Kapitel 15
„Wo wart ihr denn so lange? Wir wollten schon eine Vermisstenanzeige aufgeben."
Evi und Draco setzten sich an den Tisch zu den drei Wartenden.
„Wir wurden aufgehalten."
„Wovon?"
„Eve hat eine Ratte gejagt."
Ron zog die Augenbrauen hoch.
„Schaut her, das hat Draco mir bei einem Stand gekauft."
Evelyn nahm die Kette kurz ab wobei der Stein wieder kurz grün aufleuchtete. Sie gab sie Hermine. Als Hermine den Anhänger berührte leuchtete er leicht rötlich auf.
„Wow, die sieht ja toll aus."
Hermine gab sie an Ron und wieder leuchtete sie kurz rötlich auf.
„Warum leuchtet sie?"
„Der Verkäufer hat gesagt, dass die Vorbesitzerin den Anhänger mit einem Zauber belegt hat sodass er immer wieder aufleuchtet. Sie wollte im Mittelpunkt stehen oder so."
Als Ron den Anhänger an Harry weitergab begann er stechend rot aufzuglühen. Aber er wurde nicht wieder klar, er leuchtete immer heller.
Harry legte den Anhänger auf den Tisch. Sofort wurde er wieder durchsichtig. Draco nahm die Kette um sie Eve zu geben. Die Kette leuchtete wieder auf. Grün doch viel leichter als sie bei Evi geleuchtet hatte.
Als Evelyn die Kette wieder in Empfang nahm, betrachtete sie den Anhänger zum ersten Mal richtig. Die Fassung die sie zuerst für eine Linie gehalten hatte war eine dünne Schlage die sich von unten um den Stein wand und ihr Kopf bildete die Öse durch die die Kette gefädelt war.
„Warum leuchtet der Anhänger bei uns rot und bei dir und Malfoy grün?"
„Vielleicht orientiert es sich an den Häusern." schlug Ron vor.
„Aber Eve ist in Griffindore, warum leuchtet es dann auch bei ihr grün?"
„Vielleicht weil sie mit einem Slytherin zusammen ist, nichts für ungut." fügte Ron an Malfoy gewendet zu.
„Das halte ich für eher unwahrscheinlich."
Im Laufe des Abends wurden die Theorien immer unmöglicher und als sie dann den Weg zum Schloss hinauf gegangen waren, verwarfen sie alle Theorien und beschlossen dass es wahrscheinlich ein Rätsel bleiben würde.
Eve fiel todmüde ins Bett sie zog sich nicht einmal mehr ihre Sachen aus. Kaum lag sie auf der weichen Matratze war sie auch schon eingeschlafen.
Sie befand sich wieder in dem Kerker in dem sie schon einmal gewesen war. Es war ein großer Raum, an der Wand hingen Ketten und Handschellen. Wo war sie nur? An den Wänden waren Fackeln angebracht die den Raum noch gespenstischer wirken ließen. Am Ende des langen Raumes stand wieder ein Mann.
„Ich habe schon auf dich gewartet."
„Wer sind sie?"
Irgendwie hatte Evelyn vor diesem Mann Angst.
„Was weißt du über deine Familie?"
„Warum interessiert sie das?"
Evelyn trat näher, dieses Mal wollte sie sein Gesicht sehen.
„Ach wie unhöflich von mir, willst du dich nicht setzten?", wie aus dem Nichts standen plötzlich zwei Stühle und ein Tisch rechts neben Evelyn. Der Mann setzte sich auf einen der Stühle und wies Eve mit einer Geste an sich zu ihm zu setzten. Zögern nahm sie Platz.
„Was weißt du über deine Eltern?", fragte der Mann und lehnte sich zurück.
„Sie wurden vom dunklen Lord getötet." Warum erzählte sie ihm das eigentlich?
„Wie hießen deine Eltern?"
„Gregory und Melinda Enedwaith, aber warum wollen sie das wissen?", Eve wollte jetzt auch ein paar Antworten von ihm.
„Was wäre wenn ich dir sagen würde dass deine Eltern nicht vom dunklen Lord getötet wurden und dass dein Vater nicht Gregory Enedwaith ist?"
„Das ist eine Lüge!", Evelyn war aufgesprungen und funkelte ihn an.
„Setz dich mein Kind.", sagte der Mann beschwichtigend.
Evelyns Kopf begann zu schmerzen und das Zimmer begann sich zu drehen.
„Beruhige dich! Sonst reißt die Verbindung!", rief der Mann.
Aber der Kerker wurde zu einem Strudel aus Farben und Licht. Und als sich der Raum nicht mehr drehte bemerkte Eve dass sie in der Bibliothek stand. Sie war leer bis auf ein Mädchen und einen Gutaussehenden dunkelhaarigen Jungen die an einem der Tische saßen und Madame Pince, die an einem Regal Bücher abstaubte. Eve hatte das Mädchen und den Jungen noch nie auf Hogwarts gesehen. Sie ging auf die beiden zu.
Das Mädchen war wunderschön, sie hatte ihr rotes Haar im Nacken mit einer Spange hochgesteckt, ihr Gesicht war anmutig und es strahlte eine gewisse wärme aus. Sie lachte über irgendetwas was der Junge zu ihr gesagt hatte. Evelyn trat neben die beiden.
„Hallo, Entschuldigung, ähm...ich..." aber die beiden schienen sie nicht zu bemerken.
„Ich habe dich heut Nacht vermisst.", sagte der Junge und sah dem Mädchen tief in die Augen und nahm ihre Hand. Ihr Gesicht blieb unbeeindruckt.
„Ich hatte zu lernen.", sagte sie kühl und entzog dem Jungen ihre Hand.
„Es gefällt dir wenn ich leide stimmt's Mel?", schon wieder dieser Name. Evelyn hatte nun endlich ein Gesicht zu den Schreien die sie gehört hatte.
Das Mädchen biss sich verführerisch auf die Lippen und lächelte.
„Du leidest?"
„Dir gefällt es wenn alle Männer sich dir zu Füßen werfen oder?"
„Welcher Frau würde das denn nicht gefallen? Außerdem tun die Männer das doch freiwillig, ich zwinge sie zu gar nichts.", das Mädchen lächelte unschuldig und der Junge sah sie amüsiert an.
Evelyn betrachtete die beiden genauer. Ihr fiel die rotgoldene Griffindore Krawatte auf die das Mädchen um den Hals trug, denn der Junge hatte eine Slytherin Krawatte. Wo war Evi und warum taten die beiden noch immer als würde sie nicht existieren?
„Gib mir deine Krawatte.", forderte das Mädchen ihn auf.
„Warum?"
„Mir steht grün besser als dir."
Der Junge gab ihr die Krawatte, sie nahm ihre ab und legte sich seine um den Hals.
„Die kannst du dir heute Abend wiederholen. Wenn du willst."
„Das werde ich auch.", mit diesen Worten stand der Junge auf, „die Stunden bis ich dich wieder sehe werden mir wie eine Ewigkeit vorkommen."
In diesem Moment betrat ein blonder Junge die Bibliothek. Er ging auf die beiden zu und Eve musste einen Schritt zurücktreten sonst wäre er sie umgerannt.
„Hi, Melinda, Tom.", als der Junge ihren Namen aussprach lächelte er, bei dem Namen des dunkelhaarigen wurde seine Mine ernst. Das Mädchen strahlte ihn an.
„Gregory, setz dich doch, du kannst mir bei meinen Hausaufgaben für Geschichte der Zauberei helfen."
Evelyn wurde schlecht. Sie betrachtete den blonden Jungen und das Mädchen genauer. Sollten das Melinda und Gregory Enedwaith sein, ihre Eltern? Wieder begann sich alles zu drehen. Eve versuchte an diesem Bild festzuhalten aber es gelang ihr nicht. Der Kreisel wurde immer schneller und als Eve die Augen aufschlug blickte sie auf die Decke ihres Zimmers. Es war dunkel nur der grüne Schein ihres Anhängers gab etwas Licht.
Eves Kopf schmerzte und ihre Handflächen pulsierten, wie an dem Abend an dem sie die Schreie in ihren Träumen gehört hatte. Eve fuhr sich mit zitternden Händen über das Gesicht.
„Es war nur ein Traum, alles war nur ein Traum, nichts weiter als ein dummer Traum." murmelte Eve vor sich hin um sich selbst zu beruhigen. Aber sie wusste dass das nicht der Wahrheit entsprach.
Wenn es kein Traum war, was war es dann gewesen? Eve setzte sich auf ihre Kleidung klebte an ihrem Körper, sie war Schweißnass. Eve tastete nach ihrer Uhr. Es war vier Uhr morgens. Obwohl sie so lange geschlafen hatte fühlte sie sich müder als vorher. Eve hatte Angst wieder einzuschlafen, also beschloss sie einfach duschen zu gehen.
Mit frischen Sachen machte sie sich auf leisen Sohlen auf den Weg zum Bad. Dort angekommen verriegelte sie die Tür hinter sich und befreite sich aus den feuchten Sachen. Eigentlich wollte sie auch die Kette abnehmen, aber als sie sie abgelegt hatte fühlte Eve sich plötzlich unsicher und nackt. Sie legte sie wieder um und stieg in die Dusche.
Das heiße Wasser war eine Wohltat für ihren zitternden Körper. Jetzt hatte sie die Zeit ihre Gedanken zu ordnen. Evi hatte ihre Eltern gesehen und sie hatte sie nicht einmal sofort erkannt. Ihre Eltern hatten so Jung ausgesehen, sie hatte sich noch so verändert. Aber trotzdem, warum war ihr die Ähnlichkeit nicht sofort aufgefallen?
Von ihrer Mutter hatte sie ein Bild, aber ihren Vater hatte sie heute zum ersten Mal gesehen. Eve rannen Tränen über die vom Wasser aufgeheizten Wangen. Was hatte sie heute gesehen und was damals gehört. Ihre Mutter hatte mit einem Jungen geflirtet. Wer war er? Ihr Vater hatte ihn Tom genannt. Dieser Tom und ihr Vater schienen sich nicht zu mögen. Aber warum? Waren sie beide in Melinda verliebt?
War Tom vielleicht der Mörder ihrer Eltern? Aber warum hatte Dipps dann gesagt, dass Voldemort sie getötet hatte? Der Mann in dem Kerker hatte gesagt dass ihre Eltern nicht vom dunklen Lord getötet wurden. Aber wer war dieser Mann? Er hatte auch gesagt dass Gregory nicht ihr Vater ist. Das musste eine Lüge sein.
Je mehr Eve darüber nachdachte desto weniger ergab alles einen Sinn. All das musste einfach ein Traum gewesen sein.
Als Eve angezogen aus dem Bad kam warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war erst fünf Uhr. Viel zu früh zum Frühstücken. Also ging Eve noch einmal in den Gemeinschaftsraum. Dort setzte sie sich in einen Stuhl direkt am Feuer. Nach wenigen Minuten war sie in einen Traumlosen Schlaf gefallen.
„Hey, aufwachen.", Hermines Stimme ließ Eve aus dem Schlaf hochfahren.
„Bist du die ganze Nacht hier gesessen?", fragte sie besorgt.
„Nein, ich sitz hier", Eve warf einen Blick auf ihre Uhr, „erst seit zwei Stunden."
Hermine blickte ihre Freundin besorgt an. Evelyn sah heute wirklich nicht besonders gut aus. Sie war ziemlich blass im Gesicht und hatte tiefe Ringe unter den Augen.
„Schlecht geträumt?"
Evelyn nickte nur. Obwohl sie sich nicht ganz sicher war ob all das wirklich ein Traum gewesen war.
„Komm, stärken wir uns an einem ordentlichen Frühstück.", sagte Hermine und ging mit Eve in die große Halle.
Als Eve die große Halle betrat hielt sie am Slytherin Tisch Ausschau nach Draco. Sie erblickte ihn und zwinkerte ihm zu er erwiderte ihr Zwinkern mit einem Lächeln. Niemand am Slytherin Tisch war das aufgefallen bis auf einen Schüler: Blaise Zabini. Blaise hatte schon länger ein Auge auf die beiden gehabt. Es war einfach abscheulich wie offensichtlich Malfoy sich mit den Griffindores abgab. Er musste etwas unternehmen. Nur was?
„Geht ihr schon vor ich treff euch dann vor dem Turmzimmer.", sagte Evi und blieb stehen. Ron stieß Harry mit dem Ellenbogen in die Seite und sagte grinsend:
„Ach ist das nicht süß, sie wartet auf ihren Freund."
„Halt die Klappe Ron.", fauchte Eve.
Ron und Harry gingen lachend in Richtung des Turmzimmers, während Hermine zum Aritmatikunterricht ging.
„Hab ich dir gestern gefehlt?", flüsterte eine wohlbekannte Stimme in Evis Ohr. Evelyn drehte sich um und sah in die sturmgrauen Augen von Draco.
„Na ja, ein bisschen." Evelyn grinste. Draco umfasste sie und zog sie an sich.
„Ein bisschen?" Er wollte sie küssen aber Evi befreite sich aus seiner Umarmung.
„Nicht hier, wenn uns ein Lehrer sieht."
Draco nahm sie an die Hand und zog sie mit sich in einen schmäleren düsteren Gang. Dort drückte er sie gegen eine Wand und begann sie zu küssen. Er fuhr langsam mit seinen Lippen über die ihren und erforschte mit seiner Zunge ihren Mund. Seine Hand wanderte von ihrer Taille nach oben.
Er begann sanft ihren Hals zu küssen.
„Bitte...Draco...wenn uns ein Lehrer sieht."
Eves Atem hatte sich beschleunigt und ihre Stimme zitterte. Draco gefiel es wie er ihr die Sinne raubte.
„Ach scheiß auf die Lehrer."
Dracos eine Hand wanderte auf ihren Busen und seine andere legte er auf ihren wohlgeformten Hintern und zog sie fest an sich, ihren Mund schloss er wieder mit einem Kuss.
„Wir werden...zu spät...kommen."
„Versuchst du mich loszuwerden?" Draco grinste Evi süffisant an. Evi biss sich auf die Lippen.
„Nein, aber wenn du nicht gleich aufhörst dann kann ich mich nicht mehr beherrschen."
Dracos Grinsen wurde breiter. Er zog sie noch einmal in seine Arme und küsste sie.
„Ich liebe dich.", flüsterte er ihr ins Ohr, bevor er sie auf dem Gang stehen ließ und zum Unterricht eilte.
Eve sah auf die Uhr. Sie hatte noch zehn Minuten bevor der Unterricht begann. Eve holte das Buch „Geheimnisse von Hogwarts" heraus und suchte auf einer der Karten den schnellsten Weg zum Turm heraus. Sie hatte nicht bemerkt dass jemand um die Ecke gebogen war und jetzt vor ihr stand. Dementsprechend erschrak sie als sie angesprochen wurde.
„Evelyn, kann ich dich kurz sprechen?", es war Blaise. Er sah sie von oben herab an, was Eve überhaupt nicht leiden konnte.
„Klar, aber nur kurz der Unterricht beginnt bald."
„Ich brauche nicht lange."
Eve sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Also, was kann ich für dich tun?"
„Halte dich von Draco fern."
Eve atmete schnaubend aus.
„Ich wüsste nicht was dich das angeht mit wem ich meine Zeit verbringe."
„Du verstehst das nicht, stimmt's? Für dich ist er nur ein gut aussehender Junge, aber er ist viel mehr als das. Er kommt aus Slytherin, du aus Griffindore, zwischen euch liegen Welten. Außerdem ist er ein Malfoy, er könnte ganz schöne Schwierigkeiten bekommen, wenn die falschen Leute herausfinden dass ihr beide ein Paar seid. Es ist gefährlich."
Evelyn war verwundert und verwirrt von dem was Blaise gesagt hatte.
„Was meinst du damit?"
„Ich wollte dich nur warnen, lass die Finger von ihm. Er könnte sich an dir verbrennen."
Mit diesen Worten war Blaise gegangen und die völlig verwirrte Evelyn blieb im Gang stehen. Sie brauchte ein paar Sekunden bis sie sich wieder gefasst hatte und sich auf den Weg zum Turmzimmer machte. Als sie die Leiter hinaufstieg hatte es bereits geläutet.
Evelyn betrat das stickige Turmzimmer indem Prof. Trelawney bereits herumschwebte und Glaskugeln austeilte.
„Sie sind zu spät Miss Enedwaith.", sagte sie mit ihrer rauchigen Stimme, „Aber das war mir schon vorher bewusst."
Ron flüsterte Harry ins Ohr: „Sie hat es in ihrer Glaskugel gesehen." Worauf dieser zu kichern begann. Eve setzte sich zu ihnen.
Als jeder eine Kugel vor sich stehen hatte begann Trelawney mit ihrer äsoterischen Stimme zu sprechen. „Wir wiederholen heute noch einmal das lesen aus der Glaskugel. Bitte betrachten sie ihre Kugel und schreiben sie auf was sie sehen, dann schlagen sie in ihrem Buch nach und versuchen es zu deuten."
Evelyn hatte eigentlich noch nie versucht aus einer Glaskugel zu lesen. Sie hatte Unmengen von Büchern über Traumdeutung und Zukunftsdeutung gelesen, allerdings hatte sie ihr Wissen noch kaum angewandt. Ihr waren die Aussagen immer zu wage gewesen.
Sie betrachtete den Dampf in ihrer Kugel. Als sie die Kugel berührte bewegte sich der Dampf immer schneller er bekam mehr Schatten und Eve hatte das Gefühl sie sah eine Gestalt. Es war eine weibliche Gestalt. Über ihr war ein dunkler Schatten der sich auf sie senkte. Bevor er ihren Kopf berührte teilte sich die Gestalt und es entstanden zwei aus ihr. Auf eine senkte sich nun der Schatten und ließ sie immer dunkler werden, bis die Gestalt auch nur mehr ein Schatten war. Die andere blieb hell und weiß.
Dann verschwanden beide Gestalten und der Rauch kam zur Ruhe. Evelyn schrieb in Stichworten auf was sie gesehen hatte. Sie war gerade mit der Deutung beschäftigt als Prof. Trelawney zu ihr herüberschwebte. Sie starrte auf Evelyns Block und stieß einen schwachen Schrei aus. Alle Schüler richteten ihre Blicke auf sie.
„Das haben sie gesehen?"
Evelyn nickte. Sie war über die Reaktion ihrer Lehrerin so erschrocken dass ihr die Sprache fehlte.
„Weißt du was das bedeutet, mein Kind?"
Evelyn schüttelte den Kopf.
Prof. Trelawney begann mit ihrer rauchigen Stimme zu sprechen.
„Die weibliche Gestalt bist du über dir schwebt der Schatten des Todes. Die dunkle Gestalt bedeutet dass du bald sterben wirst, aber keine Sorge mein Kind, die helle Gestalt bedeutet dass du in den Himmel kommen wirst."
„Beruhigend zu wissen.", sagte Eve.
Als Prof. Trelawney weiter durch den Raum ging beugte Harry sich zu Eve.
„Mir hat sie schon im ersten Jahr einen grausamen und baldigen Tod versprochen, aber wie du siehst lebe ich noch immer."
Eve lächelte.
Evelyn saß schon seit einer Stunde alleine in der Bibliothek. Sie hatte mindestens 50 Bücher rund um sich aufgeschlagen. Sie besetzte schon drei Tische und immer wieder lief sie zu einem Regal um ein weiteres Buch herauszunehmen.
Malfoy betrat die Bibliothek und setzte sich zu Eve. Er sah sie verwundert an, aber sie hatte ihn noch nicht bemerkt.
„Hi Eve."
„Hi Draco."
Evelyn blätterte weiterhin in einem Buch. Auf einer Seite blieb sie stehen.
„Endlich.", sie fing einen Block heraus der unter zwei weiteren Büchern begraben war und kritzelte ein paar Zeilen darauf. Sie lächelte und blickte auf. Sie sah Draco an als hätte sie erst jetzt bemerkt dass sie nicht vollkommen alleine war.
„Hi Draco.", sagte sie und strahlte ihn an.
„Ja, das hatten wir schon. Was machst du hier?"
„Oh", Evelyn blickte sich um, ihr fiel erst jetzt auf wie viele Bücher sie rund um sich liegen hatte, „ich hab nur ein paar Fakten geprüft."
„Ah, na ja, das erklärt natürlich alles."
Draco nahm ein Buch und las den Titel. „Zukunftsdeutung im Wandel der Zeit", stand in großen Lettern über den Einband geschrieben.
„Willst du etwas über deine Zukunft erfahren?", fragte Draco erstaunt. Er hatte Evi immer für eine vernünftige Frau gehalten die sich nicht mit solchem Schwachsinn abgab.
„Nicht direkt, heute in Wahrsagen habe ich etwas in meiner Glaskugel gesehen, und ich will wissen was es zu bedeuten hat."
„Und weißt du es jetzt?"
„Na ja, die Kunst des Wahrsagens ist sehr wage. Es kann sich alles immer verändern, weil die Zukunft mit so vielen Entscheidungen zusammenhängt. Aber ich hab so gut es ging das gedeutet was ich gesehen habe."
„Komm Eve, machs nicht so spannend. Was hast du in deiner Glaskugel gesehen.", auf Dracos Tonfall zu schließen nahm er sie nicht ernst.
„Ich hab in meiner Glaskugel eine Frau gesehen über der ein dunkler Schatten schwebt. Also die Frau bin ich bzw. die Welt."
„Was meinst du mit ich und die Welt.", sagte Draco und begann zu lachen.
„Du nimmst das überhaupt nicht ernst. Aber mir ist es wichtig.", sagte Eve gekränkt.
„Tut mir Leid, erzähl es mir, ich verspreche ich werd dich nicht mehr unterbrechen."
„Okay, also die weibliche Gestalt hat zweierlei Bedeutung. Sie bedeutet dass ich vom Bösen überschattet bin genauso wie die Welt. Dann hat sich die Frau geteilt und es waren plötzlich zwei gleiche Frauen. Das bedeutet für die Welt, dass sie im Wandel ist und für mich dass ich eine Entscheidung zu fällen habe. Danach hat sich der Schatten auf eine der Frauen gelegt und die Frau wurde selbst zum Schatten die andere blieb weiß. Das bedeutet wenn ich mich für das Falsche entscheide wird die Welt dunkle Zeiten erleben. Aber irgendwie gibt das keinen Sinn für mich."
Draco dachte kurz nach. Vorher hatte er all das witzig gefunden, aber jetzt war ihm nicht mehr nach lachen zumute.
„Für mich gibt das Sinn. Der dunkle Lord will dich. Wenn du dich für ihn entscheidest dann werden dunkle Zeiten auf die Welt zukommen."
„Das habe ich mir auch schon gedacht, aber es ergibt keinen Sinn, weil ich meine Entscheidung schon getroffen habe. Ich will gegen Voldemort und nicht für ihn kämpfen."
Draco war bei seinem Namen kurz zusammengezuckt. Sie wusste nicht wie stark die Überredungskünste des dunklen Lords sein konnten.
Eve saß mit ihren Freunden im Gemeinschaftsraum. Wie immer machten die drei Hausaufgaben während sie las. Ron hatte schon drei Mal versucht Eve zu überreden von ihr abschreiben zu dürfen, aber Hermine hatte es, wie immer, nicht erlaubt.
Eve warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie stand auf ging zum Portraitloch hinaus und kam eine Minute später wieder zurück. Sie wünschte ihren Freunden eine gute Nacht und stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf.
Ron sah Hermine verwundert an.
„Sag mal, hast du eine Ahnung warum sie das grade gemacht hat?"
Hermine blickte von ihren Hausaufgaben für Snape auf und lächelte wissend. Sie zuckte die Schultern und widmete sich wieder ihrem Aufsatz.
„Ach komm schon Hermine, sag mir einfach was das eben war."
„Okay, aber du musst mir versprechen, dass du mindestens eine Woche nicht mehr versuchst von Evelyn oder mir abzuschreiben."
„Das ist unfair!", protestierte Ron. Aber Hermine sah ihn nur herausfordernd an.
„Okay, ich werde eine Woche meine Hausaufgaben alleine machen.", maulte Ron.
Hermine hatte gewonnen. Sie kostete noch einen Moment ihren Triumph aus dann sagte sie Ron was er wissen wollte.
„Das dir das nicht klar ist. Aber gut, Eve hat Draco geholt."
„Sie hat was getan?", fragte Ron mit weit aufgerissenen Augen.
„Aber wie soll er in den Mädchenschlafsaal kommen, Jungs dürfen da nicht hoch.", schaltete sich Harry ein.
Hermine nickte. „Ich weiß, aber es gibt Mittel und Wege auch diesen Mechanismus außer Kraft zu setzten."
„Aber wir hätten ihn doch gesehen oder hat Eve auch einen Tarnumhang?"
„Es gibt auch andere Zauber um sich unsichtbar zu machen.", sagte Hermine und beugte sich wieder über ihren Aufsatz.
Ron hasste es wenn sie etwas wusste und es ihm nicht sagte. Er blickte kurz zu Harry der auf das leere Blatt Pergament starrte das vor ihm lag. Irgendwie hatte Ron das Gefühl dass Harry etwas anderes im Kopf hatte als seine Hausaufgaben.
Eve schmiegte sich ganz nah an Dracos Körper und schlief erschöpft ein. Plötzlich war sie wieder in diesem Kerker. Am anderen Ende stand auch wieder dieser Mann. Evelyn ging sofort auf ihn zu. Sie wollte endlich wissen wer er eigentlich war.
„Wer sind sie?", fragte Evi ohne Umschweife. Der Mann lachte.
„Du kommst schnell auf den Punkt."
„Warum sind sie in meinem Traum? Das ist doch ein Traum oder?"
Der Mann nickte und wies wieder auf die Stühle die aus dem Nichts auftauchten. Evelyn setzte sich.
„Du fragst wer ich bin und warum ich hier bin. Ich will dir die Wahrheit erzählen. Über dich. Über deine Eltern. Über ihren Tod. Die Wahrheit über die Vergangenheit."
„Sind sie echt oder nur ein Produkt meiner Fantasie?"
„Ich bin echt."
„Warum treffen wir uns dann hier und nicht in der realen Welt?"
„Du gehst zur Schule und als ich in Hogwarts war, gefiel es den Lehrern nicht wenn wir uns heimlich rausschlichen."
Der Mann hatte ihr noch immer nicht sein Gesicht gezeigt, es lag noch immer hinter dem Schatten seiner Kapuze verborgen.
„Warum soll ich ihnen glauben?"
„Du musst mir nicht glauben, aber ich spreche die Wahrheit es ist deine Entscheidung ob du sie hören willst."
Evelyn überlegte. Sie hatte nicht gerade ein gutes Gefühl bei der Sache aber sie hatte irgendwie das Gefühl sie sollte ihm vertrauen, weil er die Wahrheit sprach.
Evelyn nickte.
„Ich will die Wahrheit wissen. Sie haben gesagt der dunkle Lord hat meine Eltern nicht ermordet. Wer dann?"
„Deine Mutter wurde von ihrem eigenen Ehemann ermordet. Der Mörder deiner Mutter war Gregory."
Evelyn schüttelte den Kopf. Das konnte und wollte sie nicht glauben. Ihr Vater konnte einfach kein Mörder sein.
„Beruhige dich!", ermahnte der Mann, „sonst verlierst du die Verbindung wie gestern."
Eve atmete tief ein.
„Warum hätte er das tun sollen? Er hat meine Mutter geliebt."
„Eifersucht. Deine Mutter war eigentlich in einen anderen Mann verliebt. Und ihr Kind war nicht von ihm sondern von dem anderen."
„Sie wollen sagen, Gregory war nicht mein Vater und deshalb hat er meine Mutter ermordet?"
Der Mann nickte. Eve wurde schlecht. Sie hatte immer gedacht dass ihre Eltern im Kampf gegen das Böse gestorben waren. Sie war wütend. Warum hatte Dipps sie belogen?
„Aber warum hat meine Mutter dann Gregory geheiratet und nicht...?"
„Der Mann hieß Tom Riddle. Aus Angst. Tom war ein Draufgänger, sie hatte Angst dass er ihr nicht treu sein würde und sie mit dem Baby sitzen lässt. Also hat sie Gregory zum Mann genommen, obwohl sie ihn nur als Freund liebte."
„Ich kann dass einfach nicht glauben.", Evelyn hatte das Gesicht in die Hände gestützt. Konnte das wirklich die Wahrheit sein oder war all das nur ein seltsamer Traum? Mehr als dass sie es sah spürte sie wie wieder alles begann sich zu drehen. Der Kerker löste sich in einen Strudel aus Farben auf und als Eve die Augen aufschlug sah sie in das besorgte Gesicht von Draco.
„Eve was ist los mit dir?", seine Augen weiteten sich vor Schreck und er zeigte auf ihre Stirn, „was zum Teufel...Evi das ist das dunkle..."
Eve griff sich instinktiv auf die schmerzende Stirn. Draco hatte Licht gemacht und als Evi ihre Hände betrachtete sah sie noch kurz die Zeichen in den Innenflächen aufglühen bevor sie schließlich verschwanden. Draco saß ihr schreckensbleich gegenüber.
„Was war das?"
„Ich weiß es nicht.", hauchte Evelyn. Sie fühlte sich müder als sie war bevor sie zu Bett ging.
„Du musst das Dumbledore erzählen."
„Das habe ich schon. Ich weiß auch nicht was es ist. Aber es wird sicher wieder aufhören."
Draco sah sie immer noch besorgt an.
„Komm es ist spät lass uns weiterschlafen.", sagte Eve und ließ sich wieder in ihre Kissen fallen. Sie war nicht müde, aber sie wollte das Draco schlief. Als sein Atem langsam wieder ruhig wurde und sie sich sicher war dass er fest schlief befreite sie sich vorsichtig aus seiner Umarmung und stand auf. Im dunkeln zog sie sich an nahm ein kleines Buch und ging hinunter in den Gemeinschaftsraum.
Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war zwei Uhr Nachts. Sie zauberte mit einem Schwung ihres Zauberstabes eine kuschelige Decke und setzte sich vor den Kamin. Eve schlug „Geheimnisse von Hogwarts" auf und blätterte ein wenig herum. Bei der Überschrift „der Raum der Wünsche" hielt sie inne.
Sie las den Absatz der dazu verfasst war. Genau das wollte sie jetzt. Ein Raum der genauso war wie sie sich das vorstellte. Eve sprang auf und verließ mit schnellen Schritten den Gemeinschaftsraum. Während sie ging wurde sie unsichtbar. Mittlerweile konnte sie das auch ohne ihren Zauberstab relativ gut.
Als sie in dem Gang angekommen war in dem der Raum sein sollte ging sie drei mal auf und ab. Die Tür erschien wie sie es im Buch gelesen hatte. Sie öffnete die Tür und trat ein. Der Raum war riesig and den Wänden waren überall Türen, der Boden war schwarz und so glatt dass man sich darin spiegelte, an den Wänden waren überall Fackeln angebracht und an einer Wand waren Schwerter, Speere und andere Waffen angebracht.
Evelyn trat in die Mitte des Raumes, plötzlich gingen alle Türen auf und in Mäntel gehüllte Gestalten traten hervor. Eine Gestalt löste sich von den anderen und trat vor. Sie begann mit einer blechernen Stimme zu sprechen.
„Wir sind die Krieger. Kämpfe gegen uns!"
Dann griff er Eve mit einem Zauber an. Sie war unvorbereitet und der Zauber traf sie in den Magen. Sie wurde nach hinten geschleudert. Als sie auf dem Boden auftraf fiel sie allerdings nicht hart, sie landete so weich als hätte sie sich in ihr Bett fallen lassen. Auch der Zauber der sie getroffen hatte tat nicht weh. Genauso hatte sie sich diesen Raum gewünscht. So konnte sie für einen Kampf trainieren ohne sich zu verletzten.
Die Krieger griffen wieder an als Eve auf den Beinen war, aber diesmal war sie darauf vorbereitet. Sie wehrte drei Flüche ab und duckte sich vor einem weitern der sie beinahe in den Rücken getroffen hatte. Die nächsten drei Stunden wich sie Flüchen aus und schleuderte Krieger durch den Raum.
Wenn sie Voldemort wirklich entgegen treten wollte dann musste sie kämpfen können. Die Male mussten von ihm stammen. Es geschah immer wenn sie schlief. Aber ohne Schlaf konnte sie auch nicht auskommen.
Eve duckte sich als einer der Krieger einen Fluch auf ihren Kopf geschleudert hatte. Dann rief sie „Stopp!", alle Krieger blieben augenblicklich stehen. Evelyn machte eine Verbeugung die sie aus einem alten Kung Fu Film kannte, die Krieger taten es ihr gleich und verließen den Raum durch die Türen aus denen sie gekommen waren.
Evelyn ging wieder in den Gemeinschaftsraum zurück. Als sie auf ihre Uhr sah musste sie feststellen dass es mittlerweile fünf Uhr früh war. Sie betrat müde ihr Zimmer. Draco stand in nur mit seinen Boxershorts bekleidet neben dem Fenster und starrte hinaus.
„Morgen", sagte Eve zaghaft. Er blickte auf. Seine Mine allerdings blieb hart.
„Wo warst du heute Nacht? Ich hab mir Sorgen gemacht."
„Ich konnte nicht schlafen", sagte Eve entschuldigend.
„Du warst nicht im Gemeinschaftsraum, ich war kurz unten. Wo warst du?", Draco wurde immer wütender.
„Ich...ich bin im Schloss herumgegangen." Eve ging langsam auf ihn zu. Sie wollte ihre Arme um ihn schlingen, aber Draco wich zurück.
„Was ist los mit dir? Ich hab das Gefühl dass du Geheimnisse vor mir hast? Das habe ich nicht verdient Eve. Ich bin auch ehrlich zu dir."
Evelyn setzte sich auf die Fensterbank und legte ihren Kopf in die Hände.
„Ich weiß doch auch nicht was los ist. Ich fühle mich plötzlich so anders. In den letzten Monaten...nein, im letzten halben Jahr ist so viel passiert. Was soll ich denn tun? Ich kenne mich mittlerweile doch selbst nicht mehr."
Evelyn spürte dass Draco sich zu ihr gesetzt hatte er schlang die Arme um sie und nahm sie fest in den Arm. Nur hier, in seiner Umarmung wusste Evi wer sie war. Draco küsste sie sanft auf die Stirn. Heiße Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Lange noch wiegte Draco sie im Arm bis sie aufhörte zu schluchzen und einschlief.
