Kapitel 8
Hermine besuchte eigentlich nicht oft das Klo der maulenden Myrthe, dennoch nachdem unter der Tür schon wieder ein Rinnsal aus Wasser hervorkroch und sie doch Vertrauensschülerin war betrat sie den Raum.
Als sie die Tür öffnete hörte sie ein leises Schluchzen. Aber es war nicht das laute Jammern von Myrthe. Irgendjemand hatte den Wasserhahn aufgedreht und das Waschbecken verstopft, aber es war sicherlich nicht Myrthe, sie überflutete immer die ganze Toilette.
„Hallo?"
Das Schluchzen stoppte sofort. Also nicht Myrthe – dachte Hermine. Sie ging vor die Kabine aus der das Schluchzen ihrer Meinung nach kam.
„Wer ist da drin? Mach auf."
„Hau ab."
Sie kannte die Stimme konnte sie aber nicht sofort einordnen, da sie so klang als ob sie durch ein paar Lagen Stoff sprach.
„Mach die Tür auf! Bitte."
Die Tür wurde entriegelt und aufgesperrt. Vor Hermine stand die völlig verheulte Evelyn mit einer dicken Mappe an die Brust gepresst.
„Zufrieden?"
„Tut mir Leid...Alles klar?"
„Als würde dich das interessieren."
Evelyn ging zum Waschbecken und schleuderte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Hermine musste an sich selbst im ersten Jahr denken als sie sich immer auf dem Mädchenklo verkrochen hatte um zu heulen.
„Ich weiß ich war bis jetzt immer etwas abweisend zu dir."
„Etwas abweisend ist die Untertreibung des Jahrhunderts."
„Entschuldige bitte."
Evelyn blickte sie an strich sich ein paar nasse Locken aus dem Gesicht und schüttelte den Kopf. Sie lehnte sich gegen die Mauer und ließ sich zu Boden gleiten.
„Schon gut."
„Ich weiß es steht mir nicht zu das zu fragen, aber warum weinst du?"
Evelyn ließ den Kopf auf die Knie sinken und zuckte mit den Schultern. Hermine setzte sich neben sie.
„Was ist das für eine Mappe?"
Evelyn blickte hoch und reichte sie ihr.
Hermine öffnete sie, es war ein Fotoalbum. Ganz vorne drauf war ein kleines Baby mit Schnuller, es lag in den Armen einer wunderschönen Frau. Das Foto wirkte alt und war auf der Seite etwas angekokelt.
„Deine Mutter?"
Evelyn nickte.
„Sie ist tod."
Hermine sah sie traurig an.
„Das tut mir leid."
„Sie und mein Vater wurden von Voldemort getötet."
Hermine wusste nicht was sie sagen sollte sie legte nur ihre Hand auf Evi's Schulter. Sie blätterte weiter. Auf den anderen Fotos war ein etwas älterer Mann und ein Hauself zu sehen die mit dem Baby spielten oder es im Arm wiegten.
Evelyn zeigte auf eines der Fotos.
„Das ist Onkel Dipps und das ist Winx. Die beiden haben mich aufgezogen."
„Dein Onkel sieht nett aus."
„Er ist nicht wirklich mein Onkel er war nur ein Freund meiner Mutter."
„Warum war?"
Solche kleinen Unterschiede fielen nur Hermine Granger auf.
„Er ist na ja er ist..."
Evelyns Stimmer brach ab und Tränen rollten wieder über ihre Wangen.
Sie holte tief Luft.
„Daniel Defoe ist...tod."
Sie schlug die Hände vor das Gesicht und Schluchzte. Hermine legte ihr die Hand auf den Rücken.
Evelyn wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Entschuldige. Es ist das erste Mal das ich das ausgesprochen habe. Ich dachte bis jetzt immer, dass ich doch noch aufwache und bemerke, dass alles nur ein böser Traum ist."
Sie blickte Hermine an und versuchte zu lächeln.
Hermine blickte wieder auf eines der Fotos.
„Euer Hauself trägt Kleidung."
„Sie ist nicht unser Hauself, sie ist ein Hauself, sie gehört sich selbst. Sie ist so was wie meine zweite Mutter."
„Wie ist sie zu euch gekommen? Ich habe schon Hauselfen erlebt die nachdem sie von ihrem Herren befreit waren nicht gerade glücklich waren."
„Meine Mutter hat sie befreit. Ihr Herr hat ihr die Zunge rausgeschnitten, damit sie seine Geheimnisse nicht preisgeben konnte. Es war ein langer und steiniger Weg bis sie zu dem geworden ist was sie jetzt ist."
Es entstand eine kurze Pause während der Hermine das Album weiter durchblätterte.
„Warum magst du mich nicht?"
Hermine sah sie erstaunt an.
„Es ist nicht so dass ich dich nicht mag..."
„Ha...!"
„Nein wirklich nicht, es ist nur so, dass ich...ich...ich bin eifersüchtig auf dich."
Jetzt war es an Evi erstaunt dreinzuschauen.
„Warum?"
„Na ja bis jetzt war ich das einzige Mädchen und außerdem hab ich nachgeforscht und herausgefunden, dass du genauso gut in der Schule bist wie ich. Neville hat mir erzählt dass du ihm Nachhilfe gibst und das er schon um einiges besser geworden ist. Er hat mir auch erzählt, dass du schon apparieren kannst und noch einige anderen Zauber die wir noch nicht einmal gelernt haben und dass du einen Zauber nur einmal lesen musst und ihn gleich beherrschst. Irgendwie hab ich mich daran gewöhnt die Klassenbeste zu sein, die immer alles weiß und alles kann. Außerdem sind alle Männer verrückt nach dir. Sogar Malfoy macht dir den Hof."
Mit einem Mal fühlte sich Hermine leichter. Sie hatte sich mit einem Mal alles vom Herz gesprochen.
„Ich bin auch etwas eifersüchtig auf dich. Immerhin hast du zwei Freunde die für dich durchs Feuer gehen würden. Freunde die ich nie hatte. Außerdem hast du schon so viele Abenteuer erlebt. Ich habe bis jetzt immer nur davon geträumt."
„Vielleicht sollten wir aufhören uns gegenseitig zu Beneiden und anfangen Freunde zu werden."
Hermine reichte Evi die Hand.
„Freunde?"
Evelyn schlug ein.
„Freunde."
