Kapitel 4

Braungebrannt und mit mindestens 5000 Fotos standen Evi und Dipps nach 7 Wochen wieder in der Küche. Winx hatte vor zwei Minuten noch Frühstück gemacht doch jetzt wollte sie einfach nicht mehr aufhören Evelyn zu drücken.

„Oh, Winx es war so wundervoll, alles war so aufregend und neu, wir haben so viel gesehen."

Evelyn drehte sich zu Dipps um der gegen den Tisch gelehnt stand. Er sah unglaublich blass aus.

„Alles okay mit dir."

„Jaja. Ich bin nur etwas müde. Erzähl Winx schon mal alles, ich leg mich etwas aufs Ohr."

Evelyn betrat am Abend das Zimmer von Dipps. Als kleines Kind hatte sie es geliebt. Dort standen so viele geheimnisvolle Dinge, die surrten und piepsten, kleine Dampfwölkchen ausstießen oder sich einfach ganz schnell im Kreis drehten.

„Alles okay mit dir?"

„Mir geht's gut Evi...Nein,...das war eine Lüge...Evelyn, ich spüre ich werde bald sterben."

Tränen füllten plötzlich Evi's Augen.

„Ja ich weiß. Aber ich will nicht dass du gehst. Bitte bleib für immer bei mir, ich brauche dich doch!"

Daniel wischte ihr die Tränen vom Gesicht.

„Für uns alle kommt einmal die Zeit."

Nun schluchzte Evelyn. Sie legte ihr Gesicht auf die Decke. Die Decke fühlte sich kühl an ihrem Gesicht an.

„Es gibt noch so vieles was ich mit dir besprechen muss, bevor ich gehe."

„Sag nicht 'bevor ich gehe' du wirst sterben und mich hier alleine lassen, aber das lasse ich nicht zu. Ich lasse dich nicht einfach sterben, das ist nicht fair."

Evelyn sprang auf. Sie stürmte hinunter in den Garten und ins Gewächshaus. Fast die ganze Nacht mischte sie Tränke, die das Immunsystem stärken. Aber als es langsam morgen wurde hatte sie nichts gefunden dass auch nur annähernd das aufhalten würde, was ihren Onkel bald erwartete.

Sie wollte sich einreden, etwas dagegen tun zu können, aber das konnte sie nicht. Langsam und traurig stieg sie wieder die Stufen zu Daniels Zimmer hinauf.

Leise setzte sie sich an sein Bett.

Er öffnete die Augen.

„Du bist so schön geworden. Ich wusste dass du schön wirst, aber so schön. Das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt."

Evelyn nahm seine Hand und drückte sie leicht.

„Danke dass ich dein Vater sein durfte."

Heiße Tränen liefen Evelyn über das Gesicht. Sie verfluchte sich dafür, dass sie jetzt weinen musste.

„Auch wenn du jetzt stirbst, du wirst immer mein Vater sein."

Dipps drückte ihre Hand.

Der Druck ließ langsam nach.

„Ich bin so stolz auf dich. Ich liebe dich meine kleine Prinzessin Eve."

Mit diesen Worten schloss er die Augen. Evelyn wusste, dass das, das letzte war was ihr Onkel zu ihr gesagt hatte. Und sie wusste, dass sie sich immer an seine Worte erinnern würde.

Wie in Trance saß sie noch Stunden bei ihm, irgendwie hoffte sie noch immer das er aufwacht, aber das tat er nicht.

Alles war so weit weg. Sie stand auf gab ihm einen Kuss auf die Stirn und ging hinunter.

Winx war gerade dabei das Frühstück zu machen. Evelyn setzte sich an den Tisch. Winx drehte sich um als sie in Eves Gesicht blickte lies sie alles fallen und schüttelte den Kopf.

Winx schloss Evelyn in ihre kleinen Arme nun konnte Eve endlich weinen.

Es klopfte an der Tür, Evelyn öffnete sie mit verweinten Augen. Draußen stand Albus Dumbledore.

„Ich habe es gerade gehört. Ich bin so schnell wie möglich gekommen...Es tut mir so schrecklich leid."

Evelyn nickte nur.

„Kommen sie doch bitte herein."

Das Begräbnis war schön. Es war ein schöner Spätsommertag. Genau so hätte er es gewollt, dachte Evi immer wieder. Sie konnte nicht mehr weinen, denn in den letzten zwei Tagen hatte sie nichts anderes mehr getan.

Auf dem Begräbnis waren so viele Menschen, Evelyn hatte nicht gewusst, dass er so viele Menschen kannte, aber es waren hunderte die ihr die Hand drückten und Beileid wünschten. Darunter auch fast alle Lehrer der Hogwartsschule.

„Danke dass sie mir so geholfen haben."

„Daniel war ein guter Freund von mir."

Albus Dumbledore saß mit Evelyn und Winx in der Küche und trank Tee.

„Professor, wie soll es weiter gehen...ich meine...Dipps...er hat mich unterrichtet...und jetzt..." Evelyn schluckte um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden.

„Jetzt kann er mich nicht mehr unterrichten und wo soll ich wohnen und wo..."

Mit einem Mal hatte Evelyn das Gefühl in einen Strudel gezogen zu werden. Sie schloss die Augen und drängte die Tränen wieder zurück.

„Du wirst, wenn du das so möchtest, nach Hogwarts gehen und während der Ferien hier im Haus mit Winx wohnen."

Evelyn schlug die Augen auf. So lange hatte sie sich schon gewünscht nach Hogwarts zu gehen, aber jetzt...

Mit einem Mal kam ihr ein Satz aus einem Film in den Sinn: „Man sollte vorsichtig mit seinen Wünschen sein, denn sie könnten in Erfüllung gehen."

Dumbledors Stimme riss sie wieder aus ihren Gedanken.

„Ich habe eine Liste für dich mit den Schulsachen, die du brauchst. Du solltest in die Winkelgasse gehen und alles besorgen. Ich muss heute noch aufbrechen. Ich muss wieder zurück nach Hogwarts. Du fährst am 1.September mit dem Hogwartsexpress von Bahnsteig 9¾. Wenn du noch irgendetwas brauchst kannst du eine Eule an Hagrid oder mich schicken."

„Danke Professor. Danke für alles."