruhig über die ganze Berggegend und muss aufpassen, dass ich dabei nicht die ganzen Alpen überquere! Aber dann drehe ich doch ab und kehre zum Hotel zurück. Ich lande auf dem Geländer des kleinen Balkons meines Zimmers und schlüpfe durch das Fenster hinein, wo ich mich wieder zurück verwandle. Ich schliesse das Fenster, ziehe mich um und treffe die anderen bereits beim Abendessen.
Ich fahre wirklich gerne Ski, aber das wird nie an so etwas herankommen, wie ich es an diesem Tag erlebt habe. Diese stille Majestät der Bergwelt um mich herum hat mich total gepackt. Als ich das Restaurant betrete, bin ich immer noch voll unter dem Eindruck, den das Gesehene auf mich gemacht hat. Sirius sieht mich und atmet auf.
„Ich bin wirklich froh, bist du wieder da, Ginny. Wir haben uns schon Sorgen gemacht, weil du so lange ausgeblieben bist," flüstert er.
„Tut mir leid, Sirius. Aber was ich heute gesehen habe, war so unglaublich... ich konnte einfach nicht früher davon weg! Ich bin fast bis oben auf die Jungfrau geflogen. Dieser obere Teil des Gletschers im Sonnenlicht war einfach wahnsinnig schön. Ich wünschte, ihr hättet es mit meinen Augen sehen können!"
„Wir wären bestimmt ebenso beeindruckt. Ich bin froh, ist alles gut gegangen."
„Ich weiss jetzt, wie es sich anfühlt. Die Thermik habe ich voll unter Kontrolle."
Ernie hält mich aber in der Nacht ganz fest und gesteht mir, dass er grosse Angst um mich ausgestanden hat. Ich kann ihn nur festhalten und küssen und dann Liebe mit ihm machen, bis er sich beruhigt.
„Aber ich beneide dich auch. Ich wünschte, ich könnte dort oben wie du meine Kreise ziehen und das sehen, was du heute gesehen hast, Ginny. Aber auf einem Besen sollte ich das wohl lieber nicht unternehmen, was?"
„Nein, lieber nicht, Ernie. Ich bin sicher bis auf 4000 Metern Höhe gewesen. Die Luft ist da oben schon ziemlich dünn. Das Fliegen geht aber mit jedem Tag noch besser. Und das Beste ist die Thermik! Das zu fühlen ist einfach grossartig. Es ist ein sensationelles Gefühl, da in diesen grossen Kreisen durch die Luft zu gleiten. Ich habe mich als Bergdohle kaschiert, weiss nicht, ob das ein typisches Verhalten für die ist, aber jedenfalls habe ich keine Menschenseele gesehen, also hat's mich nicht viel gekümmert."
