Kapitel 7

Er war es nicht gewohnt auf ein Mädchen zu warten, aber er wusste dass Mädchen die so schön waren wie sie immer auf sich warten ließen.

Draco ging vor der Bibliothek auf und ab, was würde er ihr erzählen? Der dunkle Lord hatte ihre Familie getötet da konnte er ihr wohl kaum erzählen, dass sein Vater ein Todesser ist und er in seine Fußstapfen treten soll. Aber vielleicht könnte er sie soweit beeinflussen, dass er sie auf seine Seite ziehen könnte? Nur wie?

„Draco! Tut mir leid, ich hab geschlafen wie ein Stein."

Draco drehte sich um und sah in das strahlende Gesicht von Evelyn. Sie sah heute noch bezaubernder aus als gestern, obwohl er nicht gedacht hätte dass das möglich ist. Ihre grünen Augen funkelten verschmitzt und ein kleiner Hauch rosa lag auf ihren Wangen. Das einzige was das Bild etwas störte war die rot-goldene Krawatte die um ihren Hals hing.

„Auf solch einen Anblick hätte ich auch noch länger gewartet. Also?"

Wie ein Gentleman bot Draco ihr den Arm an und sie hängte sich bei ihm ein.

„Dann erklär mir mal wie das ist mit Voldemort und Harry."

Draco starrte Evelyn an.

„Du nennst ihn beim Namen?"

„Warum nicht? Wozu ist er denn sonst da?"

Er musste lachen. Sie hatte Mut das imponierte ihm (ein wenig).

„Gut, mein Vater ist na ja...ein Todesser."

Schon bei ihrer ersten Begegnung dachte sie den Namen zu kennen, doch erst jetzt wurde ihr bewusst was sie mit diesem Namen bis jetzt immer verbunden hatte. In ihr stieg immer ein gewisser Hass auf wenn sie an Lucius Malfoys Taten dachte, an die Intrigen die er spann.

„Ich denke ich gehe jetzt."

„Ich dachte du gibst mir eine Chance mich zu erklären."

Draco blickte sie traurig an. Plötzlich kam ihr ein Satz den ihr Dipps immer ans Herz gelegt hatte ins Gedächtnis: „Gib jeden Menschen die Chance dich zu überraschen und versuche selbst in deinem größten Feind noch das gute zu sehen."

„Ich war etwas voreilig, also jetzt aber ohne ein weiteres Wort von mir, ich verspreche ich unterbrech dich jetzt nicht mehr."

„Gut. Also, mein Vater sitzt jetzt in Askaban. Und ich muss gestehen, dass...na ja, früher...war ich wie er, ich habe immer zu ihm aufgesehen,...wollte so werden wie er. Aber jetzt wo er in Askaban sitzt, hab ich mir zum ersten Mal Gedanken über all das gemacht. Und ich hab eingesehen wie dumm ich damals war. Wie auch immer, Potter hat gegen den Dunklen Lord gekämpft und damals hab ich ihn dafür gehasst, Weasley hab ich gehasst weil sein Vater sich mit Muggeln eingelassen hat und Granger weil sie von Muggeln abstammt. Na ja, so sind wir Feinde geworden. Und ich denke nicht dass sich das ändert, auch nicht wenn ich mich verändert habe. Die Wunden gehen ein bisschen zu tief."

„Ich verstehe."

Draco fand es erstaunlich wie schnell sie auf seine Lüge hereingefallen war. Aber er war schon immer ein begnadeter Schauspieler.

„Du bist jetzt also in Griffindore?"

„Deinen Augen entgeht auch wirklich nichts."

„Du weißt doch aber das es ein Naturgesetz ist, dass Griffindors und Slytherins sich aufs Blut nicht ausstehen können."

„Tja ich halte mich aber nicht an so blöde Gesetze, nicht einmal wenn es Naturgesetze sind."

...…

Harry strich sich gerade Butter auf seinen Toast als Evelyn gemeinsam mit Draco die große Halle betrat. Sie steuerte auf den Griffindore-Tisch zu. Harry winkte ihr und sie ging auf ihn zu. Als Hermine sie erblickte sprang sie auf, sagte irgendwas von Bücherei und verließ die große Halle. Ron schaute kurz von seinem Frühstück auf und schüttelte den Kopf.

„Kann ich mich zu euch setzen?"

„Klar doch."

„Hey du bist ja jetzt eine von uns."

„Ja, das bin ich wohl."

„Sei froh dass du nicht in dieses stinkige Slytherin gekommen bist."

Ron murmelte noch einige Beleidigungen in Richtung Malfoy und widmete sich dann wieder seinem Frühstück.

Evelyn warf einen blick auf den Stundenplan der auf dem Tisch gelegen war und seufzte.

„Eine Doppelstunde Zaubertränke mit Snape, dass ist ja mal ein toller Start in die Woche."

Ron blickte sie erstaunt an.

„Du kennst Snape?"

Evelyn nickte. Harry sah sie fragend an.

„Woher?"

„Ich habe hier meine Abschlussprüfungen abgelegt unter anderem bei Snape."

„Harry, sie ist schon fast genauso schlimm wie Hermine, die lässt sich auch immer alles aus der Nase ziehen. Also wo bist du denn bis jetzt Unterrichtet worden?"

„Ich wurde von meinem Onkel unterrichtet...na ja eigentlich ist er ja nicht wirklich mein Onkel, aber...er hat mich erzogen."

„Und warum unterrichtet er dich jetzt nicht mehr? Hat er keine Lust mehr?"

Evelyn sah plötzlich richtig traurig drein. Ron konnte wirklich schrecklich unsensibel sein.

„Ich...ich muss noch...und...wir sehn uns."

Mit schnellen Schritten verließ sie die große Halle.

„Hab ich was Falsches gesagt."

Harry sprang auch auf und ließ den nun völlig verdutzten Ron in der großen Halle sitzen.

Sie hatte sich geschworen nicht vor anderen zu weinen, aber jetzt. Es tat ihr weh daran zu denken, und sie konnte schon gar nicht darüber sprechen.

„Evi, bitte warte."

Evelyn beschleunigte ihre Schritte. Sie wollte nicht dass sie jemand verheult sah. Doch Harry hielt sie an der Hand zurück.

„Dein Onkel, er ist..."

Evelyn nickte.

„Mein Pate ist vor ca. zwei Monaten gestorben. Sirius Black."

Harry wusste nicht warum er ihr das erzählte aber er wollte irgendetwas sagen. Und er hatte das Gefühl sie würde ihn verstehen.

„Ich kannte Sirius. Er hat viel von dir gesprochen."

Das überraschte Harry. Er sah sie fragend an.

„Wir haben uns im Hauptquartier des Ordens öfters getroffen. Er hat fast dauernd von dir gesprochen. Er hat dich beneidet."

„Mich beneidet?" Harrys Stimme klang rau und brüchig.

„Er hat gesagt, dass du da draußen Widerstand leistest und er hier drin hockt und putzt."

Harry nickte. Er hatte seinen Paten nur zwei Jahr gekannt und als er starb, starb auch ein Teil von ihm. Aber Evelyn kannte ihren Onkel wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang.

...…

Hermine wurde immer offensichtlicher abweisend gegenüber Evelyn. Und nachdem Harry und Ron die meiste Zeit bei Hermine waren, war Evi meist alleine. Sie besuchte oft Hagrid und Malfoy lernte oft in der Bibliothek mit ihr, dennoch war sie oft alleine.