Kapitel 12

Der Prinz Slytherins saß in einem der bequemen Ledersessel vor dem Feuer. Normalerweise genoss er die Blicke die er auf sich zog, das Tuscheln der Mädchen die an ihm vorbeigingen, die angsterfüllten Blicke wenn er jemanden direkt in die Augen sah aber heute nicht. Es war ihm egal. Er war mit seinen Gedanken woanders.

Er dachte an den Nachmittag. Er musste an sie denken. Normalerweise waren Mädchen für ihn nicht mehr als eine Art Spielzeug. Sie mussten schön sein, nicht zu aufdringlich und intelligent. Aber dieses Mädchen war anders.

Er bekam immer, jedes Mädchen das er wollte. Doch wurde er heute abgewiesen. Er dachte an ihre weiche Haut an ihre geröteten Wangen. Dennoch, sie hatte „nein" gesagt.

Er war mit ihr auf seinem Zimmer, sie lagen im Bett, er wollte ihr gerade die Bluse aufknöpfen und sie...

Sie stand auf, schüttelte den Kopf, lächelte und sagte: „Nicht heute Draco." Dann war sie gegangen. Sie hatte ihn einfach so stehen lassen. Sie hatte bei ihm etwas ausgelöst.

Er musste ständig daran denken, dass er sie belogen hatte. Er log doch ständig, warum wollte er dies gerade bei ihr nicht? Weil sie nein gesagt hatte?

Warum wollte er plötzlich seine Lügen wahr machen? Wollte er das?

Nein! Er zwang sich ruhig zu werden. Sie war nur ein Mädchen. Nicht mehr und nicht weniger. Und dennoch wollte er anders sein. Für sie, einfach gut sein.

Was dachte er da nur? Er wollte gut sein? Er? Der Prinz Slytherins?

Es war als läge ein Zauber auf ihm. War es Liebe?

Sie ging im Zimmer auf und ab. Sie spürte noch seine Hand auf ihrem Körper hörte noch wie er in ihr Ohr flüsterte: „Ich will dich."

Sie wollte ihn auch. Aber...

Aber? Warum war sie gegangen?

Es war ein Gefühl, eine kleine Stimme, die immer wieder sagte: Stopp. Sie hatte sich nun wieder völlig unter Kontrolle. Eve hörte in sich hinein, sie hörte auf diese kleine Stimme die jetzt immer lauter wurde, jetzt da sie ihr zuhörte.

Langsam setzte sie sich auf ihre Fensterbank und lies den Blick schweifen. Über die Schlossgründe bis sie die Stimme in sich wieder hörte, oder eher das Gefühl wieder spürte. Plötzlich wurde ihr alles klar, er log.

Er hatte sie vom ersten Moment an angelogen. Eve spürte immer sofort wenn jemand log, sie war eine Art wandelnder Lügendetektor. Sie sah es demjenigen immer an. Aber warum hatte sie bei Malfoy so lange gebraucht um es zu bemerken?

Er hatte ihr diese Geschichte aufgetischt von wegen er wäre gegen den dunklen Lord. Er hatte ihr ins Gesicht gelogen, ohne mit der Wimper zu zucken. Hermine hatte sie gewarnt, sie hatte gesagt dass er ein Arschloch ist.

Aber sie wollte ihm glauben, sie wollte völlig sicher sein. Eve stand auf zog ihren Zauberstab und tippte sich auf den Kopf, sie spürte wie sie unsichtbar wurde. Auf leisen Sohlen lief sie zum Gemeinschaftsraum der Slytherins.

„Ich sage doch nur dass du dich komisch verhältst."

„Hör auf Blaise. Du weißt genauso gut wie ich, dass ich noch immer für diese Sache kämpfe."

Blaise Zabini und Draco führte diese hitzige Diskussion nun schon seit einer halben Stunde.

„Meinetwegen, ich wollte auch nur klären, dass wir noch immer auf der selben Seite stehen. Ich denke es ist gefährlich sich mit ihr abzugeben. Der dunkle Lord hat ein großes Interesse an ihr. Ich weiß nicht weshalb aber so ist es. Du könntest in die Schussbahn geraten wenn du etwas mit ihr anfängst. Es ist es nicht wert für ein Mädchen zu sterben."

Draco wusste dass sein Freund Recht hatte, dennoch wollte er ihm widersprechen, denn seine Gefühle sagten ihm dass sie es wert war, zu sterben.

„Ich weiß Blaise. Du hast Recht. Aber ich dachte mir es wäre nicht verkehrt mich mit ihr Gutzustehen, wenn der Meister sie will, möchte ich in der Lage sein sie zu ihm zu bringen. Das ist alles."

Blaise wandte sich zum gehen. Die Tür stand einen Spalt breit offen, dabei hätte er schwören können sie geschlossen zu haben. Er stieß sie auf und blickte hinaus auf den Gang. Niemand war da. Alles war ruhig.

„Wir sehen uns beim Abendessen."

Malfoy ging im Zimmer auf und ab. Die Tür stand noch offen. Mit einem Krach fiel sie ins Schloss. Draco wirbelte herum.

Eve stand im Zimmer.

„Wie bist du hier rein gekommen?"

Draco kniff die Augen kurz zusammen, lächelte dann aber.

„Willst du dort weitermachen wo wir aufgehört haben?"

Eve wirkte wütend. Sie hatte doch nicht gehört was er gerade zu Blaise gesagt hatte?

Das Mädchen wirkte plötzlich größer, sie nahm Dracos Hände. Sie drückte sie so fest dass es wehtat. Draco wollte sich aus dem Griff befreien, aber es gelang ihm nicht.

Er spürte wie Evelyns Fingerspitzen vor Magie pulsierten. Es musste ein starker Zauber sein denn die Magie schlug auf seine Hände über. Die Magie stieg in ihm auf und veranlasste ihn sich nicht mehr zu bewegen.

„Was...…?"

brachte er nur schwach heraus, aber selbst seine Stimmer schien ihm nicht mehr zu gehorchen. Eve blickte ihm nun tief in die Augen.

Sie schienen zu brennen und auch ihre Haare wirkten als standen sie in Feuer. Das Feuer sprang über und breitete sich in Malfoy aus. Es kribbelte, es wurde immer schlimmer, sein Körper schien ihm nicht mehr zu gehorchen. Er schien nun ihr zu gehorchen.

Dieses Gefühl machte ihn Wahnsinnig wenn es noch lange dauern würde, würde er zerspringen.

„Bist du ein Diener des Dunklen Lords?"

„Ja."

Es war seine Stimme aber er hätte dies nie zugegeben.

„Hast du mich von Anfang an nur belogen?"

„Ja."

Draco wollte aufhören, er wollte sich losreißen, aber er blieb weiter stehen und antwortete auf ihre Fragen.

„Willst du genauso werden wie dein Vater?"

„Ja."

„Hast du mich nur benutzt um in der Gunst Voldemorts zu steigen?"

Evelyn wirkte nun immer wütender. Malfoy hatte einmal etwas über eine Hexe gelesen die ein Animagi gewesen war, und sich anstatt in ein Tier, in Feuer verwandeln konnte. So hatte er sie sich vorgestellt.

„Nein."

Für einen kurzen Moment ging das Gefühl des Zerspringens zurück. Draco konnte seine Zehen auch kurz wieder bewegen. Eve wirkte erstaunt. Sie blinzelte und wurde wieder zu Feuer. Das Gefühl kehrte in Dracos Körper zurück und verstärkte sich nun.

„Warum dann? Warum hast du mir den netten Jungen vorgespielt?"

„Weil du mir gefallen hast und ich gewusst habe, dass ich dich nur so rumkriegen kann."

Wenn er seine Stimme beherrscht hätte, wäre sie sicher brüchig gewesen und er hätte gekeucht, denn sein ganzer Körper fing an zu schmerzen. Doch sie klang gleichmäßig, emotionslos und gelassen.

Eve ließ seine Hände los. Er stürzte kraftlos zu Boden. Evelyn wirkte nun unendlich traurig. Ihre Haare brannten nun nicht mehr, sie hingen ihr kaum gewellt ins Gesicht. Ihr Gesicht wirkte nicht mehr hart, wütend und versteinert, sondern verletzt und traurig.

Auch ihre Stimme hatte seinen harten Ton verloren.

„Ich will dich nie wieder sehen. Wenn du es noch einmal wagst mich auch nur anzusprechen, dann wirst du es bereuen, das verspreche ich dir."