Kapitel 18
Die Kekse schmeckten herrlich. Winx sah Evelyn glücklich dabei zu wie sie sich noch einen nahm und ihn genussvoll in den Mund steckte. Aufmerksam beobachtete der Hauself sie. Evelyn wirkte glücklich aber in ihren Augen flackerten Sorgen immer wieder auf. Winx wusste dass Eve ihr irgendetwas nicht erzählte. Sie legte die kleine Hand auf Eves und sah sie an.
Hast du Sorgen mein Schatz?
Evelyn schüttelte nur den Kopf. Sie konnte ihr nicht von den Träumen erzählen. Eve war froh dass sie seit sie hier war nicht wiedergekehrt waren. Plötzlich durchfuhr es sie wie ein Blitz. Eine Erinnerung, sie tauchte auf wie Erinnerungen es oftmals tun, ganz plötzlich und ohne Vorwarnung.
„Ich muss in der Bibliothek was nachschlagen.", sagte Eve und stand auf. Winx sah sie besorgt an. Sie nahm die restlichen Kekse, packte sie ein und drückte sie Eve in die Hand.
Aber bleib nicht wieder die ganze Nacht. Wirf auch hin und wieder einen Blick hier rauf. damit zeigte sie auf Eves Armgelenk wo ihre Uhr hing.
Um sechs gibt es Abendessen, sei pünktlich.
Evelyn gab ihr noch einen Kuss und verließ die Küche. Sie war schon ewig nicht mehr in der Bibliothek gewesen. In Dipps Arbeitszimmer holte sie sich ihren Besen. Es war ein Komet Zwei-Neunzig, der Besen folg nicht schlecht, aber als Evi ihre Finger sanft über den Stiel gleiten ließ dachte sie: „Es ist kein Feuerblitz."
Harrys Besen hatte sie schwer beeindruckt. Sie nahm den Komet und ging zu den Treppen auf der Seite war eine breite niedrige Tür. Mann sah sie nur wenn man wusste dass sie da war. Evelyn drückte die Klinke nieder und öffnete sie. Von drinnen kam ihr ein Schwall kalter und etwas muffiger Luft entgegen. „Lumos", sagte Eve laut und ging die Treppen hinunter.
Als sie unten war ging sie über eine Hängebrücke, noch immer wurde alles nur spärlich vom Licht ihres Zauberstabes erhellt. Evelyn liebte den Geruch nach Wissen den die unzähligen Bücher verströmten, sie atmete tief ein und nahm ihre Essenz auf. Als sie ca. in der Mitte der Brücke angelangt war blieb sie stehen. Sie erhob ihren Zauberstab und sprach die Formel. Plötzlich fingen überall Fackeln an zu brennen und erhellten das riesige Gewölbe. Jetzt war die Decke etwa fünf Meter über ihr, als sie hinunter sah konnte sie den Boden allerdings nicht erkennen. Sie konnte auch die Wände des Raumes nicht ausmachen.
Normale Kinder hätten sich hier gefürchtet, aber Evelyn war schon als sechsjährige alleine hier runter gegangen. In der Halle standen riesige Holzsäulen. Jede Säule hatte einen Durchmesser von etwa fünf Meter und in der Halle standen sicher über hundert davon. Sie waren von oben bis unten mit Büchern voll gespickt, rund um sie lief ein Weg und sie waren alle mit Hängebrücken verbunden. Diese Halle war ein Meisterwerk an Zauberei. Dipps hatte Eve erzählt dass es sie schon über tausend Jahre gab und sie ständig gewachsen sei.
Evelyn bestieg ihren Besen und flog im Sturzflug Richtung Boden, es dauerte eine Weile bis er auch erkennbar war. Als sie unten angekommen war flog sie knapp über dem Boden noch gerade aus, bis ein riesiges Buch vor ihr auftauchte. Vor ihm blieb Evelyn stehen. Das Buch war im geschlossenen Zustand etwa fünf Meter hoch und drei Meter breit, es stand beinahe aufrecht auf einem Board. Dieses Buch bildete genau die Mitte der Bibliothek und enthielt jeden Titel der hier zu finden war. Evelyn murmelte Zauberformeln sofort schlug das Buch sich auf und blätterte zu der Seite die sie gesucht hatte. Oben auf der Seite stand in großen Lettern „Handschriften". Eve sah sich die Nummer der Säule an wo sie zu finden waren, ließ das Buch wieder zuschlagen stieg auf den Besen und flog dort hin.
Der Wind zerzauste ihr Haar und als Evelyn vor dem Regal mit der richtigen Nummer abstieg, sah sie aus als wäre sie in den Stromkreislauf gekommen. Evelyn betrat den Rundweg der sich die Säule hinaufschlängelte. Das Buch musste hier irgendwo sein. Als sie langsam hinaufging ließ Eve ihre Finger über die Buchrücken streichen. Sie ging immer höher und höher hinauf. Als Eve schon aufgeben wollte spürte sie plötzlich ein pulsieren in ihren Fingerspitzen. Eve blieb stehen und nahm das Buch aus dem Regal. Es war das, das sie gesucht hatte. Es musste schon furchtbar alt sein, denn der rot gefärbte Ledereinband war schon beträchtlich abgegriffen.
In lateinischer Schrift stand auf dem Umschlag „Anfänge der Zauberei" geschrieben. Evelyn klopfte mit ihrem Zauberstab auf das Geländer, das sich sogleich in einen kleinen Schreibtisch mit Stuhl verwandelte. Seite um Seite blätterte Eve in dem Buch und überflog sie um das zu finden wonach sie so verzweifelt suchte. In diesem Buch waren Zauberer beschrieben, die noch ohne Zauberstäbe ausgekommen waren. Evelyn suchte eine Frau, eine besondere Frau, die etwas mit ihr teilte. Eine Gabe oder einen Fluch.
Gwendolyn Drake. Das war sie. Evelyns Hände begannen zu schwitzen und sie las das Kapitel mit ihr zweimal, dreimal und dann noch einmal. Gwendolyn konnte sich in jedes Beliebige Tier verwandeln, sie konnte die Gedanken der anderen erahnen, sie konnte Dinge bewegen und sie konnte Menschen mit ihrem bloßen Willen heilen aber auch quälen und sogar töten. Sie war die Herrscherin einer Burg und beschützte ihre Bewohner mit ihren Kräften. Sie wusste wenn sie belogen wurde oder wenn jemand etwas vor ihr verheimlichte.
Also war es doch möglich. Es war nur ein Traum, dennoch konnte es die Wahrheit sein oder werden. Evelyn legte den Kopf in den Nacken und die Hände auf ihr Gesicht. Warum lag auf ihren Schultern nur eine so schwere Bürde?
Draco ging in seinem Zimmer auf und ab. Sein Zimmer war genauso wie das ganze Haus groß, luxuriös und kalt. Früher hatte er sein Zimmer sehr gemocht aber jetzt gefiel ihm daran nichts mehr. Draco hasste es jetzt im Hause Malfoy und er hielt es hier kaum noch aus. Draußen begann es gerade zu regnen. Das Wetter passte genau zu seiner Laune.
Draco ließ sich auf sein Bett fallen und fing an seine Gedanken schweifen zu lassen. Sie hatte ihm nicht einmal „Auf Wiedersehen" gesagt. Sie war einfach so schnell wie möglich weg. Vielleicht wollte Evelyn ihn auch nie wieder sehen. Draco schloss die Augen, der Gedanke war einfach viel zu schrecklich als dass er ihn weiterführen wollte.
Ein klopfen an Dracos Fenster ließ ihn aufschrecken. Vor dem Fenster saß eine Eule und klopfte unerbittlich mit dem Schnabel gegen sein Fenster. Draco sprang sofort auf und öffnete es. Mit der Eule drang ein Schwall kalte Luft in das Zimmer und Draco begann zu frösteln. Sie hatte sich mittlerweile auf das Fell vor Dracos Kamin niedergelassen und fuhr mit dem Schnabel durch ihr Gefieder. Draco kniete sich zu ihr und nahm der Eule einen Brief vom Bein, sofort breitete die sie wieder ihre Flügel aus und flog durch das noch immer offen stehende Fenster hinaus in den Regen.
Abschätzig drehte Draco den Umschlag in seiner Hand um. Sein Herz machte einen Salto und ein kribbeln machte sich in seinem Magen breit, denn in Evelyns fein geschlungener Handschrift war sein Name darauf geschrieben. Draco entfaltete den Brief sofort und begann zu lesen.
„Leiber Draco, ich habe lange gebrach, um die richtigen Worte zu finden, denn mein Verhalten in letzter Zeit ist wahrlich schwer zu erklären. Es gibt nicht viel was ich sagen kann, nur zwei Dinge: Es tut mir Leid und ich liebe dich. Ich bitte dich mir zu verzeihen und mir noch eine zweite Chance zu geben.
Evelyn"
Draco las den Brief ein zweites Mal, dann noch ein drittes Mal, immer und immer wieder. Nach einer weile setzte er sich auf den Boden. Plötzlich war er wieder glücklich. Das Leben hatte wieder einen Sinn und die Sonne war wieder in sein Herz zurückgekehrt. Draco hob den Brief an die Nase, das Papier roch nach ihr und er sah sie vor seinem inneren Auge vor sich stehen und lächeln. Draco wollte den Brief schon wieder in den Umschlag zurückstecken als es bemerkte dass noch ein zweiter Zettel darin steckte. Er zog ihn schnell heraus und entfaltete ihn.
Evelyn hatte darauf einen Plan von London gezeichnet, mit einer genauen Beschreibung wie er von der Winkelgasse zu ihrem Haus fand. Sie hatte sogar daran gedacht alles mit der U-Bahn und dergleichen zu erklären. Als Draco den Brief umdrehte bemerkte er noch eine Botschaft auf der Rückseite.
„Du kannst natürlich auch mit Flohpulver kommen. Du musst dich dazu nur ins Feuer stellen und ‚Schnarchsocke' sagen."
Draco wunderte sich ein wenig über die Schnarchsocke aber nach einer halben Minute war er schon daran alle seine Sachen zusammen zu packen.
Evelyn lag in ihrem Bett. Sie hatte gerade von Draco geträumt und versuchte nun krampfhaft wieder einzuschlafen um weiterzuträumen. In ihrem Traum hatte er sie im Arm gehalten und gesagt er würde sie nie wieder gehen lassen. Unten hörte sie das leise klirren von Geschirr und der Duft des Frühstücks bahnte sich seinen Weg zu Eves Nase. Plötzlich hörte Evelyn furchtbaren Krach von unten heraufdringen. Ein poltern, dann Schritte und das klirren von Geschirr. Evelyn war schon aufgesprungen. Zum Glück hatte sie, gestern Abend ihren Zauberstab auf ihr Nachtkästchen gelegt.
Wie ein Berserker lief Evelyn die Treppen hinunter in die Küche, von wo der Lärm gekommen war. Unten stand eine Russbeschmierte Gestalt auf die Winx wie wild Teller und Pfannen warf. Eve kam ihr sofort zu Hilfe erhob ihren Zauberstab und warf die Gestalt mit einem kräftigen „Stupor" gegen die Wand. Die Gestalt blieb keuchend liegen Evelyn feuerte noch ein „Expelliarmus" nach und der Zauberstab ihres Gegners flog direkt in ihre ausgestreckte Hand. Beide Stäbe gegen ihn gerichtet ging Evelyn langsam auf ihn zu.
„Was hast du hier verloren? Rede oder du bekommst noch einen Fluch ab."
Der Fremde sah schwach zu ihr hoch. „Ich dachte dein Empfang würde herzlicher ausfallen.", sagte er und grinste matt.
Erst jetzt bemerkte Evelyn die blonden Haare, die durch den Ruß grau wirkten und auch die stahlgrauen Augen, die aus einem verschmieren Gesicht hochblickten. Schreiend warf Evelyn sich auf ihn. Draco wollte seine Arme abwehrend vor sein Gesicht halten, denn er hatte gedacht sie würde ihm noch einen Fluch auf den Hals jagen. Stattdessen hatte Eve ihre Arme um seinen Hals geschlungen und begann ihn zu küssen.
Draco drückte sie mit einem schmerzvollen Stöhnen weg von sich.
„Tut mir Leid, ich dachte du wolltest Winx was tun.", sagte Eve entschuldigend.
Draco schüttelte den Kopf: „Ach was, Liebe tut weh. Ich werd's überleben."
Draco richtete sich auf und griff sich dabei auf den Brustkorb wo ihn beide Flüche erwischt hatten. Eve stand schnell auf und half ihm hoch. Sie legte sich seine Hand um die Schulter und führte ihn zu einem Stuhl. Winx hielt noch immer eine Pfanne in ihren Händen, bereit bei einer falschen Bewegung des Fremden, sie ihm überzuziehen.
Evelyn holte einstweilen ein Geschirrtuch hielt es kurz unter den Wasserhahn und begann damit Dracos Gesicht vom Ruß zu befreien. Die sanften Berührungen ließen ihn bis in sein Innerstes erschaudern. Als Eve das Geschirrtuch beiseite legen wollte nahm Draco es ihr aus der Hand und wischte damit die schwarzen Flecken aus ihrem Gesicht, die der Kuss hinterlassen hatte. Während der ganzen Zeit hatte Winx sich nicht gerührt erst als Draco in ihre Richtung blickte warf sie plötzlich die Pfanne.
Sie traf ihn direkt an der Stirn und warf ihn vom Stuhl. Evelyn sprang auf und lief zu Winx.
„Was ist los?", schrie sie, „Er ist nicht gefährlich, er ist ein Freund."
Draco hielt seine schmerzende Stirn und zog sich am Küchentisch hoch. Er setzte sich wieder auf den Stuhl und beobachtete den Hauselfen, wie er wild gestikulierte.
„Er wird keinen Ärger machen.", sagte Evelyn laut. Dann schrieb Winx wieder Zeichen in die Luft. Nun begann auch Evelyn damit und beide schienen den anderen gar nicht mehr zu Wort kommen lassen. Sie wurden immer wütender und Winx funkelte Draco finster an.
Evelyn gab auf. Sie machte einen Schritt zurück, lehnte sich gegen die Spüle, legte die Hände vor das Gesicht und Stöhnte.
„Evelyn, was hat sie gesagt?", fragte er zaghaft.
Eve ließ die Hände sinken und sah ihn traurig an. „Sie sagt, sie kennt dich, du bist ein Malfoy und machst nur ärger. Du bist ein Lügner und Betrüger und ich darf dir kein Wort glauben, denn du bist ein...tja,...kein netter Mensch."
„Winx", als Draco das Wort direkt an den Hauselfen richtete zuckte sie kurz zusammen, dann richtete sie sich zu voller Größe auf und sah ihn mit einem „nur-ein-falsches-Wort-und-ich-werf-noch-eine-Bratpfanne-nach-dir-Blick" an. „ich weiß dass mein Vater dich sicher wie Dreck behandelt hat und dafür möchte ich mich entschuldigen. Aber ich möchte dich auch bitten mich nicht nach meinem Vater zu beurteilen. Bitte gib mir die Chance zu beweisen dass ich ein guter Mensch bin."
Winx Gesichtsausdruck wurde ein wenig milder. Mürrisch schrieb sie ein paar Zeichen in die Luft.
„Winx sagt, dass ihr dass mit der Pfanne ein bisschen Leid tut und dass ihr wahrscheinlich jetzt quitt seid." Evelyn lächelte als sie das sagte.
Dann hob sie ihren Zauberstab vom Boden auf und sprach ca. zehn Formeln in einem Atemzug. Als sie sich setzte schwirrten die Töpfe und Pfannen wieder an ihren ursprünglichen Platz, die Teller und Tassen setzten sich wieder zusammen und ein Besen kehrte den Ruß vom Boden.
Evelyn sah sich die Wunde an welche die Pfanne auf Dracos Stirn hinterlassen hat.
„Ich denke du brauchst Verbandszeug und ein Bad.", sagte sie, wobei sie ein Schmunzeln nicht unterdrücken konnte.
Als Eve ihn die Treppe hinaufführte fragte Draco sie: „Warum spricht sie nicht?"
Evelyn seufzte traurig. „Ihr Herr hat ihr die Zunge raus geschnitten damit sie seine Geheimnisse nicht verraten kann."
Draco sah sie nachdenklich an. Als sie im Badezimmer angelangt waren sagte Eve: „Hier hast du alles was du brauchst und dort sind die Handtücher."
Sie wandte sich zum gehen aber Draco hielt sie am Arm zurück.
„Du bleibst nicht?", fragte er grinsend.
„Du hast gerade zwei Flüche und eine Bratpfanne abgekriegt und du willst wirklich dass ich bleibe."
Draco nahm sie in den Arm und nickte. Er sah ihr fest in die Augen und endlich sah er wieder Liebe darin. Nicht Abneigung wie so viele Male zuvor. Evelyn trug ein smaragdgrünes Nachthemd, das auch mit Ruß beschmiert war. Draco streifte ihr die Träger von den Schultern und hinterließ dabei schwarze Spuren auf ihrer Haut. Das Nachthemd fiel zu Boden und er betrachtete Eves Körper.
„Du bist so wunderschön das es wehtut."
Evelyn lächelte: „Bin ich nicht. Dir tut alles weh von meinen Flüchen."
Draco fuhr mit seinen Händen über ihren Rücken und küsste dabei ihren Hals. Eve drückte sich fest an ihn und spürte sein Verlangen. Ein klopfen an der Tür ließ sie auseinander fahren. Eve sah ihn entschuldigend an und sagte sehr laut während sie sich ihr Nachthemd wieder anzog: „Also dann hast du hoffentlich alles was du brauchst, ich werd dann gehen." Sie küsste Draco noch einmal und flüsterte in sein Ohr: „Heute Nacht werden wir nicht gestört."
Dann verließ sie das Bad. Draco hörte Eve draußen noch ärgerlich sagen. „Ja Winx ich weiß das ich ein Bad brauche."
Eve ging frisch geduscht und angezogen in ihrem Zimmer auf und ab. Jetzt war er da. Er war gekommen und war ihr nicht böse. Sie musste mit ihm sprechen, ihm alles erzählen. Aber Eve hatte Angst. Sie hatte Angst, dass er es nicht verstehen würde und ihr nicht vergeben konnte.
Plötzlich klopfte es an der Tür. „Herein", Eves Stimme zitterte. Sie atmete tief durch.
Draco trat ein. Er hatte sich ein Badetuch um die Hüfte geschlungen und lächelte sie an. Zuerst starrte Eve ihn nur an. Draco begann immer breiter zu grinsen.
„Anscheinend gefällt dir was du siehst.", sagte er und lachte. Eve schüttelte den Kopf und deutete auf seinen Koffer der neben der Tür stand.
„Du solltest dich besser anziehen, denn wenn Winx dich hier so findet wird sie wohl mit schwereren Gegenständen nach dir werfen als mit einer Bratpfanne."
Während sich Draco lachend anzog setzte Eve sich auf ihr Bett und betrachtete ihn. Seine nassen Haare fielen ihm ins Gesicht als er sich bückte und seine Hose hinaufzog. Draco bemerkte ihre Blicke und ging auf sie zu. Evelyn sah zu ihm auf. Draco sah eine unbeschreibliche Traurigkeit in ihren Augen, dessen Grund er nicht kannte. Eve hatte eine Mauer um sich aufgebaut die er weder einreißen noch überwinden konnte. Sie musste ihm die Tür öffnen.
„Das sieht übel aus.", sagte Eve und mit einem Blick auf seine Wunde. Sie stand auf, erhob ihre Hand und bewegte sie knapp über der Wunde, dabei murmelte sie eine Zauberformel. Draco spürte zuerst ein sanftes kribbeln, dann wurde die Wunde plötzlich heiß und als er darauf griff spürte er nur noch etwas verletzliche neue Haut.
„Danke", sagte er verwundert. Dann zog er Eve in seine Arme und begann sie zu küssen.
Tränen rollten über ihr Gesicht und Draco hielt sofort inne. „Was ist, hab ich...", begann er, aber Evelyn schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Nein, aber wir müssen reden."
Draco hatte befürchtet dass sie so etwas sagen würde. Er hatte Angst dass sie ihm jetzt sagen würde sie liebte ihn nicht mehr, dass ihre Worte sie nur noch weiter von ihm entfernten und er sie schließlich verlieren würde.
„Nein, müssen wir nicht. Lass es uns nicht unnötig kompliziert machen. Ich liebe dich und du liebst mich auch. Also lass uns das nicht mit Worten zerstören."
Wenn es nur so einfach wäre, dachte Eve. Aber sie musste ihm von ihren Träumen erzählen und von Blaise, bevor es zu spät war. Sie war die letzten Wochen perfekt vor ihren Problemen davon gelaufen und hatte nun endlich den Mut gefunden sich ihnen zu stellen. Eve wusste dass sie ehrlich mit ihm sein musste, denn ohne gegenseitiges Vertrauen waren sie wohl schon bald verloren.
„Ist es dir egal warum ich dich in letzter Zeit wie Dreck behandelt habe? Warum ich dich von mir gestoßen habe? Draco ich will ehrlich sein mit dir.", sagte Eve mit erneuten Tränen in den Augen.
Draco nickte. Er ließ sich auf das Bett fallen. „Dann schieß mal los."
Eve ging zum Fenster und sah hinaus, wo sollte sie nur anfangen?
„Ich hatte in letzter Zeit immer wieder denselben Traum. Ich stehe in einem Kerker und rede mit einem Mann. Er erzählt mir von meinen Eltern und von Dingen die ich nie für möglich gehalten hätte..."
„Was für Dinge?", unterbrach Draco sie.
„Er hat mir erzählt dass mein...", Eve atmete tief ein, „mein Va... Vater nicht mein Vater ist sondern jemand anderes. Und dass der Mann den ich immer für meinen Vater hielt...meine Mutter getötet hat...Und er hat mir Dinge gezeigt...ich habe meine Eltern gesehen...wie sie jung waren...meine Mutter liebte jemand anderes...deshalb hat er sie getötet." Eve schluchzte nun so stark dass sie nicht mehr weiter sprechen konnte.
Draco wollte zu ihr gehen aber Eve bedeutete ihm mit einer Geste sitzen zu bleiben. Sie wischte sich erneut die Tränen aus den Augen. Sie wollte ihm jetzt alles erzählen.
„Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl dass diese Träume irgendetwas tief in mir befreit haben. Besser kann ich es nicht sagen. Und dass hat mich verändert, ich habe dich plötzlich nicht mehr geliebt und etwas getan auf dass ich nicht stolz bin. Aber jetzt, seit dem ich hier bin träume ich nicht mehr, ich kann wieder klar sehen und weiß wieder dass ich dich liebe.", abwartend sah Eve Draco an.
„Was hast du getan?", fragte Draco obwohl er wusste dass er die antwort eigentlich nicht hören wollte.
„Blaise"
Dieser Name aus Evelyns Mund traf Draco wie eine Faust in den Bauch.
„Ich hab...geflirtet..."
Draco wollte sagen, dass das nicht so schlimm ist.
„Und ihn...geküsst...und..."
Dracos Atmung hatte sich beschleunigt. Die Vorstellung dass Blaise sie geküsst hatte und vielleicht noch etwas anderes mit ihr getan hatte machte ihn rasend vor Eifersucht.
„Und was? Hast du mit ihm...geschlafen.", fragte Draco ohne Eve anzusehen.
„Nein! Na ja, beinahe.", gab Eve zu.
Draco war aufgesprungen: „Beinahe! Wie kann man mit jemanden beinahe schlafen?"
Der Schmerz, den Eve in seinen Augen sah raubte ihr die Atmung. Er war ihre Welt und mit einem Satz hatte sie vielleicht alles zerstört.
„Ich weiß es nicht", schrie sie ihn verzweifelt an, „ich wollte es und eigentlich wollte ich es nicht, denn ich...Verdammt, ich liebe dich doch."
Diese Worte waren alles was Draco sich in den letzten Wochen und Monaten von Eve gewünscht hatte. Von da an war ihm alles egal, denn nichts war ihm wichtiger als sie nicht zu verlieren.
Draco ging einen Schritt auf sie zu riss, sie in seine Arme und begann sie zu küssen. Der Kuss nahm sie in besitz und knisterte vor unterdrücktem Verlangen, Wut und Eifersucht. Evelyn, weinte weiterhin aber auch Draco rannen nun Tränen über die Wangen. Als er ihren Mund wieder freigab waren beide außer Atem.
„Bitte mach das nie wieder, denn ich kann nicht ohne dich leben. Und ehrlich gesagt will ich das auch gar nicht."
Evelyn lächelte bei seinen Worten. „Heißt dass du bist mir nicht böse?"
Draco schüttelte den Kopf. „Das warst nicht du, dass du selbst gesagt. Tut mir leid dass ich laut geworden bin."
„Ich muss mich entschuldigen."
„Lass uns dass vergessen. Okay."
Evelyn nickte und strich Draco sanft über den Rücken, seine Haut fühlte sich angenehm kühl unter ihren Fingern an.
„Seitdem du hier bist", begann Draco nachdenklich, „hast du diese Träume nicht mehr. Warum in Hogwarts?"
Eve zuckte die Schultern. Sie wusste es nicht, hatte sich aber schon tausendmal diese Frage gestellt.
Draco zog Eve auf das Bett. „Lass uns das für ein paar Minuten vergessen ja?"
Langsam fuhr er mit seiner Hand unter ihr T-Shirt. So lange hatte er sich danach gesehnt wieder ihren Körper zu berühren und dabei das funkeln in ihren Augen zu beobachten. Eve nickte und küsste ihn. Ein klopfen an der Tür ließ beide hochfahren.
„Manchmal hasse ich sie.", flüsterte Eve und lächelte. Sie stand auf und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Mit einem Blick zurück warf Eve Draco ein Shirt aus seinem Koffer zu, dann verließ sie das Zimmer.
